Die Erfahrung der Bedrängnis in der Gemeinde Jesu
Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und lebt: Ich kenne deine Bedrängnis.
Das Wort „Bedrängnis“ wurde von Jesus bereits im Johannesevangelium verwendet. Es ist ein biblisches Wort, das ich lieber benutze, weil es den Zustand treffend beschreibt. Oft spricht man von Verfolgung, doch das klingt manchmal so, als wäre sie planmäßig und organisiert wie in einem diktatorischen Staat. Das mag in Russland zum Teil zutreffen, aber wir kennen die Bedrängnis, die den Leib Christi in dieser Welt trifft. Die Jesusgemeinde ist dieser Bedrängnis ausgesetzt.
Was bedeutet das? Es ist, als würde jemand wirken, sodass man keine Luft mehr zum Atmen bekommt und nicht mehr durchatmen kann. Es geht um das Existenzrecht der Jesusgemeinde, die buchstäblich aus dem letzten Loch pfeift. Diese Bedrängnis wird von allen Seiten geschürt, durch alle Mächte, die wirksam sind. Es ist gut, dass Jesus sagt: Ich kenne deine Bedrängnis.
Als unsere kleine Hofhacker Kirche 1950 eingeweiht wurde, hielt der große Bibelausleger und Prälat Karl Hartenstein einen eindrucksvollen Vortrag. Er sagte, wir müssten zur Kenntnis nehmen, dass es nie wieder ein christliches Abendland geben wird. Die großen Mächte des antichristlichen Hasses sind in dieser Welt los. Das war im Dritten Reich erlebbar, dann im kommunistischen Reich, und heute erleben wir es im Materialismus des Westens.
Wir erleben es auch in den Familien, wenn Menschen sagen: Wir wollen nichts mehr von eurem Jesuswissen hören. Hartenstein sagte damals, dass es Gemeinde nur noch in der letzten bösen Zeit geben wird. Dann wird es nur noch ganz kleine Gemeinden geben, in denen das Evangelium noch einmal Frucht bringt und wirkt – so wie am Anfang der Kirchengeschichte.
Darum können wir das nicht einklagen. Ich halte es nicht für sinnvoll, das mit den Menschenrechten zu verknüpfen. Sonst kommen morgen Buddhisten und wollen bei uns Menschenrechte einlösen oder Muslime fordern ihre Menschenrechte ein. Wir wollen wissen, was der Herr in der letzten bösen Zeit von uns will, durch die wir mit der Gemeinde gehen.
Der Herr weiß um deine Bedrängnis. Er kennt sie. Er weiß, in welcher Not heute so viele Christen im islamischen Raum sind. Ebenso leiden Christen in den Weltreligionen wie Buddhismus, Hinduismus und Konfuzianismus. Aber auch in unserer westlichen Welt gibt es kleine Gemeinden, die wissen, dass es normal ist, in dieser Welt Hass entgegenzuschlagen, weil Jesus davon gesprochen hat: „Ihr werdet gehasst werden.“ Warum? Um meines Namens willen, um des Jesusnamens willen.
Dieser Hass zieht sich durch die Welt. Wir werden den Kreuzesweg geführt. Wenn wir jetzt in die Passionszeit hineingehen, wollen wir uns bewusst machen, dass wir den Passionsweg mit Jesus ganz bewusst gehen. Wir wollen ihm nachfolgen und die Schmach Christi tragen.
Das Kreuz ist kein Ehrenzeichen, das wir uns vorne aufhängen, sondern der Schmachbalken der Verachtung der Welt. Und trotzdem ist es die Siegesbotschaft, die die Welt überwindet – die Siegesbotschaft, wie Gemeinde Jesu gebaut wird.
Die Kraft des Kreuzes und das Wachstum der Gemeinde
Das Kreuz ist unser Sieg. So wie wir es auch auf den Gräbern aufrichten, weil Jesus den Tod überwunden hat. Jesus baut in dieser Welt des Hasses und des Widerspruchs seine Gemeinde.
Interessanterweise wächst sie genau dort, wo der Widerstand am größten ist und die Feindschaft am heftigsten war. Denn er, der Herr, tut dies durch seine Art selbst.
Darum möchte ich zunächst über die unschlagbare Stärke der Jesusleute sprechen. Die Frage der Kirche und der Gemeinde möchte ich gar nicht lange berühren. Dort gibt es verschiedene Traditionen und Vorstellungen. Ich meine, wir können in dieser Zeit einfach sagen: Das sind Leute, die sich um den Namen Jesus sammeln.
Das ist unser Programm – das Heil in Jesus. Es gibt keinen anderen Namen unter dem Himmel, unter dem wir selig werden. Es gibt keine andere Wahrheit und keinen anderen Weg als diesen Jesus.
Wie oft begegnen wir, dass Menschen in Gemeinden kommen, wo man sonntags in die Kirche gehen kann, aber der Name Jesus wird nie genannt. Ja, es gibt sogar Gemeinden, die Leute zu Gott führen wollen, aber dabei von Gott reden, als ob alle Religionen der Welt von Gott sprechen würden.
Die Hindus haben 300 Millionen Götter. Vorsicht: Nennt den Namen, der über alle Namen erhaben ist, den Namen, in dem allein das Heil kommt – diesen Jesusnamen. Das ist das Programm der Gemeinde: dass wir von Jesus reden, nicht nur von Gott.
Jesus ist der, wo sich Gott offenbart hat, wo Gott gesprochen hat und wo wir ihn kennen. Er kennt auch unsere Bedrängnis und die Armut der Gemeinde. Denn die Gemeinde ist immer arm.
Geistliche Armut trotz äußerer Ressourcen
Man spricht heute in unseren Gemeinden viel über die Finanzprobleme. Ich finde es auch nicht gut, dass die Missionswerke so oft von ihren finanziellen Schwierigkeiten berichten. Das sollten sie mit ihren Wirtschaftsexperten besser ordnen, damit der Bedarf konzentrierter dargestellt wird. Denn die finanzielle Armut ist nicht die Hauptnot, durch die wir heute gehen.
Noch nie gab es eine Christenheit wie die in Deutschland, mit diesen enormen Finanzmitteln – angefangen bei der Kirchensteuer über Staatszuwendungen bis hin zu großen Spenden und vielfältigen Spendenmöglichkeiten. Wir haben eine geistliche Armut, eine unbegreifliche geistliche Armut.
Was mich in den vielen Diskussionen besonders bewegt, ist das Thema Gemeindewachstum. Die Gemeinde wächst ja gar nicht. Seit 25 Jahren gibt es Konferenzen und Zeitschriften zum Thema Gemeindebau. Doch die Gemeinde wächst nicht, sie schrumpft. Sie hat eine regelrechte Schwindsucht. Überall geht es zurück. Und nimmt man noch die älteren Gemeindemitglieder weg, die Hauptspender, dann sieht es noch schlimmer aus.
In unserer Spendenabteilung sagen sie oft: „Jetzt gibt es im Himmel wieder Gedränge“, wenn Briefe zurückkommen mit dem Vermerk „verstorben“. Das waren doch die Treuen. Es geht also nicht nur ums Geld, sondern um die geistliche Armut.
Die Gemeinde ist äußerlich arm. Sie hat keine Fürsprache in der Welt und wird in den Zeitungen verspottet. Natürlich versteht die Sendung Frontal 21 nichts von Mission. Wenn wir Jugendmissionskonferenzen auf dem Kindersberg haben, beten wir vor Beginn: „Herr, tue ein Wunder, dass kein Journalist hereinkommt.“ Und dieses Wunder ist seit vielen Jahren geschehen.
Wir sollten Journalisten verstehen können, die Hindus und Muslime zu Jesus führen wollen. Sie können ja nur schreckliche Artikel über uns schreiben. Das kann man doch gar nicht verstehen. 90 Prozent der Christenheit in Deutschland verstehen das nicht. Fragen Sie mal die namhaften Theologen. Sie reden über Mission, aber keiner tut Mission und predigt den Namen Jesus in der Welt.
Darum ist das die Armut der Gemeinde. Sie kann äußerlich arm sein, wie man nur denken kann. Bei einer Freizeit, auf der viele junge Leute waren – viele von ihnen kamen aus Russland als Aussiedler und machten große missionarische Einsätze – hat mich am meisten Eva Herrmann beeindruckt. Gott hat ihr wirklich ein wunderschönes Aussehen gegeben. Kein Wunder, dass sie Sprecherin der Tagesschau im Fernsehen war.
Und wie sie den ganzen Tag nach ihrem Vortrag nur noch dort blieb, weil sie sagte: „Diese Menschen, die ich da sehe, das ist so echt.“ Wir sind äußerlich nichts Imponierendes für die Welt. Diese schlichten jungen Leute, die sich nicht nach der Mode der Zeit richten, sind aber etwas Echtes.
Ich kenne deine Armut, du bist aber reich.
Der wahre Reichtum der Jesusgemeinde
Was ist denn der wahre Reichtum der Jesusleute? Was haben sie ganz besonders stark? Sie haben nicht Geld, und sie besitzen auch nicht den Glanz der Welt. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand in dieser Verfolgung und haben keine Macht mehr.
Was können die armen Christen in Nordnigeria wirklich bieten? Sie haben zwar einen christlichen Präsidenten in Nigeria, aber dieser ist machtlos gegenüber der Scharia. Die Armee schickt er erst, wenn alle Massaker bereits vorbei sind. In der Welt ist niemand da, der wirklich hilft. Jetzt hat die UNO zwar aufgerufen, doch selbst Christenschutz wird daraus kaum etwas werden. Die UNO wird in dieser Sache sehr schwach bleiben.
Dazu kommen die anderen Regierungen, die alles bremsen, wenn es um das Zeugnis der Jesusgemeinde geht. Das Schlimme ist, dass oft sogar Mitchristen sagen, die Betroffenen hätten sich ungeschickt verhalten. Es war sogar so ungeheuer frech, dass in einer Nachrichtensendung am Montagmittag behauptet wurde, es sei reine Unwahrheit, und die Angriffe seien nur eine Antwort gewesen, weil die Christen im Januar Muslime überfallen hätten.
Diese Darstellung wurde schnell übernommen, obwohl im Januar auch Christen angegriffen wurden. Ich kenne die Geschichte in Nigeria ganz genau. Die Christen halten sich zurück, und selbst das wird hier noch falsch dargestellt. Das wurde eingeleitet vom nachgerechten Sprecher mit dem dummen Satz „Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wir sind hier um Revanche zu üben.“ Doch das ist nicht der Fall. Das ist die Taktik der Verfolgung.
Gerade in der gestrigen Zeitung stand, dass die festgenommenen Attentäter von Tschos Macheden sagten: „Wir müssen noch Rache üben.“ Warum müssen sie Rache üben? Weil der Name von Jesus gepredigt wird. Das ist der Grund, der einzige Grund.
Sie können die Verfolgung durch all die Leidenszeiten hindurch ertragen. Vielleicht kann ich Ihnen heute Mittag noch an ein paar anderen Beispielen zeigen, warum das überhaupt so ist.
Die Notwendigkeit des klaren Zeugnisses von Jesus
Das ist für uns deshalb so wichtig, weil wir heute oft meinen, die Christenheit müsste zuerst attraktiv auf die Welt wirken. Es wird gedacht, wir bräuchten ein paar tolle Fußballspieler, bevor wir evangelisieren könnten. Ebenso meinen viele, wir bräuchten ein großes äußeres Image, das wir aufbauen. Aus der ganzen Geschichte der Christenheit kenne ich jedoch keinen Fall, in dem das funktioniert hat.
Dann sagt man, wir wollen die Leute nicht mehr erschrecken. Wir dürfen nicht von der Hölle reden. Doch Jesus hat deutlich gesagt: Fürchtet euch vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.
Wir wollen keine Angst machen. Aber Entschuldigung: Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin und auf der Gegenfahrbahn steht ein Radarkasten, dann sind die Autofahrer nicht so höflich, dass sie einfach vorbeifahren. Oder ich blinke sie kurz an, um zu sagen: Pass auf, da kommt ein Radar. Wie viel mehr sollten wir Menschen darauf aufmerksam machen, dass sie ihr Leben mit Gott in Ordnung bringen müssen, bevor sie sterben!
Wir wollen die Leute nicht mit Buße erschrecken. Aber Buße ist doch die größte Freude im Leben, weil man sich aus dem Leeren und Nichtigem befreien kann. Wie sehr haben wir die Botschaft bei uns verfälscht, angepasst und harmlos gemacht, damit sich niemand daran aufregt. Und jetzt wundern wir uns, dass die Kirchen leer bleiben.
Wer will denn das noch hören? Es laufen zwar noch ein paar Christen zusammen, weil viel organisiert wird, aber die einzige Botschaft vom Leben ist der Reichtum. Der ist gemeint, wenn gesagt wird: Du aber bist reich. Warum bist du reich? Weil Christus dort wohnt, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind.
Mich hat das früher immer so beeindruckt, wenn man die Berichte aus Russland gehört hat. Das gibt es ja nicht: Der russische Staat, der mit Raketen Menschen ins All schießt, Sputnik und all das – das ist doch ein technisches Hochleistungsprodukt mit Wissenschaft und allem. Gleichzeitig verfolgt er kleine Gebetskreise, in denen alte Mütterchen mit Kopftuch sitzen, und sperrt sie ins Gefängnis, weil er Angst hat.
Und wenn man über die Grenze geht, wird gefragt: Haben Sie Waffen oder Bibeln dabei? Gibt es doch nicht! Bei uns verstaubt die Bibel, und dort wissen die Menschen: Das ist die Kraft, von der es ausgeht.
Und das muss uns doch eigentlich wachrütteln als Christenheit.
Die Gewissheit der Gegenwart Jesu in der Gemeinde
Was ist denn die Stärke, die wir haben? Die Stärke ist: Du bist reich, weil Christus da ist. Das ist das ganz große Wunder und die große Freude.
Ja, kann man das wirklich so sicher sagen, dass Jesus da ist? Kann man Jesus wirklich haben?
Beim Gemeindetag 1975 sagten junge Leute begeistert zu ihrem Pfarrer: „Da müssen Sie auch im Gottesdienst einladen. Das darf man doch nicht verschweigen!“ Einige junge Leute kamen dann zurück und sagten: „Jetzt schauen wir mal in unsere Bibel hinein. Wenn ich nur ihn habe, muss ich doch wissen, ob ich bei Jesus bin.“ Das ist die Grundfrage.
In unseren Gremien und Werken fragen wir uns: Haben wir noch Jesus bei uns? Sind wir noch in seinem Auftrag gesandt? Ist die Vollmacht unserer Mission noch dieselbe wie früher? Steht unsere Gemeinde noch wirklich auf dem festen Grund?
Die anderen Fragen, wie die nach Musik und Formen, sind eigentlich gar nicht so wichtig, wenn das Entscheidende bei uns über Christus in unserer Mitte ist, der die Kraft unseres Lebens ist. Du bist reich, weil wir in seiner Hand und in seiner Gegenwart sind. Es gibt kein anderes Heil als in ihm.
Das ist der Schatz der Gemeinde, der einzig große Schatz.
Das war schon beeindruckend in den großen Erweckungsbewegungen. Schauen Sie sich noch einmal die ostafrikanische Erweckung an, die Reformation oder die Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert in Wuppertal und Wuppertal-Elberfeld. Es war immer plötzlich Christus allein, den man suchte.
Bei Zinzendorf heißt es: „Ach, mein Herr Jesus, wenn ich dich nicht hätte und wenn dein Blut nicht für die Sünder redete, was sollte ich tun? Ohne ihn allein, das ist die Kraft, von der ich lebe und bei der ich allein bestehen kann.“
Die Gefahr der Kompromisse mit der Welt
Wäre es nicht die Aufgabe der Gemeinde in Smyrna gewesen, sich als große Handelsstadt und Zentrum der Textilwirtschaft nicht mit Kompromissen der Welt anzubieten? Wir wollen ja gar nichts anderes als ihr. Wir können euch helfen, eure Probleme zu lösen.
Liebe Schwestern und Brüder, ich habe große Angst, dass wir uns heute der Welt anbiedern. Was heute dringend nötig ist, ist, dass die Christenheit wieder weiß, wie ihre Stellung zur Welt ist. Wir lieben doch diese Welt, die Natur und die Menschen, die uns umgeben. Aber diese Welt ist eine Welt, die gegen Christus kämpft – in ihren Grundfesten und tief in der Seele eines jeden Menschen ruht diese Feindschaft gegen Gott.
Wir sind von Natur aus geneigt, Gott zu hassen, so steht es in den Bekenntnisschriften. Dort steht ganz tief drin: Wenn Christus nicht in unserem Leben die Herrschaft übernommen hat, muss ein Wechsel geschehen. Ohne diesen Wechsel sind wir gelähmt und können nicht wirken.
Das war das Erste: Der wahre Schatz, die unschlagbare Stärke der Jesusleute, ist, dass Jesus bei ihnen ist und wirkt. Sie sind sich bewusst geworden, dass gerade in diesen Tagen, in denen wir viel von unseren Aktionen reden, ich noch nie einen Menschen zu Jesus führen konnte, wenn es nicht Jesus selbst getan hätte. Wir können nur Zeugnis ablegen.
Ich habe noch nie einen drogensüchtigen jungen Menschen von seinem Unsinn abhalten können. Ich habe noch nie ein zerstrittenes Ehepaar versöhnen können, wenn nicht das Wunder der Bekehrung geschieht und Menschen durch Jesus erneuert und verändert werden. Das muss bei all den sozialen Problemen, die wir haben, unsere Liebe zu Obdachlosen begleiten. Aber es muss eine Veränderung geschehen.
Natürlich wollen wir helfen. In unserem Kindergarten muss es geschehen, dass Kinder durch Jesus erneuerte Menschen werden. Sonst hat alles keinen Sinn. In der Mission muss es geschehen. In jedem Krankenhaus – mir war es erschütternd, als ein Missionsarzt, der unheimlich viele Patienten täglich betreut, sagte: Wenn diese Menschen nicht durch Jesus erneuert werden, habe ich nur einen Körper repariert, der danach noch viel Schrecklicheres tut.
Das ist erschütternd. Was kommt aus dem Menschen heraus, wenn er nicht zur wirklichen Heilung durchbricht, zum Leben? Darum ist es so wichtig, dass Jesus in diesen Gemeinden wirkt. Und das ist der Reichtum der Gemeinde von Smyrna. Das ist wichtig.
Mut und Entschlossenheit trotz Lästerungen
Jetzt kommen wir zum nächsten Punkt: Es gilt, mutig und entschlossen vorwärtszugehen. Mutig und entschlossen vorwärtszugehen – das ist besonders schwierig, weil von der Gemeinde verlangt wird, die Lästerungen von denen auszuhalten, die behaupten, Juden zu sein, es aber nicht sind, sondern die Synagoge des Satans.
Ja, das ist uns ganz besonders schwer: Das Volk Israel, das wir so lieben, ist uns weit voraus in der Erwählung Gottes. Es ist der Augapfel Gottes. Dennoch hegen manche aus ihrem Volk einen abgrundtiefen Hass gegen einen aus ihrem Volk, den Jesus von Nazareth.
Vielleicht haben Sie das einmal erlebt. Ich bitte Sie, tun Sie es bitte nicht: Versuchen Sie auf Ihren Israelreisen, ein wenig Zeugnis von Ihrem Jesusglauben zu geben. Meist reagieren die Menschen so schrecklich, dass die Reisegruppe auseinanderbricht. Das liegt daran, dass dieser Hass tief verwurzelt ist.
Nein, das nicht! Ich will diesen Jesus nicht haben! Damals war der Kampf in der Judenmission besonders groß. Die ganze Mission von Jesus war Judenmission. Der Apostel Paulus betrieb Judenmission; er ging immer zuerst in die Synagoge. Aber es war ihm sehr schwer, dass er trotz der Verheißungen, die im Alten Testament so herrlich vom Heiland sprechen, abgelehnt wurde.
Es war uns immer schwer zu verkraften, dass das schönste Kapitel prophetischer Hinweise auf Jesus, Jesaja 53, seit Jahrhunderten nicht mehr in der Synagogenlesung vorkommt. Es wird nicht mehr gelesen. Ich habe viele Juden, auch in Israel, gefragt: Warum lest ihr das nicht? Niemand konnte mir eine Antwort darauf geben.
Juden deuten das Kapitel so, dass es auf das Volk Israel gesprochen sei, auf die Leiden des Volkes Israel. Aber sie sehen darin keine erlösende Bedeutung. Und darum ist das so wichtig für uns.
Der Hass und die Lästerung – Lästerung heißt immer, es wird gelästert. Das bedeutet, es werden unwahre Gerüchte über einen erzählt, böse Dinge, ganz Schlimmes, was da erzählt wird.
Für die Gemeinde von Izmir, Smyrna, war es besonders schwer, diese Lästerungen zu ertragen. Es heißt: Ertrage diese Lästerungen, diese schweren Lästerungen. Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst.
Sie brauchen sich nie zu erschrecken. Meine Frau sagt immer wieder: Sei doch froh, wenn es erlogen ist, die bösen Dinge, die jetzt wieder auftauchen über dich. Es wäre bloß schlimm, wenn es wahr wäre.
Aber wenn die Lästerungen auch kommen, auch über Ihre bekennenden Gemeinden und wo sie sind, tragen Sie es doch in Würde und in Ruhe. Wie hat es Paulus gemacht? Er tat, als hörte er es nicht.
Fürchte dich nicht vor dem! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, der Teufel wird tätig sein. Aber bleibe deinem Herrn treu.
Das Wunderbare ist, dass das Zeugnis der verfolgten Christen, der bedrängten Christen, ungeheuer viel Frucht geschaffen hat in der ganzen Geschichte der Christenheit. Das Einzige, was Frucht gewirkt hat, war der Widerspruch.
Zeugnis in der Verfolgung und die Kraft des Glaubens
Ich möchte Ihnen immer wieder ans Herz legen, Ihren muslimischen Nachbarn, insbesondere den Türken, nichts Größeres zu tun, als ihnen einfach und schlicht zu erzählen, was Sie mit Jesus erleben. Sagen Sie: „Ich rede mit Jesus, und er hat mich lieb. Wenn ich sterbe, falle ich in seine Hände.“
Das Dümmste, was Sie tun können, ist, über den Islam zu diskutieren. Religionsdiskussionen schaffen nur Feindschaft und reißen Gräben auf. Erzählen Sie den Menschen von Jesus. Es gibt einen Hunger nach Jesus in der Welt, der verdeckt ist unter dem antichristlichen Hass.
Gehen Sie zu den Krankenbetten und sagen Sie den Leuten: Jesus kennt die Not, er sucht dich, er macht dein Leben neu. Du darfst seinen Namen anrufen, und du wirst ihn erfahren.
So haben wir es selbst erlebt, dass dieses Zeugnis ankommt, auch in der Verfolgung der Gemeinde. In dem eindrucksvollen Film Das Kreuz, der aus vier DVDs besteht, haben Christen in China dies selbst zusammengestellt. Es zeigt einen ungeheuren, beispiellosen Aufbruch, den es so noch nie gegeben hat – mitten in der maoistischen Verfolgung.
Das war keine Organisation, das haben nicht Menschen gemacht. Dieser riesige Aufbruch geschah, nachdem in China alle Kirchen geschlossen waren und alles vernichtet wurde. 70 Millionen bekehrte Jesusleute hatten nur die Bibel auf den Knien im Gottesdienst und hörten sein Wort. Junge Leute erzählten davon.
Ein Mann berichtet auf dieser CD, und einem bleibt die Sprache weg. Es war auf dem Höhepunkt des Kulturkampfes unter Mao, als die Roten Garden durchs Land zogen und die Kirchen verwüsteten. Er erzählt: „Ich habe zehntausend dieser jungen Rotgardisten kommandiert, die gegen die Christen kämpften in den siebziger Jahren. Wir fanden einen alten Pastor, haben ihn geschlagen und sind mit Stiefeln auf sein Gesicht getreten. Er lag sterbend da. Und dann hat er gebetet: ‚Jesus, dass sie dich erkennen, das bitte ich.‘“
Ein Jahr später wurde dieser Verfolger Christ.
Dann wissen wir, aus welcher Kraft die Gemeinde lebt. Und wir wundern uns, warum es heute bei uns so viel Leere und Machtlosigkeit in unseren Gemeinden und Kirchen gibt. Das Allerwichtigste ist: „Ich will nur ein Bote von Jesus sein, ich will sein Zeuge sein. Fürchte dich nicht, auch wenn sie dich ins Gefängnis werfen.“
Natürlich werden sie das tun. Sie werden dich entrechten und alles tun, um dich zu bedrängen. Du wirst zehn Tage lang eine Bedrängnis erleben, aber die Zeit ist begrenzt. Nur der Herr weiß, wie lange das sein soll.
Viele Christen heute in Russland sagen: Die Zeit der Verfolgung war schwer, heute ist es gefährlich. Heute wissen wir nicht mehr, wo wir stehen – im Materialismus, wo es gar keinen Preis mehr kostet. Daraus entsteht die Verwirrung in vielen Gemeinden.
Die Bedeutung der Treue bis zum Tod
Deshalb sei getreu bis in den Tod. Treue ist gefordert. Doch was bedeutet Treue eigentlich? Viele junge Menschen kennen kaum noch das Wort Treue – ebenso wenig wie Keuschheit. Dabei sind das sehr wichtige Begriffe.
Bei Jesus ist es entscheidend, ihm treu zu sein. Der Gott der Treue bleibt uns treu und verlässt uns nicht. Deshalb gibt es im Neuen Testament kein einziges Mal das Gebet, dass Menschen schnell aus Schwierigkeiten oder Gefangenschaft freikommen mögen. Das finden wir im gesamten Neuen Testament nie!
Übrigens gilt das auch bei den Krankheiten, die Gott in die Gemeinde hineinlegt. Wir wissen nicht immer, warum das so ist. Natürlich dürfen wir um Heilung beten, aber wir sollten auch sagen: Herr, wenn es anders sein soll, dann verherrliche du dich auch durch diese Dunkelheit der Krankheit hindurch an uns allen.
Ähnlich ist es bei Verfolgung. Wichtig ist, dass nur Jesus groß herauskommt. In der Apostelgeschichte heißt es, dass die Gläubigen mit großem Freimut das Wort Gottes verkündigten. Als sie hörten, dass Petrus und Johannes in Haft waren, kam die Gemeinde zusammen und betete: „Herr, lass sie jetzt im Gefängnis dein Wort predigen.“
So habe ich es auch in Äthiopien immer erlebt. Wenn man hört, dass Prediger wieder in Haft sind – und das waren oft Hunderte während der Zeit der Militär- und kommunistischen Regierung –, dann wollte man wissen, was dort im Gefängnis passiert. Von morgens bis abends werden dort Lieder gesungen und die Botschaft verkündet.
Leider fehlt uns heute oft dieser wunderbare Kampfgeist, das Evangelium mit solcher Leidenschaft zu verbreiten. Es kommt allein auf die Treue an. Das ist das Allerwichtigste, was ich heute noch sagen möchte.
Dieses Wort ist heutzutage nicht mehr sehr beliebt, aber es ist so wichtig in unserer Zeit: die Treue zu Jesus. Sei getreu bis in den Tod! Nur wenn wir Jesus treu bleiben, wird er uns die Krone des Lebens geben.
Diese Krone ist ein Geschenk der Rechtfertigung und der Annahme als Gottes Kinder. Dann gehören wir ihm wirklich.
Polycarp von Smyrna – das ist wieder das heutige Izmir – war ein berühmter alter Mann, der 86 Jahre alt war. Man riet ihm, er solle doch fliehen, damit er nicht getötet werde. Doch er antwortete: „Wie könnte ich meinen Herrn verleugnen, dem ich nun 86 Jahre diene?“
Das muss auch für uns gelten: Wir wollen Jesus gehören, ihm ganz eigen sein – mit unserem ganzen Leben und unserer ganzen Hingabe. Dann stimmt auch unsere Ethik, die heute eine große Rolle spielt, wenn wir Jesus gehören und seinem Wort gehorsam sind.