Einführung in den Kampf um die Gemeinde
Aber heute haben wir einen langen Text vor uns. Eigentlich sind nur drei Verse aus diesem Abschnitt unser Predigttext. Doch es ist immer schwierig, wenn man den Zusammenhang nicht liest, und dann nicht richtig mitkommt.
Sie haben die Bibel bei sich. Wir springen im Neuen Testament auf Seite 239, zu Kolosser 2. Eigentlich sind nur die Verse zwölf bis fünfzehn unser Predigttext, aber ich lese ab Vers eins.
„Ich will euch nämlich wissen lassen“, sagt Paulus, „welchen Kampf ich um euch führe.“ Was kämpft Paulus denn? Er kämpft um die Gemeinde in Laodizea und um alle, die ihn nicht von Angesicht gesehen haben. Wofür kämpft Paulus? Damit ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe.
Eine Gemeinde hat normalerweise keine Liebe zueinander. Das ist ein Spruch, mit dem man Kaffee trinkt, aber man hat dadurch noch lange keine Liebe. Die Verbundenheit in Jesus Christus ist etwas ganz anderes. Plötzlich merkt man: Wir stehen füreinander in der Gemeinde Jesu ein, zusammengefügt in der Liebe.
Und zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis, um das Geheimnis Gottes zu erkennen, das Christus ist. In ihm sind verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.
Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden. Eine Gemeinde ist offenbar immer bedroht von verführerischen Reden, das war schon in den ersten Tagen so.
Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sähe.
Für Paulus war es relativ unwichtig, wie sie ihre Gemeindeordnungen machten. Das ist ja heute das Allerwichtigste in der Christenheit. Ich weiß nicht, ob das so wichtig ist. Eine Gemeinde kann man so oder anders aufbauen. Der Glaube an Christus ist das Entscheidende, das ist der Schlüssel.
Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm. Seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.
Seht zu, dass euch niemand einfängt durch Philosophie und trügerische Lehren. Philosophie ist doch gut, sagt Paulus, aber sie kann den Glauben nicht ersetzen. Sie reicht nicht an die Erkenntnis des Glaubens heran.
Selbst die größte philosophische Weisheit dieser Welt, gegründet auf die Lehren von Menschen und auf die Mächte der Welt, aber nicht auf Christus, kann das nicht.
Denn in Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. An dieser Fülle habt ihr teil in Jesus, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.
Die neue Bedeutung der Beschneidung und Taufe in Christus
Jetzt greift Paulus einen Brauch auf, der in Israel eine große Rolle spielt, aber in der Christengemeinde abgeschafft wurde. Er sagt: In Christus seid ihr auch beschnitten worden. Darum werden die Jungen bei uns nicht mehr beschnitten, weil in Christus das Gleiche geschieht – eine Beschneidung, die nicht mit Händen vollzogen wird. Ihr habt nämlich euer fleischliches Wesen abgelegt in der Beschneidung durch Christus.
Das ist die Sinn-Deutung, die jetzt viel besser erfüllt ist in Christus. Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe. Mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat.
Hier beginnt unser Predigttext: „Auferweckt durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten, hat er euch mit Jesus lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden.“ Das heißt, unser Leben hat vor Gott nichts ausgerichtet. Wir leben ja äußerlich, aber vor Gott ist das tot und vergänglich.
Tod war in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches. Doch Gott hat uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.
Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet – ein großartiger Satz. Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet, sie öffentlich zur Schau gestellt und einen Triumph über sie gemacht in Christus.
Dann fährt Paulus noch weiter fort: Lasst euch kein Gewissen machen über die Kirchenordnungen. Nehmt die Kirchenordnung nicht zu wichtig. Es geht um Speise und Trank, Feiertage, Neumond und Sabbat. Das ist alles nicht wichtig.
Für viele Leute in der Christenheit sind die Riten und die Art und Weise, wie man etwas macht, das Allerwichtigste. Lasst euch den Siegespreis von niemandem nehmen. Auch nicht von jemandem, der in der Verehrung der Engel wandelt – das ist heute wieder modisch üblich – und sich dessen rühmt, was er in Visionen geschaut hat. Das ist alles nichts gegen Christus.
Die Realität von Verfolgung und der feste Stand im Glauben
Liebe Schwestern und Brüder,
das war ja wieder ein Osterfest, was da in Nigeria losging, wie diese Bomben ausgerechnet am Osterfest explodiert sind. Ja, unheimlich. Aber das ist gar nicht neu. Es war zu allen Zeiten so, dass die Gemeinde von Jesus bekämpft, verfolgt und verlästert wird.
Unter Paulus, als er diesen Brief schrieb, saß er gefangen. Nicht, weil er silberne Löffel gestohlen hatte, sondern wegen der Predigt von Jesus. Das hat damals die Mächtigen so erregt, dass er gefangen gesetzt wurde – und zwar nicht nur einmal, sondern für mehrere Jahre ohne Gerichtsverfahren.
Man könnte jetzt denken, dass der Apostel in diesem Brief sehr streng schreibt und sagt: Leute, das ist ein Kampf, den wir führen, das sind die Verfolgungsmächte und die Feinde von Christus. Da müsste kein Wort stehen. Paulus hat es als normal angesehen, dass Christen in Verruf geraten, verspottet und verlacht werden, dass der Name von Jesus in den Dreck getreten wird – auch heute noch.
Schon im ersten Kapitel schreibt er: „Ich freue mich meiner Leiden.“ Warum? Weil er mit diesem leidenden Christen zeigen kann, dass es nicht das ist, was uns bedrückt – Feindschaft, Spott, Verachtung. „Ich freue mich meiner Leiden“, aber ich darf darin den Sieg von Christus vorleben. Denn das ist für Christus gar nicht wichtig. Das war es zu allen Zeiten schon.
In den schlimmsten Verfolgungen, auch in der Urchristenheit, wo man die Christen gefoltert, gerädert, umgebracht und den Löwen vorgeworfen hat – was ist denn passiert? Die Gemeinde ist gewachsen.
Heute wächst die Gemeinde nicht – das hört man oft. Sie wissen, wie makaber das heute als Thema ist, wir leben in der „Schwindschuchtskirche“. Aber die Gemeinde wächst dort, wo sie den Widerstand der Welt und den Spott erträgt. Und in Jesus ihre Stärke hat. Dann sagt sie angesichts des Widerstandes der Welt fröhlich: Ja, das ist unsere Position.
Dazu hat im Wort zum Sonntag ein Pastor aus Hannover gesagt, man solle im Leben keine feste Position haben, sondern alles relativieren. Und dann sagt er in einem Satz etwas wie: „Die Evangelikalen, Christen und die Salafiten.“ Nun, es gibt einen kleinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Aber wir haben in der Tat eine feste Position – anders als die Salafiten. Wir haben die feste Position: Ohne Jesus nichts. Wenn er nicht auferstanden ist, habe ich nichts, und ich brauche ihn.
Der Kern des Kampfes: Christus in der Mitte der Gemeinde
Warum kämpft Paulus? Wofür kämpft er eigentlich? Es gibt einen Kampf. Paulus sieht eine große Not: Die Gemeinde hat Christus nicht mehr in der Mitte, sie verliert ihre Mitte.
Wissen Sie, dass dies in jeder Generation neu errungen werden muss? Es geht dabei nicht nur um die Gemeinde, sondern um unser Christsein insgesamt. Es ist so schlimm, dass man zwar noch Lieder singen, beten und Traditionen ausüben kann, aber der lebendige, auferstandene Christus hat keine Beziehung mehr zu uns. In ihm leben wir nicht mehr, er erfüllt nicht mehr unsere Gedanken. Er ist nicht mehr die Autorität, unter der wir stehen, und er führt uns nicht mehr.
Darum hat auch Corrie ten Boom immer gesagt: Die Feinde von außen sind für Christen nie gefährlich, sondern nur die Glaubenslosigkeit der Christen in ihrer eigenen Mitte.
Deshalb ist meine Frage an euch – und ich bin froh, dass ich sie noch einmal stellen darf, weil sie mir mein ganzes Leben lang wichtig war: Wie stehst du zu Jesus? Ist er dein Herr? Beherrscht er dich? Folgst du ihm von ganzem Herzen nach, oder bist du irgendwo noch nicht ganz entschieden? Das ist das Allerwichtigste. Darin entscheidet sich dein Leben – und dein Tod, ewiger Tod.
Sie wissen, wie schlimm es ist, wenn jemand arm ist und sein Geld nicht reicht. Trotzdem sage ich: Die Frage, ob man arm oder reich ist, ist nicht vergleichbar mit der noch viel wichtigeren Frage: Wie stehst du zu Jesus?
Ich weiß, wie schlimm Krankheiten wüten, und viele von ihnen belasten. Trotzdem ist die noch viel wichtigere Frage nicht, ob du gesund oder krank bist, sondern: Wie stehst du zu Jesus? Ist er dein Herr? Bestimmt er dich? Folgst du ihm? Hörst du auf sein Wort? Lebst du mit ihm?
Denn wenn das fehlt, dann gibt es auch keine Christengemeinde mehr. Dann ist der Name „Christ“ nur noch Schall und Rauch. Das erleben wir leider heute auf Schritt und Tritt.
Wer die Geschichte der Christen betrachtet, merkt, dass die Gemeinde nie durch Verfolger zerstört wurde, sondern immer durch ihre eigene Glaubenslosigkeit. Das ist heute im reichen Westen die allergrößte Not.
Paulus’ Kampf im Gebet und die Bedeutung der Treue
Wie kämpft Paulus nun? Was tut er für die Gemeinde? Er kämpft betend. Das ist das Wunderbare: Man darf beten, auch für Enkel, denen man nichts mehr sagen darf. Herr, lass sie nicht los, dass sie bei dir bleiben! Sie haben doch hier einmal gehört, sie waren doch konfirmiert.
Darf man vielleicht für den Ehemann beten, für Berufskollegen, aber auch für Gemeinden in unserem Land, für unsere Kirchen, für die Freikirchen, für die Gemeinschaften? Es gibt überhaupt niemanden, der davon verschont bliebe, wenn schon die ersten christlichen Gemeinden kaum gegründet waren, der Gefahr ausgesetzt waren.
Paulus sagt in den ersten Versen, dass Christus nicht mehr in der Mitte steht. Paulus schreibt an die Gemeinde von Kolosse. Wir sind einmal mit einer Reise dort im Hügel von Kolosse gestanden. Das ist ganz schwierig, weil nirgendwo mehr ein Schild dran ist. Aber unser Guide hat es dann schließlich gefunden. Es ist nur noch ein Trümmerhaufen von Kolosse da. Antel, da sind wir draufgestiegen. Und das ist direkt nebenan, neben der Nachbargemeinde Laodizea.
Paulus hat diesen Brief an die Gemeinde von Kolosse geschrieben und schon im ersten Kapitel schreibt er im letzten Kapitel: Lass diesen Brief auch die Leute von Laodizea lesen. Das ist darum so wichtig, weil die Gemeinde von Laodizea wieder auftaucht in der Offenbarung, wo Jesus sagt: „Du hast viele Werke, ich kenne deine Werke. Aber du hast die erste Liebe verloren.“
Das ist bemerkenswert! Sie tut wahnsinnig viel, die Leute sind alle erschöpft, mit lauter Terminen, Veranstaltungen und tollen Sachen. Aber die Liebe zu Jesus fehlt. Und ohne die läuft gar nichts, auf die kommt alles an. Ganz wichtig ist, wie wir zu ihm stehen. Die anderen Dinge sind unwichtig, ganz, ganz unwichtig, wie wir uns organisieren und welche Ordnungen wir uns geben.
Das war in Laodizea so schlimm, und das war nur ein Typ Gemeinde. So hören wir es immer wieder, wenn wir den Text auslegen: Das war eine wohltemperierte Gemeinde. Und der Herr sagt: „Ach, dass du doch kalt oder warm wärst! Lieber wärst du ein Hasser als dieses laue, kühl-laufe Leben.“
Das ist die große Gefahr, die schon die Gemeinde von Kolosse bedroht hat. Und was ist die große Gefahr? Dass man sich verliert in Menschenmeinung. „Ach, was können Menschen für Meinungen haben!“ Da zerspaltet sich die Gemeinde in diese Interessengruppen und in jene Gedanken, noch ein bisschen Philosophie dabei. Aber in Jesus fehlt die Mitte.
Kanzler Felde meint, dass die Gemeinde gestärkt wird, miteinander in der Liebe auf Christus hin. Denn uns ist das das Allerwichtigste: Nichts soll mehr werden, als die Liebe auf Erden, auf der ganzen Welt, als du, der liebste Jesus, gemeint bist.
Das Geheimnis von Christus und die Offenbarung durch den Heiligen Geist
Paulus spricht hier vom Geheimnis von Christus. Dieses Geheimnis ist nicht rätselhaft, aber was genau meint er damit? Man kann es mit dem natürlichen Verstand nicht erfassen. Es ist nicht so, als würde man einfach das Alphabet in der Volksschule lernen oder im Religionsunterricht das Geheimnis Christi verstehen. Es geht nicht darum, es einfach zu lernen. Dafür braucht man die Offenbarung durch den Heiligen Geist.
Der Heilige Geist muss die Schleier und Binden wegnehmen, damit Christus erkannt wird. Nur so kann man wirklich begreifen, was in der Bibel steht. Genau so ist es. Das Geheimnis von Christus ist so groß. Wie kann man in einer Welt voller verführerischer Reden, in der alle ganz anders sprechen – auch mit frommen Worten – das Evangelium nicht verdrängen, nicht vertauschen und nicht durch etwas anderes ersetzen? Es geht doch nur um die Liebe und alles, was sonst durch das Wort Gottes kommt.
Das ist ein Geheimnis, das man verstehen muss. Die wichtigste Sache in einer Gemeinde ist, dass das Wort Gottes ausgelegt wird. Denn im Wort Gottes öffnet der Geist Gottes uns die Augen. Wenn Christus uns dann vor Augen tritt – das kann auch heute geschehen – wird das Leben verändert.
Ich habe so dafür gebetet, dass bei Ihnen wieder ganz neu geschieht, dass Sie Christus sehen, der Ihr Leben trägt. In dessen Hand Sie nur fallen können. Das ist das Größte in unserer Todesstunde. Nicht der Arzt, der uns reanimiert, sondern dass jemand am Sterbebett sitzt und uns Gottes Worte zuruft – Worte des lebendigen Christus.
Wie oft habe ich das auf der Intensivstation mit Sterbenden im Bethesda erlebt! Menschen, die oft nicht einmal regelmäßig in der Kirche waren, haben in ihrer Todesstunde plötzlich gefasst gesagt: „Jesus lebt mit mir, auch ich lebe, und er lässt mich nicht los. Für mich ist er auferstanden.“ Aber es sind doch nur wenige, die das erst in ihrer Todesstunde begreifen. Darum verpasst man das Schönste im Leben, wenn man es nicht frühzeitig hat.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir verstehen, wofür Paulus kämpft. Das ist auch immer wieder für uns in der Gemeinde wichtig. Die wichtigste Frage in einem Kirchengemeinderat, in einem Werk, in einem Vorstand lautet: Sind wir noch richtig bei Christus? Werden wir von ihm geführt, oder folgen wir menschlichen Ideen? Leitet er uns durch sein Wort?
Und du darfst in deinem Leben die herrlichsten Entdeckungen machen – in deiner persönlichen Stille. Das ist ein Geheimnis. An so vielen Orten sitzen Menschen morgens, bevor der Sturm des Tages losgeht. Sie schlagen die Bibel auf und merken plötzlich: Jesus steht vor mir. Er führt mich durch diesen Tag. Alles, was mich belastet – so wie es jetzt den Abiturienten geht – darf in die Hand von Jesus gelegt werden. Er führt mich wohl, und was auch geschieht, ich bin in seiner Hand geborgen.
Die Kraft des auferstandenen Jesus und die Weisheit in Christus
Meine erste Frage ist: Kennst du persönlich die Kraft des auferstandenen Jesus? Kennst du sie – die Kraft, dass nicht eine Idee oder ein Gedankengebilde, sondern dieses herrliche Wort, das Paulus hier gebraucht hat, in Jesus liegt? Versteckt und verborgen sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis, alles, worüber man nachdenken kann.
Bevor ich predige, lese ich immer wieder viele Predigten von anderen bekannten Predigern. Diesmal ist mir eine Predigt von dem Schriftsteller Manfred Hausmann besonders wichtig geworden. Ich kann das mit meinen Worten kaum wiedergeben. Wie solch ein großer Denker, der die Welt geliebt hat und auch von der Welt anerkannt wurde – so sehr, dass sogar eine Briefmarke für ihn herausgegeben wurde –, sagt, dass dies der ewige Traum aller Menschen ist: die ganze Fülle der Welt zu entdecken.
Die Wissenschaft sucht das. Sie sucht immer, wie man das Ganze dessen, was diese Welt ist, zusammenfassen kann. In der Wissenschaft und der Philosophie sucht man einen tragenden Gedanken. Und er sagt: Den gibt es nicht. Den gibt es nur in Christus. So simpel ist wieder alles, wie jedes Kind das auf einmal verstehen kann: Tod und Leben, Ewigkeit und meine vergängliche Zeit, das Geheimnis der ganzen Welt und was es überhaupt gibt – die Schöpfung, was wir haben.
In Christus liegen verborgen alle Schätze durch Weisheit und Erkenntnis, die Fülle des Sichtbaren und des Unsichtbaren. Darum war es Paulus so wichtig: Lass dich nie irgendwohin führen, weg von Jesus.
Darf ich als Christ keine Naturwissenschaft betreiben? Darf ich als Christ keine Philosophie betreiben? Doch. Aber wie sagt Paulus: Wir nehmen gefangen alle Vernunft und jeden Gedanken in den Gehorsam von Christus. Und all mein Denken in dieser Welt kann nur dort richtig geschehen, wenn es im Gehorsam von Christus ist.
Ihr Techniker, die Grenze eures Forschens und eurer Möglichkeiten ist in Christus gegeben. Prüft, was das bei euch heißt und was das für jeden mit seinem Planen und Wollen bedeutet. Wo finde ich das? In seinem Wort. Dort finden Sie den auferstandenen Christus.
Das heißt, gleich in den ersten Versen vom Kolosserbrief – wir können sie jetzt nicht ausschlagen –, Kolosser 1,5: Das bringt in aller Welt Frucht, sagt Paulus. Dieses Wort wirkt, öffnet den Menschen die Augen und leitet sie. Darum ist es so groß, dass Jesus uns das auch verspricht: uns als der auferstandene, lebendige Herr zu leiten.
Darum ist es auch so toll, dass es immer wieder Aufbrüche, Erweckungen und Glaubensbewegungen gibt. Davon lebt die Mission. Der große Aufbruch heute im Iran, trotz der Verfolgung durch Khomeini: Ganz viele Muslime werden Christen. Jesus wird allem Spott zum Trotz verehrt, obwohl auf jede Bekehrung eines Muslims ein Todesurteil steht.
So sieht das der auferstandene Christ. Das ist mehr als alle Religionen. Menschen begreifen plötzlich das, was sie im Buddhismus, im Überwältigten, im Kommunismus nie gedacht hätten. Was hat die Welt Angst gehabt vor dem Kommunismus? Dass er plötzlich abgeräumt wird. Und dann kommt die Wende, und die Gemeinde lebt und wächst – wie heute in China.
Dieser auferstandene Jesus will in deinem Leben genauso wirken. Ja, wie denn? In deinem Leben? Du knickst immer wieder vor den Versuchungen des Teufels ein und lebst doch ein sieghaftes Leben mit Jesus. Du darfst die Versuchung der Sünde brechen, du darfst siegen, und du kannst plötzlich im Gehorsam für Jesus leben.
Die Bedeutung der Taufe und das neue Leben in Christus
Heute ist Sonntag, der einen ungewöhnlichen lateinischen Namen trägt: Quasimodo Ginde, der Sonntag der Neugeburt. Der Auferstandene hat Menschen verändert. So wie er in unserer germanischen Geschichte die schrecklichen Wotanskämpfer verwandelt hat, wirkt Gott auch heute in unserem Volk.
Menschen werden durch Jesus völlig verändert. Das erleben wir immer wieder im Leben von gestrandeten oder süchtigen Menschen sowie in zerstrittenen Ehen, die durch Jesus verwandelt werden. Deshalb ist die wichtigste Botschaft, Menschen von Jesus zu erzählen. Jesus muss sich selbst offenbaren und den Menschen nahegebracht werden. Es ist wunderbar, Jesus erkennen zu dürfen.
Nun die Frage: Kennst du Jesus wirklich persönlich? Ist er dein Herr? Das ist eine wichtige Frage. Jeder Gottesdienst ist doch auch eine Form der Evangelisation. Leider geschieht heute so wenig Evangelisation mit einem Entscheidungsruf. Jede Verkündigung sollte die Frage enthalten: Willst du oder willst du nicht? Du entscheidest.
Das Zweite ist: Nur Jesus gibt Leben in ganzer Fülle. In unserer heutigen Zeit ist es oft schwierig, diesen Satz zu sagen. Viele Menschen denken, wenn sie an Jesus glauben, müssten sie auf alle Freuden der Welt verzichten. Andere meinen, das wahre Leben liege in der Welt, wenn man von Jesus weggeht. Es gibt viele Christen, die glauben, sie müssten in die Welt gehen, um ihren Glauben zu leben und dort Erfüllung zu finden.
Ich selbst bin in einem herrlichen Stand versetzt, den viele beneiden: Man erhält sein Gehalt, ohne noch arbeiten zu müssen. Doch was ist eine Rentnerzeit? Golfspielen in Florida, Bierdeckel sammeln oder Muscheln auf Sylt – was ist dein Lebensziel? Solange wir leben, kann das auch im Ruhestand oder als Schüler für junge Leute gelten.
Ich will etwas für den Auferstandenen vollbringen, mit ihm und in ihm. Wo immer er mich braucht, an jedem Platz, will ich ihm dienen. Wenn er mir meine Sinne und meine Kraft erhält, will ich ein Zeuge für ihn sein – in aller Schlichtheit. Es ist wunderbar, dass Jesus Lebenserfüllung schenkt. Wer Jesus hat, hat das Leben. Das steht im Johannesbrief.
Schon Johannes der Täufer hat angekündigt: Wer Jesus hat, hat das Leben. Nirgendwo in der Welt wirst du wahre Erfüllung finden – am wenigsten in der Sünde. Ohne Jesus wird das Leben enttäuschend, bitter und leer sein. Darum leben wir in einer Stadt, in der schon viele Menschen unerfüllt sind.
In dieser Nacht wurde dort wieder menschliches Leben genommen, weil Menschen keinen Sinn mehr sehen – obwohl sie Geld, äußere Versorgung und schöne Wohnungen haben. Sie kennen das Leben nicht mehr. Hier sind wir als Boten und Zeugen gefragt.
Das bedeutet, das Alte muss bei dir abgelegt werden. Wie bei der Beschneidung war es ein Symbol, das alte Leben abzulegen. Oft wird vergessen, dass wir das alte menschliche, fleischliche Leben ablegen müssen. Paulus sagt: Ich bin der Welt gekreuzigt. Ich lasse mich nicht mehr verführen, nach meiner alten Art zu leben.
Die Welt ist mir gekreuzigt. Die meisten Christen heute haben keine Klarheit mehr darüber, wie sie in der Welt leben sollen und dass die Welt eine Versuchung für sie ist. „Ich habe nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist“, heißt es. Ich halte mich fern von allem, was sich von Christus trennt. Ich lebe mein Leben von Christus her.
Was bei der jüdischen Beschneidung ein Symbol war, ist nun weggetan: das Alte. Und dann kommt das Neue. Wie erhält man das Neue? Hier steht das Wort „durch die Taufe“. Ein Problem heute in der evangelikalen Christenheit ist, dass oft gesagt wird, die Taufe sei nicht wichtig. Die Taufe sei nur ein Zeichen, mehr nicht.
Sie deutet aber etwas sehr Wichtiges an. Durch das Wasser der Taufe erhält man nicht automatisch das neue Leben mit Christus. Sonst müsste man ja nur eine Feuerwehrspitze kaufen, um Menschen in Afrika zu taufen. Was sieht man bei der Taufe? Symbolisch wird deutlich gemacht: Das alte Leben wird versenkt.
Die Reinigung geschieht durch den Glauben. Genau das steht hier: Mit ihm, dem Auferstandenen, durch den Glauben. Indem du Jesus mit beiden Händen fasst und sagst: Herr Jesus, dir gehöre ich im Leben und im Sterben. Fehlt dieser Glaube, kannst du getauft sein und dennoch verloren gehen.
Das muss man wissen. So steht es im Paulusbrief. Der Glaube allein ist entscheidend. Er ist die christliche Verbindung. Das muss klar sein. Sonst hätte Paulus nie sagen können: Christus hat mich nicht gesandt, um zu taufen, sondern um das Evangelium zu predigen.
Sieh nur, Paulus sagte: Ich will nicht taufen. Und bei Jesus war es ganz ähnlich. Es ist schlimm, wenn heute viele meinen, die Taufe müsse noch einmal nachgeholt werden. Das macht junge Leute völlig verrückt. Sie denken, sie müssten sich nochmal taufen lassen, um richtig Christen zu sein.
Du musst den Glauben haben. Die Taufe ist ein Zeichen des Ablegens des Alten, des Ersäufens des alten Menschen. Und du musst Jesus aufnehmen. Du musst ihn haben! Das ist das Wichtige.
Die Sünde abzulegen ist herrlich. Du kannst es tun wie im Wasserbad – so war auch die Taufe des Johannes. Das alte Leben wird abgelegt. Kann man das wirklich? Ja, und hier kommt das herrliche Wort: Die Schuldurkunde ist zerrissen.
Die Schuldurkunde ist eine handfeste Tatsache, die unser Leben betrifft. Sie zeigt, was wir versäumt haben und was wir übel gedacht haben. Doch sie ist durchgestrichen, ausgerissen, zerrissen. Ich bin frei und los. Ich darf für Christus leben, in der wunderbaren Vergebung und mit einem neuen Leben beginnen.
Der Triumph Jesu über Mächte und Gewalten
Jesus ist die siegreichste Macht der ganzen Welt. Wir wollen den Mund nicht zu groß aufreißen, aber das ist einfach richtig. Dass Jesus siegt, steht für alle Zeiten fest.
Am Ende der Welt werden wir sehen, was Gott in diesen schwierigen Zeiten im Verborgenen durch seine Gemeinde gewirkt hat – auch im Leben der einzelnen Gläubigen. Denn der Herr Jesus lässt nicht immer durch Pressehäuser verkünden, was im Verborgenen geschieht. Das ist so wunderbar.
Wir wissen, dass eine Geister- und Dämonenwelt um uns herum existiert. Viele Menschen werden von ihr beherrscht und mitgerissen. Der Geist der Zeit hat Macht über sie. Umso wunderbarer ist es, dass Jesus, der auferstanden ist, stärker ist als alle ideologischen und dämonischen Mächte. Er ist stärker als der Teufel in seiner Macht.
Hier in einem unserer Hochhäuser lebte einmal eine fromme Frau, die zu unserem Gottesdienst gehörte. Sie war sehr bekümmert, weil Wand an Wand neben ihr eine Wahrsagerin wohnte. Jeden Tag kamen dort viele Kunden, die sagten, sie hätten Angst vor den Teufelsmächten, die sie beherrschen.
Aber der Frau wurde gesagt: „Wo du unter Jesus stehst, da kann der Teufel machen, was er will – er erreicht nichts mehr.“ Luther hat gesagt: „Wenn so viele Teufel wie Dachziegel auf den Dächern wären, ich gehe hinein, wo Christus, der auferstandene Christus, sich beschirmt. Es kann nichts geschehen.“
Du darfst Sieg erringen über die Macht des Teufels. Der Herr wird dir schenken, dass du Menschen aus der Knechtschaft der Sünde herausführen darfst. Lästerer und Spötter können nichts gegen Jesus ausrichten – allein in seiner Kraft und Macht.
Immer wieder erinnert man sich an viele liebe Leute aus der Gemeinde. Da war ein junger Student, 24 Jahre alt. Beim Besuch seiner Braut in Fellbach wurde er auf der Weiblinger Straße von einem betrunkenen Autofahrer totgefahren. An Weihnachten wurde er beerdigt.
Eines seiner letzten Worte stand in seinen Tagebüchern: „Wenn nur etwas für die Sache von Jesus herauskommt, dann hat sich alles gelohnt.“ Das war ihm wichtig, obwohl er nur vierundzwanzig Jahre gelebt hat.
Wenn man dieses Motto hat, ist das doch toll. Wir haben mehr Zeit, und die wollen wir nutzen. Darum wollen wir auch denen Zuspruch geben, die durch die schwere Wegstrecke des Todes gehen. Du darfst erfahren, wie die Träumenden wirst du hindurchgehen, weil Jesus bei dir sein wird – so hat er es versprochen.
Gerade in den schwersten Anfechtungen deines Lebens, Frau Paulus, gibt es ein ganz tolles Bild: Den Mächten wird die Rüstung ausgezogen, ihnen werden die Waffen weggenommen. Der Teufel kann nichts mehr tun und wer dich beherrschen will, wird überwunden.
Das erlebt sogar die verfolgte Gemeinde. Nirgendwo bekehren sich so viele Muslime zu Jesus wie in Nordnigeria, wo schreckliche Attentate stattfinden und viele tausend Christen, vor allem Frauen und Kinder, umgebracht wurden. Dort beten die Christen wehrlos für ihre Verfolger, weil der auferstandene Christus wirkt.
Jetzt ist nur die Frage: Kann er auch bei dir wirken? Gehörst du ihm, ist er dein Herr? Dann gehe diesen Weg mit Christus. Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet, sie öffentlich zur Schau gestellt und einen Triumph vor sich gemacht. Das will er auch in deinem Leben tun. Du darfst diese Erfahrung machen.
Wie oft wirst du in eine Aufgabe hineingehen? Anfangs hat man kaum gewagt, von Christus zu reden. Aber es war überwältigend, als wir angefangen haben, auf der Königstraße Kurzbotschaften zu machen. Wir haben jedes Mal gezittert.
Dann kam ein guter Freund und sagte: „Der Teufel lässt sich die Stuttgarter Innenstadt nicht so leicht rauben, wie ihr meint.“ Doch jedes Mal wurden wir beglückt und haben geahnt, dass Jesus größer ist.
Ach, was sind wir doch für Angsthasen! Wir sollten vielmehr mit Jesus wagen, auch in unserer antichristlichen Zeit, in der wir leben. Wir dürfen Siege für Jesus erringen – mit seinem Wort, im Glauben an ihn und im Vertrauen darauf, dass er das tut, was er schon im Kolosserbrief im Römerreich getan hat – und was er auch heute ganz wunderbar tut.
Amen!
