Einführung und Gebet
Wir können Zitate anführen, die darüber sprechen, was in der Bibel steht. Ich könnte jetzt alle möglichen Probleme diskutieren. Von allem werde ich auch ein bisschen sprechen, aber eben nur ein bisschen.
Das heißt, ich hoffe, ihr seid nicht mit der Erwartung hierher gekommen, dass ihr nachher alles klar versteht. Das wird wahrscheinlich nicht passieren. Aber ich hoffe, dass einige Dinge etwas klarer werden. Das hoffe ich jedenfalls.
Bevor ich jetzt anfange, bete ich gerne noch mit euch.
Vater im Himmel, vielen Dank, dass du nicht nur ein ferner Gott geblieben bist, sondern dich uns mitgeteilt hast. Du hast zu Menschen gesprochen, direkt oder auch durch Träume, Visionen und Inspirationen. Danke, dass wir dein Wort, die Bibel, haben. Sie vermittelt uns dein Denken und Wollen und gibt uns das, was wir für unsere Lebensgestaltung brauchen.
Ich möchte dich bitten, uns Weisheit zu geben, jetzt gemeinsam über dein Wort nachzudenken. Hilf uns auch, darüber nachzudenken, wie wir dein Wort verstehen und wie wir darauf reagieren können. Amen.
Persönliche Empfehlung und Kontextualisierung
Bevor ich jetzt anfange, erlaube ich mir noch einen kleinen Werbehinweis in eigener Sache – aber auch zu eurem Vorteil. Vielleicht habt ihr gesehen, dass ich im letzten Jahr diesen Band veröffentlicht habe, ein Lebensbild von August Hermann Francke.
Ich hatte tatsächlich viel Spaß dabei, es zu schreiben, auch wenn es natürlich viel Arbeit war. Ich hoffe, dass manche von euch, die gern meine Biografien oder etwas Ermutigendes lesen, viel Freude beim Lesen haben werden. Es ist eine sehr spannende Person. Die letzte ausführliche Werk über August Hermann Francke stammt von Erich Bayreuther aus den späten 1950er-Jahren. Dieses Werk wurde mehrfach aufgelegt, einige von euch kennen es wahrscheinlich. Danach gab es nur noch wenige, eher knappe oder bibelkritische Abhandlungen.
Deshalb habe ich empfunden, dass es gut ist, ihn nach fünfzig Jahren wieder einmal zu behandeln und zu besprechen. Francke war eine der außergewöhnlichsten christlichen Persönlichkeiten an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert. Wahrscheinlich gibt es niemanden, der die evangelische Kirche damals so stark geprägt und erneuert hat wie er – als Vertreter des Pietismus.
Er hat Menschen wie Zinzendorf geprägt, der bei ihm zur Schule gegangen ist, sowie Georg Müller, der die Waisenhäuser in Bristol gegründet hat, und viele andere mehr. Er hatte engen Kontakt mit dem damaligen preußischen König und gewann ihn dafür, eine Schulreform einzuleiten. Ich meine, die meisten von euch sind ja bereits aus der Schule raus, deshalb kann ich sagen: Francke ist mitverantwortlich für die Einführung der Schulpflicht.
Die Schulpflicht wurde auf seine Initiative hin eingeführt. Falls hier noch Schüler sind, die jetzt denken: „Was, der böse Kerl hätte das hier nicht eingeführt!“ – aber an sich ist das ja eine gute Sache. Er war Berater des Königs für das allgemeine preußische Schulreglement.
Er war geistlich noch viel wichtiger: Er gründete damals die christliche Schule, die erste evangelische Missionsgesellschaft und sogar die erste Bibelgesellschaft weltweit.
Ein wirklich interessantes Leben. Ich möchte euch sagen, es lohnt sich, darüber zu lesen – zum persönlichen Leben und zur Geschichte. Falls ihr das lesen wollt, was ich jetzt alle hoffe: Dieses Buch ist das Neueste, was es darüber gibt, und auch relativ umfassend. Unten in der Halle, wenn ihr reinkommt, seht ihr auf einem Tisch ein paar Exemplare davon liegen.
Kurz noch etwas anderes: Ich habe auch ein Buch über den Weltuntergang geschrieben. Denn im Jahr 2012 sollte die Welt ja angeblich untergehen – ihr wisst schon, wegen der Mayas. Ich sage darin, dass das wahrscheinlich nicht passieren wird, was ihr wahrscheinlich auch schon wisst.
Aber ich gehe noch mehr darauf ein, wie Christen in der Vergangenheit – und auch Sektierer – Spekulationen über das Weltende gemacht haben. Dabei erkläre ich, warum man vorsichtig sein sollte und was die Bibel wirklich dazu sagt.
Denn ich glaube, dass Christen vielfach die Bibel verunehren, weil sie ständig herumspekulieren und behaupten, sie wüssten genau, wann das Ende kommt. Dann ziehen sie zum Beispiel die zwölf Apostel als Wurzel, teilen die vier Evangelien durch die Zahl sechs oder beziehen sich auf die sieben Gemeinden – und meinen, jetzt hätten sie es. Das ist sicherlich problematisch.
Gut, dabei lasse ich es mal.
Grundlegende Herausforderung: Bibelkritik und der Anspruch der Bibel
Selbstanspruch der Bibel und seine Bedeutung
Bibelkritik
Wenn ich sage, die Bibel hat doch Recht, dann ist das eigentlich eine Antwort auf den Vorwurf, dass Leute behaupten, die Bibel habe nicht Recht. Wenn ich sage, die Bibel hat doch Recht, ist das keine neutrale Formulierung. Vielmehr zeigt es, dass jemand sagt: Das akzeptiere ich nicht.
Dieser Standpunkt geht davon aus, dass diejenigen, die als ungläubige Christen gelten, die Bibel lesen. In der Bibel wird der Anspruch erhoben, Wort Gottes zu sein. Dort steht dieser Anspruch klar: Es sind nicht nur die Überlegungen von Menschen vergangener Jahrhunderte, sondern Gott selbst spricht dort.
An manchen Stellen gibt es wörtliche Zitate Gottes, zum Beispiel wenn gesagt wird: Gott spricht, der Herr spricht oder Ähnliches. Manchmal werden Visionen oder Auditionen beschrieben. Außerdem wird oft darauf Bezug genommen, dass Gott durch seinen Heiligen Geist diese Worte eingegeben hat. Das ist der Selbstanspruch der Bibel.
Dieser Selbstanspruch ist, glaube ich, relativ unbestreitbar. Ich könnte euch verschiedene Bibelstellen nennen, die das relativ eindeutig zeigen. Ihr müsst zum Beispiel Psalm 119 lesen. Der ganze Psalm ist voll von solchen Aussagen. Oder die Einleitung von Jesus zur Bergpredigt, wo er sagt, kein Jota wird am Gesetz oder Wort Gottes vergehen. Wer das durchstreicht, wird der Letzte sein im Reich Gottes.
Es gibt viele Bibelstellen, die deutlich davon sprechen, dass die Bibel den Anspruch erhebt, Wort Gottes zu sein. Wir erhalten darin eine Antwort von Gott, die wir sonst nicht hätten. Das ist ganz klar und kaum bestreitbar.
Was jedoch bestreitbar ist, ist, ob dieser Anspruch tatsächlich stimmt. Viele Menschen sagen: Nein, das, was in der Bibel steht, stimmt nicht. Sie bringen verschiedene Gründe vor, warum das nicht stimmen soll.
Darauf könnte man als Christ antworten: Und doch hat die Bibel Recht.
Die Rolle des Heiligen Geistes und Grenzen der Argumentation
Und jetzt kommt es darauf an, auf welcher Ebene wir argumentieren. Zu Recht haben, glaube ich, die Reformatoren darauf hingewiesen: Die eigentlich überzeugende Überzeugung, die wichtigste Überzeugung, warum die Bibel wahr ist, können wir nicht durch eine bloße Sammlung von Fakten erlangen.
Diese Überzeugung erhalten wir nur durch das innere Zeugnis des Heiligen Geistes. So hat Luther das formuliert, und auch Calvin hat es ähnlich ausgedrückt. Man spricht vom Testimonium Spiritus Sanctus Internum – das innere Zeugnis des Heiligen Geistes. Sie haben das alles immer schön auf Latein ausgedrückt, und ich glaube, sie haben damit Recht.
Eine Gewissheit darüber, ob die Bibel Recht hat oder nicht, bekommen wir nicht in erster Linie durch intellektuelle Argumente. Vielmehr erhalten wir sie nur durch das Zeugnis des Heiligen Geistes. Das müssen wir uns selbst deutlich machen und auch unserem Gesprächspartner klar machen. Denn dieser erwartet manchmal von uns etwas, was wir ihm nicht liefern können. Das aber sagt nichts darüber aus, ob die Bibel wahr ist oder nicht.
Auf diesem Weg kann man keine hundertprozentige Sicherheit erlangen.
Analogie zur Erkenntnis und Grenzen wissenschaftlicher Beweise
Manchmal hilft es, Analogien zu formulieren. Eine Analogie bedeutet, dass man ein Beispiel aus einem anderen Wissensbereich nimmt und versucht, es auf die Theologie zu übertragen.
Hier könnten wir, ohne jemanden direkt herauszufordern, zum Beispiel im menschlichen Bereich fragen: Woher weißt du, ob ein Arzt zuverlässig ist? Oder noch besser: Woher weißt du, ob dein Partner dich liebt oder du ihn liebst?
Manche Leute, besonders die frisch Verliebten, würden mit großer Sicherheit sagen: Ja, ich liebe sie – aus männlicher Sicht, ich liebe sie. Wenn man diese Person dann aber bittet, es zu beweisen, denken die meisten, sie müssten jetzt eine Mutprobe bestehen. Vielleicht sollen sie die Person aus dem Feuer retten oder die Sterne vom Himmel holen.
Nein, ich meine, man soll es wissenschaftlich beweisen. Denn nur weil du etwas tust, heißt das nicht, dass es ein Beweis ist. Es könnte ja sein, dass du jemanden aus den Flammen rettest, weil du als Held dastehen willst. Andere Motive könnten dahinterstecken. Es muss nicht unbedingt große Liebe sein, vielleicht willst du einfach in der Zeitung auftauchen. Das ist also auch kein Beweis.
Wo ist der wissenschaftliche Beweis, dass jemand den anderen liebt? Du sagst: „Ich habe ihm einen Kuss gegeben.“ Das ist ebenfalls kein Beweis. Wie viele Prostituierte küssen ihre Kunden, ohne dass Liebe dahintersteckt? Oder wie viele schlechte Ehepaare geben sich noch ein Abschiedsküsschen, obwohl die Liebe nicht mehr da ist?
Oder umgekehrt: In Frankreich, wo meine Frau herkommt, küssen sich die Leute ständig, aber lieben sich nicht unbedingt. Dort gehört es einfach dazu, wenn man jemanden trifft, sich dreimal auf die Wange zu küssen – manchmal auch Mund auf Mund. Das ist aber nicht unbedingt ein Zeichen von Liebe.
Ich hoffe, ihr versteht, worauf ich hinauswill. Eine Analogie bedeutet: Wir wissen, dass es so etwas wie Verliebtsein gibt. Wir meinen manchmal, sicher zu sein, dass uns jemand liebt, aber wir können es nicht beweisen.
Hier merken wir, dass es Bereiche der Realität gibt, die für wissenschaftliche Methoden nicht zugänglich sind. Das ist wichtig, um anderen das klarzumachen. Sonst erwarten sie etwas von uns, das wir nicht liefern können. Hinterher sind sie enttäuscht und sagen: „Siehst du, es geht nicht.“
Das können wir gleich von Anfang an klarstellen: Diesen Weg können wir nicht gehen. Das heißt aber nicht, dass die Sache deshalb falsch ist.
Wissenschaftliche Erkenntnis und ihre Grenzen am Beispiel Radioaktivität
Es gibt manche Leute, die argumentieren, dass etwas falsch ist, wenn es keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür gibt. Diese Sichtweise ist jedoch logisch und philosophisch unsinnig. Nur weil wir etwas nicht beweisen können, bedeutet das nicht, dass es nicht existiert.
Um das zu verdeutlichen, nutze ich eine Analogie: Radioaktivität. Seit wann kann man Radioaktivität nachweisen? Nun ja, etwa seit Madame Curie und ein wenig früher, als sie diese Entdeckung machte. Das ist etwas über hundert Jahre her. Bedeutet das, dass es vor dieser Zeit keine Radioaktivität gab? Natürlich nicht. Herr Mercher versteht das auch, denn Radioaktivität gab es schon immer, nur war es damals nicht möglich, sie wissenschaftlich nachzuweisen.
Genauso verhält es sich mit der Bibel. Es geht nicht darum zu sagen, dass die Bibel falsch ist, nur weil die Wissenschaft zum jetzigen Zeitpunkt ihre Wahrheit nicht beweisen kann. Das wäre vergleichbar damit, wenn man vor zweihundert Jahren gesagt hätte, weil die Wissenschaft Radioaktivität nicht nachweisen kann, gibt es sie nicht. Das wäre ebenfalls unsinnig.
Wir können keine Schlussfolgerungen aus dem ziehen, was wir nicht untersuchen können, sondern nur aus dem, was wir tatsächlich untersuchen können.
Umgang mit wissenschaftlichen Forderungen an die Bibel
Und jetzt fordert doch euren Gesprächspartner mal heraus. Fragt doch, welche Methoden der Naturwissenschaft es überhaupt gibt, um die Wahrheit der Bibel zu untersuchen.
Manche sagen sehr schnell: „Ich glaube der Bibel nicht, weil sie der Wissenschaft widerspricht.“ Kennt ihr vielleicht auch solche Aussagen? Dabei ist es eigentlich manchmal eher zum Lachen oder zum Weinen, je nachdem. Denn im Grunde ist das doch vollkommen unlogisch.
Fragt euch mal im Einzelnen: Geht die Wissenschaft durch und fragt, wo die Germanistik der Bibel widerspricht. Dann werdet ihr feststellen, es gibt keinen Widerspruch – vorausgesetzt, der Lektor hat bei der Ausgabe der Bibel gut gearbeitet. Alles stimmt mit der Grammatik und der Wortwahl. Man könnte sogar sagen, dass Luther die deutsche Sprache mit seiner Bibelübersetzung geprägt hat.
Was spricht gegen die Geographie der Bibel? Eigentlich nichts. Dort stehen Orte wie der Berg Ararat, Euphrat, Tigris und Jerusalem. All das gibt es tatsächlich. Kein Widerspruch.
Was spricht gegen die Mathematik in der Bibel? Eigentlich auch nichts. Und wie sieht es mit der Physik aus? Auch hier gibt es keine Widersprüche.
Am Ende kommt dann meistens der Einwand: „Aber die Evolutionstheorie!“ Dazu muss man sagen: Die Evolutionstheorie ist nicht die Gesamtheit der Wissenschaft. Sie ist eine Theorie, ein Teilbereich.
Und da würde ich selbst sagen: Gut, wenn du daran glauben willst. Aber selbst die Evolutionstheorie sagt ja nicht, dass es keinen Gott gibt oder dass Jesus nicht der Sohn Gottes ist oder nicht für unsere Sünden gestorben ist. Die Evolutionstheorie widerspricht dem nicht.
Ich wüsste auch nicht, wie man das untersuchen sollte. Man kann das ja gar nicht mit den Methoden der Evolutionsbiologie erforschen.
Das heißt, ein ganz wichtiger Punkt in unserer Diskussion ist die Erwartungshaltung: Mit welchen Mitteln können wir die Bibel überhaupt untersuchen, und mit welchen eben nicht?
Und wir sollten nicht auf solche Pauschalurteile hereinfallen wie „Die Wissenschaft ist gegen die Bibel“. Auch sollten wir nicht versuchen, wissenschaftlich zu beweisen, dass die Bibel wahr ist. Dabei sollten wir vorsichtig sein.
Umgang mit archäologischen Argumenten gegen die Bibel
Wir sollten uns nicht zu schnell darauf einlassen, wenn jemand sagt: „Archäologisch wurde noch nichts ausgegraben, also ist die Bibel falsch.“ Solche Aussagen hört man häufig. Zum Beispiel in dem Bestseller, der auch auf Deutsch übersetzt wurde, von Finkelstein, einem Chef-Ausgräber in Israel, der ein öffentliches Amt innehat und die Außenbereiche kennt. Dort wird oft behauptet, es habe keine Posaunen vor Jericho gegeben. Er schreibt dann häufig, die Bibel sei falsch, weil man bisher keine Beweise dafür gefunden habe.
Nun frage ich euch: Wo liegt das logische Problem in dieser Argumentation? Ja, das könnte eine Möglichkeit sein, aber ihr seid schon mitten in der Diskussion. Ihr müsst gar nicht in die Diskussion einsteigen. Am besten widerlegt ihr solche Aussagen, indem ihr erkennt, dass die Argumentation unsinnig ist – und hier ist sie es.
Zunächst einmal muss man sagen: Selbst wenn wir nur das „bisher“ betonen, darf kein fachkundiger Archäologe seine Argumentation auf das aufbauen, was er nicht gefunden hat. Das ist absurd. Er kann seine Aussagen nur auf das stützen, was er tatsächlich gefunden hat. Deshalb kann er keine begründeten Aussagen über das machen, was er noch nicht gefunden hat oder nicht gefunden hat. Wie sollte er das auch tun? Er weiß zunächst nicht, was alles noch in der Erde verborgen liegt.
Und selbst wenn etwas nicht in der Erde steckt, heißt das nicht, dass es nicht existiert. Ich kann hier ein einfaches Experiment vorschlagen: Wer erinnert sich noch an seine Vorfahren vor 500 Jahren? Nun frage ich: Hast du Beweise dafür, dass es Vorfahren von dir vor 500 Jahren gab? Wahrscheinlich nicht. Dann könntest du sagen: „Es gab sie auch nicht.“ Doch jetzt wirst du zu Recht sagen: „Das ist falsch. Der Beweis ist ja da, sonst würde ich ja gar nicht existieren. Es muss ja jemanden vor mir gegeben haben.“
Genau so ist die Logik auch bei der Bibel. Wenn über etwas geschrieben wurde, dann muss es etwas gegeben haben, worüber geschrieben wurde – auch wenn ich keine weiteren Papiere oder Beweise mehr in der Hand habe.
Vertrauenswürdigkeit historischer Quellen
Und da merken wir, dass Analogien manchmal helfen. Wir können nicht beweisen, dass ein Vorfahr gelebt hat – also ich kann es nicht. Ich habe keinen Stammbaum mit Originaldokumenten, die belegen, dass jemand vor 500 Jahren lebte. Und dann müsste ich ja noch nachweisen, dass diese Dokumente nicht gefälscht sind und so weiter. Das ist fast unmöglich.
Die meisten unserer Vorfahren waren – tut mir leid, das zu sagen – so unbedeutend, dass kein Kirchenhistoriker über sie geschrieben hat. Meistens sind wir nicht alle abhängig von Königen, Fürsten oder Ähnlichem. Ich meine natürlich nicht den höchsten Königgott und so weiter – von dem frommen Wissen wissen wir ja alle –, sondern ich meine jetzt irdisch.
Trotzdem wird niemand mit Vernunft bestreiten, dass es diese Vorfahren gegeben hat, obwohl wir keine historischen Belege dafür haben. Und genauso ist es auch unsinnig, generell zu bestreiten, dass es so gewesen ist, wenn ich keine historischen Informationen habe.
Dann müsste ich erst mal davon ausgehen, dass hier ein historisches Dokument vorliegt, nämlich die Bibel. Diese erhebt einen Wahrheitsanspruch, den sollte ich erst einmal gelten lassen. Ich sollte dann sagen: Wenn ich andere Dokumente habe, die dagegen sprechen, kann ich sie miteinander vergleichen und überprüfen, wer Recht hat.
Aber solange ich keine anderen Dokumente habe, wäre es unsinnig und auch logisch unsinnig, die Bibel in Zweifel zu ziehen. Trotzdem argumentieren viele Leute genau so.
Umgang mit selektiver Darstellung und Vertrauenswürdigkeit von Quellen
Aber damit kann man alles oder nichts begründen mit dem Argument: „Ich habe noch keinen Beweis dafür, also ist es falsch.“ Diese Argumentation ist, wie gesagt, unsinnig. Kein Mensch, auch kein Archäologe, kann etwas beweisen mit etwas, das er nicht gefunden hat.
Gerade beim Beispiel Finkelstein war das oft der Fall. Er wurde manchmal sogar als „Schlitzrohr“ bezeichnet, weil er gegen die Bibel argumentieren wollte. Er sagte zum Beispiel, dass man in Jerusalem zur Zeit Davids nichts gefunden habe. Dabei erwähnte er aber nicht, dass in Hazor und Megiddo Funde aus der Zeit Davids existieren, die auf ihn hindeuten.
Das heißt, er hat nicht gelogen, sondern nur einen Teil der Wahrheit erzählt. Das kommt auch häufig bei Leuten vor, die die Bibel kritisieren. Sie sagen dir etwas, das problematisch erscheint, sind aber nicht verpflichtet, dir alle weiteren Informationen zu geben. Diese musst du dann selbst heraussuchen.
Wenn du also einzelne Daten hast, die nicht mit der biblischen Überlieferung übereinstimmen oder vielleicht nicht übereinstimmen, heißt das noch lange nicht, dass die Bibel deshalb falsch ist.
Vergleich der Vertrauenswürdigkeit biblischer und außerbiblischer Quellen
Wir müssen auch die Vertrauenswürdigkeit bewerten, zum Beispiel bei Flavius Josephus. Viele sagen: Weil Flavius Josephus darüber geschrieben hat, ist es wahr.
Heute sagen die meisten Historiker jedoch, dass Flavius Josephus als Historiker bei der Beschreibung seiner Zeit unzuverlässiger ist als die Evangelien. Wenn man das einmal nachlesen möchte, gibt es von Knoll das Buch „Leben Jesu“. Es ist bereits in vielen Auflagen erschienen, sehr gut archäologisch gearbeitet und weist nach, dass das Lukasevangelium historisch vertrauenswürdiger ist als Flavius Josephus, was die Zeitgeschichte betrifft.
Lukas verwendet die korrekten Bezeichnungen, zum Beispiel für römische Amtsbezeichnungen, während Flavius Josephus dies nicht tut. Daraus können wir schließen: Man kann nicht einfach sagen, weil nur Lukas darüber schreibt, ist es falsch. Vielleicht müssen wir eher umgekehrt sagen: Weil nur Flavius Josephus darüber schreibt, ist es nicht richtig.
Viele Christen haben sich daran gewöhnt, der Bibel zunächst zu misstrauen. Und wenn dann irgendein hergelaufener Philosoph etwas darüber schreibt, kann man der Bibel glauben. Warum eigentlich? Zuerst müssen wir doch nachweisen, dass die Bibel so unglaubwürdig ist. Das kann man nicht einfach behaupten. Man kann es zwar behaupten, aber man muss es auch belegen.
Umgang mit Argumenten und Gesprächsführung
Auch bei Angriffen hat die Bibel Recht: Ein wesentlicher Teil besteht darin, dass ihr euch die Argumente eurer Gesprächspartner genau anhören müsst. In vielen Fällen braucht ihr gar nicht tiefer darauf einzugehen, weil die Argumente generell weder wissenschaftlich noch logisch sind.
Viele endlose Diskussionen führen nur dazu, dass der Sachverhalt verunklart wird. Deshalb ist es besser, von Anfang an klarzustellen: Unlogische Argumentation stimmt nicht!
Beispiel: Argument der Nichtexistenz Gottes wegen Nichtsehen
Kennt ihr das vielleicht auch? Es gibt manche Leute, die sagen, es gibt Gott nicht, weil sie ihn nicht gesehen haben. Dann denkt man vielleicht: „Das musst du erst einmal lange beweisen, dass ich Gott gesehen habe.“ Ja, die meisten von uns haben ihn ja nicht gesehen.
Aber was sagt das eigentlich darüber aus, ob du Gott gesehen hast oder nicht? Es sagt nichts anderes aus, als dass du Gott nicht gesehen hast – wenn du ehrlich bist. Aber mehr auch nicht. So könnte man argumentieren.
Ich würde hier allerdings nicht auf die Seele tippen, weil es bei der Seele noch andere Nachweismethoden gibt, und wir fühlen oder empfinden sie ja auch. Ich würde hier eher auf Dinge eingehen, die man gar nicht wahrnehmen kann, von denen wir trotzdem ausgehen, dass sie da sind. Zum Beispiel Radioaktivität.
Radioaktivität kann keiner sehen, keiner fühlen und lange Zeit konnte man sie nicht einmal technisch feststellen. Trotzdem gibt es sie. Logisch gesehen sagt es also nur etwas darüber aus, wie die Konsistenz eines Gegenstandes ist, wenn ich etwas nicht gesehen habe. Aber nicht, ob es ihn gibt oder nicht.
Außerdem müsste ich ja auch in die richtige Richtung geschaut haben. Es könnte ja sein, dass Gott flapsig gesagt gerade hinter Alpha Centauri versteckt war, als ich mich umgeschaut habe. Und dann? Dann habe ich mich umgeschaut und gesagt: „Ich sehe ihn nicht.“
Oder was ist, wenn Gott eine andere Konsistenz hat als wir? Unsere Augen können ja nur ein bestimmtes Lichtspektrum sehen. Zum Beispiel können wir Wärmestrahlung nicht sehen. Man kann sie mit Kameras fotografieren, aber mit bloßem Auge ist sie unsichtbar. Trotzdem ist sie real und da.
Genauso kann es bei Gott sein: Vielleicht ist er einfach für unsere Augen unsichtbar, steht aber gerade vor dir. Es gibt viele Dinge, wie zum Beispiel radioaktive Strahlen – kannst du sie mit einem Auge sehen? Nein. Sind sie da? Ja.
Warum also nicht auch Gott? Das wäre möglich. Ich sage hier nur Möglichkeiten, ich behaupte nicht, dass Gott so ist. Ich will nur sagen, dass die Argumentation „Ich habe ihn nicht gesehen, also gibt es ihn nicht“ unsinnig ist.
Mich erinnert das auch an kleine Kinder, die sich die Augen zuhalten und sagen: „Ich bin weg!“ Weil sie jemanden nicht mehr sehen, glauben sie, dass sie selbst auch unsichtbar sind. Das ist natürlich lächerlich.
Manche Menschen argumentieren nur auf dieser Ebene, aber das ist einfach unlogisch und unstimmig.
Herausforderungen und aktuelle Formen der Bibelkritik
Nun, ich möchte gleich einige Punkte ansprechen, doch da ich dies nicht willkürlich tun möchte, werde ich zunächst auf eure Fragen eingehen.
Bevor ich darauf eingehe, möchte ich hier in aller Kürze zehn Punkte nennen, bei denen ich glaube, dass sie heute die größte Herausforderung durch Bibelkritik an uns darstellen.
Bei manchen dieser Punkte werdet ihr merken, dass sie euch ebenfalls betreffen.
Säkularismus und seine Auswirkungen auf den Glauben
Ich glaube, es gibt gegenwärtig den Säkularismus und die Säkularisierung. Diese sind bibelkritisch, weil sie das Irdische zur Hauptsache machen und das Jenseitige zur Nebensache erklären.
Ich denke, dass selbst viele Christen inzwischen zu Bibelkritikern geworden sind – nicht in dem, was sie sagen, sondern in dem, wie sie leben und was sie tun. Wenn man zum Beispiel im 2. Korintherbrief, Kapitel 4, ganz gegen Ende nachschaut, heißt es dort, dass wir nicht auf das Zeitliche vertrauen, sondern auf das, was ewig ist. Denn das Zeitliche ist schnell vorübergehend.
Ich lese euch den genauen Wortlaut vor, damit ihr ihn habt: 2. Korinther 4,16-18: „Darum lassen wir uns nicht entmutigen, sondern wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert. Denn unsere Bedrängnis ist schnell vorübergehend und leicht, verschafft uns aber eine ewige, über alle Maße gewichtige Herrlichkeit. Da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig.“
Wenn wir das wirklich glauben, sollte sich das auch in unserer Zeiteinteilung, in unseren Lebenszielen und in den Wertungen, die wir vornehmen, niederschlagen. Aber gerade viele Menschen, auch Christen, tun das nicht. Nicht weil sie böse sind – ich will ja nicht auf euch schimpfen –, sondern weil wir in einer Welt leben, die so stark von der Säkularisierung geprägt ist.
Nun überprüft euer Leben oder das in eurer Gemeinde: Wie viel Zeit wird darauf verwendet, dass das Haus schön ist, der Urlaub geplant wird, die Freizeit organisiert ist, man es bequem hat und das Essen gut ist? Und wie viel Zeit wird am Tag für die Ewigkeit eingeplant?
Hier sind wir ganz klar: Wir leben in einer säkularisierten Welt, und das ist Bibelkritik. Die Bibel sagt, das Jenseits ist das Wichtige. Paulus macht das ganz deutlich, wie ich euch vorgelesen habe. Er sagt, das Leiden, das wir haben, ist schnell vorübergehend und leicht. Damit meint er die 70 oder 80 Jahre, die wir auf der Erde leben – sie vergehen schnell. Und da hat er Recht.
Aber was hast du dann für die Ewigkeit getan? Die Wahrheit kennen wir alle, doch selbst im Leben vieler Christen wird sie nicht umgesetzt. Bibelkritik bedeutet nicht nur, zu sagen, die Bibel sei falsch, sondern auch, so zu leben, als ob sie falsch wäre. Man sagt vielleicht, sie sei wahr, lebt und denkt aber nicht danach.
Das ist eine Form von Bibelkritik, die in unserer Umgebung weit verbreitet ist. Sie besteht darin, dass wir als Christen diese Haltung übernehmen und genauso leben. Auch das ist Bibelkritik. Man sagt, die Bibel schreibt das, aber in Wirklichkeit ist es eine Lüge – zumindest wenn man das eigene Leben oder die eigenen Entscheidungen betrachtet. Denn wenn man es wirklich als wahr ansehen würde, müsste man andere Konsequenzen ziehen.
Diese Art von Bibelkritik kommt nicht aus dem christlichen Bereich, hat aber Einfluss darauf. Sie ist sehr gefährlich, weil sie nicht offen sagt, dass die Bibel falsch ist. Man liest sie, sagt, sie sei richtig, kümmert sich aber nicht darum.
Das ist Säkularismus, Säkularisierung, mit der wir es zu tun haben. Das Wichtigste im Leben sei das Irdische – der Beruf, die Freizeitgestaltung, Familie, Gesundheit. Das ist alles wichtig, aber nach der Bibel müssen wir eindeutig sagen: Das ist nicht das Primäre und Wichtigste. Wahrscheinlich stimmen da alle zu.
Bibelkritik in der Politik
Zweitens ist die Politik, mit der wir heute in Deutschland zu tun haben, bibelkritisch. Die gegenwärtige Politik ist bibelkritisch, weil sie ethische Aussagen der Bibel verneint und gelegentlich sogar kriminalisiert.
Das wissen wir ja: Es gibt immer mehr Gesetze, die Christen kriminalisieren, wenn sie sich nach der Bibel orientieren wollen. Ein Beispiel ist die Frage: Darfst du dein Kind strafen? Ich gebe euch jetzt keine Antwort darauf, denn ich möchte nicht, dass ich selbst eine Anzeige von euch bekomme. Aber ihr wisst, dass das heute kriminalisiert ist. Du darfst über Züchtigung von Kindern nichts sagen. Sobald du es sagst, kannst du einen Prozess am Hals haben.
So wie Wilfried Block – das haben vielleicht einige mitbekommen – der im Dezember ein Strafverfahren bekam, weil er so etwas öffentlich gesagt hat. Das heißt, die Politik rückt von biblischen Inhalten ab, kritisiert sie öffentlich und gesetzlich und kriminalisiert sie manchmal sogar. Es ist gesetzlich verboten, biblische Überzeugungen zu haben. Und das ist problematisch.
Hier merken wir: Wir sind als Christen herausgefordert. Das gilt nicht nur im Bereich von Erziehungsfragen, sondern auch in anderen Bereichen. Das kennen hoffentlich viele von euch schon, oder ihr habt mein Buch darüber gelesen, zum Beispiel zum Thema Gender Mainstreaming. Das ist ein offizielles Programm der Bundesrepublik Deutschland.
Dieses Programm besagt: Wenn du dein Kind erziehst und sagst, „Du bist ein Junge und sollst auch wie ein Junge leben und dich so verhalten“, dann bist du diskriminierend. Denn du gibst deinem Kind keine Freiheit, wenn es sich vielleicht entscheidet, wie ein Mädchen oder wie ein ganz anderes Lebewesen leben zu wollen. Das heißt, das Gesetz legt fest, wie du über Mann und Frau zu denken hast – und zwar nicht nur für dich persönlich.
Zum Beispiel gibt es in den Medien sogar Strafandrohungen. Im EU-Gesetz sind Bußgelder vorgesehen, wenn geschlechterspezifische Rollen in den Medien gezeigt werden. Das bedeutet, der Staat hat bewusst das christliche Lebensbild nicht nur relativiert, sondern aufgegeben. Er will mit gesetzlichen Mitteln dafür sorgen, dass dieses Weltbild verdrängt und durch ein anderes ersetzt wird – nämlich durch das Gender Mainstreaming.
Hier merken wir: Die Politik ist nicht in allen, aber in vielen Bereichen bibelkritisch. Sie nimmt die eindeutigen Aussagen der Bibel und erklärt sie für falsch. Wenn du ihnen weiter nachgehst, kann es sein, dass du dafür Bußgeld bezahlen musst, ins Gefängnis kommst oder sonstige Konsequenzen erleidest.
Ein weiteres Beispiel ist die Abtreibung. Es gab Prozesse, in denen Leute angeklagt wurden, weil sie sagten: „Abtreibung ist Mord.“ Und das ist es ja. Was ist es, wenn du einen unschuldigen Menschen tötest? Das Embryo oder das Kind ist unschuldig. Das ist Mord. Doch heute darfst du so etwas in der Öffentlichkeit kaum sagen. Wenn du ein öffentliches Amt hast, kann es sein, dass du schnell „weg vom Fenster“ bist – alles vorbei.
Das zeigte sich unter anderem beim Christival-Kongress. Dort gab es ein Seminar über Abtreibung, und Politiker wollten durchsetzen, dass dieses Seminar abgesetzt wird.
Bibelkritik in den Medien
Politische Einflussnahme – Die Medien
Die Medien sind in den letzten Jahren überwiegend bibelkritisch geworden. Zahlreiche Medien betreiben Bibelkritik, weil sie ethische und lehrmäßige Aussagen der Bibel zunehmend kritisch darstellen. Dabei nehmen sie oft eine ablehnende Haltung gegenüber Christen ein und relativieren Prinzipien der Bibel. Ich könnte zahlreiche Beispiele nennen, wahrscheinlich fallen auch Ihnen selbst einige ein. Das ist jedoch nicht unbedingt böse gemeint.
Es gibt Umfragen, die zeigen, dass der größte Teil der Medienschaffenden, etwa 80 Prozent, mit Gott nichts zu tun hat. Ich habe den Leiter von Idea gefragt, der diese Umfrage gelesen hat. Er sagte mir, dass etwa 80 Prozent der Medienschaffenden eher atheistisch orientiert sind, entweder praktisch in ihrem Leben oder in der Theorie. Dass diese nun kritisch über Christen schreiben, ist daher verständlich. Häufig verstehen sie gar nicht, wie Christen denken und reagieren. Darauf müssen wir uns einstellen.
Die Medien berichten nicht neutral über Christen – oft, weil sie keine Ahnung haben, manchmal auch, weil sie es nicht wollen.
Ein Beispiel dafür ist „Christeville“, das ich bereits erwähnt habe. Im Jahr 2008, also gar nicht so lange her, gab es in Bremen eine klare Gegenstimmung in den Medien. Dort wurden Homoumerzieher oder schwule Umerzieher als Gegner dargestellt. Warum? Weil ein Seminar über sexuelle Identität stattfand. Es wurde so viel Druck gemacht, auch von politischer Seite. Volker Beck, damals Sprecher der Grünen, übte großen Druck aus, bis das Seminar schließlich abgesagt wurde – und das in einem Land mit Religions- und Meinungsfreiheit.
Was ist das? Die Medien waren hier nicht neutral. Sie berichteten zum Beispiel nicht darüber, dass schwule Gruppen Küsse und Sit-ins veranstalteten, um christliche Veranstaltungen zu blockieren. Dabei wurden Parolen gerufen, die Christen massiv diskriminierten. Ich habe im Internet jemanden darüber schreiben sehen, der sagte, dass vor dem Seminar etwa 20 Schwule sich ständig küssten, sodass die Zuhörer den Redner nicht mehr sehen konnten. Doch darüber berichteten die Medien nicht. Das ist einseitig. Hier wird klar: Die Medien sind in dieser Hinsicht nicht objektiv.
Ein weiteres Beispiel ist die Georg-Müller-Schule in Bielefeld im Jahr 2008. Die Schule wurde von den Medien stark kritisiert, weil Politiker diese Medien für ihre Zwecke nutzten. In den Medien hieß es, die Schule müsse verboten werden, da dort eine Parallelgesellschaft entstehe. Die Kritik bezog sich vor allem auf die Lehre, dass Homosexualität nicht normal sei und dass Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen habe. Wer solche mittelalterlichen Ansichten vertrete, dürfe keine Schule betreiben, so die Medien. Auch hier wurde Stimmung gemacht, ohne objektive Informationen zu liefern. Es wurde nur auf das geschossen, was angreifbar war – also auch keine neutrale Berichterstattung.
Oder das Beispiel von 2009: Eine Tagung christlicher Therapeuten in Marburg wurde von den Medien im Vorfeld stark aufgebauscht. Tausende demonstrierten gegen die Veranstaltung. Die Christen mussten von 200 Polizisten geschützt werden, damit sie ihre Tagung abhalten konnten. Dabei wurden christliche Gebäude beschmiert, und es wurden Parolen gerufen wie: „Hätte Maria abgetrieben, wäre uns das erspart geblieben“ und ähnliche. Christen wurden massiv angefeindet. Die Medien berichteten jedoch nur, dass die „bösen Christen“ eine Tagung abhielten, auf der sie Homosexuelle umerziehen wollten. Über die Gewalt der Gegner wurde kein Wort verloren. Die Christen verhielten sich friedlich, während die Gegner gewalttätig wurden, Sachbeschädigungen begingen und Volksverhetzung betrieben. Nur christliche Medien berichteten darüber. Hier zeigt sich eindeutig, dass es keine ausgewogene Berichterstattung gab.
Ein weiteres Beispiel sind unsere beiden Bibelschülerinnen Rita und Anita, die im Jemen ermordet wurden. Was war in den deutschen Medien zu hören? Manche kennen den unseligen Beitrag von Frontal 21, der damit endete, dass es bisher islamische Selbstmordattentäter gab, jetzt aber auch radikale Christen gebe, die bereit seien, für ihren Glauben zu sterben. Die meisten Menschen dachten daraufhin, dass es Christen gebe, die mit Bomben herumlaufen und sich in die Luft sprengen – eine absurde Parallele. Eine neutrale Darstellung hätte gesagt, dass es Menschen gibt, die anderen helfen wollen und von Verbrechern umgebracht werden. Das wurde bewusst nicht gemacht. Diese Darstellung taucht bis heute immer wieder auf, obwohl es Klagen gab, die Recht gaben. Trotzdem wird sie weiterhin zitiert.
Vor einigen Wochen habe ich das Buch von Ursula Caberta gelesen. Sie ist von der Stadt Hamburg für Sekten- und Religionsfragen angestellt und hat das „Schwarzbuch Esoterik“ geschrieben. Darin gibt es eine ganze Seite über die Bibelschule Brake. Ich frage mich, was die Bibelschule Brake mit Esoterik zu tun hat. Man merkt, wie lächerlich das ist. Frau Caberta wird vom Staat für ihre Arbeit bezahlt und schreibt Gutachten. Was schreibt sie? Sie zitiert aus dem Interview von Frontal 21, obwohl dieses durch eine Klage als falsch zurückgewiesen wurde. Sie nimmt die falschen Behauptungen wieder auf und behauptet, an der Bibelschule Brake würden radikale Christen ausgebildet, die die Gesellschaft unterwandern wollen. Ich habe ihr eine E-Mail geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten. Sie sollte gründlicher recherchieren und vielleicht mit jemandem sprechen, der von der Bibelschule Brake ist. Das wäre ein guter Anfang. Stattdessen nimmt sie einen populären Beitrag von Frontal 21 als Grundlage für politische Entscheidungen im Bundesland Hamburg. Das ist bedenklich, denn solche Berichte haben Auswirkungen.
Oder denken wir an die Strafanzeige, die von grünen Abgeordneten aus Hessen gegen Wilfried Block gestellt wurde. Auch hier sind die Medien kritisch gegenüber ihm. Das können Sie selbst nachlesen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Medien in vielen Fällen nicht neutral berichten, besonders wenn es um Christen und biblische Themen geht. Die Berichterstattung ist oft einseitig, kritisch und manchmal sogar diffamierend.
Bibelkritik durch Atheismus
Ich war unterwegs zu einer Reise nach Süddeutschland, habe dort unterrichtet und mir in der Bahnhofsbücherei zwei Zeitschriften gekauft. Eine davon war PM, die manche ja kennen. Es war die Januarnummer 2012. Das Titelthema lautete: „Karma – die geheime Wissenschaft des Guten“. Neue Studien bestätigen darin das fernöstliche Konzept des Schicksals.
Dabei wird jedoch gar nichts vom Hinduismus oder Buddhismus bestätigt. Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, dass man länger lebt, wenn man gute Dinge tut und positiv über andere Menschen denkt. Aber was hat das mit Hinduismus und Buddhismus zu tun? Diese Religionen sagen doch gerade, dass man erst in der nächsten Reinkarnation besser oder schlechter lebt.
Man könnte stattdessen viel besser schreiben: „Neue Forschung beweist die Wahrheit der Bibel“. Denn das würde stimmen. Im Alten Testament liest man eindeutig, dass Gehorsam Segen bringt und Ungehorsam Fluch – und zwar schon hier auf der Erde. Die Karma-Lehre sagt genau das nicht.
Aber warum macht man das nicht? Weil generell alle großen Medien über den christlichen Glauben nur berichten, wenn es etwas Negatives zu berichten gibt. Ich kann garantieren: Kauft man den Spiegel vor Weihnachten oder Ostern, hat er immer ein religiöses Thema. Und immer werden Christen und die Bibel kritisiert.
Ich habe mir dann auch ein Spiegel-Sonderheft gekauft, das neu herausgekommen ist: „Jesus von Nazareth“. Ich habe es durchgelesen und fand wieder genau dasselbe. Manche Sachen waren zwar interessant, aber im Wesentlichen bündelt sich das so: „Näher als durch diese Rekonstruktion kann man der realen Person hinter dem theologisch-literarischen Jesus nie kommen.“
Das Einzige, auf das sich alle Richtungen ohne glaubwürdigen materiellen Beweis einigen können, ist die Annahme, dass Jesus aller Wahrscheinlichkeit nach gelebt hat. Das ist alles, was man über Jesus wissen kann. Und dafür macht man ein ganzes Heft – das könnte man auch kürzer machen.
Dann schreiben sie noch alle Theorien: „Professor so sagt“, „Professor so sagt“, aber nur das, was Professoren sagen. Hier steht: „Was du über Jesus wissen kannst“ – in einem allgemein weit populären Magazin. Obwohl wir keine Beweise haben, können wir uns darauf einigen, dass er gelebt hat.
Aber was bleibt dann noch übrig vom Evangelium? Das ist das, was die Medien weit verbreiten.
Radikaler Atheismus und gesellschaftliche Auswirkungen
Kritik durch Medien, Kritik durch Atheismus
In den letzten Jahren sind Atheisten immer radikaler geworden. Das merke ich auch in vielen Diskussionen. Ich schreibe gerade mit vielen im Internet, weil ich unter anderem bei YouTube zwei kleine Videos über Atheismus eingestellt habe. Immer wieder melden sich Atheisten, teilweise sehr radikal. Manche fordern regelrecht, man müsse die Christen unterdrücken, weil sie angeblich der Gesellschaft schaden. Das ist richtig radikal.
Einem habe ich auch geschrieben, dass ich froh bin, dass sie noch keine Regierungsverantwortung haben. Sonst ginge es uns allen schlecht. Das ist manchmal sehr ideologisch. Wenn man das Buch von Richard Dawkins liest, „Der Gotteswahn“, merkt man, dass es voll von Hass auf Christen ist. Und es ist auch gar nicht mehr sachlich. Es geht nicht mehr um eine sachliche Auseinandersetzung.
Große deutsche Gesellschaften wie die Giordano-Bruno-Gesellschaft oder die Deutsche Humanistische Union veranstalten Events, bei denen sie intensiv für den Atheismus werben und versuchen, ihn durchzusetzen. Das ist der neue Atheismus. Hier geht es nicht mehr um die Klärung eines Sachverhaltes, sondern darum, ideologisch die eigene Meinung durchzusetzen.
Beispiele:
Gerade jetzt im Januar wurde in der Schweiz jemand verurteilt, der sich zum Ziel gesetzt hatte, auf den Schweizer Bergen alle Gipfelkreuze abzusägen. Nach dem dritten Kreuz wurde er erwischt, sagte aber, er wolle seine Aktion fortsetzen. Warum? Weil er der Meinung ist, dass aus dem öffentlichen Raum alle christlichen Symbole entfernt werden müssen. Das ist eine atheistische Idee.
Vielleicht denkt ihr auch an diejenigen, die sich in Deutschland und der Schweiz dafür eingesetzt haben, dass das Kirchenglockenläuten eingestellt wird. Dabei geht es nicht darum, ob es laut oder leise ist. Das wird als Instrumentalisierung benutzt. Es geht darum, keinen Einfluss von Religion im öffentlichen Bereich zuzulassen. Oder an die Leute, die Kreuze aus Schulen entfernen wollen. Das sind ganze Aktionen, die da laufen.
Vielleicht kennt ihr auch deutsche Politiker, die vorgeschlagen haben, die Bibel auf den Index jugendgefährdender Schriften zu setzen. Das ist ja völlig unmöglich. Die Bibel weg? Jugendliche sollen nicht mehr in der Bibel lesen. Ich würde sagen, die meisten lesen ja leider sowieso nicht darin. Deshalb müsste man sie gar nicht auf den Index setzen, weil sie sowieso nicht gelesen wird.
Vielleicht sollte man sie aber gerade deswegen auf den Index setzen. Dann würden manche Jugendliche anfangen, darin zu lesen. So ehrlich wie manche Jugendlichen sind – kennt ihr das nicht auch? Wenn auf einem Computerspiel steht „ab 16“, dann müssen manche das Spiel unbedingt spielen, auch wenn sie erst 12 sind. Wenn da aber „ab 12“ stehen würde, wäre es für sie langweilig. So braucht man das eigentlich nicht.
Manche würden vielleicht gerade deshalb lesen, wenn da „jugendgefährdend“ draufstehen würde. Das wäre vielleicht eine Idee. Ich könnte das mal machen: „Aufdruck jugendgefährdend – dann lies das bloß nicht!“ Die Absicht der Leute, die hinter diesen Vorschlägen stehen, ist aber klar gegen den Glauben gerichtet. Sie wollen die Bibel verdrängen und unterdrücken.
Es gab auch mehrfach Vorschläge, etwa von Grünen und Linken, den Bezug auf Gott aus der Präambel zu streichen. Das wurde bisher nicht durchgesetzt. Aber auch hier gibt es Ansätze, möglichst jeden religiösen Bereich aus dem öffentlichen Leben zu entfernen.
Esoterische Formen der Bibelkritik
Ein weiterer Bereich neben dem Atheismus ist die Esoterik. Es gibt zunehmend esoterische Bibelkritik, die sich der biblischen Sprache und Inhalte bedient, diese jedoch grob verfälscht. Manche Christen bemerken das gar nicht. Sie lesen Bücher von Esoterikern und denken allein deshalb, weil Gott, Jesus und die Bibel erwähnt werden, dass diese Werke fromm seien.
Ich möchte an dieser Stelle auch einmal ganz offen sprechen, ohne jemanden persönlich anzusprechen. Viele Christen empfehlen sehr stark das Buch „Die Hütte“. Dabei achten sie nicht darauf, dass dieses Buch in einem Esoterikverlag, dem Allegrier Verlag, erschienen ist. Ein Blick ins Internet zeigt, dass dort viele esoterische Werke veröffentlicht werden. Der Autor selbst tritt auf Esoterikmessen auf, bezeichnet sich als Esoteriker und gibt zu, keine christliche Gemeinde zu besuchen. Dennoch spricht er von Gott, Jesus und dem Heiligen Geist. Viele Christen nehmen das deshalb als christlich wahr.
Niall Donald Walsch hat seine „Gespräche mit Gott“ geschrieben und behauptet, ständig mit Jesus gesprochen zu haben. Er gibt an, Jesus habe ihm mitgeteilt, was er von ihm heute aktuell denkt. Viele Christen glauben das, obwohl es eindeutig im Widerspruch zur Bibel steht.
Leider gibt es immer mehr Christen, bei denen christlicher Glaube und Esoterik ineinander übergehen und manchmal kaum noch unterscheidbar sind. Dabei zeigt sich auch eine Art von Bibelkritik. Viele Esoteriker leugnen Jesus heute nicht einmal. Sie sagen beispielsweise, Jesus sei großartig gewesen und habe sogar Yoga praktiziert. Daraus wird dann geschlossen: „Mach du es auch, das ist doch toll.“ So vermischen sich die Vorstellungen fließend.
Diese Art von Bibelkritik ist für uns Christen manchmal gefährlicher als die eines bibelkritischen Theologen, der offen sagt, die Bibel stimme nicht. Das glauben die meisten von uns ohnehin nicht. Aber die esoterische Bibelkritik gefährdet uns, weil sie unser Gottesbild verändert. Ebenso wird unser Verständnis von Wahrheit, von der Bibel und von Vergebung durch esoterische Thesen beeinflusst und verzerrt.
Postmoderne und Relativierung der Wahrheit
Es gibt auch die Postmoderne, auf die ich hier nicht näher eingehen werde. Sie besagt grundsätzlich, dass es keine absolute Wahrheit gibt, sondern viele verschiedene Wahrheiten.
Heute sieht man in der Gemeinde oft, dass gesagt wird: „Warum sollen wir diskutieren? Du siehst das so, ich sehe das so, und alles ist in Ordnung.“ Doch wenn Gott eine Wahrheit offenbart hat, kann man nicht einfach so damit umgehen.
Es geht dabei nicht darum, sich durchsetzen zu wollen. Wenn Gott eine Sache gesagt hat, dann gilt diese entweder oder sie gilt nicht. Man kann nicht sagen: Für dich gilt sie, für mich aber nicht. Entweder gilt sie für alle oder für niemanden.
Leider sind viele Christen auf die postmoderne Denkweise hereingefallen und haben ihr Denken entsprechend umgestaltet.
Theologische Bibelkritik heute
Oder eine Sache, auf die ich jetzt zum Abschluss dieser Übersicht noch eingehen möchte: die theologische Perspektive.
Heute gibt es nicht mehr so eine harte Bibelkritik, die behauptet, die Bibel sei vollkommen falsch. Solche Ansichten vertreten nur noch ganz selten Theologen. Die meisten Theologen an den Universitäten haben eher ein sozialgeschichtliches Bild von Jesus. Das beliebteste Buch dazu ist von Gerhard Theissen, das sich mit der Sozialgeschichte des palästinensischen Judentums beschäftigt. Jesus war demnach ein jüdischer Wanderprediger zu seiner Zeit.
Das ist allerdings nicht mehr alles. Jesus wird heute oft auf das Menschsein eines Juden zur Zeit des Neuen Testaments reduziert. Und das wird akzeptiert und sogar begeistert aufgenommen. Man kann tatsächlich viele interessante Erkenntnisse daraus ziehen. Heute weiß man viel mehr darüber, wie die Menschen zu Jesu Zeit gelebt haben.
Der Anspruch der Bibel ist jedoch ein anderer. Die Bibel sagt nicht nur, dass Jesus ein Mensch aus dieser Zeit war. Wenn er das nur wäre, wäre die Bibel für uns weitgehend uninteressant. Stattdessen betont die Bibel, dass er nicht nur ein Produkt seiner Zeit ist. Er war nicht einfach ein normaler palästinischer Jude oder nur ein Wanderprediger. Die Bibel erhebt den Anspruch, dass er Gott ist. Deshalb fehlen in der rein sozialgeschichtlichen Betrachtung viele wichtige Aspekte.
Die Bibelkritiker von heute sind sanfter geworden. Sie sagen: Natürlich hat Jesus gelebt, und man hat erforscht, wie die Leute damals lebten. Er war für die Armen da, für die Frauen und vieles mehr. Manche dieser Aussagen stimmen, manche nicht. Viele Christen übernehmen diese Argumentation.
Immer öfter höre ich in christlichen Gemeinden, besonders bei Themen, die manchen Christen nicht passen, das kulturgeschichtliche Argument. Vielleicht kennt ihr auch Brüche in der Gemeinde. Dann wird gesagt: „Das bezieht sich nur auf die damalige Zeit.“ Zum Beispiel: „In Korinth waren die Frauen so und so, deshalb wird das dort so geregelt.“
Man kann so argumentieren, aber die Frage ist: Wenn ich nur den kulturgeschichtlichen Hintergrund zeige, was sagt das dann über die Gültigkeit dieser Aussage aus? Dann habe ich nur den irdischen Hintergrund beschrieben.
Ich möchte euch jetzt mal etwas provozieren. Manche habe ich damit schon provoziert, auch Kinder. Aber stellt euch mal in der Gemeinde die Diskussion vor, das Abendmahl abzuschaffen. Begründung: Das Abendmahl ist auch nur kulturgeschichtlich geprägt.
Denn ihr wisst ja alle, das Abendmahl wurde eingesetzt als Passamahl. Wer feiert Pessach? Die Juden. Wie viele Juden habt ihr in eurer Gemeinde? Keine. Wie oft feiert ihr Pessach? Nicht. Also warum feiert ihr dann noch das Abendmahl? Das ist doch sehr stark kulturgeschichtlich geprägt. Nur deshalb konnten die Menschen damals verstehen, dass der Wein für das Blut steht, das an den Türpfosten gestrichen wurde, beim Lamm.
Wo schlachtet ihr heute noch ein Lamm und macht die Türpfosten voll Blut? Macht ihr doch alles nicht mehr. Also kulturgeschichtlich betrachtet könnte man das Abendmahl vergessen.
Ich meine das jetzt nicht ernst, nicht dass ihr das wirklich so umsetzt. Was ich damit zeigen will, ist: Das Argument ist unsinnig, zu sagen, weil ich einen kulturgeschichtlichen Hintergrund erkennen kann, ist diese Sache heute nicht mehr relevant.
Alle Aussagen in der Bibel haben einen kulturgeschichtlichen Hintergrund, denn alles, was Paulus und Jesus gesagt haben, bezieht sich auf die Situation ihrer Zeit. Aber das ist eben nicht alles, was die Bibel sagen will. Sie sagt, es gibt mehr als nur den zeitlichen Bezug.
Es hat einen kulturgeschichtlichen Bezug, und trotzdem gilt es bis heute. Das ist genau das, was die Bibel uns sagen will.
Hier sind Christen sehr schnell bereit, bei den Dingen, die ihnen nicht passen, das kulturgeschichtliche Argument anzuführen. Dann heißt es schnell: Hier gilt die Bibel nicht, hier gilt sie nicht, hier gilt sie nicht. Die Sachen, die mir passen, gelten aber noch.
Aber am Ende bleibt mit diesem Argument nichts übrig, weil alles kulturgeschichtlich ist.
Der Vorsitzende Schneider, der damalige EKD-Ratsvorsitzende, hat vor zwei, drei Jahren öffentlich gesagt, dass es für einen evangelischen Christen nicht notwendig sei, an das Sühneopfer Jesu zu glauben. Das sei nur ein altorientalischer Mythos und zeitbezogen.
Aha, was bleibt da noch übrig? Man muss als Christ nicht mehr daran glauben, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Warum sagt Schneider das? Er meint, Gott sei so gnädig, dass er nicht seinen Sohn quälen und töten müsse, sondern einfach so vergeben könne.
Was bleibt da in der Bibel übrig? Da bleibt nur noch ein esoterischer Zeitgeist, mehr nicht.
Wenn ihr also mit dem kulturgeschichtlichen Argument hausieren geht, werdet ihr euch noch umdrehen. Mit der Zeit wird euch alles unter den Händen zerrinnen, weil eben alles kulturgeschichtlich bezogen ist. Nur habt ihr bestimmte Dinge noch nicht in Frage gestellt.
Der Mann von der EKD hat das mit der Erlösung Jesu getan. Ich habe das Beispiel mit dem Abendmahl gemacht – genauso möglich.
Dann merkt man: Das Argument ist schlecht. Alles hat einen zeitgeschichtlichen Bezug.
Gesprächsführung und Umgang mit Zweifeln
Nun möchte ich das Gespräch mit euch intensiver fortsetzen, denn ihr habt eine ganze Weile zugehört. Wie es jetzt weitergeht, weiß ich allerdings nicht. Das hängt nämlich von euren Rückmeldungen ab.
Ich mache das bewusst so, weil ich sonst Einzelprobleme diskutieren könnte. Doch diese interessieren vielleicht nicht jeden von euch. Deshalb möchte ich lieber auf die Themen eingehen, bei denen ihr erlebt habt, dass Menschen sagen, die Bibel sei nicht gültig oder falsch.
Ich werde versuchen, darauf Antworten zu geben, die euch im Gespräch oder für euch selbst weiterhelfen können. Wir kennen uns hier zum großen Teil nicht, deshalb braucht ihr nicht schüchtern zu sein. Meldet euch einfach, und ich versuche, eine Antwort zu geben.
Wenn keine Rückmeldungen kommen, werde ich einfach weiterreden. Also, bitte!
Überprüfung der Argumente des Gesprächspartners
Zunächst einmal zwei wichtige Punkte. Bei allen Gesprächen, die ihr führt – auch über die Glaubwürdigkeit der Bibel – müsst ihr zuerst die Argumente eurer Gesprächspartner überprüfen.
Hier tritt der Gesprächspartner mit der Behauptung auf, die Bibel sei nur von Menschen geschrieben. In diesem Fall seid ihr nicht in der Nachweispflicht. Vielmehr liegt die Nachweispflicht beim anderen. Ihr könnt also fragen: „Wie kommst du darauf? Woher weißt du, dass die Bibel nur von Menschen geschrieben ist?“ Das ist eine ganz wichtige Antwort.
Genauso könnte ich auch behaupten, Jesus sei ein Außerirdischer, also ein Kosmonaut. Dann müsste der andere beweisen, dass es nicht so ist.
Die Texte selbst sprechen davon, dass Jesus selbst behauptet hat, von Gott zu sein. Die Autoren sagen, dass sie nicht einfach aufgeschrieben haben, was sie wollten. Die Propheten betonen häufig, dass sie nicht würdig sind und es eigentlich nicht sprechen wollen. Ein Beispiel ist Samuel, der erst einmal nicht versteht, was geschieht.
Das bedeutet, die Autoren haben oft gegen ihren Willen von Gott eine Mitteilung erhalten. Sie mussten diese aufschreiben, obwohl sie darunter litten und unterdrückt wurden. Sie hatten keinen Vorteil davon; keiner der biblischen Autoren wurde reich oder bekam eine einflussreiche Stellung.
Das heißt, diese Autoren behaupten nachdrücklich – und das verbunden mit persönlichen Opfern –, dass sie nicht ihre eigene Meinung wiedergeben, sondern dass die Botschaft von Gott stammt. Das ist immerhin schon ein wichtiges Ausgangsargument.
Wenn der andere behauptet, das sei nicht so, sollte er seine Argumente darlegen. Häufig zweifeln Gegner einfach nur, sagen „Das stimmt nicht“ und wir müssen uns bemühen, dagegenzuhalten. Aber man muss auch umgekehrt sagen: Wenn jemand eine solche Behauptung aufstellt, dass es nicht so ist, muss er auch Argumente dafür vorbringen.
Umgang mit schwachen Argumenten und Gesprächsstrategien
Und jetzt die Frage: Wo sind die Argumente, dass es nicht von Gott sein soll? Das einzige Argument, das ich manchmal höre, lautet: „Ich kann es mir nicht vorstellen“ oder „Es stimmt doch bestimmt nicht.“ Aber das ist nur eine Behauptung, kein Argument.
Ich habe jetzt ein Argument genannt. Dann würde ich sagen: „Okay, jetzt nenn du ein Argument dagegen.“ Dann kommt oft die Antwort: „Ja, die können gelogen haben.“ Darauf würde ich antworten: „Gut, was spricht dafür, dass sie gelogen haben?“ Natürlich, klar, ich habe das ja gerade getan. Ich habe ja keine Offenbarung oder Prophetie als von Gott gegeben dargestellt, sondern als eingegeben durch den Heiligen Geist usw.
Genau, aber das sind doch zwei verschiedene Ebenen. Ja, genau, es sind zwei verschiedene Ebenen. Deshalb habe ich ja gerade den Weg, den ihr vorgeschlagen habt, nicht gewählt. Das heißt: Wenn ich jetzt einen Bibelvers zitiere, sagt derjenige: „Das stimmt ja nicht.“ Deshalb sage ich: „Okay, jetzt nehme ich aber den Anspruch und sage, die Leute haben dafür gelitten und sie haben etwas dafür geopfert. Sie wollten es häufig gar nicht.“ Und dann frage ich: „Warum soll es nicht stimmen?“
Diesen Weg würde ich weiterverfolgen. Wenn ich einen frommen Christen habe, der die Frage stellt, sage ich: „Okay, da steht es, setz dich damit auseinander.“ Wenn jemand aber grundsätzlich nicht bereit ist, die Wahrheit der Bibel anzuerkennen, dann kann ich zumindest den Selbstanspruch der Bibel ernst nehmen. Das heißt, diese Leute stellen ganz deutlich die Behauptung auf, dass das von Gott kommt. Sie leiden dafür, sie wollten das häufig gar nicht.
Damit entkräfte ich schon die Behauptung, dass es sich nur um Leute handelt, die persönlich davon profitieren. Nein, diese Leute haben nicht davon profitiert. Die meisten Autoren der Bibel sind eines gewaltsamen Todes gestorben. Das spricht nicht dafür, dass sie Betrüger sind. Keiner von ihnen ist reich geworden.
Jeremia und Jesaja sagen, dass die falschen Propheten die Häuser der Witwen und Waisen plündern, weil sie den Leuten das sagen, was sie gerne hören wollen. Die echten Propheten hingegen sind arm geblieben. Das spricht eher für ihre Glaubwürdigkeit.
Deshalb würde ich irgendwann den anderen herausfordern und sagen: „Jetzt habe ich das belegt. Jetzt stellst du es in Frage. Warum tust du das? Hast du zeitgenössische Dokumente, die dir widersprechen? Gibt es einen Zeitgenossen von Jesaja oder Jeremia, der sagt, dass sie Lügner waren?“ Nein, das gibt es nicht. Gibt es im Text etwas Widersprüchliches? Auch das gibt es nicht.
Das heißt: Wo sind dann die Argumente? Wenn am Ende nur gesagt wird: „Ich kann mir das nicht vorstellen“, ist das ein schwaches Argument.
Umgang mit Zweiflern und Grenzen der Argumentation
Aber ich mache das jetzt bewusst. Es soll ja nicht dazu dienen, die Gesprächspartner lächerlich zu machen, sondern zu zeigen: Häufig lassen wir uns als Christen zu schnell in die Ecke drängen. Dann wollen wir Dinge beweisen, die man gar nicht beweisen kann, weil der Vorwurf absurd ist.
Ich meine genau so. Deshalb habe ich ja als Beispiel gesagt, es gibt Leute wie Erich von Däniken, die behaupten, Jesus sei ein Außerirdischer gewesen. Nun kann man diese Behauptung aufstellen. Aber ich würde immer auch fragen: Was spricht denn dafür? Es spricht ja nichts dafür. Aber kannst du es widerlegen? Nein, du kannst es nicht widerlegen.
Wenn jemand sagt, die Bibel sei gelogen, kannst du das auch nicht widerlegen. Derjenige kann immer noch sagen: Ja, aber es kann ja trotzdem gelogen sein. Ja, kann schon sein, aber was spricht denn dafür? Häufig ist da der Schwachpunkt: Die Leute haben gar keine guten Argumente. Trotzdem lassen wir uns in die Ecke drängen und wollen etwas beweisen, obwohl der Vorwurf relativ schwach ist.
Ihr könnt mir gerne Beispiele nennen, was Leute sagen, warum die Bibel gelogen sein soll. Es gibt relativ wenige Argumente, also könnt ihr das gerne tun. Ich scheue mich davor nicht. Ich bin ja immer wieder im Gespräch mit solchen Leuten.
Aber das Hauptproblem ist: Christen lassen sich zu schnell in eine Ecke drängen und vorschreiben, wie sie argumentieren sollen. Manchmal wird auch gesagt: Du musst mir das wissenschaftlich beweisen. Das habe ich ja vorhin schon gesagt. Jetzt wird gar nicht darüber nachgedacht, ob ein wissenschaftlicher Beweis überhaupt möglich ist.
Deshalb habe ich euch auch gesagt: Fragt nach, mit welchen Methoden der Wissenschaft ihr denn Gott oder die Bibel, also die Wahrheit der Bibel, untersuchen wollt. Und solche Methoden gibt es gar nicht.
Wenn ich mich jetzt abmühe, wissenschaftlich zu beweisen, dass die Bibel wahr ist, muss ich am Ende scheitern. Dann sagt der Adressat: Das habe ich doch gleich gesagt, du kannst es nicht beweisen. Aber ich muss mich von vornherein gar nicht in diese Ecke drängen lassen und sagen: Natürlich kann ich das nicht mit den Mitteln der Naturwissenschaft beweisen, weil die Naturwissenschaft gar keine Mittel dafür hat.
Das ist nicht das Problem der Bibel, sondern das Problem der Naturwissenschaft. Die Naturwissenschaft ist eben noch nicht so weit, dass sie ein Nachweisverfahren für die Wahrheit der Bibel entwickelt hat.
Also, ich hoffe, das wird deutlich: Ich will mich nicht lächerlich machen und dem Problem auch nicht ausweichen. Nur das Problem liegt an einer anderen Stelle. Das Problem ist nicht, dass von mir erwartet wird, Dinge zu beweisen, für die es gar keine Methoden gibt. Aber wenn es keine Methoden gibt, heißt das nicht, dass die Sache deshalb falsch ist.
Das ist der Fehler, den manche Leute begehen. Wenn wir uns darauf einlassen, verlieren wir in jedem Fall. Die Leute erwarten von uns etwas, das von vornherein unmöglich ist.
Deshalb ist es wichtig, Wissenschaftstheorie und Erkenntnistheorie zu betreiben. Das sind ja wissenschaftliche Disziplinen. Die Erkenntnistheorie sagt zum Beispiel: Jede Methode, die einen Gegenstand untersucht, muss sachgemäß sein, also dem Gegenstand angemessen.
Jetzt frage ich mich: Wo ist die naturwissenschaftliche Methode, die dem Gegenstand Gott angemessen ist? Die gibt es eben nicht. Das heißt, die Wissenschaft selbst sagt, sie kann darüber nichts sagen.
Und dann fordert der Mann auf der Straße von uns, wir sollen genau das tun, was die Wissenschaft selbst sagt, dass sie nicht kann. Das geht eben nicht.
Aber das heißt nicht, dass die Sache deshalb nicht wahr ist oder nicht stimmt. Es bedeutet einfach, dass das, was die Wissenschaft beschreiben kann, nur ein kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit und Realität ist.
Wenn ihr mir das nicht glaubt, könnt ihr euch zum Beispiel mit den dissipativen Strukturen auseinandersetzen. Ilja Prigogin, der kein Christ war, aber Nobelpreisträger für Chemie, arbeitete an der Universität in Brüssel darüber. Er belegte unter anderem, dass der Großteil der Prozesse in der Natur, wie auch die Chaostheorie sagt, nicht berechenbar ist.
Wir können uns durch Berechenbarkeit nur annähern, aber haben keine andere Möglichkeit. Also tun wir so, als ob alles berechenbar wäre. Das ist es aber nur zum kleinen Teil. Das sind die dissipativen Strukturen.
Es gibt auch verschiedene Versuche, darüber zu schreiben. Ihr könnt Bücher darüber lesen, die ganz deutlich wissenschaftlich sagen: Das ist nur eingeschränkt möglich.
Das sollten wir als Christen wissen, damit wir nicht den Eindruck haben, die Wissenschaft wisse alles und kenne alles. Und ich, der arme Christ, kann das jetzt nicht beweisen.
Dann fordert sie doch heraus: Einige Studierte, nennt mir eine Methode der Naturwissenschaft, die Gott untersuchen kann oder die Wahrheit der Bibel. Nein, es gibt keine.
Deshalb kann auch der Gesprächspartner das von uns nicht fordern. Lasst euch nicht auf Diskussionen ein, die unsinnig sind von vornherein, weil sie nicht funktionieren können.
Das ist eine wichtige Sache bei Diskussionen und Bibelkritik.
Wissenschaftliche Grenzen bei Wundern und übernatürlichen Ereignissen
Jetzt kann natürlich jemand sagen: Ja, aber es ist ja nicht bewiesen, dass Jesus... Ja, bitte.
Genau. Und hier würde ich sagen: Genau das, was du... Ja, ja, eingeschränkt. Das, was du wissenschaftlich erforschen kannst, ist das, was hier innerweltlich passiert.
Tatsächlich sagt die Bibel ja, dass kein Mensch übers Wasser gehen kann. Sie sagt auch, dass eine Jungfrau kein Baby bekommen kann. Die Bibel ist ja nicht dagegen. Manche Leute tun so, als ob die Bibel sagen würde, alle Jungfrauen bekommen Kinder oder so etwas. Gar nicht. Sondern sie sagt es nicht, und gerade deshalb wird es erwähnt. Denn dann wird gesagt: Aber einmal hat Gott diese Gesetzlichkeit durchbrochen.
Das ist aber wieder etwas, was außerhalb der Wissenschaft liegt. Die Wissenschaft kann uns nur beschreiben, was passiert, ohne Gott. Und ohne Gott kann keine Jungfrau ein Kind bekommen. Die Bibel ist gar nicht dagegen. Aber sie sagt dann: Deshalb brauchte es den Eingriff Gottes. Und jetzt sind wir außerhalb der Naturwissenschaft.
Würden alltäglich Frauen, Jungfrauen, Kinder bekommen, dann würde man sagen: Was wäre das Besondere an Jesus? Was wäre das Besondere, wenn der Prophet Jesaja vorhersagt, dass eine Jungfrau ein Kind bekommt? Wenn alle Kinder von Jungfrauen kämen, wäre das ungefähr so, als wenn ich heute prophezeie: Es gibt Frauen, die bekommen Kinder. Dann würde man sagen: Wofür musst du Prophet sein? Das weiß jeder, nicht?
Oder ich könnte noch genauer sagen: Eine junge Frau. Manche sagen ja auch, das Wort kann als „junge Frau“ übersetzt werden. Kann es auch, aber dann wäre die Prophetie unsinnig. Was braucht ein Prophet für eine Eingebung von Gott, wenn er sagt: Eine junge Frau wird ein Kind bekommen? Da muss man sagen: Also bitte sehr, dafür muss man kein Prophet sein, dafür muss man nicht besonders intelligent sein. Denn jeden Tag bekommen Millionen junge Frauen Kinder, weil meistens bekommst du Kinder, wenn du jung bist, und meistens auch, wenn du Frau bist. Also solange Gender-Mainstreaming noch nicht vollkommen umgesetzt ist, bekommen das die Frauen.
Aber gerade der Prophet sagt: Es passiert einmal etwas, was eben sonst nie passiert. Und da sind wir dann wieder außerhalb der Sache.
Das heißt, wenn uns jemand zwingen will zu sagen, Gott muss sich immer an die von ihm geschaffenen Naturgesetze halten, dann müssen wir sagen: Ja, dann kann das nicht passiert sein. Aber wenn Gott von vornherein ja nicht an diese von ihm geschaffenen Naturgesetze gebunden ist, dann ist die Sache eigentlich denkerisch zumindest kein Problem.
Ich kann dann sagen: Ich glaube trotzdem nicht, dass es passiert ist. Aber dann ist es Glaube.
Wissenschaftliches Denken kann beschreiben, wie etwas passiert, ohne Gott. Man spricht auch in der Naturwissenschaft vom methodischen Atheismus, weil man sagt: Wenn Gott eingreift, können wir nichts mehr berechnen. Also bei den Berechnungen gehen wir davon aus, Gott greift nicht ein. Und dann können wir sagen: Wenn Gott nicht eingreift, kann es kein Gehen übers Wasser geben.
Aber das wird ja von der Bibel nicht bestritten. Wenn ihr heute den Versuch macht – wir können gerne nachher alle zum Ententeich gehen –, ihr lauft einmal alle drüber. Ich bin mir ziemlich sicher, keiner von euch wird über das Wasser laufen. Es sei denn, es ist zugefroren oder so, aber sonst nicht.
Das bestreitet die Bibel nicht. Aber die Bibel sagt, dass Gott sich manchmal das Recht vorbehält, entgegen seiner von ihm geschaffenen Naturgesetze einzugreifen, um dann deutlich zu machen: Ich habe die Macht darüber.
Und das ist dann logisch wiederum nicht hinterfragbar. Aber das müssen wir von uns auch deutlich machen.
Also wenn wir jetzt versuchen wollten, gerade dieses Buch – und die Bibel hat doch recht – mit den Mitteln der Naturwissenschaft zu beweisen, wie Gott das Manna hergestellt hat. Ich meine, kennt ihr den Werner Keller? Das ist ja der Bestseller überhaupt. Dann sagt er: Ja, da gab es bestimmte Fliegen, die haben bestimmte Sträucher eingestochen, und dann gab es da so Wachs, der ist in die Sachen rausgekommen, und die schmecken süß – und die gibt es tatsächlich auch.
Nur da versucht man dann mit Mitteln der Naturwissenschaft das Wunder Gottes zu erklären. Aber Gott sagt doch gar nicht, es sei ein natürlicher Prozess. Es ist eben ein Wunder.
Und da sagen die Leute: Ja, das Schilfmeer, da kam eben ein Wind, und dann hat der Wind das weggetrieben. Ja, da willst du jetzt wieder ohne Gott erklären.
Die Bibel sagt gerade: Das kann zwar durch diese Natur passieren, aber in Wirklichkeit sieht es so aus, als ob man die Bibel verteidigt. Denn wirklich verteidigt man die Bibel nicht, so macht man sie unglaubwürdig.
Man sagt, das, was Gott durch einen übernatürlichen Eingriff bewirkt hat, sei letztendlich doch auf eine natürliche Entwicklung zurückzuführen.
Mir hat einmal ein 15-Jähriger sehr geholfen, die Allmacht Gottes zu verstehen. Er hat zu mir gesagt: „Peter, die Allmacht Gottes erkennst du daran, dass Gott tot und gleichzeitig lebendig sein kann. Und das ist eine Unmöglichkeit. Aber wenn wir die Allmacht akzeptieren, dann kann er das.“
Und das ist die Frage nach Gott: Können wir diese Allmacht akzeptieren? Und dann können wir auch akzeptieren, dass er außerhalb aller wissenschaftlichen, uns bekannten Phänomene handelt.
Die anderen können das nicht. Deshalb versuche ich ja auch bei solchen Gesprächen, je nachdem wie tief intellektuell sich einer darauf einlässt, eben auf Grundlagen der Erkenntnistheorie zu sprechen zu kommen. Also: Wie ist Erkennen überhaupt möglich? Welche verschiedenen Formen des Erkennens gibt es?
Und dann kann man, glaube ich, schon Leute dahin leiten, dass es zumindest denkmöglich, prinzipiell möglich ist, und dass sie dann Wahrscheinlichkeitsurteile prüfen.
Wahrscheinlichkeitsurteile und wissenschaftliches Denken
Das ist auch der Weg, den Bayes und Pascal gehen, indem sie zunächst sagen, dass sie versuchen, Wahrscheinlichkeiten auszudrücken. Das ist durchaus auch heute noch Teil des wissenschaftlichen Denkens. Kein Naturwissenschaftler – weder Physiker noch Chemiker – kann mit Sicherheit sagen: So ist es. Stattdessen sagt er, die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.
Wenn man daran zweifelt, kann man bei Sir Karl Popper nachlesen und seinen kritischen Rationalismus studieren. Popper sagt, Wissenschaft kann nie etwas verifizieren, sondern immer nur falsifizieren. Das bedeutet, ein Wissenschaftler kann nur sagen: Ich gehe davon aus, dass diese Sache stimmt, solange sie nicht widerlegt ist.
Sonst gäbe es ja keinen wissenschaftlichen Fortschritt. Wissenschaftlicher Fortschritt besteht ja darin, dass man bestehende Annahmen infrage stellt und feststellt, dass sie falsch sind – obwohl man jahrzehntelang glaubte, sie seien richtig. Wissenschaftlicher Fortschritt muss also immer Dinge in Frage stellen. Das zeigt uns deutlich, dass auch jede wissenschaftliche Aussage nur einen gewissen Grad an Wahrscheinlichkeit besitzt, niemals aber hundertprozentige Sicherheit.
Das gilt auch für andere Naturereignisse, die wir beobachten. Sie haben immer einen gewissen Grad an Wahrscheinlichkeit. Dem werden alle logisch zustimmen müssen. Allerdings wird vielleicht jemand sagen, die Wahrscheinlichkeit sei gering. Dann kann man darüber diskutieren: Ist sie gering oder nicht? Was spricht dafür, was dagegen?
Wenn zum Beispiel Augenzeugen berichten, Jesus sei über das Wasser gegangen, dann ist das zumindest ein Indiz, das die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass er dies getan hat. Wenn ich sage, ich kann es nicht erklären, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten: Eine wäre, dass es ein naturwissenschaftliches Gesetz gibt, das Jesus kannte, ich aber nicht. Das wäre eine Möglichkeit.
Eine andere Möglichkeit ist, dass er ein Wunder vollbracht hat, das die Naturgesetze für eine gewisse Zeit außer Kraft gesetzt hat. Auch das wäre denkbar.
Kanonbildung und Authentizität der biblischen Schriften
Das ist eben die Geschichte des Kanons, die häufig angegriffen wird. Insbesondere in der Öffentlichkeit, etwa durch das Buch von Dan Brown, „Das Sakrileg“, wird auf breiter Ebene Zweifel an der Kanonizität, also an der Zusammenstellung des Kanons, gesät. Meistens wird dann behauptet, die Kirche habe durch Machteinfluss die Auswahl getroffen.
Wenn man die Entstehung des Kanons betrachtet, ist diese Annahme jedoch nicht gerechtfertigt. Zunächst einmal sehen wir: Autoren haben die Schriften verfasst. Das ist klar, denn die Bibel beansprucht, dass die Autoren – etwa Petrus, Johannes und Jakobus – die Texte geschrieben haben. Nun könnte man sagen, diese Autoren hätten noch andere Schriften verfasst oder es seien weitere Schriften entstanden.
Anfang des zweiten Jahrhunderts, also etwa um 120, begann man intensiv darüber nachzudenken, welche Schriften zuverlässig sind. Zu diesem Zeitpunkt waren die Menschen, die Jesus persönlich gekannt hatten, bereits verstorben. Man merkte, dass Jesus noch nicht wiedergekommen war, und suchte deshalb nach verlässlichen Informationen über Jesus und seine Lehren.
Die ersten Hinweise dazu stammen zum Beispiel von Papias, einem Zeitgenossen des Johannes, der damals in Ephesus lebte. Er bestätigte die Glaubwürdigkeit der vier Evangelien und sagte, dass in ihnen zuverlässig über Jesus berichtet werde. Das war zu einer Zeit, als noch Leute lebten, die Jesus persönlich kannten.
Im zweiten Jahrhundert wurden dann Kriterien für die Aufnahme von Schriften in den Kanon entwickelt. Ein wichtiges Kriterium war, dass die Bücher von einem Zeitgenossen Jesu stammen sollten, also von jemandem, der möglichst nah an der Zeit Jesu war. Dadurch fielen die meisten apokryphen Schriften weg.
Schaut man sich zum Beispiel das Judasevangelium an, das vor einigen Jahren viel Aufmerksamkeit erhielt, stellt man fest, dass es aus dem dritten Jahrhundert stammt. Was kann in dieser Zeit noch Neues über das Leben Jesu auftauchen? Judas konnte damals nicht mehr leben und schreiben. Dieses Evangelium würde man auch heute aus Prinzip ablehnen – nicht, weil man grundsätzlich dagegen ist, sondern einfach, weil es zeitlich zu spät entstand und nicht von Zeitgenossen verfasst wurde.
Ein weiteres Kriterium war, dass die Schriften inhaltlich mit dem übereinstimmen mussten, was man sicher von Jesus wusste. Das heißt, die bekannten authentischen Aussagen Jesu dienten als Maßstab für neue Lehren oder Schriften, die sich als göttlich oder von Jesus stammend ausgaben.
Dieses Kriterium nennt Paulus auch am Anfang des Galaterbriefs: Er warnt, selbst wenn ein Engel vom Himmel ein anderes Evangelium predigt, solle man es ablehnen. Die apokryphen Schriften enthalten oft Inhalte, die im Widerspruch zu den authentischen Überlieferungen stehen. Zum Beispiel behaupten einige gnostische Evangelien, Jesus sei nie wirklich Mensch gewesen, sondern nur ein Geist mit einem Scheinleib. Andere stellen den alttestamentlichen Gott als bösen Demiurgen dar, gegen den Jesus kämpfte. Diese Vorstellungen widersprechen allem, was wir aus der Zeit Jesu wissen.
Ein weiteres Kriterium war die sogenannte Pseudoepigraphie. Nur Schriften, deren Autor bekannt und belegbar war, durften in den Kanon aufgenommen werden. Das war damals leichter zu überprüfen als heute, weil der zeitliche Abstand gering war.
Aus diesem Grund wurde lange über den Hebräerbrief gestritten. In diesem Brief steht kein Autor, und viele gingen damals davon aus, dass Paulus ihn geschrieben hat. Einige vermuteten Barnabas als Verfasser. Aufgrund dieses Zeugnisses wurde der Hebräerbrief schließlich in den Kanon aufgenommen.
Die meisten anderen Schriften, die wir heute kennen, wurden hingegen unter Pseudonym verfasst. Es gab keine Tradition, die belegte, dass sie tatsächlich von der biblischen Person stammten, deren Namen sie trugen. Beim Judas etwa war bekannt, dass er tot war und sich aufgehängt hatte. Es war daher unmöglich, dass er im dritten Jahrhundert ein Evangelium geschrieben haben konnte.
Man hatte also biografische Daten über die biblischen Personen und konnte so überprüfen, ob eine Schrift wirklich von der jeweiligen Person stammte oder nicht. Das war ein weiteres wichtiges Prüfungskriterium.
Ein weiteres Kriterium war die Führung durch den Heiligen Geist. Diese Führung ist für uns heute weniger systematisch fassbar, war für die damaligen Kirchenväter jedoch sehr überzeugend. Man merkt das daran, dass sie vor allem aus den Schriften der biblischen Autoren zitierten und weniger aus eigenen oder zeitgenössischen Texten.
So schrieb etwa Irenäus, dass die Aussagen von Paulus richtig seien. Diese Kirchenväter spürten die Autorität, die von diesen Schriften ausging. Die Bibel selbst sagt ja, dass Menschen, die von Gott inspiriert sind, mit Vollmacht sprechen – anders als etwa die Pharisäer und Schriftgelehrten.
Dieses Gefühl der göttlichen Inspiration spielte damals eine große Rolle, auch wenn es für uns heute nicht immer logisch erklärbar ist.
Schließlich gab es noch das Kriterium der Kollegialität. Man nahm an, dass jeder den Heiligen Geist empfangen hat, und die Gemeinden in verschiedenen Regionen und Synoden kamen zum selben Ergebnis, welche Bücher in den Kanon aufgenommen werden sollten und welche nicht.
Man ging also davon aus, dass der Heilige Geist die verschiedenen Synoden leitete.
Manche dieser Kriterien sind für uns heute nachvollziehbar, andere sind eher geistlich und spirituell und lassen sich nicht direkt logisch begründen. Dennoch waren es einsichtige Kriterien, die damals angewandt wurden und dazu führten, dass genau diese Bücher in den Kanon aufgenommen wurden – und keine anderen.
Ich glaube, dass wir heute zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommen würden, wenn wir die Frage der Kanonizität neu diskutieren würden.
Umgang mit schwierigen Fragen: Leid und Glaube
Umgang mit Fragen zu Leid und persönlichem Engagement
Wie kommt sexueller Missbrauch, besonders bei Kindern, zustande? Das ist eigentlich ein Thema für ein ganz eigenes Seminar. Ich behandle es auch im Unterricht mit den Schülern, weil ich dort mehr Zeit dafür habe. Es ist eben ein heikles Thema.
Warum wird diese Frage überhaupt gestellt? Zunächst einmal muss man verstehen, aus welcher Perspektive die Person diese Frage stellt. Hier gibt es nämlich ganz unterschiedliche Beweggründe.
Es gibt Menschen, die das Thema nur als Totschlagargument benutzen. Sie hoffen damit, alle Christen zum Schweigen zu bringen. Solche Personen fragen zum Beispiel: „Warum lässt Gott die Menschen in Afrika leiden und die Kinder verhungern?“ Sie erwarten, dass du keine Antwort hast, still bleibst und sie in Ruhe lässt.
Mit solchen Menschen muss man anders umgehen. Hier hilft es manchmal, ihnen eine kleine Herausforderung zu stellen. Herausforderung bedeutet, dass du diese Menschen fragst: „Wenn du Gott das vorwirfst, was tust du denn selbst, um den Leuten zu helfen?“ Es ist leicht zu sagen, Gott sei schuld oder Gott sei ungerecht. Aber das Recht, so etwas zu behaupten, hat man erst, wenn man sich selbst wenigstens ein bisschen engagiert.
Das klingt natürlich etwas angriffslustig, aber es muss so sein. Denn viele Menschen fühlen sich auf einer sicheren Insel und meinen von dort oben herab, Gott kritisieren zu können. Da muss man deutlich machen: So einfach ist das nicht. Sich zu beschweren und Gott Vorwürfe zu machen, wenn man selbst nichts tut, ist zu billig und nicht akzeptabel.
Wenn die Person wirklich engagiert ist, dann kann man erneut über das Thema sprechen. Dann würde ich zum Beispiel sagen: „Gut, Gott tut ja einiges. Schau dir die weltweite Mission an. Es gibt Zehntausende von Missionaren, die Menschen helfen.“
Nehmen wir zum Beispiel unsere beiden Schülerinnen. Sie sind sogar unter Lebensgefahr in den Jemen gegangen, um den Menschen dort zu helfen und sie weiterzubringen. Gott tut also etwas, aber er gebraucht Menschen dafür. Er beruft sie und sagt deshalb: „Geh hin“, damit den Menschen geholfen wird. Und das tut er.
Seelsorgerlicher Umgang mit Leid
Das wäre jetzt für diese Argumentation.
Dann gibt es Menschen, die aus persönlichem Leid heraus so denken. Beispielsweise sind Angehörige gestorben oder sie sind selbst stark von irgendeinem Leiden betroffen. Bei diesen Menschen ist es eher eine seelsorgerliche Frage. Dort sollte man nicht intellektuell argumentieren, denn das würde genau das Gegenteil bewirken.
Wenn du in solchen Fällen intellektuell argumentierst, werden die Menschen sich verschließen. Sie werden dir verbittert sein, und du wirst ihnen nicht näherkommen.
Meinen Schülern erzähle ich oft ein Beispiel, das mich tief beeindruckt hat. Ich habe eine Frau in Siegen getroffen – davon habe ich auch im Unterricht erzählt, da einige meiner Schüler aus Siegen kommen. Ich war am Bahnhof in Siegen und sprach mit einer Frau. Sie sagte mir, dass es Gott nicht geben könne, weil es so viel Leid in der Welt gebe.
Ich ahnte, dass hinter dieser Aussage etwas anderes steckt. Wir kamen ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass ihr Mann kurz zuvor, also ein paar Wochen vorher, gestorben war. Sie war lange verheiratet und eine ältere Frau. Durch diesen Verlust war sie sehr verletzt.
Jetzt geht es nicht um logische Argumente. Wir sprachen ungefähr zwanzig Minuten miteinander. Am Ende saßen wir auf der Bahnhofsbank und beteten zusammen.
Hier ist Seelsorge gefragt. Die Frau hatte keine wirklich intellektuellen Gründe, an Gott zu zweifeln. Vielmehr konnte sie mit ihrem Leiden nicht fertigwerden. In solchen Situationen müssen wir ganz anders reagieren – nämlich seelsorgerlich.
Intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Problem des Leidens
Bei demjenigen, der jetzt intellektuell daran geht – also das heißt, der Philosophiestudent vielleicht oder der Halbgebildete, mit dem wir diskutieren –, ja, die gibt es ja auch. Also, die nennen das sehr schnell, achten aber nicht darauf. Jetzt müsst ihr allerdings auch gut mitdenken. Ich sage ein paar Sachen, die euch provozieren und vielleicht ärgern, aber sie sind logisch. Und das ist ja hier wichtig für den Philosophiestudent.
Also, das Erste, was ich sagen werde, ist: Dafür, dass es Leid auf der Welt gibt, sagt das logisch über die Existenz Gottes gar nichts aus. Denn Gott könnte doch zum Beispiel einfach nur zuschauen, und die Menschen tun sich das Böse selbst an – und die Naturgewalten auch. Oder es könnte also einen Gott geben, der einfach nur zuschaut und sagt, das Leid sagt gar nichts darüber aus. Es könnte sogar einen Gott geben, der manchmal das Leid macht aus irgendwelchen Gründen. Das wäre ja auch möglich.
Denn jetzt kommen wir auf den eigentlichen Punkt: Die Frage des Leidens sagt ja nichts über die Existenz Gottes, sondern nur über den Charakter Gottes. Das heißt, ich will sagen, einen Gott, der immer nur dafür sorgt, dass es kein Leid gibt, den gibt es nicht. Dann würde ich sagen, ja, das stimmt, den gibt es nicht, an den glaube ich auch nicht. Ich glaube an einen Gott, der unter bestimmten Umständen Leid zulässt oder sogar bewirkt.
Das kann natürlich einer sagen: „Nee, aber wenn es solch einen Gott gibt, habe ich auch schon gehört, dann will ich aber ihm nicht glauben.“ Dann möchte man sagen, das ist dann wieder vollkommen unlogisch. Das wäre ungefähr so, als wenn jemand sagt: „Wenn ich während der Schwerkraft auf die Nase fallen kann, dann glaube ich einfach nicht an die Schwerkraft, die ist böse, die schadet mir.“
Manche Leute reagieren wirklich so. Die sagen: „Wenn Gott so ist, dann glaube ich an ihn nicht.“ Ja, wie absurd! Wenn Gott wirklich so ist, dann ist gar nicht die Frage, ob du daran glaubst oder nicht. Dann ist er so, dann musst du dich damit abfinden. Genau wie mit Naturgesetzen.
Oder du kannst sagen: „Ich kaufe mir mal ein neues Auto, und da steht in der Betriebsanleitung, du musst Benzin tanken.“ So ein Auto will ich nicht. Ich will ein Auto, das mit Wasser läuft. Also Schlauch rein, tankst du voll, und dann sagst du einem Nachbarn: „Weißt du, wie günstig ich getankt habe?“ Ja, und wie lange geht das, bis du losfahren willst?
Ich will euch durch die provokanten Beispiele die Gedankenstruktur deutlich machen. Die Gedankenstruktur ist, dass das Leiden nichts mit der Existenz Gottes zu tun hat. Das ist der Grundgedanke, den versuche ich euch zu illustrieren. Und ich hoffe, das ist euch deutlich geworden. Denn es könnte einen Gott geben, der zuschaut, es könnte einen Gott geben, der es bewirkt, es könnte einen Gott geben, der Leiden unter bestimmten Umständen zulässt.
Und das ist, glaube ich, die biblische Antwort. Jetzt wird auch gesagt: „Ja, aber ein Gott, der allmächtig ist und Liebe ist – das ist ja häufig das Argument – den kann es nicht geben.“ Jetzt würde ich sagen, das stimmt auch nur dann, wenn Gott eben nur allmächtig ist und Liebe, also das heißt, wenn er garantiert nie ein Leid zulässt. Das tut der biblische Gott aber nicht.
Der biblische Gott ist eben absolute Liebe, absolute Allmacht, aber auch absolute Allwissenheit, absolute Wahrheit, absolute Gerechtigkeit usw. Das heißt, er hat ja noch andere Eigenschaften. Und diese anderen Eigenschaften führen manchmal dazu, dass diese absolute Liebeeigenschaft für uns nicht immer so deutlich erkennbar ist. Für uns ist es ja auch immer noch schwierig zu beurteilen.
Das wäre ein weiterer Teil der Antwort: Inwiefern – was ist jetzt wirklich Liebe? Ist es Liebe, Leid in jedem Fall zu verhindern? Ich würde sagen: gar nicht. Ich könnte euch zahlreiche Leute nennen, die gerade durch Leid davor gehindert worden sind, ihr Leben oder das Leben von anderen kaputtzumachen. Dann ist dieses Leiden doch sogar gut.
Das heißt auch, der generelle Gedanke, Leid sei generell schlecht und deshalb müsse Gott es verhindern, stimmt ja gar nicht. Oder wie viel kannst du durch Leiden an Geduld lernen? Ist Geduld positiv? Ja, die Leute wollen gerne Geduld ohne Leiden lernen, aber das geht ja eben nicht. Denn wie willst du Geduld lernen, wenn sie nicht auf die Probe gestellt wird? Und auf die Probe stellen ist Leiden.
Also das heißt hier, man hat zu einseitige Vorstellungen von Leid, also auch solche Sachen. Das wären jetzt logische Argumente, und die kann man jetzt mit Beispielen illustrieren, wie man will. Da muss man aufpassen, passt das beim Partner, passt das beim Gesprächspartner nicht. Aber das wären jetzt drei verschiedene Wege.
Also der eine ist mehr so dieses Alltagsgespräch, jemand, der nicht mundtot gemacht werden will, ein anderer, der seelsorgerliche Probleme und Fragen hat, der andere, der intellektuell drangeht. Aber in allen drei Fällen können wir Antworten geben, und die sind, glaube ich, durchaus logisch und stimmig.
Also es ist nicht so, dass ich immer einmal schuldig bin und sage: „Du musst mir einfach glauben.“ Nein, das ist stimmig. Also, wenn nicht, nennt Gegenargumente.
Umgang mit Verstocktheit und Gesprächsabbruch
Eine Sache ist einfach: Jesaja sagt, dass sie sehen und empfinden es nicht, und sie hören und verstehen es nicht, weil sie verstockte Herzen haben. Weil sie verstockte Herzen haben, werden sie auch nicht sehen und nicht hören.
Solche Menschen gibt es auch, aber wir dürfen das nicht zu schnell sagen. Jesaja sagt nicht, dass alle Menschen so sind, sondern dass es Menschen gibt, die so sind. Manchmal merkt man das während eines Gesprächs. Es gibt jemanden, dem man alles sagt und erklärt, und der sogar zustimmt, aber trotzdem nicht glaubt. Da ist irgendwo Verstocktheit. Oder bei manchen Leuten fängt man bei einem Problem an, dann kommt das nächste und dann noch ein weiteres.
Mancher solcher Leute frage ich auch: Wenn ich jetzt alle deine Probleme lösen könnte, würdest du dann glauben? Und wenn die Antwort „nein“ ist, dann ist die Sache klar. Dann braucht man nicht mehr zu argumentieren, weil man es mit einem verstockten Menschen zu tun hat.
Aber manche Christen sagen zu schnell, jemand sei verstockt, nur weil er intensive Fragen stellt. Es gibt Leute, die wirklich intensive Fragen stellen. Dann sind wir herausgefordert, nicht faul zu sein, sondern uns intensiv damit auseinanderzusetzen und Antworten zu formulieren. Nur wenn Gott uns deutlich zeigt, dass jemand verstockt ist, sollten wir das Gespräch abbrechen.
Wir brauchen beides: Wir sollten viel Zeit investieren und davon ausgehen, dass es Menschen gibt, vor allem Intellektuelle. Gerade christliche Gemeinden verlieren Intellektuelle – manchmal nicht nur Ungläubige, sondern ihre eigenen Kinder. Warum? Weil viele Gemeinden intellektuell feindlich sind. Das heißt, man darf keine Fragen stellen.
Irgendwann sagen die Leute: Wenn ich nie Fragen stellen kann, will ich auch nicht glauben. Viele junge Leute in christlichen Gemeinden studieren und denken irgendwann, sie seien klüger als ihre Eltern – manchmal sind sie es intellektuell auch. Das heißt aber nicht, dass sie Recht haben, wenn es um Gott geht.
Manche Eltern lassen sich nicht auf Gespräche ein und sagen, dass Fragen Anfechtungen vom Teufel seien und böse. Sie verbieten es, Fragen zu stellen. Das Ergebnis ist, dass es ein oder zwei Jahre gut geht, und dann verabschieden sich diese jungen Leute vom Glauben. Das ist eine Herausforderung.
Hier sind wir gefordert, Antworten zu formulieren. In vielen Fällen kann man das, es erfordert aber Gehirnschmalz, Anstrengung und Mühe. Das sollten wir tun. Nicht jeder muss es tun, aber viele sollten es tun, um Gott durch unseren Verstand zu verherrlichen.
Aber, und da hast du vollkommen Recht: Mit dem Verstockten sollen wir nicht endlos diskutieren. Dem müssen wir auch mal sagen, dass Schluss ist, weil es sonst nur Zeitverschwendung ist. Manchmal hilft eine Frage, wie ich sie gerade gestellt habe: Wenn alle deine Probleme gelöst wären, würdest du dann glauben? Manche sind so ehrlich, dass sie dann „nein“ sagen. Dann merkt man, dass es wirklich nur ums Diskutieren geht.
Derjenige hat seine Entscheidung getroffen. Denn an Gott zu glauben ist nie nur eine Frage der Argumente, es ist eine Frage der Entscheidung. Wir lesen in der Bibel, ich glaube im Jakobus, dass selbst die Dämonen wissen, dass es Gott gibt, und sich vor der Stunde fürchten. Das heißt, selbst wenn du weißt, dass es Gott gibt und die Bibel wahr ist – die Pharisäer wussten, dass Jesus von Gott ist – haben sie trotzdem nicht geglaubt.
Das, was wir durch Argumente tun können, ist, Vorurteile und Denkprobleme auszuräumen. Wir können niemanden zwingen, gläubig zu werden oder das zu akzeptieren. Wir können Probleme ausräumen und gute Argumente liefern, aber letztendlich ist der Glaube eine Frage der Entscheidung. Am Ende wird es immer auf eine Entscheidung hinauslaufen.
Bis dahin müssen wir den Leuten helfen, nicht aus Gründen abzulehnen, die gar keine echten Gründe sind. Dafür ist Apologetik da, dafür sind die Argumente, die ich nenne. Sie ersetzen nicht die Entscheidung des Menschen, aber sie helfen ihm, diese Entscheidung besser treffen zu können – wenn er offen ist.
Persönliches Zeugnis und die Kraft der Entscheidung
Der Zeitgeist hat mich oft kritisiert, wie ich mein Leben geführt habe. Einmal fragte mich meine Mutter: „Mein Sohn, willst du dich bekehren?“ Ich antwortete: „Gott, nimm solche Sünde nicht an.“ Denn ich kannte meine Vergangenheit und mein Leben. Doch ich wusste nicht, wie groß die Liebe Gottes ist. Ich wusste auch nicht, dass der Satan über mir herrscht, weil meine Augen verblendet waren.
Bis zu dem Tag, an dem ich Buße tat – da kam das Leben zurück. Früher hatte ich Feinde, die ich hätte umbringen können. Doch als ich mich bekehrt habe, konnte ich jedem Feind vergeben. Diese Liebe, die in mich hineinströmte, führte zu einem inneren Kampf. Er war sehr schwer, aber ich wollte diesen Schritt gehen.
Ich möchte jedem sagen, diesen Schritt zu machen. So traf ich die Entscheidung. Was sagen meine Freunde? Ich hatte viele Freunde. Ich hatte auch eine Frau, auf die ich mich verlassen konnte. Doch unter solchen Umständen trennen sich manchmal die Frauen. Heute lebe ich mit dir, Gott sei Dank. Aber das Leben war sehr hart.
Dieses harte Leben, der Kampf und das Leid prägen uns und wirken sanft in uns. So arbeitet Gott mit jedem Menschen. Genau deshalb habe ich das gesagt: Letztendlich ist die Entscheidung das Wesentliche. Bei dir würde ich sagen, Gott hat auch dieses Leid benutzt, um dich letztendlich wieder zurückzurufen. Und das tut Gott manchmal. Für uns ist das nicht angenehm.
Das Intellektuelle begleitet das Ganze, aber entscheidend ist die Frage: Bin ich jetzt bereit, mich dafür zu öffnen? Bei manchen Menschen braucht es das Leid, um sie darauf vorzubereiten. Bei anderen reicht die Diskussion. Dabei müssen wir uns von Gott Weisheit schenken lassen.
Herausforderungen durch Zuwanderung und interreligiöser Dialog
Ja, ich passe vielleicht nicht ganz hierher, aber wie stellt sich die Religion oder die Kirche der Frage, dass durch Zuwanderung der Glaube zunehmend infrage gestellt wird? Das ist eine spezielle Frage und ein großes Thema, vor allem im Zusammenhang mit dem Islam, den ich auch an der Schule unterrichte. Ich mache es kurz.
Vielleicht fange ich einfach mal damit an, entgegengesetzt zu einer gewissen Tendenz, die ich beobachte: Ich glaube, unser Problem in Deutschland ist nicht der Islam, sondern die Schwäche des christlichen Glaubens. Wäre der christliche Glaube stark, dann würden uns die je nach Schätzung sechs bis acht Millionen Muslime hier gar nicht groß stören.
Aber weil der christliche Glaube und die Kirchen so schwach sind und oft nur oberflächlich, werden sie erschüttert. Deshalb glaube ich, dass das Erste, was wir tun sollten, nicht ist, gegen die Muslime zu kämpfen, sondern für die Erneuerung der Kirche. Das ist die eigentliche Antwort. Denn wenn wir auch weiterhin schwache Muslime haben, dann geht alles bergab. Dann haben wir Säkularisierung und Gottlosigkeit genauso, nur eben auch unter Muslimen.
Wenn die Kirche hingegen erneuert wird und Christen zu Jesus Christus finden, dann haben wir eine Antwort. Ich bin immer noch überzeugt: Wenn jemand Jesus Christus wirklich verstanden hat, die Bibel verstanden hat und dann den Koran danebenlegt, wird er sich in jedem Fall für Gott entscheiden. Denn das, was in der Bibel steht, ist viel glaubwürdiger – aus logischen Gründen, aus dem, was Menschen berichten können, und aus der Art, wie uns Gott vorgestellt wird.
Es gibt viele Argumente, die den christlichen Glauben kritisch gegenüber dem Islam positionieren. Diese könnte ich jetzt nennen, aber das ist nicht das Hauptthema. Generell sollten wir Christen aufpassen. Vor etwa zehn Jahren habe ich ein Buch über den Islam geschrieben, speziell über Gewalt im Islam. Damals war das kaum ein Thema. Danach sind viele Bücher erschienen. Heute würde ich das Buch so nicht mehr schreiben, nicht weil es falsch ist, sondern weil ich merke, dass viele Christen zu viel Angst vor dem Islam haben. Und das ist schädlich, denn wenn wir Angst haben, reden wir nicht mehr mit den Muslimen.
Christen müssen heute sehen: Es gibt radikale Muslime, etwa zwanzig Prozent, das ist schlimm, das ist viel. Salafisten sind besonders gefährlich; sie werden auch vom Verfassungsschutz beobachtet. Aber die meisten Muslime, die man auf der Straße trifft, sind relativ friedliche Leute. Sie sind zwar anders als ihr, aber sie sind in Deutschland, damit wir ihnen vom Glauben erzählen können.
Wenn sie sich bekehren, dann kommen sie aus anderen Ländern, aber sie sind eure Brüder und Schwestern. Wenn ihr euch unter den jetzigen und ehemaligen Weltlern der Bibelschule umseht, werdet ihr feststellen, dass viele aus Syrien, der Türkei und anderen Ländern zum Glauben gekommen sind und unsere Geschwister geworden sind. Wichtig ist nicht, wo die Leute geboren sind, sondern welche Überzeugungen sie vertreten.
Es gibt so viele gottlose Deutsche, mit denen ich weniger zusammenleben möchte als mit einem frommen Syrer. Deshalb glaube ich, dass das Entscheidende ist, dass wir sehen: Wir müssen diese Leute für Jesus Christus erreichen. Wie tun wir das am besten? Dass alle zum Glauben kommen, wird nicht passieren. Aber noch haben wir eine Chance.
Wenn wir noch länger schlafen, werden in 20 Jahren die Muslime so viel Einfluss haben, dass wir gar keine Chance mehr haben, frei über den Glauben zu sprechen. Denkt an die erste Ministerin in Hessen, deren erste Forderung war, die Kreuze aus den Schulen zu entfernen. Dann merkt ihr, wenn Muslime viel Macht haben, werden sie diese auch nutzen. Das ist klar. Das ist nicht, weil sie böse sind – wir würden das ja genauso tun, wenn wir die Macht hätten.
Deshalb sollten wir jetzt die Möglichkeit nutzen, solange sie noch Minderheit sind, und das Evangelium verbreiten. Das ist die einzige Chance. Alles andere wird sowieso nicht klappen. Forderungen wie „alle Muslime raus“ werden nie funktionieren, denn dann müssten wir Religionsfreiheit und Glaubensfreiheit abschaffen. Das geht gar nicht.
Darüber hinaus wird die Überalterung der Gesellschaft dazu führen, dass wir in den nächsten Jahren noch mehr Immigranten bekommen. Es werden nicht weniger, sondern mehr. Das ist ganz klar, denn es geht gar nicht anders. Wo sollen die Arbeitskräfte herkommen? Die Deutschen haben sich entschieden, keine Kinder mehr zu bekommen. Woher sollen dann die Arbeitskräfte kommen? Oder wir schließen alles – aber dann bezahlt niemand mehr unsere Renten und Krankenversicherung. Das geht auch nicht.
Das heißt, es werden Ausländer kommen, egal, ob wir das wollen oder nicht. Aber jetzt machen wir das Beste daraus und erreichen sie für den Glauben. Die Aleviten sind zum Beispiel besonders offen. Die Aleviten sind eine Minderheit in der Türkei, wurden dort häufig verfolgt und werden von vielen Muslimen nicht ganz ernst genommen. Deshalb sind sie manchmal eher offen.
Auch Muslime aus dem Iran sind oft offener, weil sie den real existierenden Islam im Iran erlebt und dort Verfolgung erfahren haben. Viele von ihnen kommen eher zum Glauben als manche, die den Islam nie erlebt haben. Das sind ein paar Punkte, die man gut einordnen kann.
Das ist, glaube ich, die eigentliche Herausforderung. Ich kaufte vor einigen Jahren über das Internet ein Auto in Hagen. Es stellte sich heraus, dass der Verkäufer kein reiner Privatmann war, sondern sein Studium darüber finanzierte. Er kam aus Afrika und war Muslim.
Wir sprachen ungefähr eine Viertelstunde über das Auto und etwa eine Viertelstunde über den Glauben. Als ich Tage später das Auto abholte, hatte ich ihm versprochen, eine Bibel mitzubringen. Er nahm die Bibel und zog sich mit ihr zu seinem Auto zurück – mit einer solchen Ehrfurcht vor Gottes Wort. Ich denke, da gibt es viel mehr Offenheit, als man vermutet.
Muslime sagen oft, die dekadente Gesellschaft sei für sie einfach Abschaum. Ich denke, wenn sie überzeugte Christen kennenlernen, sind sie dafür auch offen. Das würde ich aus vielen Erfahrungen unterstützen, die ich mit Muslimen gemacht habe.
Auch bei uns im Dorf gibt es zwei islamische Familien. Es ist ein kleines Bauerndorf, und wir verstehen uns gut mit ihnen. Wenn wir sie besuchen, laden sie uns sofort ein – viel mehr als manche nicht-islamischen Einheimischen. Ich meine nicht, dass wir uns mit ihnen streiten sollten, aber der normale Lipper, wir sind ja hier in Lippe, ist eher stur und mag das, was er nicht kennt, nicht. Wenn man nicht zwanzig Jahre an einem Ort lebt, ist man sowieso nur Zugereister.
Deshalb ist es schwierig, einfach bei diesen Muslimen zu klingeln, ins Wohnzimmer zu gehen und gleich über Gott zu reden. Sie bekehren sich nicht sofort, aber es ist erst mal eine Chance. Deshalb würde ich das unterstützen.
Meine Erfahrung ist, dass die meisten Muslime gut über den Glauben sprechen können – oft mehr als manche Einheimischen. Das wollen wir nutzen. Seit einem halben Jahr habe ich einen muslimischen Arbeitskollegen. Nach drei Tagen sagte er zu mir: „Du bist der erste Christ, der mir begegnet, der das glaubt, was du sagst.“ Das ist doch toll.
Ich glaube, das ist das Entscheidende. Was auch hilfreich ist bei Muslimen: Sie kennen oft nicht den Gott der Liebe. Das ist ein ganz starkes Argument für Muslime. Viele leiden nicht an der Suche nach Gott, sondern an der Unkenntnis von Gottes Liebe.
Abschluss und Ausblick
Ich weiß jetzt gar nicht, wie lange das Seminar gedacht war – bis Viertel vor, bis Viertel vor vier? Auch Viertel vor vier? Dann haben wir noch Zeit, oder? Bitte? Ach so, okay.
Also, ich will euch hier auch nicht festnageln, weil einige gerne gehen wollen. Aber ich mache noch einen Abschluss.
Der Abschluss ist: Ich habe euch von vornherein gesagt, dass ich nicht alle Argumente behandeln kann. Mir war wichtig zu sagen, die Bibel nimmt für sich in Anspruch, von Gott zu kommen. Das ist unser Ausgangspunkt. Wer das bezweifelt, muss sehen, ob die Zweifel berechtigt sind oder nicht.
Ich habe euch auch gesagt: Versucht zuerst zu verstehen, was euer Gesprächspartner denkt, ehe ihr das zu schnell interpretiert und dann mit Argumenten herauskommt, die für den anderen gar nicht relevant sind.
Dann erkennt ihr auch, wo heute die eigentlichen Gefahren der Angriffe auf die Bibel liegen. Diese Gefahren kommen nämlich heute nicht mehr aus der bibelkritischen Theologie der Universitätstheologen – denn die liest ja zum Glück kaum jemand. Wer würde das sonst so lesen, außer wenn man es studiert?
Heute liegen die Herausforderungen mehr in der Populärliteratur, das heißt in der Politik, in den Medien, in der Esoterik und im Atheismus. Dort finden unsere Auseinandersetzungen statt.
Und da müssen wir unsere Gesprächspartner und Gegner kennen, ihre Argumente und Gesprächsstrukturen verstehen, um dann sachgemäß antworten zu können. Versucht zuerst, auf die Denkstrukturen einzugehen und dann auf die einzelnen Argumente.
Versucht nicht, Dinge zu beweisen, die ihr nicht beweisen könnt – das wirkt nur unglaubwürdig. Versucht auch nicht, Diskussionen zu führen, die nicht unbedingt notwendig sind.
Ich habe euch jetzt ein paar Beispiele genannt, wie man dabei vorgehen kann. Ich hoffe, dass ihr einiges davon mitnehmt.
Alle, die jetzt noch länger diskutieren wollen und Fragen haben, dürfen gerne noch hierbleiben. Alle anderen, die eine Pause brauchen und schon viel gehört haben, können gerne gehen. Wir hoffen, dass ihr viel mitnehmt.
Schaut auch gerne noch mal ein Buch an, wenn euch das interessiert.
Wer noch Fragen hat, kann gerne noch ein bisschen bleiben. Wir diskutieren dann in der kleinen Runde. Allen anderen wünsche ich noch einen schönen Männertag. Ich werde nachher auch noch mal vorbeischauen.