Einführung in die praktische Heiligung für Frauen und Männer
Verehrte Ausländer, wir lesen heute Kapitel drei. Wir gehen der Reihe nach vor: Erst Heiligung praktisch für Frauen, dann Heiligung praktisch für Männer – alles ab achtzehn.
Wir beginnen mit dem Kapitel. Ich lese:
„Desgleichen sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen, damit auch die Männer, die nicht an das Wort glauben, durch den Wandel ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden, wenn sie sehen, wie ehrfürchtig und rein ihr lebt.
Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein, mit Haarflechten, goldenen Ketten oder prächtigen Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens, unvergänglich, mit sanftem und stillem Geist. Das ist köstlich, also teuer – so heißt es wörtlich – und das ist kostbar vor Gott.
Denn so haben sich vor Zeiten auch die heiligen Frauen geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und sich ihren Männern unterordneten, wie Sarah Abraham gehorsam war und ihn Herr nannte. Deren Töchter seid ihr geworden, wenn ihr das Gute tut und keinen Schrecken fürchtet.
Desgleichen, ihr Männer, lebt vernünftig mit ihnen zusammen und gebt dem weiblichen Geschlecht als dem Schwächeren Ehre, denn sie sind Miterben der Gnade des Lebens, damit euer gemeinsames Gebet nicht verhindert werde.
Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheldwort mit Scheldwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt.“
(1. Petrus 3)Die Bedeutung der Zunge und das Streben nach Frieden
Denn wer das Leben liebt und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge. Übrigens sind diese Sätze ein direktes Zitat aus Psalm 34. Es wird nicht ausdrücklich gesagt, dass er das so formuliert, aber es entspricht wörtlich Psalm 34.
Wer das Leben liebt und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, damit sie nichts Böses rede, und seine Lippen, damit sie nicht betrügen. Er wende sich vom Bösen ab und tue Gutes. Er suche Frieden und jage ihm nach.
Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet. Das Angesicht des Herrn aber sieht auf die, die Böses tun. Wer ist es, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nachstrebt?
Und wenn ihr auch um der Gerechtigkeit willen leidet, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht. Heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen.
Dieser letzte Satz ist ebenfalls ein Zitat, diesmal aus Jesaja, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht merkt. Wir werden gleich sehen, wie interessant es ist, wie hier die Bibel gelesen, zitiert und in der Predigt verwendet wird.
Vers 15 lautet: Heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist – und das mit Sanftmut und Ehrfurcht.
Habt ein gutes Gewissen, damit diejenigen, die euch verleumden, zu Schanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, um guter Taten willen zu leiden, als um böser Taten willen.
Christus als Vorbild im Leiden und der Rettungstat
Denn auch Christus – und jetzt folgt der Abschnitt, der sich immer wiederholt – wird von Petrus ermahnt. Er sagt Dinge, die sehr konkret ins Leben hineinwirken. Dann, als ob er sich sagen wollte: „Ich habe jetzt zu viel Moral gepredigt, jetzt müssen sie wieder Jesus sehen“, folgt wieder ein Abschnitt, in dem Jesus vor Augen gestellt wird.
Aufsehen! Übrigens ist das ein Prinzip, das man in der Bibel häufig findet. Im Hebräerbrief zum Beispiel steht der Satz: „Aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ In den Briefen, in denen die Apostel besonders Gemeinden ermahnen und ermutigen – gerade solche Gemeinden, die sich in schwierigen Situationen befinden, die müde geworden sind oder auf falsche Wege zu kommen drohen –, heißt es immer: Auf Jesus schauen!
Die größten Christustexte und Christushymnen finden sich in diesen Briefen. So ist es jetzt auch wieder.
Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führe. Er wurde getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. Im Geist ist er auch hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis gepredigt, die einst ungehorsam waren, als Gott in Geduld ausharrte zur Zeit Noachs, als die Arche gebaut wurde. In der Arche wurden wenige, nämlich acht Seelen, durch das Wasser hindurch gerettet.
Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet. Denn in ihr wird nicht der Schmutz vom Leib abgewaschen, sondern wir bitten Gott um ein gutes Gewissen durch die Auferstehung Jesu Christi. Er ist zur Rechten Gottes aufgefahren gen Himmel, und ihm sind untertan die Engel, die Gewalten und die Mächte.
Heiligung praktisch für Frauen: Die Rolle in der Ehe und kultureller Kontext
Der erste Punkt betrifft die praktische Heiligung für Frauen. Da ich persönlich wenig über Frauen verstehe, habe ich mir beim Bibellesen eine Regel auferlegt: Es gibt ja in verschiedenen Briefen, zum Beispiel im Kolosserbrief, sogenannte Haustafeln, die beschreiben, was Frauen und Männer tun sollen. Meine Lebensregel ist geworden, mich vor allem mit dem zu beschäftigen, was die Heilige Schrift zum Verhalten der Männer sagt. Dadurch habe ich keine Zeit, über die Bibelstellen nachzudenken, die sich auf Frauen beziehen. Frauen sollen selbst sehen, wie sie damit zurechtkommen. Warum sollte ich ihre Arbeit übernehmen? Das können sie gut selbst erledigen.
Vor allem muss man immer wieder betonen: Alles, was hier geschrieben steht, gilt unter der Voraussetzung, dass ihr Fremde und Pilger seid. Ihr seid nicht zu Hause, wo ihr lebt. Deshalb wundert euch erstens nicht, wenn andere euch etwas schräg finden und das spüren lassen. Ihr solltet aber auch wissen, dass sich eure Lebensweise deutlich von dem unterscheidet, was in eurer Umgebung normal ist.
Man muss immer fragen, besonders bei den Worten zur Rolle von Männern und Frauen: Sie wurden in eine Zeit hineingeschrieben, in der es ganz bestimmte Erwartungen und Normalitäten gab – so wie es sie heute auch gibt. Das Evangelium wird immer in eine bestimmte kulturelle und soziale Situation hinein verkündet. Dabei gibt es Situationen, in denen das Evangelium kulturelle Lebensweisen bestätigt und sagt: Okay, das liegt schon in die richtige Richtung. Aber in jeder Kultur und in jedem sozialen Umfeld gibt es auch Dinge, die dem Evangelium widersprechen und wo ein Veränderungsprozess nötig ist und einsetzt. Der Ansatz ist immer die konkrete, besondere Situation.
Petrus schreibt hier nicht, wie das Verhältnis von Mann und Frau idealtypisch sein sollte. Er geht vielmehr davon aus, wie das Verhältnis damals in dem Bereich der heutigen Türkei war. Was war damals normal? Was galt zwischen Männern und Frauen? In diese Situation hinein spricht er das Evangelium und unterstreicht das, was den Unterschied ausmacht zu dem, was die Menschen sowieso schon wussten und lebten.
Damals war die Mehrheitsgesellschaft so geprägt, dass Frauen kaum Bedeutung hatten – es sei denn, sie waren Prostituierte, sogenannte Hetären. Diese griechische Kultur hatte großen Einfluss auf die Region, die wir heute Türkei nennen. Sie war der Hotspot des Hellenismus. Die Kultur war sehr ausgeprägt – Pergament, Altar und Ähnliches standen dort. Frauen hatten prominente Rechte in der Gesellschaft, wenn sie Prostituierte waren. Die „normale“ Frau dagegen hatte kaum Rechte. Der Mann war alles, die Frau war für Küche und Kinder zuständig. Sie war in der Regel nicht einmal für sexuelle Vergnügungen da. Männer suchten sich diese andernorts oder betätigten sich homosexuell, weil ihnen das mehr Spaß machte. Das war die kulturelle Realität, die als selbstverständlich galt.
Deshalb war die Botschaft des Evangeliums eine Revolution. Es wurde verkündet, dass Christus gestorben ist und es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Wir sind alle in ihm eins. Männer haben nichts voraus, sie sind Sünder und verloren. Sie brauchen Vergebung und Begnadigung. Nur so erhalten sie die Ehre, Kinder Gottes zu sein. Frauen haben alle die Würde, Ebenbild Gottes zu sein. Dort, wo sie Gott vergessen haben und eigene Wege gingen, werden sie zurückgeliebt und sind Kinder Gottes. Das ist das Evangelium.
Viele hatten Schwierigkeiten, das zu glauben, weil es ein so großer Widerspruch war zu der Art, wie Männer Frauen sahen und wie Frauen sich selbst einschätzten. Nun geschah es natürlich, dass Frauen zum Glauben kamen. Sie waren verheiratet – damals wurde man in der Regel verheiratet. Ich glaube, das ist heute noch in mindestens der Hälfte der Weltbevölkerung der Fall. Wer darüber die Nase rümpft und sagt, das sei völlig abwegig, dem antworte ich: Die Statistik zeigt, dass unsere westliche Liebesheirat nicht unbedingt eine höhere Erfolgsquote hat, wenn man die Scheidungsraten betrachtet.
Viele Menschen trauen sich heute gar nicht mehr zu heiraten, weil sie sagen: Warum sollte ich solche Schwüre abgeben, wenn ich sie nicht halten kann oder will, wenn es doch schief geht? Die Frauen wurden also verheiratet und fanden sich in einer oft elenden Situation wieder – und das wird hier beschrieben: Du bist verheiratet mit einem Mann, der nicht glaubt, der mit Jesus nichts zu tun hat. Er ist der Chef im Haus, und du hast ihm zu gehorchen. Er bestimmt dein Leben.
Es war damals so, dass Frauen in der eigenen Familie dem Vater unterstanden, und wenn sie verheiratet waren, dem Mann. Das war übrigens auch in Deutschland noch nicht so lange anders. Noch vor kurzer Zeit brauchten Frauen die Zustimmung ihres Mannes, wenn sie berufstätig werden wollten. Das ist keine Steinzeitgeschichte, das ist noch gar nicht so lange her. Man vergisst das schnell und denkt, es wäre schon immer so gewesen, wie es heute ist.
Gehen wir also von der damaligen Situation aus: Frauen kommen zum Glauben, sind mit Männern verheiratet, und Petrus sagt ihnen einfach: Ordnet euch denen unter. Dadurch können auch die, die nicht an das Wort glauben, durch den Wandel ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden.
Ist die Ehe eigentlich ein Missionsfeld? Nein. Wer als Christ vorsätzlich einen Nichtchristen heiratet, um ihn zum Glauben zu bringen, sollte bestraft werden. Liebe heißt, ich nehme dich an, wie du bist, und nicht, wie ich dich haben oder formen möchte. Das ist der Tod für jede Beziehung und jede Ehe. Wenn ich den Menschen nicht so liebe, wie er ist, sondern nur als Projektion meiner Wunschvorstellung, dann wird das nicht funktionieren.
Interessanterweise sagt Petrus hier sehr weise, dass dies das einzige Missionsfeld ist, auf dem man ohne Worte missioniert. Das ist die Chance von Frauen, die mit Nichtchristen verheiratet sind. Ich erlebe das auch. Klar, es ist immer töricht, wenn Christen sich aus emotionaler Schwäche auf Nichtchristen einlassen und sie heiraten. Wie soll man ein Leben gemeinsam bewältigen, wenn man die innersten Kraftquellen nicht teilt? Der eine hält das Beten für das Wichtigste, der andere für eine Illusion. Jedes Eheleben bringt enorme Herausforderungen und Belastungen mit sich. Ehen, die nicht aus gemeinsamen Quellen schöpfen können, sind leicht gefährdet und schnell zerstört. Die Probleme des Lebens sind riesengroß.
Hier ist der letzte Satz besonders entscheidend, deshalb habe ich ihn noch einmal hervorgehoben: Ihr seid, also redet Petrus von Sarah und ihren Formen und Kleidern, ihr müsst alle schauen, was das für die Mode in München bedeutet. Das ist doch sehr interessant, das mal zu bedenken. Schönheit kommt von innen – das ist, glaube ich, immer noch ein überzeugendes Konzept für jedes gute Modedesign. Sarah-Design wäre doch ein Konzept. Vielleicht gibt es junge Damen, die ihr Start-up gerade planen und „Sarah Design“ nennen.
Was heißt das nun, dass ihr „Töchter Sarahs“ geworden seid, wenn ihr das Gute tut und keinen Schrecken fürchtet? Was spielt der Terror hier für eine Rolle? Natürlich gibt es nirgendwo so viel Terror wie in Ehen. Wenn gottlose Männer von christlichen Frauen Dinge erwarten, die gegen Gottes Gebote, das Leben und das Gewissen verstoßen, dann ist das Terror für die Frau.
Petrus sagt das sehr realistisch. Er wusste, wie es in Ehen zugeht. Wie viel Gewalt, Erniedrigung und unmenschlicher Terror dort passieren. Deshalb sagt er den Frauen, die Jesus folgen: Fürchtet diesen Terror nicht. Ihr seid Töchter Sarahs, ihr gehört zu Jesus, ihr seid erlöst und begnadigt.
So, liebe Schwestern, seht zu, was Petrus daraus macht, fürchtet aber keine Einschüchterung, auch nicht von mir.
Heiligung praktisch für Männer: Vernünftiger Umgang und Verantwortung in der Ehe
Jetzt kommen wir zu den Männern, und da muss man sagen: Petrus ist wenig romantisch. In der alten Lutherbibel war das wenigstens noch auf hilfreiche Weise zweideutig. In der neuen heißt es jetzt dasselbe: „Ja, Männer, lebt vernünftig mit ihnen zusammen und gebt dem weiblichen Geschlecht als dem Schwächeren Ehre.“ Also lebt vernünftig – das ist doch eine sehr verkopfte Eros-Beziehung, oder?
In der alten Lutherbibel hieß es: „Wohnt ihnen bei mit Vernunft.“ Das heißt auf Deutsch: Fallt nicht in Sexgier über eure Frauen her, ohne jedes Gefühl dafür, was eigentlich für die Frau ein Ausdruck der Liebe ist. Sex ist ein so kostbares Geschenk Gottes. Aber wie die kostbarsten Geschenke Gottes, zum Beispiel Intelligenz, kann auch Sexualität auf entsetzliche, erbärmliche Weise missbraucht werden.
Du kannst Intelligenz nutzen, um wunderbare Hilfen in der Medizin für kranke Menschen zu finden. Du kannst sie aber auch verwenden, um brutalste Foltermethoden zu entwickeln und Zerstörung anzurichten. Es liegt nicht an der Intelligenz selbst, sondern daran, wie du sie einsetzt – für Hilfreiches oder für Zerstörerisches.
So ist es mit der Sexualität. Sexualität ist ein kostbares Geschenk Gottes. Sie soll uns teilhaben lassen an der hingebenden Liebe, die Gott für uns Menschen hat, und aus der neues, schöpferisches Leben entsteht. Das heißt: Sexualität soll der höchste Ausdruck von Liebe und Hingabe sein.
Gleichzeitig kann sie in Millionen Fällen Ausdruck des brutalsten Egoismus, der Erniedrigung des anderen Menschen und der Rücksichtslosigkeit sein. Das ist kein Geheimnis. In vielen Ehen läuft sexuell nach drei Jahren nichts mehr, weil die Frau nur noch spürt, wie der Mann sie behandelt – auch im Bett. Sie können nicht miteinander kommunizieren und wissen nicht, wie Sexualität ein angemessener Ausdruck der Hingabe sein kann, anstatt des habgierigen „Ich will meine Befriedigung“.
Deshalb kann man Sex nicht lernen. Viele denken, man müsse Sex ausprobieren, um glücklich verheiratet zu sein. Sex kannst du nicht lernen – das kann jeder Fuhrmann. Liebe muss man lernen. Liebe heißt nämlich, enthaltsam sein, Verzicht üben, Rücksicht nehmen. Nicht zu fragen, was ich jetzt gerne möchte und was ich als schön empfinde, sondern was meine Frau als schön empfindet und ob das wirklich angemessen ist.
Das geht sogar so weit, dass es in der Seelsorge bekannt ist, dass auch die Sexualität in christlichen Ehen ein arg notleidendes Gebiet ist. Viele leben wie Brüder und Schwestern zusammen und haben Scheu und Angst, weil das Thema nicht angesprochen wird. Ich glaube, in eurer Gemeinde wird das anders sein. Das nehme ich an, dass ihr so etwas nicht stabilisiert. Aber es ist eine Not, wie in vielen Gemeinden, auch in frommen, dass man nicht darüber spricht.
Wie soll ich wissen, wie ich Heiligung im Blick auf Sexualität lernen kann, wenn man nicht darüber spricht? Wir Menschen sind sehr unterschiedlich gestrickt in dieser Hinsicht. Hier bei den Männern heißt es also zuerst: Lebt vernünftig, das heißt verantwortliche Sexualität. Nicht nur mit dem Kopf und ohne Gefühle, sondern lebt sexuell verantwortungsvoll in eurer Beziehung.
Das ist eine totale Konfrontation zu dem, was damals gedacht und gelebt wurde – und auch zu dem, was heute oft gedacht und gelebt wird. Viele betreiben ihre Triebe, was im Grunde eine Kultur der Selbstbefriedigung ist. Nur mit dem Unterschied, dass daraus noch andere Beziehungen entstehen.
Deshalb ist Pornografie so beliebt und weit verbreitet, weil sie im Grunde jeden Rest von Beziehungen zerstört. Wir wissen von Natur aus nicht, wie Sexualität Ausdruck hingebungsvoller Liebe sein kann. „Ich will für dich sterben.“ Paulus sagt im Epheserbrief, das ist sein sexualtherapeutisches Grundrezept: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie gegeben.“
Ich denke manchmal darüber nach, wenn christliche Männer in der Kirchengeschichte diesen Satz wirklich buchstabiert hätten. Das heißt: Der Maßstab meiner Liebe zu meiner Frau ist, dass Christus für die Gemeinde gestorben ist. Das heißt sterben, wie Jesus für uns gestorben ist – das ist der Maßstab der Liebe.
Wie man auf diesem Vorbild und dieser Quelle eine Macho- und Patriarchatskultur aufbauen konnte, finde ich schon überraschend.
Interessanterweise rechnet Petrus bei den Männern nicht damit, dass sie mit nichtchristlichen Frauen verheiratet sind. Damit ist schon klar: Männer, das gilt heute für Frauen und Männer gleichermaßen. Wenn du fragst, wen du heiratest, frag nicht deine Gefühle. Egal, in wen du dich verliebst – wenn dieser Mensch nicht an Jesus glaubt, ist das nicht dein Mann oder deine Frau. Punkt.
Dann musst du eine Entscheidung treffen. Wenn du sagst, ich bin wie alle und ich bin, was ich fühle, dann bist du wieder auf der Seite aller Zeitgenossen und der massenhaft lebenden Gesellschaft: „Ich bin, was ich fühle. Und wenn ich verliebt bin, auch wenn das ein gottloser Mensch ist, kriegen wir das schon hin.“ Nein!
Heiligung heißt, ich mache mir klar – das ist ein Wort für die Unverheirateten –, Herr, schenke mir, wenn ich mich nach einer Beziehung sehne: Wer auch immer mir gefällt, in wen ich mich verknalle, wer mich fasziniert – in dem Moment, in dem ich feststelle, dass dieser Mensch Jesus nicht liebt, läuft nichts mehr. Kein Date, kein Händchenhalten, kein Kuss.
Lawinen werden nur gestoppt, wenn man sie am Anfang aufhält. Dafür seid ihr nah genug an den Alpen, um das zu wissen. Wenn sie ins Rollen kommen, bremst sie keiner mehr. Deshalb hat Jesus gesagt: Der Ehebruch beginnt in den Gedanken. Das ist alles sehr lebenspraktisch. Nur am Anfang wird die Lawine aufgehalten.
Ich weiß nicht, ich bin ja ein Fremder hier, ein Ausländer, und sage so unverschämte Sachen. Ob die dann für eure Gemeinde gelten, wird eure Gemeindeleitung in Kommentaren entscheiden, die hier angefügt werden. Ich bin schmerzfrei. Ihr dürft ruhig leicht auftreten und sagen: 95 Prozent von dem, was Barzani gesagt hat, war zutreffend, über die anderen 5 Prozent reden wir noch mal in der Gemeinde.
Interessanterweise erwartet Petrus, dass die Männer damals entschieden haben, wen sie heiraten. Die Frauen wurden damals verheiratet. Schlimm, aber so war es. Heute entscheiden die Frauen, wen sie heiraten. Deshalb haben sie auch keine Ausrede mehr, wenn sie sich die falschen Männer angeln. Schluss mit lustig!
Aber die Männer damals haben schon entschieden. Deshalb sind sie davon ausgegangen, dass sie entweder Christinnen heiraten oder das andere. Das gab es damals auch, gibt es heute noch viel weniger. Es gab die kollektive Familienbekehrung. Die war damals in vielen Gesellschaften üblich und ist es heute noch. In der Mission kann man das alles erfahren. Wir Individualisten in Westeuropa können uns das gar nicht vorstellen.
Das heißt: Wenn sich der Vater bekehrt hat, etwa der Gefängnisdirektor von Philippi in der Nacht mit dem Erdbeben, dann wurde er mit seinem ganzen Haus getauft. Da sagen wir gleich: Alle, die dazu gehören, alle Verwandten und auch noch die Angestellten – was für eine Oberflächlichkeit! Nein, das ist keine Oberflächlichkeit, es sind andere Kulturen als die individualistische, in der das wirklich von Herzen vollzogen wird. Dann folgt die ganze Familie der Entscheidung des Vaters.
Studiert mal die Missionsgeschichte der Batak-Völker in Nord-Sumatra. Ludwig Nommensen ging dorthin. Dort gibt es große Margas, Großfamilien, zu denen zehntausend Leute gehören. Die Strategie war immer, die führenden Köpfe zu gewinnen und sie für Jesus zu gewinnen. Dann bekehrten sich die ganzen Großfamilien.
Das können wir uns gut vorstellen. Aber das kann natürlich auch sein. Deshalb setzt Petrus voraus, dass die Männer, die Jesus folgen, mit Frauen verheiratet sind, mit denen sie gemeinsam beten. Lebt so miteinander im Alltag, gebt der Frau die Ehre, sodass sie innerlich keinen Grund hat, zu blockieren, wenn ihr gemeinsam beten wollt.
Er sagt, das gemeinsame Gebet ist das tiefste Geheimnis der Ehe. Das ist Verbundenheit in der Tiefe mit Gott. Und das soll nicht gehindert werden. Das ist ein wunderbarer Seismograph, finde ich, aus meiner Eheerfahrung, die jetzt 57 Jahre, fast 65 Jahre dauert.
Wenn wir miteinander knatschen, dann war das mit dem gemeinsamen Beten abends oder morgens nicht so gut. Es lief nicht so. Ich fand irgendwie einen Grund, zu verschwinden oder war zu müde oder so. Also achtet darauf: Es ist ein wunderbares Zeichen, wenn das gemeinsame Gebet nicht verhindert wird.
Da kann so viel dazwischenstehen – Verletzung, Erniedrigung – das hört nie auf. Wir hatten in diesen Tagen wieder eine solche Zeit. Ich neige zur Ironie und zum Sarkasmus, und meine Frau hasst das. Die meisten Frauen hassen Ironie und Sarkasmus, glaube ich, aber meine Frau hasst das besonders. Ich weiß das seit Jahren.
Ich habe mal wieder so richtig die Sau rausgelassen, auch vor anderen. Dann knallt es, wir sitzen abends, die Tränen fließen, und jemand denkt im Himmel: Was war eigentlich los? Ich war doch nur lustig.
Ja, es ist gut, dass ihr lacht. Die schwersten Sachen im Leben kann man nur verstehen, wenn man darüber lacht, sonst tut es einfach zu weh. Dass ihr lacht, zeigt mir, dass ihr wisst, dass nicht nur ich ein Sünder bin, sondern vielleicht der eine oder die andere hier auch.
Also gut, das ist Heiligung praktisch für Männer: Sexverkehr mit Vernunft und Verantwortung und so mit Frauen umgehen, dass das gemeinsame Gebet nicht verhindert wird.
Gemeinschaftliche Haltung und der Schutz vor inneren Angriffen
Er hat viel darüber gesagt, wie Fremde in einer Mehrheitsgesellschaft leben, die ganz anders tickt und ständig Druck und Einfluss ausübt. Dabei wird deutlich, dass es gar nicht so einfach ist, wenn eine Gemeinde darum ringt, sich nach außen hin mit ihrer Moral und Weltanschauung abzugrenzen.
Doch dann greift der Feind von innen an – an Stellen, an denen man es gar nicht erwartet hätte. Davon spricht der Text: „Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt.“
Wer das Leben, die Liebe und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes, er suche Frieden und jage ihm nach, denn der Frieden ist immer auf der Flucht. Deshalb muss man ihm nachjagen.
Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet. Das Angesicht des Herrn aber sieht auf die, die Böses tun. Von Vers 10 bis Vers 12 ist hier wörtlich Psalm 34 zitiert. Im Text steht das zwar nicht explizit, doch die Zuhörer haben es sofort erkannt.
Der Teufel will immer den Zusammenhalt in der Gemeinde zerstören. Er weiß, dass die Versuchung besteht, dass eine Minderheitsgruppe sich der Mehrheit anpasst. Das will er erreichen. Das wichtigste Mittel dagegen ist ein stabiler innerer Zusammenhalt in der Gemeinde, dass sie wirklich zusammenhalten.
Deshalb ist die Strategie des Teufels, diesen Zusammenhalt zu zerstören. Dann können die Angriffe von außen leichter durchdringen. Paulus fordert daher, „seid gleichgesinnt und demütig“. Das Wort „demütig“ steht bei Luther so, doch im Griechischen heißt es philophrones, was eher „seid höflich, seid zuvorkommend“ bedeutet.
Manche halten Höflichkeit für eine Form von Unehrlichkeit und meinen, wer ruppig ist, sei ehrlicher. Doch Höflichkeit ist ein tiefer Ausdruck von Liebe – zuvorkommend sein.
Interessant ist auch das erste Wort im Griechischen: homophones, das heißt „gleichgesinnt“. Das ist eine schwierige Aufgabe: eine gemeinsame Denkrichtung zu haben. Paulus erwartet nicht, dass wir in allen Dingen dieselbe Meinung haben – das wäre auch furchtbar.
Unterschiede darf es geben: verschiedene Musik, Farben, Kunst, Essen und vieles mehr. Das ist die Vielfalt des Lebens. Aber in einer Gemeinde soll es in den wesentlichen Fragen eine gemeinsame Denk- und Wollensrichtung geben – Gleichgesinntheit, homophones.
Paulus weiß, dass das nicht einfach ist, selbst in den wesentlichen Fragen Übereinstimmung zu finden. Deshalb nennt er als letzte Eigenschaft philophrones: Wenn ihr schon nicht übereinstimmt, so seid befreundet mit dem Denken des Anderen. Seid höflich und zuvorkommend, damit die Chance bleibt, dass diese gemeinsame Gesinnung wächst und nicht durch rüpelhaftes Verhalten blockiert wird.
Dann folgt ein langes Zitat, dessen Zentrum ist: Wer gut leben will – das klingt zunächst hedonistisch – sollte auf seine Zunge achten.
Diese Weisheit zieht sich durch die ganze Bibel, Altes und Neues Testament. Jakobus entfaltet das in großer Schärfe und Präzision. Das Reden ist eine mächtige Waffe, oft zerstörerisch. Besonders schlimm ist es für eine Gemeinde, wenn man schlecht übereinander redet, abschätzig und ohne vorher unter vier Augen ehrlich miteinander gesprochen zu haben.
Nicht darüber zu reden, ist aber auch nicht hilfreich. Die Linie heißt immer: Wenn du etwas auszusetzen hast, wenn du anderer Meinung bist und es gravierende Dinge sind, dann rede mit dem anderen oder bete für ihn. Bete, bis du reden kannst, aber rede nicht schlecht über ihn mit anderen, bevor du nicht mit Gott und mit der Person selbst gesprochen hast.
Das ist die Grundlage des Lebens in Gemeinschaft. Wenn ich das so beschreibe, weiß ich, dass wir oft gegen dieses Prinzip sündigen. Das ist die eigentliche Gefahr für jede Gemeinschaft.
Die Bibel ist dabei wunderbar ehrlich und nüchtern und hält uns den Spiegel vor. Wir erschrecken und fragen uns: Wie sollen wir das schaffen? Wir können es aber nicht aus eigener Kraft. Du solltest wissen: Im Reden liegt die größte Gefahr.
Ermutigung gegen Angst und Furcht: Heiligt den Herrn Christus
Okay, das Vierte: Lasst euch nicht einschüchtern. Nicht aufhören. Und wer ist es, der euch jetzt schaden könnte? Ermahnt euch noch einmal: Wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig.
Jetzt kommt ein Zitat aus Jesaja 8, das man gar nicht erkennt, weil es nicht angegeben ist. Ich habe es mal rot geschrieben: „Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht, heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen.“
Ich lese euch mal vor, was in Jesaja 8,12-13 steht: „Ihr sollt nicht alles Verschwörungen nennen, was dieses Volk Verschwörungen nennt.“ Das ist schon ein bisschen vor der Corona-Krise geschrieben worden, bevor wir hier über Verschwörungsgeschichten gesprochen haben. Das war schon lange vorher.
Dann geht es weiter: „Und vor dem, was sie fürchten, fürchtet euch nicht und lasst euch nicht grauen, sondern heiligt den Herrn Sebaoth; den lasst eure Furcht und euren Schrecken sein.“
Lest das nochmal und schaut euch den Text genau an. Dann merkt ihr, wie ähnlich die Worte sind und wie unterschiedlich sie zugleich klingen. Daraus verstehe ich, warum Petrus dieses Wort aus Jesaja nimmt und in seinem Brief an die Gemeinde verändert.
Was hat er da vor? Jesaja sagt: „Und vor dem, was sie fürchten, was die anderen fürchten, fürchtet euch nicht und lasst euch nicht grauen, sondern heiligt den Herrn Zebaoth; den lasst eure Furcht und euren Schrecken sein.“
Jetzt sagt Petrus: „Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen.“ Das heißt, die anderen bedrohen euch, sie schüchtern euch ein. Na ja, sagt er, das ist hier... Jesaja hat vor Augen, dass wir uns normalerweise wie alle fürchten. Er sagt dem Volk Israel: „Fürchtet euch nicht vor dem, vor dem sich alle fürchten.“
Das hätte ich in der Corona-Zeit manchen christlichen Gemeinden gerne intensiver gepredigt. Wir haben es gefürchtet, wie alle sich gefürchtet haben. Habt doch nicht Angst vor dem, vor dem alle Angst haben! Die Welt ist voller Angst, auch heute wieder. Sie ist voller Angst.
Da sagt Petrus: Das ist nicht eure Angst, wie Jesaja schon sagte. Wir fürchten uns nicht vor dem, vor dem die anderen sich fürchten.
Was ist denn das Gegenmittel gegen solches Fürchten und Erschrocken-Sein? Petrus sagt: „Heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen.“ Jesaja sagt: „Heiligt aber den Herrn Zebaoth.“ Das ist genau der Schritt, der mit Jesus passiert ist.
Der eine Gott ist Herr. Herr Zebaoth heißt Yahweh Zebaoth. Im Bibeltext bei Jesaja steht im Hebräischen gar nicht „Herr“, da steht der Name Yahweh. Immer wenn in der Bibel „Herr“ groß geschrieben steht, steht im hebräischen Urtext nicht „Herr“, sondern Yahweh. Aus Ehrfurcht, den Namen Gottes möglicherweise zu missbrauchen, hatten die Juden schon im alten Israel die Angewohnheit, „Adonai“ zu sagen, also „Herr“. Sie schrieben sich die Vokale „a-o-a-i“ als Punkte über den Gottesnamen Yahweh, damit sie nicht aus Versehen Yahweh aussprachen, wenn sie den Text lasen. Das kommt viele hundertfach in der Bibel vor, so auch hier bei Jesaja.
Dann dachten sie „Herr“, obwohl Gott seinen Namen gegeben hat, damit wir ihn persönlich kennen. Das ist ein anderes Thema. Ehrfurcht ist zwar schön, aber diese Entfremdung, diesen Namen zu verschweigen, ist eigentlich ein wegschiebendes Evangelium.
Petrus sagt jetzt: Ja, genau das ist der Punkt. Der Herr, der eine Gott, Adonai, ist Jesus. Heiligt den Herrn, den Messias Jesus. Das ist die Antwort auf die Furcht, die in der Gesellschaft grassiert und heute die Welt in Atem hält.
Wenn man heute hört, was die Nachrichten berichten – die Zuspitzung des Nahostkonflikts, was in der Türkei passiert ist und was weltweit am Rande geschieht – die Angst hat die ganze Welt im Griff.
Und das sagt das Wort Gottes uns: Ihr solltet nicht überrascht sein. Dies ist eine Welt voller Bosheit, voller Mord und Totschlag. Fürchtet das nicht, sondern fürchtet den, der zu fürchten ist. Heiligt den Herrn Jesus in euren Herzen!
Das heißt: Lasst euch von niemandem mehr so stark bestimmen und beeindrucken, wie von dem, der auferstanden ist von den Toten, der den Himmel und die Erde geschaffen hat und erhält, und der wiederkommt als der Richter. Er wird das letzte Wort über die Welt sprechen.
„Heiligt ihn“ heißt hier: Lasst euch von niemandem mehr beeindrucken. Ihn fürchtet! So heißt es hier dann auch: Den lasst eure Furcht und euren Schrecken sein, sagt Jesaja seinem Volk.
Wer die Gottesfurcht nicht kennt, wird von der unter Menschen grassierenden Angst und der Furcht vor Menschen aufgefressen. Wir haben nur diese Wahl: Gottesfurcht oder zerstört zu werden von der Angst und Furcht, die diese Welt bestimmt.
Die Bedeutung des Alten Testaments für das Verständnis von Jesus
Hier noch einmal eine Erinnerung zum Bibellesen:
Ohne das Alte Testament gibt es kein Neues Testament. Ohne das Alte Testament wissen wir nichts von Jesus und auch nicht, wie wir ihm folgen sollen. Deshalb möchte ich euch ermutigen, wenn das eine Frucht dieser Tage sein könnte, das Alte Testament mit großer Leidenschaft zu lesen.
Ich empfehle euch besonders, wenn ihr die fünf Bücher Mose lest, nicht nur einzelne Verse zu nehmen. Wenn ihr nur drei Verse heute und morgen wieder drei Verse lest, werdet ihr nicht weit kommen. Lest stattdessen wirklich drei Kapitel am Stück. So bekommt ihr den großen Bogen und versteht den Zusammenhang besser.
Lest das Alte Testament, damit ihr Jesus besser kennenlernt und auch besser versteht, was das Neue Testament uns als Christen sagt. Ich appelliere an euch, das ernst zu nehmen. Denn heute ist es ein Grundproblem der Christenheit, dass viele im Glauben nicht feststehen, weil sie das Alte Testament nicht kennen. Deshalb haben sie oft völlig falsche Vorstellungen von Gott.
Viele können sich nicht vorstellen, dass Gott eine Hölle richtet. Wenn heute jemand zu mir kommt und meinen Zynismus und meine Ironie spürt, dann sage ich sofort: Ich gratuliere dir dazu, dass du meinst, Gott richtet sich nach deinen Vorstellungen.
Die Reichweite von Jesu Rettungstat und das Bild der Taufe
Fünftens und letztens sei noch erwähnt, dass der Text nach diesen Ermahnungen jedem damals, wie auch uns heute, klar machen will: Wir haben einige Hausaufgaben, und diese sind nicht klein.
Mancher mag denken, wir packen das als Einzelne an oder als Gemeinde. Man sieht ja, wie viele Gemeinden heute in dieser Hinsicht den Bach runtergehen. Das macht die Sache noch viel schwerer, weil das wandernde Gottesvolk dadurch wieder in Bewegung gesetzt wird. Wenn in einer Gemeinde die Linien zu klar sind und einem das nicht gefällt, sagt man schnell: „Hallo, Tschüss! Es gibt ja nebenan eine andere Gemeinde, in der nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird.“ Dort fühlt man sich wohler. Wer nach diesem Motto das Gemeindehopping betreibt, kann viel Bewegung praktizieren. Leider gibt es heute viele Chancen dafür – auch unter frommen Leuten.
Damit wir jedoch gestärkt werden, das Wort Gottes ernst zu nehmen und die Musik Jesu zu hören, damit wir uns nicht selbst für verrückt halten, wenn wir nach dieser Musik tanzen, wird hier ein Bild von Jesus gezeigt.
Was ist der Inhalt? Hier wird noch einmal die große Reichweite der Rettungstat betont. Jesus ist für alle Menschen gestorben, auch für die Geister im Gefängnis – also auch für die Generation Noah, die nichts kapiert hatte. Das wird nicht weiter ausgeführt und ist kein Stoff zum Weiterspekulieren. Du kannst dich darauf verlassen. Im Glaubensbekenntnis heißt es sogar, dass Jesus „hinabgestiegen ins Reich des Todes“ ist. Das bedeutet: Der gekreuzigte und auferstandene Jesus – dessen Rettungstat wirkt auch zurück.
Wir brauchen nicht die Frage zu stellen, wie das genau geht, ob dort Entscheidungsfreiheit besteht oder ob alle dazukommen. Das ist nicht unser Thema. Alle, die vor Jesus gelebt haben, haben eine gerechte Chance. Das Evangelium wird ihnen angeboten. Darüber wird im Kapitel vier des ersten Petrusbriefs noch einmal gesprochen. Der erste Petrusbrief ist die einzige Schrift im Neuen Testament, die etwas dazu sagt, was eigentlich mit denen ist, die vor Jesus gelebt haben und das Evangelium nicht gehört haben.
Hier wird gesagt: Ja, damals sind viele ersoffen, und nur eine kleine Zahl wurde in der Arche gerettet – nämlich acht Menschen, die acht Seelen. Dann wird noch gesagt: Das ist doch wie die Taufe.
Im Flur sagte mir jemand: „Endlich erklären Sie heute, wie es mit der Taufe und der Arche Noah ist.“ Er ist hier ganz einfach. Er sagt, dass es bei der Taufe nicht um Reinigung geht. Bei Wasser und Baden denkt man ja immer an Reinigung. „Das ist ja ein naheliegendes Bild.“ Nein, sagt er, es ist eher so, wie Paulus es in Römer 6 gesagt hat: Wasser ist Sintflut, Ersaufen, der alte gottlose Mensch wird ertränkt. Nur wer in der Arche war, wurde aus dem Wasser herausgerettet.
Deshalb ist die Taufe das Bild, das Zeichen für das Rettungsgeschehen. So wie Petrus es hier beschreibt, heißt das: Ihr seid in der Taufe ja ins Wasser versenkt worden. Das klingt im ersten Moment so, als ob ihr jetzt ersäuft würdet. Nein, ihr wurdet herausgerissen!
Man kann das kaum nachempfinden. Hier wurde sogar jemand beauftragt, ein Diplomchemiker, der darauf geachtet hat, dass das Wasser nicht zu kalt und nicht zu heiß war. Aber die Taufe ist eigentlich das Bild, dass du jetzt ersäufst und dann wieder herauskommst. Das ist ein Wunder des Kreuzes und der Auferstehung durch Jesus.
Du sollst wirklich an deinem Leib spüren, dass der alte Mensch ertränkt wird – so wie die Tausenden in der Sintflut ersoffen sind. Gerettet wurden nur die in der Arche. So ist das mit der Taufe.
Staune darüber, wie groß die Reichweite von Jesus ist! Er ist zur Rechten Gottes in den Himmel aufgefahren. Im Schlusssatz heißt es: Ihm sind untertan die Engel, die Gewalten und die Mächte.
Abschluss: Blick auf Jesus als Quelle der Freude und Ermutigung
Zum Schluss ist es Petrus wichtig: Seht auf Jesus und lasst euch von nichts anderem beirren. Er geht noch einmal zurück zu den Frauen, die nicht sehr komfortabel verheiratet waren und ziemlich terrormäßige Dinge im Bett erleben mussten. Auch sonst hat er sie im Blick. Da kann man doch eigentlich nur kapitulieren. Und bei den anderen sind die Aufgaben zu groß? Nein, sagt er. Schaut auf Jesus, der zur Rechten Gottes sitzt. Alle Mächte sind ihm untertan.
Denkt daran: Mein Freund Sam Albury sagte einmal, wenn man die Musik nicht hört, denkt man, die Tänzer sind verrückt. Deshalb lasst uns selbst immer die Musik hören – Jesus. Und lasst uns dafür sorgen, dass die erste Priorität in unserer Verkündigung und in unserem Dienst in den Gemeinden darin besteht, dass die Leute die Musik hören, nach der wir tanzen.
Dann erklären wir ihnen, warum wir diesen Jesus-Rhythmus tanzen – weil er eine riesige Freude macht. Und wenn sie uns dafür für verrückt erklären, ist das okay. Niemand ist gezwungen, nach dieser Musik zu tanzen. Liebe zwingt nicht, sie bittet.
Ach Herr, wir haben das jetzt gesagt und aus Deinen Worten gelesen. Lass das Wirklichkeit werden. Du weißt, wie das praktisch in jedem Leben von jedem von uns hier wird. Du weißt, wo die heißen Punkte sind und wo die notvollen Dinge liegen. Hilf uns, dass wir deine Musik hören und mit großer Freude tanzen.
Und da, wo wir versagt haben, Herr, heile uns durch deine Vergebung, die du uns schenkst. Amen.