Einführung in die erste Leidensankündigung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 380: Die erste Leidensankündigung, Teil drei.
In der letzten Episode haben wir uns mit den Motiven beschäftigt, die dazu führen können, dass wir wie Petrus anfangen, den Herrn Jesus zu tadeln.
Schauen wir uns nun die Reaktion Jesu an.
Jesu Ankündigung seines Leidens und die Reaktion Petrus'
Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem gehen müsse. Dort werde er von den Ältesten, den hohen Priestern und den Schriftgelehrten vieles Leiden, getötet werden und am dritten Tag auferstehen.
Petrus nahm ihn beiseite und begann, ihn zu tadeln. Er sagte: „Gott behüte dich, Herr, das wird dir keinesfalls widerfahren.“
Jesus aber wandte sich um und sprach zu Petrus: „Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Anstoß! Denn du denkst nicht an das, was Gottes ist, sondern an das, was der Menschen ist.“
„Geh hinter mich, Satan!“ – kaum eine gröbere Zurechtweisung ist aus dem Mund Jesu bekannt. Es bedeutet so viel wie: „Geh mir aus den Augen, geh weg, du Teufel!“
Bedeutung des Begriffs „Satan“ und die scharfe Reaktion Jesu
Kurz zum Begriff Satan: Dieser stammt aus dem Hebräischen und bedeutet „Widersacher“. Im Neuen Testament bezeichnet Satan üblicherweise den Teufel. Hier aber verwendet Jesus den Begriff, um Petrus aufs Schärfste zurechtzuweisen.
Petrus wird in diesem Zusammenhang für Jesus zum Teufel, weil er tut, was normalerweise der Teufel tut. Er wird zum Versucher und stellt sich gegen den Messias, um ihn von seinem Weg abzubringen.
Warum reagiert Jesus so scharf? Er hätte doch auch einfach sagen können: „Du, Petrus, warte einfach noch ein wenig ab, du wirst schon sehen, wie alles passt. Weißt du, die Schriften müssen sich erfüllen.“ Das tut er aber nicht. Er bleibt nicht cool.
Die menschliche Seite Jesu und die Anspannung vor seinem Leiden
Mir scheint, dass in dieser Dramatik etwas deutlich wird, was wir sonst leicht übersehen: die Anspannung Jesu. Der Herr Jesus ist nicht der emotionale Felsbrocken, der sich einmal darauf einstellt, dass er sterben muss, und dann stoisch und gefühllos seinen Weg ans Kreuz geht.
Er ist ganz Mensch, ein Mensch mit Ängsten. An anderer Stelle spricht er davon, dass seine Seele bestürzt ist oder dass er sehr betrübt ist. Das bedeutet wohl, dass er vor dem Weg, der vor ihm lag, Angst hatte.
Stellen wir uns Folgendes vor: Da hat er schon enge Vertraute, die Jünger. Er vertraut sich ihnen an und teilt mit ihnen seine Berufung. Was würden wir uns in einer solchen Situation wünschen? Ganz klar, dass unsere Freunde mit Verständnis reagieren, uns Mut machen und uns versichern, dass sie an unserer Seite bleiben. Dass sie für uns da sind und uns beistehen – dazu sind Freunde doch da!
Sprüche 17,17: Ein Freund liebt zu jeder Zeit, und als Bruder für die Not wird er geboren.
Das Versagen von Petrus und die Bedeutung von nahestehenden Menschen
Und genau hier versagt Petrus. Schlimmer noch: Er hätte einfach betroffen schweigen können. Doch stattdessen stellt er sich gegen seinen Herrn. Gott behüte dich, Herr, dies wird dir keinesfalls widerfahren. Mit meinen Worten, Jesus: Nein, das darf auf keinen Fall passieren. Das kann auf keinen Fall Gottes Wille für dich sein.
Merkt ihr die Spannung? Auf der einen Seite steht der Sohn des lebendigen Gottes, der den Willen des Vaters tun will. Auf der anderen Seite sein engster Vertrauter, der ihn genau davon abbringen will.
Was mir bei dem Herrn Jesus oft auffällt, ist seine Einsamkeit. Er hat zwar die Jünger, aber keine liebe Frau oder einen besten Freund. Das heißt, keine Menschen, denen er mal sein Herz ausschütten kann. Die Jünger sind für ihn mehr Familie als irgendjemand sonst.
Wenn sich also ein Petrus gegen ihn stellt – und sei es aus noch so gut gemeinten Gründen – dann ist das jemand, der ihm nahesteht. Es sind solche nahestehenden Menschen, die uns am leichtesten beeinflussen. Ihre Liebe und ihr Verständnis sind allergrößte Ermutigung. Ihr Unverständnis oder ihre Ablehnung kann hingegen völlig entmutigen, das wissen wir.
Das ist der Grund, warum Eltern ihre Kinder nicht auf falsche Weise kritisieren dürfen. Es gibt einfach Menschen, deren Zuspruch uns zu Höchstleistungen anspornt. Andere rauben uns mit ihrer Kritik das letzte bisschen Motivation.
Petrus als Versucher und die tiefgehende Wirkung seiner Kritik
Und so ein Mensch war Petrus. Er wurde für seinen Rabbi zum Anstoß, das heißt zu einer echten Versuchung. Seine Kritik prallt nicht einfach an Jesus ab, sondern trifft ihn ganz tief. Deshalb reagiert Jesus so scharf. Jedenfalls denke ich, dass es daran liegt.
Noch etwas ist wichtig: Markus Kapitel 8, Verse 32. Dort heißt es: „Er redete das Wort mit Offenheit, und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln.“ Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und tadelte Petrus. Er sagte: „Geh weg hinter mich, Satan, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.“
Hier steht, dass Jesus einen Blick auf die anderen Jünger wirft. Wahrscheinlich bekommen sie mit, was Petrus tut. Wir können ruhig davon ausgehen, dass sie sich vorher miteinander über das ausgetauscht haben, was Jesus über Ablehnung, Ermordung und Auferstehung gesagt hatte.
Die Zurechtweisung als Zeichen für alle Jünger und die Gefahr menschlicher Motivation
Die Reaktion von Jesus war mehr als nur eine persönliche Zurechtweisung; sie war ein Zeichen an alle. Jeder sollte verstehen, wie falsch sein Denken ist. Dabei muss klar sein, dass Petrus, der mit seinem Christusbekenntnis zunächst richtig lag, nun falsch liegt.
Die deutliche Abfuhr für Petrus ist ein Fingerzeig für alle. Jesus sagt: „Geh weg hinter mich, Satan, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.“ Menschliche Motivation ist das Problem. Dieses Thema ist ein guter Abschluss für diese Episode.
Es ist leicht, auf Petrus zu zeigen und ein wenig darüber zu schmunzeln, wie er innerhalb weniger Verse vom Vorzeigejünger mit exklusiver Offenbarung von oben zum „Satan“ wird.
Selbstreflexion: Die Gefahr, menschlichen Zielen Vorrang vor Gottes Willen zu geben
Die Frage, die wir uns dabei stellen dürfen, lautet: Wo stehe ich in der Gefahr, auf das zu sinnen, was der Mensch ist? Wo verfolge ich mit meinen ganzmenschlichen Zielen das Bestreben, Gott Vorschriften zu machen? Und zwar Vorschriften darüber, wie er mit mir, meinen Wünschen, meinen Träumen oder ganz allgemein mit meinen Vorstellungen vom Leben umgehen soll.
Wo decken sich meine eigenen Ziele nicht mit den Zielen Gottes, sondern mit denen, die jeder Mensch in Deutschland hat? Und wo werden diese menschlichen Ziele so wichtig, dass sie wichtiger werden als Gottes Reich?
Ich kann die Frage auch anders formulieren: Was ist mir so wichtig, dass Gott es mir nicht wegnehmen darf? An welchen Personen, Dingen oder Träumen hängt mein Herz so sehr, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, dass Gott es noch gut mit mir meint, wenn er sie mir nimmt?
Oder hängt mein Vertrauen in die Güte Gottes an den Dingen, die er mir schenkt? Oder vertraue ich Gott, weil ich ihm als Person vertraue – eben auch dann, wenn ich seine Wege mit mir nicht mehr verstehe?
Abschluss und praktische Anregungen
Was könntest du jetzt tun? Mach noch ein wenig weiter damit, zu allen theologischen Positionen, die du hast, passende Bibelstellen herauszuschreiben.
Das war's für heute.
Gibt es noch Leute, die auf deiner Gebetsliste fehlen? Nimm dir jetzt Zeit, deine Liste zu überarbeiten.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.