Nun möchte ich noch ein paar Gedanken anhängen, einige kurze Überlegungen. Ich habe oft die Sorge, dass wir vor den Kerzen sitzen und träumen, ohne dass das alles einen Bezug zu unserem Leben hat.
Ich möchte Sie mit einem ziemlich ärgerlichen Beispiel aufrütteln. Meine Frau und ich waren in diesem Jahr einmal unterwegs und stiegen in Bochum aus dem Zug. Als wir in die Unterführung des Bahnhofs kamen, fragten wir uns: Was ist hier passiert?
Plötzlich stürmten Menschenmassen, Polizisten pfiffen mit Trillerpfeifen, Schäferhunde bellten. Während wir uns durch die Menschenmenge schlängelten, sahen wir draußen viele Polizeiwagen mit Blaulicht. Motorradfahrer der Polizei hatten einen großen Bereich abgesperrt und ein Spalier gebildet.
Wir gingen auf einen der jungen Polizisten zu und fragten: Was ist hier los? Ich hatte schon befürchtet, die Republik sei abgeschafft.
Doch der Polizist antwortete nur: „Ach, das ist bei uns immer so, wenn Bochum Fußball spielt. Wir bringen nur die Fans von auswärts zurück zum Bahnhof.“
Wir leben wirklich in einer interessanten Welt, in der wegen eines Fußballspiels ein derartiges Aufgebot nötig ist. Man hört die Fans hupen, mit Ketten schwingen, brüllen, toben und Sprechchöre machen: „Achtung, wir kommen!“
Die Welt im Aufruhr und ihre lauten Rufe
Und dieser Schrei geht durch die Weltgeschichte: „Wir kommen!“ Das sind ja nicht bloß Fußballfans, die so tun. Ich habe nichts gegen Fußball, ich interessiere mich dafür.
Jetzt meint jemand, ich wollte ihn hier verwunden. Aber wir hören, wie durch die Weltgeschichte Bewegungen rufen: „Wir kommen!“ Nationalistische Bewegungen, sozialistische Bewegungen – sie alle sagen, sie verändern die Welt.
Wie viele Menschen sind heute gebannt von den großen Umsturzbewegungen unserer Zeit. Und Sie denken: Mensch, was feiert ihr hier in eurer Kirche? Das verändert doch nicht die Welt. Das ist ja nur wie so ein Traum, den er besingt in euren Liedern.
Die stille Ankunft Jesu im Alltag
Lassen Sie mich jetzt einige Anmerkungen machen. Das Wichtigste geschieht ganz still. Lassen Sie sich Ihren Blick nicht davon ablenken.
Jesus kommt ganz still in Ihr Leben, ganz still! Es gibt keine großen Bewegungen unserer Zeit. Lassen Sie sich nicht durcheinanderbringen. Das sind nur die Bewegungen der Menschen, die am Ende gar nichts verändern. Es war ja nur ein Spiel, bei dem die großen Massen zusammenströmen.
Die Bibel hat das so festgelegt und immer wieder unterstrichen: Es geht ganz alltäglich zu, gar nichts Besonderes ereignet sich. Jesus kommt zu einem Menschen, und er ist der Herr aller Herren, der König aller Könige.
Sind Sie sich bewusst, was in diesen Adventstagen geschieht? Jesus Christus will in Ihrem Leben bestimmen. Er will in Ihr Leben eintreten, wenn Sie zurückkommen in Ihre kleine Wohnung, wenn die häuslichen Sorgen wieder vor Ihnen stehen.
Wenn Jesus kommt, wenn Sie das große Brüllende hören: "Wir kommen", dann stellen Sie daneben: Er kommt. Wenn in Ihrem Leben die großen Sorgen anmarschieren, Berge, die Sie nicht übersteigen können, wenn die Ängste um Sie sind, dann will Jesus bei Ihnen einkehren. Er kommt als der König und als der Herr.
Ewiger Lobpreis und die persönliche Begegnung mit Gott
Während wir hier still sitzen und unsere Lieder singen, singen dort tausendmal tausend Engel vor dem Thron Gottes ihr ewiges Loblied. Wenn wir uns vorher hier versammelt haben, dann war dies nur ein erstes Einstimmen in die ewigen Chöre, die jetzt unserem Herrn Sohn ihr Loblied singen.
Für viele von uns ist es gar nicht weit, bis wir auch vor dem Thron Gottes stehen. Es ist wichtig zu wissen, dass wir alle einmal dort sein werden, vor dem König aller Könige und dem Herrn aller Herren. Er kommt heute zu uns und will unser Leben neu machen.
Man fragt sich oft, warum Jesus seine Herrlichkeit, seine Größe und seine Majestät verhüllt. Er wird sie am letzten Tag, bei seiner Wiederkunft und wenn er Gericht hält, nicht mehr verhüllen. Dann werden die Menschen erzittern, wenn sie ihn sehen, und vor seiner Macht erschrecken.
Doch heute kommt Jesus still. Die Menschen wissen, warum. Er will sichtbar machen, dass das Große oft in den alltäglichen Dingen des Lebens geschieht.
Die Heiligung des Alltags durch Jesus
Ich möchte immer wieder davon ablenken, auch in Glaubensdingen, von den großen, spektakulären Dingen, die die Menschen mit ihrem Blick anziehen.
Jesus hat das irdische, menschliche Leben geheiligt. Er will dies auch bei Ihnen erneut tun, damit Ihr Leben in dieser zerbrochenen Welt wieder das werden kann, was Gott ursprünglich wollte: Gottes Ebenbild.
Jesus kann Ihr Leben verändern. Er kann das, was zerbrochen ist, neu machen. Er kann Ihr Herz heilen, Ihnen ein neues Gefühl geben und Liebe schenken. So können Sie diese Liebe im heutigen Zusammenleben mit Ihren Freunden, in Ihrer Familie, in Ihrem Haus und an Ihrem Arbeitsplatz zeigen – in Ihrem täglichen Beruf.
Jesus hat diese Welt genutzt, in der er wirkte, und hat Gott zur Ehre gelebt. "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden."
Man kann nur sagen: Komm, oh mein Heiland, Jesus Christus, komm zu mir! Komm in mein irdisches Leben hinein und mache alles neu.
Die befreiende Kraft der Begegnung mit Jesus
Das ist für mich befreiend: Er verändert das Leben und räumt den Schutt und den Schmutz weg.
Ich bin jedes Mal neu überwältigt. Ich hoffe, dass Sie heute Abend ebenfalls überwältigt sind von diesem Singen und Spielen, von der Freude, die einkehrt, wenn Jesus in unser Herz Einzug hält.
Komm zu mir, Herr. Bring deine Freude mit und mach aus mir und dem Jammer meines Lebens etwas Neues – Gott zur Ehre.
Ich nehme dich beim Wort und sage Ja zu dir. Komm zu mir und mach mein Leben neu.
Gebet um Erneuerung und Frieden
Wir wollen beten und erheben uns. Herr Jesus Christus, heute öffnen wir dir unser Leben. Du siehst, wie unheilig und verkehrt wir es führen. Es ist ein sehr zerbrechliches, krankes und vergängliches Leben.
Aber komm zu uns und mach daraus etwas für deine Ewigkeit. Wenn du zu uns kommst, wird alles verändert und neu.
Wir bringen dir jetzt auch das, was uns bedrückt, was uns Not macht und niederdrückt: die Sorgen, die wir nicht bewältigen können, die Schuld, mit der wir nicht fertig werden, und die Angst vor morgen, die wir nicht überwinden können.
Doch wenn du kommst, ist das Himmelreich schon mitten in der Welt gegenwärtig. Dann breite deinen Glanz in unserem irdischen Leben aus, damit daraus etwas für dich und dein Reich entstehen kann.
Lasst uns nun gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Abschluss und Einladung zum gemeinsamen Singen
Und nun nehmen Sie bitte noch einmal Platz. Dann singen wir dieses Lied von Paul Gerhardt: "Aller Trost und alle Freude."
Paul Gerhardt beschreibt darin, wie unser Leben sich völlig verändert. Er erzählt, wie wir seinen Frieden und seine Bewahrung erfahren. Außerdem zeigt er, wie er auch das Alte wegtut.