Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 471: Die Aussendung der Siebzig, Teil I.
Vorbereitung auf die Mission: Die Aussendung der Siebzig
Auf unserer chronologisch-synoptischen Reise durch die Evangelien folge ich der Jesuschronik von Karlheinz van Heyden. Deshalb verlassen wir jetzt Jerusalem. Vieles von dem, was wir heute und in den kommenden Episoden lesen, kennen wir bereits.
Wir kennen es, weil wir die Aussendung der siebzig Jünger betrachten werden, die der Aussendung der zwölf Apostel recht ähnlich ist. Diese haben wir schon kennengelernt. Vielleicht lohnt es sich deshalb, die Episoden 308 bis 321 noch einmal anzuhören.
Gehen wir nun zu Lukas Kapitel 10, Vers 1: „Nach diesem aber bestimmte der Herr siebzig andere und sandte sie zu je zwei vor seinem Angesicht her in jede Stadt und jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte.“
Wie gesagt, Jesus hatte schon einmal Jünger ausgesandt. Damals waren es die zwölf Apostel. Diesmal sind es siebzig Jünger, die zu je zweien in die Ortschaften geschickt werden, die Jesus besuchen wollte. Ihre Aufgabe bestand darin, den Besuch Jesu vorzubereiten.
In Lukas 10, Vers 2 heißt es: „Er sprach aber zu ihnen: Die Ernte zwar ist groß, die Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiteraussende in seine Ernte.“
Obwohl die siebzig selbst Arbeiter sind und gerade losziehen, um eine geistliche Ernte einzubringen, sollen sie beten. Sie sollen dafür beten, dass der Herr der Ernte, also Gott selbst, noch mehr Arbeiter in seine Ernte schickt.
Damit wird klar, dass das, was sie gerade im Auftrag Jesu tun, nur der Anfang einer viel größeren Ernte sein kann. Die Ernte ist groß – und das gilt bis heute.
Herausforderungen und Anweisungen für die Jünger
Lukas 10,3: "Geht hin, siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter Wölfe." Diese Aussage kennen wir bereits von der Aussendung der zwölf Apostel. Die siebzig Jünger müssen mit Widerstand rechnen. Sie, die Lämmer, gehen mitten unter Wölfe. Mission ist gefährlich, und wer im Auftrag Gottes unterwegs ist, muss damit rechnen, dass er auf Ablehnung und Verfolgung trifft.
Lukas 10,4: "Tragt weder Börse noch Tasche noch Sandalen und grüßt niemand auf dem Weg." Diese Aufforderung klingt zunächst merkwürdig. Doch sie betont die Abhängigkeit der Jünger von Gottes Versorgung und von der Gastfreundschaft der Menschen, zu denen sie gesandt werden. Das Fehlen materieller Versorgung erinnert daran, dass der Dienst nicht auf eigener Planung oder eigenen Ressourcen basiert, sondern auf göttlicher Versorgung.
Die Börse steht dabei für eine Geldtasche und symbolisiert Selbstversorgung. Die Tasche ist eine Reisetasche oder ein Proviantbeutel, und bei den Sandalen geht es wahrscheinlich um ein Ersatzpaar. Die Anweisung, niemanden auf dem Weg zu grüßen, klingt schroff, ist aber im Kontext der Dringlichkeit des Auftrags zu verstehen.
In der antiken Kultur des Nahen Ostens waren Begrüßungen oft lang und formal. Jesus weist die Jünger an, sich nicht in zeitaufwendige soziale Rituale verstricken zu lassen, sondern sich auf die eigentliche Mission zu konzentrieren. Der missionarische Auftrag hatte Vorrang vor alltäglichen sozialen Konventionen.
Der Friedensgruß als geistliche Botschaft
Lukas 10,5-6: In welches Haus ihr aber eintretet, sprecht zuerst: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, wird euer Friede auf ihm ruhen. Wenn aber nicht, wird er zu euch zurückkehren.
Hier sehen wir, wie die Jünger vorgehen sollen. Beim Betreten eines Hauses sollen sie einen Friedensgruß aussprechen: „Friede diesem Haus!“ Das Konzept des Friedens geht hier weit über die bloße Abwesenheit von Krieg oder Streit hinaus. Der Begriff, den Jesus verwendet, ist „Eirene“. Dieser ist im griechischen Neuen Testament das Äquivalent zum hebräischen „Shalom“.
Friede in der Bibel bedeutet nicht nur Ruhe, sondern eine Art umfassendes Wohlbefinden, Ganzheit und Rettung – sowohl im persönlichen als auch im gemeinschaftlichen Sinn. „Shalom“ beziehungsweise im Griechischen „Eirene“ bezieht sich auf ein geklärtes Verhältnis zu Gott, zu sich selbst und zu anderen Menschen.
In diesem Sinn ist Friede ein Zustand, in dem Menschen im Einklang mit dem Willen Gottes leben und in harmonischer Beziehung zu sich und zueinander stehen. In Jesaja 9,5 wird der Messias als „Fürst des Friedens“ bezeichnet. Das zeigt, dass der wahre Friede letztlich durch das Kommen Jesu erreicht wird – genau so, wie die Engel es gesungen haben.
Lukas 2,14: „Herrlichkeit Gott in der Höhe und Friede auf Erden in den Menschen des Wohlgefallens.“
Jesus weist die Jünger an, den Friedensgruß auszusprechen, um die Verfügbarkeit dieser göttlichen Gabe zu verkünden. In der jüdischen Tradition war der „Großschalom“ nicht bloß eine freundliche Geste, sondern der Wunsch nach Gottes Segen, nach Wohlstand und Sicherheit.
Hier geht es also nicht um einen bloßen Wunsch, sondern um das tatsächliche Überbringen dieses göttlichen Friedens. Der Gruß hat eine zutiefst geistliche Bedeutung. Er ist eine Einladung zum Reich Gottes und zur Begegnung mit dem Messias, in dessen Auftrag die Jünger unterwegs sind.
Die Bezeichnung „Sohn des Friedens“ beschreibt jemanden, der durch sein Wesen und seine innere Haltung dazu bereit ist, diesen göttlichen Frieden zu empfangen. Wenn der Friede nicht empfangen wird – das heißt, wenn es keinen Sohn des Friedens gibt –, kehrt der Friede zu den Jüngern zurück.
Das unterstreicht die Verantwortlichkeit derer, denen der Friede Gottes angeboten wird. Sie müssen ihn wollen. Der Friede Gottes ist ein Geschenk, das man annehmen muss. Wenn man ihn nicht will, kehrt er zu den Jüngern zurück.
Die Haltung der Jünger gegenüber ihren Gastgebern
Lukas 10,7: In diesem Haus aber bleibt und esst und trinkt, was sie haben, denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht nicht aus einem Haus in ein anderes.
Jesus ermahnt die Jünger, in dem Haus zu bleiben, das sie zuerst aufnimmt. Warum? Weil es für die Jünger nicht darum geht, das Haus mit dem größten Komfort zu suchen. Ein solches Verhalten würde ihrer Botschaft nur schaden und ein schlechtes Licht auf sie werfen.
Jünger Jesu suchen nicht ihren eigenen Vorteil. Deshalb sollen sie mit dem zufrieden sein, was ihre Gastgeber ihnen anbieten. Esst und trinkt, was sie haben, und geht nicht aus einem Haus in ein anderes.
Ihre Mission dreht sich nicht um Annehmlichkeiten, sondern um das Predigen des Evangeliums. Wir lernen hier ganz grundsätzlich etwas über den Wert von Demut und Genügsamkeit im Dienst für Jesus.
Jesus erklärt uns auch, warum die Jünger nicht zögern sollen, das Essen und Trinken anzunehmen, das ihnen angeboten wird. Es liegt nicht daran, dass sie Bettler sind oder von Almosen leben, sondern weil sie Arbeiter im Dienst Gottes sind.
Der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Der Begriff „Lohn“ verweist darauf, dass es gerecht ist, wenn diejenigen, die für das Reich Gottes arbeiten, von denen unterstützt werden, die davon profitieren. Die Versorgung durch die Gastgeber ist also der angemessene Lohn für die Arbeit der Jünger in der Verkündigung des Evangeliums.
Was könnte man jetzt tun? Nimm dir Zeit, um für mehr Arbeiter – sprich Missionare und Evangelisten – zu beten, denn die Ernte ist immer noch groß.
Das war’s für heute. Schreibe doch jetzt eine Liste mit Anliegen für Missionare, damit du gezielt für diese Gruppe von Christen beten kannst.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!