Liebe im Neuen Bund – zwei Predigten
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Einführung in das Thema Liebe im Neuen Bund
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich möchte in den nächsten zwei Wochen mit dir über Jesu Vorstellung von Liebe nachdenken. Wir setzen dabei genau dort an, wo wir letzte Woche aufgehört haben.
Für alle, die nicht wissen, was wir letzte Woche besprochen haben, ist das kein Problem. Ich wiederhole alles, was ihr wissen müsst. Das Thema der letzten Woche war Liebe – Liebe im Neuen Bund.
Hinter diesem Thema steckt die Idee, dass wir uns dieses Jahr mit dem Alten Testament beschäftigen. Deshalb gibt es auch diesen Bibelleseplan, der durch weite Teile des Alten Testaments führt. Dabei betrachten wir immer wieder dieselbe Frage: Wie übertragen wir eigentlich die moralischen Gebote des Alten Testaments, des alten Bundes, des Bundes, der am Berg Sinai mit dem Volk Israel geschlossen wurde, in den neuen Bund?
Das ist vor allem deshalb wichtig, weil der Herr Jesus an einer Stelle Folgendes sagt:
Die bleibende Bedeutung des Gesetzes im Neuen Bund
Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht ein Jota oder ein Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines dieser geringsten Gebote auflöst und die Menschen so lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel. Wer sie aber tut und lehrt, wird groß heißen im Reich.
So sagt er das, und damit man besser versteht, was er meint, erklärt er es genauer. Er sagt hier: Kein Jota – das ist der kleinste Buchstabe – und nicht einmal ein Strichlein, das ist noch weniger, ein Teil eines Buchstabens, soll vergehen. Das bedeutet: Das Gesetz hat eine bleibende Bedeutung.
Die Frage ist in diesem Zusammenhang, welche Bedeutung genau. Versteht ihr? Es bleibt also bestehen.
Deshalb ist es besonders interessant, dass Jesus das hier seinen Jüngern nochmals sagt. Es geht nicht, dass wir auch nur ein noch so kleines Gebot in der Bibel auflösen – also für ungültig erklären. Wir sollen auch die kleinen und vermeintlich unwichtigen Gebote ernst nehmen, sie tun und lehren.
Es ist die Aufgabe der Leute hier vorne, dass sie euch damit irgendwie in Verbindung bringen.
Damit jetzt genau klar ist, was damit gemeint ist, denn man könnte vieles denken, bringt der Herr Jesus konkrete Beispiele.
Vom Töten zur Versöhnung – Die neue Perspektive auf Gebote
Matthäus Kapitel 5, Vers 21 ist ein gutes Beispiel dafür: Ihr habt gehört, im Alten Bund wurde gesagt: „Du sollst nicht töten.“ Wer aber tötet, wird dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Im neuen Bund gilt ein anderes Prinzip. Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt „Raka“, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Und wer sagt „Du Narr“, der wird der Hölle des Feuers verfallen sein.
Wenn du deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, dann lass deine Gabe dort vor dem Altar stehen. Geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder. Danach komm zurück und bring deine Gabe dar.
Im Alten Bund ging es also um das Töten. Im neuen Bund hingegen geht es um Versöhnung. Aus dem Gebot „Du sollst nicht töten“ wird eine Aufforderung, mit aller Kraft nach intakten Beziehungen zu suchen.
Mord ist nur eine besonders schwere Form des Beziehungsabbruchs, die eine Gesellschaft ahnden muss. Aber eigentlich beginnt das Gebot „Du sollst nicht töten“ dort, wo ich ohne Grund zornig auf einen anderen Menschen werde.
Dieser Zorn zeigt sich in Form von Unmut. Das Wort „Raka“ ist eigentlich kein richtiges Wort, sondern ein Ausdruck von Verachtung. Wenn ich meinen Unmut so äußere und dann auch noch jemanden mit Worten diffamiere, indem ich ihn „Narr“ nenne, dann bin ich weit jenseits von Gut und Böse. Dann bin ich wirklich falsch unterwegs.
Jesus stellt uns im neuen Bund also die Frage: Wozu ist das Gebot „Du sollst nicht töten“ oder „Du sollst nicht morden“ da? Wo beginnt das Böse in deinem Herzen, in deinen Gedanken? Wo fängt das eigentlich an?
Das Liebesgebot als Grundlage aller moralischen Gebote
Und was Jesus hier für das Morden tut, kann man jetzt auf alle moralischen Gebote des Alten Testaments übertragen. Man kann sie als Ausdruck des Liebesgebotes verstehen. Und jetzt kommt der Clou: Man kann das sogar für das Liebesgebot des Alten Testaments machen.
Dort heißt es ja im Alten Testament, 3. Mose 19,18: „Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr.“
Wir merken: Du sollst lieben – Liebe hier als Gegenteil von Rache, als Gegenteil von Groll. Es ist aber so, dass, wenn wir das lesen, du jetzt sagen kannst: Check, check. Aber jetzt kommt Jesus und zeigt uns am Kreuz, was er unter Liebe versteht. Er sagt: „Hey, ich hätte eure Idee, wollt ihr nicht so lieben, wie ich euch geliebt habe?“
Die neue Qualität der Liebe im Neuen Bund
Und dann bedeutet das plötzlich, 1. Johannes 3,16: "Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat." Auch wir sind verpflichtet, für die Brüder das Leben hinzugeben.
Merke dir, das ist eine ganz andere Qualität. Es geht nicht nur darum, sich nicht zu rächen oder nichts nachzutragen. Es geht auch nicht darum, nicht grollig zu sein.
Vielmehr sollst du bereit sein, für die Geschwister, für die Menschen, die hier sitzen, für die, die mit dir in einer Gemeinde sind und für die du Bruder oder Schwester geworden bist, dein Leben hinzugeben.
Das ist die Qualität von Liebe, die Gott fordert, die er vorlebt und von uns verlangt.
Praktische Beschreibung der Liebe aus dem Neuen Bund
Wir sind jetzt einen Schritt weitergegangen und haben uns beim letzten Mal den ersten Korintherbrief, Kapitel 13, angeschaut. Dort wird die Liebe praktisch beschrieben.
Ich lese den Text noch einmal vor, 1. Korinther 13, ab Vers 4:
Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig, sie neidet nicht. Die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig. Sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.
So verhält sich Liebe.
Wenn wir uns kurz noch einmal vergegenwärtigen, was ich zum Gebot „Du sollst nicht töten“ gesagt habe, dann wissen wir, worum es jetzt geht.
Nun müssen wir uns die Frage stellen: Wo fängt bitteschön, wenn wir wissen, was Liebe ist, das lieblose Verhalten eigentlich an?
Das war’s für heute. Das Skript zur Predigt mit den wichtigsten Folien findest du auf www.frogwords.de.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
