Einführung und Kontextualisierung der Priesterschaft
Wir sind also bei Hebräer 10,11. Übrigens hat mir einer der Brüder gesagt, dass mit „das Gedachte“ im Sinne von „erinnerte sich, um noch etwas zu erledigen“ eine Stelle aus Esther 2,1 gemeint sein könnte. Das ist schon eine gute Stelle. Dennoch haben wir die andere Stelle, die ebenfalls passen würde, noch nicht gefunden. Aber Esther 2,1 bringt den Sinn gut zum Ausdruck, dass der König an Vasti dachte, also sich an das erinnerte, was sie getan hatte.
In diesem Sinne ist Esther 2,1 eine passende Stelle. Es gibt aber auch andere Stellen, die wir noch suchen müssen. Ich hatte bisher keine Zeit dafür. Wir machen jetzt weiter mit Hebräer 10,11:
„Und jeder Priester steht und leistet den Dienst Tag für Tag und bringt dieselben Opfer vielmals dar, die niemals imstande sind, Sünden wirklich wegzunehmen.“
Das haben wir schon beachtet und mehrfach darüber gesprochen: Der Priester steht, das heißt, er leistet den Dienst, ist emsig, beschäftigt sich damit und ist nie fertig.
Hier einige Bibelstellen dazu:
5. Mose 17,12: „Der Priester, der dasteht, um den Dienst des Herrn zu verrichten.“
5. Mose 10,8: „In jener Zeit sonderte der Herr den Stamm Levi aus, um die Lade des Bundes zu tragen und vor Jahwe zu stehen, um ihm zu dienen.“
5. Mose 18,7: „Sie verrichten den Dienst; er verrichtet den Dienst im Namen des Herrn, seines Gottes, wie alle seine Brüder, die Leviten, die dort vor dem Herrn stehen.“
Richter 20,28: „Pinehas, der Sohn Eleasas, des Sohnes Aarons, stand vor der Lade, vor der Bundeslade in jenen Tagen.“
Auch hier wird betont, dass es um das Stehen des Priesters geht. Sie brachten immer wieder dieselben Opfer dar und standen dabei. Diese Opfer waren nicht imstande, Sünden wegzunehmen. Deshalb mussten die Priester weiterstehen und ihren Dienst fortsetzen.
Das vollendete Opfer Christi und seine Bedeutung
Aber er, der Herr Jesus, setzte sich, nachdem er ein Opfer für Sünden dargebracht hatte (Vers 12). Sein Sitzen ist also ein Zeichen dafür, dass sein Opfer ausreicht und dass er die Sünde wirklich weggenommen hat. Nun darf er sich für immer setzen.
Er setzte sich für immer zur Rechten Gottes, nachdem er das Opfer für die Sünden dargebracht hatte. Hier stellt sich eine Übersetzungsfrage: Wie soll das Wort „für immer“ verstanden werden? Gehört es zum Opfer oder zum Sitzen? Es gibt verschiedene Übersetzungen, die das unterschiedlich handhaben.
Es gibt sechs Argumente dafür, dass „für immer“ zum Sitzen gehört und nicht zum Opfer:
Erstens wird ein Kontrast zum Stehen betont. Die Priester stehen, während er für immer sitzt. Sein Sitzen für immer wird hier hervorgehoben, im Gegensatz zum langen, wiederholten Stehen der Priester. Er hingegen sitzt jetzt für immer.
Zweitens gibt es sonst keine Stelle in der Bibel, die aussagt, dass er sich für immer gesetzt hat. Das ist wichtig, denn die Aussage, dass sein Opfer für immer gilt, findet sich oft in der Bibel. Diese wird hier bereits vorher betont. Aber dass er sich für immer gesetzt hat, wird hier besonders hervorgehoben. Diese Stelle ist also einzigartig und deshalb bedeutend.
Drittens bedeutet „für immer“ im Griechischen fortwährend, ohne Unterbrechung. Er setzte sich ununterbrochen zur Rechten Gottes. Das passt nicht zum Opfer darbringen, denn er hat nicht ununterbrochen das Opfer dargebracht.
Hier wird eine Priestersprache verwendet. Es geht nicht darum, was der Herr Jesus alles im Himmel tut. Wir dürfen uns nicht vorstellen, dass er einfach nur auf einem Stuhl sitzt und sich nie erhebt. Wenn die Schrift von einem Thron, von der Rechten Gottes und vom Sitzen spricht, soll das bestimmte Assoziationen wecken. Wir denken an Herrschaft. Mit Christus am Thron zu sitzen heißt, mit ihm zu herrschen.
Man soll sich aber nicht vorstellen, dass wir die ganze Ewigkeit lang nur auf einem Thron sitzen. Das ist nicht gemeint. „Mit ihm am Thron sitzen“ bedeutet „mit ihm regieren“. Ein Herrscher steht auch auf, wenn er vom Thron aufsteht, um zu handeln.
Wenn David sich auf den Thron setzte, bedeutete das, dass er regierte. Wenn der Herr Jesus für immer zur Rechten Gottes sitzt, heißt das in diesem Zusammenhang, dass er nicht mehr als Priester dient. Der Priester sitzt, weil er das Werk vollendet hat.
Wir dürfen also nicht meinen, dass das Sitzen die einzige Körperhaltung des Herrn Jesus im Himmel ist. Stephanus bezeugt ja, dass er auch steht: „Ich sehe ihn stehen.“
Viertens wurde die ewige Gültigkeit des Opfers Jesu Christi bereits in Vers 10 herausgestellt und wird in Vers 14 nochmals unterstrichen. Es wäre daher eine unnötige Wiederholung, wenn es in Vers 12 noch einmal gesagt würde. Sitzen ist hier eine besondere, zusätzliche Aussage.
In Vers 10 wird gesagt, dass wir durch dieses einmalige Opfer geheiligt sind, und in Vers 14, dass er uns mit einer Darbringung für immer zum Ziel gebracht hat – einmal für immer.
In Vers 12 wird zusätzlich betont, dass er für immer sitzt.
Fünftens gibt es eine andere Übersetzungsweise, die „für immer“ zum Opfer zählt. Ich meine jedoch, dass „für immer“ zum Sitzen gehört. In den Handreichungen der Brüder gibt es dazu einen sehr guten Artikel, der das ausführlich behandelt.
Unser geliebter Herr könnte sich nicht für immer zur Rechten Gottes gesetzt haben, wenn er nicht ein ewig gültiges Opfer vollbracht hätte. Das ewige Sitzen setzt also voraus, dass er zuvor das Opfer dargebracht hat.
Andererseits wäre es theoretisch denkbar, dass er sich nach der Vollbringung des Opfers noch nicht endgültig hingesetzt hätte. Deshalb muss hier betont werden, dass er sich auch für immer gesetzt hat.
Das heißt, es wird zusätzlich hervorgehoben: Nicht nur das Opfer ist für immer, sondern auch das Sitzen ist für immer.
Sechstens spricht der Parallelismus der Sätze und der Gedankenfortschritt dafür, dass der Ausdruck „ununterbrochen, fortwährend, für immer“ nicht zum Partizipialsatz, sondern zum Hauptsatz gehört. Dies ist eine Detailfrage für Griechischkenner, die hier nicht weiter vertieft wird.
Das Warten auf den endgültigen Sieg und die Bedeutung für die Gläubigen
Gut, wir gehen weiter. Er setzte sich für immer zur Rechten Gottes und wartet darauf, dass seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden. Er wartet so lange, bis dies geschieht.
Jetzt ist er fertig und wartet. Sein Sieg über seine Feinde zeigt unsere Geborgenheit in seiner Rettung. Der Herr Jesus hat alles vollbracht. Jetzt sitzt er und wartet.
Es ist nicht so, dass er sich nun auf den letzten großen Krieg vorbereitet. Nein, eine solche Vorbereitung ist nicht mehr nötig. Alles ist vollbracht. Die Feinde werden alle besiegt werden; es ist nur noch eine Frage der Zeit. Er wartet darauf, dass sie gelegt werden.
Das ist keine Kriegsrüstung im Himmel für die letzte Zeit. Alles ist mit dem einen Werk von Golgatha schon vollbracht, und es bleibt nur noch das Warten.
Durch wen werden die Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt? Letztlich ist es Gott, der ihm alle Feinde zu Füßen legen wird. Das ist klar.
Wir lesen in der Offenbarung, dass es gar keinen Kampf mehr geben wird. Er hat einmal gekämpft. In Offenbarung 5 kämpfte der Löwe aus dem Stamm Juda. Er hat einmal gekämpft und steht nun da.
Wenn er in der letzten großen Schlacht auf der Bildfläche erscheint, braucht er nur erscheinen, nur kommen, nur hauchen. Dann wird der Antichrist durch den Hauch seines Mundes getötet, und alle Heere fallen um.
Es wird kein Kampf mehr stattfinden. Es ist nur noch eine Zeit des Wartens. Er wartet darauf, wann er erscheinen darf, wann der Zeitpunkt gekommen ist. Dann werden alle Feinde automatisch zu Füßen liegen, weil er der Große ist.
Weil er Gott ist – der Mensch, der zugleich Gott ist.
Die vollendete Heiligung durch Christus und der fortwährende Heiligungsprozess
Denn mit einem Opfer, mit einer Darbringung hat er für immer zum Ziel gebracht, die geheiligt werden. Wir sind alle in Christus zum Ziel gebracht. Sobald wir in Christus sind, sobald wir mit diesem Hohenpriester verbunden sind und sein Opfer angenommen haben, sind wir zum Ziel gebracht.
Das heißt, das Gewissen ist völlig entlastet. Es gibt kein Bangen und Zagen mehr: Werde ich jetzt vielleicht doch noch schuldig erfunden? Kann ich bestehen vor dem Gericht Gottes? Es gibt kein Zagen mehr, denn Christus, das Opfer, spricht für uns. Und das ist ausreichend.
Die Gemeinschaft mit Gott ist ein für allemal hergestellt worden, und ich darf in die Gegenwart Gottes kommen. Wenn ich sündige, dann darf ich sofort bekennen, und er ist treu und gerecht, vergibt mir und reinigt mich von jeder Ungerechtigkeit. So kann ich die Gemeinschaft mit dem Vater wieder genießen und mit dem Sohn.
Also dürfen wir jetzt jeden Tag mit einem gereinigten Gewissen leben. Das heißt aber nicht, dass wir es deshalb leicht nehmen mit der Sünde. Es heißt hier: Mit einem Opfer hat er die Tiefe immer zum Ziel gebracht, die geheiligt werden. Wir sind noch unterwegs und befinden uns noch in einem Prozess des Geheiligtwerdens.
Wie sollen wir das verstehen? Zuerst sagt er, wir sind geheiligt, und jetzt sagt er, wir werden geheiligt – und das alles in einem Satz, in einem Nebensatz. Wie sollen wir das verstehen? Wie können wir einerseits schon geheiligt sein und andererseits noch geheiligt werden in einem Prozess?
Wir leben in zwei Wirklichkeiten, das dürfen wir nicht vergessen. Wir leben in zwei Wirklichkeiten. Der Christ lebt in zwei Wirklichkeiten. Paulus hat gesagt: Ich bin mit Christus gekreuzigt, ich lebe aber nicht ich. Ich lebe nicht ich – ohne Komma –, ich lebe nicht ich, ich lebe nicht mein Ego, ich lebe aber nicht ich, sondern Christus lebt in mir.
Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. Das heißt, ich lebe in zwei Wirklichkeiten: Einerseits lebe ich in Christus, andererseits lebe ich in meinem Leibe.
Und was ich in Christus bin: Ich bin geheiligt, ich bin zugänglich, ich habe jetzt Zugang zu Gott, ich bin für Gott passend gemacht. Als Geheiligter kann ich mit Gott Gemeinschaft haben. Wenn ich nicht geheiligt wäre, könnte ich unmöglich mit Gott Gemeinschaft haben, ich könnte mich nicht im Heiligtum aufhalten.
Als Unreiner darf ich niemals ins Heiligtum. Aber jetzt bin ich geheiligt, habe Gemeinschaft mit Gott und kann ungehindert mit ihm Gemeinschaft pflegen. Gleichzeitig lebe ich noch im Leibe, und das bedeutet, dass ich geheiligt werden muss, weil mein Leben in dieser Welt immer noch in Verbindung mit Sünde steht.
Rund um mich herum ist Sünde, und in mir ist Sünde. Ich weiß, dass in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt. Die Sünde wohnt in meinem Fleisch, sagt Paulus. Das heißt, ich habe etwas in meinem Wesen, das mich mit dem Diesseits verbindet.
Die Bibel sagt: Was mich mit dem Diesseits verbindet, das ist das Fleisch. Das ist nicht nur der Leib alleine, das Fleisch ist das Wesen und die Dynamik, die mich mit dem Diesseits verbindet. Das sind auch Gefühle, das sind auch stolze Gefühle und, was weiß ich, das sind auch Sünden, die nicht mit dem Leib zu tun haben.
Ich bin mit dieser Welt in Verbindung und ich hänge irgendwie an dieser Welt. Ich möchte nicht sterben. Das ist ja auch gut so, sonst würden wir uns ja viel zu schnell Schaden antun. Es ist gut, dass wir nicht sterben wollen – vom Leib her, vom Körperlichen her.
Es ist gut, dass wir in uns etwas haben, das kämpft. Wir wollen nicht sterben, wir wollen leben. Das ist gut so vom Körperlichen her. Aber auf der anderen Seite muss ich auch lernen zu verzichten, und verzichten heißt immer ein Stück sterben.
Das muss ich lernen, obwohl ich nicht sterben will, in manchen Punkten doch sterben, verzichten, nicht die eigene Ehre suchen. Und das ist ein Prozess, den die Bibel Geheiligtwerden nennt.
Einerseits bin ich geheiligt durch das ein für allemal dargebrachte Opfer Jesu Christi, das bin ich in Christus. Und das ist eine Wirklichkeit: Ich bin in Christus, ich bin in der Gegenwart Christi, Christus wohnt in mir, und ich bin im Himmel.
Ich bin mit Christus auferstanden, ich lebe mit Christus, er hat mich mitsitzen lassen in der Himmelswelt, in Christus (Epheser 2,6). Ich habe eine neue Existenz in Christus.
Gleichzeitig aber habe ich noch die alte Existenz im Leibe. Das gibt eine Spannung, und diese Spannung heißt Heiligung. Ich lerne jetzt zu leben, dass ich auch im praktischen Leben, im Leibe, verzichte und Christus ähnlich werde.
Ich lerne, dass ich nicht reagiere, wie ich vom Fleisch her reagieren würde. Wer ärgert, den werde ich zornig. Das ist die Dynamik meines Fleisches, oder? Wer mich ärgert oder wenn mir jemand eine runterhaut, dann bekommt er eine zurück. Das ist die Dynamik des Fleisches, oder?
Oder wenn ich geehrt werde, dann werde ich stolz und denke hoch von mir. Das ist die Dynamik des Fleisches. Jetzt muss ich lernen, dass ich in Christus eine neue Existenz habe. Ich bin auferstanden mit Christus und habe das Leben Jesu Christi.
Jetzt muss ich lernen, dass ich die Gesinnung Christi verwende. Die Bibel sagt: Ziehe an! Also, ich schaue mir an, was in meinem Schrank ist, und dann sage ich: Was nehme ich jetzt? Was ziehe ich heute an?
Heute nehme ich Geduld und Sanftmut und Güte und schlüpfe da rein. Das trage ich jetzt zur Schau. Das ist mein Kleid. Und das andere muss ich ablegen.
Kolosser 3 sagt: Legt ab und zieht an (Kolosser 3,5 und folgende Verse). Das eine muss ich töten, das andere muss ich anziehen.
Tötet die Glieder, die in euch sind: Unzucht, böse Lust, Unreinheit und so weiter. Legt das alles ab: Wut, Zorn, Schlechtigkeit.
Das heißt, das ist jetzt ein praktisches Leben, ein praktisches Ich-muss-hier-was-tun. Ich muss hier sagen: Herr Jesus, ich möchte jetzt auf dich vertrauen, und ich möchte dir danken, dass ich nicht schuldig bin, nach meinen eigenen Lüsten zu leben.
Ich darf jetzt aufstehen am Morgen. Ich liege im Bett und sage so: Ich stehe jetzt auf, und du kommst mit, sage ich zu meinem Leib.
Ich stehe jetzt auf, ob du willst oder nicht, du musst jetzt raus aus den Federn. Manchmal muss man hart umgehen mit dem Leib. Manchmal muss man sagen: Ja, jetzt musst du schlafen, weil sonst bist du überhaupt nicht mehr fit und kannst gar nichts mehr leisten.
Manchmal muss man sagen: So, und du gehst jetzt schlafen. Denn wir haben ja auch ein bisschen für unseren Körper zu sorgen, aber wir müssen uns vom Herrn führen lassen.
Manchmal heißt es, sagt der Herr: Nein, jetzt geh noch nicht schlafen, jetzt gibt es noch was zu tun. Und manchmal sagt der Herr: Du sollst schon lange schlafen gehen, warum bist du noch auf?
Also das nennt die Schrift Heilung, Geheiligtwerden. Man wird geheiligt. Es ist ein Prozess. Der Herr Jesus tut es in unserem praktischen Leben, in unseren Eigenschaften, in unserem Charakter, in den praktischen Auswirkungen unseres Lebens.
Die Rolle des Heiligen Geistes und die Verheißung der Vergebung
Es bezeugt uns aber auch der Heilige Geist.
Vers 15: Nachdem er zuvor gesagt hatte: „Dies ist der Bund, mit dem ich mich nach jenen Tagen mit ihnen verbünden werde“, spricht der Herr: „Ich werde meine Gesetze in ihre Herzen geben und in ihr Denken werde ich sie schreiben.“
Nachdem er das gesagt hat, folgt Vers 17: „Und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten gedenke ich keineswegs mehr.“ Wo aber eine Vergebung dieser Sünden ist, da gibt es kein Darbringen eines Opfers für Sünde mehr.
Nun sagt er: „Schaut, was ich euch jetzt gezeigt habe, was ich euch jetzt gesagt habe – was das Opfer Jesu Christi vollbracht hat, das steht bereits in eurem Testament, in eurem Alten Testament.“ Das bezeugt uns der Heilige Geist.
Wir beachten dabei, wie er das hier sagt. Er sagt nicht: „Es hat einmal der Heilige Geist gesagt“ oder „Es hat einmal jemand in der Bibel geschrieben: Folgendes, so und so.“ Nein, er sagt: „Das bezeugt uns heute, das bezeugt uns der Heilige Geist in der Gegenwart.“ Und er zitiert wieder Jeremia 31.
Nachdem er also gesagt hatte: „Das ist der Bund, meine Gesetze gebe ich in ihre Herzen und in ihr Denken werde ich sie schreiben“, sagte er im nächsten Vers, Jeremia 31, Vers 34: „Und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten gedenke ich keineswegs mehr, ich werde nicht mehr daran denken.“ Es gibt jetzt eine vollkommene Vergebung.
Hier haben wir wieder das Wort „Gedenken“. Das heißt, Gott wird es nicht mehr vor Gericht zur Sprache bringen. Er wird es nicht mehr erwähnen. Wir sollen nicht meinen, dass Gott eine Gedächtnislücke hat. Ebenso wenig sollen wir annehmen, dass wir eine solche haben und dann in Ewigkeit vor dem Herrn stehen und ihn anschauen, seine Wunden sehen und fragen: „Warum hast du da Wunden?“ Und er sagt: „Ich bin für dich gestorben.“ – „Ach, das habe ich vergessen. Hatte ich mal Sünden?“ So ist es nicht.
Wir werden sehr wohl wissen, dass wir Sünden gehabt haben. Wir werden uns daran erinnern, dass wir einmal Sünder waren und wie viele furchtbare Sünden wir begangen haben. Nicht in dem Sinne, dass wir es vergessen oder Gott es vergisst. Jesus wird nicht vergessen, warum er gestorben ist – nämlich für diese ganz konkreten Sünden von uns.
In diesem Sinn vergisst Gott es natürlich nicht. Aber in dem Sinn bringt er es nicht mehr vor Gericht zur Sprache. Er wird nicht sagen: „Da gibt es noch ein paar Punkte, sind die schon bestraft worden?“ Er bringt es nicht mehr ins Gedächtnis im Gericht.
Das bedeutet für uns vollkommene Vergebung, denn unsere Sünden sind gerichtet worden, und zwar bereits auf Golgatha. Wo Vergebung ist, da gibt es keine Opfer mehr. Es gibt kein Opfern mehr, keine Darbringung eines Sündopfers.
Damit ist bewiesen, dass das Alte Testament bereits zeigt, dass die Opfer aufhören. Das war für die Christen eine große Hilfe, besonders für diejenigen, die ins Judentum zurückkehren wollten. Es ist klar und belegbar aus der Bibel, dem Alten Testament, dass die Opfer aufhören müssen. Jeremia 31 ist der Beweis.
Wir sehen auch, wie man hier mit dem Alten Testament umgeht. Ganz kleine Details sind wichtig. Man muss sehr genau lesen. Der Verfasser des Hebräerbriefs kennt seine Bibel genau. Er hat eine gute Übersetzung und keine beliebige Hoffnung oder Nachricht für alle. Man kann hier nicht einfach argumentieren, man braucht genaue, gute Übersetzungen und muss sorgfältig arbeiten.
Wenn wir das tun, müssen wir auch so sein. Gott erwartet von uns, dass wir sehr genau mit der Schrift umgehen.
Unterscheidung zwischen Gericht über Rettung und Gericht über Belohnung
Sind hierzu Fragen oder Ergänzungen? Wir müssen zwischen zwei Gerichten unterscheiden. Es gibt ein Gericht, das über Himmel oder Hölle entscheidet.
Wir sprechen hier von zwei verschiedenen Gerichten. Zum einen gibt es das Gericht, bei dem es um Rettung oder Verlorengehen geht. Die Bibel spricht aber auch von einem Richterstuhl, bei dem es um Belohnung geht.
In 2. Korinther 5,10 heißt es: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder das empfange, was er durch den Leib getan hat, es sei gut oder böse.“
Hier ist jedoch nicht der Gerichtsthron gemeint, bei dem es um ewige Verdammnis oder ewiges Heil geht. Das ist hier nicht der Fall. Es spricht hier zu Gläubigen und sagt ihnen, dass der Herr für jedes Handeln Lob oder Tadel geben wird.
Es geht darum, dass wir als Ertrag, als Lohn erhalten, wohin unser Tun im Leibe geführt hat, sei es Gutes oder Schlechtes. Jedes Wort, das wir sprechen – auch jedes Wort zu viel, das wir nicht hätten sagen sollen – wird der Herr zur Sprache bringen.
Er wird fragen: Warum hast du das gesagt? Warum hast du das Lied gesungen? Warum hast du mitgesungen oder so reagiert? Warum warst du beleidigt?
Man muss sich vorstellen, wir lieben diesen Herrn, und dann sagt er so etwas. Man kann nicht antworten, sich nicht rechtfertigen oder Rechenschaft ablegen. Man weiß, man hat den Herrn beleidigt. Und nicht nur den Herrn, manchmal auch Geschwister.
So zeigt uns der Herr, wie wichtig das ist. Man kann nicht einfach sagen: „Hauptsache, ich habe Vergebung. Ich habe einen hohen Priester, der mir alle Sünden vergeben hat im ewigen Gericht. Das wird nicht mehr zur Sprache kommen. Wunderbar, jetzt lebe ich einfach irgendwie, ich bin ja gerettet in Christus.“
Oh nein! Es kommt sehr darauf an, wie ich rede. Manchmal ist es nur ein Wort, ein Satz, ein Wort zu viel. Dieses eine Wort gibt dem ganzen Satz einen Unterton, einen Geschmack, sodass der andere einen Vorwurf, eine Kritik oder so empfindet. Man wischt dem anderen damit eins aus, sozusagen.
Der Herr sagt: Wir werden alle für jedes Wort Rechenschaft ablegen. Und das wird an diesem Richterstuhl Christi sein.
Zeit und Ablauf des Richterstuhls Christi
Wann wird das sein? In 1. Korinther 4,5 steht es: „Der Herr beurteilt nichts vor der Zeit.“
Bis der Herr kommt, wird er das Verborgene der Dunkelheit ans Licht bringen und die Entschlüsse der Herzen offenbaren. Dann wird jedem von Gott das Lob zuteilwerden. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen wir nicht urteilen. Wenn der Herr kommt, dann ist Urteilszeit.
Das deutet darauf hin, dass dieses Gericht genau dann stattfindet, wenn der Herr kommt. Wie lange dieses Gericht dauert, weiß ich nicht. Bei Gott kann etwas sehr schnell oder auch sehr lang dauern. Aber der Zeitpunkt ist klar: Es ist der Moment, wenn der Herr kommt.
Es gibt auch andere Stellen, die uns sagen, dass bei der Ankunft des Herrn die Abrechnung mit den Knechten erfolgt. Da gibt es Lohn: „Ei, du guter Knecht, das hast du gut gemacht!“ Mögen wir solche sein, bei denen der Herr sagt: „Ich bin stolz auf dich, du hast mir vertraut und gelernt, mit mir zu leben, guter Knecht.“ Das ist etwas Schönes, wenn der Herr so etwas sagt.
Wollen wir nicht solche sein, bei denen der Herr dann Dinge ansprechen muss, so dass man schamrot dasteht? Ja, ich denke, mit diesen Gedanken wollen wir heute Morgen schließen.
Wir wollen noch eine Gebetsgemeinschaft beginnen. Amen.