Ein Wort als Fundament des Glaubens
Unser Predigttext steht in Jakobus 4,6, nur ein Vers. In dieser Predigtreihe „Faustpfänder des Glaubens“ haben wir immer nur ein Wort aus der Bibel, und dieses eine Wort soll für unseren Glauben ganz groß werden.
Gott gibt umso reichlicher Gnade. Darum heißt es: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ Herr, hilf uns zum Verstehen! Amen!
Ich habe die Predigt heute überschrieben mit „Es kann alles gut werden“. Das müssen jetzt die hören, die heute Morgen so ein Klose-Malz haben, die sagen: Ich bin traurig, ich habe große Nöte, ich bin beschwert. Es kann alles gut werden.
Das müssen jetzt die hören, die den Kopf hängen lassen. Es kann alles gut werden. Das müssen die Traurigen hören, die leiden, die Probleme haben und sie nicht bewältigen. Es kann alles gut werden.
Das sollen die wissen, die keine Hoffnung mehr haben und sagen: „Was verkorkst ist, ist verkorkst, da ist nichts zu machen.“ Doch es kann alles gut werden. Denn dieses Wort, dieses Losungswort unserer Predigt, ist nicht nur ein Spruch, den uns irgendein leichtfertiger Tröster zuruft.
Das ist das Wort unseres Gottes, das uns so vielfältig in der Bibel begegnet. Er ruft immer wieder die Müden und Verzagten, weil Gott in unserem Leben etwas Neues, etwas Großes machen will. Darum kann alles gut werden.
Drei Dinge will ich Ihnen jetzt zeigen.
Zuerst: Wir müssen uns mit unseren Traurigkeiten auseinandersetzen. Traurigkeiten treffen jeden Menschen meist wie ein Blitzschlag vom Himmel. Man lebt fröhlich dahin und denkt nichts Böses, und dann urplötzlich kommen diese Nackenschläge, die einen zusammenstauchen.
Plötzlich ist man in großer Sorge, die Angst lässt einen nicht mehr los. Was ist da? Ob es gesundheitliche Nöte sind, man kann nachts nicht mehr schlafen, die Gedanken bekommt man nicht mehr weg. Ob es Sorge um liebe Menschen ist, Sorge um Beruf und Arbeitsplatz, Sorge um die Zukunft.
Urplötzlich kommt das, und dann sitzt die Traurigkeit bei uns. Das wissen jetzt die, die etwa in die Trauer geführt wurden und sagen: „Du kannst reden, was du willst, mich machst du nicht mehr fröhlich, mich hat es getroffen.“
Jetzt müssen die zu Worten kommen, die jetzt nicht unter uns sein können, sondern schwer krank liegen, die verzweifelt sind, die mit Depressionen und Müdigkeit kämpfen.
Wenn uns die Traurigkeiten treffen, müssen wir uns heute Morgen damit auseinandersetzen. Dann ist das wie eine Sackgasse. Wir werden hineingeführt, wollen hindurchgehen, merken aber, da ist kein Durchgang. Der Durchgang ist zu, ich komme nicht hindurch, wir wissen nicht mehr, wo wir weitergehen sollen.
Ich muss Ihnen heute Morgen zu diesen Traurigkeiten zuerst einmal sagen: Gott lässt diese Traurigkeiten in Ihrem Leben ganz bewusst geschehen.
Ich denke oft, wenn so etwas bei mir geschieht, muss ich das von mir abschütteln, wie man Regentropfen vom Regenmantel abschüttelt. Die müssen weg, ich will los sein, dieses Zeug, das mich so behindert.
Aber wenn Gott das macht, ist das ein ganz fremder Gedanke für uns: Wie kann denn Gott, der Liebe, uns Traurigkeiten im Leben zuführen? Das geht doch nicht. Er muss uns doch die Traurigkeiten wegräumen.
Wissen Sie, in der Bibel steht die Geschichte von einem Mann, den Sie gut kennen, namens Hiob. Ein Mann, der ein treues Leben führte, Gott sehr ergeben war, Gottes Gebote befolgte und nur das Beste für Gott wollte.
Und Gott führt ihn in Traurigkeiten. Da kann man sich empören, und das wird erzählt, das ist so. Ja, wollen Sie Gott richten? Hören Sie es: Gott führt in Traurigkeiten.
Schlimmes Unglück: die Kinder kommen um, die Häuser brennen nieder, die er zu eigen hat. Er war ein reicher, wohlhabender Mann. Schließlich wird er selbst noch in schwere Schmerzen und Leiden hineingeführt.
Dann sagt Hiob im Kapitel 19, Verse 8 bis 10 eine ganz wichtige Erkenntnis, die wir hören sollten und damit leben:
„Er hat meinen Weg vermauert, Gott hat mich in die Sackgasse geführt, dass ich nicht hinüber kann. Er hat Finsternis auf meinen Steig gelegt, er hat mir mein Ehrenkleid ausgezogen und die Krone von meinem Haupt genommen. Er hat mich zerbrochen um und um.“
So verstehe ich gar nicht, dass Gott mich zerbrechen kann. Sie können es jetzt einfach machen und Gott fluchen und lästern, aber damit sind Sie die Sache nicht los. Das bleibt, weil Gott Sie in seiner Gewalt hat.
Ich muss erklären, was hier geschieht. Unser Bild eines glücklichen Menschen ist der Selfmade-Man, typisch neuzeitlich: ein Mensch, der sein Leben selbst in die Hand nimmt.
Wenn Sie so einen jungen Unternehmer heute sehen, der einen guten Wagen fährt, sein Haus hat, eine glückliche Familie, eine liebe Frau und gebildet ist, sagen Sie: Das ist ein Mann, der sein Glück gemacht hat. Er hat es mit eigener Kraft getan.
Dann bewundern wir ihn, dass ein Kerl etwas fertiggebracht hat. Alle unsere Träume laufen eigentlich um diesen Selfmade-Man, diesen Mann, der sein Leben selbst macht.
Aber es gibt das Bild des Selfmade-Man, dieses Menschen, der sein Schicksal selbst in die Hand nimmt, sein Leben ohne Gott gestalten will. Das ist in unserem Jahrhundert mit drin.
Ach, was brauche ich das? Dann legt er das ab: meinen Glauben, meinen Kinderglauben, die alten Eierschalen, die brauche ich nicht mehr. Jetzt lebe ich selber. Schließlich kann ich auf eigenen Füßen stehen.
Ich brauche sicher noch ein bisschen Gott für die Notzeiten meines Lebens. Und ein Mensch wird sicher, jetzt prüfen Sie sich: Ist das nicht die Kennzeichnung Ihres Lebens? Ich werde sicher, ich will mein Leben selber meistern, ich kann das ganz gut.
Das ist schon einem jungen Menschen eigen, kaum ist er konfirmiert: „Ich kann jetzt selber zurechtkommen mit meinem Leben, ich brauche keinen Gott, ich brauche keine Hilfe mehr, ach, das werfe ich alles von mir weg.“
Und dann setzt Gott mit einer Kur bei uns an und zerbricht uns.
Ich weiß nicht, ob Sie das heute Morgen begreifen können, was Gott da tut. Gott will uns helfen, dass wir wissen, wie die Sachen wirklich stehen. Er will uns zeigen, dass wir eigentlich gar nicht stark sind.
Dann stoßen wir fortwährend an die Grenzen unserer Macht. Eigentlich müsste heute eine Offenheit für Gott sein, denn die meisten Menschen, die wir als die erfolgreichen, glücklichen Geschäftsleute unserer Tage bewundern, haben in ihrem Herzen eine tiefe Leere, sie sind enttäuscht.
Wie oft hört man von Menschen: „Ich weiß nicht, wofür ich lebe.“ Sie fragen: „Was ist das Ziel meines Lebens?“ Da hat Gott schon zerbrochen.
Sie sagen: „Ach, die vielen Güter, eigentlich kann das Letzte auch nicht sein.“ Wir haben alles, was man braucht, weithin, was das Herz begehrt, aber das Letzte suchen und fragen ist nicht da.
Dann muss nur noch ein Schlag kommen, ob das Not in der Familie ist, ob Enttäuschung im Beruf ist. Wie viele Menschen werfen ihr Leben einfach weg und sagen: „Ich habe nichts mehr in diesem Leben.“
Sie sind zerbrochen, leer, schwach geworden. Und dann fragen wir: Was ist jetzt los?
Wir sollten das einmal wach erkennen und im Gespräch mit unseren Zeitgenossen offen bereden.
Gott führt uns in diese Krisen hinein, er zerbricht uns und will uns auf den Grund führen, damit wir Bilanz machen und fragen: Was ist mein Leben wert? Was bin ich?
Da steht in unserem Textwort – darüber habe ich eigentlich dauernd gesprochen, ich wollte es nur in den Mund nehmen, damit Sie es nicht in den falschen Hals kriegen: „Gott widersteht den Hochmütigen.“
Sie sagen: „Ich bin doch gar nicht hochmütig.“ Und das hat bei uns so einen Klang bekommen im Laufe der Zeit, als ob das so eine besondere freche Sache wäre, so ein besonders freches, ja fast übermütiges Reden.
Nein, da meint Gott gerade dieses selbstsichere Auftreten des Menschen ohne Gott, das Starksein ohne den, der uns geschaffen hat.
Was sind wir Menschen, wenn man uns ein paar Jahre hinausstreckt ins Grab, in den Friedhof? Was sind wir denn mit unserem schwankenden Charakter, mit unserer schwachen Psyche?
Gott widersteht den Hochmütigen, den Hochfahrenden, den Selbstsicheren, den Selfmade-Men. Gott widersteht denen.
Und eigentlich ist das so freundlich von ihm, dass er mit den sicheren, ja mit unsicheren Leuten immer wieder redet, dass er uns zerbrechen lässt in unserer hochfahrenden Art, in unserer selbstsicheren Art.
Dann zerplatzen die Illusionen, und wir stehen vor dem Scherbenhaufen und fragen: Was ist mein Leben?
Gott widersteht den Hochmütigen, den Hochfahrenden. In der Bibel kommt ein anderes Wort: Er demütigt.
Das Wort „demütigen“ hat bei uns auch einen falschen Klang bekommen. Ich würde hier viel lieber sagen: Er macht schwach. Er führt Leute an die Grenzen ihrer Kraft.
Wenn Sie heute Morgen hergekommen sind und sagen: „Ich bin am Ende“, sei das wunderbar, dann können Sie die Botschaft hören, um die es heute Morgen geht.
Zweitens: Gott will nämlich nicht zerschlagen. Wenn Gott uns zerschlagen wollte, dann könnte er das leicht tun, völlig zerschlagen. Wenn er uns austilgen wollte, das könnte er.
Aber Gott hat uns nicht ganz zerschlagen. Er bietet uns überall die Umkehr an.
Darum gibt es in der Bibel eine Beobachtung, die oft niedergeschrieben ist: „Wenn du mich schwach machst, dann machst du mich eigentlich stark. Wenn du mich demütigst, machst du mich groß. Wenn du mich in die Krisen hineinführst, dann holst du mich ganz weit wieder auf die Höhe heraus.“
Eigentlich sind die großen Sternstunden meines Lebens die traurigen Stunden, in denen ich an meiner Kraft zerbreche.
Ich wollte, dass unsere jungen Leute dieses schwierige Kapitel des Glaubens begreifen, dass es bei Gott nicht so geht, dass man immer größer und immer herrlicher wird.
Sondern dass Gott uns von Niederlage zu Niederlage führt.
Es gibt heute unter Christen eine merkwürdige Art: Da wollen Christen immer größer sein, immer voller von Erkenntnis, immer heiliger, Gott dienen, mit ihrem Lebenswandel immer vollkommener.
Das ist schön, wenn sie das wollen. Ich darf Ihnen aber ganz offen sagen, wie es geht: Je frömmer sie werden wollen, je heiliger sie werden wollen, umso mehr erkennen sie ihre eigene Ohnmacht.
Umso mehr erkennen sie, wie sie in den Ketten der Sünde gebunden sind, umso mehr leiden sie an ihrer Gottlosigkeit, auch als Christ.
Und jetzt lassen Sie sich bitte nicht verführen von denen, die sagen, sie werden immer auf größere Höhen geführt.
Die größten Höhen, auf die sie geführt werden können, sind, wenn sie in ihrer Schwäche auf Jesus blicken können.
Da ist Jesus, der sie aus dem Dreck herausholt und der sie annimmt, der die Schuld ihres Lebens durchstreicht, der sagt: „Du gehörst mir.“
Hören Sie heute dieses Wort, das gilt Ihnen. Er will, dass Sie ihm gehören mit Haut und Haar, und er hat Sie lieb mit Ihren ganzen Schwächen.
Er weiß doch, dass in Ihrem Leben nichts dran ist. Das brauchen Sie ihm nicht erzählen. Er ist gekommen als Retter der Sünder.
Und in diese Kette von Sündern dürfen Sie sich einreihen. Dürfen Sie Ihr ganzes Leben einfach vor ihm hinlegen und sagen: „Herr, ich komme, ich komme.“
Aber kommen Sie jetzt doch. Das ist unser Christenleben.
Und solange ich in dieser Welt bin, komme ich auf keine höhere Stufe. Höher kann ich nie kommen als bis an diesen Punkt, wo Gott mich fortwährend meiner Schwäche bewusst werden lässt.
Das ist ja nicht mehr entmutigend für mich, sondern das ist, ja, das ist groß: dieser Augenblick, wo ich neu höre, was er mir schenkt.
Da kann ich meine Loblieder singen, da kann ich mich freuen: Ich habe ja dich, Herr, du bist ja bei mir, was soll mir denn geschehen können? Ich habe dich.
Der Mann, der dieses Wort niedergeschrieben hat in einem seiner Lieder, war David. Wenn du mich demütigst, machst du mich groß, steht in Psalm 40.
Dieser David war schon als junger Mann dem großen Goliath gegenübergetreten. Goliath hatte auch was vorzuweisen.
Ich wäre gern so ein Goliath, da würde ich wenigstens was leisten in meinem Beruf, und da wäre man dieser weltengemachte Mann.
Wären Sie auch mal gern so ein Goliath? So zwei Meter sechzig, mit Muskelkraft und einem Mundwerk, damit die anderen mal still sind?
Dann tritt David diesem Lästerer gegenüber. Er spottet und flucht. Gottes Herr ist so sicher in seiner Kraft.
David sagt: „Ich habe nichts zu bringen, aber ich komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth.“
Das macht ihn so stark, dass er diesen lästernden Goliath überwinden kann.
Viel später, als David der Ehre teilhaftig wird, dass er die Tochter des Königs heiraten soll, sagt er ganz still: „Ach, wer bin ich denn? Ich bin nur ein armer und geringer Mann.“
Gott erhalte in uns diese Demut, nicht jene geheuchelte Demut. Wissen Sie, es gibt diese beleidigte Leberwurst, die immer etwas hören will, wie gut sie ist.
Sondern dieses echte Wissen: Was bin ich eigentlich vor Gott? Aber ich habe seine Zusagen, ich darf mich an ihn klammern.
Dann merken wir: Die Leute, mit denen Gott arbeiten konnte, waren immer solche, die sich ihrer Schwäche bewusst waren.
Das Schlimmste, was geschehen kann, ist Einbildung.
Gideon, der Befreier seines Volkes damals, sagte, als Gott ihn rief: „Wer bin ich? Meine Familie ist unbedeutend, und ich selbst habe in meinem Leben nichts vorzuweisen, keine Ausbildung, kein Abitur, keine Befähigung, keine Menschen, die für mich einstehen.“
Er hat nur das nackte Vertrauen auf Gottes Wort.
Darauf steht das Schwache, das es Gott zutraut.
Wir denken an Maria, die diesen Lobgesang gesungen hat, den wir am Eingang unseres Gottesdienstes gehört haben.
„Ich weiß, wie das bei Gott ist: Er kann die Starken vom Thron fegen, aber die Niedrigen macht er brauchbar und wichtig.“
Ich will nur solch einer sein, der Gottesmacht traut und ihm folgt.
Kennen Sie Falschmünzerei? Das ist ein übles Werk, wenn jemand 500-Mark-Scheine drucken lässt oder falsche 100-Dollar-Noten in Umlauf bringt.
Die sind nicht echt, sie sind nicht gedeckt, sie dürfen nicht verbreitet werden.
Aber solche Falschmünzerei gibt es regelmäßig bei frommen Leuten.
Bei frommen Leuten hört man auf Schritt und Tritt, da wird dauernd gemacht, als ob Frömmigkeit – heute sagt man oft „Geisteswerk“ – etwas Eigenes wäre.
Das ist noch einmal falsch.
Dass dieses eigene Tun, Frommsein und Heiligsein doch schon ein ganz wunderbares Stück wäre.
Augenblicklich würden wir erkennen, wer wir hier vor Gott sind.
Wir sind ganz notvolle Leute, und es ging für jeden von uns nicht anders, als dass Jesus sein Leben für uns opfert.
Wir sind ganz untreue Leute, aber wir sind solche, die von ihm angenommen werden und die ihm gehören.
Er will seine Hand auf uns legen und uns herausreißen aus diesem alten Leben. Er ist mächtig.
Ich darf noch einmal sagen, was ich am letzten Sonntag betont habe: Wenn Sie wissen wollen, was der Heilige Geist tut – ich wünsche Ihnen den Heiligen Geist –, der heiße Geist macht Ihnen immer nur Jesus groß.
Er zeigt Ihnen in der Depression und in der Traurigkeit: Jesus, mein Heiland, starb für mich.
Sie verstehen das Wort, das Paulus niedergeschrieben hat: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden.“
Und das gilt im Leben der Geringen, der Armen und der Elenden.
Es kann alles gut werden.
Gott will mich nicht zerschlagen, sondern mich freimachen von Illusionen.
Verstehen Sie, warum Gott uns zerbrechen muss?
Wir hätten das Evangelium nie verstanden, wenn er uns nicht zerbricht.
Es gibt viele Leute, die einen Zugang zum Glauben suchen, indem sie sich Gott nähern als die hohen Intellektuellen, mit ihrer Weisheit und Güte, mit dem großen Schatz ihrer Lebenswerke.
Sie erkennen Gott nicht, weil Gott sich nur erkennen lässt da, wo wir die Gescheiterten sind vor ihm und da, wo er uns einfach aus Gnade annehmen kann.
Drittens: Nun gibt er uns einen Pfand in die Hand.
Wir sprachen von der Traurigkeit, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Wir sprachen davon, dass Gott uns nicht zerschlagen will.
Und nun gibt er uns einen Pfand in die Hand.
Unsere Reihe heißt „Faustpfänder des Glaubens“.
Sie dürfen nicht da stehenbleiben und sagen: „Ach, ich bin so arm, ach, ich bin eben so viel in so großer Not.“
In diesen Augenblicken wird uns Jesus ganz groß, und er gibt uns Faustpfänder in die Hand.
In der allgemeinen Unsicherheit unserer Tage, wo die erfolgreichen Geschäftsleute unsicher werden – das ist die Unsicherheit, die umgeht –, da gibt es eine Lebenssicherheit, die man heute schon haben kann.
Man kann sicher stehen und fröhlich seines Lebens leben, mitten in diesem Zerbrechen des Glaubens.
Ich wollte wieder von denen reden, von denen unter uns, und Sie kennen sie doch: Die liegen in kranken Betten, und eigentlich, wenn wir sie besuchen, wissen wir gar nicht, was wir sagen sollen.
Wir denken: Ich bin ja gesund, was soll ich da trösten?
Und dann kommt aus diesem leidenden Mund ein Bekenntnis: „So nah war mir Jesus noch nie, und ich war noch nie so im Frieden wie jetzt. Ich verstehe das nicht.“
Lange Zeit saß in unserem Gottesdienst ein Mann, jetzt ist er weggezogen, fuhr dick einen Mercedes. Dann kam ein Unfall und nahm ihm das Augenlicht.
Er sagte: „Erst jetzt habe ich ihn gefunden. Ich konnte das nie verstehen, wenn ich ihm nahe die Hand drückte, dass das wahr ist: Er gibt Gnade denen, die zerbrochen und schwach sind.“
Das gilt für Eltern, wenn sie um ihr Kind ringen, das irgendwo auf der Wachstation liegt und sie nicht wissen, ob es durchkommt.
Er gibt Gnade, er neigt sich zu denen, die keine Hoffnung mehr haben. Anders kann man gar nicht glauben.
Und ich weiß, dass es in Ihrem Leben schon längst an dieser Stelle ist, wo Sie sagen: „Ich weiß nicht mehr, wie ich weitermachen soll.“
Da können Sie seine Gnade erfahren. Desto reichlicher gibt er Gnade.
Was ist denn Gnade?
Dann kommt wieder das, was man heute überall hören kann in allen Kirchen: Gnade sei ein abgegriffenes Wort, das könne man nicht verstehen.
Fragen Sie mal den, den man hinausführt, und da ist das Erschießungskommando angetreten. Man bindet ihm die Augenbinde um, die Soldaten sagen eins, zwei, und dann soll geschossen werden.
Dann kommt der Offizier, bindet die Binde weg und sagt: „Sie sind frei, Sie werden nicht erschossen.“
Gnade – Sie dürfen noch einmal leben.
Das ist doch unsere Situation vor Gott.
Was ist mein Leben vor Gott? Was habe ich verdient? Was kann ich vor Gott fordern?
Und dann will Gott noch einmal seine ganze Güte mir zuwenden.
Nicht nur, dass er mich vom Tode erlöst, sondern dass er mein ganzes Leben überschütten will mit Gutem, dass er die Gefängnistüren aufschließt und den lebenslänglichen Gefangenen rauslässt und sagt: „Du bist frei!“
Sie werden seine Gnade erfahren. Das heißt die Güte Gottes, die Ihnen gilt, die Sie morgen früh erfahren.
Wenn Sie keinen Menschen haben, der für Sie einsteht, dann dürfen Sie Gott Ihr Herz ausschütten.
Dann steht er für Sie ein.
Dann dürfen Sie die Größe seiner Vergebung erfahren, die Weite seines Herzens.
In allen Engpässen dürfen Sie schreien. Er wird hören, weil er auf Gnade gefunden werden will.
Umso reichlicher gibt er Gnade.
Und Sie sagen: „Was war denn das mit diesen Engpässen und Traurigkeiten, die mich Gott geführt haben?“
Dann müssen Sie ehrlich bekennen: Prima war das. Da hat Gott mich erst hingeführt, wo ich reich wurde.
Ich habe erst an Traurigkeit gelernt, was Glauben heißt: Bauen auf die Zusagen Jesu.
Ich habe Geduld gelernt auf den Herrn. Ich habe erfahren, wie er beisteht.
Und wenn die Not am größten ist, dann ist die Hilfe am nächsten.
Ich habe gelernt, dass es nie eine ausweglose Situation gibt und wie wir hindurchgeführt werden wie die Träumenden.
Und dann müssen wir sagen: Herr, das war erst eigentlich der Anfang meines Glaubens.
Ich bin so froh, wenn du mich schwach machst, denn in Wirklichkeit machst du mich ja nur ganz groß.
Amen.
Das Beispiel Hiob und die Realität des Leidens
In der Bibel steht eine Geschichte von einem Mann, den viele gut kennen: Hiob. Er führte ein treues Leben, war Gott sehr ergeben und befolgte seine Gebote. Hiob war ein Mensch, der nur das Beste für Gott wollte. Dennoch führt Gott ihn in Traurigkeiten.
Das kann Empörung hervorrufen, und genau das wird erzählt. Es ist so geschehen. Wollen Sie Gott richten? Hören Sie: Gott führt in Traurigkeiten.
Hiob erlebt schlimmes Unglück. Seine Kinder kommen ums Leben, seine Häuser brennen nieder. Er war ein reicher und wohlhabender Mann. Schließlich wird er selbst in schwere Schmerzen und Leiden hineingeführt.
Dann sagt Hiob eine ganz wichtige Erkenntnis, die wir für uns hören und daraus leben sollten. In Hiob 19,8-10 heißt es:
„Er hat meinen Weg vermauert, Gott hat mich in die Sackgasse geführt, sodass ich nicht hinüber kann. Er hat Finsternis auf meinen Steig gelegt, er hat mir mein Ehrenkleid ausgezogen und die Krone von meinem Haupt genommen. Er hat mich zerbrochen, um und um.“
Hiob versteht es kaum, dass Gott ihn so zerbrechen kann. Man könnte jetzt einfach Gott fluchen und lästern. Doch damit ist die Sache nicht erledigt. Denn die Situation bleibt bestehen, weil Gott ihn in seiner Gewalt hat.
Die Illusion des Selfmade-Man und Gottes Zerbrechen
Ich muss erklären, was hier geschieht. Unser Bild eines glücklichen Menschen ist der Selfmade-Man, typisch neuzeitlich. Es ist ein Mensch, der sein Leben selbst in die Hand nimmt. Wenn Sie heute einen jungen Unternehmer sehen, der einen guten Wagen fährt, sein Haus besitzt, eine glückliche Familie und eine liebe Frau hat und gebildet ist, dann sagen Sie: Das ist ein Mann, der sein Glück gemacht hat. Er hat es mit eigener Kraft geschafft. Und dann bewundern wir ihn dafür, dass ein Kerl etwas fertiggebracht hat.
Alle unsere Träume drehen sich eigentlich um diesen Selfmade-Man, um den Mann, der sein Leben selbst gestaltet. Doch es gibt ein Bild des Selfmade-Man, das diesen Menschen zeigt, der sein Schicksal selbst in die Hand nimmt und sein Leben ohne Gott gestalten will. Das ist in unserem Jahrhundert weit verbreitet.
Ach, was brauche ich das? Dann legt er das ab: meinen Glauben, meinen Kinderglauben, die alten Eierschalen, die brauche ich nicht mehr. Jetzt lebe ich selbst. Schließlich kann ich auf eigenen Füßen stehen. Sicher brauche ich noch ein bisschen Gott für die Notzeiten meines Lebens. Und ein Mensch wird sicher. Prüfen Sie sich, ob das nicht die Kennzeichnung Ihres Lebens ist: Ich werde sicher, ich will mein Leben selbst meistern, ich kann das ganz gut.
Das ist schon einem jungen Menschen eigen. Kaum ist er konfirmiert, sagt er: Ich kann jetzt selbst zurechtkommen mit meinem Leben, ich brauche keinen Gott, ich brauche keine Hilfe mehr. Ach, das werfe ich alles von mir weg.
Und dann setzt Gott mit einer Kur bei uns an und zerbricht uns. Ich weiß nicht, ob Sie heute Morgen begreifen können, was Gott da tut. Gott will uns helfen, dass wir wissen, wie die Dinge wirklich stehen. Er will uns zeigen, dass wir eigentlich gar nicht stark sind. Und so stoßen wir fortwährend an die Grenzen unserer Macht.
Eigentlich müsste heute eine Offenheit für Gott da sein. Denn die meisten Menschen, die wir als die erfolgreichen, glücklichen Geschäftsleute unserer Tage bewundern, haben in ihrem Herzen eine tiefe Leere. Sie sind enttäuscht. Wie oft hört man von Menschen: Ich weiß nicht, wofür ich lebe. Sie fragen: Was ist das Ziel meines Lebens? Da hat Gott schon zerbrochen.
Sie sagen: Ach, die vielen Güter – eigentlich kann das ja das Letzte auch nicht sein. Wir haben alles, was man braucht, weithin, was das Herz begehrt. Aber das Letzte, das Suchen und Fragen, ist nicht da. Und dann muss nur noch ein Schlag kommen. Ob das Not in der Familie ist oder Enttäuschung im Beruf – wie viele Menschen werfen ihr Leben einfach weg und sagen: Ich habe nichts mehr in diesem Leben.
Sie sind zerbrochen, leer und schwach geworden. Und dann fragen wir: Was ist jetzt los? Wir sollten das einmal wach erkennen und auch im Gespräch mit unseren Zeitgenossen offen bereden.
Gott führt uns in diese Krisen hinein. Er zerbricht uns und will uns auf den Grund führen, damit wir einmal Bilanz ziehen und fragen: Was ist mein Leben wert? Was bin ich?
Gottes Widerstand gegen Hochmut und die Bedeutung von Demut
In unserem Textwort steht etwas, über das ich eigentlich ständig gesprochen habe. Ich wollte es nur kurz erwähnen, damit es nicht missverstanden wird: Gott widersteht den Hochmütigen.
Manche sagen: „Ich bin doch gar nicht hochmütig.“ Im Laufe der Zeit hat das bei uns oft einen Klang bekommen, als wäre Hochmut eine besondere freche oder fast übermütige Art zu reden. Doch Gott meint genau das selbstsichere Auftreten eines Menschen ohne Gott, das Starksein ohne den, der uns geschaffen hat.
Was sind wir Menschen, wenn man uns ein paar Jahre nach dem Tod betrachtet, im Grab, auf dem Friedhof? Was sind wir mit unserem schwankenden Charakter und unserer schwachen Psyche?
Gott widersteht den Hochmütigen, den Hochfahrenden, den Selbstsicheren, den Selfmade-Menschen. Er widersteht ihnen. Und eigentlich ist das sehr freundlich von ihm, denn er redet immer wieder mit den Unsicheren. Er lässt uns zerbrechen in unserer hochfahrenden und selbstsicheren Art.
Dann platzen die Illusionen, und wir stehen vor den Scherbenhaufen unseres Lebens und fragen: „Was ist mein Leben?“
Gott widersteht den Hochmütigen, den Hochfahrenden. In der Bibel wird auch gesagt, dass er sie demütigt. Das Wort „demütigen“ hat bei uns oft einen falschen Klang. Ich würde lieber sagen: Er macht schwach.
Er führt Menschen an die Grenzen ihrer Kraft. Wenn Sie heute Morgen hierhergekommen sind und sagen: „Ich bin am Ende“, dann dürfen Sie die Botschaft hören, um die es heute Morgen geht.
Gottes Ziel: Schwäche als Weg zur Stärke
Das Ziel Gottes ist es nämlich nicht, uns zu zerschlagen. Wenn Gott uns zerschlagen wollte, könnte er das leicht tun – völlig zerschlagen. Wenn er uns auslöschen wollte, wäre das möglich. Aber Gott hat uns nicht ganz zerschlagen. Er bietet uns überall die Möglichkeit zur Umkehr an.
Darum gibt es in der Bibel eine Beobachtung, die oft niedergeschrieben ist: Wenn du mich schwach machst, dann machst du mich eigentlich stark. Wenn du mich demütigst, machst du mich groß. Wenn du mich in Krisen hineinführst, dann holst du mich ganz weit wieder auf die Höhe heraus. Eigentlich sind die großen Sternstunden meines Lebens die traurigen Stunden, in denen ich an meiner Kraft zerbreche.
Ich wünsche mir, dass unsere jungen Leute dieses schwierige Kapitel des Glaubens begreifen: Bei Gott läuft es nicht so, dass man immer größer und immer herrlicher wird. Vielmehr führt Gott uns von Niederlage zu Niederlage.
Heute gibt es unter Christen eine merkwürdige Haltung. Da wollen Christen immer größer sein, immer voller Erkenntnis, immer heiliger, Gott dienen und mit ihrem Lebenswandel immer vollkommener werden. Das ist schön, wenn sie das wollen. Ich darf ihnen aber ganz offen sagen, wie es wirklich geht: Je frömmer sie werden wollen, je heiliger sie werden wollen, desto mehr erkennen sie ihre eigene Ohnmacht. Umso mehr sehen sie, wie sie in den Ketten der Sünde gebunden sind. Umso mehr leiden sie an ihrer Gottlosigkeit – auch als Christen.
Und jetzt lassen Sie sich bitte nicht verführen von denen, die sagen, man werde immer auf größere Höhen geführt. Die größten Höhen, auf die man geführt werden kann, sind die, wenn man in seiner Schwäche auf Jesus blicken kann. Da ist Jesus, der einen aus dem Dreck herausholt und annimmt, der die Schuld des Lebens durchstreicht und sagt: „Du gehörst mir.“ Hören Sie heute dieses Wort – es gilt auch Ihnen.
Er will, dass Sie ihm gehören – mit Haut und Haar. Er hat Sie lieb mit all Ihren Schwächen und weiß doch, dass in Ihrem Leben nichts dran ist. Das brauchen Sie ihm nicht zu erzählen. Er ist gekommen als Retter der Sünder, und in diese Kette von Sündern dürfen Sie sich einreihen. Sie dürfen Ihr ganzes Leben einfach vor ihm hinlegen und sagen: „Herr, ich komme, ich komme.“ Aber kommen Sie jetzt doch!
Das ist unser Christenleben. Solange ich in dieser Welt bin, komme ich auf keine höhere Stufe. Höher kann ich nie kommen als bis an den Punkt, an dem Gott mich fortwährend meiner Schwäche bewusst werden lässt.
Das ist für mich nicht entmutigend, sondern groß – dieser Augenblick, in dem ich neu höre, was er mir schenkt. Da kann ich meine Loblieder singen und mich freuen: Ich habe ja dich, Herr. Du bist bei mir – was soll mir denn geschehen können? Ich habe dich.
Das Beispiel Davids und die Kraft der Demut
Der Mann, der dieses Wort in einem seiner Lieder niedergeschrieben hat, war David. Er schrieb: „Wenn du mich demütigst, machst du mich groß“ (Psalm 40).
Dieser David war bereits als junger Mann dem großen Goliath gegenübergetreten. Goliath, der kam her und hatte auch einiges vorzuweisen. Manch einer würde gern so ein Goliath sein: dann könnte man wenigstens etwas in seinem Beruf leisten und wäre ein Mann von Welt. Wären Sie auch gern so ein Goliath? So zwei Meter sechzig groß, voller Muskelkraft und mit einem Mundwerk, das die anderen zum Schweigen bringt?
Doch dann tritt David diesem Lästerer gegenüber. Goliath spottet und flucht, doch David ist sicher in seiner Kraft, die er von Gott erhält. David sagt: „Ich habe nichts zu bringen, aber ich komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth.“ Das macht ihn so stark, dass er den lästernden Goliath überwinden kann.
Viel später, als David die Ehre erhält, die Tochter des Königs zu heiraten, sagt er ganz still: „Ach, wer bin ich denn? Ich bin nur ein armer und geringer Mann.“ Gott erhalte in uns diese echte Demut – nicht jene geheuchelte Demut. Es gibt Menschen, die wie beleidigte Leberwürste immer hören wollen, wie gut sie sind. Doch echte Demut ist das Wissen: Was bin ich eigentlich vor Gott? Und dennoch habe ich seine Zusagen und darf mich an ihn klammern.
Wir merken, dass die Menschen, mit denen Gott arbeiten konnte, immer solche waren, die sich ihrer Schwäche bewusst waren. Das Schlimmste, was geschehen kann, ist Einbildung.
Gideon, der Befreier seines Volkes damals, sagte, als Gott ihn rief: „Wer bin ich?“ Seine Familie war unbedeutend, und er selbst hatte in seinem Leben nichts vorzuweisen – keine Ausbildung, kein Abitur, keine Befähigung und keine Menschen, die für ihn einstanden. Er hatte nur das nackte Vertrauen auf Gottes Wort. Darauf steht das Schwache, das Gott zutraut.
Wir denken an Maria, die diesen Lobgesang gesungen hat, den wir am Eingang unseres Gottesdienstes gehört haben. Sie wusste, wie es bei Gott ist: Er kann die Starken vom Thron herunterfegen, aber die Niedrigen macht er brauchbar und wichtig. Und ich will nur solch einer sein, der Gottes Macht vertraut und ihm folgt.
Warnung vor falscher Frömmigkeit und das Wirken des Heiligen Geistes
Kennen Sie Falschmünzerei? Das ist ein übles Werk, wenn jemand 500-Mark-Scheine drucken lässt oder falsche 100-Dollar-Noten in Umlauf bringt. Diese sind nicht echt, sie sind nicht gedeckt und dürfen nicht verbreitet werden.
Doch eine solche Falschmünzerei gibt es regelmäßig bei den frommen Leuten. Bei den frommen Leuten hört man das auf Schritt und Tritt. Dort wird dauernd so getan, als ob die Frömmigkeit – heute sagt man oft für Frömmigkeit „Geisteswerk“ – ein eigenes Tun und Heiligsein wäre. Man meint, das sei schon ein ganz wunderbares Stück, das uns augenblicklich erkennen lässt, wer wir hier vor Gott sind.
Wir sind aber ganz notvolle Leute. Für jeden von uns ging es nicht anders, als dass Jesus sein Leben für uns opfert. Wir sind ganz untreue Leute, aber solche, die von ihm angenommen werden und die ihm gehören. Er will seine Hand auf uns legen und uns herausreißen aus diesem alten Leben. Er ist mächtig.
Ich darf noch einmal sagen, was ich am letzten Sonntag betont habe: Wenn Sie wissen wollen, was der Heilige Geist tut – ich wünsche Ihnen den Heiligen Geist –, dann wissen Sie, dass der Heilige Geist, der heiße Geist, immer nur Jesus groß macht. Er zeigt Ihnen in der Depression und in der Traurigkeit: Jesus, mein Heiland, starb für mich.
Sie verstehen dann das Wort, das Paulus niedergeschrieben hat: Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade, die Zuwendung Jesu, noch viel mächtiger geworden. Und das gilt im Leben der Geringen, der Armen und der Elenden. Es kann alles gut werden.
Gottes Ziel: Befreiung durch Gnade
Gott will mich nicht zerschlagen, sondern mich von Illusionen befreien.
Verstehen Sie, warum Gott uns zerbrechen muss? Wir hätten das Evangelium nie verstanden, wenn er uns nicht zerbricht.
Viele Menschen suchen einen Zugang zum Glauben, indem sie sich Gott als hohe Intellektuelle nähern – mit ihrer Weisheit und Güte, mit dem großen Schatz ihrer Lebenswerke. Doch sie erkennen Gott nicht.
Gott lässt sich nur dort erkennen, wo wir vor ihm gescheitert sind und wo er uns einfach aus Gnade annehmen kann.
Der Pfand des Glaubens in der Not
Drittens: Nun gibt er uns einen Pfand in die Hand.
Wir sprachen von der Traurigkeit, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, und davon, dass Gott uns nicht zerschlagen will. Jetzt gibt er uns einen Pfand in die Hand. Unsere Reihe heißt „Faustpfänder des Glaubens“. Sie dürfen nicht einfach stehenbleiben und sagen: „Ach, ich bin so arm, ach, ich bin eben in so großer Not.“
In solchen Augenblicken wird Jesus ganz groß für uns und gibt uns Faustpfänder in die Hand. In der allgemeinen Unsicherheit unserer Tage, wenn sogar die erfolgreichen Geschäftsleute unsicher werden, gibt es eine Lebenssicherheit, die man heute schon haben kann. Eine Sicherheit, bei der man sicher steht und fröhlich sein Leben lebt – mitten im Zerbrechen des Glaubens.
Jetzt möchte ich wieder von denen sprechen, die unter uns sind. Sie kennen sie doch: Sie liegen in kranken Betten, und wenn wir sie besuchen, wissen wir oft gar nicht, was wir sagen sollen. Wir denken: „Ich bin ja gesund, was soll ich denn da trösten?“
Doch dann kommt aus dem leidenden Mund ein Bekenntnis: „So nah war mir Jesus noch nie, und ich war noch nie so im Frieden wie jetzt.“ Das verstehe ich nicht. Lange Zeit saß in unserem Gottesdienst ein Mann, der jetzt weggezogen ist. Er fuhr einen dicken Mercedes, dann hatte er einen Unfall, der ihm das Augenlicht nahm. Er sagte: „Erst jetzt habe ich ihn gefunden.“
Ich konnte nie verstehen, dass das wahr ist, wenn ich ihm nahe die Hand drückte: Er gibt Gnade denen, die zerbrochen und schwach sind. Das gilt auch für Eltern, die um ihr Kind ringen, das irgendwo auf der Wachstation liegt und bei dem sie nicht wissen, ob es durchkommt.
Er gibt Gnade. Er neigt sich zu denen, die keine Hoffnung mehr haben. Anders kann man gar nicht glauben. Und ich weiß, dass es in Ihrem Leben schon längst an dieser Stelle ist, an der Sie sagen: „Ich weiß nicht mehr, wie ich weitermachen soll.“
Dort können Sie seine Gnade erfahren. Desto reichlicher gibt er Gnade.
Die Bedeutung und Kraft der Gnade
Was ist denn Gnade?
Heute hört man in vielen Kirchen, dass Gnade ein abgegriffenes Wort sei, das man kaum noch verstehen könne. Fragen Sie einmal jemanden, der gerade zum Erschießungskommando geführt wird. Da treten die Soldaten an, binden ihm die Augen zu und sagen „eins, zwei“, und dann soll geschossen werden. Doch plötzlich kommt der Offizier, nimmt die Binde ab und sagt: „Sie sind frei, Sie werden nicht erschossen.“
Das ist Gnade – Sie dürfen noch einmal leben.
Genau so ist unsere Situation vor Gott. Was ist mein Leben vor Gott? Was habe ich verdient, was kann ich von Gott fordern? Und dann will Gott mir noch einmal seine ganze Güte zuwenden. Nicht nur, dass er mich vom Tode erlöst, sondern dass er mein ganzes Leben mit Gutem überschütten will. Er öffnet die Gefängnistüren, lässt den lebenslänglichen Gefangenen frei und sagt: „Du bist frei!“
Sie werden seine Gnade erfahren – das heißt die Güte Gottes, die Ihnen gilt. Sie werden sie morgen früh erfahren, wenn Sie keinen Menschen haben, der für Sie einsteht. Dann dürfen Sie Gott Ihr Herz ausschütten, denn er steht für Sie ein. Sie dürfen die Größe seiner Vergebung erfahren, die Weite seines Herzens. In allen Engpässen dürfen Sie schreien, und er wird hören, weil er auf Gnade gefunden werden will. Umso reichlicher gibt er Gnade.
Und Sie fragen: „Was war denn das mit diesen Engpässen und Traurigkeiten, die mich Gott geführt hat?“ Dann müssen Sie ehrlich bekennen: „Prima war das! Da hat Gott mich erst hingeführt, wo ich reich wurde. Ich habe erst in der Traurigkeit gelernt, was Glauben heißt: Bauen auf die Zusagen Jesu.“
Ich habe Geduld gelernt auf den Herrn. Ich habe erfahren, wie er beisteht. Wenn die Not am größten ist, dann ist die Hilfe am nächsten. Ich habe gelernt, dass es nie eine ausweglose Situation gibt und wie wir hindurchgeführt werden – wie die Träumenden.
Dann müssen wir sagen: „Herr, das war erst eigentlich der Anfang meines Glaubens. Ich bin so froh, wenn du mich schwach machst, denn in Wirklichkeit machst du mich ja nur ganz groß.“
Amen.