Tradition und Ausgangspunkt der Predigt
Es ist eine alte Tradition in der Kinderkirche, am Reformationstag das altkirchliche Evangelium zu lesen. Aus der Bergpredigt Jesu stammen die Seligpreisungen, die schon ausdrücken, was die Erneuerung der Gemeinde Gottes immer wieder braucht. Dieses große Angebot, die Freudenbotschaft, zeigt, dass Gottes Gnade uneingeschränkt gilt.
Es ist eine traurige Tatsache, dass wir Christen die Gnade Gottes so wenig begreifen und verstehen und sie nur selten mit Leben füllen können.
Ich lese aus Matthäus 5,1-10: Als Jesus das Volk sah, ging er auf einen Berg, setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Jesus öffnete seinen Mund, lehrte sie und sprach:
Selig sind, die geistlich arm sind, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig sind die Leidtragenden, denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Herr, hilf uns, dass wir diese Seligkeit auch erlangen.
Armin.
Die Suche nach Glück und Erfüllung
Unser Doktor Kilgus erzählte neulich, dass immer mehr junge Deutsche, je nach Region, an seinem Haus im fernen Norden Pakistans anklopfen. Dort, in Kalabrien, im hohen Norden Pakistans, ist oben das Ende der Welt. Sicher gibt es dort keinen Bretterzaun, aber es sind die unübersteigbaren Berge des Hindukusch und dann des Himalaya.
Wo soll so ein armer Trump denn auch noch hingehen, wenn er nach der Weisheit des Ostens sucht? Dort oben hört es auf. Dann trifft man doch einen jungen Mediziner, mit dem man abends über seine Sehnsucht reden kann. Und dann kommt das heraus: Er hat diese Sehnsucht viele Jahre schon in sich getragen, also unter uns gelebt.
Es ist eine Sehnsucht nach einem erfüllten, glücklichen Leben. Diese Sehnsucht hat ihm keine Ruhe mehr gelassen. Er hat alle Entbehrungen auf sich genommen – so ein Trimbach, so ein Reisender in Sachen Glückseligkeit gen Osten. Und dann hat er gesucht und immer weiter gesucht, um Befriedigung zu finden. Irgendwo muss es doch ein Glück für mein Leben geben. Das muss doch eine Antwort geben.
Ich weiß nicht, ob wir richtig begreifen, was in unseren Tagen aufbricht. Wir sind schnell dabei und haben unser Urteil über junge Leute schon fertig. Wir sagen: Papperlapapp, die sollen schaffen, sie sollen etwas Vernünftiges tun und sich nicht mit solchen Präsidenten abgeben.
Verstehen wir, dass junge Leute heute suchen: Wo ist noch das Glück meines Lebens? Ich brauche doch Glück. Viele Ältere unter uns sagen, es gibt das nicht. Das ist ein bisschen verrückter Traum, eine Idiotie. Lass die.
Doch das sind junge Leute, die sagen: Wir suchen. Und das muss uns tief schmerzen, wo junge Menschen heute suchen. Das sind große Zahlen. Junge Menschen, schon lange in die Hunderttausende, suchen ihr Glück in betrügerischen Rauschmitteln – nur um Glück zu finden. Es muss doch Glück geben.
Und wie viele sind es, ja Millionen, die schon längst gesagt haben: Was kümmert mich all das, was andere mehr erzählt haben? Ich will mein Glück haben in einer hemmungslos ausgelebten Lust. Ich möchte meinen Leib einfach auf seine Kosten kommen lassen, und dann will ich mein Glück haben.
Am Ende finden sie kein Glück. Sie finden nur eine tief bis in die Psyche hinein beschädigte Persönlichkeit und viele verwundete Gefühle.
Jesus spricht die Sehnsucht nach Glück an
Darum bin ich so froh, dass Jesus in seinem Wort von dieser Sehnsucht spricht. Haben Sie bemerkt, womit Jesus hier angefangen hat zu reden? Nämlich mit dem, was heute junge Menschen umtreibt und sie bis in die fernsten Länder ziehen lässt. Die Frage lautet: Wo bekomme ich eigentlich ein wenig Glück her? Wie werde ich glücklich? Wie erlange ich Erfüllung? Wird mein Leben von diesem wunderbaren, beglückenden Gefühl durchzogen?
Früher war es gar nicht anders. Ich denke an die wunderbaren Erzählungen von Jack London. Er hat es wie in einem Gleichnis erzählt. Kennen Sie die Geschichte „Lockruf des Goldes“? Damals zogen Tausende nach Alaska, über tief verschneite Hänge und Berge in klirrender Kälte. Ihr einziges Ziel war jenes glitzernde Goldmetall. Wenn wir das in den Fingern haben, so dachten sie, dann haben wir Glück.
Sie kämpften bei beißender Kälte und schalteten den einen oder anderen Konkurrenten aus, um das Glück für sich zu gewinnen. Für sie bestand das Glück im Geld. Ich weiß nicht, woran ihr Glück genau hing – vielleicht an ihren großen Träumen.
Doch ich bin froh, dass Jesus von den Sehnsüchten nach Glück spricht. Als Jesus das Volk sah, sprach er zu ihnen. Wenn Jesus redet, dann hat er ein großes Wissen vom Menschen. Er kennt uns durch und durch und versteht uns. Der Mensch ist in den 2000 Jahren, die dazwischen liegen, gar nicht anders geworden.
Jesus hat den Menschen bis in sein tiefstes Begehren hinein verstanden, auch wenn wir Menschen das nach außen hin oft verbergen und so tun, als ob wir gar nicht von dieser Glückssehnsucht befallen wären. Doch Jesus weiß das. Er sieht hinter das Äußere, hinter die Fassade, hinter das, was wir nach außen vorspielen.
Heute spricht uns Jesus auf unsere geheimsten Glückssehnsüchte an. Das ist unser Recht, sagt Jesus. Und wenn wir nicht glücklich werden im Leben, dann hat all das Schaffen, Hetzen, Jagen, Rennen, Wohnen und Arbeiten eben doch keinen Sinn.
Das ist unser Recht, sagt Jesus: Wir sollen glücklich werden und Glück haben. Darum habe ich meine Predigt heute überschrieben mit „Das große Glück“. Es wird uns garantiert.
Antike Sicht auf das Glück und heutige Perspektiven
Mein erster Leitsatz wird uns garantiert begleiten. Ich möchte noch einmal zurückdenken an die Menschen der Antike, zur Zeit Jesu. Auch sie haben sich mit dem Thema Glück beschäftigt. Das Glück war damals ein heimliches, aber wichtiges Thema.
Interessant ist, dass die Menschen in der Antike eine sehr schlechte Meinung vom Glück hatten. Sie waren eigentlich Pessimisten und glaubten, dass das wirkliche Glück gar nicht existiert. Das Glück stellt sich ihrer Ansicht nach nicht ein. Es gab damals ein Sprichwort, das sehr geläufig war: „Wenn du zu viel Glück hast, beneiden dich die Götter.“ Der Mensch wird also nie zu viel Glück haben.
Ein anderes Sprichwort lautete: „Keiner soll sich seines Glückes rühmen, bevor er gestorben ist.“ Denn das Glück ist so kostbar, dass es ihm unter der Hand zerbrechen kann.
Heute sitzen wir hier zusammen. Sicher gibt es unter uns auch manche glückliche Menschen, die sagen: „Ich bin eigentlich sehr fröhlich mit meinem Leben, ich bin zufrieden.“ Wenn mich jemand fragt, kann ich nur sagen: „Ich bin rundherum sehr glücklich.“ Doch warum sind sie glücklich? Es gibt viele Gründe.
Ein trautes Heim ist Glück allein. Nicht nur eine schöne Wohnung, die man hat, ist doch auch schön, oder? Genießen wir sie nicht? Wir genießen unsere Familie und können sagen: „Meine Kinder sind mein Glück“ oder „Meine Frau ist mein Glück“ oder „Meine Berufsarbeit ist mein Glück.“ Ich bin glücklich, mein Beruf ist doch schön. Andere sagen: „Meine Laufbahn, die ich erreicht habe, ist mein Glück“ oder „Meine Gesundheit ist mein Glück.“
Ich bin froh, dass Jesus auf dieser Ebene nicht nur mit uns spricht, obwohl wir immer wieder erleben, dass uns Jesus auf dieser Ebene sehr viel schenkt. Ich kann das Glück meines Heimes oder meiner Familie gar nicht anders verstehen, als dass es mir aus den Händen Gottes zukommt.
Aber Jesus will unser letztes Glück, von dem heute die Rede ist, viel, viel tiefer ansetzen. Denn all das wäre zerbrechlich. Und all das wird zerbrechen. Es wird uns alles aus der Hand geschlagen werden.
Das garantierte Lebensglück bei Jesus
Wenn uns Jesus Glück garantiert, dann meint er damit viel mehr als nur ein paar glückliche Momente im Leben. Er setzt viel tiefer an.
Die Antiken haben das Glück sehr treffend beschrieben. Sie sagten, wir brauchen Glück. Das Wort „Fortuna“ bezeichnete die Göttin des Zufalls, der Lotterie, die uns etwas in den Schoß fallen lässt. Bei Jesus geht es jedoch nicht um ein Lotterieglück oder einen Zufallstreffer. Bei ihm geht es um ein garantiertes Lebensglück, das das ganze Leben durchdringt – durch alle Lebenssituationen hindurch.
Darum hat Jesus sich an Menschen gewandt, die kein Glück mehr hatten, deren ganzes Glück zerbrochen war. Die Liste, die Jesus in den Seligpreisungen nennt, ist eine Sammlung enttäuschter Menschen. Menschen, die am Grab stehen und sehen, wie ihre ganze Liebe und ihr Lebensglück zur Verwesung werden. Sie stehen vor einem Scherbenhaufen, und die Wunde heilt nie. Wo echte Liebe ist, heilt die Wunde am Grab nie.
Und dann spricht Jesus: „Selig, glückselig seid ihr.“ Glück euch, ihr könnt euch glücklich preisen. Jesus spricht von Menschen, die vor Gott nur ein kaputtes Leben vorweisen können und sagen: „Herr, ich kann gar nichts bringen. Mein Leben war von Anfang bis Ende verkehrt. Ich habe alles falsch gemacht.“ Und Jesus preist nicht die glücklich, die noch etwas können, sondern diejenigen, die vor Gott mit leeren Händen dastehen.
Er spricht von denen, die getreten werden, von denen, die von anderen unterdrückt und unterjocht werden. „Glückselig seid ihr, ich kann euch Glück garantieren“, sagt Jesus. Dieses Wort gilt euch. Und alle, die Jesus erwähnen – die Friedensstifter –, das sind doch Menschen, die in unserer Welt immer wieder zwischen die Fronten geraten, die oft verspielt haben und nie zum Zug kommen.
Die Barmherzigen, denen man das Fell über die Ohren zieht, die man übervorteilt, und all die, die erwähnt sind, die in den Reihen des Herzens stehen, holen im Leben doch oft nichts, wenn sie nicht auch mal großzügig sein können. Und Jesus spricht ihnen sein ganzes Glück zu. Er garantiert es ihnen.
Jesus wendet sich an die Menschen, die im Schatten und Dunkeln stehen. Es ist, als ob plötzlich ein großes Licht aufbricht. Was Jesus in seinem Wort spricht, ist wie damals auf dem Hirtenfeld, als die Hirten saßen und die Engel sagten: „Ich verkündige euch große Freude: Euch ist heute der Heiland geboren.“ Ein Glück wird garantiert, eine Freude, die durchhält und alles durchdringt.
Die Herausforderung des Evangeliums und Ausnahmen
Das Glück, das Jesus anbietet, werden viele Menschen nicht finden können. Es wird immer wieder gesagt, dass das Evangelium allen Menschen gilt. Wir müssen uns jedoch stets bewusst machen, dass viele Menschen dieses Glück nicht finden können. Im Evangelium gibt es zwei Ausnahmen.
Zum einen sind es die Reichen. Warum hat Jesus die Reichen so vom Himmelreich ausgeschlossen? Jesus hat tatsächlich beobachtet, dass reiche Menschen oft so sehr in materiellen Kategorien denken, dass sie gar nicht fähig sind, das Glück anzunehmen, das Jesus anbietet.
Das ist eine schwere Erkenntnis, gerade in unserer heutigen Zeit der Überfülle. In unserer Fülle an Gütern, in unserem Denken und Handeln rund um Geld und Geschäfte, besteht die Gefahr, für dieses Glück ausgeschlossen zu sein.
Zum anderen ist da die Gruppe der Menschen, die Jesus oft angesprochen hat: diejenigen, die vor Gott nie arm waren. Menschen, die ihre tiefe Schuld nie erkannt haben und nicht begriffen, dass sie vor Gott die großen Mängel ihres Lebens nicht selbst zudecken können.
Wenn Jesus Glück garantiert, sollten wir darauf achten. Vielleicht ist genau das heute im Gottesdienst der Einstieg für Sie. Vielleicht sind Sie mit Schmerzen und einer Not hierhergekommen. Erst dann werden Sie überhaupt hellhörig für das Wort, das Jesus anbietet, wenn er sagt: „Ich habe euch Glückseligkeit zuzusprechen. Ich kann euch Glück garantieren.“
Das bewährte Glück und seine Verlässlichkeit
Wann kommt mein zweiter Satz? Das Glück, das Jesus anbietet, ist bewährt. Es ist ein bewährtes Glück.
Jeder von ihnen hat in der Jugend schon einmal an einem Preisausschreiben teilgenommen. Leider hat man oft an mehreren teilgenommen. Schade um das Porto, das man investiert hat. Man hat immer gedacht: Den großen Glückszufall werde ich doch noch erwischen. Doch dann muss man durch die Enttäuschungen hindurch, weil man merkt, dass man von John Park Rosen nur getäuscht wird.
Bei Jesus ist es genau umgekehrt. Wenn er vom Glück spricht, macht er uns kein großes Versprechen, sondern redet ganz schlicht und unanschaulich. Wie oft haben wir das Wort Jesu schon weggeschoben und gedacht, das seien nur Worte, Worte, Worte. So ein Spruch, den Jesus uns gibt, um die Gemüter zu besänftigen.
Wenn Jesus redet, wie hier in der Bergpredigt, dann legt er in diesem Augenblick seine ganze Nähe auf die leidenden, geplagten und geschundenen Menschen. In dem Moment geschieht etwas. Das ist das Große: Menschen, die im Glauben begriffen haben, dass es nicht bloß ein Spruch oder ein Traum ist, sondern Wirklichkeit. Er ist ja da. Wer das schon einmal in seinem Leben erfahren hat, weiß: Jesus lebt.
Denn der ganze Trost, den er hier zuspricht, sind nicht nur Worte. Das ganze Glück ist doch Jesus selbst, der sich den Armen gibt. Der sich den Trauernden anbietet. Er sagt: Ich bin da, der Todesüberwinder. Der sich den Barmherzigen, den Übervorteilten und den Getretenen selbst darbietet und ihnen das Himmelreich schenkt. Das heißt doch, da ist jetzt jemand, der dein Leben führt.
Die paradoxe Botschaft der Seligpreisungen
Es ist eigentlich wie ein Hohn, was Jesus da sagt – diese Worte, die Seligpreisungen. Wenn man sie so nimmt, kann man es kaum fassen. Gehen Sie mal zu einem Menschen auf dem Friedhof und sagen ihm: „Ich gratuliere Ihnen! Was ist los? Ich gratuliere Ihnen, dass Sie traurig sind.“
Ja, genau so hat es Jesus gemeint: „Selig seid ihr“, das heißt „glückselig“. Ich gratuliere Ihnen, Sie können sich glückselig preisen. Jesus meint, dass Sie sich glücklich schätzen können, gerade dort, wo das Leben Sie in großen Jammer führt. Dort werden Sie erst bereit, das Angebot und die Gabe Jesu zu entdecken.
Ich bin oft traurig, wenn ich in meinem Leben entdecke, wie ich vor Gott versage. Aber man muss gleich umdenken bei den Seligpreisungen: Glückselig! Jetzt merke ich, ich kann doch zu ihm kommen mit meinen leeren Händen. Ich bin ein Glückseliger. Da liegt mein Glück: Ich habe einen Heiland, der mich durchtragen will.
„Die ihr arm seid und elend kommt, herbeigeführt frei eures Glaubens Hände, hier sind alle guten Gaben und das Kulturerbe.“ Ihr sollt euer Herz mitteilen. Selig seid ihr, die ihr geistlich arm seid, ihr vor Gott armen Leute – euch gehört das Himmelreich. Jesus will sich euch ganz schenken und euch ganz verwandeln.
Wenn Sie die Seligpreisungen weiter durchgehen, heißt es: Selig seid ihr, wenn ihr nicht den Traum vom menschlichen Leben träumt, sondern an den Gräbern eurer Lieben weint. Wenn Sie durch das Grauen des Todes hindurchblicken können und den Tröster bei sich haben, der euch Worte des ewigen Lebens zuspricht – wie wunderbar ist das!
Selig seid ihr, wenn ihr nicht von einer irdischen Gerechtigkeit träumt, die es in dieser korrupten Welt ja nicht gibt. Sondern wenn ihr den erkennt, der euch gerecht macht. Wenn ihr nicht den Ideologien der Welt nachlauft, die immer wieder eine scheinbare weltliche Gerechtigkeit zusammenbasteln, sondern merkt, dass ihr vor Gott verwandelt und zu Kindern Gottes gemacht werdet.
Und dann denkt man immer wieder: Was ist das? Was geschieht da? Ja, das, was Jesus in den Seligpreisungen zuspricht, hat er selbst mit seinem Leben bewährt. Er hat es selbst gelebt und bis in die Todesstunde hinein festgehalten. Darum sind diese Glückszusagen Jesu keine bloßen Worte, sondern durch ihn bestätigt und bewährt. Darauf kann man sich verlassen.
Diese Zusagen sind durch sein Blut besiegelt. Bis zu seinem Sterben am Kreuz hat er festgehalten, dass denen, die vor Gott arm sind und mit Bergen von Lasten kommen, das Himmelreich offensteht.
Wenn heute in unserem Gottesdienst Menschen sitzen, die zerbrochen sind und sagen: „Meine Ehe ist zerbrochen, ich kann vor Gott nichts mehr gut machen, mein Leben ist falsch, ich habe mich an vielen Menschen versündigt“ – ihnen gehört das Himmelreich. Denn Jesus ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerbrechen.
Die Freude und das Glück, das Jesus schenkt
Dieses Glück ist bewährt. Wenn Jesus vom Glück spricht, meint er nicht nur irgendein äußeres Glück. Es geschieht dort, wo er sein Wort an Menschen wahr macht.
Dann werden Menschen unheimlich fröhlich. Ein Lachen und eine Freude brechen aus. Ein Glücklichsein, das nicht einmal in den Schmerzen des Leibes aufhört und auch in der Todesangst nicht zerbrochen werden kann.
Mein Herz geht in Sprüngen, kann nicht traurig sein. Es ist voller Freude und singt laut. Wie Sonnenschein lacht die Sonne für mich, mein Herr Jesus Christus. Das, was mich singend macht, ist das, was im Himmel ist.
Das Glück, das uns Jesus bewährt und darbietet, ist er selbst. Er bietet es den Leidenden und Armen an. Lassen die anderen darüber spotten – für uns ist das Größte, nichts Höheres gibt es mehr.
Die Aufforderung zur Entscheidung und Hingabe
Ich möchte noch einen letzten Gedanken anfügen. Nun gilt es, alles auf eine Karte zu setzen. Sie kennen das ja vom Glücksspiel: Wenn man mitmacht, muss man auch alles auf eine Karte setzen.
Mir tut es immer leid, dass wir das als Christen so wenig begreifen. Das, was uns Jesus anbietet, müsste uns genauso herausfordern, jetzt einen ganzen Einsatz zu wagen. Man kann ja im Gottesdienst sitzen und das einfach über sich ergehen lassen, wie schön es ist, dass Jesus selig frei ist. Dann geht man nach Hause. Doch irgendwie wird das bei uns nie wirklich lebendig. Es bleibt nur im Raum stehen.
Darum möchte ich Sie noch einmal fragen: Gelten Ihnen überhaupt die Seligpreisungen? Vielleicht sagen Sie: Ich bin traurig. Vielleicht sagen Sie: Ich hungere nach Gerechtigkeit. Mir widerfährt so viel Unrecht in meinem Beruf. Ich bekomme nicht den Platz, der mir schon lange zusteht.
Aber achten Sie mal darauf: Gelten die ganzen Seligpreisungen denn eigentlich? Sie sagen, Ihnen gelten sie. Sie sind auch barmherzig. Aber sind Sie eigentlich wirklich barmherzig? Selig sind die Barmherzigen. Selig sind die Friedensstifter. Werden Sie wirklich um der Gerechtigkeit willen verfolgt? Sind Sie sanftmütig?
Gilt die Seligpreisung „Selig sind die Sanftmütigen“ für Sie? Gibt es überhaupt einen Menschen, auf den die Seligpreisungen wirklich passen? Gibt es überhaupt einen Sanftmütigen? Es gab nur einen: Jesus. Er war wirklich sanftmütig, friedfertig und hatte ein reines Herz.
„Selig sind, die reines Herzens sind“ – was Jesus hier sagt, redet er von sich selbst. Darin haben die Seligpreisungen letzten Endes nur ihre Richtigkeit, dass Jesus sie mit seinem ganzen Leben bestätigt hat und dass sie gültig sind.
Was hat das für uns zu bedeuten? Sie haben nur Anteil an diesem Glück, wenn Sie es auch konsequent übernehmen. Sie können nicht zweigleisig fahren. Sie können nicht gleichzeitig nach rechts und links gehen. Sie müssen sich entscheiden – für das große Gnadenangebot Gottes. Wollen Sie das überhaupt?
Und da liegt jetzt die große Not vieler junger Menschen in unseren Tagen. Suchen Sie sich nur eine Seligpreisung heraus, die uns alle so sehr trifft: Wenn Jesus sagt „Selig sind, die reines Herzens sind“, dann werden Sie nie glücklich, wenn Sie an Ihren faulen Kompromissen im Leben festhalten und nicht vom reinen Herzen vor Gott ausgehen.
Unsere moderne Psychologie kann reden, was sie will und das leugnen. Wir Christen wissen: Es gibt nur Glück bei Jesus, wenn ich vom reinen Herzen vor Gott komme und wenn mein Leben bis in die Grundbezüge hinein geordnet ist.
Jesus macht uns deutlich: Ich werde nur an seinem Glück teilhaben als Sanftmütiger – und nicht, wenn ich etwas übers Knie brechen will.
Auch die Entscheidung, die jetzt konkret vor Ihnen steht: Wissen Sie, dass Sie zu einer Entscheidung aufgerufen sind? Sie können dieses wunderbare Glücksangebot Jesu nur fassen, wenn Sie gleichzeitig alles andere loslassen und sagen: Jesus fordert mich zu einer entschlossenen Hingabe auf.
Zeugnis der Reformatoren und Aufruf zur Treue
Und jetzt stehen vor mir all die vielen Zeugen. Heute, am Reformationsfest, möchte ich zurückgehen – sogar noch weiter, bis ins Neue Testament. Dort sagten die Jünger Jesu: „Herr, wohin sollen wir denn gehen?“
Uns kann nichts mehr locken. Wir lassen uns nicht betrügen von all den möglichen Lebenszielen, die uns andere Menschen anbieten. Wir wollen nur den Weg gehen, den du uns anbietest. „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.“
Ich sehe die Reformatoren vor mir, die das ganz konkret einfach geglaubt haben. Sie haben gesagt: Unser Wort wird Geltung haben – auch wenn wir Kaiser und Reich gegen uns haben.
Es ist gar nicht wichtig, wie viele Soldaten auf unserer Seite stehen, welche irdische Macht für uns spricht. Das ist ganz unwichtig, was die Presse zu uns sagt, und auch, was die Volksmeinung dazu sagt.
Selig sind die, die sich konsequent diesem Weg verschrieben haben und darauf bauen. Sie sagen: „Jawohl, ich glaube diesem Glück, das Jesus mir anbietet. Und das ist so gewiss, dass ich fröhlich meine Straße ziehen kann. Denn ich bin dann bewahrt und beschenkt.“
Ich denke immer noch an jene Ulmer Reformationsfrage – also an die Einführung der Reformation in Ulm. Dort ließ man nach Ständen abstimmen: die Bäcker, die Metzger und die ganzen Zünfte, jeder für sich.
Man stellte den Bürgern die Frage, und jeder wurde zu einer einzelnen Entscheidung gerufen. Ich weiß nicht, ob das nicht eine der ersten demokratischen Entscheidungen des Volkes damals in Ulm überhaupt war.
Man wusste, dass in diesem Augenblick, wo sie sich zum Evangelium von Jesus bekennen, die ganze Feindschaft des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gegen sie steht.
Sie wurden gefragt: Wollt ihr lieber des Kaisers Gnade und Gottes Ungnade? Oder Gottes Gnade? Gottes Namen, des Kaisers Ungnade?
Sie bekannten sich mit einer überwältigenden Mehrheit dazu: Wir wollen das mit allen Konsequenzen durchstehen.
Ich wünsche mir, dass sie heute, am Reformationstag, in all den schwierigen Lebensentscheidungen, vor denen sie gerade stehen, mit allen Konsequenzen sagen können: Ich will mich Jesus ganz verschreiben. Ich will sein Glück ganz haben. Ich will ihn ganz haben und alles andere drumherum gerne dafür geben.
Es wird wunderbar weitergehen, weil er mich führt. Armin.
