Am 3. Januar 2005, also vor ziemlich genau 15 Jahren, habe ich entdeckt, was mir Hoffnung in meinem Leben gibt. Es ist sehr wichtig, dass wir herausfinden, was uns Hoffnung und Halt in unserem Leben schenkt.
Wenn wir uns heute Nachmittag in diesem Saal zum Thema „Welt ohne Hoffnung auf Rettung“ versammelt haben, dann müssen wir das zunächst einmal herunterbrechen. Ich möchte dich fragen: Wie sieht es in deinem Leben aus? Hast du überhaupt noch Hoffnung?
Es kann sein, dass heute Nachmittag hier unter uns Menschen sitzen, die sagen: „Ich weiß eigentlich gar nicht mehr ein noch aus. Ich weiß nicht, wo das hinführt. Ich weiß nicht, wie es weitergehen kann.“ Genau diese Situation beschreibt Kapitel 27 in der Apostelgeschichte, das wir uns jetzt gemeinsam anschauen werden: eine Lage völliger Ausweglosigkeit.
Paulus war jemand, der oft über seine Schwäche und seine Anfechtungen geschrieben hat. Er hat sogar gesagt: „Ich rühme mich meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi in meiner Schwachheit groß wird.“ Das berichtet uns dieses Kapitel 27. Ich hoffe, ihr habt eure Bibeln dabei. Macht bitte eure Bibeln auf Apostelgeschichte 27 auf. Ohne die Bibel können wir diesen langen Text kaum nachvollziehen.
Dieses Kapitel macht uns etwas sehr deutlich – deutlicher kann man es kaum machen. Wenn Paulus sich seiner Schwäche rühmt, dann meint er damit mehr Schwäche, als man sich vorstellen kann. Mehr Schwäche als in einem Seesturm auf einem sinkenden Schiff, wo man überhaupt nichts mehr in der Hand hat, gibt es nicht.
Dieses großartige Kapitel zeigt uns, dass Gott auch in einer Situation, in der mehr Schwäche gar nicht möglich ist, immer noch alles in seiner Hand hält.
Hoffnung in ausweglosen Situationen entdecken
Und das war das, was ich am 3. Januar 2005 für mich entdeckt habe. Es war das, was mir für mein Leben wieder Hoffnung gegeben hat.
Am 3. Januar 2005 habe ich wie so viele morgens mein Losungsbuch aufgeschlagen. Dann hat mich das elektrisiert. Dieses Losungswort aus 2. Chronik 20,17 sprang mir regelrecht entgegen. In einer Situation, in der ich verzagt war, in der ich ganz mutlos war und selbst nicht mehr weiter wusste, stand im Losungswort: „Trete hin und steh und sieh die Hilfe des Herrn, der mit dir ist.“
Mit anderen Worten: Gott hat durch dieses Wort zu mir gesagt: „Manfred, leg die Hände in den Schoß, ich rege das, aber bitte bleib stehen, lauf nicht weg. Bitte schau dir an, wie ich das lösen werde.“
Das hat mir geholfen – Gottes Zusage, bei mir zu sein, Gottes Zusage zu helfen. Das ist der Trost für dich, für mich, für die verfolgte Gemeinde weltweit.
Und genau das ist es, was Paulus in Apostelgeschichte 27 in diesem bewegenden Kapitel erleben darf. Im Zentrum von Apostelgeschichte 27, das seht ihr in Vers 22 und noch einmal in Vers 25, steht ein unglaubliches Wort. Wenn man an diese Situation denkt – ein sinkendes Schiff – sagt Paulus: „Seid unverzagt!“
Wenn wir heute aus diesem Vortrag nichts anderes mitnehmen, dann nehmt diesen Zuspruch des ewigen Gottes mit, der dein Leben und mein Leben hält. Er hält diese ganze Welt mit ihren Stürmen und allem, was auch sei, in seiner Hand.
Nehmt diesen Zuspruch Gottes als Motto, als Zuspruch für euch mit in dieses Jahr 2020.
Gottes Zuspruch inmitten von Lebensstürmen
Der ewige Gott, der über den Wolken thront, der Himmel und Erde und alles, was darin geschaffen wurde, sieht dich heute Nachmittag. Jeder hier sagt zu dir: Sei unverzagt, sei unverzagt!
Herr Jesus, jetzt stehen wir hier oder sitzen hier und wir brauchen es, dass du uns selbst begegnest. Jesus, wir sind begeistert von deiner Machtfülle. Wir sind begeistert und dankbar für den Sieg, den du für uns am Kreuz auf Golgatha errungen hast.
Als du die Arme in Liebe ausbreitetest, als du sie dir an die Querbalken schlagen ließest und als du gesprochen hast: „Es ist vollbracht“, da hast du die Lösung aller Probleme schon gewonnen. Du hast den Weg bereitet, damit unser Leben gelingen kann.
Herr Jesus, wir sind immer wieder solche, die mutlos werden. Jesus, wir sind immer wieder solche, die verzagen. Jesus, wir sind immer wieder solche, die drauf und dran sind, ihre Hoffnung wegzuwerfen.
Und Jesus, da brauchen wir, dass du dich uns heute Nachmittag ganz neu offenbarst. Dass du es schenkst, dass dieses Wort, das damals dem Paulus geschenkt wurde für die Besatzung auf dem Schiff mit 275 Menschen, denen er das sagen durfte, auch uns heute Nachmittag noch einmal ganz neu zugesprochen wird in deiner Vollmacht.
Amen!
Die Lebensreise als Bild für Glaubensstürme
Ihr Lieben, wir stehen in den Stürmen des Lebens. Da stehen wir mittendrin, und wir können uns auch nicht einfach daraus herausziehen. Wir befinden uns in den Stürmen des Lebens, und Apostelgeschichte Kapitel 27 und 28 gehört eigentlich noch dazu.
Der Bericht über die Reise des Apostel Paulus nach Rom ist im Grunde ein Kapitel aus unserem eigenen Leben. In unserem Leben verwenden wir oft Bilder und Begriffe aus der Seefahrt. Da werden Anker gelichtet, Segel gesetzt, und wir versuchen, Kurs zu halten. Es geht auf ein neues Ufer zu. Vielleicht erleben wir auch Zeiten, in denen wir durch Stürme oder stürmische Seen gehen – ein Kapitel, das unserem Leben sehr ähnlich ist.
Es ist jetzt ganz entscheidend wichtig, wenn wir uns dieses Kapitel Apostelgeschichte 27 anschauen, dass wir verstehen: Es geht hier nicht nur um das, was Paulus und die Leute auf dem Schiff erlebt haben. Vielmehr ist es wichtig für uns – und das gilt für alle biblischen Geschichten –, dass wir verstehen, dass hier die Geschichte unseres Lebens erzählt wird.
Natürlich spritzt uns nicht die Gischt ins Gesicht, und wir stehen auch nicht auf den plankenden, knarrenden Balken eines Schiffes und spüren den Wind und das Meer. Aber wir stehen in den Kämpfen des Lebens. Die Lektion, die Paulus und die Leute auf dem Schiff hier lernen, ist dieselbe Lektion, die wir heute Nachmittag miteinander lernen wollen und dürfen.
Wir stehen mitten in den Stürmen des Lebens. Wie können wir lernen, uns in diesen Stürmen bei Gott zu bergen? Das ist jetzt ganz wichtig. Wie kannst du, wie kann ich das lernen? Nur durch die feste, gewisse Zuversicht, dass der souveräne, allmächtige, ewige Gott mit seinem Heilsplan zum Ziel kommt – allen Schwierigkeiten und allen Problemen zum Trotz, in der Welt und auch in deinem Leben.
Das gibt uns Hoffnung, dass wir wissen: Gott sitzt im Regiment und führt alles wohl. Davon berichtet unser Bibeltext. Der ewige, souveräne Gott hält unser Leben in seiner Hand.
Die Unvorhersehbarkeit der Zukunft und Gottes souveräne Führung
Ich weiß nicht, kennt ihr heute noch die Sesamstraße? Körmelt, der Frosch, mit seiner „Was passiert dann“-Maschine? Ich fand das damals total spannend.
Die „Was passiert dann“-Maschine war so eine Konstruktion, die er sich gebaut hatte. Irgendwo wurde ein Faden durchgeschnitten, dann fiel ein Sandsack auf ein Brett. Dadurch wurde ein Ball hochgeschleudert, der wiederum etwas zum Umstürzen brachte. Schließlich ging ein Lichtschalter an. Diese Maschine zeigte eine Kettenreaktion: „Was passiert dann?“
Aber das hat etwas mit mir gemacht. Ich hatte Phasen in meinem Leben, in denen in meinem Inneren immer so ein „Was passiert dann“-Gedankenspiel ablief. Kennt ihr das auch? Plötzlich sah man an verschiedenen Stellen nur noch das Schlimme kommen. So erging es auch der Besatzung auf dem Schiff. Da heißt es in Vers 20: „Da war alle unsere Hoffnung auf Rettung dahin.“
Doch jetzt kommt etwas ganz Erstaunliches, das uns die Bibel deutlich macht. Es ist ein wunderbar befreiender Fakt: Die Bibel sagt uns, es gibt gar keine „Was passiert dann“-Maschine. Die Zukunft ist nicht vorhersehbar. Das, was kommt, ist nicht festgelegt. Die Zukunft ist offen. Es gibt kein Schicksal.
Das Dunkel, das du vielleicht fürchtest über diesem Jahr 2020, muss nicht kommen. Nein, der ewige, souveräne Gott, der himmlische Vater, hält dein Leben in seiner Hand. Er bestimmt über deine Zukunft. Und wir wissen aus der Bibel, er gedenkt, es gut zu machen.
Weißt du das noch? Prägt das noch deinen Alltag? Ist das noch die Hoffnung, aus der du lebst? Gott macht es gut. Dein Leben, deine Zukunft liegen in Gottes Hand, natürlich. Sünde mag den Weg beschweren, ja klar. Falsche Entscheidungen mögen dich belasten, natürlich. Aber wie es weitergeht, liegt bei Gott.
Ein Prediger hat mal gesagt: „Wir sind nicht das Produkt unserer Vergangenheit, nein, sondern wir sind das Produkt des Kreuzes.“ Am Kreuz auf Golgatha hat Jesus Christus gesagt: „Es ist vollbracht.“ Die Strafe ist bezahlt, und er hat uns die Freiheit geschenkt.
An seiner Hand dürfen wir durch dieses stürmische Leben gehen. Es liegt bei Gott, und davon berichtet unser Bibeltext.
Das Zeugnis der kleinen Gemeinde inmitten der Welt
Aber wir lieben die Bibel. Unser Text, wie so oft in der Bibel, hält uns einen Spiegel vor. Er ist ein Bild für die Reise unseres Lebens.
Es kann sein, dass heute Nachmittag manche von uns gerade durch schwere Stürme gehen. Vielleicht hast du in diesem Moment sogar Sorge, mit deinem Leben Schiffbruch zu erleiden. Dann ist diese Geschichte, dieser Bericht vom Schiffbruch in Apostelgeschichte 27, genau für dich.
Denn dieser Bericht, den Lukas uns hier bringt, erzählt hinter all der Katastrophe, die passiert, von der unglaublichen Fürsorge Gottes. Lukas berichtet davon, wie Gott mit seiner Fürsorge mitten in allen Widrigkeiten und Stürmen des Lebens den Seinen, seiner Gemeinde, beisteht.
In diesem Kapitel bekommen wir eine Ahnung davon, wie unser allmächtiger himmlischer Vater hinter den Kulissen die Dinge lenkt. Er schiebt die Fäden so, wie er will, als ob er Regie führt. Ja, er führt Regie, sodass alles denen, die Gott lieben, zum Besten dienen muss.
Wenn es heute Nachmittag gut läuft, werden wir am Ende dieser Einheit in acht kurzen Schritten durch diesen Text gegangen sein. Danach werden wir uns noch einen Dreisatz merken, damit wir etwas haben, das wir behalten können. Zum Schluss habe ich noch ein Bildwort für euch, das euch vielleicht Kraft, Hoffnung und Orientierung in dieser Welt geben kann.
Die Vorgeschichte der Reise und die weltweite Krise
Welt ohne Hoffnung
Ein erster Schritt, um zu zeigen, wie es in dieser Welt aussieht. Es ist ja unglaublich, was Paulus durchmachen musste. Das beginnt schon einige Kapitel vorher. Paulus war in Jerusalem. Er wollte eigentlich eine gute Geste machen und zeigen, dass er das Judentum nicht verworfen hat. Doch daraus wurde eine Verschwörung. Man warf Paulus vor, dass er Mose und das Gesetz der Väter mit Füßen treten würde. Es gab einen Aufruhr in der Stadt, und Paulus wurde verhaftet.
Es gab sogar ein Mordkomplott gegen Paulus. Eine riesige Verschwörung der Finsternis richtete sich gegen diesen Apostel des Lichts. Aufgrund dieser Situation wurde Paulus nach Caesarea überführt. Dort wurde er mehrfach verhört. Schließlich berief sich Paulus auf den römischen Kaiser. Weil er sich darauf berief, kam es zu der Reise, die in Apostelgeschichte Kapitel 27 beschrieben wird.
Es beginnt in Vers 1: „Als es aber beschlossen war, dass wir nach Italien fahren sollten, übergaben sie Paulus und einige andere Gefangene einem Hauptmann mit Namen Julius.“ Sie steigen auf ein Schiff und wechseln später noch einmal das Schiff. Lukas berichtet, wie ihnen die Winde entgegenstehen und die Schwierigkeiten zunehmen.
An einer Station auf Kreta finden sie einen guten Platz, der „Guthafen“ genannt wird. Doch aus verschiedenen Gründen will die Schiffsbesatzung dort nicht bleiben. Die Reise geht weiter, und sie geraten in einen katastrophalen Nordoststurm – eine Art Hurrikan auf dem Mittelmeer. Diese Situation beschreibt Lukas hier.
Und das, liebe Leser, ist auch die Situation in dieser Welt. Wenn wir uns umschauen, sehen wir Probleme, wohin wir auch blicken. Wer kann das alles lösen? Wir Menschen sind mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt. Wir können das alles kaum einschätzen. Im Moment prasseln Wirtschaftsprobleme, Umweltprobleme und politische Krisen auf uns ein. Die ganze geopolitische Lage, zum Beispiel nach der Tötung eines gefährlichen Politikers im Iran durch eine Drohne, ist eine gefährliche Weltsituation. Wir verstehen sie kaum und kein Mensch kann sie lösen – so wie hier in Apostelgeschichte 27.
So geht es auch in dieser Welt zu: Stürme sind da, und wir wissen nicht, wie es weitergeht. Lukas schreibt fast am Höhepunkt des Kapitels in Vers 20: „Da war alle unsere Hoffnung auf Rettung dahin.“
In dieser Welt geht es drunter und drüber. Als Christen stehen wir mitten in dieser Welt. Mir gefällt, wie in diesem Kapitel beschrieben wird, dass das Schiff mit 276 Seelen unterwegs ist. Es wird berichtet, dass dort römische Soldaten sind, Julius ist ihr Anführer. Natürlich sind auch Händler, Schiffsleute und viele Gefangene an Bord, die nach Rom überführt werden sollen. Und dann ist Paulus dabei.
Dies ist einer der „Wir“-Berichte in der Apostelgeschichte. In Vers 3 heißt es: „Am nächsten Tag kamen wir in Sidon an.“ Paulus ist nicht allein. Lukas ist bei ihm, und er schreibt das auf. Am Ende von Vers 2 wird auch noch ein Christ namens Aristarch erwähnt.
Für mich ist dieses große Bild des Schiffes, das auch ein Bild für diese Welt ist, ein Bild der kleinen Gemeinde. Mitten drin in diesem Schiff sind drei Christen. Sie gehen genauso durch die Stürme wie alle anderen – und bewirken doch einen Unterschied.
Die Bedeutung des christlichen Zeugnisses in Krisenzeiten
Ein zweiter Gedanke, ein zweiter Schritt durch diesen Text: Warum unser Zeugnis im Sturm gefordert ist, wird ganz klar in Vers 20. Die Menschen um uns herum haben keine Hoffnung. Das sagen sie natürlich nicht offen. Sie reden sich vielleicht vieles ein. Aber wenn es hart auf hart kommt, so wie hier in diesem Kapitel, wenn alle Fassaden fallen, sind die Menschen um uns herum ratlos. Sie haben keine Hoffnung.
Wie können wir als kleine christliche Gemeinde, wir drei auf diesem großen Schiff, den Menschen in den Stürmen des Lebens, in dieser notvollen Welt, Hoffnung bringen? Wie können wir das tun? In diesem Kapitel entdecken wir, dass das durch unser Zeugnis geschieht. Durch unser Zeugnis.
In Vers 30 heißt es: „Darum, liebe Männer, seid unverzagt, denn ich glaube ...“ und in Vers 25 steht: „Darum, liebe Männer, seid unverzagt, denn ich glaube Gott, es wird so geschehen, wie mir gesagt ist.“ Das Zeugnis ist also entscheidend.
Jetzt könnte man sagen: „Das habe ich auch schon probiert. Ich habe schon mal von Jesus erzählt, ich habe jemanden zum Gottesdienst eingeladen, aber richtig etwas bewirkt hat das nicht.“ Das Zeugnis ist also nicht immer einfach.
Lukas schreibt deshalb: „Deswegen habe ich euch das ja jetzt aufgeschrieben.“ Paulus erlebte das nicht anders. Wir müssen das genau lesen. In Vers 9 spricht Paulus in diese Situation hinein: „Da nun viel Zeit vergangen war und die Schifffahrt bereits gefährlich wurde, weil auch die Fastenzeit schon vorüber war, ermahnte sie Paulus.“
Das ist erstaunlich, denn Paulus ist Gefangener auf diesem Schiff. Er soll nach Rom gebracht werden. Es sind Schiffsleute, andere Gefangene, Soldaten und der Hauptmann Julius an Bord. Und plötzlich mahnt dieser Gefangene, Paulus, die Reisegesellschaft.
Paulus spricht zu ihnen: „Liebe Männer, ich sehe, dass diese Fahrt nur mit Leid und großem Schaden vor sich gehen wird, nicht allein für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben.“ Doch der Hauptmann glaubt mehr dem Steuermann und dem Schiffsherrn als Paulus.
Das habt ihr sicher auch schon erlebt: Man glaubt der Welt mehr, der Wissenschaft mehr, dem, was alle sagen, mehr als dem, was Paulus sagt. In Vers 12 heißt es: „Und da der Hafen zum Überwintern ungeeignet war, bestanden die meisten darauf, weiterzufahren.“ Die Mehrheit hat aber nicht unbedingt Recht.
Hier war die Mehrheit dafür, den Plan umzusetzen, von dort weiterzufahren. Sie wollten versuchen, nach Phoenix zu kommen, einem anderen Ort auf Kreta. Paulus hat also erlebt, dass sein Zeugnis wirkungslos war. Das ist genau die Erfahrung, die wir auch machen.
Aber Paulus hat uns etwas voraus, zumindest mir. Ich bin oft schnell entmutigt und gebe dann auf. Paulus hat einfach die Klappe gehalten und abgewartet. Als sich dann das erfüllte, was er vorhergesagt hatte – als die Gischt anfing zu spritzen, das Schiff zu sinken drohte, die Besatzung das Schiffsgerät, die Ausrüstung und schließlich auch die Ladung über Bord warf – da war die Situation plötzlich anders.
„Da aber viele Tage weder Sonne noch Sterne schienen und ein gewaltiges Unwetter uns bedrängte, war alle unsere Hoffnung auf Rettung dahin.“ Als man lange nichts gegessen hatte, trat Paulus mitten unter sie und sprach: „Liebe Männer, man hätte auf mich hören sollen und nicht von Kreta aufbrechen. Dann wäre uns Leid und Schaden erspart geblieben. Doch nun ermahne ich euch, das zweite Mal: seid unverzagt!“
Keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff. In dieser Nacht trat zu Paulus der Engel des Gottes, dem er gehört und dem er dient, und sprach: „Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden. Siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren.“
Darum, liebe Männer, seid unverzagt, denn ich glaube Gott, es wird so geschehen, wie mir gesagt ist. Wir werden aber auf eine Insel auflaufen.
Weil sie so einen Hunger hatten, ermahnt Paulus sie nochmals in Vers 34: „Darum ermahne ich euch, etwas zu essen, denn das dient zu eurer Rettung. Es wird keinem von euch ein Haar vom Haupt fallen.“
Als er das gesagt hatte, nahm er Brot, dankte Gott, brach es und fing an zu essen. Dann verteilte er es. Da wurden sie alle guten Mutes und nahmen auch Nahrung zu sich.
Jetzt war das Zeugnis von Paulus auf einmal wirkungsvoll.
Die Veränderung durch veränderte Prioritäten
Wie es in der Welt aussieht – das war der erste Schritt durch den Text, warum unser Zeugnis im Sturm gefordert ist. Der zweite Schritt führte weiter in diesen Text hinein. Und jetzt der dritte Schritt: Wie kam es zu dieser Veränderung? Warum waren die Leute plötzlich bereit, sich von Paulus ermahnen zu lassen? Ja, warum wurden sie sogar ermutigt?
Der dritte Schritt zeigt, wie Gott die Prioritäten verschieben kann. Die Stürme des Lebens wollen wir alle nicht. Aber sie haben oft auch etwas Gutes, weil sie uns helfen, zu verstehen und zu erkennen, was wirklich wichtig ist. Was ist denn wirklich wichtig?
Erst in Vers 12 wollten sie in einem Hafen bleiben, der Guthafen hieß, weil er ihnen zum Überwintern ungeeignet war. Guthafen war so ein kleines Dorf. Dort gab es eine Bucht, das Schiff war sicher, aber es gab keine Kneipe und nichts von dem, was man als Seemann sonst so braucht. Wie wollte man dort den Winter verbringen? Sie hatten einen anderen Anspruch. Sie wollten ein bisschen was erleben. Phönix war nicht so weit weg, vielleicht 40 Kilometer, und da sagten sie: „Komm, da gehen wir hin.“
Aber dann veränderte sich in Vers 18 die Situation. Plötzlich brach ein großes Ungewitter aus. Sie litten unter diesem Ungewitter und warfen die Ladung ins Meer. Am dritten Tag warfen sie mit eigenen Händen die Ausrüstung, das Schiffsgerät, aus dem Schiff.
Jetzt sind sie offen. Jetzt spricht Paulus zu ihnen. Für mich ist Paulus hier ein Vorbild. Ich habe ja vorhin gesagt, dass ich mich nicht gern, aber doch leicht entmutigen lasse. Paulus aber hat eine Abfuhr bekommen. Er hat sie ermahnt, doch man hörte nicht auf ihn. Es ging ganz anders, als er vorgeschlagen hatte. Jetzt haben sie das Schlamassel.
Und Paulus hält nicht einfach still und sagt: „Jetzt seht man selber zu.“ Stattdessen geht Paulus wieder einen Schritt auf die Leute zu. Das möchte ich von Paulus lernen: Wenn die Zeit gekommen ist, nicht zu schweigen, sondern einen Blick für die Brücken im Leben zu bekommen, die Gott zu anderen Menschen baut. Diese Brücken liegen plötzlich in der Luft, im Gespräch und so weiter. Wir spüren: Hier kann ich jetzt etwas sagen – von dem Gott, dem ich gehöre, dem Gott, dem ich diene, und dem Gott, dem ich glaube.
Das tut Paulus. Jetzt sind die Menschen offen. Die Umstände hatten ihre Prioritäten völlig verschoben. Das tut Gott.
Die Kontrolle Gottes über die Stürme
Vierter Schritt: Wer kontrolliert eigentlich den Sturm?
Der Sturm ist in diesem Kapitel immer wieder Thema, zum Beispiel in Vers 4, Vers 7 und Vers 14. Dort heißt es: „Weil uns die Winde entgegen waren“ (Vers 4, Vers 7) und „Der Wind hinderte uns“ (Vers 14). Nicht lange danach brach von der Insel her ein Sturmwind los. Es scheint, als hätte sich alles gegen die Reise verschworen. Paulus wollte nach Rom.
Jetzt müssen wir etwas verstehen. Wenn wir das verstehen wollen, was Lukas uns hier berichtet, und eine Antwort auf die Frage finden wollen, wer den Sturm kontrolliert, dann müssen wir aus dieser Geschichte herauszoomen. Wir müssen uns das aus einer ganz anderen Perspektive ansehen.
Diese ganz andere Perspektive finden wir in Apostelgeschichte Kapitel 23, Vers 11. Dort schreibt Lukas etwas Erstaunliches: „In der folgenden Nacht aber stand der Herr bei ihm und sprach: Sei getrost, denn wie du für mich in Jerusalem Zeuge warst, so musst du auch in Rom Zeuge sein.“
Mit anderen Worten: Obwohl sich hier der Sturm und diese ganze Katastrophe abspielen, hat auf einer ganz anderen Ebene der ewige Gott schon beschlossen, dass Paulus nach Rom gelangen wird. Denn er soll vor den Kaiser gestellt werden. Gott wiederholt dies als Erinnerung in einer nächtlichen Vision (Vers 24): „Der Engel sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden.“
Entgegen dem Augenschein läuft also vordergründig alles schief, und die Mächte scheinen die Reise zu torpedieren – was sie auch tun. Aber Gott hat einen anderen Plan.
Das Kapitel endet damit, dass sie auf eine Sandbank auflaufen, auf eine Insel, von der wir wissen, dass es Malta war. Dort kommen sie sicher an. Lukas beendet dann sein Doppelwerk, die Apostelgeschichte, in Kapitel 28 am Schluss mit der Information, dass Paulus in seiner eigenen Wohnung in Rom ungehindert das Evangelium predigen konnte.
Gott kontrolliert alles. Unser Herr hat alles in der Hand. Niemand ist den Elementen ausgeliefert. Unser Leben liegt in Gottes Hand. Er hält die ganze Welt in seiner Hand – und auch dich und mich.
Gottes Wissen um die Zukunft als Quelle der Zuversicht
Ein fünfter Schritt
Gott allein kennt die Zukunft. Mich hat das in den letzten Tagen sehr erschüttert. Ich habe ja vorhin schon gesagt: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.
Genau 30 Jahre ist es jetzt her, seit dem Mauerfall. Danach schrieb ein Professor namens Fukuyama ein Buch mit dem Titel „Das Ende der Geschichte“. Damals herrschte eine euphorische Stimmung. Alle dachten, dass wir keine Geschichtsbücher mehr brauchen, weil Kriege überwunden seien, der Kalte Krieg vorbei, der Eiserne Vorhang gefallen – das Ende der Geschichte sei gekommen und nun beginne eine Friedenszeit.
Und heute, nur 30 Jahre später – nur 30 Jahre später – sind wir Menschen wieder himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Greta Thunberg steht vor der UNO-Vollversammlung und sagt: Menschen sterben, wir befinden uns am Anfang eines Massenaussterbens. Sie steht zu Tode betrübt vor einer Welt ohne Hoffnung.
Aber was passiert dann? Wir wissen nichts über die Zukunft. Gott allein kennt die Zukunft. Das ist der fünfte Schritt.
Die Bibel sagt uns, dass Gott, der Herr, auch über die Zukunft herrscht. Deshalb kann die Bibel uns in der Offenbarung bei den Prophezeiungen immer wieder Einblicke geben und kleine Hinweise auf zukünftige Ereignisse zeigen.
Wir Menschen wissen nicht, was die Zukunft bringen wird. Aber Gott weiß es, und Gott hat einen Plan für die Zukunft. Gott hat auch einen Plan für dein Leben. Diesen Plan finden wir im ersten Buch Mose, Kapitel 50, Vers 20. Dort sagt Joseph zu seinen Brüdern, nachdem er viele Stürme in seiner Familie durchlebt hat: „Ihr dachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“
Und genau das ist es, was Gott mit der Zukunft vorhat: Er möchte es gut machen. Davon wollen wir sprechen. Das ist unsere Berufung.
Gottes Fürsorge für die Seinen in schweren Zeiten
Ein sechster Schritt
Wie Gott für die Seinen sorgt, das bewegt mich sehr. Lukas zeigt hier so deutlich, dass Paulus in diesen großen Schwierigkeiten von Gott nicht allein gelassen wurde. Es entwickelt sich sogar eine richtige Freundschaft zu diesem Hauptmann Julius. Das ist ja unglaublich.
Vers 3: Am nächsten Tag kamen wir in Sidon an, und Julius verhielt sich freundlich gegen Paulus und erlaubte ihm, zu seinen Freunden zu gehen und sich von ihnen pflegen zu lassen. Unglaublich, wie Gott sorgt! Paulus ist gefangen, aber er darf spazieren gehen. Heute würde man das Freigang nennen, doch ich glaube, das ist eher etwas Modernes. Damals gab es das bestimmt noch nicht. Weil dieser Hauptmann Paulus vertraut, lässt er ihn zu seinen Freunden gehen.
Paulus hat Gunst gefunden bei diesem Hauptmann. Das ist kein Zufall, das tut Gott. Er sorgt für die Seinen. Paulus ist nicht allein. Ich habe es ja schon gesagt: Da ist Aristarch, und da ist Lukas bei ihm. Paulus hat Ermutigung, Paulus hat Trost. Gott sorgt für die Seinen.
Das hat auch eine Vorgeschichte: Die Freunde, die ihn in Sidon pflegen. Wisst ihr, wie diese Gemeinde in Sidon entstanden ist? Sie ist entstanden durch die Verfolgung, von der die Apostelgeschichte in Kapitel 6 im Zusammenhang mit der Steinigung des Stephanus berichtet. Das sind Christen, die damals in alle Herrenländer zerstreut wurden, weil sie aus Jerusalem geflohen waren. Das sind die Freunde des Paulus, die er früher als Saulus selbst verfolgt hat. So kann Gott die Dinge komplett auf den Kopf stellen. Die, die Jahre zuvor vor Paulus fliehen mussten, sind jetzt seine Freunde, die ihn pflegen. Halleluja, Gott kann alles auf den Kopf stellen. Das ist der Gott, an den wir glauben.
Darum singen wir ja auch: Lobe den Herrn, der alles so herrlich regiert, der dich auf Adlers Fittichen sicher geführt, der dich erhält, wie es dir selber gefällt. Hast du nicht dieses verspürt? Oder in wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet?
Dann ermutigt der Herr Paulus durch sein Wort. Es ist eine große Gnade gewesen, dass dieser Engel kam und Paulus gestärkt hat. Aber er hat sich ja nur an ein Gotteswort erinnert, das er schon vorher bekommen hatte.
Jetzt sagst du vielleicht: Na ja, das wäre ja leicht, wenn so ein Engel auch zu mir käme, dann würde ich auch glauben können. Ich bräuchte auch so ein Wort. Aber du hast doch so ein Wort!
Denkt doch nur an Jeremia 29,11, wo Gott sagt, auch zu dir: Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über dich habe, Gedanken des Friedens und nicht des Leides. Gott macht es gut. Halte dich an sein Wort.
Ich habe euch ein kleines Zeugnis mitgebracht, das wir hier vorne hingelegt haben. Es kann euch ermutigen, was die verfolgte Gemeinde mit dem Wort Gottes erlebt und wie sie sich in der größten Not an dieses Wort, die Bibel, klammert. So trägt Gott sie hindurch und sorgt für die Seinen.
Was können wir jetzt tun? Paulus gibt zunächst einen Rat, der verworfen wird. Dann wartet er, und in Vers 23 ist die Zeit gekommen, sein Zeugnis zu sagen. Er spricht von dem Gott, dem ich gehöre, dem Gott, dem ich diene. In Vers 25 sagt er: Ich glaube Gott. Und dann betet er.
In Vers 35 tut er alles öffentlich. Und als er das gesagt hatte, nahm er das Brot, dankte Gott vor ihnen allen, brach es und fing an zu essen.
Hoffnung weitergeben und das Ziel der Rettung
Welt ohne Hoffnung auf Rettung. Was können wir tun? Was können wir jetzt tun?
Wir können unser Zeugnis weitergeben. Einfach von dem erzählen, was wir mit Gott erleben. Die Hoffnung, die er uns schenkt, können wir auch anderen zusprechen.
Acht Schritte – was ist das große Ziel? Es ist ja wunderbar, wie dieses Kapitel endet: „So geschah es, dass sie alle gerettet an Land kamen.“ Gott will nicht, dass Menschen verloren gehen.
Darum sind wir noch in dieser Welt. Sonst hätte er uns doch entrücken können. Gott hat etwas vor mit dir und mit mir.
Gott möchte dich und mich da gebrauchen, wo er uns hingestellt hat. So dürfen wir Menschen dieses Glaubenszeugnis weitergeben.
Acht Schritte durch dieses gewaltige Kapitel Apostelgeschichte 27.
Einprägsame Worte für stürmische Zeiten
Jetzt noch ein Dreisatz zum Behalten: Seid unverzagt – ein Wort für stürmische Zeiten.
Ich denke, wir alle werden in diesem Jahr, was vor uns liegt, auch wieder durch stürmische Zeiten gehen. Nimm deshalb dieses Wort für dich mit: Sei unverzagt und verzeiht. Dieses Wort sagt nicht irgendjemand, sondern es sagt letztlich der allmächtige Gott, der Herr der Himmel und Erde, der alles geschaffen hat. Er hat es schon einmal einem Jona gesagt, einem Josua.
Das war ja unmöglich: Wie sollte man das Land erobern? Da war Jericho, da war der Jordan – lauter Unmöglichkeiten. Vielleicht mögen auch dein Leben viele Unmöglichkeiten umgeben. Und dann sagte Gott diesem Josua: Sei unverzagt. Und heute Nachmittag sagt Gott dir: Sei unverzagt. Das ist ein Wort für stürmische Zeiten.
Der zweite Satz in diesem Dreisatz: Ein Wort für stürmische Zeiten – ein Gott, der alles im Griff hat. Unser Gott ist ein Gott, der alles im Griff hat. Da teilt er das Rote Meer, da versorgt er das Volk in der Wüste, da bringt er die Israeliten in das gelobte Land. Er versorgt auch die Jesusfamilie auf der Flucht.
Habt ihr schon mal darüber nachgedacht? Da kommen die Weisen aus dem Morgenland und bringen ein bisschen Gold vorbei. Und in der nächsten Nacht kommt der Engel und sagt: Jetzt musst du fliehen. Da war schon die finanzielle Ausstattung mitgegeben. Unglaublich, wie Gott das macht – ein Gott, der alles im Griff hat.
Der zweite Satz von unserem Dreisatz ist für dich: Das darfst du heute im Glauben ergreifen. Sei unverzagt, warum? Weil Gott alles im Griff hat.
Und ein dritter Satz in diesem Dreisatz: Das gehört alles zusammen – eine Erfahrung, die es weiterzusagen gilt. Eine Erfahrung, die es weiterzusagen gilt. Das, was du mit Gott erlebt hast, das ist jetzt die Hoffnung, die wir dieser Welt schuldig sind.
Wenn wir uns an sein Wort klammern, wenn wir unser Leben auf sein Wort bauen und wenn wir mit dem Herrn durch dieses Jahr gehen und erleben, wie er wirklich alles im Griff hat... Es war heute bewegend. In der ersten Einheit, in einem Vortrag, hat ein Missionar berichtet aus Mikronesien. Das große Problem war, dass das Kind nicht schlafen konnte, weil über dem Bett in der Zwischendecke die Ratten nachts Geräusche gemacht haben.
Irgendein Kind, irgendeines Missionars. Und an einem Tag kam das Kind strahlend zum Frühstück. Da fragte der Vater: „Hast du denn keine Angst mehr?“ „Nein.“ „Warum nicht?“ „Jesus ist mir heute Nacht erschienen und hat gesagt: Fürchte dich nicht. Gott hat alles im Griff.“
Er vergisst die 276 Menschen nicht auf dem Schiff, er vergisst das kleine Missionskind in Mikronesien nicht und er vergisst dich und mich nicht.
Ein Wort für stürmische Zeiten, ein Gott, der alles im Griff hat, eine Erfahrung, die es weiterzusagen gilt.
Acht Schritte durch dieses Kapitel Apostelgeschichte 27 – ein Dreisatz, der uns helfen kann, das zu behalten. Und jetzt noch ein Bildwort mit auf den Weg: Ja, ein tolles Bild ist dieses Kapitel 27 aus der Apostelgeschichte. Es ist gewaltig. In der Vorbereitung hat mich das so getröstet. Ich weiß gar nicht, wo ich eigentlich anfangen soll. Ich würde gar nicht aufhören, wenn jetzt die Zeit nicht gleich vorbei wäre, weil man noch so viel erzählen könnte, was da tröstet.
Lebensreise mit Gott als Kompass und Landkarte
Wir sind hier auf der Jugendmissionskonferenz. Einige von uns werden heute Nachmittag ausgesandt. Wir haben von der Ausreise gehört, die am Donnerstag bevorsteht. Manche von uns werden für acht Jahre nach Kapstadt gehen. Andere kehren einfach in ihren Alltag zurück.
Doch jetzt wollen wir dieses Bild nehmen. Wir setzen unsere Segel und stechen mit unserem Schiff in See, um die Lebensreise anzutreten – und vertrauen dabei einfach auf Gott.
Dieses Kapitel ist wie eine Landkarte für euch. Seeleute brauchen eine Landkarte, um zu wissen, wo sie gerade sind. So könnt ihr auch für euch abstecken: Wo stehe ich gerade? Im sicheren Hafen? Dann seid zufrieden, wenn gerade Ruhe herrscht und ihr gut klarkommt. Wohl denen, die lernen, sich an dem zu genügen, wie sie es finden.
Die Seeleute wollten weiterfahren – das war falsch. Vielleicht bist du ganz am Anfang der Reise, und es geht gerade los. Du fühlst dich wie Lukas, Paulus und Aristarch und freust dich an der Gemeinschaft mit einigen Brüdern. Vielleicht bist du schon irgendwo im Sturm und hast Angst, dass alles vorbei sein könnte, dass das Schiff untergehen könnte.
Dann denk an dieses Kapitel: Das Schiff geht unter, aber Gott rettet alle.
Was für ein Bild! Heute Nachmittag setzen wir unsere Segel. Wir pflügen ein neues Feld vor uns – das Jahr 2020. Wir haben keine Ahnung, was es bringen wird. Aber eines wissen wir: Gott hat alles im Griff. Wir dürfen unverzagt sein. Von diesem Glaubensmut und dieser Hoffnung dürfen wir unserer Umwelt etwas weitergeben.
Die Bibel selbst ist unser Kompass, unsere Landkarte. Sie zeigt uns immer wieder, wo wir stehen. Vor allem aber sagt sie uns: An Gottes Hand kommen wir auf der anderen Seite an. Sie berichtet, wie sie die Küste Maltas erreichten.
Damit möchte ich schließen: An einer Küste wird von uns allen einmal das Lebensboot zerbrechen. Wohl dem, der sich dann geborgen weiß in der Hand Gottes.
Unser Leben zerbricht freiwillig, wenn wir es vor Jesus am Kreuz von Golgatha niederlegen. Dann können wir getrost auch in die Ewigkeit gehen. So bekennt es der Heidelberger Katechismus: Was ist unser einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit allem, was ich bin und habe, Jesus Christus gehöre, der für mein Leben mit seinem Blut bezahlt hat.
Das ist unser Trost. Er trägt uns im Leben und im Sterben.
Diejenigen, die ihr Leben nicht am Kreuz niederlegen, werden einmal diesen letzten Schiffbruch erleiden – ohne Trost und ohne Hoffnung.
Weggabelung im Glauben: Vertrauen oder eigene Rettungsversuche
Der Text beschreibt eine Weggabelung. Es wird von Matrosen berichtet, die fliehen wollen. Sie möchten mit ihrem eigenen kleinen Rettungsboot flüchten.
Dann wird von den Soldaten erzählt, die alles auf die Verheißung des Paulus setzen. Sie schlagen sogar das Tau durch, damit das Rettungsboot ins Wasser fällt. Jetzt kann nur noch Gott helfen.
An dieser Weggabelung steht heute Nachmittag vielleicht auch mancher von uns. Möchte man auf eigene Rettungsversuche vertrauen, oder das Leben in die Hand des allmächtigen, ewigen Gottes legen?
Ich möchte noch beten: Jesus, wir danken dir für dein Wort. Wir bitten dich, schenke uns jetzt den Mut, unser Leben ganz dir anzuvertrauen. Wir wissen nicht, was das neue Jahr bringt, aber wir wollen es dir anbefohlen, Herr, weil wir wissen, dass du es gut machst.
Und da, wo du uns hingestellt hast – auch gerade in den schwierigen Situationen unseres Lebens – wollen wir dich bitten: Herr, hilf uns, dass wir jetzt auch anderen um uns herum an unserer Hoffnung Anteil geben dürfen. Amen.
