Einführung in den Missionssonntag und Gemeindesammlung
Hallo. Ja, heute ist bei uns ein Missionssonntag. Für uns ist das immer wieder eine Ermutigung, wenn wir hören, wie das Evangelium durch Tekla und Hans Martin Kilgus in Provinzen Pakistans verbreitet wird. Dort, wo früher nie der Name Jesu bekannt war.
Auch wir wollen uns heute Morgen als Gemeinde Jesu unter dem einen guten Hirten versammeln. Das führt uns aus vielen verschiedenen Orten zusammen.
Ich möchte Sie mit einem Wort grüßen: „Es kommt die Zeit“, spricht der Herr, „dass ich alle Heiden und Zungen sammle, damit sie kommen und meine Herrlichkeit sehen.“ Deshalb sind wir heute Morgen zusammengekommen, um die Herrlichkeit Gottes zu sehen.
Wir wollen ein Loblied singen, und ich hoffe, dass Sie mit Freude mit einstimmen können. Du, meine Seele, singe wohlauf und singe schön, 197, Strophen 1 bis 4 und noch den letzten, achten Vers.
Was die… so wie… was? Was? Schlaf, was? Genau. Ah, hallo. Hallo. Holen, Baby.
Gebet des Dankes und der Bitte um Stärkung
Ewiger Gott, unser himmlischer Vater, wir wollen dir heute Morgen unseren Dank sagen. Du überschüttest uns mit Gutem und schenkst uns unsere Lebenskraft. Du hast uns bis zum heutigen Tag erhalten.
Doch wollen wir nicht bei den Gütern dieser Welt stehen bleiben. Vielmehr freuen wir uns, dass wir zu deinem ewigen Reich gehören dürfen. Du sammelst heute deine Gemeinde in allen Teilen der Welt.
Herr, öffne uns die Augen, damit wir dein Wirken erkennen und im Glauben gestärkt werden. Lass uns Zweifel ablegen und den Glauben bewahren. Heute wollen wir durch dein Wort ganz neu gestärkt werden.
Wir bitten dich, dass du als guter und barmherziger Hirte in unserem Leben die Wunden verbinden und heilen kannst, wo so viel krank ist. Hilf uns, selbst in deinen Hirtendienst einzutreten. Zeige uns, wo du uns heute erneuern und verändern willst.
Jetzt wollen wir dir in der Stille all das bringen, was uns Not macht. Wir danken dir, Herr, dass uns nichts und niemand aus deiner Hirtenhand reißen kann.
Amen.
Musikalische Einstimmung und Gedanken zur Mission
Bevor Dr. Hans Martin Kilgus zu uns spricht, hören wir die Posaunen mit zwei Versen aus dem Koran, die Jesus betreffen. Es folgt „Meine Freude“ in der Vertonung von Johann Sebastian Bach.
Es wird immer wieder die Frage gestellt, ob Mission nicht inhuman sei, wenn Menschen, die mit der Mission in Berührung kommen, dadurch ins Leiden geraten. Diese Frage ist im Islam besonders aktuell und bewegt uns auch persönlich immer wieder.
Oft haben wir im Einzelfall keine klare Antwort darauf.
Zeugnis aus Pakistan: Der Weg eines ehemaligen Muslimen
Ich möchte einige Begebenheiten aus dem Leben eines Mannes erzählen, der der Sohn eines großen religiösen Führers in Pakistan war. Sein Name ist Poreski, Chrissi. Dieser Name ist im islamischen Bereich sehr bekannt, da viele Familien sich auf den Propheten und seinen Stamm zurückführen. Viele von ihnen sind sehr gute Moslems.
R. bekam einmal von einem Missionar eine Bibel in die Hand gedrückt. Er las diese Bibel über viele Jahre hinweg immer wieder. Nach etwa 15 Jahren sagte er, dass er überzeugt war und eine Entscheidung treffen musste. Diese Entscheidung traf er sehr deutlich: Er ließ sich taufen.
Daraufhin geriet er in eine Verfolgung, die sich auf vielfältige Weise zeigte. Zunächst wurde er, wie es oft der Fall ist, einfach bedroht, zum Teil sogar mit dem Tod. Dennoch blieb er in seinem Dorf.
Einige Zeit später wurden in dem Dorf, das etwa 3.000 bis 4.000 Einwohner hat, Handzettel mit seinem Bild verteilt. Diese wurden in allen Läden aufgehängt. Darauf stand, dass jeder, der diesem Mann etwas zu essen verkauft, aus dem Islam ausgestoßen wird. Diese Ereignisse sind noch nicht lange her.
Trotz allem blieb Poreski im Dorf. Menschen von außen, Christen, versorgten ihn und seine Familie. Sie kamen nachts mit dem Motorrad und brachten Essen. Er blieb standhaft.
Kurz nachdem er sich hatte taufen lassen, wurde ihm gesagt: „Du hast den Islam verlassen, du darfst kein Wasser mehr vom Dorfbrunnen holen.“ Das ist in Pakistan eine sehr schwierige Situation, da das Wasser meist nur aus dem Brunnen kommt. Leitungen mit fließendem Wasser, wie wir sie kennen, gibt es oft nicht.
Daraufhin grub er sich selbst einen Brunnen. Nachdem er eigenes Wasser hatte, versiegte der Dorfbrunnen. Das Dorf musste nun zu Herrn Kuri kommen, um Wasser zu schöpfen.
Wer heute sein Haus betritt, sieht über der Tür die Aufschrift: „Jesus ist Herr dieses Hauses.“ Er hat diesen Schritt sehr deutlich gemacht. Poreski hat diese Entscheidung so klar getroffen wie nur wenige, die in der Mission in Pakistan angesprochen wurden.
Reflexion über das Leiden in der Mission und die Treue Gottes
Ist Mission unmenschlich, wenn sie ins Leiden führt? Ich glaube, man darf diese Frage eigentlich gar nicht stellen. Es ist eine falsche Fragestellung, eine menschliche Fragestellung. Der Auftrag zur Mission ist gegeben – von Gott, von Jesus.
Eines zeigt sich ganz deutlich an dieser Geschichte, und das ist für uns Missionare sehr befreiend und hilfreich: Gott steht zu denen, die einen klaren Schritt auf ihn zugehen. Diese Menschen machen die Erfahrung, dass Gott lebendig ist und ganz klar Farbe bekennt – auch im Islam.
Wir wissen natürlich, dass manche Christen mit dem Tod bestraft wurden, weil sie ihren Glauben angenommen haben. Aber eines wird immer deutlich: Wenn sie diesen Schritt gegangen sind, dann haben sie es aus einer inneren Überzeugung getan. Sie sind überzeugt, dass es sich gelohnt hat, Christ geworden zu sein.
Los, singt deinem Gott Dank und dient ihm gerne! In unserem roten Liederbuch findet sich das Lied 128: „Lob, meine Seele, den Herrn“. Wir singen alle sechs Verse und stimmen gleich zu den Posaunen ein. So ein Lied soll wieder aus dem Herzen kommen. Dabei dürfen alle fröhlich und laut mitsingen.
Wer das Lied noch nicht kann, soll sich nicht entmutigen lassen. Schon beim zweiten Mal wird er mit Summen können, beim dritten Mal richtig mitsingen. Stimmen Sie einfach mit ein!
Die schlechten Hirten und der gute Hirte im Buch Hesekiel
Hesekiel 34,1-16 beschreibt die schlechten Hirten Israels und den rechten Hirten, den Herrscher selbst.
Das Wort des Herrn geschah zu mir: „Du Menschenkind, sage zu den Hirten Israels, zu den Hirten, die sich selbst weiden. Sollen nicht die Hirten die Herde weiden? Aber ihr esst das Fett, kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete. Die Schafe aber wollt ihr nicht weiden.
Das Schwache stärkt ihr nicht, das Kranke heilt ihr nicht. Das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht. Das Starke aber tretet ihr mit Gewalt nieder.
Meine Schafe sind zerstreut, weil sie keinen Hirten haben. Sie sind allen wilden Tieren zum Fraß geworden und zerstreut. Sie irren umher auf allen Bergen und hohen Hügeln und sind über das ganze Land verstreut. Niemand fragt nach ihnen oder achtet auf sie.
Darum hört, ihr Hirten, das Wort des Herrn! So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr: Weil meine Schafe zum Raub geworden sind und meine Herde zum Fraß für alle wilden Tiere, weil sie keinen Hirten hatten und meine Hirten nicht nach meiner Herde fragten, sondern sich selbst weideten und nicht meine Schafe, darum, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn!
So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will an die Hirten herantreten und meine Herde aus ihren Händen fordern. Ich will ein Ende machen damit, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden.
Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, damit sie nicht mehr gefressen werden. Denn so spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen, wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind.
So will ich meine Schafe suchen und sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren, zur Zeit, als es trüb und finster war. Ich will sie aus allen Völkern herausführen und aus allen Ländern sammeln. Ich will sie in ihr Land bringen und sie auf den Bergen Israels weiden lassen, in den Tälern und an allen Orten des Landes.
Ich will sie auf die besten Weiden führen. Auf den hohen Bergen Israels sollen ihre Auen sein. Dort werden sie auf guten Weiden lagern und fette Weide haben, auf den Bergen Israels.
Ich selbst will meine Schafe weiden und sie lagern lassen, spricht Gott, der Herr. Ich will das Verlorene suchen, das Verirrte zurückbringen, das Verwundete verbinden, das Schwache stärken und das Fette und Starke behüten. Ich will sie weiden, wie es Recht ist.“
Einladung zur Öffnung der Augen für den Hirtendienst
Herr, öffne uns die Augen für deinen Hirtendienst, Armin. Heutzutage treffen wir viele Menschen, die mit dem christlichen Glauben Probleme und Schwierigkeiten haben. Wenn sie erzählen, kommt ein ganzer Haufen von Argumenten zusammen – ein Dickicht aus Vorwürfen, Fragen und Zweifeln.
Viel interessanter ist jedoch, wenn man sich einmal überlegt, welche Botschaft des Evangeliums die Menschen heute ganz leicht anspricht und was sie ganz schnell verstehen. Studenten an der Universität, Führungskräfte in der Wirtschaft, Kinder im Kindergarten und die Alten auf der Pflegestation im Altenheim – sie alle verstehen das Bild vom guten Hirten sehr schnell.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Und wenn uns etwas fehlt – Freude, Mut, Hoffnung – dann fehlt uns der gute Hirte. Das Evangelium ist so einfach zu verstehen. Wir selbst sind ja von diesem Wort vom guten Hirten immer wieder angesprochen worden und tief beeindruckt.
Doch was ist das eigentlich? Warum zieht uns dieses Bild so an? Man könnte meinen, das liegt daran, dass wir heute so wenig Landwirtschaft in der Großstadt haben und deshalb Heimweh nach der unberührten Natur verspüren – nach einem rauschenden Wildbach und der Försterliesel, also einem idyllischen Bild. Doch das stimmt gar nicht.
Das Bild des Hirten: Realität und Bedeutung
Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal Hirten kennengelernt haben. Ich möchte diesem Berufsstand nicht zu nahe treten, aber wenn ich mir Hirten anschaue, dann ist ihre Figur meist nicht besonders attraktiv. Sie sind oft unrasiert und riechen nach Stall. Sie verbringen Tag und Nacht draußen. Das sind also Menschen, die nicht besonders anziehend wirken und nicht den Duft von 4711 im Gesicht haben. Das ist ein wenig schwierig.
Was zieht uns denn eigentlich an den Hirtenfiguren an? Nicht die äußere Erscheinung der Hirten. Übrigens war das in biblischer Zeit nicht anders. Sie wissen doch, dass die Hirten damals keine bürgerlichen Ehrenrechte hatten. Sie durften zum Beispiel nicht als Zeugen vor Gericht aussagen. Der Hirtenberuf galt als verachteter Berufsstand (vgl. Mt 23,1-12).
Warum ist das Bild des Hirten trotzdem so aussagekräftig? Zur Zeit Jesu sagte man, man solle am besten überhaupt keinen Handel mit Hirten treiben, denn sie galten als unredliche Leute. Man sollte keine Wolle oder kein Fleisch von ihnen kaufen und vorsichtig sein im Umgang mit diesen Menschen. Sie hatten oft mit Kriminellen zu tun und führten ein unstetes Leben.
Warum spricht uns dann dieses Bild des Hirten so an? Es sind nicht die äußeren Merkmale, die uns interessieren, sondern das Amt des Hirten. Dieses Amt war ganz direkt von Gott gegeben. Gott hat sich ausbedungen, dass er von uns geehrt und geliebt werden will – und zwar in dem verachteten Bild eines Hirten.
Das spricht uns modernen Menschen so sehr an. Es steht für Behütung und Fürsorge. Da ist jemand, der für mich wacht, der für mich einsteht und der da ist, wenn ich ihn brauche. Jemand, der sein Leben für mich wagt.
Sehnsucht nach einem guten Hirten in der modernen Welt
Ganz merkwürdig ist es, dass heute in unseren Tagen eine große Rolle spielt, dass ich mein Leben selbst bestimme. Man kann sogar sagen, dass dies das Kennzeichen am Ende unseres Jahrhunderts ist. Dort oben sitzen unsere jungen Leute, die gerade 18 geworden sind. Man muss sie später interviewen, wie stolz sie sind: „Jetzt bin ich Herr, jetzt kann ich mein Leben bestimmen, ich bin mündig.“
Und das geht dann weiter. Es ist doch ein Stolz von uns, wenn wir das Leben nach unseren Gedanken formen und prägen. Überall kann man das beobachten, nicht nur im Leben einzelner Menschen, sondern auch bei den Völkern. Wir wollen unsere eigene Geschichte machen.
Diese Emanzipationsbewegung unserer Welt ist doch eine so arme Bewegung. Denn am Ende haben die Menschen nur Sehnsucht nach einem guten Hirten. Auch in unserer modernen Welt sagen sie das allen: Es gibt einen guten Hirten, auch für Verlorene und Verirrte. Die Jahre ihres Lebens sind sie in die falsche Richtung gerannt, haben mit ganzem Eifer und Hingabe gelebt. Doch der gute Hirte ist da, sucht sie, ruft sie und geht ihnen nach.
Erste Auslegung: Kritik an den Hirten Israels und die Verantwortung der Gläubigen
Nun möchte ich heute zwei Punkte zu diesem Abschnitt sagen. Zunächst: Es handelt sich hier nicht um das Wort „heseker“. Das ist ja das Wort Gottes. Das prophetische Wort aus dem Propheten Hesekiel, im Auftrag Gottes, sagt, dass Gott ihm ins Ohr ruft und er weiter verkünden muss.
Erstens: Wir werden da ganz schön hart kritisiert. Wirklich hart kritisiert. Normalerweise ist es heute auf den Kanzeln der Kirchen so, dass man meist andere kritisiert. Dort wird beklagt, wie schlimm die Zustände in der Welt sind. Heute versucht man fast zu sagen: Warum ist unsere Welt nur so kalt? Warum ist unsere Gesellschaft so böse? Warum fühlen sich die Menschen so heimatlos? Warum haben sie solche Sehnsüchte nach einem guten Hirten? Da wird gesagt, dass etwas falsch läuft, und dann kann man alle kritisieren – die politischen Führer, die Verantwortlichen, die Reichen.
Aber das Wort Gottes schnürt uns den Hals zu. Ein redlicher Bibelleser kann bei dieser Anklage gegen die Welt nie mitmachen. Die Welt ist, wie sie ist, das wissen wir. Aber Gott erinnert uns daran: Was ist eigentlich mit dir, mit deiner Fürsorge? Wir werden an unser Hirtenamt erinnert. Gott fragt die Hirten Israels: Was habt ihr eigentlich getan für die armen Menschen, die führungslos durch diese Welt irren und kein Lebensziel mehr haben? Die den wilden Tieren zum Fraß gegeben sind. Das ist ein erschütterndes Bild, wie man heute Menschen mit billigen Sprüchen verführen kann. Wie Menschen zu Millionen an irgendwelche leeren Dinge greifen und damit noch einen Sinn in ihrem Leben suchen. Das sind ja die nichtigen Dinge. Das ist heute ein oberflächliches Leben im Sinnenrausch.
Was habt ihr eigentlich für die Menschen getan? Wo ist eure Hirtenliebe? Das fragt uns Gott – das Gottesvolk und die Verantwortlichen im Gottesvolk. Wir können uns jetzt auch sehr bequem machen und sagen: Das geht die Pastoren an, die nennen sich ja noch Hirten. Aber wir betonen ja auch sonst so gerne das allgemeine Priestertum aller Gläubigen, von dem das Neue Testament spricht, dass jeder gläubige Christ ein Priester ist. Und das heißt, dass alle teilhaben an der Verantwortung, nicht nur die berufenen und bezahlten Hirten.
Dann schnürt uns Gottes Wort das so zu: Wie ist das denn bei dir mit Hirten-Treue und mit Hirtenliebe? Und dann können wir noch einmal das ganze Spiel spielen, wie damals, als keiner gespielt hat. Also Gott fragt: „Was, geht mich das an? Soll ich vielleicht meines Bruders Hüter sein?“ Kurz gesagt: Ja! Ich habe dir Verantwortung gegeben.
Heute spricht man viel von Weltverantwortung. Ich weiß nicht genau, was das ist und wie man Weltverantwortung überhaupt wahrnimmt. Ich kann ein Stück meines Wahlrechts und meiner öffentlichen Verantwortung im näheren Umfeld wahrnehmen. Ich halte es für viel besser, statt diesem großen, tönenden Wort „Weltverantwortung“ viel lieber von Hirten-Verantwortung zu sprechen.
Wir haben eine Verantwortung für Menschen, und in der Bibel ist das gar nicht so uferlos. Es fängt damit an, dass eine Mutter und ein Vater Verantwortung für ihre Kinder tragen. Was ist Hirten-Treue? Dann geht das weiter, vielleicht noch mit den Menschen, denen ich begegne, mit der Familie und mit einigen, für die ich Verantwortung trage. Da waren welche, die einmal mit mir im Jugendkreis waren, und wir haben sie einfach abgeschrieben. Da wird uns die Hirten-Treue abgefragt.
Und wir werden gefragt, wie wir es eigentlich halten mit unserer Verantwortung. Das ist ein ganz hartes Wort, das Gott spricht – ein Gerichtswort. Das haben Sie auch schon beim Bibellesen gemerkt: Die Gerichtsworte tragen das Heil in sich. Das sind keine Worte, die uns nur verletzen sollen, sondern Gott will uns wieder auf die Spur bringen. Er will uns zurückführen, damit er uns wieder segnen kann.
Die Bedeutung von Hirtenliebe und Fürbitte im Dienst
Es wird hier bei diesem Wort ganz besonders deutlich, wo wir stehen: Unsere Bemühungen für die Gestrandeten.
Am Freitag hat sich bei uns ein kleiner Kreis versammelt, der sich um die Inhaftierten im Gefängnis kümmert. Warum sind es eigentlich so wenige? Eine Mitarbeiterin wurde vorhin danach gefragt. Sie erklärte, was bei uns eigentlich nötig ist, wenn jemand mitarbeitet: Jemand, der sich über Jahre hinweg ganz konkret um ein oder zwei Personen kümmert und dabei nicht müde wird. Jemand, der nicht einfach nur reagiert, sondern die Hirten-Treue Gottes widerspiegelt.
In diesem Dienst erleben wir immer wieder, wie wir versagen. Wir merken, dass wir manches völlig falsch gemacht haben, dass wir manchmal zu hart zugepackt haben. Doch dann wird uns das Bild Jesu immer klarer: Er kann mit überwältigender Liebe und Güte vergeben und wird nicht müde, sondern fängt immer wieder neu an.
Ich weiß nicht, wo das bei Ihnen gerade ist, aber es erinnert uns kurz an unser Amt, an die Hirten-Treue. Wenn Jesus selbst davon spricht, dass er die 99 Schafe im Pferch lässt und hinausgeht, um das eine zu suchen, dann bedeutet das doch: Auch wenn man abends, an kalten Tagen, froh ist, endlich zu Hause zu sein, geht man noch einmal hinaus und sagt: „Ich mache heute Abend den Besuch, den ich schon lange hätte machen müssen.“
Man setzt sich hin, hört zu, wie nur ein Hirte zuhören kann, liebt und trägt mit. Hirtentreue zeigt sich besonders in der Fürbitte. Jeden Morgen bringt man die Menschen, um die man sich sorgt, vor Gott.
Das Schöne an unserem Dienst ist, wie wir unsere Verantwortung wahrnehmen: Wir schließen jeden in unsere Fürbitten ein und wissen, dass Großes geschieht, wenn wir an Menschen denken und sie vor Gott bringen.
Persönliche Herausforderung und Ermutigung im Hirtenamt
Wenn ich diese Worte Gottes lese, erschrecke ich. Da möchte ich am liebsten von meinem Amt davonlaufen. Was haben die Konfirmanden von mir? Sie bekommen von Reinhilde anderthalb Stunden, die mehr oder weniger gut gelingen, und dann haut er wieder ab, wo es nicht hingehört. Wo ist denn für unsere 2400 parochialen Mitglieder die Hirten-Treue? Man kann sie überhaupt nicht wahrnehmen. Ich kenne ja nicht einmal alle mit Namen.
Da schreibe ich und sage: „Ach Herr, gib du mir zuerst einmal dein Hirn und Herz!“ Ich habe ja gar keines. Wir stellen uns immer so leicht vor, wie wir das könnten. Wir sind so froh, dass wir von der Güte des guten Hirten leben – das ist das Wunder. Herr, mach mich tauglich für ein paar Menschen. Ich kann nicht die große Aufgabe übernehmen, aber ich will anfangen, meine Verantwortung wahrzunehmen. Und es wäre so schön, wenn das in unserem Gottesdienst geschehen könnte.
Am letzten Sonntag hat mir eine Frau hier im Druck des Dienstes gesagt: „Ach wissen Sie, ich komme jetzt schon ein paar Monate hier in den Gottesdienst. Wir wohnen jenseits des Neckars. Gibt es da niemanden, der einmal meinen Mann besuchen kann? Er ist über 80 und kann nicht mehr aus dem Haus.“ Offenbar saß nie jemand neben ihr, der vielleicht auch noch aus der Ecke kommt und sagt: „Ich gehe mal wöchentlich vorbei, bete mit ihm und sage ein Wort des Zuspruchs auf dem letzten Weg vor der Ewigkeit.“
Hirten-Treue ist gefragt. Kirchentreue im Dienst der Mission, wenn man hinausgeht zu fernen Menschen mit einer ganz fremden Kultur. Hirten-Treue und Hirtenliebe spiegeln die Liebe Jesu wider – gar nichts anderes. Wenn Sie noch einmal lesen, was Jesus als vorrangig angesehen hat und wo er seine wichtigste Aufgabe sah, als er die Menschen sah: Es war nicht ihre Unfreiheit durch die Unterdrückung der Römer, die ihm Not machte. Auch die Wirtschaftslage, die damals schlimm war, sah er nicht als Hauptproblem.
Er sah sie verschmachtet und zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten haben. Wenn wir doch so ein Jesus-Herz hätten, würde es ihr hartes Herz aufbrechen, damit sie mitfühlen können, wie furchtbar es ist, wenn Menschen keinen guten Hirten haben und den Heiland Jesus nicht kennen.
Zweiter Punkt: Die Einheit der Herde Jesu und die Gefahr der Abgrenzung
Zweitens: Er gibt seine Herde niemals her. Das Bild vom Hirten und von der Herde – entschuldigen Sie, ich meinte das Bild von der Herde – ist wichtig. Es ist gut, dass Sie darauf achten. Das Bild von der Herde wurde schon immer verwendet, um unsere kirchlichen Organisationen zu beschreiben. Man sagte dann: „Das ist auch so eine Herde“, und nannte den Pfarrer Hirte. Das birgt eine große Gefahr.
Schon damals in Israel war das so. Die Hirten passten sorgfältig auf und sagten: „Das sind meine Schafe.“ Sie zählten sie genau und waren stolz darauf. Gott sagte: „Ich werde euch wegnehmen, ich nehme einen weg, weil ihr schlechte Hirten seid.“ Die Schafe sind nicht eure, sondern meine Schafe. Da darf es keine Verwechslungen geben. Es gibt keine lutherischen Herden, keine baptistischen und keine methodistischen. Die Namen können Sie vergessen. Es gibt nur eine Herde Jesu oder verlorene Schafe.
Man muss in der Bibel schon zeigen, wo es andere Herden geben soll. Es gibt nur die Herde Jesu. Darum gibt es auch keinen Pfarrbezirk oder sonstige kirchliche Einteilungen, die darüber bestimmen. Es ist merkwürdig, dass es in der Kirchengeschichte immer großes Aufsehen gab, wenn in Zeiten, in denen das Glaubensleben erstarrt oder erloschen war, plötzlich Bibelhauskreise entstanden.
Auch in unserem eigenen Württemberg gab es Situationen, in denen zuerst die Polizei anrückte, um Hausversammlungen aufzulösen. Da waren Hirten besorgt, dass ihnen etwas weggenommen wird. Aber es kann nichts weggenommen werden, was einem nicht gehört. Im Reich Gottes gibt es eine Vielfalt von Aktivitäten. Ich möchte ganz klar sagen: Gemeinschaften, Hauskreise und viele freie Werke gehören dazu. Es ist wunderbar, dass Gott seine Herde nicht einfach dahin trotten lässt, wo sie sich verlaufen könnte.
Er ruft Menschen, die sein Hirtenamt wahrnehmen. Wir sollten alle Dienste nur danach beurteilen, ob sie der Hirten-Treue Gottes entsprechen – nicht danach, ob sie mit der Kirchensteuer verbunden sind oder von der Kirche organisiert werden. Wir freuen uns an allem, was in den unterschiedlichen Diensten geschieht. Wenn neue Missionswerke entstehen, freuen wir uns mit.
Dass ein Hans Martin Kilgus als landeskirchlicher Christ seine Missionsaufgabe nur bei den offenen Brüdern fand, in die ihn Gott hineingestellt hat, zeigt die Auswirkungen dieses göttlichen Humors. Dabei überspringt Gott kirchliche Schranken und sagt: „Meine Herde besteht aus allen Völkern und Nationen.“ Er wird sich selbst um seine Herde kümmern. Ich selbst will mich meiner Herde annehmen.
Ermutigung zum Dienst trotz persönlicher Schwächen
Ich habe vorhin den Hirtenspiegel gesehen, der uns vorgehalten wurde. Dabei habe ich auch gedacht: „Da will ich gar nicht mehr hier sein.“ Wenn Gott mich so hart prüft und meinen Dienst so genau untersucht, dann versage ich. Und trotzdem will ich noch Jungschar leiten. Wer kann das überhaupt? Wer kann noch einen Gemeindedienst-Bezirk übernehmen? Wer kann denn da noch Verantwortung tragen?
Jeder. Denn diese Verheißung steht darüber. Gott selbst sagt: „Ich will mich meiner Herde annehmen.“ Ich möchte Ihnen sagen: Auch wenn Sie gar keine besonderen Gaben haben, wenn Sie einfach hingehen und anfangen, wird Gott sich zu Ihrem schwachen Dienst bekennen.
Ich selbst will mich meiner Herde annehmen. Das ist so wichtig: Die Hirten sollen sich nicht zu ernst nehmen, sondern auf den Hirten schauen – auf den einen guten Hirten. Er wird seine Herde sammeln, und das geschieht heute.
Sie können den Krankenbesuch machen, Sie brauchen gar nicht viel zu tun. Geben Sie ein kleines Zeugnis vom einen guten Hirten, und der Hirte selbst wird dann den Dienst an den Schwachen und Kranken tun. Sie können Verlorene zurückführen.
Wissen Sie, dass Menschen, die nicht mehr mit dem Leben fertig werden, durch diesen Dienst Wunden geheilt werden können? Sie dürfen mithelfen, dass das geschieht, weil Gott sich selbst seiner Herde annimmt. So eine große Verheißung steht über unserem Dienst.
Sehnsucht nach einer Gemeinde mit spürbarer Hirtenliebe
Kann es am Ende der Predigt passieren, dass einer von ihnen sagt: „Ich sehne mich nach einer Gemeinde, nach Hirtenliebe, die spürbar wird. Ich suche jemanden und bin tief enttäuscht, weil ich mich in der Hofackergemeinde nicht heimisch fühlen kann. Ich finde keinen Ort, an dem ich mich geborgen fühle. Ich suche überall nur jemanden, der mich bemuttert.“
Darf ich Ihnen sagen: Wenn Sie so suchen, dann sollen Sie das tun. Für Sie ist nur der eine gute Hirte da, der Sie selbst annimmt, der Sie stark und fest macht, der Sie heilt und genesen lässt.
Und dann dürfen Sie Hirte sein. Dann dürfen Sie Hirte sein für viele Menschen in unserer Welt, die verschmachtet und verstreut sind, leer und ausgebrannt. Dafür sende ich Sie.
Armin.
Gemeinsames Lied und Gebet der Buße und Bitte um Erneuerung
Wir singen nun gemeinsam das Lied 217, die Strophen 1 bis 3 sowie Vers 6.
Oh, ja. Was war das eben? Ja, so etwas. Was? Hallo. Oh, wollen wir beten?
Nun sprechen wir zum guten Hirten. Das bedrückt uns auch heute: Wie oft sind wir in unserem Dienst an anderen schuldig geworden. Wo wir den Schwachen und Kranken gegenüberstanden, ebenso denen, die in Schuld und Sünde gefallen sind, hatten wir nicht deine Liebe im Herzen.
Wir haben nicht viel gewagt für die anderen. Das tut uns leid. Oft dachten wir nur an uns selbst und haben uns selbst gepflegt. Auch im Glauben suchten wir immer wieder unsere eigene Erfüllung und Befriedigung, statt uns neu senden zu lassen in eine Welt, in der Menschen zu Millionen und Abermillionen nach dir suchen, dem guten Hirten.
Herr, zeige uns in den nächsten Tagen, was unsere Aufgabe ist. Nicht, dass wir das Naheliegende versäumen, während wir nach Fairness suchen. Wir wollen ganz neu die Plätze wieder in Besitz nehmen, wo du uns hingestellt hast: unsere Aufgaben in der Familie, im Bekanntenkreis, an der Arbeit und überall, wo wir sind – auch in der Gemeinde.
Dass wir dort Hirten sind, in den ganz alltäglichen Begegnungen. Dass wir lieben, tragen, helfen und Wunden verbinden. Wir möchten dich bitten, dass aus unseren Versäumnissen kein Schaden entsteht.
Wir bitten dich für alle, an denen wir schuldig geworden sind, dass du als der Hirte selbst dich dieser Menschen annimmst. Lass sie nicht verloren gehen, sondern heimholen zu dir, zu deiner Herde.
Wir wollen danken, auch für alle Ermutigung, die wir aus der Feldmission bekommen. Wir wollen dich bitten für den Dienst, der dort in Pakistan geschieht.
Wir bitten dich für diese Menschen, die oft um deines Namens willen Verfolgung, Verachtung und Schikane aushalten müssen. Lass sie dennoch Zeugnis deiner Liebe ablegen. Gib ihnen deine Kraft, damit sie das kraftvoll tun können.
Mach uns deutlich, wie wir mithelfen können, dein weltweites Werk zu stärken, wo deine Herde aus allen Nationen, Völkern und Sprachen gesammelt wird.
Wir bitten dich auch für die Kranken, Alten und Sterbenden. Geh mit uns, wenn wir nachher zu ihnen in ihre Betten treten. Und sprich zu ihnen von dir.
Mach du deine Verheißung wahr: Ich will mich selbst um meine Herde kümmern.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Organisatorisches zum weiteren Gemeindeleben und Einladung zur Gemeinschaft
Bitte nehmen Sie noch einmal Platz. Wir sind jetzt mittendrin, nicht am Ende. Im großen Saal schließt sich jetzt der Bericht von Thekla und Hans Martin Kilgus an. Sie haben einige nette Überraschungen vorbereitet. Mir tut es nur leid, dass ich hier Gottesdienst halten muss. Sie haben es gut, denn Sie können rübergehen. Wenn ich Sie bitten darf, gehen Sie bitte gleich rüber.
Es gibt zwei Gründe, warum Sie bitte nicht nach 10:45 Uhr kommen sollten: Erstens stört es nach dieser Zeit. Zweitens haben wir draußen auf dem Weg zum Reichenbergweg starke Eisglätte. Deshalb gibt es keinen Platz für die Ständer links, die sich sonst gebildet haben. Bitte lassen Sie die freien Flächen so, dass man dort noch gehen kann.
Ich werde im Kirchengemeinderat immer wieder darauf hingewiesen, dass sich der Ausgang zunehmend schwieriger gestaltet. Das liegt nicht daran, dass wir das in den Nerven hätten und ich bald eine Kur bräuchte. Vielmehr ist es bei der großen Zahl unserer Besucher und den kleinen Ausgängen notwendig, dass wir die Ausgänge freihalten – auch draußen vor der Kirche, vor allem das Geländer.
Diejenigen, die reden wollen, können das ja drüben tun. Gehen Sie jetzt gleich rüber in den großen Saal und setzen Sie sich vorne hin. Danach essen wir heute gemeinsam zu Mittag. Die Frauen haben in der Küche schon gearbeitet. Ich darf Sie einladen, die Gastfreundschaft anzunehmen.
Ich denke, Sie haben jetzt keine wichtigen Termine, und im Fernsehen läuft auch nichts wirklich Spannendes. Also gehen Sie rüber.
Über die Fastnachtstage veranstalten wir eine Freizeit auf dem Michelsberg, von Samstag bis Mittwoch. Das ist immer ein großer Höhepunkt unserer Gemeindearbeit. Die Anmeldezettel liegen hinten. Es haben sich schon sehr viele angemeldet. Ich möchte Sie bitten, sich bald anzumelden.
Vor allem möchte ich ein Wort an diejenigen richten, die sich in der Gemeinde nur gastweise fühlen. Ich lade Sie ein, doch einmal mitzugehen und richtig in die Gemeinschaft hineinzuwachsen.
Wir haben nur eine Bitte: Leute, die in anderen Gruppen oder Bibelgruppen schon eine Heimat haben, außerhalb unserer Gemeinde in einer Gemeinschaft oder anderswo, mögen bitte den anderen den Vortritt lassen. Wir können leider nicht alle mitnehmen. Aber diejenigen, die nirgendwo Heimat haben, sollen sich bitte anmelden. Dazu möchte ich Sie ganz herzlich einladen.
Ankündigungen und Segenswünsche
Am nächsten Samstag feiern wir das Fest einer goldenen Hochzeit von Ernst Lorenz, Brandamtmann, und Berta, geborene Wald am Dobel, Bach 11. Der Gottesdienst findet um 16:00 Uhr hier in der Kirche statt.
Frau Lorenz war viele Jahre im Kirchengemeinderat aktiv. Die Familie Lorenz hat mit ihren Kindern auch im Posaunenchor viel geleistet. Dafür sind wir in der Jugendarbeit sehr dankbar und freuen uns als Gemeinde darüber. Es ist ein Zeichen der Führung Gottes durch ein langes Leben.
Verstorben ist Frau Martha Gänzle, wohnhaft in der Hohenheimerstraße 62. Sie verstarb im Alter von 85 Jahren und wurde auswärts bestattet. Im Alltag lebte sie nach dem Wort des guten Hirten: „Ich gebe Ihnen ewiges Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“
Nun wollen wir uns unter den Segen des Herrn stellen, auch mit all den Aufgaben, die in der kommenden Woche vor uns liegen. Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.