Ein Mönch auf der Suche nach göttlicher Gerechtigkeit
Das Glück und die Unzufriedenen – das ist unser Thema heute. Ich möchte mit einer Geschichte beginnen, die sich tatsächlich so zugetragen hat und für uns Protestanten eine große Bedeutung hat.
Wir schreiben das Jahr 1513. In Wittenberg studiert ein Mönch, der im Jahr zuvor Doktor der Theologie geworden ist. Er beschäftigt sich mit den Psalmen und kommt an Psalm 32, Vers 2, wo es heißt: „Errette mich durch deine Gerechtigkeit.“ Als er diesen Vers liest, bekommt er Angst.
Diese Angst entsteht, weil er einerseits ein brennendes Interesse daran hat, Gott zu gefallen. Seine Liebe gilt der Bibel, damals noch der lateinischen Bibel, der Vulgata, die er zum großen Teil auswendig kannte. Andererseits weiß dieser Mönch von seiner eigenen Verlorenheit. Er kennt den Maßstab der Bibel und erkennt, dass er diesem Maßstab in keiner Weise gerecht wird.
Er weiß, dass Gott heilig ist und dass dieser heilige Gott mit ihm nicht zufrieden sein kann. Aus diesem Wissen heraus hat er begonnen, seine geistlichen Übungen immer weiter zu steigern. Mönche sind ja bekannt dafür, solche Übungen zu machen. Er betete mehr als die anderen, fastete strenger, blieb länger wach und arbeitete härter.
Doch am Ende führte das nur dazu, dass er seine Gesundheit ruinierte. Gefühlsmäßig war er Gott nicht nähergekommen, im Gegenteil: Er hatte das Gefühl, keinen Schritt näher zu sein.
Sein Seelsorger, Johann von Staupitz, konnte ihm auch nicht weiterhelfen. Dieser Mönch war Martin Luther.
Martin Luther schwankte hin und her. An manchen Tagen schöpfte er ein wenig Hoffnung: Vielleicht ist Gott doch mit mir zufrieden. Doch dann kam ein einziger Bibelvers, der ihn wieder in tiefe Trostlosigkeit stürzte.
Immer wenn er einen Satz wie „Errette mich durch deine Gerechtigkeit“ las, fühlte er sich wie von einem Faustschlag mitten ins Gesicht getroffen. Er dachte: Wie kann das sein? Wie kann ich Gott und seiner Gerechtigkeit genügen? Wie soll ich jemals mit einem Gott, der Sünder bestraft, ins Reine kommen? Wie soll das überhaupt zwischen mir und Gott klappen?
Die innere Zerrissenheit und der Wandel durch das Evangelium
Über die Jahre entwickelte sich ein regelrechter Hass auf den Begriff Gerechtigkeit. Martin Luther weigerte sich lange Zeit, den Römerbrief zu lesen, weil er wusste, dass es darin viel um Gottes Gerechtigkeit geht. Er wollte das nicht mehr hören. Er wollte nicht hören, dass Gott einen Anspruch an sein Leben hat.
Doch dann tat er es doch und begann, den Römerbrief zu studieren. Plötzlich fand er persönlichen Frieden. Ein Jahr vor seinem Tod im Jahr 1540 beschreibt Martin Luther diese Wende, in der er durch das Studium des Begriffs Gerechtigkeit persönlichen Frieden gefunden hatte, folgendermaßen:
Er sagt: „Ich konnte den gerechten, die Sünder strafenden Gott nicht lieben, sondern hasste ihn. Denn obwohl ich als makelloser Mönch lebte, empfand ich mich vor Gott als Sünder. Ich fühlte mich unruhig in meinem Gewissen und wagte auch nicht zu hoffen, dass ich durch meine Bußwerke versöhnt sei. So raste ich in meinem verwirrten Gewissen vor Wut. Aber ich klopfte ungestüm bei Paulus im Römerbrief an, von brennendem Durst getrieben, zu erfahren, was der Heilige Paulus meinte. Da erbarmte sich Gott meiner. Ich sann Tag und Nacht unerhörterweise, bis ich den Zusammenhang der Worte zu bemerken begann: ‚Die Gerechtigkeit Gottes wird im Evangelium offenbar, wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus Glauben leben.‘
Da fing ich an, die Gerechtigkeit Gottes als eine solche Gerechtigkeit zu begreifen, durch die der Mensch als Gottes Geschenk lebt, also aus Glauben. Durch das Evangelium wird Gottes Gerechtigkeit offenbar, durch die er uns aus Gnade und Barmherzigkeit rechtfertigt. Da fühlte ich mich völlig neugeboren, ich war in das Paradies eingetreten.“
Das ist die Beschreibung von Martin Luther zu dem, was man gemeinhin das Turmerlebnis nennt, etwa im Jahr 1513. Es ist die innere Vorbereitung, die in seinem Herzen passiert war. Wir würden das heute seine Bekehrung nennen – die innere Vorbereitung, die dem viel bekannteren Thesenanschlag 1517 vorausging.
Martin Luther hatte sein Glück gefunden.
Die Seeligpreisungen als Weg zu Gott
Unsere Reihe heißt „Glückspilz – Wie finde ich echtes Glück?“ Wir sind gerade dabei, die vierte Seligpreisung anzuschauen. Wenn man sich die ersten vier Seligpreisungen zusammen betrachtet, stellt man fest, dass dort eigentlich der Weg zu Gott beschrieben wird.
Die ersten vier Seligpreisungen entsprechen dem Weg, den ein Mensch zu Gott geht. Das ist klar, denn wenn ich mich nach echtem Glück ausstrecke und wissen will, was echtes Glück ist, dann hat das immer etwas damit zu tun, dass ich „Gott habe“. Das echte Glück eines Menschen und seine Beziehung zu Gott lassen sich überhaupt nicht voneinander trennen.
Deshalb, wenn man sich das anschaut: Die erste Seligpreisung, die Armen im Geist, steht am Anfang (Matthäus 5,3). Wenn ein Mensch sich auf Gott zubewegt, erkennt er seine eigene Verlorenheit. Unser eigener Stolz wird gebrochen. Solange wir nicht zugeben, dass wir ein Problem haben, kann Gott mit uns nichts anfangen.
Die nächste Seligpreisung ist Matthäus 5,4: Glückselig sind die Trauernden. Aber worüber trauern sie? Über ihre eigene Sündhaftigkeit. An dieser Stelle zerbricht unsere Selbstzufriedenheit, der Gedanke „Ich bin toll“, und es weicht eine echte Traurigkeit.
Dann folgt Matthäus 5,5, was wir uns letzten Sonntag angeschaut haben: Glückselig sind die Sanftmütigen. Sanftmut bedeutet die Bereitschaft, die Bibel ernst zu nehmen, sich als Gottes Werkzeug gebrauchen zu lassen und nicht mehr gegen Gott im eigenen Leben zu arbeiten, sondern mit ihm. Es heißt, sich ihm wirklich zu unterstellen und das, was er anzubieten hat, anzunehmen.
Dieser Begriff Sanftmut beschreibt also genau das. Wenn der eigene Stolz zerbrochen ist, wenn unsere Selbstzufriedenheit dahin ist und wir bereit sind, Gott wirklich an unser Leben heranzulassen, dann folgt Matthäus 5,6: Glückselig sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.
Das ist genau das, was wir bei Martin Luther gesehen haben: Wie es kein natürliches Leben ohne Essen und Trinken gibt, so gibt es auch kein geistliches Leben ohne Gerechtigkeit.
Die Bedeutung der Gerechtigkeit Gottes für den Menschen
Gott ist ein heiliger Gott. Bei ihm gibt es keine Ungerechtigkeit. Er ist absolut gerecht. Wer in eine Gemeinschaft mit Gott eintreten möchte, muss gerecht sein. So wie Feuer und Wasser nicht zusammenpassen, passen auch Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit nicht zusammen.
Wenn der Herr Jesus hier sagt: „Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten“, dann ist das natürlich ein Bild. Es zeigt, dass in uns ein ganz starker Druck herrscht. Wir sind ehrlich daran interessiert, mit Gott ins Reine zu kommen. Wir wollen es unbedingt und verzehren uns förmlich danach, mit Gott eins zu werden.
Martin Luther war so einer. Er wusste um seine eigene Verlorenheit und um die Sünde in seinem Leben. Er wollte Gott ernst nehmen. Im Jahr 1513 stand er wirklich mit leeren Händen vor Gott, sah seine Verfehlungen und kannte das Wort Gottes durch und durch. Er hatte es tiefer in sich aufgenommen als wahrscheinlich die meisten anderen seiner Zeitgenossen.
Er erlebte die Verheißung, die wir hier gelesen haben: „Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.“ Ich finde das fantastisch, weil Gott sich wünscht, dass Menschen nicht ein Leben lang in der Unsicherheit leben.
Man stelle sich vor, es wäre ein Leben lang ungeklärt: „Was wird sein, wenn ich sterbe? Und wenn ich vor Gott stehe, komme ich dann in den Himmel oder nicht?“ Das wäre Folter. Aber Gott möchte das nicht. Er gibt hier die Verheißung, dass wir satt werden können und wissen, dass wir mit ihm im Reinen sind.
Gott möchte nicht, dass Menschen ein Leben lang von Kirchen und Sektengurus manipuliert werden. Das möchte er nicht. Deshalb schreibt Johannes im ersten Johannesbrief: 1. Johannes 5,13: „Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt.“
Johannes schreibt das so deutlich. Nicht damit ihr vielleicht hofft oder davon träumt, sondern damit ihr es wisst. Ich finde das so wichtig, weil Gott uns wirklich glücklich machen möchte.
Die Gerechtigkeit als Geschenk Gottes
Und jetzt stellt sich die Frage: Wie macht Gott das, dass er der Sehnsucht begegnet, die in uns steckt? Martin Luther hat das schon sehr schön beschrieben. Er sagt, er musste erst begreifen, dass Gerechtigkeit nicht ein Anspruch ist, den Gott zuerst an sein Leben stellt, sondern dass es etwas ist, das Gott ihm schenken möchte.
Wir lesen noch einmal Römer 1, die Verse 16 und 17, damit wir das vor Augen haben. Diese zwei Verse brachten in Martin Luthers Leben eine Wende. Dort heißt es:
Römer 1,16-17:
Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart, aus Glauben zu glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.
Das Evangelium ist nicht einfach nur eine Botschaft oder Information. Es ist Gottes Kraft zur Errettung des Glaubenden. Wir müssen das wirklich verstanden haben, besonders wenn wir denken, wir sind Protestanten und haben das Evangelium begriffen. Das ist der Kern.
Der Kern ist, dass Gott uns Gerechtigkeit schenken möchte – die Gerechtigkeit Christi. Wenn es darum ginge, gerecht zu leben, um gerettet zu werden, dann zeigt das Beispiel von Martin Luther, wie schwierig das ist. Er war Augustinermönch und hat sich wirklich reingekniet. Er hat es ehrlich versucht, kam aber immer wieder an den Punkt, zu sagen: Das funktioniert nicht. Ich schaffe es nicht, so gerecht zu leben, wie die Bibel es verlangt.
Wenn ich also weiterhin so leben möchte, so gerecht sein will, um in den Himmel zu kommen, wenn ich mir den Himmel irgendwie erarbeiten will, werde ich es nicht schaffen. Und weil das für jeden Menschen gilt, hat Gott einen ganz anderen Weg gewählt. Einen Weg, der so anders ist, dass ihn jeder Mensch gehen kann – den Weg der Gnade.
Der Weg der Gnade beginnt damit, dass Gott Mensch wird, dass Gott für unsere Schuld stirbt – für deine Schuld stirbt. Gott bietet dir Vergebung und Recht an, weil er für dich bezahlt hat. Du stehst jetzt da und kannst dir überlegen: Möchte ich dieses Angebot Gottes annehmen? Habe ich verstanden, wie sehr er mich liebt und was er für mich getan hat?
In dem Moment, wo ich Ja sage, wo ich die Vergebung und diese Rechtfertigung, diesen Freispruch annehme, schenkt Gott mir die Gerechtigkeit Christi. Es ist wie ein Austausch: Ich bin der Sünder, und Jesus ist der Heilige. Ich bin der, der alles falsch macht, und Jesus ist der, der alles richtig macht.
Dann stirbt der, der alles richtig macht, am Kreuz für den, der alles falsch macht. Er bezahlt die Schuld und stellt sich hin und sagt: Siehst du mein Leben? Dieses Leben, in dem ich alles richtig gemacht habe? Möchtest du das haben? Möchtest du meine Gerechtigkeit haben – eine Gerechtigkeit, die du nie allein erarbeiten konntest?
Möchtest du das im Austausch? Das Einzige, was ich von dir möchte, ist, dass du glaubst, dass du mich in dein Leben als Herrn und Retter aufnimmst. Dass ich in deinem Leben der bestimmende Faktor werde, dass du mir dein Leben schenkst und ganz auf mich vertraust. Möchtest du das?
Und mit einem Mal, wo dieses Angebot da ist, ist es für jeden Menschen möglich, durch Glauben gerettet zu werden. Das ist das, was Luther 1513 verstanden hat. Er merkte: Gott möchte nicht erst gerecht machen. Gott wartet nicht darauf, dass wir irgendwann gerecht werden, dass wir es schaffen, uns an unserem eigenen Schopf aus dem Morast der Sünde herauszuziehen. Dass wir irgendwann so heilig sind, dass Gott sagt: Jetzt hast du es geschafft.
Denn das schaffen wir nicht. Aber Gott möchte, dass wir an den Punkt kommen, an dem wir sagen: Vater im Himmel, ich schaffe es nicht. Ich schaffe es nicht. Ich möchte das, was du mir schenken möchtest – die Gerechtigkeit Christi. Die möchte ich haben.
Die Herausforderung der Annahme göttlicher Gerechtigkeit
Und das Verrückte ist: Das hört sich doch schön an, oder? Einer bezahlt für deine Schuld. Stell dir vor, du hättest Schulden – so richtig Schulden. Ich weiß nicht, 20 Euro. Und jemand anders sagt: „Ich habe für dich bezahlt.“ Möchtest du das haben? Jeder würde sagen: „Ja, logisch, sofort!“
Jetzt steht Gott da und bezahlt für unsere moralische Schuld. Und viele Menschen sagen: „Vielen herzlichen Dank, möchte ich nicht haben.“ Die Juden hatten ein großes Problem mit dem Angebot von Gerechtigkeit, das Gott ihnen schenken wollte.
Im Römerbrief Kapitel 10 schreibt Paulus so. Er sagt in Vers 2: „Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit rechter Erkenntnis.“ (Römer 10,2) Sie sind eifrig, sie wollen Gott gefallen. Für sie ist Gott nichts Drittklassiges oder Unwichtiges, sie sind wirklich eifrig.
Aber stell dir vor, was hier noch steht: „Nicht mit rechter Erkenntnis.“ Sie wollen Gott gefallen, aber da, wo Gott sagt: „Hey, ich hätte gerne, dass du an Jesus glaubst.“ Und das ist alles, was ich von dir will. Dass du Jesus in deinem Leben als deinen Herrn aufnimmst, von ihm lernst, ihm nachfolgst, tust, was er sagt, und ein Teil dieser Gemeinschaft des Leibes Christi wirst.
Das ist das, was Gott will: dass du dein ganzes Vertrauen auf Jesus setzt und ihm folgst.
Jetzt kommen die Juden und sagen: „Nee, Entschuldigung, so einfach kann das nicht sein. Das ist zu einfach.“ Das soll alles sein? Dass ich einfach mein Leben diesem Jesus anvertraue? Wo kämen wir denn da hin? Wo bleiben denn da die guten Werke? Wo bleibt mein eigenes Anstrengen? Wo bleibe ich denn da?
Und das ist natürlich ein Problem. Wenn ihr euch das anschaut: Am Anfang steht in Matthäus 5, Vers 3 „Die Armen im Geist“. Am Anfang steht also: Ich habe nichts. Und wenn ich nicht bereit bin, das zuzugeben – „Ich habe nichts“ –, werde ich auch nicht sagen: „Gott, füll mir die Hände.“ Das ist doch klar.
Deshalb steht in Römer 10, Vers 3: „Denn da sie Gottes Gerechtigkeit nicht erkannten und ihre eigene aufzurichten trachteten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.“ (Römer 10,3) Zwei Gerechtigkeiten: Gottes Gerechtigkeit wollten sie nicht haben. Sie wollten nicht die Gerechtigkeit Christi geschenkt bekommen. Also machen sie ihre eigene Gerechtigkeit.
Und das funktioniert nie. Ich kann mich nicht an meinem eigenen Schopf aus dem Morast der Sünde herausziehen. Du kannst dich anstrengen, wie du willst, du wirst es nicht schaffen.
Was dann bleibt, ist das, was die Pharisäer gemacht haben: Selbstgerechtigkeit.
Sie stellten sich her und sagten: „Schaut doch mal, wie heilig ich schon bin.“ Sie dachten, sie könnten mit ihrer selbstgebastelten Heiligkeit Gott beeindrucken.
Wer ein bisschen Bibel gelesen hat, weiß, dass es kaum eine Gruppe gibt, gegen die Jesus schärfer vorgeht als gegen die Pharisäer. Er nennt sie Heuchler. Sie werden als Otternbrut bezeichnet, als getünchte Gräber – also einfach eine Platte, unter der sich Schmodder, Dreck und Verwesung verbergen.
Jesus kommt mit diesen Leuten nicht klar, weil er genau weiß: Solange ich selbstgerecht lebe und denke: „Boah, bin ich ein feiner Kerl, Gott kann doch mit mir so viel anfangen“, solange kann Gott mit mir gar nichts anfangen.
Gegen solche Leute spricht Jesus auch gerade in der Bergpredigt. In Matthäus 5, Vers 20 sagt er: „Wenn nicht eure Gerechtigkeit vorzüglicher ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.“ (Matthäus 5,20)
Die Leute sind schockiert: „Warte mal, die kann nicht noch gerechter sein als die Pharisäer und Schriftgelehrten. Das sind doch unsere großen Vorbilder! Das sind doch die Berufsheiligen. Die haben doch nichts anderes zu tun den ganzen Tag, als nur heilig zu sein.“
Wie kann ich denn noch heiliger sein als die? Sie kennen die Bibel rauf und runter – und noch mehr.
Und Jesus sagt: „Wenn das dein Ziel ist, nur so heilig zu sein wie diese selbstgerechten Heuchler, die Pharisäer und Schriftgelehrten, vergiss es.“ Das ist eine Form von Gerechtigkeit, die Gott überhaupt nicht will.
Die Verheissung göttlicher Gerechtigkeit und der Weg zum Frieden mit Gott
Gott möchte etwas ganz anderes. Er möchte nicht, dass wir selbstgerecht sind und scheitern. Stattdessen will Gott uns seine Gerechtigkeit schenken. Er möchte, dass wir dort, wo wir Hunger und Durst nach Gerechtigkeit haben, auch Hunger und Durst danach haben, mit ihm ins Reine zu kommen. An dieser Stelle sollen wir satt werden.
Dazu brauchen wir Gott. Wir können diesen Durst nach Gerechtigkeit nicht selbst stillen. Es ist Gott, der ihn stillen möchte, wenn wir bereit sind, ihm wirklich zu vertrauen, ihn in unser Leben aufzunehmen und unser Leben als Opfer ihm zu geben.
Was sagt Martin Luther am Ende von seinem Zeugnis? Da war ein alter Mann, ihr müsst euch vorstellen: Das Leben ist vorbei, er schaut zurück auf seine Erfahrungen und sagt: Als ich begriffen hatte, dass Gott mir Gerechtigkeit schenken will, dass Gott mich gerecht machen möchte und von mir nur verlangt zu glauben, da rechnet er mir in dem Moment Christi Gerechtigkeit an. In diesem Moment ist zwischen mir und Gott alles in Ordnung. Ich habe Frieden mit Gott.
Als ich das verstanden habe, vor der letzten Zeile, da fühlte ich mich völlig neugeboren. Diese ganze Last fiel von mir ab – die Last, immer gerecht sein und noch gerechter sein zu müssen, und nie zu wissen, ob ich genug getan habe. Diese Last fiel von mir ab und ich wusste: Boah, ich habe es jetzt geschafft.
Mehr als Glauben, mehr als mein Leben Gott anvertrauen und den Herrn Jesus in mein Leben wirklich als Herrn und Retter aufzunehmen, mehr kann ich nicht tun. Und wo das der Fall ist, wo echter Glaube ist, da gilt das: „Da fühlte ich mich völlig neu geboren, ich war ins Paradies eingetreten.“ Mit einem Mal weiß Martin Luther: Ich bin gerecht, ich bin dabei, ich bin Gottes Kind. Mehr kann ich nicht tun. Ich habe den Kern des Evangeliums verstanden.
Deshalb kann Jesus sagen, wenn er über Glück redet: „Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten.“ Wenn du glücklich werden möchtest und den Weg zum Glück finden willst, dann ist das der Weg zu Gott. Es ist der Weg, mit Gott wirklich ins Reine zu kommen.
Und es gilt die Verheißung, dass dort, wo wir ernstlich suchen und uns wirklich auf den Weg machen, Gott uns sättigen wird. Dort werden wir Frieden und Gerechtigkeit finden.