Die Welt als Königreich Gottes neu entdecken
Das wollen wir neu lernen: Die Welt wieder als das Königreich unseres Gottes zu sehen und uns daran zu freuen.
Diese leidende Welt, in der so viel geweint wird, bleibt dennoch das Königreich unseres Gottes.
Wir haben vor, einige Predigten über die ersten Kapitel der Bibel zu halten. Dabei wollen wir nicht nur das wiederholen, was man in vielen gelehrten Büchern findet, die sich mit wissenschaftlichen Fragen beschäftigen.
Vielmehr möchten wir durch das Wort Gottes ein Licht auf unserem Weg erhalten und Klarheit für unser Leben gewinnen.
Die Schöpfung in den ersten Tagen
Ersten Mose 1,1-13
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe. Der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Da sprach Gott: „Es werde Licht!“ Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Er schied das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. So entstand Abend und Morgen, der erste Tag.
Dann sprach Gott: „Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern.“ Gott machte die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. So geschah es. Gott nannte die Feste Himmel. Es entstand Abend und Morgen, der zweite Tag.
Gott sprach weiter: „Das Wasser unter dem Himmel sammle sich an besondere Orte, damit man das Trockene sehe.“ Und es geschah so. Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach Gott: „Die Erde lasse aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, und fruchtbare Bäume auf Erden, die an jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist.“ Und es geschah so. Die Erde ließ Gras und Kraut wachsen, das Samen bringt, jedes nach seiner Art, und Bäume, die Früchte tragen, in denen ihr Same ist, an jeder nach seiner Art.
Gott sah, dass es gut war. So entstand Abend und Morgen, der dritte Tag.
Die Schöpfung von Licht, Leben und Tieren
Und Gott sprach: Es sollen Lichter an der Feste des Himmels sein, die Tag und Nacht scheiden und Zeichen geben für Zeiten, Tage und Jahre. Sie sollen Lichter an der Feste des Himmels sein, damit sie auf die Erde scheinen. Und es geschah so.
Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiert, und ein kleines Licht, das die Nacht regiert. Dazu auch die Sterne. Gott setzte sie an die Feste des Himmels, damit sie auf die Erde scheinen und Tag und Nacht regieren sowie Licht und Finsternis scheiden. Und Gott sah, dass es gut war.
Da war es Abend und Morgen, der vierte Tag.
Und Gott sprach: Das Wasser soll wimmeln von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen über der Erde unter der Feste des Himmels.
Die Erschaffungsgeschichte ist wichtig, denn Gott gibt der Welt die Kraft, dass die Erde aufgehen lässt die Pflanzen und das Meer die Fische hervorbringt.
Gott schuf große Walfische und alles Getier, das im Wasser lebt und webt, jedes nach seiner Art. Ebenso alle gefiederten Vögel, jedes nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch, erfüllt das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf der Erde.
Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag.
Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so.
Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
Und Gott sprach: Nein, da brechen wir ab. Das machen wir das nächste Mal von Vers 26 an, von der Erschaffung des Menschen.
Herr, erkläre uns die Werke deiner Hand! Amen!
Die Schönheit der Schöpfung im Alltag erleben
Jetzt möchte ich Sie an all die schönen Bilder erinnern, die Sie schon von dieser Welt gesehen haben. Diese Bilder müssen noch einmal vor unserem inneren Auge vorbeiziehen.
Vielleicht war es an einem Herbsttag der Sonnenschein, der durch eine Waldlichtung fiel, wo man den Dunst sieht und die Farben der Natur noch einmal aufleuchten. Es könnten Urlaubseindrücke aus den Bergen gewesen sein – die wilde Schroffheit der Bergriesen in ihrem ewigen Schnee und das liebliche Tal. Vielleicht war es die Gewalt des Meeres im Sturm oder ein Augenblick, in dem wir vor dem Wunder eines eben geborenen Kindes standen.
Irgendwo hat uns die Macht und Größe Gottes eingefangen. Seit es Menschen gibt, haben sie über die Größe der Schöpfung nachgedacht, ja gekrübelt, und versucht, das Geheimnis der Natur zu verstehen. Je mehr Menschen darüber nachdenken, desto deutlicher wird auch, dass hinter diesen Fragen nach dem Verständnis die Frage nach dem eigenen Leben steht.
Woher kommt die Welt, und woher komme ich? Wo war ich vor zweihundert Jahren? Und wo werde ich sein, wenn ich mein Leben beschließe? Was steht hinter dieser ganzen Welt, die ich betasten, berühren und sehen kann? Wohin läuft sie, und was können wir über diese Welt an ewigen Aussagen machen?
Ich bin froh, dass uns das Wort Gottes einige wichtige Hinweise gibt. Heute möchte ich an drei Stellen zeigen, wie es uns etwas zerstört. Das, was hier in der Bibel steht, wendet sich gegen unsere trügerischen Hoffnungen.
Die trügerische Hoffnung auf Zufall und ihre Grenzen
Wenn man sich heute ein wenig umhört, wie die Menschen die Welt verstehen, in der sie leben, wird das oft mit einer saloppen Leichtigkeit gesagt: „Das ist eben alles so geworden.“
Fragt man jedoch nach, wie das denn genau so geworden sei, antworten die Menschen sehr unbekümmert. „Nun, wie soll das auch gegangen sein? Ich weiß es nicht. Es wird eben so gekommen sein“, sagen sie. So, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. „Das ist von alleine gekommen“, sagen sie dann, „das ist von selbst gekommen.“
Dabei fällt immer wieder das Wort „Zufall“, das sich bei den meisten Menschen als Grundhaltung eingebürgert hat.
Ich möchte hier, da ich in Biologie und Physik immer zu schlecht war, nicht versuchen, in die Geheimnisse der großen Erkenntnisse der Menschen über die Weltentstehung einzudringen. Aber ich habe mir einen Satz von einem Forscher namens De Neuilly notiert. Er sagt: Damit nur ein Eiweißmolekül in der Welt aus Zufall entsteht, müsste man die Elemente mit Lichtgeschwindigkeit schütteln, um die nötigen Kombinationen zu erreichen.
Und man bräuchte, damit nur ein Eiweißmolekül aus Zufall entstehen könnte, eine Zeit von zehn hoch zweihundertvierunddreißig Milliarden Jahren. Ganz zu schweigen davon, dass ein Lebewesen nur durch Zufall entstehen könnte.
Schon von dieser Seite her ist der Gedanke an den Zufall, der die meisten Menschen bewegt, so lächerlich und sinnlos. Und doch müssen wir immer wieder sagen: Ich kann keinen Menschen über seinen natürlichen Verstand zur Erkenntnis der Größe Gottes führen.
Und Sie sollten das doch wissen. Deshalb wollen wir auch nicht mehr versuchen, anderen diese Erkenntnis anzudemonstrieren. Man kann an Gott, den Schöpfer, nur glauben durch Offenbarung.
Das, was hier auf den ersten Blättern der Bibel steht, ist Offenbarung, die Gott denen gegeben hat, die sie für uns aufgezeichnet haben. Das ist Erleuchtung. Ein Licht muss uns Gott aufstecken.
Ich muss das gleich gegen das Missverständnis abwehren, wenn wir sagen, das sei also eine Glaubensaussage. Wir meinen ja nicht, dass Glauben etwas sei, das sich jeder nach seinem Gutdünken zurechtlegen könnte. Glauben ist kein Spiel der eigenen Phantasie, so wie jeder sagt: „Ich habe meinen eigenen Glauben“ oder im Württembergischen „mein eigenes Gläuble“, das man sich nach Belieben bastelt. Darum kann es nie gehen.
Im Hebräerbrief, Kapitel 11, steht: „Durch den Glauben“ – das meint im Neuen Testament das Erkennen Jesu – „sind wir davon überführt worden, von der Wahrheit überführt worden, dass die Welt durch Gottes Wort gemacht ist.“
Das können Sie anders nicht erkennen und anders nicht verstehen.
Die doppelte Grundlage der Welterkenntnis
Für uns hat die Welterkenntnis einen doppelten Grund. Wenn wir in die Welt hinaussehen, sind wir überwältigt von der Macht und Größe der Schöpfung, die wir sehen. Je mehr wir in die geheimnisvolle Natur eindringen, desto mehr tritt uns die Größe Gottes entgegen. Vor einem gläubigen Menschen wird diese ganze Natur durchsichtig.
Doch es kommt noch etwas anderes hinzu: Ein inneres Überführtwerden durch das Wissen um die Größe Jesu, wie er diese ganze Welt zusammenhält. Das gehört für uns unbedingt dazu.
Nun muss ich darüber sprechen, wie die trügerische Hoffnung auf den Zufall heute unser Leben behindert, es zerstört und die meisten Menschen sogar daran hindert, das Glück des Lebens zu finden.
Die Welt als Chaos und Gottes ordnendes Wort
Und jetzt wollte ich die ganzen Verse noch einmal durchgehen, in denen steht, wie die Erde wüst und leer war. Im Hebräischen heißt es hier „Tohu wa Bohu“, was die Welt des Chaos beschreibt. In dieses Chaos spricht Gottes Schöpfungswort hinein, mit dem Befehl: Es werde.
Dann ordnet Gott aus diesem Chaos eine schöne, unbegreiflich schöne Welt. Wenn solche Dinge durch Zufall entstehen würden, dann gäbe es einen Grund, warum wir das Chaos unseres Lebens, das ja immer wieder sichtbar wird, noch lange vor uns herschieben.
Wir leben ja gar nicht in der heilen Schöpfung, sondern als zerrissene Menschen. Mit wilden Sinnen, die wir nicht zähmen können, mit finsteren Gedanken, mit einem Geist, der uns nicht zum Licht führt, sondern oft in die Tiefe. Mit einem Leib, der uns viele Rätsel aufgibt und den wir kaum steuern können. Und wenn uns dann noch die Seelenärzte hineinleuchten in die Tiefe unseres Unterbewusstseins, dann erkennen wir das Wunder der Schöpfung.
Gott hat diese Chaosmächte nur gebannt. Im Sündenfall sind sie wieder in die Welt gekommen. Mit unserem Paktieren mit dem Teufel, mit der Sünde, kommen die ganzen Zerstörungsmächte in unser Leben. Wer Sünde tut, der wird der Sklave der Sünde.
Nun haben die meisten Leute die Meinung, das werde sich von allein machen. Es kommen sicher bessere Zeiten. Hier wirkt sich der Glaube an den Zufall so verhängnisvoll aus.
Nein, keine Ehekrise meistert sich von allein. Keine Schwierigkeit im Leben löst sich von selbst. Sie können auch nicht mit irgendeiner Willensanstrengung gegen all diese Fehlentwicklungen ihres Lebens angehen.
Wüst und leer, unfruchtbar, verdorrt, so dass nichts darauf wachsen kann – so war das dort, wo Gott spricht. Wir glauben gar nicht, dass die Urstofflichkeit der Welt für uns irgendetwas Befriedigendes hat.
Mir geht es jetzt darum, dass wir heute vor Gott erkennen, wie er ein Leben heil machen kann, wie er es zurechtbringt und neu macht. Wie er das Wüste und Leere neu ordnet.
Es braucht gar nichts anderes als ein Befehlswort, und es geschieht. Er ruft dies hinein, in ihr Chaos hinein. Heute morgen ruft Gottes Schöpfungswort: Es werde!
Wenn Jesu Heilungskraft sie berührt, dann wird ein Leben frei von allen schrecklichen Veränderungen. Es ist ein Heilungsprozess ungeahnten Ausmaßes, der bis in unser pervertiertes Charakterleben hineinreicht.
Das Große ist, dass Jesus Menschen umformt und neu schafft. Diese Schöpfungsgeschichte ist ja nicht nur eine Geschichte, die wir in der ersten Schöpfung sehen, sondern heute in der Neuschöpfung durch Jesus noch einmal.
Das hat Paulus im Epheserbrief und im Kolosserbrief so deutlich gemacht, dass die ganze erste Weltschöpfung schon durch Jesus geschehen ist. Er hat damals sein Wort gerufen über das Chaos der Welt: Es werde!
Er ruft es heute noch einmal hinein. Warten Sie doch nicht auf irgendwelche Zufälle – die kommen nicht!
Die Kraft des Lichts gegen die Finsternis
Und die Finsternis der Welt
Wenn der Prophet Jesaja sagt: „Finsternis bedeckt das Erdreich“, dann beschreibt er eine Welt, die von Dunkelheit umhüllt ist. Wenn man heute sieht, wie junge Menschen ziellos umherirren, nichts vom Leben erwarten, keine Hoffnung und keine Freude haben, möchte man nur beten und rufen: Herr Jesus, ruf du noch einmal hinein, es werde Licht.
Wissen Sie, dass es kein zerstörtes Leben gibt, auch wenn alle Regungen der Liebe erstorben sind und nur noch Hass vorhanden ist? In diesem Zustand kann Jesus dennoch Licht schaffen – ein so helles Licht, dass alles neu wird. Er scheidet Licht und Finsternis. Das geschieht im Wunder der Bekehrung, wenn ein Mensch umkehrt und die Hand Gottes fasst.
Dann kommt es zur Trennung und zur Erneuerung des Lebens. Gott, der sprach: „Es werde Licht aus der Finsternis“, hat einen hellen Schein in eure Herzen gegeben. Wir leben nicht nur im Rückblick und denken nicht nur an die schönen Blumen, die blühen, oder an das Grün der Wälder.
Vielmehr bitten wir: Mach in mir deinem Geist Raum, Herr, heute! In meinem krisenhaften Leben möchte ich dir wertvoll sein, ein guter Baum, der Wurzeln treibt. Verleihe mir, dass ich deinem Ruhm diene und in deinem Garten eine schöne Blume und Pflanze bleibe.
Ich wünsche mir, dass sich das, was wir hier lesen, jetzt auswirkt – in erneuerten Familien, in einem neuen Bezug zu unserem Körper und unserem Leib sowie all den Kräften unseres Lebens. Es soll zu einer ganz neuen Einstellung führen, auch zur Lebenszeit bis hin zum hohen Alter, das uns Gott schenkt. Diese Gaben unseres Gottes will er erleuchten und hell machen.
Die Gefahr der Isolierung ohne Gottes Schöpfungsgeschichte
Ich habe also gegen trügerische Hoffnungen gesprochen, gegen diesen Glauben an den Zufall. Jetzt muss ich ein Wort gegen die qualvolle Isolierung sagen, in der Menschen die Schöpfungsgeschichte nicht mehr kennen, das Wunder der Erschaffung der Welt und ihres Lebens nicht mehr wahrnehmen und sich zurückziehen.
Das ist ja alles ganz alltäglich. Einst hat der große Gelehrte Rousseau uns auf die Spur gebracht, dass der Mensch überhaupt nicht schlecht sei. Das begeistert besonders unsere jungen Menschen: Sie sind gut, nur die Zwänge sind schlecht. Lassen wir sie nur wachsen, ohne ihnen zu schaden. Und dann kommt schon bei Rousseau der Ruf zurück zur Natur.
Ich sehe auch in mancher unserer gegenwärtigen grünen Bewegung viel von diesem Heilsglauben. Das ist klar: Wir sind ganz einig und arbeiten gerne mit, wenn es darum geht, diese kostbare Welt und die Gaben Gottes zu erhalten. Da wollen wir ganz mit dabei sein und mitstreiten.
Aber wenn sich damit der Glaube verbindet, als ob ich im Grünen mein Heil und mein Leben finden könnte, als ob ich nur durch den Wald spazieren müsste und dort die Gottheit rauschen höre, dann werde ich eingeschlossen in eine qualvolle Isolierung.
Wie ist es jetzt den Kranken zumute, die mit ihrem sterbenden, verwesenden Leib allein sind? Die Natur tröstet mich dann nicht. Und wenn ich in der Natur den Kampf aller gegen alle sehe: Eins meiner Kinder hatte eine fleischfressende Pflanze. Es war zunächst nett, wie dort die Mücken gefangen wurden. Doch dann konnte das Kind nachts nicht mehr schlafen, weil es so grausam anzusehen war, wie ein ganzes Insekt von diesen kleinen Blättern verschlungen wurde. Da wurde etwas sichtbar von dieser grausamen Natur.
Die Natur tröstet mich nicht. Wir wissen auch von so vielen, die aussteigen wollen. In unserer gottlosen Welt breitet sich eine Verneinung des Lebens aus. Menschen haben Angst, Kinder zu gebären, und sagen, es sei besser, Kinder im Mutterleib zu töten, als sie aufzuziehen, weil sie Angst vor dem Leben haben – in der qualvollen Isolierung.
Gottes Beziehung zu uns als Grund der Schöpfung
Darum möchte ich Sie auf einen Punkt der Schöpfungsgeschichte hinweisen: Warum hat Gott überhaupt die Welt geschaffen? Er hätte es doch nicht nötig gehabt. Er hätte an sich selbst Gefallen finden können. Nachdem Gott mit seinem Sohn von Ewigkeit her die Welt geschaffen hatte, war Jesus beim Vater.
Warum hat Gott die Welt geschaffen? Weil Gott uns zum Gespräch haben wollte. Er wollte mit uns eine Beziehung eingehen. Es ist Gottes großer Schmerz, dass er mit uns nicht reden kann. Die ganze Natur möchte diese Beziehung zu Gott aufbauen und unterstützen.
Genau das Gegenteil macht der Mensch. Wir nehmen die sichtbare Welt und machen uns einen Glauben zurecht, der ohne Gott auskommt, eine Lebenshaltung ohne Gott. Das wird in Jesus noch einmal unterstrichen, was auch in der Schöpfungsgeschichte steht: Gott hat diese Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn für sie dahingab.
Das steht schon auf den ersten Seiten der Bibel: So sehr hat Gott die Welt geliebt. Gott will das Schöne des Lebens und der Welt haben. Dort, wo sich diese Welt von Gott abgewandt hat, ist sie in einen großen Zwiespalt geraten.
Wir wissen, dass diese Welt erneuert wird, weil sie erlösungsbedürftig ist – so wie der Mensch erlösungsbedürftig ist. Die Bibel kann das in ihrer ganzen plastischen Art sagen: Wir gehen auf eine neue Welt zu, in der der Säugling seine Hand in das Loch der Otter steckt, ohne zu sterben, und in der der Löwe keinen Menschen mehr zerreißt. Gott schafft eine neue Welt, in der das Leiden der Kreatur ein Ende hat und das Seufzen der Kreatur zu seinem Ziel kommt.
Darum dürfen wir diese Natur als eine in der Liebe Gottes geschaffene Natur erkennen, mit der er uns erfreuen will.
Dankbarkeit für Gottes Schöpfung im Alltag
Ich wollte, dass Sie wieder einen Bezug bekommen – auch ohne schlechtes Gewissen heute den Wohlstand genießen, den uns der Herr schenkt. Dass Sie an den Tisch sitzen können und von Herzen ein Loblied singen.
Das Tischgebet ist für uns nicht nur eine fromme Sitte. Wie könnten wir denn das Essen genießen, ohne Gott zu danken?
Wenn wir uns morgens die Kleider anlegen, ist das ein wunderbares Zeichen: Gott hat uns geschaffen und gibt uns die Kraft für diesen Tag. Das sind seine Liebeszeichen, denn Gott will, dass ich lebe.
Der Grund, warum ich Ja sage zum Leben, ist, weil Gott leben will in seiner Liebe. Der Grund der Schöpfung war die Liebe Gottes.
Es tut mir leid, dass in unseren Gesangbüchern das schöne Lied von Philipp Spitta fehlt. Ich möchte nur ein paar Verse daraus lesen, weil viele es kennen:
Freuet euch der schönen Erde, denn sie ist wohl wert der Freud.
Oh, was hat für Herrlichkeiten unser Gott da ausgestreut!
Und doch ist sie seiner Füße reich geschmückter Schemel nur,
ist nur eine schön begabte, wunderreiche Kreatur.
Freut euch an Mond und Sonne und den Sternen allzumal,
wie sie wandeln, wie sie leuchten über unserem Erdental,
und doch sind sie nur Geschöpfe, von des Höchsten Gottes Hand hingesät
auf seines Thrones weites glänzendes Gewand.
Wenn am Schemel seiner Füße und am Thron schon solch ein Schein,
oh, was muss an seinem Herzen erst für Glanz und Wonne sein!
Die Offenbarung Gottes als Antwort auf ziellose Wanderschaft
Sie bekommen einen Bezug zur Schöpfungsgeschichte nur über das Herz Gottes, wenn er ihnen sein Herz offenbart. Er zeigt, wie er wirklich über sie denkt – in seiner großen Liebe in Jesus. Er schenkt ihnen alles, was er hat. Seine Kraft will in schwachen Menschen mächtig sein, und seine Gnade ist die Kraft, die er damals wirkte, als er die Welt geschaffen hat. Diese Kraft will er heute wunderbar auch geben.
Ein dritter Punkt, gegen den sich unsere Schöpfungsgeschichte wendet, ist die ziellose Wanderschaft. Das Leben des Menschen hat kein Ziel. Er weiß nicht, woher er kommt, und er weiß nicht, wohin er geht. Die Fragen bleiben, weil er sein Leben nur als Teil der Natur versteht. Das gibt uns keine Antwort.
Dann entstehen all die abenteuerlichen Religionsvorstellungen von einem Kreis, in dem man ewig geht und ewig wandert – der ewige Kreislauf der Natur, des Sterbens und Wiederauferstehens. Wenn heute bei uns Menschen der indischen Lehre der Wiederbringung aller Dinge in diesem heidnischen Sinn anhängen, möchte ich daran erinnern, dass dies im Hinduismus die qualvollste Anschauung ist. Jeder sehnt sich danach, aus diesem Kreislauf auszubrechen und Erlösung zu finden, weil das ziellose Kreisgehen nicht auszuhalten ist.
Da bricht die Offenbarung Gottes in der Schöpfungsgeschichte ein und sagt: „Am Anfang“ – das fängt an. Was davor war, wissen wir nicht. Gott hat es verborgen, und wir können es nicht herausfinden. Am Anfang und von diesem Augenblick an gibt es den Ablauf der Zeit und Geschichte. Für die Juden und Christen war das wunderbar, denn sie erkannten: Der heutige Augenblick hat entscheidende Bedeutung. Sie verstanden, dass sie Geschichte machen können – in Verantwortung vor Gott.
Erst durch die Offenbarung Gottes in der Bibel haben Menschen den heutigen Augenblick erkannt. Sie verstanden, dass sie die Zukunft in Verantwortung gestalten dürfen. Jeder Augenblick kommt nicht zurück. Wohin läuft mein Leben? Was ist das Ziel?
Nur einer ist der ewige, allmächtige Gott, vor dem wir stehen. Er ruft mich heute, heute, weil er mein Leben öffnen will für sein Wirken. Er möchte mich auf seine Zukunft und seine Ewigkeit hin ausrichten. Es wird der letzte Tag kommen, der Gerichtstag Gottes, an dem wir Rechenschaft geben müssen über jedes Wort, das wir geredet haben, und über jede Tat, die wir getan haben – sei sie gut oder böse.
Weil es einen Anfang gibt, gibt es auch ein Ende. Und weil es ein Ende gibt, hat der heutige Tag ein solches Gewicht. Es ist wunderbar, dass Gott uns aus der Ziellosigkeit herausholt und dass wir jetzt vor dem ewigen Gott stehen. Er ruft uns heute, unser Leben neu zu ordnen – vollständig neu – und uns unter seine segnende Macht zu stellen. Amen!