Rückblick auf Kapitel 2: Glaube als lebendige Tat
Gut, ich möchte mit euch in den Jakobusbrief gehen und einen kurzen Rückblick machen auf das, was wir uns gestern angeschaut haben. Wir sind gestern in Kapitel 2 angekommen. Zuvor hatten wir Kapitel 1 abgeschlossen. Dort ging es darum, nicht nur Hörer, sondern auch Täter des Wortes zu sein.
Diesen Gedanken werden wir auch noch in Kapitel 2, nämlich in Vers 14, ausführlicher erläutert bekommen. Ich bin deshalb an der Stelle nur kurz darauf eingegangen.
Es wurde uns deutlich gemacht, dass Christsein nicht nur eine innere Überzeugung ist, sondern dass es sich im Leben zeigt. Ein Hinweis, den Jakobus uns hier gibt, ist, dass es sich zeigt, wie wir mit dem Mund umgehen. Also, wie sehr wir bereit sind zu hören und wie wir mit dem Reden umgehen – das ist eine Sache.
Dann hat er uns herausgefordert: Wir sollen uns nicht selbst betrügen, wenn wir so tun, als ob das Verstehen des Evangeliums alleine genügen würde. Hören ist gut – deshalb ist es gut, heute Abend hier zu sitzen, Gottesdienst zu besuchen und die Bibel zu lesen. Wenn es aber dabei bleibt, wird es euch nicht retten und auch nicht helfen.
Sachen, die wir verstanden haben, genügen noch nicht zur Lebensveränderung. Das, was die Bibel im Neuen Testament Glauben nennt – das will uns Jakobus hier definieren – beinhaltet eben auch das Tun. Und da nennt er uns ein Beispiel, das wir uns auch genauer angeschaut haben: den Spiegel. Jemand schaut in den Spiegel, sieht, dass etwas nicht stimmt, reagiert aber nicht. Dann würden wir sagen, der braucht keinen Spiegel. Der Spiegel ist sinnlos, zwecklos, er erfüllt sein Ziel nicht.
Genauso ist es auch mit dem Wort Gottes: Wenn du dich mit dem Wort Gottes auseinandersetzt, aber hinterher genauso weiterlebst, als hättest du es nie gelesen, dann ist es sinnlos. Dann bräuchte man es eigentlich auch gar nicht.
Das heißt, das Lesen des Wortes Gottes, sich Gott anzuvertrauen und an ihn zu glauben, beinhaltet auch die Tat. Denn darauf kommt es ja eigentlich an. Gott will unser Denken verändern. Aber es soll nicht dabei stehen bleiben. Über unser Denken soll auch unser Handeln verändert werden.
Dann war der nächste große Absatz in Kapitel 2 an der Reihe. Ich lese ihn gleich noch einmal im Zusammenhang, damit es uns noch einmal vor Augen gestellt wird. Es ging darum, dass wir, wenn wir zwar etwas hören, es aber nicht tun, dass das Auswirkungen hat – auch in der Gemeinde.
Hier wird das Beispiel genannt: Wir können in der Versuchung stehen, Menschen nach dem Äußeren zu beurteilen. Menschen, die in der Gesellschaft aus irgendwelchen Gründen hoch angesehen sind, werden dann auch in der Gemeinde hoch angesehen und erhalten eine besondere Ehre. Die, die arm sind oder keine große Stellung haben, werden vernachlässigt und schlecht behandelt.
Damit wird gesagt: Das ist ganz normal menschlich, das ist typisch, das macht jeder so. Aber der, der sich vom Geist Gottes verändern lässt, macht es nicht, weil er tiefer sieht, weil er andere Maßstäbe kennt und diese auch berücksichtigt.
Dann nennt Jakobus hier noch ein paar Beispiele oder Hinweise, warum wir die gesellschaftlich Hochstehenden nicht zu schnell in der Gemeinde ehren sollen. Zum Beispiel, weil häufig die gesellschaftlich Hochstehenden mit dafür verantwortlich sind, dass es den Normalos nicht so gut geht. Das sind Leute, die versuchen, andere auszupressen, ihnen etwas wegzunehmen oder sie zu übervorteilen.
Das ist ganz häufig in der Welt so. Manche erreichen ihre Stellung überhaupt erst über diesen Weg. Deshalb seid vorsichtig.
Dann wird uns gesagt: Gott hat in erster Linie die Armen erwählt, denen es schlecht ging. Wendet euch deshalb auch denen zu.
Wie es dann weitergeht, geht es ab Vers 8. Der Gedanke ist ja noch nicht zu Ende. Das werde ich euch gleich vorlesen. Damit ihr den Zusammenhang habt, lese ich von Kapitel 2, Vers 1 bis Vers 12, den Abschnitt, wo wir gestern stehen geblieben sind. Danach werde ich euch noch ein paar Gedanken zum Rest dieses Abschnittes sagen.
Gesellschaftliche Vorurteile und Gottes Perspektive
Meine Brüder, verbindet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, nicht mit Ansehen der Person.
Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit goldenen Ringen und in prächtiger Kleidung, und es käme auch ein Armer in unsauberer Kleidung, und ihr würdet euch nach dem umsehen, der die prächtigen Kleider trägt, und zu ihm sagen: Setz dich hier auf den guten Platz! – zu dem Armen aber würdet ihr sagen: Bleib du dort stehen oder setz dich hier zu meinem Fußschemel!
Würdet ihr da nicht Unterschiede unter euch machen und nach verwerflichen Grundsätzen richten?
Hört, meine geliebten Brüder: Hat nicht Gott die Armen dieser Welt erwählt, damit sie reich im Glauben werden und Erben des Reiches sind, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?
Ihr aber habt die Armen verachtet. Sind es nicht die Reichen, die euch unterdrücken? Und ziehen nicht sie euch vor Gerichte? Lästern sie nicht den guten Namen, der über euch ausgerufen worden ist?
Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt, nach dem Schriftwort: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, so handelt ihr recht.
Wenn ihr aber die Person anseht, so begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter verurteilt. Denn wer das ganze Gesetz hält, sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden.
Denn der, der gesagt hat: Du sollst nicht ehebrechen, hat auch gesagt: Du sollst nicht töten. Wenn du nun zwar die Ehe nicht brichst, aber tötest, so bist du ein Übertreter des Gesetzes geworden.
Redet und handelt als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen.
Denn das Gericht wird unbarmherzig ergehen über den, der keine Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.
Die paradoxe Erwählung der Armen und menschliche Denkweisen
Nebenbei fällt euch wahrscheinlich auch auf, dass Jakobus in Vers 5 noch eine Randbemerkung macht. Er sagt: „Hört, meine Brüder, hat nicht Gott diese Armen der Welt erwählt, damit sie reich im Glauben sein würden?“ Dabei geht es nicht nur darum, dass er uns sagt, sie werden Kinder Gottes – das ist ja klar. Ich glaube, er verwendet bewusst den Begriff „reich im Glauben“.
Das ist etwas, was ich euch schon mehrfach gesagt habe und was wir in der Bibel immer wieder finden. Auch hier bei Jakobus nenne ich es asymmetrisches Denken und Handeln. Damit ist gemeint, dass wir manchmal bewusst zum Nachdenken angeregt werden sollen durch Aussagen, die auf den ersten Blick total verrückt klingen. Einige Punkte habe ich euch ja schon genannt. Hier ist wieder so ein weiterer: Die Armen sind erwählt, damit sie reich würden. Das klingt ja ganz verrückt, oder?
Dann heißt es weiter, die Reichen seien diejenigen, die andere unterdrücken. Im normalen Empfinden denken wir genau andersherum. Wir denken, die Armen sind die Armseligen, denen es schlecht geht. Ja gut, wir können ihnen vielleicht einen Almosen geben, damit es ihnen besser geht. Aber jetzt diese Perspektive einzunehmen, dass manchmal die Armen die Bevorzugten sein können und die Reichen die Dummen, ist erst einmal provozierend und herausfordernd.
Genau das will Jakobus erreichen. Er will uns aufrütteln, damit wir aus den bekannten Bahnen des Denkens ausbrechen und lernen, die Welt mit den Augen Gottes zu sehen und anders wahrzunehmen. Das soll in der Gemeinde so sein. Die Gemeinde soll nicht einfach ein Spiegel der Welt sein, in der wir genauso handeln wie die Menschen um uns herum. Stattdessen soll es anders sein. Die Menschen sollen merken, dass es anders ist – aber anders, weil es Gottes Maßstäben und Denken entspricht, die anders sind als unsere.
Ich habe gestern mehrfach den Satz aus dem Alten Testament zitiert: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott sieht das Herz an.“ Und wir müssen sagen, in unserer Umwelt gilt meistens: Der Mensch sieht, was vor Augen ist – Punkt. Warum wird so außerordentlich viel Wert auf das äußere Auftreten gelegt? Heute gilt in diesem Bereich oft der Satz „mehr Schein als Sein“. Wenn man es zu sehr übertreibt, geht es natürlich auch schief, aber generell ist das so.
Was glaubt ihr, wer Karriere macht? Der, der wirklich gut ist, oder der, der sich gut verkaufen kann? Das ist doch vollkommen klar. Du kannst noch so gut sein, aber wenn sich jemand besser präsentiert, an der richtigen Stelle lächelt oder an anderer Stelle schleimt, dann wird der sich durchsetzen. Wenn jemand noch skrupelloser ist, besticht er vielleicht noch oder macht Versprechungen. Manchmal gewinnt sogar der Bessere, aber das ist weder immer so bei Olympia noch im realen Leben. Im realen Leben ist es wahrscheinlich noch schlimmer.
Das soll euch nicht frustrieren oder enttäuschen, aber lasst euch von diesen herausfordernden Worten der Bibel treffen. Wir müssen erst einmal begreifen: Die Welt läuft eben nicht so, wie uns manchmal gesagt wird. Die Welt legt sehr, sehr viel Wert auf das Äußere. Das wird auch stark gefördert, zum Teil, weil es einfacher ist, das Äußere zu gestalten als das Innere. Das geht viel schneller. Wenn ihr es mal probiert habt, werdet ihr das merken.
Natürlich kann sich nicht jeder eine Schönheitsoperation leisten, aber man kann am Äußeren doch ziemlich schnell etwas verändern, wenn man darauf achtet. Das richtige Parfum, der richtige Lippenstift oder das Make-up, ein bisschen Sport. Neulich habe ich gelesen, ein neuer Trend sei, sich nicht mehr so sehr in die Sonne zu legen, um braun zu werden. Stattdessen gibt es immer mehr bestimmte Cremes, zumindest Farbcremes.
Wenn man sagt, das löst wenigstens keinen Krebs aus, gibt es jetzt richtige teure Cremes mit Bronze-Glanz. Die Haut ist dann nicht nur braun, sondern glänzt auch noch – nicht wie Öl, das wirkt übertrieben, sondern mit einem besonderen Schimmer. Das ist scheinbar der neueste Trend. Falls ihr den verpasst habt: Ihr braucht euch hier in Braken nicht mehr so sehr an die Sonne zu legen. Geht einfach zu dm oder früher zu Schlecker, und kauft euch eine Bräunungscreme, die ihr auftragt.
Scheinbar sind diese Cremes auch wesentlich besser als die alten von vor ein paar Jahren, bei denen viele Leute fleckig aussahen, mit dunklen und hellen Stellen. Es gibt sogar Varianten, die wasserfest sind. Das heißt, ihr geht ins Wasser und wenn ihr wieder rauskommt, bleibt der Effekt erhalten. Ihr bekommt hier also sogar noch Tipps, wie ihr äußerlich Eindruck schinden könnt.
Aber ich will euch sagen: Auf das kommt es alles nicht an. Lernt immer mehr, die Menschen mit den Augen Gottes zu sehen – nicht nur darüber zu reden, sondern es auch zu tun. Das ist es, was Jakobus uns hier zeigt.
Das königliche Gesetz und die Sünde der Parteilichkeit
Und dann sagt er ab Vers 8: Wenn ihr in das göttliche Gesetz schaut, nach dem Schriftwort „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, so handelt ihr recht. Das kennen wir ja alles.
Jetzt sagt er: Wenn ihr aber eine Person anseht, so begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter verurteilt. Ich glaube, ihr versteht das jetzt alles schon von vornherein richtig.
Man könnte es jetzt auch so verstehen: Sobald du eine Person ansiehst, sündigst du. „Ich sehe euch an!“ – Das ist damit natürlich nicht gemeint.
Hier ist genau das gemeint, was vorher eben erklärt wurde: Wenn du eine Person nach ihrem äußeren Ansehen bewertest und einordnest und damit umgehst, dann begehst du eine Sünde.
Im Folgenden wird uns Jakobus eigentlich nur erklären, dass jede Sünde eine Sünde ist. Warum? Jakobus kann fast unsere Gedanken lesen, wenn er heute noch leben würde.
Unsere Gedanken können ja schnell so sein: „Das ist doch eher eine kleine Sünde, das ist doch eher eine Nebensächlichkeit, das tut doch jeder, aufs Äußere achten.“ Das ist der normale Gedanke, den die meisten Menschen dabei haben.
Oder manchmal sagen sie sich noch, das mache ich nicht, wobei ich euch sagen kann: Wir machen das alle, nur in unterschiedlicher Intensität. Kein einziger von euch wird wirklich nicht aufs Äußere achten. Wir sind einfach als Menschen darauf angelegt, dass wir aufs Äußere achten.
Nur wenn wir es erkennen, können wir bewusst dagegen arbeiten. Wenn wir es nicht erkennen, sind wir dem ganz ausgeliefert. Keine Chance. Wir alle achten aufs Äußere, nur in unterschiedlicher Intensität.
Für den einen ist es alles, und der andere achtet vielleicht nur zu dreißig Prozent aufs Äußere. Das ist ja auch ganz klar: Wenn dir ein Mensch das erste Mal begegnet, worauf willst du sonst achten? Du siehst ja nur das Äußere.
Und dann ordnen wir die Person erstmal ein, und da ist schon ganz viel erreicht. Und manches andere lernen wir leider mit der Zeit kennen.
Das heißt, jetzt würde ich ausführlich noch darüber sprechen, wäre ich jetzt vor einem Jugendkreis, was ich manchmal getan habe – ein Seminar gehalten über Kriterien der Partnerschaftswahl.
Das ist übrigens eine nächste Veröffentlichung, an der ich gerade arbeite, mit so einem Heft, vielleicht hundert Seiten, Kriterien der Partnerschaftswahl. Ich würde sie euch ja empfehlen, wenn es nicht schon zu spät wäre.
Aber wenn ich dann in Jugendgruppen bin, dann ist eine der ersten Sachen, die ich ihnen sage, dass in fast allen Fällen von Partnerwahl an erster Stelle das Aussehen steht, an zweiter Stelle das Aussehen, an dritter Stelle das Aussehen – und dann irgendwann viel später kommen noch irgendwelche anderen Sachen.
Das ist ja vollkommen klar. Mancher junge Mann sieht nur ein Foto von einem Mädchen und sagt: „Ich bin verliebt.“ Der weiß von dem gar nichts.
Bitte? Das ist ein Märchen. Im Märchen gibt es das so, ja, im Märchen gibt es das so. Aber wir sind ja nicht im Märchen, wir sind ja in der Realität. Aber genau so läuft das.
Das ist also so, und da müssen wir erst mal sehen: Wir ticken als Menschen so. Und wenn wir das wissen, können wir bewusst etwas dagegen tun, das relativieren, das einschränken – und das ist ein geistlicher Schritt.
Und auch wenn wir denken, das ist doch nicht so wichtig, das macht doch jeder, und das tut ja auch jeder, trotzdem sagt uns Jakobus hier: Es ist Sünde.
Damit will er uns vor Augen führen: Das ist keine Nebensache, das müssen wir ändern, daran müssen wir arbeiten.
Und dann will er uns ja noch sagen: Ja, hey, in der Sünde gibt es keine Rangfolge. Deshalb sagt er ja: Wenn du in einer Sache sündigst, kannst du dir nicht auf die Schulter klopfen und sagen: „Aber das andere habe ich nicht getan.“
Deshalb sagt er ja: Wenn du nicht die Ehe gebrochen hast, aber dafür mordest – ja, was hilft dir denn das?
Und genauso könnte ich jetzt sagen: Du brichst keine Ehe, du mordest nicht, aber du beurteilst die Leute nach dem äußeren Schein. Dann bist du auch Sünder – das ist das, was Jakobus uns hier sagen will.
Und Sünde ist Sünde, und Sünde wird von Gott verurteilt.
Da steht ja: Wenn Sünde nicht vergeben wird, dann kommst du ins Gericht Gottes und wirst vielleicht verurteilt, nur weil du die Leute nach ihrem Ansehen betrachtet hast.
Du hast nie in deinem Leben gestohlen, nie gelogen – was es ja nicht gibt –, aber nehmen wir mal an, das würde es geben, du hast nie im Leben die Ehe gebrochen usw., und du hast nur die Leute nach dem Äußeren betrachtet – und schon ewige Verdammnis.
Und dann merken wir, wie radikal schlimm Sünde ist.
Jetzt könnten wir ja sagen, das eine hat mehr Auswirkungen als das andere, und das stimmt. Bestimmte Sünden haben mehr Auswirkungen als andere.
Jetzt könnten wir im Einzelnen natürlich noch Fälle konstruieren, wo auch das Ansehen der Person sehr viele böse Auswirkungen haben kann.
Aber entscheidend ist nicht, welche Auswirkungen es hat, sondern dass Sünde eben von Gott trennt. Das ist das Entscheidende.
Und dann kommt es gar nicht so sehr darauf an, ob du jetzt noch viel mehr Böses getan hast.
Es trennt einfach von Gott, und du kannst nicht zu Gott kommen, selbst mit nur ein bisschen Sünde in deinem Leben.
Und da will uns Jakobus vor der Tragweite dieses falschen Verhaltens das vor Augen führen.
Und dann sagt er – das ist natürlich das, was dahintersteht, das würde Paulus uns genauso sagen: Du kannst eben nicht gerettet werden, wenn du Sünde tust.
Und dann genügt es schon, wenn du in einem Bereich sündigst, der andere ist vielleicht noch viel schlimmer, aber das hilft ja nicht.
Das ist so eine beliebte Strategie, die alle Menschen haben: Wenn sie einen Fehler sehen, denken sie zuerst, der andere ist ja noch schlimmer.
Das gibt es in jedem Bereich.
Was glaubt ihr, wie viele Gespräche ich da schon gehabt habe, bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen?
Bei Kindern: Was weiß ich, das Kind hat gestohlen, da sagt es: „Aber mein Freund, der hat doppelt so viel gestohlen, das steht jeden Tag.“
Und wenn der so schlimm ist, dann bin ich ja schon besser.
Aber im Grunde genommen bringt das natürlich alles nichts, das macht die Sache nicht besser.
Oder der, der sich regelmäßig betrinkt – realer Fall –, der sagt dann: „Ja, aber die anderen, die nehmen Drogen, dann bin ich schon besser.“
Das läuft generell so. Das ist eine ganz beliebte Ausrede für sich selbst und für andere: Der andere ist noch schlimmer, und dann bin ich schon ganz gut.
Und das ist die einfachste Möglichkeit, auch um sich zu verbessern.
Denn im Leben wirklich etwas Positives zu verbessern, ist äußerst schwer.
Aber jemanden zu finden, der schlimmer ist, das ist einfach.
Und das funktioniert immer, egal auf welcher Stufe du bist.
Selbst im Gefängnis sagt der: „Ich habe nur zehn ermordet, der andere fünfzehn.“
„Ich habe die Leute nur erschossen, der andere hat sie, was weiß ich, gesprengt.“
Ja, natürlich.
Also ich meine, ich will euch ja nur zeigen, wie absurd so etwas werden kann, wie absurd das werden kann.
Du findest immer, egal wie schlimm du bist, du findest einen, der ist noch schlimmer – in deiner Sicht zumindest.
Und was hilft es? Gar nichts, es hilft gar nichts.
Also deshalb müssen wir unsere Schuld erkennen, und wir müssen daran arbeiten. Das ist der mühsame Weg.
Deshalb sagt er uns auch: Denk jetzt nicht an das, was du nicht falsch machst, denn da ist ja alles in Ordnung, sondern denk an das, was du falsch machst, denn das ist das, was dich von Gott trennen wird.
Du bist, wie hier steht, ein Übertreter des Gesetzes geworden.
Also hier will er uns die Tragweite vor Augen führen.
Und dann steht hier: Redet und handelt als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen.
Hier drin steckt natürlich das Gesetz der Freiheit. Das haben wir gestern schon behandelt. Es ist die Lehre des Evangeliums.
Das heißt, Gott hat uns befreit von Sünde, Tod und Teufel für ein Leben mit Gott.
Beides gehört dazu: Gott befreit nicht und lässt dich im neutralen Raum stehen, sondern du bist jetzt in die Pflicht genommen – Freiheit für etwas.
Und jetzt sollen wir dementsprechend handeln.
Wenn wir dementsprechend handeln, dann stehen wir auf der einen Seite unter der Gnade Gottes.
Das heißt, er vergibt uns unsere Schuld, auch wenn wir die Person ansehen, vergibt er unsere Schuld.
Aber dazu gehört auch, dass er dich für das Leben mit ihm bestimmt hat, dass er sagt: Du sollst jetzt auch verändert handeln und denken.
Das ist das Gesetz der Freiheit.
Denn das Gericht wird unbarmherzig über dir ergehen.
Das heißt, jetzt wird gesagt: Wenn du es nicht tust, nach dem Gesetz der Freiheit zu leben, dann bist du unter dem Gesetz des Alten Testaments.
Und hier steht: Das Gesetz des Alten Testaments wird unbarmherzig über den ergehen, der keine Barmherzigkeit geübt hat.
Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.
Das heißt, wenn du keine Barmherzigkeit hast – zum Beispiel den Armen nicht ansiehst wie den Reichen – und du hast keine Bekehrung, das heißt, du bist nicht unter dem Gesetz der Freiheit, dann ist das Gesetz unbarmherzig.
Das heißt, du wirst aufgrund dieser Übertretung des Gesetzes verurteilt und ewig von Gott getrennt.
Aber am Ende steht das ja in unserem Trost: Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.
Warum? Weil diese Barmherzigkeit ja Bestandteil des Gesetzes der Freiheit ist.
Das ist die Barmherzigkeit Gottes.
Also das heißt, wir würden verurteilt werden. Ansehen der Person ist ganz schlimm, sagt Jakobus hier.
Aber zum Glück haben wir einen barmherzigen Gott, der uns vergibt, wenn wir sündigen.
Das ist das, was hier drinsteht.
Also würden wir meinen, wir sind ganz gerecht, alles ist in Ordnung?
Nein, wenn du hier übertrittst, bist du ein Sünder, getrennt von Gott.
Wenn du nach dem Gesetz der Freiheit lebst, erlebst du Barmherzigkeit, und dann kommst du nicht ins Gericht.
Wenn du ins Gericht kommst, wirst du dadurch verurteilt.
Ich hoffe, der Gedanke ist jetzt klar.
Also dieser zweite Teil, den ich jetzt ausgelegt habe oder versucht auszulegen, soll noch diese Tragweite des Beispiels, was Jakobus erläutert, vor Augen führen.
Der Grundgedanke ist ja: Wir sollten ein heiliges Leben mit Gott führen.
Wir werden in diesem heiligen Leben mit Gott angefochten, deshalb auch der Gedanke der Anfechtung.
Jetzt sollen wir begreifen, wie dieses wahre Leben mit Gott aussieht, und dazu gehört ein verändertes Verhalten, unter anderem was das äußere Ansehen betrifft.
Glaube und Werke: Die Einheit des rettenden Glaubens
Ich lese einen weiteren Abschnitt, und zwar von Kapitel 2, Vers 14 bis zum Ende des Kapitels. Hier begegnet uns wieder das Thema, das bereits in Kapitel 1 ab Vers 19 behandelt wird: das Verhältnis von Hören und Tun, also das Verhältnis von Glauben und Werken.
Die Frage, in welchem Verhältnis Glaube und Werke zueinander stehen, ist ein Streitpunkt, der sich durch die gesamte Kirchengeschichte zieht. Wie stehen Glaube und Werke im Leben eines Christen zueinander? Das ist einer der Gründe, warum Martin Luther diesen Brief nicht besonders schätzte. Jakobus hebt die Bedeutung der Werke stark hervor. Luther hingegen hatte lange darunter gelitten, dass seine Kirche die Werke besonders betonte und dabei die Gnade zurücktrat. Er erkannte die besondere Bedeutung der Gnade Gottes, und weil ihn das so sehr beeindruckte, fiel es ihm schwer, die Bedeutung der Werke realistisch zu sehen.
Das führte dazu, dass einer von Luthers Schülern später sogar die These aufstellte, gute Werke seien schädlich für den Glauben. Warum? Weil man sich dann etwas einbildet: „Jetzt hast du etwas Gutes getan, also bist du gut, besser.“ Doch man ist ja ein totaler Sünder und kann sich nichts auf die Werke einbilden. Das klingt theologisch klug, ist aber kompletter Unsinn. Denn das steht nicht in der Bibel, und der Jakobusbrief macht das ziemlich deutlich. Falls jemand so denkt, braucht er sich nicht mehr zu outen – er liegt ziemlich daneben.
Gute Werke sind nicht schädlich für den Christen, sondern sogar notwendig. Wie das genau zusammenhängt, zeigt dieser Abschnitt. Ich lese ihn euch vor, ab Vers 14:
„Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben und hat doch keine Werke? Kann ihn denn dieser Glaube retten? Wenn nun ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und es ihnen an täglicher Nahrung fehlt, und jemand von euch würde zu ihm sagen: ‚Gehe hin in Frieden, wärme dich und sättige dich!‘, aber ihr würdet ihm nicht geben, was zur Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse erforderlich ist – was würde das helfen? So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er keine Werke hat, so ist er an und für sich tot.“
Dann wird jemand sagen: „Du hast Glauben, ich habe Werke. Beweise mir doch deinen Glauben aus deinen Werken, und ich werde dir meine Werke aus meinem Glauben beweisen.“
„Du glaubst, es gibt einen Gott, du tust wohl daran. Auch die Dämonen glauben es und zittern. Willst du aber erkennen, du nichtiger Mensch, dass der Glaube ohne Werke tot ist? Wurde nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerechtfertigt, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar darbrachte? Siehst du, dass der Glaube zusammen mit den Werken wirksam war und dass der Glaube durch die Werke vollkommen wurde? Und so erfüllte sich die Schrift, die spricht: ‚Abraham aber glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet‘, und er wurde ein Freund Gottes genannt. So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein. Ist nicht ebenso auch die Hure Rahab durch Werke gerechtfertigt worden, da sie die Spione aufnahm und auf einem anderen Weg entließ? Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.“
Das sind deutliche Aussagen von Jakobus, die zu vielen Spekulationen angeregt haben. Ich möchte das einmal so überschreiben: Hier wird unterschieden zwischen dem wahren, göttlichen Glauben und dem menschlichen Glauben.
Ich glaube, die Überschrift „Glaube und Werke“ trifft es nicht ganz genau. Der Hauptgedanke ist der Unterschied zwischen göttlichem und menschlichem Glauben. Jakobus definiert hier den göttlichen, den rettenden Glauben. Das merken wir auch deutlich, wenn wir im weiteren Verlauf des Textes lesen. Dort wird zum Beispiel Abraham als Vorbild des Glaubens genannt. Es wird gesagt: „Siehst du nicht, dass er durch Werke gerechtfertigt ist?“ Und danach wird ein Vers zitiert, der sagt: „Abraham wurde gerettet durch Glauben.“
Jakobus will uns vor Augen führen, dass der wahre göttliche Glaube immer ein Glaube ist, der sich in der Realität niederschlägt. Das heißt: Es ist kein reiner Kopfglaube. Das ist der Grundgedanke. Der biblische Glaube ist kein reiner Kopfglaube, sondern ein Glaube, der im realen Leben sichtbar wird. Das ist entscheidend.
Der menschliche Glaube ist ein bloßes Fürwahrhalten. Er kann den Menschen in Ruhe wiegen, aber er kann ihn genauso verloren gehen lassen. Das ist eine wichtige Wahrheit. Man merkt das auch oft im Gespräch mit Ungläubigen. Ich erlebe das immer wieder. Da sind Menschen, die offen für den Glauben sind, aber sagen: „Ich kann nicht glauben, ich habe noch Zweifel. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob die Bibel wahr ist.“ Diese Menschen haben meist ein Missverständnis von Glauben. Sie meinen, christlicher Glaube sei, innerlich vollkommen sicher über eine biblische Aussage zu sein. Das nennen sie Glauben.
Aber das ist nicht biblischer Glaube, sondern nur ein Grad der Gewissheit, den man hat. Der hängt manchmal nur davon ab, wie tief man über etwas nachdenkt. Dann wären die bevorzugt, die ein bisschen einfach gestrickt sind. Die glauben alles, was man ihnen sagt. Manchmal glauben sie auch das, was sie nicht glauben sollten. Sind die deshalb schneller gerettet? Nein.
Ob du Zweifel an einzelnen Aussagen der Bibel hast, entscheidet nicht darüber, ob du gerettet wirst oder nicht. Es geht nicht um intellektuelle Gewissheit über Glaubensaussagen. Ein Vers, den ich gestern schon zitiert habe, macht das deutlich: „Auch die Dämonen glauben, dass es einen Gott gibt, und sie zittern.“
Genau das trifft auch auf dich zu, wenn du sagst: „Ich bin ganz gläubig, ich bin überzeugt, dass es einen Gott gibt.“ Dann würde Jakobus sagen: „Schön, du bist auf derselben Stufe wie die Dämonen. Die glauben das auch.“
Wenn es dabei bleibt, wenn es keine Konsequenzen in deinem Leben hat, dass du davon ausgehst, es gibt einen Gott, dann ist das ein reiner Kopfglaube, ein Menschenglaube, kein rettender Glaube. Nicht das Fürwahrhalten von biblischen Aussagen rettet, sondern das Fürwahrhalten ist eine Voraussetzung.
Der Glaube ist, wie ich es euch schon definiert habe, das Vertrauen darauf. Ob du darauf vertraust, zeigt sich in deinem Lebensvollzug. Ich glaube, ich habe euch das gesagt, oder? Ich habe euch ja das Beispiel gesagt: Ich vertraue meiner Frau, aber nicht in allem. Wenn es um Computersachen geht, vertraue ich ihr nicht aus Erfahrung.
Wenn ich jetzt sagen würde, ich vertraue meiner Frau total auch beim Computer, und sie würde mich fragen: „Michael, kannst du mir mal deinen Computer leihen?“, und ich würde sagen: „Nein, den leihe ich dir nicht“, wäre das Vertrauen dann echt?
Genau das meint Jakobus. Wenn es bloße Worte sind, bedeuten sie nichts. Die Worte müssen sich in der Tat zeigen. Wenn deine Tat deinen Worten widerspricht oder dem, was du zu wissen oder zu behaupten meinst, dann sind die Worte nicht real. Sie haben keine Auswirkung auf dein Leben, deine Person oder deine Beziehung zu Gott.
Es heißt nicht „Glaube plus Werke“, sondern der richtige Glaube rettet. Nicht der reine Kopfglaube. Das ist entscheidend, denn diesen Kopfglauben haben die Dämonen auch, sagt Jakobus hier sehr deutlich.
Das ist uns ja auch vollkommen klar. Wir müssen nicht lange überlegen, um biblisches Zeugnis zu finden: Der Teufel weiß, dass es Gott gibt. Wir lesen im Buch Hiob, dass er sogar mit Gott debattiert. Er war einmal ein Diener Gottes.
Das heißt, der Teufel ist vielmehr von der Existenz Gottes überzeugt als wir alle. Ist er deshalb ein vorbildlicher Christ? Natürlich nicht. Ist er gerettet? Natürlich nicht.
Wenn der intellektuelle Glaube der rettende wäre, dann wäre der Teufel der vorbildliche Christ. Aber das ist eben nicht so. Der biblische Glaube ist das Fürwahrhalten, das zur Tat wird, zur Realität wird und unser Leben bestimmt.
Aus diesem Grund kann man Glauben und Werke nicht trennen. Nicht weil es „Glaube plus Werke“ ist, sondern weil der wahre Glaube, das wahre Vertrauen auf Gott, das umfasst, was wir tun, sagen und denken. Das ist eine Einheit. Die Trennung ist künstlich, menschlich, nicht göttlich. Das ist es, was Jakobus uns sagen will.
Deshalb geht es nicht darum, dass das eine oder das andere rettet oder die Werke retten. Nein, die Werke allein retten nicht. Deshalb sagt Jakobus ja gerade: Abraham wurde durch Werke gerechtfertigt, und zitiert danach einen Vers, der sagt, er wurde durch Glauben gerettet.
Was ist denn da, Jakobus? Du sagst, er wird durch Werke gerechtfertigt, und dann zitierst du aus dem Alten Testament, er wird durch Glauben gerettet. Ja, aber das ist kein Widerspruch. Das ist genau das, was Jakobus sagen will. Natürlich wurde Abraham durch Glauben gerettet, aber durch einen Glauben, der nicht nur im Intellekt war, sondern sich in der Tat zeigte.
Abraham konnte sagen: „Ich vertraue Gott total.“ Aber wo sieht man, ob dieses Vertrauen echt war? In der Tat. Nicht die Tat hat ihn gerettet, sondern der Glaube natürlich. Aber die Echtheit des Glaubens zeigte sich in der Tat.
So ist es auch in unserem Alltag. Überzeugungen sind meistens erst dann von Bedeutung, wenn sie sich in unserem Leben zeigen, in unserem Tun. Alles andere ist Wortgeplänkel. Da wird viel geredet, wenn der Tag lang ist, und das hat oft wenig Bedeutung.
Aber das, was wirklich unsere Überzeugung ist, an der wir festhalten, beinhaltet immer auch das Tun. Das ist, was Jakobus uns sagen will. Genauso ist es bei Rahab. Sie wird nicht als Vorbild genommen, weil sie die Leute versteckt hat – das ist die Tat –, sondern aus welchem Grund tat sie das? Natürlich aus Vertrauen auf Gott. Das wird sehr deutlich gesagt.
Jetzt kann man lange darüber diskutieren, ob es richtig war, dass sie gelogen hat, aber darum geht es hier nicht. Es geht darum, dass ihre Überzeugung, dass es den Gott Israels gibt und dass er der richtige ist, sie bewog, die Spione zu verstecken und fliehen zu lassen. Genau deshalb erwähnt Jakobus das.
Hier war das Vertrauen auf den Gott Israels, das sich in der Tat zeigte. Das ist es, was er uns auf verschiedene Weise vor Augen führen will. Deshalb sagt er auch: „Was hilft es, liebe Brüder, wenn jemand sagt, er hat Glauben und hat keine Werke?“ Die Antwort ist: Es hilft ihm nichts. Das ist eine rhetorische Frage, die man immer mit Nein beantworten muss.
Was hilft es ihm? Es hilft ihm nichts. Kann denn dieser Glaube ihn retten? Die Antwort muss hier sein: Nein. Interessant ist, dass hier nicht steht: „Kann Glaube retten?“ sondern: „Kann dieser Glaube ihn retten?“, also der Glaube, der nicht zur Tat wird.
Jakobus sagt nicht, dass Glaube nicht rettet. Natürlich rettet Glaube. Aber der Glaube, der kein biblischer Glaube ist, der nur eine Gedankenkonstruktion ist, rettet nicht. Deshalb sagt er: Kann dieser Glaube retten? Nein, dieser Glaube kann dich nicht retten.
Dann gibt er uns ein Beispiel dieses Glaubens. Das ist derjenige, der sagt: „Ich liebe alle Menschen, insbesondere die Geschwister.“ Dann kommt jemand an die Tür – man kann sich das bildlich vorstellen –, der klopft, ist ganz abgerissen und sieht schon halb verhungert aus. Du weißt, das ist ein Bruder oder eine Schwester, ein Gläubiger. Und er sagt dir: „Ich habe Hunger, ich habe heute nichts gegessen.“ Die Kleidung hängt in Fetzen, er hat kaum etwas anzuziehen.
Du kommst von deiner Bibellese, gehst hin und sagst: „Sei gesegnet, dir wird es gut gehen.“ Tür zu, und du liest weiter in der Bibel.
Da wird ganz klar gesagt: Dieser Glaube ist ein Pharisäerglaube, nicht der biblische Glaube. Jakobus macht deutlich: Wenn du wirklich Liebe zu den Geschwistern hast, wirst du in so einer Situation helfen. Daran zeigt sich, ob du Liebe hast. Das zeigt sich nicht nur in Worten, sondern in der Tat.
Deshalb ist nicht die Tat das Wesentliche, sondern der Glaube. Aber als Kennzeichen, ob es biblischer Glaube ist, kannst du darauf schauen, ob er sich im Leben zeigt oder nicht.
Deshalb nimmt er dieses Beispiel. Das ist ein Negativbeispiel. Er sagt: So sollst du es nicht tun. Das hier ist ein Zeichen von dem nicht rettenden Glauben, der nicht rettet. Aber es ist der Glaube, der sich allein in Worten äußert. Er redet fromm, wünscht dir den Segen Gottes: „Geh in Frieden, wärme dich und sättige dich!“, aber keine Tat, keine Reaktion.
Was würde ihm helfen? Natürlich nichts. So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er keine Werke hat, ist er tot.
Jakobus unterscheidet also zwischen zwei Formen des Glaubens. Der Glaube, der keine Auswirkung im Leben hat, ist tot, ein Hirngespinst. Das ist der Glaube, den Teufel und Dämonen haben. Das ist nicht der rettende Glaube.
Dann sagt er: „Du sagst, dass es einen Gott gibt? Schön, das glauben wir alle.“ Er nennt Abraham als Beispiel, und auch Rahab.
Ich hoffe, der Grundgedanke ist jetzt deutlich geworden: Glaube und Werke – ich würde es überschreiben mit „göttlicher Glaube und menschlicher Glaube“. Der menschliche Glaube gibt sich mit einem rein intellektuellen Konstrukt zufrieden. Der göttliche, rettende Glaube ist ganzheitlich, so würde ich es ausdrücken.
Ganzheitlich heißt: Er umfasst Denken und Handeln, aber es ist Glaube. Wir werden nicht durch die Tat gerettet, denn dann müssten wir sündlos sein, was wir nicht können. Aber der echte biblische Glaube hat Konsequenzen im Leben.
Wir müssen nicht die Zahl der Werke zählen, darum geht es nicht. Es ist der biblische Glaube, der rettet. Die Definition des biblischen Glaubens beinhaltet die ganzheitlichen Aspekte des Lebens eines Menschen.
Wir werden nicht nur durch ein intellektuelles Konstrukt gerettet. Jakobus nennt auch Beispiele und begründet das klar. Ich glaube, was Jakobus hier sagt, müsste uns allen einleuchten. Wir müssen mit ihm sagen: Nein, so ein Glaube kann es nicht sein. Natürlich rettet der Glaube, der Auswirkungen hat.
Die Macht der Zunge und die Verantwortung der Lehrer
Gut, dann komme ich zu einem weiteren Abschnitt, weil es gerade so gut läuft mit euch und ich die Gelegenheit nutzen möchte, eure Aufmerksamkeit einzubeziehen. Wer weiß, wie viel Zeit wir morgen haben. Also nehmen wir noch einen kleinen Abschnitt dazu, das ist Kapitel 3, Verse 1 bis 12.
Da geht es noch einmal um die Zunge, das ist uns ja auch bekannt. Ich muss gar nicht so viel dazu sagen, weil wir das gestern schon kurz angesprochen haben. Ich möchte hier noch ein paar weitere Aspekte hinzufügen.
Ich lese euch vor, Kapitel 3, Verse 1 bis 12:
"Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein strengeres Urteil empfangen werden. Denn wir alle verfehlen uns vielfach. Wenn aber jemand sich im Wort nicht verfehlt, so ist er ein vollkommener Mann, fähig auch den ganzen Leib im Zaun zu halten. Siehe, den Pferden legen wir Zäume ins Maul, damit sie uns gehorchen, und so lenken wir ihren ganzen Leib. Siehe, auch die Schiffe, so groß sie sind und so rau die Winde auch sein mögen, die sie treiben, sie werden von einem ganz kleinen Steuerruder gelenkt, wohin die Absicht des Steuermanns will. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich doch großer Dinge. Siehe, ein kleines Feuer, welch großen Wald zündet es an! Und die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. So nimmt die Zunge ihren Platz ein unter unseren Gliedern, sie befleckt den ganzen Leib und steckt den Umkreis des Lebens in Brand und wird selbst von der Hölle in Brand gesteckt. Denn jede Art der wilden Tiere und Vögel, der Reptilien und Meerestiere wird und ist bezwungen worden von der menschlichen Natur. Die Zunge aber kann kein Mensch bezwingen, das unbändige Übel, voll tödlichen Gifts. Mit ihr loben wir Gott den Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bild Gottes gemacht sind. Aus ein und demselben Mund geht Loben und Fluchen hervor. Das soll nicht so sein, meine Lieben. Sprudelt auch eine Quelle aus derselben Öffnung Süßes und Bitteres hervor? Kann auch mein Bruder einen Feigenbaum Oliven tragen oder einen Weinstock Feigen? So kann auch eine Quelle nicht salziges und süßes Wasser geben."
Jakobus führt uns hier sehr bildlich vor Augen, wie wichtig die Zunge ist. Man spürt richtig, wie ihm noch eine weitere Idee für einen Vergleich kommt. Er bringt einfache theologische Wahrheiten mit anschaulichen Beispielen nahe.
Die erste Warnung gilt nur für einen kleinen Teil von uns: "Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder." Hier sind besonders die theologischen Lehrer gemeint. Wenn du irgendwo in der Schule Mathematik oder Physik unterrichtest, bist du hier nicht angesprochen. Die theologischen Lehrer in der Gemeinde oder an der Bibelschule sind gemeint.
Warum? Ich habe es gestern schon kurz gesagt: Lehrer haben die Hauptaufgabe des Redens. Und hier wird deutlich, wie gefährlich das Reden sein kann. Wenn ein Lehrer redet, hoffen die Leute, dass sie glauben, was er sagt, und sich danach richten. Wenn er etwas Falsches sagt, schadet er nicht nur sich selbst, sondern auch der Gemeinde oder den Schülern.
Deshalb haben Lehrer eine größere Verantwortung. Wenn jemand privat etwas Falsches sagt, schadet er vor allem sich selbst. Hat er aber eine besondere Autorität durch sein Amt, schadet er durch falsche Worte vielen Zuhörern. Ein Lehrer hofft, im Denken der Menschen etwas zu bewegen. Wenn er sich dessen nicht bewusst ist, ist das umso schlimmer.
Schon wenn man privat eine Meinung äußert, ist es schlimm, etwas Falsches zu sagen. Als Lehrer sollte man sich doppelt genau überlegen, welche Meinung man äußert, weil man andere Menschen prägt und beeinflusst.
Deshalb die Warnung: "Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da sie ein umso strengeres Urteil empfangen." Das heißt nicht, dass der Lehrberuf generell schlecht ist. Er ist erstrebenswert, wie wir zum Beispiel im 1. Timotheusbrief lesen. Aber wir müssen uns der Verantwortung bewusst sein und nicht leichtfertig reden.
Jakobus will uns hier zeigen, dass eine der schwierigsten Aufgaben im geistlichen Leben das Beherrschen unseres Mundes ist. Er verwendet verschiedene Bilder, um das zu verdeutlichen:
"Wir alle verfehlen uns vielfach. Wenn jemand sich im Wort nicht verfehlt, ist er ein vollkommener Mann, fähig, den ganzen Leib zu beherrschen."
Damit sagt er, dass die größte Gefahr in unserem Leben die Sünde mit dem Mund ist. Das hat manche Mönchsorden im Mittelalter dazu gebracht, Schweigegebote einzuführen. In einigen Mönchsorden musste man schweigen, sogar beim Mittagessen. Ein Bruder las aus der Bibel oder erbaulichen Schriften vor, und alle anderen hörten zu und schwiegen, um keine überflüssigen oder negativen Worte zu äußern.
Es gab sogar Zeichen, um Bedürfnisse mitzuteilen, ohne zu sprechen. Zum Beispiel bedeutete das Anfassen der Kehle "Ich habe Durst". Es gab einen Parlatorium, einen Rederaum, der offen und ungemütlich war, damit man nur das Notwendige sagte und dann wieder schweigen konnte.
Ist das nicht toll? Sollten wir das an der Bibelschule einführen? Nein, nein, nicht wirklich. Ich habe euch gesagt, welche Folgen das haben kann. Ich nehme diesen Ansatz der Mönche ernst, weil sie begriffen haben, wie schlimm die Zunge sein kann. Aber sie haben etwas übersehen, was Jakobus später im Buch zeigt.
Jakobus sagt unter anderem: "Wenn du etwas Gutes weißt zu tun und tust es nicht, dann ist es dir eine Sünde." Damit merken wir, dass Nichtreden auch Sünde sein kann.
Der Satz "Schweigen ist Silber und Reden ist Gold" stammt nicht aus der Bibel. Nicht zu reden kann auch Sünde sein. Das ist unangenehm für alle, die mundfaul sind. Man könnte ja denken, sie seien geistlicher. Aber wenn du wenig redest, kann das deine Schwäche oder Sünde sein.
Wenn du weißt, dass du deinem Nachbarn das Evangelium erklären solltest und es nicht tust, sündigst du. Wenn du weißt, dass dein Bruder sündigt, sagt Jesus: "Geh hin und sag es ihm, aber so, dass er es verstehen kann, nicht nur, um ihn fertig zu machen." Wenn du es nicht tust, sündigst du.
Ich könnte noch mehr Beispiele nennen: Wenn du etwas nicht sagst, sündigst du. Ich muss zum Beispiel aufpassen, meiner Frau ab und zu zu sagen: "Ich liebe dich." Sonst sündige ich vielleicht auch. Sie braucht das zur Erbauung. Frauen definieren sich oft stärker über Sprache, Männer machen mehr mit sich selbst aus. Aber auch Männern tut es manchmal gut.
Wenn ihr Frauen das lest: Männer sagt es doppelt so oft, weil ihr die Herren seid und den Ton angebt. Frauen antworten dann oft. Bei uns in der Familie ist es auffällig, dass meine Frau mich häufig fragt: "Michael, liebst du mich?" Ich glaube, ich habe sie seit der Hochzeit nie gefragt. Ich gehe einfach davon aus, dass sie mich liebt.
Für meine Frau ist das keine echte Frage, sondern eine Aufforderung: "Sag mir, dass du mich liebst." Man muss als Mann oft interpretieren, was die Frau eigentlich meint. Ich habe schon diskutiert und gefragt, ob sie Zweifel hat. Aber dann habe ich verstanden: Sie will einfach hören, dass ich sie liebe.
Nicht zu sagen kann also auch Sünde sein. Es ist nicht nur Sünde, falsche Dinge zu sagen, sondern auch, wenn wir nichts sagen, wo wir etwas sagen sollten. Sonst würde Jakobus einfach sagen: "Schweig, und dann sündigst du nicht." Nein, da steht: "Wenn du deine Zunge unter Kontrolle hast."
Es gibt zum Beispiel aufbauende Worte. Wenn jemand in der Gemeinde leidet und du sagst nichts, ist das Sünde. Du solltest hingehen und ermutigen, Freude geben, Trost spenden. Das sollen wir tun. Deshalb ist die Sache nicht so einfach.
Jetzt verstehen wir, warum Jakobus es so schwerfällt, mit der Zunge richtig umzugehen. Wir sind oft schneller mit der Zunge als mit Taten. Wie schnell kann man etwas sagen? Mit elektronischen Medien noch schneller.
Ich habe euch, glaube ich, schon gesagt, dass ich seit einigen Monaten eine Seite bei Facebook habe. Wenn ihr meine Freunde werden wollt, seid herzlich eingeladen. Ich habe die Absicht, über Facebook Menschen zu ermutigen, geistliche Impulse zu geben. Nicht alle lesen das, aber einigen tut es gut.
Man kann Worte für Positives benutzen. Aber auf manchen Seiten bei Facebook sehe ich viel Lästerei und Negatives. Warum? Weil man dort leichter negative Dinge sagt, wenn man die Leute nicht direkt sieht. Es gibt Seiten, wo über Lehrer gelästert wird. Das ist Sünde.
Es gibt auch positive Sünden: Schnell wird bei Facebook gelobt, aber oft ist das nichts wert. Ich habe nichts dagegen, wenn ihr mir schreibt: "Ich mag dich" statt "Ich hasse dich." Aber oft wird gelogen und übertrieben.
Das gilt nicht nur für gesprochene Worte, sondern auch für geschriebene. Wir sind verantwortlich für Halbwahrheiten und Übertreibungen. Mit Worten können wir viel sündigen, und wir tun es. Warum? Weil wir jeden Tag reden.
Wenn wir alles zusammennehmen, reden wir viel im Geschäft, zuhause, für uns selbst, schreiben E-Mails oder posten bei Facebook. Es gibt viele Worte, die wir äußern. Deshalb ist es schwierig, richtig damit umzugehen.
Jakobus will uns an diesen Beispielen zeigen, dass das, was wir reden, keine Nebensache ist. Man könnte sagen: "Ich bringe doch keinen um, ich sage nur, dass ich Leute hasse." Aber Jakobus sagt: Das ist auch Sünde und genauso schlimm.
Du schadest dadurch Gott, deinem Nächsten, jedem, der es liest oder hört, und dir selbst in deinem Denken. Es ist zerstörerisch. Wahrscheinlich tun wir mit Worten mehr Böses als mit Taten. Das macht es zu einem schwierigen Übungsfeld.
Die Bilder sind klar, auch wenn sie unserer Lebenswelt nicht mehr entsprechen. Zum Beispiel: "Den Pferden legen wir Zäume ins Maul, damit sie gehorchen, und lenken den ganzen Leib." Für diejenigen, die mal auf einem Pferd saßen, ist das klar.
Das Pferd hat vorne ein Maul, darin ein Metallstück, an dem Zügel befestigt sind. Willst du nach rechts, ziehst du rechts, willst du nach links, ziehst du links. Das Pferd geht normalerweise in diese Richtung. Wer reiten kann, weiß das.
Die Aussage ist nicht, dass der Mensch wie ein Pferd ist, sondern dass ein kleines Teil eine riesige Sache in Gang setzen kann. Ein riesiges Pferd wird durch ein kleines Metallstück im Maul gelenkt.
Die Grundaussage ist, dass Reden oder die Zunge eine Kleinigkeit zu sein scheint, aber doch die ganze Welt bestimmt. Das soll uns deutlich gemacht werden.
Dasselbe sagt er mit dem Schiff und dem Steuerruder: Ein riesiges Schiff wird von einem kleinen Steuerruder gelenkt, obwohl es unwesentlich aussieht. Aber es ist entscheidend.
Genauso mit der Flamme: Ein riesiger Wald ist stabil, aber ein kleines Feuer kann ihn in Brand setzen. Das sehen wir bei großen Waldbränden, zum Beispiel in Spanien.
Das soll uns zeigen: Eine kleine Flamme kann einen großen Wald zerstören. Eine Kleinigkeit kann immense Auswirkungen haben.
Jakobus will uns das vor Augen führen. Deshalb achtet umso mehr auf eure Zunge, was ihr sagt oder nicht sagt. Beides kann falsch sein und Auswirkungen in der sichtbaren und unsichtbaren Welt haben, in eurem Denken und bei denen, die zuhören.
Dann sagt er noch: Der Mensch kann vieles beherrschen, sogar Tiere unterdrücken und beherrschen. Heute meinen wir oft, durch Technik die Welt unter Kontrolle zu haben.
Aber Jakobus sagt: Unsere Zunge zu kontrollieren, schaffen wir nicht. Er merkt, wie schwierig das ist. Wir sollen nicht aufgeben, aber uns der Tragweite bewusst sein.
Im nächsten Gedanken sagt er: Es reicht nicht, mal Gutes und mal Böses zu sagen, so dass es sich ausgleicht. Nein, durch dein Reden zeigt sich, wie dein Herz ist.
Ist dein Herz von Gott bestimmt, soll Gutes aus deinem Mund kommen. Im täglichen Leben ist das so. An dem, was du sagst, soll man erkennen, wer in dir wohnt.
Beispiele: Eine Quelle gibt nur Süßwasser. Ein Feigenbaum trägt Feigen, keine Oliven. Eine Pflanze mit Weinreben ist eine Weinpflanze.
Übertragen auf Christen: Wenn ein Christ ständig lästert, ist das so, als hätte ein Feigenbaum Oliven. Das geht nicht!
Jakobus will uns sagen: Wenn Gott in deinem Herzen regiert, muss sich das im Denken und Reden zeigen. Sonst ist es ein Etikettenschwindel.
Das fordert uns heraus. Zum Glück haben wir gerade gelesen: Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht. Das müssen wir im Hinterkopf behalten.
Wenn nur das Wort hier stünde, müssten wir alle sagen: Oh, wie schlimm, wir gehen alle verloren. Zum Glück ist das nicht so.
Die Herausforderung an Christen ist: Mach es so, wie wir streben. Wenn das nicht sichtbar ist, stimmt etwas nicht in deinem Herzen. Wenn du mal fromme und mal unfromme Worte sagst, stimmt auch etwas nicht.
Das Bestreben sollte sein, dass unser Denken und Reden immer mehr von Gott geprägt sind.
Mir geht es oft so, besonders im Gespräch mit Nichtgläubigen, dass ich merke, wie brutal viele mit ihrer Sprache umgehen. Das wird mir immer deutlicher, je länger ich Christ bin.
Das liegt auch daran, dass Gott mir durch den Heiligen Geist immer mehr zeigt, was ich sagen soll und was nicht. Ich bin noch weit davon entfernt, fehlerlos zu sein.
Aber ich habe gelernt, was ich sagen soll, was nicht und vor allem wie ich es sagen soll. Es ist nicht nur eine Frage des Sagens, sondern auch des Wie.
Manche knallen Ungläubigen einfach vor den Kopf: "Du wirst in die Hölle gehen, Sünder, kehre um." Das ist die Wahrheit, aber oft unweise gesagt. Der andere schließt die Tür und sagt: Mit dem Extremisten will ich nichts zu tun haben.
Du hast die Wahrheit gesagt, aber trotzdem gesündigt. Du solltest so reden, dass der andere es versteht. Das Ziel ist nicht nur, es gesagt zu haben, sondern ihn zu gewinnen.
Oder du kannst einem Bruder sagen, der sündigt: "Du Sünder, halt endlich den Mund!" Vielleicht hast du ihm die Wahrheit gesagt, aber das Ziel ist nicht nur die Wahrheit, sondern Veränderung.
Du musst überlegen, wie du die Veränderung am besten erreichst. So sollst du reden.
Ein hervorragendes Beispiel ist Nathan, der zu David kommt. Die Sünde war klar, da musste nicht viel gedeutet werden.
Nathan hat überlegt, wie er es David am besten sagt. Wahrscheinlich war auch Eigennutz dabei, denn Könige waren manchmal spontan und konnten jemanden hinrichten.
Aber Nathan hatte geistliche Klugheit. Er erzählte eine Analogie, eine Geschichte, die erst nichts mit der Sache zu tun hatte.
Das ist eine Hollywood-ähnliche Geschichte: Der Gute und der Böse sind von Anfang an klar. Ein reicher, böser Mann, der viel hat und andere unterdrückt, und ein armer Mann mit nur einem Schaf.
Der Reiche raubt dem Armen das Schaf, schlachtet es und gibt es seinem Gast. Jeder denkt: "Dieser böse Kerl!" So denkt auch David.
David sagt: "Der muss ins Gefängnis, er muss das Doppelte zurückgeben." Dann sagt Nathan: "Du bist der Mann!"
David konnte nicht mehr zurück. Die Geschichte war klar, und plötzlich kam die Einsicht.
Es geht hier nicht um Davids Sünde, sondern darum, wie man etwas sagt. Nathan fand den richtigen Weg zum Herzen von David, der innerlich verhärtet war.
Diese Geschichte war für David genau passend. Deshalb ist es nicht nur wichtig, ob du etwas sagst oder nicht, sondern auch, wie du es sagst.
Mach dir Gedanken und sprich mit Gott darüber, wie du das sagst, was gesagt werden soll. Das gehört auch dazu, ein vollkommener Mann oder eine vollkommene Frau zu sein, die ihren Mund unter Kontrolle haben.
Das ist eine riesige Herausforderung.
Es ist toll, dass wir heute gleich anfangen können zu üben. Wir sind zusammen, reden viel miteinander. Es soll nicht zum Schweigen führen, sondern dazu, das Richtige zu sagen.
Das ist die Herausforderung des Gebots Gottes: an der richtigen Stelle reden, den richtigen Inhalt, und das ist die große Herausforderung.
Zum Glück haben wir Gott, der uns hilft, der uns an die Hand nimmt, der uns vergibt, wenn wir falsch reden, der uns neu die Chance gibt, wieder anzufangen und weiter zu üben.
Wir können ihn als Vorbild nehmen.
Lasst uns mitnehmen: Reden ist eine wichtige Sache in unserem Leben. Wir müssen lernen, richtig zu reden.
Jakobus will uns das sagen: Richtiges Reden gehört zum richtigen Christsein dazu. Reden ist für Jakobus eine Tat. Dein Leben ist Teil des Glaubens, und er wendet das auf das Reden an.
Wenn du richtig glaubst, hat das Auswirkungen auf dein Reden. Du sollst sensibel sein für die Veränderung in dir.
Wenn der Heilige Geist in dir redet, zeigt er dir, was falsch war, macht dir ein schlechtes Gewissen und hilft dir, zu wachsen, indem du deinen Mund richtig benutzt.
Wir haben uns heute Gedanken gemacht, wie wir mit Menschen umgehen, das Ansehen der Person.
Jakobus sagt: Auch wenn du das für eine Nebensache hältst, ist es eine extrem wichtige Sache. Wenn du in einer Sache versagst, ist das aus Gottes Sicht genauso schlimm wie in einer anderen. Du bist Sünder, und Sünder müssen umkehren.
Verändere deine Haltung zum anderen, beurteile ihn nicht nur nach dem Äußeren.
Der zweite Gedanke: Der wahrhaft göttliche Glaube verbindet Denken und Handeln. Man kann sie nicht trennen.
Das, was du tust, spiegelt wider, was du denkst und wovon du überzeugt bist. Umgekehrt zeigt sich eine echte Überzeugung im Leben.
Deshalb ist der wahrhafte biblische Glaube einer, der sich auch in Taten zeigt. Der menschliche Glaube ist nur ein Wissen um Wahrheiten, wie die Dämonen das haben, die wissen, dass es einen Gott gibt.
Drittens haben wir die Herausforderung gesehen, dass wir zur richtigen Zeit das Richtige sagen sollen, an der richtigen Stelle schweigen, an der richtigen Stelle sprechen und das auf eine gottgemäße Weise.
Jetzt haben wir eigentlich schon Herausforderungen für den Rest der Freizeit. Es geht morgen früh und in den nächsten Tagen weiter.
Gut, an dieser Stelle möchte ich gerne mit euch beten und Gott bitten, uns Weisheit zu geben, richtig mit dem Gehörten und Gesagten umzugehen.
Ich lade euch ein, dazu aufzustehen, und bete zum Abschluss:
Vater im Himmel, ich danke dir für den Jakobusbrief und für die vielen konkreten Dinge, die darin stecken. Ich bitte dich, dass du uns hilfst, die Dinge, die du als Sünde nennst, nicht als Kavaliersdelikte abzutun, sondern ihnen nachzugehen.
Hilf uns, die Menschen mit deinen Augen zu sehen und nicht nur nach dem Äußeren zu beurteilen.
Ich bitte dich für mich und alle Lehrer unter uns, dass wir unsere Verantwortung vor dir ernst nehmen und nicht leichtfertig reden.
Ich bitte dich für uns alle, dass du uns den Glauben schenkst und entwickelst, der echter, rettender Glaube ist.
Ich danke dir für alle, die diesen Glauben haben und deren Leben du Stück für Stück veränderst. Mach weiter so und hilf uns, offen für Veränderung zu sein, damit wir nicht bei einem Kopfglauben stehenbleiben, sondern einen lebendigen, ganzheitlichen Glauben haben.
Hilf uns, richtig mit unserem Mund umzugehen, die Möglichkeiten zu nutzen, die du uns gegeben hast, um Menschen zu erbauen, zu korrigieren und auf dich hinzuweisen.
Wo unser Mund uns verführt, Negatives und Falsches zu sagen, hilf uns, das sein zu lassen.
Erinnere uns daran, wenn wir falsch reden, dass wir damit aufhören.
Danke, dass du uns bei all diesen Herausforderungen im Jakobusbrief Vergebung zusprichst, wenn wir Fehler einsehen und bereuen.
Danke, dass du uns nicht nur ein unerreichbares Ideal vor Augen malst, sondern uns an die Hand nimmst, uns hilfst, dahin zu kommen und uns vergibst, wenn wir versagen.
Danke dafür. Amen. Amen.