Ein Brief an die Gemeinde von Sardes: Warnung und Aufruf zur Wachsamkeit
Ich lese euch vor aus dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes, Kapitel 3.
Dem Engel der Gemeinde zu Sardes schreibe: So spricht der, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne. Ich weiß um deine Werke. Du hast den Namen, dass du lebst, bist aber tot. Werde wach und stärke das Übrige, das sterben will. Denn ich habe deine Werke nicht als völlig erfunden vor meinem Gott.
So gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, und halte daran fest. Tue Buße! Wenn du aber nicht wachsam sein wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.
Doch du hast einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben. Sie werden mit mir in weißen Kleidern wandeln, denn sie sind es wert. Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden. Ich werde seinen Namen nicht aus dem Buch des Lebens austilgen. Ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.
Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Liebe Freunde, das ist ein Brief, den Jesus an die Gemeinde von Sardes hat schreiben lassen. Der Brief ist schon fast zweitausend Jahre alt, aber einiges kommt uns sehr bekannt vor, vor allem am Anfang. Besonders der Satz: Du stehst in dem Ruf, dass du lebst, bist aber tot.
Die Parallele zur Geschichte unseres Landes: Schein und Wirklichkeit
Vierzig Jahre lang stand unser Land im Ruf, eine Demokratie zu sein. Aber in Wirklichkeit war es eine Diktatur.
Vierzig Jahre lang wurde uns gesagt, wir würden von Sozialisten regiert. Tatsächlich aber wurden wir von einer kriminellen Bande von Verbrechern beherrscht. Vierzig Jahre lang hieß es, arbeite mit, plane mit, regiere mit. Arbeiten war das Einzige, was wir tun durften. Geplant hat die SED, regiert hat die Stasi.
Vierzig Jahre lang wurde uns versichert, es gehe aufwärts. Doch in Wirklichkeit waren wir pleite und sanken auf den Stand eines Entwicklungslandes, das von der Westmark abhängig ist.
Vierzig Jahre lang hieß es, der Sozialismus sei das beste Wirtschaftssystem der Welt. Tatsächlich gibt es jedoch kein einziges Land auf der ganzen Welt, das sich sozialistisch nennt, marxistisch geprägt ist und dies belegen könnte. Im Gegenteil: Überall dort, wo der Sozialismus Einzug hielt, führte er zum wirtschaftlichen Ruin.
In dem Land, für das wir zuletzt unsere Jugendopfer gebracht haben, in Rumänien, wurde der Tiefpunkt des Sozialismus erreicht. Dort wird selbst für neugeborene Kinder in den ersten vier Wochen keine Geburtsurkunde ausgestellt, weil viele in dieser Zeit nicht überleben. Der Staat versucht, die hohe Sterblichkeitsrate zu vertuschen. Menschen über 60 Jahren erhalten keine Medikamente und keine medizinische Betreuung mehr, weil sie „abkratzen“ dürfen.
Leute, der Sozialismus ist weltweit gescheitert. Jeder sieht: Die sozialistische Theorie ist ein Irrtum, die sozialistische Praxis eine Katastrophe, und der real existierende Sozialismus eine Lüge.
Du stehst im Ruf, zu leben, bist aber tot.
Die Wahrheit des Satzes: Du stehst in dem Ruf, dass du lebst und bist tot
Wir haben in den letzten Tagen, Wochen und Monaten auf erschreckende Weise die Wahrheit dieses Satzes aus der Geschichte unseres Volkes erkennen müssen. Das einfache Volk hat das auf eine herrlich einfache Formel gebracht. Es hat mich begeistert, als ich mit Wolfgang auf einer der Demonstrationen teilgenommen habe und hörte, wie die Leute auf der Karl-Marx-Allee hier brüllten: „FDJ und SED, das war eine Scheißidee!“ oder „Dass du lebst und du bist tot.“
Auch die Gemeinde von Sardes hat aus ihrer eigenen Geschichte die Wahrheit dieses Satzes erkennen müssen. Es wurde einmal gesagt, dass es in der Geschichte kaum ein Beispiel für frühere Pracht und spätere Ohnmacht gibt wie diese degenerierte Stadt Sardes. Sardes war einst eine der bedeutendsten Städte der Welt, vor allem eine der reichsten. Bis heute ist ihr Reichtum sprichwörtlich. Im Deutschen sagen wir ja auch von jemandem, den wir für besonders reich halten, dass er „lebt wie ein Krösus“ – so wie wir das jetzt vom Stoof und dem Honecker sagen.
Ich habe immer gedacht, der Stoof, also jedenfalls Bieter, Arbeiter, Führer oder so, lebt jetzt wie ein Krösus. Jetzt stellt sich heraus, dass sie tatsächlich wie Krösusse auf unsere Kosten gelebt haben. Krösus war der bedeutendste König von Sardes. Unter ihm erlebte die Stadt den Höhepunkt ihrer Zeit – und auch ihren tiefsten Sturz.
Krösus wurde gewarnt, doch in seiner Arroganz beachtete er die Warnungen seiner Freunde nicht. Ein Freund besuchte ihn, als er den Palast der Republik, die Luxushotels und Wandlitz sah – Verzeihung, als er den Palast, den Luxus und das Antlitz von Krösus sah, der überhaupt nicht erkennen ließ, dass seine Herrlichkeit und Herrschaft einmal zu Ende sein könnten. Dieser Freund sagte zu ihm einen Satz, der berühmt wurde und in die Geschichte einging: „Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen.“ Mit anderen Worten: Pass auf, lieber Freund, im Leben kann sich alles noch einmal ändern.
Ich weiß nicht und kann mir auch nicht vorstellen, ob irgendjemand Erich Honecker jemals glücklich gepriesen hat. Er wurde zwar gepriesen, aber wenn man sieht, wie der alte Mann auf seinen letzten Tagen nur noch einen verfahrenen Hals bekommt und seine Ausbeuter-Kumpane aus der Kasse gebeten werden, ist das eine traurige Bestätigung der Wahrheit dieses Satzes: Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen. Oder wie wir seit der Oktoberrevolution in der DDR sagen: Man sollte Mittag nicht vor dem Feierabend loben.
Das war die erste Warnung.
Die zweite Warnung kam, als Krösus sich auf einen Krieg mit dem Perserkönig Kyros einließ. Er wurde durch das delphische Orakel gewarnt. Man sagte ihm: „Wenn du den Halys überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören.“ Der Halys ist ein Fluss. Diesen tiefsinnigen Spruch deutete Krösus so, als sei es eine Siegesverheißung für ihn. In Wirklichkeit sollte ihm damit gesagt werden, dass er sein eigenes Reich zerstören würde.
So kam es auch. Er bezog eine Niederlage gegen Kyros, wurde in Sardes in seiner Festung eingeschlossen, und dann passierte das Unglück. Einer seiner Soldaten schaute nach dem Mittagessen mal über die Festungsmauer – wahrscheinlich, um zu sehen, ob dort ein paar Champignons wachsen, um sich noch einen Nachtisch zu holen, oder aus einem anderen Grund. Das wäre nicht weiter tragisch gewesen. Tragisch war nur, dass dieser Soldat gegen die damals streng verordnete Anschnallpflicht verstoßen hatte.
Durch diesen Verstoß kam es zum Zusammenbruch des großen Reiches. Der Soldat hatte seinen Helm nicht angeschnallt. Als er sich über die Mauer beugte, fiel der Helm – ein Blechtopf – von seinem Kopf und polterte mit großem Getöse die Felsspalte hinunter. Dadurch wurde ein Soldat der feindlichen Armee wach. Er hielt im Wald sein Mittagsschläfchen. Als das Geklapper begann, sah er, was geschah, und vor allem, wie der barhäuptige Soldat über die Mauer kletterte, die Felsspalte hinunterkraxelte, nach dem Helm angelte und wieder nach oben kletterte.
Damit war Krösus erledigt. In der gleichen Nacht kletterte dieser Soldat mit seiner Truppe die gleiche Felsspalte hinauf – immer schön leise, damit die Wachen sie nicht hörten. Als sie oben auf der Festungsmauer von Sardes ankamen, sahen sie zu ihrem großen Erstaunen weit und breit keine einzige Wache. Die Bewohner von Sardes fühlten sich so sicher, dass sie es für überflüssig hielten, eine Wache aufzustellen. So fiel Sardes in die Hand der Perser. Mitten im tiefen Schlaf wurden sie überwältigt und überrascht.
Wenn Jesus in seinem Brief an diese Gemeinde von Sardis sagt: „Seid wachsam!“ – das ist das Thema des Briefes und des Gottesdienstes – dann verstanden die Menschen von ihrer Geschichte her das ganz genau. So wie wir es heute gut verstehen, wenn uns jemand zur Wachsamkeit auffordert. Zum Beispiel hat der christliche Liedermacher Ulrich Wiesner am letzten Totensonntag folgenden Nachruf verlesen, den ich hiermit auch weitergebe:
Nachruf für einen schwer kranken Patienten, der vor kurzem im Alter von vierzig Jahren verstorben ist.
Wer war der teure Tote? Er kam am siebten Oktober 1949 in Ostberlin zur Welt, unter schwierigen Bedingungen als kleiner, benachteiligter Bruder seiner erstgeborenen Schwester im Westen. Es war eine Zangengeburt. Stalin stand Pate. Die Kindheit in ärmlichen Verhältnissen war schwer, wie bei fast allen weisen Kindern. Die Mutter, das Deutsche Reich, war wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt worden, und Papa Adolf hatte Selbstmord begangen und ein mörderisches Erbe hinterlassen.
Von Kindesbeinen an führte Stalin seinen Zögling an der Hand. Der konnte zunächst nichts dafür. Die Schwester im Westen besaß bessere Paten. Große Parolen begleiteten den Lebensweg des Verstorbenen. „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein“ – so lautete ein Lieblingsspruch aus seiner Jugendzeit. Der Speisezettel war dementsprechend: Rotkraut, Weißkraut, Möhren. Beim Sprücheklopfen fiel ihm immer etwas ein: „Vorwärts zu allem Möglichen, unser Weg ist richtig“ usw.
Der Charakter des Verstorbenen steckte voller Widersprüche. Er verhätschelte seine Lieblingssöhne – das waren alle, die ihm nach dem Munde redeten und die seine verordneten Modefarben trugen, rot und blau. Uns, seine störrischen Stiefkinder, hat er belogen, betrogen, bevormundet und bespitzelt. Aber er besaß auch positive Züge: Er liebte Ruhe und Ordnung, hasste Rauschgift und Pornografie. Vielleicht werden wir ihn deshalb irgendwann ein bisschen vermissen.
Der Charakter des Patienten resultierte aus seiner Krankheit. Von Kindheit an war er nicht gesund; er litt an Atheismus. Das ist der fanatische Verzicht auf göttliche Eingebungen. An dieser eigentlich heilbaren Krankheit ist er schließlich kurz nach seinem vierzigsten Geburtstag verstorben.
In unserer Erinnerung an ihn bleibt der Fackelzug von Berlin als letzter Eindruck. Der Todeskampf war kurz. Der Patient schlug brutal um sich, besonders am vierten und siebten Oktober. Manche von uns hat er mit seinem Wasserwerfer angepinkelt. Und angeschissen hat er uns alle.
Herzliches Beileid.
Der teure Tote hinterlässt uns 130 Milliarden Ostmark Schulden und viele Milliarden Dollar Auslandsverbindlichkeiten. Wir alle erben von ihm verfallene Altbauten und einfallslose Neubauten, Wirtschaftsprobleme, Waldschäden, Leberschäden und ein total geschädigtes Vertrauen in die Obrigkeit.
Der tote SED-Stalinismus hinterlässt aber auch eine ganz neue, grenzenlose Hoffnung für unsere Heimat. Die Geburtsanzeigen für diese neue Zeit in der Presse lesen sich gut. Es gibt viel zu tun, packen wir es an.
Unser Erblasser schlief dann doch noch friedlich ein. Unter Friedensgebeten und Volksgemurmel verstarb er kürzlich in Leipzig, Dresden, Ostberlin, Plauen, Karl-Marx-Stadt usw. Wir tragen ihn nun zu Grabe, überall in der DDR, stückchenweise, immer montags. Und wir stellen ihm Kerzen hin, um nicht zu vergessen: Wir müssen gemeinsam aufpassen, dass der tote Diktator niemals wieder aufersteht und dass die Krankheit Atheismus nie wieder zur Regierungskrankheit wird.
Jede Woche ist wieder Montag. Ihr alle seid eingeladen: Trainieren wir gemeinsam den aufrechten Gang!
Ihr kennt ja alle die Geschichte vom Wahlschwindel und was in letzter Zeit so gelaufen ist, von den Aktenvernichtungsaktionen. Ulrich hat vor ein paar Tagen noch ein Lied gemacht, und das wird Wolfgang jetzt vorsingen:
Friss, lieber Reiswolf, friss, friss unsere Stahlschrank-Akten,
bald suchen sie nach Fakten, wo unser Reichtum steckt.
Friss, guter Reiswoll, friss, friss die geheimen Zahlen,
die von den letzten Wahlen, eh sie das Volk entdeckt.
Friss, liebe Reiswoll, friss, uns nagt die Angst am Herzen,
vorm Haus da glühen die Kerzen mehr als am Weihnachtsbaum.
Friss, guter Reiswoll, friss, da kommen Demonstranten,
sind gegen Spekulanten, wollen uns den Pelz verhauen.
Friss, lieber Reiswoll, friss, friss die Gehässigkeiten,
friss unsere dunklen Saiten, bevor der Morgen graut.
Friss den Parteibeschiss, mach ja kein Licht im Keller,
friss gute Woll, friss schneller, ehe uns das Volk durchschaut,
Volk durchschaut, Volk durchschaut!
Ja, Leute, es geht darum, dass wir den Durchblick behalten oder kriegen. Wir sind immer noch beim Thema Wachsamkeit. Das sozialistische Lügensystem ist zwar zusammengebrochen, aber die alte Garde geistert immer noch herum. An die Schalthebel der Macht sind nur Figuren aus der zweiten Reihe geschoben worden, aber die Macht ist immer noch in den gleichen Händen.
Wir müssen höllisch aufpassen, dass sie uns nicht noch einmal betrügen und der neue Betrug schlimmer wird als der der letzten vierzig Jahre. Wir haben es ja jetzt bei der Geschichte mit Wandlitz und bei der ganzen Aktenangelegenheit gesehen. Sie sind nicht bereit, offen darzulegen, was sie gemacht haben. Stattdessen versuchen sie immer noch, uns zu betrügen und uns nicht die ganze Wahrheit zu sagen.
Die Enttäuschung im Volk, auch unter uns Christen, und der Zorn und die Wut über diesen Betrug wachsen von Tag zu Tag. Ich denke, wir müssen jetzt alle unsere Kräfte wirklich zusammennehmen, damit wir es nicht so machen wie die anderen. Wir müssen bei der Gewaltlosigkeit bleiben und dürfen uns nicht hemmungslos der allgemeinen Wut anpassen.
Wir sollen uns nicht anpassen, wir sollen aufpassen, sagt Jesus. Die christliche Gemeinde von Sardis hatte sich damals angepasst. Sie war in einer degenerierten Stadt selbst zu einer degenerierten Gemeinde geworden. Das war nicht mehr das Salz, das war bloß noch das Suppengrün der Gesellschaft.
Nach außen und von außen gesehen war alles in bester Ordnung. Der kirchliche Betrieb lief wie geschmiert, aber innerlich war die Gemeinde ausgehöhlt. Volle Gottesdienste, aber keine Vollmacht. Die Pfarrerei ausgebucht, aber innerlich ausgebrannt. Korrekte Belehrung, aber keine Bekehrung. Alles schön und gut, aber alles ohne innere Glut.
Deshalb das harte Urteil von Jesus: „Du stehst in dem Ruf, dass du lebst, und du bist tot.“ Dieses Urteil ist schrecklich, aber es ist nicht vernichtend. Jesus will mit diesem Schreckschuss die Gemeinde von Sardis nicht erledigen, sondern sie erschrecken, aufwecken und aufrichten.
Das ist seltsam, dass Jesus hier sagt: Erstens, du bist tot, und zweitens, jetzt wach auf. Das heißt nämlich, Jesus hat auch für Tote noch Hoffnung. Die Bibel nennt jeden Menschen, der nicht voll an Jesus glaubt, tot. Das gilt für die Ungläubigen draußen genauso wie für die, die in der Kirche sind und Gott nicht voll glauben.
Aufwachen, vom Tode auferweckt werden, nennt die Bibel Bekehrung. Deshalb gilt der Ruf zur Bekehrung sowohl denen, die außerhalb der Kirche sind, den Ungläubigen, als auch den Untätigen innerhalb der Kirche. „Wach auf!“, sagt Jesus hier.
Die Schläfrigkeit, also das Schlaffitum, ist für die Kirche gefährlicher als Irrlehre von innen und Druck von außen. Was die Kirche umbringt, sind nicht die Modernisten und nicht die Kommunisten, sondern die Schlafmützen.
Ihr kennt die Geschichte vom König David. Solange König David aktiv war, hatte Gott an ihm nichts auszusetzen. Auch der Teufel hatte keinen Ansatzpunkt, um bei ihm anzusetzen. Aber als er sich den Mittagsschlaf angewöhnt hatte, ging es bergab. David legte sich mittags hin und schlief bis zum Sonnenuntergang. Wenn er abends aufstand, ging er nicht etwa regieren, sondern spazieren.
Auf dem Dachgarten seines Hauses spazierte er herum, spähte ins Badezimmerfenster der Frau des Nachbarn, vergaffte sich und rutschte so in den Ehebruch hinein. Wenn er nichts Sinnvolles zu tun hatte, tat er Sünde.
Leute, der Pfeil des Versuchers trifft uns meistens dann, wenn wir es gerade nicht erwarten, wenn wir die Rüstung abgelegt haben, wenn wir uns sicher fühlen, wenn wir es uns gemütlich gemacht haben und die Pantoffeln angezogen haben. Ein Leben mit Jesus und ein Leben in Gemütlichkeit und Pantoffeln sind zwei sich ausschließende Gegensätze.
Deshalb trommelt Jesus unentwegt an die Türen der Toten und ruft: „Wacht auf!“ Kein einziges Gebot steht so oft im Neuen Testament wie das Gebot der Wachsamkeit. Es wurde einmal gesagt: Ständige Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit.
Wir haben in unserem Land seit 40 Jahren zum ersten Mal Freiheit. Und wir haben sie nur dadurch, dass das Volk sie auf der Straße erzwungen hat und Gott seinen Segen dazu gegeben hat. Die SED hat uns freiwillig keinen Millimeter Freiheit gegeben.
Deshalb müssen wir wachsam sein, dass sie nie wieder die Macht bekommen – egal unter welchem Namen sie bei uns auftauchen. Menschen, die uns 40 Jahre lang belogen haben, denen kann ich jedenfalls kein Wort glauben. Denen können wir nicht vertrauen und dürfen es nicht.
Misstrauen und Wachsamkeit sind die erste Bürgerpflicht gegenüber denen, die bisher über uns geherrscht haben. Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit.
Natürlich ist hier in der Bibel alles noch in einem viel tieferen Sinne gemeint – nicht bloß Wachsamkeit gegenüber den Bonzen, sondern Wachsamkeit gegenüber dem Boss dieser Welt, dem Teufel. Die Bibel nennt den Teufel den Fürsten dieser Welt.
Viele Christen und Theologen sind schon so verweltlicht, dass sie nicht mehr glauben, dass es einen Teufel gibt. Aber es steht in der Bibel: Jesus ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören. Deshalb ist der Mensch geworden, deshalb ist Weihnachten geworden.
Eine Kirche, die nichts mehr davon weiß, dass es einen Teufel gibt, ewige Verlorenheit und Verdammnis, und die das nicht mehr sagt, die ist tot. Und wenn sie noch so viele Aktionsprogramme hat, gilt: „Du hast den Namen, dass du lebst, und du bist tot.“
Jesus sagt hier: „Ich kenne deine Werke.“ Und ich habe deine Werke nicht erfunden. Mit anderen Worten: Jesus erwartet etwas von uns. Meistens ist es ja umgekehrt, dass wir von ihm etwas erwarten. Er muss uns trösten, helfen und Kraft geben – und das tut er auch.
Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Jesus auch Erwartungen an uns hat. Wir haben ein Soll zu erfüllen, eine Aufgabe. Er braucht unsere Hilfe. Wenn auf dieser Erde irgendetwas getan werden muss, braucht er einen Menschen, der es für ihn tut.
Jesus erwartet, dass wir ihm dienen, ihm treu sind, uns zu ihm bekennen und uns zu ihm bekehren. So steht es hier im Vers 3: „Tu Buße“, das heißt: Bekehr dich.
Die Bekehrung, also die Abkehr vom Unglauben und die Umkehr vom falschen Weg, die Hinkehr zu Jesus, die Heimkehr zu Gott, die Umkehr des ganzen Lebens – das ist etwas ganz anderes als das, was in unserem Land jetzt als Wende beschrieben wird.
Ohne ein offenes Schuldbekenntnis, ohne öffentliche Reue und Entschuldigung und ohne Anerkennung der Bestrafung für vergangene Verbrechen wird die Wende zum wetterwendischen Schauspiel.
Es ist ekelhaft, wie manche Leute, die eben noch über uns mit dem Knüppel geherrscht haben, jetzt demokratische Reden schwingen. Solche verlogene Schauspielerei meint die Bibel nicht, wenn sie von Bekehrung spricht.
Jesus sagt hier: „Ich kenne deine Taten.“ Uns kann man vielleicht mit der Zeitung etwas vormachen, aber das geht Gott gegenüber nicht. Gott sagt: „Ich weiß, wie du gelebt hast. Ich kenne dich, ich kenne auch dein Schuldkonto.“
Leute, es gibt kein Jesusbekenntnis ohne Schuldbekenntnis, und es gibt kein Christentum ohne Entscheidung. Einfach so im frommen Haufen seit der Taufe mitlaufen, ohne Sündenerkenntnis, ohne Sündenbekenntnis, ohne Jesusbekenntnis – das heißt geistlich tot sein, auch wenn du an deinen Motorradhelm so ein großes Jesus-Lebensschild kleben hast.
Dann bist du geistlicher Trittbrettfahrer, der spätestens dann, wenn Jesus zum Gericht wiederkommt, gewippt wird.
Wenn du aber nicht wachsam bist, sagt Jesus, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde. Das ist eine scharfe Drohung, und der, der sie ausspricht, ist Jesus selbst.
Jesus ist nicht das kleine, süßliche, verzuckerte Marzipankindchen, das bei euch am 24. unter dem Weihnachtsbaum liegt, sondern der Herr und Richter der Welt, vor dem der ganze Kosmos eines Tages auf den Knien liegen wird.
Er droht hier und sagt: „Ich komme wie ein Dieb“, das heißt unangemeldet werde ich zum Gericht über dich kommen. Nur wer getauft ist und mit Jesus gelebt hat, darf dann mit ihm in Gottes Reich.
Das ist keine Drohung, sondern eine herrliche Einladung. Das Schlimme ist nur, dass die wenigsten Menschen diese Einladung annehmen. Die breite Masse, auch die Masse der Getauften, marschiert den breiten Weg zur Hölle.
Jesus sagt, es sind nur wenige, die den schmalen, schweren und unpopulären Weg zum Himmel gehen. Aber du hast einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben. Die werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert.
Auch das haben wir in diesen Tagen anschaulich erlebt. Die weißen Westen sind im An- und Verkauf total ausverkauft. Jeder möchte gern eine weiße Weste haben, und die wenigsten haben eine.
Die meisten haben sich in der letzten Zeit besudelt, eingeschlossen alle, die unter uns bei der letzten Wahl, bei der Jugendweihe und bei Ähnlichem mitgemacht haben.
Inzwischen sind ungeheure Sauereien ans Tageslicht gekommen, zum Beispiel die Yachtgründe des Gewerkschaftsbosses Harry Tisch. Den haben sie nur erwischt, aber ich glaube nicht, dass Krenz und Co. nichts davon wussten. Ich vermute, sie hatten alle die gleichen Tischsitten, die sie jetzt bloß vertuschen wollen.
Es muss aber ein paar anständige Menschen in unserem Land gegeben haben, die sich nicht besudelt haben. Und das sind die, die wir suchen und brauchen, die uns einmal führen könnten.
Jesus sagt, selbst in dem degenerierten Sardis gab es ein paar, die nicht mitgemacht haben, was alle machten. Die haben nicht mitgedacht, wie alle gedacht haben. Es gab ein paar, die Jesus die Treue hielten und sich rausgehalten haben aus dem Betrieb, ihrer Umwelt.
Jesus sagt, diese sind es wert, mit ihm die Ewigkeit zu verbringen. So ein Mensch kannst du sein. Du hast die Chance, in Gottes Ewigkeit zu kommen, das ewige Leben zu bekommen und in den Himmel zu kommen.
Lebe mit Jesus und lebe wie Jesus. Halte Jesus die Treue, und du wirst in seine Herrlichkeit mitdürfen. Das kostet sicher Kraft und Kampf, aber es lohnt sich.
Jesus sagt: Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden – das ist das Zeichen der Reinheit und Rettung – und ich werde seinen Namen nicht aus dem Buch des Lebens austilgen.
In der St.-Georgs-Kapelle in der Londoner Westminster-Abtei steht ein Denkmal aus dem Zweiten Weltkrieg, das aus vier Wänden besteht. An den Wänden sind sechzigtausend Namen von Zivilisten angeschrieben, die durch deutsche Bombenangriffe umgekommen sind.
In der Mitte steht ein Tisch, auf dem ein großes Buch liegt, in dem diese Namen noch einmal verzeichnet sind. Darüber ist ein Scheinwerfer, der die Namen in diesem Buch anstrahlt. Jeden Tag wird eine Seite umgeblättert.
Sei dir darüber im Klaren, dass Gott eines Tages seine Bücher öffnen wird. Dann wird der Scheinwerfer von Gottes Herrlichkeit und Güte diejenigen Namen anstrahlen, die im Buch des Lebens verzeichnet sind, und sie zum Leuchten bringen.
Das wird ein herrlicher Augenblick sein, dem eine ganze Ewigkeit von Herrlichkeit folgen wird. Für Millionen von Menschen wird es ein schrecklicher Augenblick sein, dem eine Ewigkeit von Verlorenheit folgen wird, wenn sie feststellen müssen, dass ihr Name nicht im Buch des Lebens steht und sie draußen bleiben müssen – außerhalb von Gottes Licht, Wärme und Reich in der Finsternis.
Vor diesem schrecklichen Augenblick und vor dieser ewigen Verdammnis will Jesus dich bewahren und retten. Deshalb ruft er dir heute zu: Mensch, wach auf! Wach auf aus deinem Traum, als ob deine Sünde nicht schlimm wäre, als ob du ein guter Mensch mit reiner Vergangenheit wärst, als ob du noch viel Zeit zum Leben hättest.
Wach auf aus deinen Träumen, als ob es irgendetwas oder irgendjemanden gäbe, der wichtiger wäre als Jesus, und als ob es irgendein Buch gäbe, das wichtiger wäre als das Buch des Lebens.
Viele Menschen in unserem Land haben das Parteibuch für wichtiger gehalten als Gottes Buch des Lebens – und sie stehen jetzt vor der Pleite. Man hört von Selbstmorden einiger Funktionäre, die es nicht verkraften können, ihr ganzes Leben auf das falsche Pferd gesetzt zu haben.
Ich erlebe das alles nun schon zum zweiten Mal. 1945, als der Hitlerfaschismus zusammenbrach, gab es unter den Funktionären die gleiche Selbstmordwelle, und unter den Mitläufern das gleiche Entsetzen und die gleiche Enttäuschung.
Damals, nach dem Krieg, sah es für einen Moment so aus, als hätten die Deutschen aus ihrer Geschichte gelernt. Aber leider sind nicht viele klug daraus geworden. Sie haben denselben Fehler wiederholt: Nach 1945 haben sie nur das Parteibuch gewechselt, aber nicht ihre innere Einstellung – nämlich die Sucht, Karriere zu machen und sich anzupassen um jeden Preis.
Leute, ihr erlebt das doch jetzt selbst, wie sinnlos es ist, wenn man sein Leben an eine vergängliche Größe bindet. Das muss doch zu einer Katastrophe führen.
Die geschichtlichen Katastrophen deines Lebens und die Katastrophe des Jüngsten Gerichts überlebst du nur, wenn du dein Leben an eine unvergängliche Größe festgemacht hast – an Jesus, von dem es heißt: „Der war und der ist und der wird sein, derselbe in Ewigkeit.“
Das ist der, der dich unwandelbar und unsagbar liebt. Der dir deine Schuld vergibt.
Wenn heute Abend einige unter euch sitzen, ehemalige Parteigenossen oder Stasi-Mitarbeiter, dann reden wir heute nicht im Sinne von Häme: „Wir haben es ja immer gewusst.“ Sondern wir sagen euch dasselbe, was wir schon immer gesagt haben: Es gibt für jeden Menschen, egal was er gemacht hat, die Chance eines Neuanfangs, wenn er bereut.
Es gibt für jeden Menschen, egal wie groß seine Schuld ist, bei Gott Vergebung. Wenn du sie haben willst, dann rede Jesus an, und du kannst sie bekommen.
Lass deinen Namen heute Abend noch in das Buch des Lebens eintragen. Ich frage dich: Stehst du schon drin? Bist du sicher, ob du drinstehst?
Dass ich drinstehe, das weiß ich. Mit seinem eigenen Blut hat Jesus meinen Namen in das Hausbuch Gottes eingeschrieben. Ich habe ein ewiges Zuhause bei Gott, ein ewiges Heimatrecht. Das hat Jesus am Kreuz für mich erworben, das glaube ich. Und das hat er am Kreuz auch für dich erworben. Glaubst du das auch?
Jesus sagt: „Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.“ Der hat es.
Vergiss nicht: Das Buch wird noch einmal aufgeschlagen. Ich sehe das so: Gott hat in unserem Land noch einmal eine Situation geschaffen, um unserem Volk die Chance der Bekehrung zu geben.
Ich denke, das ist das Entscheidende an der jetzigen Situation. Es geht nicht um die Entscheidung Sozialismus oder Kapitalismus, das sind vordergründige Dinge. Im letzten Grunde geht es um die Frage: Wollt ihr endlich euren falschen Götzen absagen und zu Jesus Ja sagen?
Ich bitte dich: Entscheide dich für Jesus! Vergiss nicht, das Buch wird noch einmal aufgeschlagen!
Lass dich nicht einschläfern durch Gedanken an irgendwelche neuen Möglichkeiten, zum Beispiel Reisemöglichkeiten.
Lass dich aufwecken durch den Gedanken, dass die Reise deines Lebens eines Tages zu Ende ist und du dann vor deinem Richter stehst.
Leute, das Buch wird noch einmal aufgeschlagen. Ich frage dich noch einmal: Stehst du schon drin? Mensch, wach doch auf!
Die zweite Warnung: Der Krieg gegen Kyros und der Fall Sardes
Die zweite Warnung
Als Krösus sich auf einen Krieg mit dem Perserkönig Kyros einließ, wurde er durch das delphische Orakel gewarnt. Man sagte ihm: „Wenn du den Halys – das ist ein Fluss – überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören.“
Diesen tiefsinnigen Spruch deutete Kyros so, als ob es eine Siegesverheißung für ihn wäre. In Wirklichkeit sollte ihm damit gesagt werden, dass er sein eigenes Reich zerstören würde. Und genau so ist es auch gekommen.
Krösus bezog eine Niederlage gegen Kyros, wurde in Sardes, seiner Festung, eingeschlossen. Dort passierte das Unglück. Einer seiner Soldaten schaute nach dem Mittagessen über die Festungsmauer, wahrscheinlich um nach Champignons zu suchen, um sich noch einen Nachtisch zu holen – oder aus einem anderen Grund. Das wäre nicht weiter tragisch gewesen. Tragisch war jedoch, dass dieser Soldat gegen die damals streng verordnete Anschnallpflicht verstieß.
Durch diesen Verstoß kam es zum Zusammenbruch des Großreiches. Der Soldat hatte seinen Helm nicht angeschnallt. Als er sich über die Mauer beugte, fiel eben dieser Helm von seinem Kopf und polterte mit großem Getöse die Felsspalte hinunter.
Dadurch wurde ein Soldat der feindlichen Armee wach. Dieser hielt im Wald sein Mittagsschläfchen. Als das Klappern begann, sah er, was geschah. Vor allem sah er, wie der barhäuptige Soldat über die Mauer kletterte, die Felsspalte hinunterkraxelte, nach dem Helm angelte und wieder nach oben kletterte.
Damit war Krösus erledigt. In der gleichen Nacht kletterte dieser feindliche Soldat mit seiner Truppe die Felsspalte hoch – immer leise, damit die Wachen sie nicht hörten. Als sie oben auf der Festungsmauer von Sardes ankamen, sahen sie zu ihrem großen Erstaunen weit und breit keine einzige Wache.
Die Bewohner von Sardes fühlten sich so sicher, dass sie es für überflüssig hielten, eine Wache aufzustellen. So fiel Sardes in die Hand der Perser. Mitten im tiefen Schlaf wurden sie überwältigt und überrascht.
Wachsamkeit als zentrales Thema: Die Lehre aus Sardes für heute
Und wenn Jesus in seinem Brief an die Gemeinde von Sardis sagt: „Seid wachsam“, dann ist das das Thema des Briefes und auch des Gottesdienstes – Seid wachsam. Die Menschen dort verstanden das von ihrer Geschichte her ganz genau. So wie wir es heute gut verstehen, wenn uns jemand zur Wachsamkeit auffordert.
Zum Beispiel hat der christliche Liedermacher Ulrich Wiesner am letzten Totensonntag folgenden Nachruf verlesen, den ich hiermit ebenfalls weitergebe:
Nachruf für einen schwer kranken Patienten, der vor kurzem im Alter von vierzig Jahren verstorben ist.
Wer war der teure Tote? Er kam am 7. Oktober 1949 in Ostberlin zur Welt, unter schwierigen Bedingungen, als kleiner benachteiligter Bruder seiner erstgeborenen Schwester im Westen. Es war eine Zangengeburt. Stalin stand Pate.
Die Kindheit in ärmlichen Verhältnissen war schwer, wie bei fast allen weisen Kindern. Die Mutter, das Deutsche Reich, war wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt worden, und Papa Adolf hatte Selbstmord begangen und ein mörderisches Erbe hinterlassen. Von Kindesbeinen an führte Stalin seinen Zögling an der Hand. Der konnte zunächst nichts dafür, denn die Schwester im Westen besaß bessere Paten.
Große Parolen begleiteten den Lebensweg des Verstorbenen. „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein“ lautete ein Lieblingsspruch aus seiner Jugendzeit. Der Speisezettel war dementsprechend: Rotkraut, Weißkraut, Möhren.
Beim Sprücheklopfen fiel ihm immer etwas ein: „Vorwärts zu allem Möglichen, unser Weg ist richtig“ usw. Der Charakter des Verstorbenen war voller Widersprüche. Er verhätschelte seine Lieblingssöhne – das waren alle, die ihm nach dem Munde redeten und die seine verordneten Modefarben trugen: rot und blau. Uns, seine störrischen Stiefkinder, hat er belogen und betrogen, bevormundet und bespitzelt.
Aber er besaß auch positive Züge: Er liebte Ruhe und Ordnung, und er hasste Rauschgift und Pornografie. Vielleicht werden wir ihn deshalb irgendwann ein bisschen vermissen.
Der Charakter des Patienten resultierte aus seiner Krankheit. Nicht gesund war er von Kindheit an. Er litt an Atheismus – das ist der fanatische Verzicht auf göttliche Eingebungen. An dieser eigentlich heilbaren Krankheit ist er schließlich kurz nach seinem vierzigsten Geburtstag verstorben.
In unserer Erinnerung an ihn bleibt der Fackelzug von Berlin als allerletztes. Der Todeskampf war kurz. Der Patient schlug brutal um sich, besonders am 4. und 7. Oktober. Manchen von uns hat er mit seinem Wasserwerfer angepinkelt. Und angeschissen hat er uns alle.
Herzliches Beileid.
Der teure Tote hinterlässt uns 130 Milliarden Ostmark Schulden und viele Milliarden Dollar Auslandsverbindlichkeiten. Wir alle erben von ihm verfallene Altbauten und einfallslose Neubauten, Wirtschaftsprobleme, Waldschäden, Leberschäden und ein total geschädigtes Vertrauen in die Obrigkeit.
Der tote SED-Stalinismus hinterlässt aber auch eine ganz neue, grenzenlose Hoffnung für unsere Heimat. Die Geburtsanzeigen für diese neue Zeit in der Presse lesen sich gut. Es gibt viel zu tun – packen wir es an.
Unser Erblasser schlief dann doch noch friedlich ein. Unter Friedensgebeten und Volksgemurmel verstarb er kürzlich in Leipzig, Dresden, Ostberlin, Plauen, Karl-Marx-Stadt und anderen Orten.
Wir tragen ihn nun zu Grabe, überall in der DDR, stückchenweise, immer montags. Und wir stellen ihm Kerzen hin, um nicht zu vergessen: Wir müssen gemeinsam aufpassen, dass der tote Diktator niemals wieder aufersteht und dass die Krankheit Atheismus nie wieder zur Regierungskrankheit wird.
Jede Woche ist wieder Montag. Ihr alle seid eingeladen: Trainieren wir gemeinsam den aufrechten Gang!
Wachsamkeit in der Gegenwart: Warnung vor Betrug und Aufruf zur Gewaltlosigkeit
Ihr kennt alle die Geschichte vom Wahlschwindel und was in letzter Zeit passiert ist, ebenso von den Aktenvernichtungsaktionen. Ulrich hat vor ein paar Tagen ein Lied geschrieben, das wir euch unbedingt vorsingen möchten. Wolfgang wird es jetzt übernehmen.
Friss, lieber Reiswolf, friss, friss unsere Stahlschrank-Akten. Bald suchen sie nach Fakten, wo unser Reichtum steckt.
Friss, guter Reiswoll, friss, friss die geheimen Zahlen, die von den letzten Wahlen, ehe sie das Volk entdeckt.
Friss, liebe Reiswoll, friss, uns nagt die Angst am Herzen. Vor dem Haus glühen die Kerzen mehr als am Weihnachtsbaum.
Friss, guter Reiswoll, friss, da kommen Demonstranten, sind gegen Spekulanten, wollen uns den Pelz verhauen.
Friss, lieber Reiswoll, friss, friss die Gehässigkeiten, friss unsere dunklen Saiten, bevor der Morgen graut.
Friss den Parteibeschiss, mach ja kein Licht im Keller. Friss gute Woll, friss schneller, ehe uns das Volk durchschaut, Volk durchschaut, Volk durchschaut!
Ja Leute, es geht darum, dass wir den Durchblick behalten oder bekommen. Wir sind immer noch beim Thema Wachsamkeit. Das sozialistische Lügensystem ist zwar zusammengebrochen, aber die alte Garde geistert immer noch herum.
An die Schalthebel der Macht sind nur Figuren aus der zweiten Reihe geschoben worden, doch die Macht liegt weiterhin in denselben Händen. Wir müssen höllisch aufpassen, dass sie uns nicht erneut betrügen. Der neue Betrug darf nicht schlimmer werden als der in den letzten vierzig Jahren.
Ihr habt es ja jetzt bei der Geschichte mit Wandlitz und bei der ganzen Aktenangelegenheit gesehen: Sie sind nicht bereit, offen darzulegen, was sie gemacht haben. Stattdessen versuchen sie weiterhin, uns zu betrügen und nicht die ganze Wahrheit zu sagen.
Die Enttäuschung im Volk – auch unter uns Christen – sowie der Zorn und die Wut über diesen Betrug wachsen von Tag zu Tag. Ich denke, wir müssen jetzt alle unsere Kräfte wirklich zusammennehmen, damit wir es nicht so machen wie die anderen.
Leute, wir müssen bei der Gewaltlosigkeit bleiben. Wir dürfen uns jetzt nicht hemmungslos dieser allgemeinen Wut anpassen. Wir sollen uns nicht anpassen, sondern aufpassen, sagt Jesus.
Die Gefahr der Schläfrigkeit: Die Gemeinde von Sardes als warnendes Beispiel
Die christliche Gemeinde von Sardis hatte sich damals angepasst. Sie befand sich in einer degenerierten Stadt und war selbst zu einer degenerierten Gemeinde geworden. Sie war nicht mehr das Salz, sondern nur noch das Suppengrün der Gesellschaft.
Von außen und für Außenstehende schien alles in bester Ordnung zu sein. Der kirchliche Betrieb lief wie geschmiert, doch innerlich war die Gemeinde ausgehöhlt. Die Gottesdienste waren gut besucht, aber es fehlte an Vollmacht. Die Pfarre war ausgebucht, doch innerlich waren die Menschen ausgebrannt. Es gab korrekte Belehrungen, aber keine echte Bekehrung. Alles wirkte schön und gut, doch es fehlte die innere Glut.
Deshalb kam das harte Urteil von Jesus: „Du stehst in dem Ruf, dass du lebst, und du bist tot.“ Dieses Urteil ist schrecklich, aber nicht vernichtend. Jesus will mit diesem Schreckschuss die Gemeinde von Sardis nicht vernichten, sondern erschrecken, aufwecken und aufrichten.
Es ist bemerkenswert, dass Jesus hier zuerst sagt: „Du bist tot“, und dann: „Wach auf!“ Das bedeutet, dass Jesus auch für Tote noch Hoffnung hat. Die Bibel bezeichnet jeden Menschen, der nicht voll an Jesus glaubt, als tot. Das gilt sowohl für Ungläubige außerhalb der Kirche als auch für diejenigen, die in der Kirche sind, aber Gott nicht voll glauben.
Das Aufwachen, das Auferwecktwerden vom Tod, nennt die Bibel Bekehrung. Deshalb richtet sich der Ruf zur Bekehrung sowohl an die Ungläubigen außerhalb der Kirche als auch an die Untätigen innerhalb der Kirche. „Wach auf!“, sagt Jesus hier.
Die Gefahr der Gemütlichkeit: Warnung vor Sünde in der Ruhe
Die Schläfrigkeit, also das Schlaffitum, ist für die Kirche gefährlicher als Irrlehre von innen und Druck von außen. Was die Kirche wirklich umbringt, sind nicht die Modernisten und auch nicht die Kommunisten, sondern die Schlafmützen.
Ihr kennt ja die Geschichte vom König David. Solange König David in Bewegung war, hatte Gott an ihm nichts auszusetzen. Auch der Teufel fand keinen Ansatzpunkt, um bei ihm anzusetzen. Doch als David sich den Mittagsschlaf angewöhnt hatte, begann es bergab zu gehen.
David legte sich mittags hin und schlief, bis die Sonne unterging. Wenn er abends aufstand, ging er nicht etwa regieren, sondern spazieren. Auf dem Dachgarten seines Hauses lief er umher, spähte durchs Badezimmerfenster der Nachbarin, vergaffte sich und rutschte so in den Ehebruch hinein.
Wenn er nichts Sinnvolles zu tun hatte, beging er Sünde. Leute, der Pfeil des Versuchers trifft uns meistens dann, wenn wir es gerade nicht erwarten, wenn wir die Rüstung abgelegt haben, wenn wir uns sicher fühlen, wenn wir es uns gemütlich gemacht haben und die Pantoffeln angezogen haben.
Ein Leben mit Jesus und ein Leben in Gemütlichkeit und Pantoffeln sind zwei sich ausschließende Gegensätze. Deshalb trommelt Jesus unentwegt an die Türen der Toten und ruft: „Wacht auf!“ Kein einziges Gebot steht so oft im Neuen Testament wie das Gebot der Wachsamkeit.
Es hat einmal jemand gesagt: „Ständige Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit.“
Freiheit erkämpfen und bewahren: Wachsamkeit als Bürgerpflicht
Wir haben in unserem Land seit 40 Jahren zum ersten Mal Freiheit. Und wir haben sie nur deshalb, weil das Volk sie auf der Straße erzwungen hat und Gott seinen Segen dazu gegeben hat. Freiwillig hat die SED uns keinen Millimeter Freiheit gegeben.
Deshalb müssen wir wachsam sein, damit sie nie wieder die Macht erlangen – egal unter welchem Namen sie bei uns auftauchen. Menschen, die uns 40 Jahre lang belogen haben, denen kann ich jedenfalls kein Wort glauben. Wir können ihnen nicht vertrauen und dürfen ihnen nicht vertrauen.
Misstrauen und Wachsamkeit sind die erste Bürgerpflicht gegenüber denen, die bisher über uns geherrscht haben. Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit.
Natürlich ist das hier in der Bibel alles noch in einem viel tieferen Sinne gemeint. Es geht nicht nur um Wachsamkeit gegenüber den Bonzen, sondern um Wachsamkeit gegenüber dem Boss dieser Welt, also dem Teufel. Die Bibel nennt den Teufel den Fürsten dieser Welt.
Viele Christen und viele Theologen sind schon so verweltlicht, dass sie gar nicht mehr daran glauben, dass es einen Teufel gibt. Aber es steht in der Bibel: Jesus ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören. Deshalb ist der Mensch geworden, deshalb ist Weihnachten geworden.
Eine Kirche, die nichts mehr davon weiß, dass es einen Teufel gibt, eine ewige Verlorenheit und eine Verdammnis, und die das nicht mehr sagt, die ist tot. Und wenn sie noch so viele Aktionsprogramme hat, dann gilt: Du hast den Namen, dass du lebst, und du bist tot.
Jesus kennt unsere Werke: Erwartung und Aufforderung zur Buße
Jesus sagt hier: „Ich kenne deine Werke.“ Er betont damit, dass seine Aussage nicht erfunden ist. Mit anderen Worten: Jesus erwartet etwas von uns. Meistens ist es ja umgekehrt, dass wir von ihm etwas erwarten. Wir denken, er muss uns trösten, uns helfen und uns Kraft geben – und das tut er ja auch.
Doch wir dürfen dabei nicht vergessen, dass Jesus auch Erwartungen an uns hat. Wir haben ein Soll zu erfüllen, eine Aufgabe. Er braucht unsere Hilfe. Wenn auf dieser Erde irgendetwas getan werden muss, dann braucht er Menschen, die es für ihn tun.
Jesus erwartet, dass wir ihm dienen, dass wir ihm treu sind, dass wir uns zu ihm bekennen und dass wir uns zu ihm bekehren. So steht es hier im Vers 3: „Tu Buße“, das heißt: Bekehre dich. Die Bekehrung bedeutet die Abkehr vom Unglauben und die Umkehr vom falschen Weg. Es ist die Hinwendung zu Jesus, die Heimkehr zu Gott, die Umkehr des ganzen Lebens.
Das ist etwas ganz anderes als das, was in unserem Land heute als „Wende“ beschrieben wird. Ohne ein offenes Schuldbekenntnis, ohne öffentliche Reue, ohne Entschuldigung und ohne Anerkennung der Bestrafung für vergangene Verbrechen wird die Wende zu einem wetterwendischen Schauspiel. Es ist einfach ekelhaft, wie manche Leute, die eben noch mit harter Hand über uns geherrscht haben, plötzlich demokratische Reden schwingen.
Solche verlogene Schauspielerei meint die Bibel nicht, wenn sie von Bekehrung spricht. Jesus sagt hier: „Ich kenne deine Taten.“ Man mag vielleicht die Menschen mit der Zeitung täuschen, aber das geht vor Gott nicht. Gott sagt: „Ich weiß, wie du gelebt hast. Ich kenne dich, ich kenne auch dein Schuldkonto.“
Leute, es gibt kein Jesusbekenntnis ohne Schuldbekenntnis und es gibt kein Christentum ohne Entscheidung. Einfach so im frommen Haufen seit der Taufe mitzulaufen, ohne Sündenerkenntnis, ohne Sündenbekenntnis und ohne Jesusbekenntnis, das heißt geistlich tot zu sein – auch wenn du an deinem Motorradhelm ein großes Jesuslebensschild kleben hast.
Wenn du nichts anderes hast als so einen Aufkleber „Jesus“, bist du ein geistlicher Trittbrettfahrer. Spätestens dann, wenn Jesus zum Gericht wiederkommt, wirst du abgewiesen werden. Jesus warnt: Wenn du nicht wachsam bist, werde ich kommen wie ein Dieb. Du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich komme.
Das ist eine scharfe Drohung, und der, der sie hier ausspricht, ist Jesus selbst. Jesus ist nicht das kleine, süßliche, verzuckerte Marzipankindchen, das am 24. unter dem Weihnachtsbaum liegt. Er ist der Herr und Richter der Welt, vor dem eines Tages der ganze Kosmos auf den Knien liegen wird.
Er droht hier und sagt: „Ich komme wie ein Dieb“, das heißt unangemeldet, werde ich zum Gericht über dich kommen. Nur wer getauft ist und mit Jesus gelebt hat, darf dann mit ihm in Gottes Reich eintreten. Das ist keine Drohung, sondern eine herrliche Einladung.
Das Schlimme ist nur, dass die wenigsten Menschen diese Einladung annehmen. Die breite Masse, auch viele Getaufte, marschiert den breiten Weg zur Hölle. Jesus sagt, es sind nur wenige, die den schmalen, schweren und unpopulären Weg zum Himmel gehen.
Die Hoffnung für die Überwinder: Weiße Kleider und das Buch des Lebens
Aber es gibt einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben. Diese werden mit mir in weißen Kleidern wandeln, denn sie sind es wert.
Auch das haben wir in diesen Tagen anschaulich erlebt. Weiße Westen sind im An- und Verkauf total ausverkauft. Jeder möchte gern eine weiße Weste haben, doch die wenigsten besitzen eine. Die meisten haben sich in letzter Zeit besudelt. Eingeschlossen sind alle, die bei der letzten Wahl zur Jugendweihe und ähnlichen Anlässen mitgemacht haben.
Inzwischen sind ungeheure Sauereien ans Tageslicht gekommen, zum Beispiel die Yachtgründe des Gewerkschaftsbosses Harry Tisch. Ihn haben sie erwischt, aber ich glaube nicht, dass Krenz und Co. nichts davon gewusst haben. Ich vermute, sie hatten alle dieselben Tischsitten, die jetzt nur vertuscht werden sollen.
Es muss doch aber in letzter Zeit einige anständige Menschen in unserem Land gegeben haben, die sich nicht besudelt haben. Und das sind die, die wir suchen und brauchen, die uns einmal führen könnten.
Jesus sagt: Selbst im degenerierten Sardes gab es einige, die nicht mitgemacht haben, was alle getan haben. Sie haben nicht mitgedacht, wie alle gedacht haben. Einige haben Jesus die Treue gehalten und sich aus dem Betrieb, aus ihrer Umwelt herausgehalten.
Diese Menschen sagt Jesus sind es wert, mit ihm die Ewigkeit zu verbringen. So ein Mensch kannst du sein. Du hast die Chance, in Gottes Ewigkeit zu kommen, das ewige Leben zu bekommen und in den Himmel zu kommen.
Lebe mit Jesus und lebe wie Jesus. Halte Jesus die Treue, und du wirst in seine Herrlichkeit mitdürfen. Das kostet sicher Kraft und Kampf. Aber es lohnt sich.
Jesus sagt: Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden. Das ist das Zeichen der Reinheit und Rettung. Und ich werde seinen Namen nicht aus dem Buch des Lebens austilgen. (Offenbarung 3,4-5)
Das Buch des Lebens: Ewige Heimat und Gericht
In der Sankt-Georgs-Kapelle in der Londoner Westminsterabtei steht ein Denkmal aus dem Zweiten Weltkrieg. Es besteht aus vier Wänden. An diesen Wänden sind sechzigtausend Namen von Zivilisten angeschrieben, die durch deutsche Bombenangriffe ums Leben gekommen sind.
In der Mitte steht ein Tisch, auf dem ein großes Buch liegt. Darin sind diese Namen noch einmal verzeichnet. Darüber befindet sich ein Scheinwerfer, der die Namen in diesem Buch anstrahlt. Jeden Tag wird eine Seite umgeblättert.
Dabei wird deutlich, dass Gott eines Tages seine Bücher öffnen wird. Dann wird der Scheinwerfer von Gottes Herrlichkeit und Güte die Namen anstrahlen, die im Buch des Lebens verzeichnet sind, und sie zum Leuchten bringen.
Das wird ein herrlicher Augenblick sein, dem eine ganze Ewigkeit von Herrlichkeit folgen wird. Doch es wird auch ein schrecklicher Augenblick für Millionen Menschen sein. Ihnen wird eine Ewigkeit der Verlorenheit folgen, wenn sie feststellen müssen, dass ihr Name nicht im Buch des Lebens steht und sie draußen bleiben müssen – außerhalb von Gottes Licht, Wärme und Reich, in der Finsternis.
Vor diesem schrecklichen Augenblick und der ewigen Verdammnis will Jesus dich bewahren und retten. Deshalb ruft er dir heute zu: Mensch, wach auf! Wach auf aus deinem Traum, als ob deine Sünde nicht schlimm wäre, als ob du ein guter Mensch mit einer reinen Vergangenheit wärst, als ob du noch viel Zeit zum Leben hättest.
Wach auf aus deinen Träumen, als ob es irgendetwas gäbe, irgendjemanden, der wichtiger wäre als Jesus, und als ob es irgendein Buch gäbe, das wichtiger wäre als das Buch des Lebens.
Viele Menschen in unserem Land haben das Parteibuch für wichtiger gehalten als Gottes Buch des Lebens. Und sie stehen jetzt vor dem Ruin. Man hört von Selbstmorden einiger Funktionäre, die es nicht verkraften können, ihr ganzes Leben auf das falsche Pferd gesetzt zu haben.
Ich erlebe das alles nun schon zum zweiten Mal. 1945, als der Hitlerfaschismus zusammenbrach, gab es unter den Funktionären eine ähnliche Selbstmordwelle. Unter den Mitläufern herrschten dasselbe Entsetzen und dieselbe Enttäuschung.
Damals, nach dem Krieg, sah es für einen Moment so aus, als hätten die Deutschen aus ihrer Geschichte gelernt. Aber leider sind nicht viele klug daraus geworden. Sie haben denselben Fehler wiederholt und nach 1945 nur das Parteibuch gewechselt, nicht aber ihre innere Einstellung – nämlich die Sucht, Karriere zu machen und sich um jeden Preis anzupassen.
Ihr erlebt doch jetzt selbst, wie sinnlos es ist, wenn man sein Leben an eine vergängliche Größe bindet. Das muss doch zu einer Katastrophe führen.
Die geschichtlichen Katastrophen deines Lebens und die Katastrophe des Jüngsten Gerichts überlebst du nur, wenn du dein Leben an eine unvergängliche Größe festgemacht hast – also an Jesus, von dem es heißt: Er war, er ist und er wird sein. Derselbe in Ewigkeit.
Das ist der, der dich unwandelbar und unsagbar liebt. Das ist der, der dir deine Schuld vergibt.
Und wenn heute Abend welche unter euch sitzen, ehemalige Parteigenossen oder Stasi-Mitarbeiter, dann sprechen wir heute nicht im Sinne von Häme oder „Wir haben es ja immer gewusst“. Sondern wir sagen euch genau dasselbe, was wir schon immer gesagt haben: Es gibt für jeden Menschen, egal was er gemacht hat, die Chance eines Neuanfangs. Es gibt für jeden Menschen, der bereut, bei Gott Vergebung – egal wie groß seine Schuld ist.
Und wenn du sie haben willst, dann rede doch Jesus an, und du kannst sie bekommen. Lass heute Abend noch deinen Namen in das Buch des Lebens eintragen.
Die entscheidende Frage: Stehst du im Buch des Lebens?
Ich frage dich: Stehst du schon drin? Bist du sicher, ob du wirklich drinstehst?
Dass ich drinstehe, das weiß ich. Mit seinem eigenen Blut hat Jesus meinen Namen in das Hausbuch Gottes eingeschrieben. Ich habe ein ewiges Zuhause bei Gott, ich habe dort ein ewiges Heimatrecht. Das hat Jesus am Kreuz für mich erworben, und daran glaube ich.
Und das hat er am Kreuz auch für dich erworben – glaubst du das auch? Jesus sagt: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben, der hat es. Vergiss nicht, das Buch wird noch einmal aufgeschlagen.
Ich sehe das so: Gott hat in unserem Land noch einmal eine Situation geschaffen, um unserem Volk die Chance zur Bekehrung zu geben. Ich denke, das ist das Entscheidende an der jetzigen Lage.
Es geht nicht um die Entscheidung Sozialismus oder Kapitalismus – das sind vordergründige Dinge. Im letzten Grunde geht es um die Frage: Wollt ihr endlich euren falschen Götzen absagen und zu Jesus Ja sagen?
Ich bitte dich, entscheide dich für Jesus! Vergiss nicht, das Buch wird noch einmal aufgeschlagen! Lass dich nicht einschläfern durch Gedanken an irgendwelche neuen Möglichkeiten, zum Beispiel Reisemöglichkeiten.
Lass dich aufwecken durch den Gedanken, dass die Reise deines Lebens eines Tages zu Ende ist und du dann vor deinem Richter stehst. Leute, das Buch wird noch einmal aufgeschlagen.
Ich frage dich noch einmal: Stehst du schon drin? Mensch, wach doch auf!
