Ich möchte uns einen gesegneten Abend wünschen. Wir sind jetzt beim dritten Abend über das Gebet.
Wir machen es wieder so, dass wir viele Bibelstellen anschauen. Das heißt, heute betrachten wir ebenfalls viele Bibelstellen. Wir werden nicht alle lesen, aber einige davon wollen wir lesen.
Heute haben wir zwei Teile. Vor der Pause möchte ich über Jesu Lehre sprechen, über das richtige Beten. Dabei reden wir vor allem über das Vaterunser. Nach der Pause geht es dann noch um das Fasten.
Zuerst schauen wir in Matthäus 6,5: Als unser Meister begann, die Jünger zu lehren über alles, was er zu sagen hatte, begann er unter anderem mit dem Gebet.
Jesu Lehre zum Gebet: Aufrichtigkeit und innere Haltung
In Matthäus 6,5 lesen wir: „Wann immer du betest, sollst du nicht gleich wie die Heuchler sein. Sie stehen gern in den Synagogen und an den Straßenecken, um zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden.“ Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn damit bereits erhalten.
Aber du, wenn du betest, gehe in deine Kammer, schließe die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Denn dein Vater, der im Verborgenen zusieht, wird dir im Sichtbaren vergelten.
Die Schriftgelehrten und Pharisäer beteten, um gesehen und gehört zu werden. Doch der Herr Jesus sagte seinen Jüngern, sie sollten nicht so beten. Diese hatten eine doppelte Schuld auf sich geladen: Einerseits waren sie stolz und prahlten mit ihren Gebeten, andererseits wiederholten sie vergeblich immer wieder dieselben Worte. Über diese Wiederholungen spricht Jesus gleich weiter.
Er fordert hier dazu auf, in die Kammer zu gehen, also ins Verborgene. Diese Heuchler missbrauchten das Gebet, das eigentlich dazu dienen sollte, Gott zu verherrlichen und zu ehren. Stattdessen nutzten sie das Gebet, um sich selbst zu ehren und zu verherrlichen.
Jesus sagt: Gehe in die Kammer, ins Verborgene. Die nächste Frage, die sich nun stellt, ist: Wie beten wir, wenn wir alleine sind, wenn wir jetzt beten sollen?
In Vers 7 heißt es: „Wenn ihr betet, plappert nicht wie die Heiden. Denn sie meinen, in ihrem vielen Worten werden sie erhört werden.“ Werdet ihnen also nicht gleich, denn euer Vater weiß, was ihr braucht, ehe ihr ihn bittet.
Die Heiden beteten oft mit gedankenlosen Worten und Formeln, die sie immer wieder wiederholten. Ich habe selbst erlebt, dass der Herr Jesus Recht hatte, als er seine Jünger davor warnte. Denn im Leben merkt man plötzlich, dass man dieselben Fehler macht wie diese heidnischen Leute: Man wiederholt eintönig dieselben Worte.
Ich habe das selbst erlebt. Wenn ich bete, dann sage ich oft: „O Vater, ich lobe Dich, preise Dich und verherrliche Deinen Namen, Amen.“ Doch dann frage ich mich: Was habe ich eigentlich gesagt? Ich habe gar nichts gesagt, sondern nur eine Formel heruntergeleiert, ohne dabei nachzudenken. Genau das meinte der Herr Jesus.
Manchmal sage ich immer wieder „oh Herr, oh Herr, oh Herr“, ohne wirklich „Herr“ zu meinen, sondern einfach aus Gewohnheit. Wenn ich so zu meiner Frau sprechen würde: „Oh Frau, oh Frau, oh Frau“, dann würde sie fragen: „Was ist mit dir los? Was ist passiert?“ Das wäre unnatürlich.
Nicht viele Worte sind nötig. In der katholischen Kirche wird gelehrt, dass man das Vaterunser zehnmal und das Gegrüßet Maria zehnmal beten muss, damit Gott uns hört. Doch genau das soll man nicht tun: dieselben Worte wiederholen und das Gebet missbrauchen, um anderen eine Rede zu halten.
Einmal sagte meine Frau zu mir: „Du predigst beim Beten.“ Wenn ich am Tisch bete und die Kinder dabei sind, halte ich ihnen irgendwie eine Predigt während des Gebets. Sie hatte Recht. Das Gebet darf nicht missbraucht werden, um anderen eine Rede zu halten oder durch die Blume etwas mitzuteilen, was man ihnen sonst nicht sagt.
Der Vater weiß, was ihr benötigt. Gott sorgt gerne für alle Bedürfnisse seiner Kinder – nicht für selbstsüchtige Wünsche, sondern für das, was sie wirklich brauchen.
Das Mustergebet als Leitfaden für das Gebet
Nun, wie soll man dann beten? Vers 9 gibt der Herr Jesus ein Mustergebet, das „Unser Vater“, das man übrigens auch auswendig lernen darf, ihr Kinder. Könnte das „Unser Vater“ auswendig? Ja, gut, das ist wichtig, das muss man können. Es ist ein einfaches Gebet mit ganz wichtigen Mustern und Dingen, die man nicht vergessen darf, wenn man betet. Der Herr Jesus hat es gegeben.
Übrigens dürfen Sie ruhig Gebete auswendig lernen. Sie dürfen auch das Gebet der Hanna auswendig lernen. Hanna hat ein sehr schönes Gebet gesprochen, dort in 1. Samuel Kapitel 2. Das kann man auswendig lernen. Maria hatte in ihrem Gebet einige Sätze aus dem Gebet der Hanna zitiert oder ihre Wörter und Formulierungen verwendet. So merkt man, dass diese junge Maria in der Bibel lebte und biblische Sprache beim Beten verwendete. Das ist erlaubt. Man darf ruhig biblische Sprache beim Beten verwenden. Das ist auch erbaulich.
Während des Betens, wenn andere beten und man zuhört, wird man an diese Worte erinnert. Hier, „Unser Vater“ – nun, es ist nicht gedacht als ein Plappern und ein Gebet, das man einfach als Formel wiederholt, so wie wir das in der katholischen Kirche gelernt haben. Das war falsch. Aber das Gebet selbst ist sehr wertvoll.
Zuerst die Anrede, Vers 9: „Unser Vater, der du bist in den Himmeln.“ Die Anrede „Unser Vater“ zeigt, dass wir nicht alleine sind. Er ist unser Vater, nicht nur mein Vater. Er ist unser Vater, wir sind eine Familie, wir kommen gemeinsam zu ihm.
Bojmeni schreibt: Möge der Geist des Herrn uns von Gott als Vater ein tieferes Verständnis schenken und ebenso das Vertrauen, dass unser Vater beides ist – liebend und langmütig. Er will nicht nur unser Gebet hören, sondern uns auch Anlass geben, Freude am Gebet zu haben. Wir kommen ja zum Vater, wenn wir beten: „Unser Vater.“
Dann kommt das erste Anliegen: „Dein Name werde geheiligt.“ Nun muss man wissen, dass das Wort „Name“ in Israel, im Alten Testament überhaupt und später auch im Neuen Testament so verwendet wird wie eine Person. Also wenn es heißt „Dein Name werde geheiligt“, dann meint man: Deine Person werde geheiligt, also du selbst. Hinter dem Namen steckt eine Person. Das ist uns auch wichtig.
Oder wenn jemand deinen Namen sagt und ihn falsch ausspricht, dann sagst du, das ist falsch, du hast den Namen falsch gesagt. Das stört dich. Man muss den Namen schon richtig sagen, so wie ich heiße. Und hinter dem Namen stecke ich als Person. Hinter Gottes Namen steckt Gott als Person. Wenn die Bibel sagt „Dein Name werde geheiligt“, dann meint die Bibel: Du wirst geheiligt, du, der wahre Gott, die Person, diese herrliche Person, die hinter diesem Namen steckt.
Nun, sein Name ist hier „der Vater“. Im Alten Testament heißt er Yahweh, der Ewige, der Ich Bin, der sich an seinen Bund hält. Im Neuen Testament heißt er „der Vater“ und der Herr Jesus. Hier ist es der Vater, der angesprochen ist: Gottes Name werde geheiligt.
Der Herr Jesus hat in Johannes 17 gesagt: „Ich habe ihnen deinen Namen geoffenbart“ (Johannes 17,26), „ich tat ihnen deinen Namen kund“ (Johannes 17,26). Und auch in Vers 6: „Ich offenbarte deinen Namen den Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast.“ Was hat Jesus gesagt? Was hat er gemacht? Er hat nicht einfach gesagt: „Ah, Gott heißt so und so.“ Nein, das hat er nicht gemeint.
Er hat Gott vorgelebt. Er hat ihnen gezeigt, wer Gott ist. Die Person Gottes konnte man sehen, wenn man den Herrn Jesus anschaute. „Wenn jemand mich gesehen hat, hat er den Vater gesehen“, sagte Jesus in Johannes 14,9. Jesus hat den Vater vorgelebt, und auf diese Weise hat er ihm kundgetan, wer er ist. Er selbst war die Offenbarung Gottes, des Vaters.
„Geheiligt werde dein Name“ – geheiligt heißt ganz besonders geehrt. Ich sage ein Beispiel: Sie alle haben Geschirr zu Hause, wahrscheinlich Geschirr, das Sie nur für ganz spezielle Anlässe verwenden. Das ist das Festtagsgeschirr, oder wie immer Sie es nennen. Sie haben vielleicht schönes Besteck zu Hause, das Sie nicht jeden Tag verwenden, sondern nur an Festtagen.
Das ist geheiligtes Besteck und geheiligte Teller und geheiligte Gläser. Warum? Weil sie geheiligt sind für einen besonderen Zweck. Sie sind abgesondert vom normalen Gebrauch.
Und der Name des Vaters, das heißt sein Wesen, die Person, die dahinter steckt, ist eine ganz besondere Person. Die muss man auch entsprechend behandeln. Wenn wir den Namen in den Mund nehmen, dann reden wir nicht so, als ob das ein Name wie alle anderen wäre. Wir geben da eine ganz besondere Ehre – nicht nur dem Namen, sondern auch der Person.
Das heißt, wenn wir von Gott sprechen, dann denken wir ehrfurchtsvoll an diesen Gott und sind dankbar für das, was er uns gegeben hat.
Bei uns in Österreich sagen die Leute auf der Straße „Grüß Gott“, und sie sagen das so oft, dass man gar nicht mehr daran denkt, was damit gesagt wird. Damit meinen die Leute: „Gott grüße dich“ oder „Gott grüße Sie“, „Gott möge Sie grüßen“. Aber das meinen sie nicht wirklich.
In Österreich sagt man, wenn man auf Wiedersehen sagt, statt „Tschüss“ sagt man „Pirt“. „Pirt“ heißt also dort, wo ich herkomme, im Salzburgerland, „Es behüte dich“. Und da fehlt noch ein Wort: „Es behüte dich Gott“, aber das „Gott“ hat man gestrichen.
Früher haben die Leute gesagt „Pirtigod“ – „Es behüte dich Gott“. Das Gott hat man gestrichen, weil man bei Gott gar nichts mehr gedacht hat. Man hat überhaupt nicht an Gott gedacht. Dann bleibt man bei „Es behüte dich“ – Punkt.
Früher hat man gesagt „Gesegnete Mahlzeit“, später hat man dann nur noch „Mahlzeit“ gesagt. Das ist auch so. Bei „Gesegnetem“ hat man noch an Gott gedacht, der es segnen möge, oder die Gemeinschaft segnen möge, die Zeit segnen möge. Jetzt hat man das einfach gestrichen.
Das heißt, die Menschen haben nicht den Namen Gottes geehrt, die Person, die dahintersteht. Bei den Juden war es so, dass im zweiten Gebot steht: Du sollst den Namen Gottes nicht leer aussprechen. Und weil die Juden so viel Ehrfurcht vor dem Namen Gottes hatten, haben sie dort, wo in der Bibel Gott steht, der Name Gottes, Yahweh, einfach „Name“ gelesen oder statt Yahweh „Herr“ gelesen.
In der Bibel steht „Jahwe ist mein Hirte“, und sie haben einfach gelesen „Name ist mein Hirte“, falls sie den Namen nicht aussprechen wollten. Oder andere haben später gelesen „Herr ist mein Hirte“.
Nun, das gibt es bei uns auch. In Österreich sagen die Leute „Oh je“ oder „Oh Jesses“. Damit haben sie unbedacht den Namen des Herrn Jesus ausgesprochen, ohne daran zu denken. „Oh je“ heißt „Oh Jesus“ und „Oh Jesses“ heißt „Oh Jesus“. Oder „Mein Gott“ oder „Weiß Gott, ich habe weiß Gott wie lange gewartet“ – und man hat überhaupt nicht daran gedacht, dass man hier Gott im Mund führt. Man hat ihn einfach so als gleichgültig genannt.
Das soll nicht sein. Gott hat einen besonderen Namen. Wenn wir beten „Dein Name sei geheiligt“, dann wünschen wir: „Herr Vater, deine Person soll an erster Stelle stehen, und ich möchte ehrfürchtig an dich denken. Du bist ein ganz besonderer Gott.“
Die Bitte um Gottes Reich und seinen Willen
Zweitens, das zweite Anliegen: Dein Reich komme, dein Königreich oder deine Königsherrschaft komme. Gemeint ist, dass sich die Königsherrschaft vermehren soll. Immer wenn auf der Erde Menschen den Herrn Jesus Christus als Herrn annehmen, wird die Königsherrschaft des Herrn Jesus größer.
Immer wenn ein Mensch Christus mehr Raum lässt in seinem Leben, wenn der Herr Jesus in meinem Leben mehr Bereiche regieren darf, dann wird seine Königsherrschaft größer. Es geht um die Mehrung der Königsherrschaft. Trachte zuerst nach dem Königreich Gottes, sagt der Herr Jesus in Matthäus 6,33.
Das erste Trachten und das erste Ziel unseres Handelns ist die Königsherrschaft Gottes in meinem Leben und dann überhaupt. Also denken wir daran: Wir wollen uns Gott unterwerfen, so dass Gott durch uns etwas auf dieser Welt tun kann. Das ist unser Anliegen.
Was wir hier beten, ist Gottes Anliegen. Wir beten das, was Gott auch möchte. Wir beten im gleichen Sinne: Gott, wir möchten, dass deine Herrschaft größer und mächtiger wird, dass Menschen zu dir kommen, etwas von dir sehen und etwas von dir kennenlernen.
Drittens: Dein Wille geschehe im Himmel, wie er auch auf der Erde geschieht. Dein Wille geschehe im Himmel wie auch auf Erden. Man muss hier ergänzen: Dein Wille soll auf der Erde so geschehen, wie er auch im Himmel geschieht. Dein Wille geschehe.
Das Werk Gottes wird durch die Gemeinde Gottes auf der Erde vorangetrieben. Die Erde betet, der Himmel handelt. Und die Erde, das heißt die Menschen auf der Erde, die ihm gehören, möchten, dass sein Wille auch auf der Erde geschieht und getan wird. Deshalb beten sie in dieselbe Richtung.
Nun, wie geschieht denn der Wille Gottes im Himmel? Ich habe mir sechs G aufgeschrieben: Der Wille Gottes im Himmel geschieht gleich, ganz gern, gut, genau und gehorsam. Ich habe sie aufgeschrieben.
Wie geschieht der Wille Gottes im Himmel? Die Engel sind sofort da, gleich, sofort. Er gibt einen Wink, und die Engel fliegen schon oder sausen schon. Einige Engel haben ja Flügel, steht in der Bibel, zum Beispiel die Seraphim und Cherubim.
Gleich, ganz, ganz heißt: nicht halb. Wenn ich meinem Sohn sage, mähe den Rasen, und er mäht dann nur die eine Hälfte, dann sage ich: Was soll das? Ich habe gesagt, mähe den Rasen. Und damit meine ich ganz natürlich den ganzen Rasen.
Gottes Wille geschieht ganz im Himmel. Da wird alles ausgeübt, ausgeführt, was er sagt. Gerne – oh, wie gerne dienen die Engel dem Herrn im Himmel, und sie tun genau das, was er gesagt hat. Sie tun es gehorsam.
Nicht mein Königreich komme und mein Wille geschehe. Manchmal denken wir von uns selbst, dass unser Wille das Wichtigste ist. Aber: Dein Wille geschehe, so wie er im Himmel geschieht, auch auf Erden.
Beten ist kein Mittel, um den eigenen Willen durchzusetzen. Beten ist ein Mittel, um Gottes Willen durchzusetzen. Dann haben wir auch die Verheißung, dass der Herr das Gebet erhören wird.
Ich habe mir notiert: Trägt das, wofür ich bete, dazu bei, dass Gottes Wille auf Erden so geschieht, wie er im Himmel geschieht? Ich muss mich fragen, ob das, was ich tue und was ich bete, dazu beiträgt, dass der Wille Gottes geschieht.
Die Bitte um tägliche Bedürfnisse, Vergebung und Bewahrung
Das vierte Anliegen bezieht sich nun auf unsere Bedürfnisse. Die ersten drei Anliegen betreffen Gott: Gottes Name, Gottes Reich und Gottes Wille. Die zweiten drei Anliegen beziehen sich auf unsere Angelegenheiten, unsere täglichen Bedürfnisse, unseren Schuldenerlass und unsere Erlösung vom Bösen.
Hier geht es um unsere täglichen Bedürfnisse, wie in Vers 11: „Unser Brot, das wir für den kommenden Tag brauchen, gib uns heute.“ Das bedeutet, das Brot, das wir für den Tag, der vor uns liegt, benötigen, gib uns heute.
Das nächste Anliegen ist die Vergebung, gefolgt von der Bewahrung vor Sünde. All dies brauchen wir, damit Gottes Name geehrt wird, sein Königreich gebaut wird und sein Wille auf der Erde so geschieht, wie im Himmel.
Wir bitten um Brot, also Speise. Wenn die Bibel von Brot spricht, meint sie nicht nur Brot, sondern Speise allgemein und auch alles, was man sonst zum Leben braucht. Benzin zum Beispiel, wenn man viel mit dem Auto fährt, gehört auch dazu. Man betet also nicht nur für das tägliche Brot, sondern auch für andere notwendige Dinge.
Zum Beispiel, dass der Herr Wachstum im Garten schenkt – dort wächst zwar kein Brot, aber unsere Speise wächst. Dass Hagel nicht alles zerstört, und dass ich meine Arbeitsstelle nicht verliere. All das gehört zu dem Anliegen „Unser tägliches Brot gib uns heute.“
Wenn ich die Arbeitsstelle verliere, kann es sein, dass wir in Not geraten. Deshalb dürfen wir irdische Dinge des Lebens erbitten, was wirklich nötig ist, um die ersten drei Anliegen – Gottes Name, Gottes Reich und Gottes Wille – zu erfüllen. Dazu gehören Strom, Wasser, Wärme und die Arbeitsstelle.
Der Herr weiß, was wir brauchen, aber er möchte dennoch, dass wir jeden Tag dafür beten. Unsere täglichen Bedürfnisse erinnern uns daran, dass Gott den Menschen so geschaffen hat, dass wir jeden Tag etwas zu essen brauchen. Wenn wir einen Tag nichts essen, merken wir, dass uns etwas fehlt. Kinder werden unruhig, wenn sie lange nichts gegessen haben.
Wir sind so gebaut, dass wir immer essen müssen. Deshalb erinnert uns Gott daran: Er will, dass wir immer von ihm abhängig bleiben. Er hätte uns bei der Geburt eine Pille geben können, die hundert Jahre hält – das wäre praktischer gewesen. Aber er hat es nicht getan. Er will uns eng bei sich halten.
Unsere täglichen Bedürfnisse, vor allem die Nahrung, sind das naheliegendste Bedürfnis des Menschen, stellen aber auch eine große Versuchung dar. Wenn das tägliche Brot in Frage steht, bringt das große Versuchungen mit sich.
Einerseits beten wir, dass Gottes Name geheiligt wird, dass sein Reich kommt und sein Wille auf der Erde geschieht wie im Himmel. Andererseits leben wir auf der Erde und brauchen das tägliche Brot. Der Teufel weiß, dass wir das Brot brauchen, und deshalb müssen wir aufpassen, dass wir uns bei der Sache mit dem Brot nicht von den eigentlichen Bedürfnissen ablenken lassen.
Es ist so vorgesehen, dass wir immer in Abhängigkeit bleiben. Wir leben nicht für das Brot, auch nicht für das irdische Leben, sondern für Gott. Dennoch brauchen wir irdische Dinge, um für Gott leben zu können. Darum geht es hier.
Manchmal sind wir sehr ängstlich, wenn wir die Arbeitsstelle verlieren. Das kann einen Mann ganz schön durcheinanderbringen. Gerade Männer sind hier sehr gefährdet. Wenn die Arbeitsstelle weg ist, kommen große Sorgen auf. Deshalb will der Herr, dass wir täglich dieses Anliegen haben und auch dankbar für die Arbeitsstelle sind.
Als fünftes Anliegen kommt der Schuldenerlass: „Und vergib uns unsere Verschuldungen.“ Das sind Sünden, die bereits geschehen sind, und wir bitten, dass der Herr uns vergibt. Beim Beten sollen wir nie vergessen, dass wir Sünder sind. Wir sind sündhafte Persönlichkeiten und kommen immer als Schuldner zu Gott.
Wenn wir Schuldner sind, sind wir verpflichtet, dankbar zu sein. „Herr, ich bin dir immer verpflichtet, ich bin dir immer etwas schuldig, ich bin dir immer dankschuldig.“ Das ist gut, denn es hält uns demütig. Wenn wir wissen, dass wir von Gott abhängig sind und ihm dankschuldig, weil er uns die Sünden vergeben hat, ist das sehr gesund für unser geistliches Leben.
Wir kommen also in dieser Haltung zum Gebet: als solche, die täglich Vergebung brauchen. Und wenn ich täglich Vergebung brauche, dann brauchen mein Bruder und meine Schwester das auch. Wir sind eine Gemeinschaft von Geschwistern, die nicht vollkommen sind. Das wissen wir ganz sicher.
Deshalb vergeben wir einander. Es heißt hier: „Wie auch wir unseren Schuldnern vergeben.“ Das heißt, wir vergeben unseren Brüdern und Schwestern und allen anderen, die uns beleidigt oder wehgetan haben. Vergeben heißt loslassen.
Vergeben tut man, wenn der andere kommt und sagt: „Bitte, kannst du mir vergeben? Das war nicht richtig.“ Dann sagt man: „Gerne vergebe ich dir.“ Aber vorher lässt man los.
Wie war das bei Joseph? Wann hat Joseph seinen Brüdern vergeben? Sie waren sehr böse zu ihm. Er hat ihnen buchstäblich vergeben, als sie kamen und sich vor ihm niederwarfen und sagten: „Gott hat die Schuld deiner Knechte gefunden.“ Juda war der Sprecher für alle Brüder.
Jetzt kamen sie mit der Schuld, und erst da konnte Joseph sagen: „Ich bin Joseph, und ich habe euch vergeben.“ Nicht „Ihr habt mich hierher geschickt“, sondern „Gott hat mich hierher geschickt.“ Die Vergebung konnte er erst zusprechen, als sie darum baten.
Aber losgelassen hatte er schon längst. Er hatte keine Bitterkeit mehr gegen seine Brüder. Schon lange vorher hatte er innerlich losgelassen und nichts mehr nachgetragen.
So müssen auch wir sein. Loslassen tun wir sofort. Wir übergeben das dem Herrn und sagen: „Herr, ich will nichts Negatives gegen den anderen haben.“ Und wenn er dann kommt und sagt: „Es tut mir leid, ich habe großen Mist gebaut, kannst du mir vergeben?“ – dann sagen wir: „Gerne, ich habe dir vergeben.“
Wenn ihr den Menschen ihre Übertretungen vergebt, wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen ihre Übertretungen nicht vergebt, wird euer Vater eure Übertretungen auch nicht vergeben. Für die Unbarmherzigen gibt es keine Vergebung.
Wenn ich nicht vergebe, zeige ich, dass ich unbarmherzig bin. Gott ist nicht so. Wer so handelt, zeigt, dass er nicht die Charakterähnlichkeit seines Vaters hat. Wer nicht so ist wie der Vater, der ist draußen, er ist nicht ein Sohn des Vaters.
Zeige, dass du ein Sohn des Vaters bist, indem du handelst wie dein Vater. Dein Vater ist barmherzig und vergibt. Also vergibst auch du.
Wenn dich jemand bittet: „Bitte vergib mir“, und du sagst: „Nein, ich vergebe dir nicht, Schluss!“, dann zeigst du, wo du stehst. Dann wird Gott dir auch nicht vergeben.
Das Gericht ist hart für die, die unbarmherzig sind. Das Gericht ist ohne Barmherzigkeit über die, die keine Barmherzigkeit erweisen. Das steht in Jakobus 4.
Matthäus 18 beschreibt die Situation eines Schalksknechts, dem der Herr vergeben hat. Er hatte eine große Schuld, die man nie bezahlen kann, so viel Geld, wie man sich nicht vorstellen kann. Der Herr hat ihm alles erlassen.
Dann sieht er unterwegs einen seiner Knechte, der ihm eine kleine Summe schuldet, vielleicht 200 Euro. Er würgt ihn und fordert das Geld. Der Knecht bittet um Geduld, doch der Herr lässt nicht nach und lässt ihn ins Gefängnis werfen.
Der Herr hört davon und sagt: „Du hast nicht vergeben. Deine ganze Schuld, die ich dir erlassen habe, bleibt bestehen. Du kommst jetzt auch ins Gefängnis, bis du alles bezahlt hast.“
Die Lektion ist: Durch sein Handeln zeigt der Knecht, dass er nicht die Gesinnung des Herrn hat. Ein Gläubiger, der so unbarmherzig ist, zeigt, dass er nicht die Gesinnung des Vaters hat. Wenn er nicht ein Sohn des Vaters ist, wird Gott ihm auch nicht vergeben.
Das ist eine ernste Sache: Wer Vergebung hat, der vergibt dem Bruder. Wer nicht vergibt, hat keine Vergebung.
Das sechste Anliegen ist in Vers 13: „Und führe uns nicht in Versuchung.“ Das heißt, gib uns nicht der Versuchung preis, sondern befreie uns vom Bösen – von der Sünde, dem Satan und allem Bösen, das in die Welt gekommen ist.
„Führe uns nicht in Versuchung“ bedeutet: Führe uns nicht in eine Situation, die uns zum Sündigen anreizt. Wir beten das im Bewusstsein unserer Schwäche.
Wenn wir beten, sagen wir nicht: „Oh Herr, danke, dass ich kein Problem mit Sünde und Versuchung habe.“ Nein, wir alle haben Probleme mit Versuchung. Wir wissen, dass wir sehr leicht zum Bösen verführt werden.
So beten wir demütig: „Herr, führe mich so, dass ich nicht in eine Situation komme, in der ich versucht werde. Bitte bewahre mich!“
Wir beten also im Bewusstsein unserer Schwäche. Die Jünger waren mit Jesus im Garten und er sagte: „Wachet!“ Doch sie gaben der Versuchung nach, einzuschlafen.
Es gibt Versuchungen zur Habsucht. Wer reich werden will, fällt in Versuchung und in schädliche Lüste, die Menschen ruinieren. 1. Timotheus 6,9 beschreibt das.
Es gibt verschiedene Versuchungen, besonders Geld ist eine große Versuchung. Man kann arm sein und reich werden wollen, oder reich sein und noch reicher werden wollen, oder reich sein und freigiebig sein.
Es geht nicht nur darum, wie viel wir haben, sondern was unser Ziel ist. Wenn das Ziel ist, reich zu werden, ist das eine falsche Ziel und Versuchung.
Wer reich werden will, wird in schlimme Versuchungen und schädliche Lüste fallen, die Menschen zugrunde richten.
Wenn wir in eine solche Situation kommen, sollen wir erkennen, dass es eine Prüfung ist. Dann sollen wir tapfer Widerstand leisten und sagen: „Herr Jesus, ohne dich könnte ich nicht. Bitte bewahre mich jetzt! Schenk mir Gnade, Widerstand zu leisten. Du bist meine Kraft!“
Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gelobt. Dann wird man belohnt, und der Herr bekommt Ehre.
Wenn Petrus in dieser Weise gebetet hätte, wäre ihm das, was ihm passierte, nicht passiert. Jesus sagt ihm: „Du wirst mich dreimal verleugnen.“ Petrus antwortet: „Wenn sie dich alle verlassen, ich nicht.“ Er vertraute auf sich selbst.
Besser wäre es gewesen, wenn er gebetet hätte: „Herr, bewahre mich, ich weiß, dass ich fallen könnte. Ohne dich geht es nicht.“ Dann wäre es nicht passiert.
Wir sollen uns unserer Schwäche bewusst sein, wenn wir beten. Manche glauben, ihnen kann das nicht passieren, doch oft liegen sie bald in derselben Sünde.
Deshalb bitten wir: „Vater, erlass mir die Erprobung. Wenn ich sie dennoch haben muss, bewahre mich vor dem Bösen.“
„Führe mich nicht in Versuchung. Wenn eine Prüfung kommt, bewahre mich, dass ich das Böse nicht tue. Lass mich ohne Schaden durch die Prüfung kommen!“
Wir wissen nicht, wann die Versuchung kommt. Aber wir können im Voraus bitten, dass Gott uns entweder die Versuchung erspart oder uns bewahrt, wenn sie kommt.
Das ist ein sehr gutes Gebet, ein schönes Mustergebet. Daraus können wir lernen, dass wir so beten sollen.
Man kann das Vaterunser auswendig lernen und so beten. Das ist erlaubt und kann hilfreich sein, wenn man dabei nachdenkt.
Ich kenne einen Bruder, der sagt, er wacht nachts auf und fühlt sich schlecht. Dann betet er das Vaterunser auswendig und denkt dabei nach. Das hilft ihm.
So darf man das Vaterunser verwenden, aber nicht als leeres Formelgebet ohne Gedanken.
Zusammenfassung und praktische Anregungen zum Gebet
Gottes Name, das heißt Gottes Ehre, ist das erste Ziel meiner Gebete. Wenn wir beten, beginnen wir nicht mit uns, sondern mit Gott. Unsere Gedanken sollen sich um Gott drehen. Er soll geehrt werden, ihm soll Dank dargebracht und Lob gespendet werden.
Beten Sie nicht einfach: „Herr, gelobt sei dein Name, Amen.“ Stattdessen sagen Sie: „Herr, wenn ich über Dich nachdenke, dann muss ich staunen. Du bist eine Person, wie es keine zweite auf dieser Welt gibt. Wenn ich an deine Barmherzigkeit denke, an deine unendliche Geduld mit mir und mit anderen Menschen, dann zähle ich dir auf, was du bist. Das ist dein Name, werde geheiligt.“ Sagen Sie dem Herrn, was er ist.
Zweitens: Dein Reich komme. Das ist Gottes Ziel – ein ewiges Königreich, ein herrliches Reich, eine ewige Herrschaft. Dieses Reich soll auch in meinem Leben aufgerichtet werden, heute und im Leben meiner Mitmenschen.
Drittens: Dein Wille geschehe. Sein Wille soll mein Wunsch und meine Motivation sein. Der Inhalt meiner Gebete soll sein: Es geht um ihn, um seine Sache, also uneigennützig.
Unser tägliches Brot brauchen wir, sonst können wir uns nicht für seinen Willen, sein Ziel und seine Ehre einsetzen. Unsere Verschuldungen brauchen Vergebung. Dabei muss ich mir bewusst sein, dass ich immer wieder schnell schuldig werde. Das ist gut und gesund, denn ich soll bedenken, wie leicht ich in Versuchung geraten kann. Deshalb ist es wichtig, nicht selbstsicher zu sein.
Das ist unser Vater, und das soll unsere Gebete prägen.
Beispiele für persönliche Gebete und Ermutigung zum Gebetslernen
Vielleicht noch ein Gedanke, bevor wir die Pause machen. Ein Bruder, Herbert Janssen, hat mir erzählt, dass er sich gute Gebete, die er irgendwo hört, aufschreibt und sie dann lernt. Wenn sie irgendwo ein gutes Gebet hören, notieren sie es sich und lernen es.
Darf ich Ihnen ein paar davon vorlesen? Einige gute Gebete habe ich mir notiert.
Erstes Beispiel: 1. Könige 3,5. Gott sagt zu Salomo: „Bitte, was ich dir geben soll.“ Salomo antwortet: „Gib deinem Knecht ein hörendes Herz.“ Das will ich mir merken: „Herr, gib deinem Knecht ein hörendes Herz!“
Was bedeutet das? Das Herz ist in der Bibel der Ort, an dem man denkt. Also bedeutet es: Gib deinem Knecht Gedanken, die auf dich und dein Wort konzentriert sind, damit er hört. Ich möchte ein hörendes Wesen sein. Mit meinem Denken möchte ich gehorsam werden und das dann umsetzen.
Ein weiteres Beispiel ist das Gebet von Jaebetz. Wissen Sie, wo Jaebetz steht? In den Chroniken gibt es viele Namen, und man könnte versucht sein, sie zu überblättern. Aber das sollte man nicht tun, denn man könnte das Gebet von Jaebetz verpassen.
Wenn Sie die Chroniken lesen, finden Sie viele Namen. An einer Stelle stehen ein paar Zeilen über Jaebetz, und dann geht es weiter mit Namen. Dort heißt es in 1. Chronik 4,10: „Und Jaebetz rief den Gott Israels an: O, dass du mich doch segnen und mein Gebiet erweitern mögest, und deine Hand mit mir sei, und dass du das Übel von mir ferne hieltest, so dass kein Schmerz mich treffe!“
Das ist ein herrliches Gebet: „O Herr, lass mein Gebiet weit werden, schenk, dass deine Hand mit mir ist, und halte das Übel fern, damit kein Schmerz mich trifft.“ Und was steht weiter? „Und Gott ließ kommen, was er bat.“ Herrlich!
Da ist ein Mann Gottes, der sagt: „Herr, dein Erbteil ist wunderbar, das du mir gegeben hast. Ich möchte mehr, ich möchte mehr.“ Warum? Weil es dein köstliches Erbteil ist, deine Sache. Wir dürfen auch so beten: „Herr, mehre meine Grenzen in meinem Leben, mehre den Raum, wo du wirken kannst, mehre meine Wirksamkeit, die Grenzen meiner Wirksamkeit, die du gegeben hast. Vater, ich möchte Frucht bringen für dich und halte das Böse fern und den Sündenschmerz.“
Ein anderes Gebet lautet: „Herr, schenke mir die Gnade, dir mein Leben lang dienen zu dürfen. Lass mich dein Sklave sein, einen, der sich seinem Herrn völlig ausliefert, um nur deinen Willen zu tun und den du ungehindert gebrauchen kannst.“
Junge Leute, betet das jeden Tag, dann wird etwas geschehen in eurem Leben.
Ein weiteres Gebet lautet: „Öffne mir die Schrift und öffne meinen Denksinn, damit ich die Schrift verstehe.“ Das kommt aus Lukas 24, aber das ist ein Gebet, das man formulieren kann: „Öffne mir die Schrift und öffne meinen Denksinn, damit ich die Schrift verstehe.“
Ein anderes Gebet besteht aus fünf Wörtern: „Falls ich schlafe, wecke mich.“ Ein gutes Gebet, das man sich leicht merken kann.
Ein weiteres Gebet stammt aus dem Philipperbrief: „Herr, verwende mich und meine Situation dazu, dass andere im Vertrauen zu dir gestärkt werden, und führe mich so, dass andere eine Ermutigung bekommen, dir mehr zu vertrauen und dir mehr zuzutrauen.“
Das ist eine freie Formulierung, inspiriert von Philipper 1,14.
Noch einmal: „Verwende mich und meine Situation dazu, dass andere im Vertrauen zu dir gestärkt werden, und führe mich so, dass andere eine Ermutigung bekommen, dir mehr zu vertrauen, wenn sie mich anschauen.“
Im Philemonbrief heißt es: „Lass auch durch mich die Herzen der Heiligen erquickt oder erfrischt werden. Lass, dass durch mich die Herzen der Heiligen innerlich erfrischt werden.“ Ein schönes Gebet!
Oder: „Lass mich nie vergessen, wie viel Mühe ich dir gemacht habe.“ Das steht in 5. Mose 9,7.
Oder in 4. Mose 27,16: „Der Herr, der Gott, der Geister allen Fleisches, bestelle einen Mann über die Gemeinde, der vor ihnen her auszieht und einzieht, damit die Gemeinde nicht sei wie Schafe, die keinen Hirten haben.“
Wir wollen für Hirten beten.
Herbert Janssen hat nach der Versammlung gebetet: „Vater, schenk, dass das, was ich von dir gesprochen habe, sich tief einbrennt in die Herzen der Gläubigen, und dass das, was von mir gekommen ist, schnell vergessen wird.“ Dieses Gebet habe ich mir gemerkt.
Ein weiteres Gebet lautet: „Lehre mich, mich so zu geben, dass andere in meiner Gegenwart sich wohlfühlen.“ Ein sehr gutes Gebet.
Oder: „Lehre uns, in heiliger Weise mit dem Unheiligen umzugehen! In heiliger Weise mit dem Unheiligen umzugehen!“
So geht es weiter.
Wir wollen jetzt eine Pause machen und im Stehen ein Lied singen.
Einführung in das Fasten: Definition und Abgrenzung
Einige Gedanken zum Fasten in der Bibel
Zuerst eine Definition, das heißt eine Begriffsbestimmung: Was bedeutet Fasten? Zunächst, was ist Fasten nicht, und dann, was ist Fasten?
Ich habe mir notiert: Fasten ist keine Kur zum Abmagern. Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang vom Hungern oder nüchtern Sein, also davon, ungegessen zu bleiben. Im Griechischen gibt es ein Wort, das genau das bedeutet – ungegessen bleiben. Das ist jedoch nicht Fasten, sondern einfach nur nicht Essen.
Fasten ist nicht Hungern. Fasten ist auch nicht ein Zurschaustellen einer religiösen Übung. Es ist keine Methode, um Gott zu schmeicheln, indem man zeigt, wie gut man ist. Ebenso ist Fasten keine Methode, um Gott unter Druck zu setzen. Auch ist Fasten keine Garantie für Gebetserhörung und keine sichere Art, Gottes Führung zu erfahren.
Was ist Fasten also?
Fasten kommt von zwei hebräischen Wörtern: Das eine heißt „zum“ und das andere „anna“. „Zum“ bedeutet den Mund bedecken, „anna“ heißt sich demütigen oder sich quälen. Fasten bedeutet, dem Körper freiwillig etwas zu versagen, um sich ganz auf das Geistliche und auf die geistliche Welt zu konzentrieren.
Fasten ist immer ein Demütigen der Seele. Wenn man im Alten Testament das Wort Fasten nachschlägt, wird man das erkennen. Es kommt vom Wort „Demütigen“. Fasten hat also immer mit Demut zu tun.
Fasten bedeutet auch, die Bande zu lösen, die uns an die diesseitige Welt knüpfen. Wir nehmen unsere ganze Aufmerksamkeit und konzentrieren uns auf die andere Welt, auf die ewige Welt. Wir demütigen uns und richten unseren Blick auf Gottes Welt.
Fasten intensiviert das Beten. Es unterstreicht, wie ernsthaft einem das Gebetsanliegen ist, mit dem man zu Gott kommt.
Zum Fasten gehört nicht nur der Verzicht auf Essen. Es gibt Stellen, an denen Menschen auch auf Gesellschaft, Unterhaltung, Musik oder schöne Dinge, die man sich anschauen könnte, verzichtet haben. Man fastet also in verschiedener Weise – nicht nur mit dem Geschmackssinn, sondern auch mit dem Sehsinn, dem Hörsinn und so weiter.
Dazu gehört auch der Verzicht auf geschlechtliche Gemeinschaft. In 1. Korinther 7,5 sagt der Apostel Paulus: „Entzieht euch einander nicht, außer nach Übereinkunft für eine bestimmte Zeit, damit ihr Muße zum Fasten und zum Beten habt, und kommt wieder zusammen, damit der Satan euch nicht versucht wegen eurer Unenthaltsamkeit.“ Also, damit ihr Muße zum Fasten und Beten habt.
Fasten ist auch ein Verzicht auf fröhliche Unterhaltung. In Daniel 6,19 heißt es, dass König Darius niemanden zu sich kommen ließ, der ihn sonst am Abend belustigte. Er fastete in der Nacht, als Daniel in der Löwengrube war.
Biblische Vorbilder und Gründe für das Fasten
Vorbilder des Fastens
Der Herr Jesus hat zu Beginn seines Dienstes viel gefastet. Es heißt, dass er vierzig Tage und vierzig Nächte in der Wüste war und in dieser Zeit nichts gegessen hat. Dies wird in Matthäus 4,2 beschrieben.
Auch Lukas 2,37 berichtet von der dienenden Witwe Hanna. Sie war etwa vierundachtzig Jahre lang Witwe und wich nicht von der Tempelstätte. Mit Fasten und Flehen erfüllte sie ihren Dienst Nacht und Tag.
Ein weiteres Beispiel ist Cornelius. Von ihm lesen wir in Apostelgeschichte 10,30: „Vor vier Tagen fastete ich bis zu dieser Stunde und betete um die neunte Stunde in meinem Hause.“ Cornelius hatte ein großes Gebetsanliegen. Er war noch nicht gläubig, aber er fastete. Bis zur neunten Stunde, das heißt bis 15 Uhr, fastete er von morgens bis zum Nachmittag. Um diese Zeit sandte der Herr einen Engel.
In Apostelgeschichte 13,2 lesen wir von fünf Brüdern in Antiochien, die dem Herrn dienten. Es heißt dort: „Als sie dem Herrn dienten und fasteten, sagte der Heilige Geist: Sondert mir Barnabas und Paulus aus zu dem Dienst, zu dem ich sie berufen habe.“ Sie fasteten also in Verbindung mit ihrem Dienst. Wie genau sie dienten, wird nicht beschrieben. Vielleicht lehrten sie oder verkündeten sie das Wort oder sie kamen zum Gebet zusammen. Jedenfalls dienten sie Gott.
In Apostelgeschichte 14,23 heißt es: „Nachdem sie in jeder Gemeinde Älteste bestimmt hatten, beteten sie unter Fasten und übergaben sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren.“ Das Fasten und Gebet waren also Grundlage für die Einsetzung der Ältesten. Diese Handlung führten Paulus und Barnabas durch.
Paulus selbst nennt in 2. Korinther 6,5, dass er vieles durchgemacht hat: Schläge, Gefängnisse, Aufruhr, Arbeit, Wachen und Fasten. Er fastete also immer wieder und war damit ein Vorbild, was das Fasten betrifft.
Gründe und Anlässe für das Fasten in der Bibel
Welchen Grund hat man zum Fasten? Zu welchem Zweck tut man Fasten in der Bibel?
Es gibt viele Stellen, die das Fasten thematisieren. Zum Beispiel lesen wir im Alten Testament, dass jemand, der sehr traurig war, nichts aß und fastete. Dabei ging es nicht nur ums Hungern, sondern um ein bewusstes Fasten.
Nehemia zum Beispiel sah, dass die Israeliten gesündigt hatten und sich dadurch verschuldeten. Das demütigte ihn zutiefst. Seine Demut zeigte er vor Gott, indem er sich ins Gebet und ins Fasten begab. Nehemia betete und fastete vor dem Herrn.
Ähnlich war es bei Daniel. Er erkannte, dass das Volk gesündigt hatte und deshalb in die babylonische Gefangenschaft gekommen war. Nun waren siebzig Jahre vergangen, und Daniel flehte Gott an, daran zu denken. In Daniel heißt es, er demütigte sich, richtete sein Gesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn mit Gebet und Flehen zu suchen – in Fasten und Sack und Asche.
Auch Esra fastete, als er auf eine Reise ging und sich demütigte.
Ich kann hier nicht alle Stellen aufzählen, aber auch Nehemia fastete und betete, als er vor dem König erfuhr, dass die Stadtmauer noch immer niedergerissen war und nicht wieder aufgebaut wurde.
Ein weiterer Zweck des Fastens ist ein Zeichen der Umkehr. Zum Beispiel lesen wir in Joel 2,12: Dort war eine schlimme Heuschreckenplage gekommen. Joel sagt: „Kehrt um zu mir mit eurem ganzen Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen.“ Das ist ein Zeichen der Zerknirschung über die Sünde. Gott fordert zur Umkehr mit Fasten und Weinen auf.
Die Menschen taten dies auch. Sie riefen ein Fasten aus und demütigten sich.
Das gleiche finden wir in Jona 3,5: Die Leute von Ninive glaubten an Gott, riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch – von den Größten bis zu den Kleinsten, sogar der König. Als Zeichen der Umkehr fasteten sie.
Fasten kann auch die Ernsthaftigkeit des Gebets unterstreichen. Es zeigt, wie dringlich und ernsthaft das Gebet gemeint ist.
Denken wir an Königin Esther: Sie sagte zu ihrem Volk: „Fastet für mich drei Tage!“ Sie bat um Fasten und Gebet, damit Gott ihr beisteht.
Auch im Neuen Testament finden wir Hinweise darauf. In Matthäus 17 geht es um Dämonenaustreibung. Jesus sagt, dass manche Dämonen nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden können. Die Jünger sollten also beten und fasten, um diese Dämonen auszutreiben.
Fasten dient zudem als Vorbereitung für besondere Aufgaben. In Apostelgeschichte 13,2 sagt der Heilige Geist, man solle Barnabas und Paulus aussondern. In Vers 3 heißt es, sie wurden nach Gebet und Fasten ausgesandt und mit der Handauflegung gesegnet.
Sie fasteten, beteten und wurden dann mit dem Segen des Herrn losgeschickt. Das ist ein Vorbild für uns, wenn wir einen neuen Dienst beginnen. Wenn der Herr uns einen neuen Weg öffnet, gehen wir zuerst ins Gebet und Fasten und bitten um seinen Segen für die Aufgabe.
Jesus selbst fastete vierzig Tage, bevor er seinen Dienst begann.
Fasten kann auch vor großen Entscheidungen helfen. Ich kenne Geschwister, die vor der Wahl eines Ehepartners fasteten und beteten, um sicherzugehen, dass es der Wille des Herrn ist. Sie legten die Entscheidung mit Fasten und Gebet in Gottes Hand und suchten seinen Segen.
Auch bei anderen wichtigen Lebensentscheidungen ist Fasten und Beten ratsam.
Wir haben schon Apostelgeschichte 13 erwähnt.
Fasten und Beten kann auch bei besonderer Dringlichkeit oder einer besonderen Last, die der Herr uns auferlegt hat, angebracht sein. Es ist nicht nur Beten, sondern verbunden mit Fasten – wie bei Königin Esther.
Dauer, Häufigkeit und Vorsichtsmaßnahmen beim Fasten
Dann etwas zur Zeit des Fastens. Wenn man die Bibelstellen liest, in denen das Fasten vorkommt, merkt man, dass meistens einen Tag gefastet wurde. Ein Tag ist die häufigste Fastendauer, sowohl im Alten Testament als auch im dritten Buch Mose und in der Richterzeit. Dort heißt es, dass sie bis zum Abend fasteten. Das bedeutet, sie fasteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und nahmen danach wieder etwas zu sich.
Ein Tag Fasten kommt an verschiedenen Stellen vor. Zum Beispiel gab es im Festkalender Israels einen Tag, an dem alle Israeliten fasten mussten. Das war der Tag der Versöhnung, an dem das Opferblut einmal im Jahr in das Allerheiligste gebracht wurde. Dieser Tag lag im siebten Monat, Tischri, im Herbst.
In Richter 20,26 heißt es: „Sie fasteten bis zum Abend.“ Auch in 1. Samuel 7,6 wird ein Fasttag ausgerufen.
Es gab aber auch Fälle, in denen drei Tage gefastet wurde. Zum Beispiel bei besonderen Ereignissen in Esther. Nicht in Esther 3, sondern in Esther 4, Vers 16 wird von drei Tagen Fasten berichtet. Der erste Tag war der Tag, an dem sie von der Situation erfuhr. Ob es am Vormittag oder Nachmittag war, ist nicht genau bekannt. Vielleicht begann das Fasten gegen Mittag. Der zweite Tag war der ganze folgende Tag, und der dritte Tag war der Tag, an dem sie zum König ging. Nachdem sie mit dem König fertig war, hörte sie auf zu fasten. Insgesamt waren es also nicht wirklich 72 Stunden, sondern ein Teil vom ersten Tag, der ganze zweite Tag und ein Teil vom dritten Tag. Das ist die jüdische Zählweise, die drei Tage umfasst.
In Apostelgeschichte 9,9 fastete Paulus, damals noch Saulus, nach seiner Bekehrung drei Tage lang. Er aß kein Brot und trank kein Wasser. Am ersten Tag, gegen Mittag, als der Herr ihm begegnete, begann er zu fasten. Am zweiten Tag fastete er weiter, und am dritten Tag kam Ananias, der ihm sagte, er solle aufhören zu fasten. Danach ließ sich Paulus taufen und glaubte dem Herrn.
In der Bibel lesen wir nur zweimal, dass jemand sieben Tage gefastet hat. Das war eine sehr lange Fastenzeit und kam nur bei besonderen Ereignissen vor. Zum Beispiel nach dem Tod Sauls. Das war ein Nationaltrauertag, an dem sieben Tage lang um Saul geklagt und gefastet wurde. Das war eine große Ausnahme.
Auch David fastete sieben Tage, als sein neugeborenes Kind todkrank war. In 2. Samuel 12,16 heißt es, dass er sieben Tage fastete. Eigentlich waren es sechs Tage plus einige Stunden. Am siebten Tag, als das Kind starb, hörte er auf zu fasten.
Daniel fastete drei Wochen lang, allerdings nicht im strengen Sinne. Er nahm karge Kost zu sich, also sehr einfaches und wenig Essen. Vom dritten bis zum vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats begann er das Jahr mit Gebet. Das wird nicht als Fasten bezeichnet, da das Wort Fasten dort nicht vorkommt. Es wird lediglich gesagt, dass er wenig aß und sich an den Herrn wandte.
Vierzig Tage fasteten nur wenige Menschen, was als Wunder gilt. Dazu gehören Elija, Mose und der Herr Jesus.
Wie oft wurde gefastet? In Israel war es üblich, einmal im Jahr zu fasten, und zwar am Tag der Versöhnung. Ansonsten fastete man, wie der Herr es führte.
Im Neuen Testament gibt es keine Regeln zum Fasten. Es gibt Christen, die in Russland fasten, und andere, die jeden Freitag von morgens bis zum Nachmittag fasten. Solche Fastentage werden ausgerufen. Das ist gut und darf man tun. Im Alten Testament wurden ebenfalls Fastentage ausgerufen, um gemeinsam ein Anliegen vor Gott zu bringen.
Allerdings sollte man vorsichtig sein, das Fasten zur Regel zu machen. Sonst besteht die Gefahr, dass es wie bei den Pharisäern wird. Wenn Menschen gezwungen werden, jeden Freitag zu fasten, tun sie es vielleicht nur aus Pflichtgefühl. Fasten muss immer freiwillig sein und darf nie erzwungen werden.
Fasten ist besonders bei wichtigen Entscheidungen, dringenden Gebetsanliegen oder großer Trauer sinnvoll. Allerdings gibt es auch Menschen, die nicht fasten sollten. Kranke oder Menschen mit schlechter Gesundheit sollten vorsichtig sein, besonders wenn es darum geht, Wasser zu trinken. Zwei Tage ohne Wasser zu fasten kann gefährlich sein. Ärzte würden davor warnen. Deshalb sollte man das Fasten mit dem Arzt absprechen, besonders wenn es mehrere Tage dauern soll.
Auch bei starker körperlicher Arbeit ist Fasten unklug. Wer viel schwitzt und körperlich arbeitet, wird durch Fasten geschwächt. Ein Beispiel ist Saul. Im Krieg gegen die Philister befahl er, zu fasten. Das war unweise. Die Soldaten brauchten gute Nahrung, um kämpfen zu können. Jonathan, der nichts vom Fastenbefehl wusste, aß Honig, wurde stark und konnte kämpfen. Die anderen Soldaten waren jedoch ermattet. Später wollten sie Jonathan bestrafen, weil er das Fasten gebrochen hatte, obwohl er es nicht wusste. Der Herr schützte ihn. Dieses Beispiel zeigt, dass es unklug ist, Soldaten mitten im Krieg zum Fasten aufzufordern (1. Samuel 14,24).
Wenn körperliche Kräfte gebraucht werden, ist Fasten nicht sinnvoll. Als Jesus fastete, arbeitete er nicht körperlich, sondern betete.
Wirkungen und äußere Begleiterscheinungen des Fastens
Fünftens: Die Wirkungen des Fastens habe ich eigentlich schon erwähnt. Dazu gehört das Ausschalten von Ablenkungen, sodass wir uns ganz auf Gott konzentrieren können. Es führt zu vermehrter Konzentration, Selbstprüfung und Selbstdemütigung. Man prüft sein Herz und demütigt sich vor Gott. Fasten dient auch der Vorbereitung für den Dienst oder eine besondere Aufgabe. Bei den Jüngern war es zudem wichtig beim Austreiben von Dämonen, dass sie beten und fasten.
Zum Schluss noch die äußeren Begleiterscheinungen des Fastens. Im Alten Testament kleidete sich der Fastende oft in Sacktuch. Dieses Gewebe war sehr rau und unbequem, meist schwarz. Außerdem streute man Asche auf den Kopf. Sacktuch und Asche waren Symbole für Vernichtung und ein Zeichen völliger Demut. Das bedeutet, man nimmt symbolisch das Gericht vorweg und vollzieht es an sich selbst. Man sagt damit: „Ich habe Gericht verdient, ich habe Vernichtung verdient.“
Ein Beispiel dafür ist die Tamar, die nach ihrer Vergewaltigung umherlief, schrie und Asche auf ihr Haupt streute. Sie rief die Vernichtung über sich selbst aus in furchtbarer Trauer.
Im Neuen Testament gibt es keine äußeren Begleiterscheinungen des Fastens. Wenn du fastest, dann wasche dich sauber, putze dir die Zähne gut und mache deine Haare schön. Du musst nicht wie ein Fastender aussehen. Niemand muss es wissen, und wenn es jemand erfährt, ist das auch nicht schlimm. Es geht darum, das Fasten nicht zur Schau zu stellen. Wichtiger ist die innere Haltung, das Demütigen vor Gott.
In Jesaja 58 haben wir ein ganzes Kapitel, in dem Gott zeigt, dass das Fasten äußerlich wenig Sinn macht, wenn man einige Dinge im Leben nicht in Ordnung gebracht hat. In Jesaja 58,3 heißt es: „Warum fasten wir, und du siehst es nicht? Wir demütigen uns, und du merkst es nicht.“ Dann sagt Gott zu ihnen: „Siehe, am Tag eures Fastens geht ihr euren Geschäften nach, drängt alle eure Arbeiter. Seht zu, Streit und Zank! Fastet ihr, um mit gottloser Faust zu schlagen?“ (Jesaja 58,4).
„Zurzeit fastet ihr nicht so, dass ihr eure Stimme zu Gott in der Höhe erhebt. Ist das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe? Ein Tag, an dem der Mensch sich demütigt, seinen Kopf beugt wie eine Binse und sich in Sacktuch und Asche bettet, nennst du das ein Fasten und einen dem Herrn wohlgefälligen Tag? Ist es nicht vielmehr ein Fasten, an dem ich Gefallen habe, wenn du ungerechte Fesseln löst, Knoten des Joches öffnest, gewaltsam Behandelte als Freie entlässt und jedes Joch zerbrichst? Besteht es nicht darin, dein Brot dem Hungrigen zu brechen, heimatlose Elende ins Haus zu führen und einen Unbekleideten zu bedecken? Nicht, dass du dich deinem Fleisch entziehst?“ (Jesaja 58,5-7)
Hier schimpft Gott über die Israeliten, weil sie äußerlich fasten, aber sich innerlich überhaupt nicht um Nächstenliebe kümmern. Die innere Haltung vor dem Herrn ist wichtiger als das äußere Fasten.
Das Ganze ist heute noch aktuell, denn wir beten oft viel zu wenig und fasten selten. Wir tun viel, beten aber wenig – das ist nicht gesund. Mehr ist besser: den Herrn suchen, schauen, was er möchte, gehorsam sein. Ein Tag des Fastens darf da ruhig mal drin sein. Dann kann man dem Herrn sagen: „Diesen Tag sondere ich jetzt ab für den Herrn, zum Fasten, zum Beten, zum Bibellesen. Ich konzentriere mich auf die Sache und möchte mein Leben vor dem Herrn ganz ausbreiten und ihm sagen, wo ich stehe, mich demütigen vor dem Herrn.“
Naht euch zu Gott, und er wird sich zu euch nahen. Das ist zum Fasten.
Praktische Hinweise und Abschluss
Praktisch gesehen herrscht viel Freiheit darin, wie genau gefastet wird. Ob mit Essen, mit Wasser oder ganz ohne Wasser gefastet wird, bleibt jedem selbst überlassen.
Man soll so fasten, wie man es für richtig hält und möchte. Dabei ist jedoch wichtig, darauf zu achten, dass keine anderen Dinge vernachlässigt werden – und zwar nicht nur äußerlich mit dem Gedanken „Hauptsache, ich habe gefastet“, sondern auch im Hinblick auf das Umfeld. Wenn andere unter dem Fasten leiden, ist das nicht in Ordnung.
Es muss sowohl das Innere als auch das Äußere stimmen, ebenso die Umgebung. Mit diesem Gedanken möchte ich schließen.
Dann wollen wir jetzt noch beten. Zum Schluss stehen wir dazu auf.
