Einführung in die Passionswoche und das Abendmahl
Und nun will ich in diesen Tagen der Passionswoche mit Ihnen die Leidensgeschichte nach Matthäus lesen. Wir beginnen heute mit dem Abendmahl, Matthäus 26,17.
Heute feiern wir nicht das Abendmahl, aber am Gründonnerstag und am Karfreitag wird unsere Erwartung noch größer. Matthäus 26,17 finden Sie im Neuen Testament, in den ausgelegten Bibeln auf Seite 34.
Am ersten Tag der Ungesäuerten Brote trugen die Jünger zu Jesus und fragten: „Wo sollen wir das Passahmahl bereiten?“ Er sagte: „Geht in die Stadt zu einem bestimmten Mann und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe. Bei dir will ich mit meinen Jüngern das Passah feiern.“
Die Jünger taten, was ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passahlamm. Am Abend setzte er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Als sie aßen, sprach er: „Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch wird mich verraten.“
Sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeden einzeln zu fragen: „Herr, bin ich es?“ Er antwortete: „Der, mit dem ich die Hand in die Schüssel getaucht habe, der wird mich verraten. Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihnen geschrieben steht. Doch wehe dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.“
Da fragte Judas, der ihn verriet: „Bin ich es, Rabbi?“ Er antwortete ihm: „Du sagst es.“
Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte, brach es und gab es den Jüngern. Er sprach: „Nehmt und esst, das ist mein Leib.“
Dann nahm er den Kelch, dankte, gab ihnen den und sprach: „Trinkt alle daraus! Denn das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von neuem mit euch davon trinken werde im Reich meines Vaters.“
Als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus zum Ölberg.
Die Angst in der heutigen Welt und ihre Ursachen
Herr, Du musst uns dieses Geheimnis jetzt offenbaren, Armin. In unseren Tagen wird es immer schlimmer mit den Ängsten der Menschen. Wir sind es ja gewohnt, dass seit einiger Zeit einige unter uns, unsere Nachbarn und Bekannten, von der Furcht vor den modernen Entwicklungen der Technik gepackt sind.
Wir erleben es in diesen Tagen, dass bloß ein paar harmlose und bisher immer übliche Fragen zu einer Volkszählung bei Menschen Ängste auslösen. Als ob sie mit ihrem ganzen Leben irgendwo überwacht und versklavt wären.
Mir ist in den letzten Tagen ein Brief übergeben worden von jungen Menschen, die Theologie studieren und hier in der Nähe wohnen. Sie haben aus lauter Angst ihre Wohnung zu einer atomwaffenfreien Zone erklärt und gebeten, man möge das auch hier der Heimatgemeinde mitteilen, was ich hiermit gerne tue. Aber ich muss sagen, in unseren Häusern waren auch noch nie andere Waffen. Sie sind auch frei von Pistolen und Gewehren.
Die Ängste sind groß. Es sind die großen Ängste, die die Menschen packen und treiben: die Angst vor Computern und Maschinen, vor Giften und Techniken, vor Kriegen und Kriegsgeschrei.
Bibelleser sind davon nicht überrascht, denn das wissen wir auch schon ohne dies: dass wir in einer unheimlichen Welt leben. Bloß müssen wir immer wieder sagen, liebe Freunde, nicht die einzelnen Dinge, die jetzt wieder hochkommen, sind es, vor denen wir so schrecklich Angst haben. Wir sehen vielmehr, dass sich durch die ganze Welt eine ganz große Bedrohung zieht.
Es sind gar nicht die Maschinen und die Raketen letztlich, sondern dass diese Welt besetzt ist vom Fürsten dieser Welt, von der teuflischen Macht. Und dass wir Menschen mitschuldig sind, indem wir uns von Gott losgerissen haben und uns dieser höllischen Macht selbst so oft geöffnet haben.
Wahrscheinlich werden wir da gar nicht mehr verstanden, wenn wir nicht mitmachen können bei all den Hilfsaktionen, die jetzt eingeleitet werden. Wahrscheinlich sagen sie dann: „Bist du nicht für den Frieden, dann bist du nicht für die Erhaltung der Welt.“ Doch, doch. Aber wir wissen, dass die Bedrohung viel, viel tiefer liegt und viel, viel unheimlicher auf uns zukommt.
Darum ist die Passionsgeschichte für uns so wichtig. Denn da wird uns erzählt, wie Jesus, der Herr der Welt, dem Gott alle Macht gegeben hat, in seine Welt kommt – und die Welt hat keinen Raum für ihn.
Die Ablehnung Jesu und die Bedeutung der Passionsgeschichte
Das wiederholt sich bis in unsere Tage hinein fortwährend: Wir sperren Jesus aus und schließen ihn aus. Er kommt und spricht von dem, was wirklich wichtig ist. Jesus hat den Punkt immer klar gesetzt: Umkehr zu Gott ist das Notwendigste und Wichtigste. Tut Buße und öffnet euer Leben für das Himmelreich Gottes, das anbrechen will.
Doch die Menschen sagen nein. Sie haben andere Programme und andere Vorstellungen. Die Leidensgeschichte zeigt, dass es so weit geht, dass diese Welt nicht ruht, bis sie die Stimme Jesu zum Schweigen gebracht hat. Darum sind wir so betroffen.
In diesen Passionstagen ist das wahr? Ja, das ist wahr. So sieht es in dieser Welt aus: Die Feindschaft gegen Jesus ist so groß. Wir besinnen uns kurz und fragen uns, ob das auch für unsere Zeit heute gilt. Die Welt hat sich nicht gewandelt. Es ist eine Welt, die Jesus das Recht abspricht, hier Heil zu schaffen. Diese Welt will ihre eigenen Reiche aufrichten und sperrt sich letztlich gegen das Reich Jesu Christi.
Darum ist es gut, wenn wir die Passionsgeschichte gründlich bedenken. Ich meine, nur aus der Passionsgeschichte kann man auch seine Ängste heute überwinden. Ich nehme die Ängste sehr ernst, aber die Überwindung der Ängste kann nur durch Jesus geschehen.
Die unheimliche Welt und die Vorbereitung der Jünger
Ich muss zuerst über die unheimliche Welt sprechen. Ja, die Welt ist sehr unheimlich. Man muss immer an diese Passionsgeschichte denken, bei jeder einzelnen Gestalt, die dort beschrieben wird. Herr, ist das nicht ein Stück von mir? Diese radikalen, wild gestikulierenden und schreienden Menschen, der Hass, die Feindschaft, die Lüge, der Verrat.
Jetzt ist Jesus mit seinen Jüngern noch einmal zusammen, wenige Stunden vor seinem Tod. Eigentlich wäre jetzt die Zeit, in der Jesus seine Jünger noch einmal vorbereitet, sie instruiert und trainiert – für diese letzten Stunden. Das tut Jesus auch. Das beste Training, das sie haben können, ist, dass Jesus mit ihnen noch einmal das Passahfest feiert.
Liebe Schwestern und Brüder, es liegt so viel darin, auch in unseren christlichen Traditionen und Bräuchen. Sie mögen uns manchmal abgegriffen erscheinen, aber Jesus kann sie zu neuem Leben erwecken. Jesus setzt sich mit seinen Jüngern in einen Saal und fordert sie auf, so zu handeln, wie Mose es aufgetragen hat. Sie richten das Lamm her, sitzen zusammen und reichen den Kelch weiter.
Die Israeliten haben sich bei diesem Fest immer vergegenwärtigt, dass sie in dieser Welt Fremdlinge sind, zur Zwangsarbeit verurteilt. Sie können nicht tun, was sie wollen. Dass sie überhaupt leben, ist ein Wunder Gottes. Er hat sie mit seinem starken Arm herausgeführt. Dieses Bild von Ägypten, dieser großen Macht, die damals Israel gepeinigt hat, war für sie nur ein Symbol. Es stellte viel mehr dar von der Welt, die sie umgab. Und sie konnten es immer wieder neu in ihre jeweilige Situation hineinübersetzen: Dass sie gebundene Gefangene sind.
Dann gingen sie hinaus an die Türpfosten und strichen mit einem Büschel Gras das Blut an den Rahmen des Türrahmens, damit der Todesengel sie nicht traf. Sie haben so bewusst auch das Sterben um sie herum erlitten und ertragen. Ja, wir leben in einer Welt des Todes. Das hat ihnen alle ideologischen Träume verwehrt – im Gegensatz zu dem, was uns heute manchmal so gefährdet: dass wir mit unseren Gedanken Lösungen erfinden und das Weltheil schaffen wollen.
Sie wussten, es ist eine Welt, in der Würgeengel umhergehen und in der die Macht Ägyptens uns in ihren Klauen hält.
Die Passionsnacht und der göttliche Plan
In dieser Nacht wird noch einmal etwas aktualisiert, weil Jesus selbst sagt: „Dies ist die Stunde der Finsternis.“ In dieser Nacht geschieht noch etwas anderes, und das vollzieht sich nach einem festen Plan. Man kann es kaum glauben, dass in dieser Welt, die uns plötzlich so dämonisch besetzt erscheint, Jesus seine Heilsgeschichte macht.
Er sagt zu den Jüngern: „Geht dorthin, ihr werdet einen bestimmten Mann finden.“ Er hat ihnen weder den Namen genannt noch die Straße. Nach den anderen Evangelien wissen wir, dass sie ihn an einem Merkmal erkennen sollten, das er gerade in der Hand trägt. Die Jünger gehen zu dem Mann und sagen ihm, dass der Raum, den er hat, gerade richtig wäre für den Herrn, der hier das Mahl halten will. Der Mann lässt das Geschehen zu, und sie treten in den Saal ein, um dort zu feiern.
Ist das denn alles vorherbestimmt, fragt man manchmal? Nein. In dieser Welt, in der die Hölle alle Macht zu haben scheint, hat Jesus seinen Weg gebahnt. Wir sehen in dieser Passionsnacht Jesus als den König. Er kann über Menschen verfügen. So sagt er den Jüngern: „Geht dorthin und löst den Esel los.“ Und wenn jemand fragt: „Warum löst ihr den Esel los?“, dann sagt der Herr: „Er bedarf sein.“ Er ist der Herr, der bestimmen kann über Menschen und Säle, auch in der Passionsnacht.
Das soll uns davor bewahren, ein Weltbild zu bekommen, das bloß noch aus Dämonen und Teufeln besteht. Das ist das Wunderbare, das verborgen und für uns oft gar nicht erkennbar unter aller Macht der Finsternis. Jesus zieht dennoch seinen Plan zu Ende. Den kann niemand aus den Angeln heben.
Die Nacht der Finsternis ist in dieser unheimlichen Nacht noch viel größer, weil Jesus die Jünger darauf hinweist, dass der Teufel sie sichten will wie den Weizen. Und auch nach jedem einzelnen Gläubigen greift er. Keiner kann sagen: „Mich geht das nichts an“ oder „Mich lässt das kalt.“ Jeder ist bedroht.
Darum spricht Jesus davon: „Einer unter euch wird mich verraten.“ Einer unter euch? So weit geht das mit dieser Welt, dass sie sogar die Gläubigen immer wieder überfällt. Die treuesten Begleiter Jesu können sich nicht davon freimachen. So unheimlich ist die Welt geprägt von all den finsteren Einflüssen, dass sie tief hinein geht in unser Leben.
Wir sehen hier im ganzen Umfang, wie unheimlich die Welt ist. Der erste, der das tut, wäre besser, nie geboren zu sein. Es ist ein furchtbares Wort. Wer Jesus verrät und ausliefert, der ist verloren – in Zeit und Ewigkeit.
Ich will mit niemandem streiten. In der Bibel steht so oft, dass man verloren gehen kann, auch beim Judas. Lassen Sie die anderen ihre Lehren haben, ob denn alle selig werden. In der Bibel steht das nicht.
Dieses Furchtbare ist, dass die Macht der Finsternis Menschen auf ewig an ihrem Lebensstil vorbei treiben lässt, ja ihr Leben verfehlen lässt. Das kann geschehen, und das macht uns diese Welt so unheimlich und so schwer. Das wollte ich Ihnen zeigen: Wie unheimlich die Welt ist.
Die Frage nach dem Verrat und die menschliche Schwäche
Aber nun sagen sie: Wie kann man denn da durchkommen? Wie kann man das schaffen?
Wenn Jesus das bei uns so gesagt hätte: „Einer unter euch wird mich verraten“, dann hätten wir wohl gesagt: Na ja, ich kenne da so ein paar Leute. Das sind die Launen bei uns, die sind so unzuverlässig. Und dann könnte ich auch ein paar Namen nennen, oder nicht? Wir hätten doch gleich ein paar Vermutungen anstellen können. Wir hätten sagen können: Na ja, Herr, der Petrus ist ein Feuerkopf, aber das geht nicht tief, der wird sicher treu sein, oder? Kobus ist so rigoros und radikal, wahrscheinlich ist es der. Oder Johannes, das ist schon Gefühl, der Typ ist weicher, so lieblich. Ich glaube nicht, dass der in der Bewährungsstunde durchhalten wird.
Erstaunlich ist, dass die Jünger Jesu alle sagten: „Herr, bin ich es?“ Warum denn? Sie kannten ihr Herz.
Und ich möchte Sie ganz dringend bitten, sich immer bewusst zu machen, dass unser Herz ein Teil dieser Welt ist. Dieser dunklen, unheimlichen, dämonischen Welt. Man kann das im Christenleben gar nicht so leicht trennen und sagen: Dort ist die Welt und dort bin ich.
Was soll man denn dann noch machen können? Es wird nicht wenige unter uns geben, die auch betroffen sind, immer wieder von dem, was von Judas gesagt wird. Und die genauso wie die Jünger fragen: „Herr, bin ich nicht dieser Judas? Weil ich so oft hier untreu war? Doch dein Werk verraten habe? Bin ich nicht dieser Verlorene?“
Es wäre schlimm, wenn wir nicht so fragen würden. Und Jesus sagt nicht zu diesen Jüngern: „Nein, ihr seid alle besser. Und ihr seid treu und verlässlich.“ Er sagt nur dieses eine: Er nimmt das Brot, bricht es für sie und er nimmt den Kelch und gibt ihn ihnen in die Hand.
Das Einzige, was uns davon unterscheidet, dass wir kein Judas sind, liegt darin, dass Jesus für uns starb. Es gibt keinen anderen Grund, auch im Christenleben. Es ist keiner von uns hier in dieser gottesdienstlichen Versammlung, der dem Herrn treu gewesen wäre, auch nach seiner Bekehrung. Es ist keiner da, der den Herrn nicht oft durch viel Sünde betrübt hat.
Aber dass wir das Schicksal des Judas nicht teilen müssen, das hat nur einen Grund: Jesus hat den Leib für uns gebrochen.
Das Abendmahl als Zeichen der Versöhnung und des Trostes
Jesus nahm dieses ungesäuerte Brot, das man damals in Passau hatte und das schon damals ein Symbol war für das stellvertretende Opfer, das Gott eintreten lässt: Ein Lamm stirbt für unsere Schuld. Das sollten die Israeliten wissen, wenn dieses wehrlose Lämmlein dalag. Festlich saßen sie bestimmt nicht da, wenn sie das Passah feierten. Und es musste nicht nur die Kinder erschrecken, dass der Kopf ausdrücklich dranbleiben musste.
Dieses zarte Lämmlein, dieses feine, weiche Tier, das sterben muss – es stirbt für uns. Jesus will es noch einmal verdeutlichen: Man kann durchkommen, man kann durchkommen, weil er sein Leben opfert für uns, zu unserer Versöhnung, zu unserer Vergebung. Das ist der Kernpunkt allen Trostes. Ich kenne keinen anderen Trost, der uns so trösten kann wie das Opfer Jesu am Kreuz.
Man kann es gar nicht anders sagen, als: Jesus Christus ist für meine Sünden gestorben. Auch wenn es manchen anstößig erscheinen sollte und sie das nicht hören wollen, wenn wir vom Blut reden – es kann nicht anders gesagt werden als: Das Blut Jesu ist für meine Sünden vergossen. Es ist ein großes Geheimnis, wenn wir das Abendmahl feiern.
Wohl ist es den meisten von uns so gegangen, dass wir am Konfirmationstag ein wenig überrascht waren über die schlichte Gabe, das, was wir dazwischen den Zähnen fühlen. Das ist gar nichts Besonderes, und vielleicht haben manche viel mehr erwartet, dass sie einen Durchblick bekommen in die ewige Welt Gottes. Und dann ist das alles so irdisch.
Ich habe beim Abendmahl auch schon als Schüler und später in meiner Studentenzeit oft Menschen gesehen, die sich durch dieses Mahl stärken ließen. Alte Leute, angefochtene, traurige Menschen, denen noch einmal zugesprochen wurde: Jesus Christus ist für dich gestorben. Vielleicht sind es oft nur kleine Kreise, die das verstehen. Darin wird ersichtlich, wie wenig die Christenheit in Deutschland heute vielleicht begriffen hat, was Jesus ihnen geben will: Dass er sich opfert, damit wir leben können.
Und wenn man dann das Abendmahl auch mit Schwerkranken feiert, wird das noch einmal sichtbar in dieser klaren, eindeutigen Zusage: Dir ist das Leben gegeben. Du bist nicht Judas. Du bist Kind und Erbe Gottes. Und das kann dir kein Dämon und kein Teufel mehr wegnehmen, weil es dir zugesprochen ist – dort im Abendmahl.
Man kann es auch ohne Brot und Wein tun. Es ist mir zugesprochen im Kreuz Jesu, und ich darf es glauben und Ja und Amen dazu sagen. Und wer das heute hört, der kann fröhlich sein – auch in den unheimlichen Schrecken der Welt.
Jetzt interessiert uns gar nicht mehr, was im Detail in der Welt alles Schlimmes passiert. Die aufrichtig aufregenden Tage, Sensationen, sollten uns gar nicht mehr umtreiben. Und wenn die Welt um uns herum zusammenbricht, stehe ich ganz im Frieden bei Gott. Ich bin im Frieden Gottes – das ist unsere Friedensbewegung, die wir treiben.
Wenn ich an einen Freund von mir denke, der sich auf eine schwere Herzoperation vorbereitet – gibt es Größeres als diesen Zuspruch: Dir ist das Leben gegeben. Wenn sie jetzt in die Häuser gehen zu den Angefochtenen und Depressiven und sagen: Das ist das Einzige, was uns hält im Leben und im Sterben.
Sie haben Generationen von Christen ihren Glauben auf diese einfache Formel gebracht und wollten nichts anderes mehr wissen als: Jesus Christus ist für mich gestorben. Darin ist alles gesagt, was gesagt werden muss. Darum bin ich fröhlich, darum habe ich Mut, darum bin ich zuversichtlich.
Die absolute Gewissheit des Glaubens und das Testament Jesu
Ich muss zum Schluss noch über die absolute Gewissheit sprechen. Über eine absolute Gewissheit.
Im Glauben bleibt bei uns manches oft im Nebel stehen. Mich beschäftigt die Sorge, dass einige von uns nach Hause gehen und sagen: „Na ja, das war schön, was ich gehört habe, aber ob das auch für mich gilt?“
Dazu müssen Sie etwas sagen. Wenn Sie nichts sagen, ist das eine Antwort. Es steht da, dass das vergossene Blut ein Testament ist. Ich bin so froh, dass Luther dieses Wort „Testament“ gewählt hat. Denn jeder von uns weiß, was eine notariell gültige letztwillige Verfügung bedeutet. Es ist großartig, dass Jesus sogar in solchen Worten mit uns spricht, weil er weiß, was für ein ungläubiges Geschlecht wir sind.
Ein Testament ist letztgültig. Wenn Sie sagen: „Aber ich sehe doch in meinem Leben immer wieder meine Sünde“, dann ist das gut. Wir sehen unsere Sünde, und hoffentlich sehen Sie sie auch. Es wäre schlimm, wenn Sie sie nicht mehr sehen würden, denn dann wäre sie trotzdem da.
Wir werden gerecht vor Gott um dieses Testaments willen. Das ist absolut verlässlich und gültig. Das kann niemand mehr umstoßen. Das ist ganz gültig.
Warum hat Judas es nicht ergriffen? Er ging hinaus in die Nacht und lief weg. Nur nie von Jesus weglaufen!
Wir haben am letzten Sonntag gesagt, Jesus ist Judas nachgegangen wie keinem anderen Jünger. Aber es gibt eine Stunde, in der unser beharrliches Nein auch ein Nein bleibt, wenn man sich von Jesus abwendet. Das ist das Schlimme, wenn man sich von Jesus abwendet.
Solange dieses Wort uns verkündet wird, bleibt dieser Trost für uns. Da dürfen Sie stehen bleiben und sagen: „Danke, Herr, für mich ist das gegeben.“
Für Jesus gibt es keine Hoffnungslosigkeit. Bei Jesus gibt es keine Hoffnungslosigkeit mehr für die, die jetzt wissen, dass vor ihnen schwere Krankheitszeiten liegen. Für die, die bitter enttäuscht wurden von Menschen. Und für solche unter uns, die schon lange suchen, eine Arbeit zu finden, in der sie sich verwirklichen können.
Bei Jesus gibt es keine Hoffnungslosigkeit mehr, auch wenn sich unsere äußeren Wünsche nicht erfüllen. Es ist keine äußere Zusage gegeben. Nur das ist gegeben: dass uns niemand aus seinem Frieden herausreißen kann. Wo die Sünden vergeben sind in seinem Blut, da ist absolute Gewissheit des Glaubens möglich.
Jesus spricht davon, dass er das Mahl neu feiern will mit uns in der Ewigkeit. Und da werden plötzlich noch diese Worte, die damals beim Passahfest gesprochen wurden, so lebendig, wichtig, bedeutsam und groß.
Das ist das Essen, das uns verbindet. Liebe Schwestern und Brüder, diese unheimliche Welt ist nur für eine ganz kurze, unbeschränkte Zeit unsere Heimat. Wir gehen auf die große Ewigkeit zu. Dort kommt erst die Erfüllung des Lebens. Dort ist alles da, was Jesus von uns will.
Heute ist nur wichtig, dass wir dieses ewige Ziel vor Augen haben. Ich habe keine Angst, dass uns das weltflüchtig macht. Wir hängen mit allen Fasern unserer Wünsche und Sehnsüchte so stark an dieser Welt. Wir wollen auch dem Herrn heute treu dienen, wenn er uns braucht. Aber wir wissen, dass wir nur die „hinweg Eilenden“ sind.
Dann können wir die Lasten dieses Lebens fröhlich tragen, in der Vorfreude auf das Mahl, das wir mit ihm einmal feiern werden in der Ewigkeit.
Der Lobgesang als Ausdruck des Glaubens in der Dunkelheit
Sie haben damals noch miteinander den Lobgesang gesungen. Schlagen Sie diese Lobgesänge daheim einmal auf, und zwar die Psalmen 113 bis 118. Mit diesen Liedern haben sie geschlossen, als Jesus hineingeht in die Nacht des Verrats. Er muss Judas noch einmal in die Augen sehen.
Als Judas sogar mit dem heimtückischen Kuss ansetzt, da singt Jesus in die Nacht hinein. Er verkündet Leben und die Werke des Herrn. Christen sind solche Menschen, die lobpreisen auch in der dunkelsten Nacht. Man singt mit Freuden den Sieg in den Hütten der Gerechten.
Dieses Lied haben sie gesungen auf dem Weg nach Gethsemane. Das ist die Art der Christen.
Ach, mein Herr Jesu, wenn ich dich nicht hätte, wie arm wären wir? Amen.