Einführung: Die Bedeutung von Umkehr und Josias Beispiel
Zweiten Chronik 34 möchte ich heute predigen. Das Gleiche wird auch im Zweiten Königbuch noch einmal beschrieben. Die Königsgeschichte ist ja zweimal im Alten Testament festgehalten.
In 2. Chronik 34 wollen wir heute vom König Josia hören. Ich habe diesen Text ausgewählt, weil es immer schade ist, dass das Wort „Buße“ in unserem Sprachgebrauch eine ganz andere Bedeutung bekommen hat.
Bei der Polizei zum Beispiel, wenn die Zahlkarte hinter den Scheibenwischer geklemmt wird, handelt es sich um einen Bußgeldbescheid, ein Verwarnungsgeld oder eben eine „Buse“ als Strafe. Die biblische Bedeutung des Wortes „Buße“ meint jedoch etwas ganz anderes: das Umkehren, das Hinwenden zu Gott hin und das Leben in Ordnung bringen.
Josias frühe Herrschaft und sein Reformwerk
Zweiten Chronik 34. Acht Jahre alt war Josia, als er König wurde. Er regierte einunddreißig Jahre zu Jerusalem und tat, was dem Herrn wohlgefiel. Er wandelte in den Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken.
Josia unterbricht die lange Kette der Könige, weil seine Vorgänger meistens ganz anders lebten. Sie taten nicht, was dem Herrn gefiel. Josia war einer der wenigen, der das uneingeschränkte Lob erhielt. Er war treu zu Gott.
Im achten Jahr seiner Herrschaft fing er an, obwohl er noch jung war, den Gott seines Vaters David zu suchen. Im zwölften Jahr seiner Herrschaft begann er, Juda und Jerusalem von den Opferhöhen und den Bildern der Aschera zu reinigen.
Die Bilder der Aschera waren weibliche Götzenbilder, die man in der Antike an vielen Stellen fand. Sie ähnelten manchmal Athene und dann wieder Artemis.
Josia ließ vor seinen Augen die Altäre der Baal und die Rauchopfersäulen darauf abbrechen. Die Bilder der Aschera sowie die geschnitzten und gegossenen Götzenbilder zerbrach er, machte sie zu Staub und streute diesen auf die Gräber derer, die sie geopfert hatten.
Er verbrannte die Gebeine der Priester auf ihren Altären und reinigte so Juda und Jerusalem. Ebenso tat er dies in den Städten Manasses, Ephraims, Simeons und bis nach Naftali an ihren Orten.
Nachdem er im ganzen Land Israel die Altäre und Bilder der Aschera abgebrochen, die Götzenbilder zertrümmert und zermalmt und alle Rauchopfersäulen umgehauen hatte, kehrte er zurück nach Jerusalem.
Die Tempelrenovierung und die Entdeckung des Gesetzbuches
Und jetzt lesen wir weiter bei Vers 14. Danach fängt er an, den Tempel renovieren zu lassen. Er hat eine besondere Art: Er vertraut den Handwerksleuten und sagt, sie brauchen keine Rechnungen zu schreiben. Sie sollen nur angeben, welchen Betrag sie erhalten. Dann wird auf Treu und Glauben gehandelt.
Man sieht, wie dieser Josia ein Mann war, bei dem Leben und Glauben übereinstimmen.
Dann wird der Opferkasten geleert. Als sie das Geld herausnahmen, das zum Haus des Herrn gebracht worden war, fand der Priester Hilkia das Buch des Gesetzes des Herrn, das durch Mose gegeben war. Hilkia hob an und sprach zum Schreiber Schafan: „Ich habe dieses Gesetzbuch gefunden im Hause des Herrn.“ Hilkia gab das Buch Schafan.
Schafan brachte es zum König, gab ihm Bericht und sprach: „Alles, was da den Knechten befohlen ist, tun sie. Sie haben das Geld ausgeschüttet, das im Hause des Herrn gesammelt ist, und haben es denen gegeben, die bestellt sind, und den Arbeitern.“ Der Schreiber Schafan sagte dem König, der Priester Hilkia habe ihm ein Buch gegeben. Schafan las daraus vor dem König vor.
Als der König die Worte des Gesetzes hörte, zerriss er seine Kleider. Der König gebot Hilkia, Aikam, dem Sohn Schafans, Achbor, dem Sohn Michajas, Schafan, dem Schreiber, und Asaja, dem Kämmerer des Königs, und sprach: „Geht hin und befragt den Herrn für mich und für die Übriggebliebenen von Israel und Juda über die Worte des Buchs, das gefunden ist. Denn groß ist der Grimm des Herrn, der über uns entbrannt ist, weil unsere Väter nicht gehalten haben das Wort des Herrn und nicht alles taten, was geschrieben steht in dem Buch.“
Gottes Zusage von Vergebung und Josias Passafeier
Dann wird erzählt, wie Gott ihm das Trostwort der Vergebung zusagen ließ.
Wir lesen noch im Kapitel 35 die ersten drei Verse: Josia hielt dem Herrn Passa in Jerusalem. Unser Abendmahl geht ja zurück auf dieses Passa, den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten. Sie schlachten das Passa am vierzehnten Tag des ersten Monats.
Josia bestellte die Priester zu ihrem Dienst und ermutigte sie zu ihrem Amt im Haus des Herrn. Er sprach zu den Leviten, die ganz Israel lehrten und dem Herrn geheiligt waren: „Bringt die heilige Lade ins Haus, das Salomo, der Sohn Davids, des Königs von Israel, gebaut hat. Nun sollt ihr sie nicht mehr auf den Schultern tragen, sondern dient nun dem Herrn, eurem Gott, und seinem Volk Israel.“
Herr, zeig uns, was Umkehr ist. Amen.
Persönliche Eindrücke und Begegnungen aus China
Liebe Schwestern und Brüder,
ich bin heute noch sehr erfüllt von den Eindrücken, die ich hatte. Gestern bin ich aus Peking zurückgekehrt und hatte Begegnungen, vor allem mit Christen aus den unterdrückten und illegalen Hausgemeinden.
Zuerst ist mir aber ein Erlebnis auf dem großen und weiten Platz vor der Halle des Volkes in Peking in Erinnerung geblieben. Manchmal strömen in den Straßen so viele Menschen, dass man meint, alle 1,1 Milliarden Chinesen würden gerade durch diese eine Straße gehen. Dann sind immer viele Menschen dort. Junge Leute, die Englisch können, gehen oft auf Fremde zu, um ihre Englischkenntnisse ein wenig zu trainieren.
Auf diesem Platz kam ein netter junger Mann auf mich zu und erzählte mir, wie es unter Mao war. Als der unsterbliche Mao auf der Tribüne vor der Verbotenen Stadt stand und Tausende und Abertausende rote Kulturrevolutionäre an ihm vorbeizogen, die ihre rote Mao-Bibel schwenkten, fragte ich diesen jungen Mann – er war Kaufmann in einem Industriebetrieb –, was denn eigentlich aus den roten Kulturrevolutionären geworden sei.
Er erzählte mir, dass Mao sie aufs Land geschickt habe. Ich fragte weiter: Was machen sie heute dort? Dann wurde er nachdenklich und sagte, das sei eigentlich eine traurige Geschichte. Diese Hunderttausenden von jungen Leuten, damals die Intelligenz des chinesischen Volkes, seien hinaus aufs Land gegangen, um die Revolution voranzutreiben. Nun kämen sie alle wieder enttäuscht zurück in die Großstädte. Sie suchten Anschluss, Arbeitsplätze.
Dann lachte der junge Chinese stolz und sagte: „Die kriegen keine Arbeit mehr. Jetzt sind wir die neue Generation, wir haben alle Arbeitsplätze besetzt.“ Er fügte hinzu: „Das ist die verratene und verführte Generation gewesen. Sie haben keine Hoffnung mehr.“
Die Jüngeren mögen entschuldigen, wenn wir zurückblenden: Für uns war das damals in den Sechzigerjahren ein Ereignis, das fortwährend auf den Titelseiten der Zeitungen stand – die Kulturrevolution in China. Das hat damals unsere Universitäten erschüttert und Studentenunruhen ausgelöst. Viele schwärmten von der neuen Welt.
Heute, 20 Jahre später, ist es eine verratene, verführte Generation ohne Hoffnung. So schnell wechseln in unserer Welt die großen Ziele, für die man lebt.
Die Vergänglichkeit menschlicher Leistungen und die Bedeutung eines Lebens mit Gott
Man kann sich begeistern, man kann sich dafür einsetzen – aber was bekommt man am Ende wirklich?
In unseren Tagen gibt es so viele Lebensziele, für die man sich einsetzen kann. So viele große Pläne: Wofür leben wir? Was ist unser Ziel? Wir wollen doch etwas bewirken. Wir haben Gedanken darüber, wie unsere Zukunft gestaltet werden soll, wie wir diese Welt neu verändern möchten und nach welchen Plänen wir das tun wollen.
Ich finde es beeindruckend, was die Bibel erzählt. Gerade in den Chronikbüchern und in den Königsbüchern wird über Jahrhunderte hinweg berichtet, wie die damaligen Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, die großen Führungspersönlichkeiten, Jahr für Jahr wirkten. Und wenn es um die Bilanz ihres Lebens geht, stellt die Bibel nüchtern fest: Es war eigentlich gar nicht viel. Das war eigentlich gar nicht viel.
Was sie mehr getan haben, steht geschrieben in der Chronik der Könige Israels. Schon als Kind habe ich meine Mutter oft gefragt: Wo ist denn eigentlich die Chronik? Nicht das Chronikbuch der Bibel, das wir haben – das war deckungsgleich mit den Königsbüchern –, sondern wo ist die Chronik, in der man mehr über die Taten dieser Könige Israels lesen kann?
Damals erklärte mir meine Mutter, das Buch sei verschollen. Ja, aber die Taten dieser Leute und ihre Leistungen, die offenbar alle aufgeschrieben waren, sind vergessen. Irgendwo festgehalten, doch der Staub der Zeit hat sie zugedeckt, verloren und vergessen.
Es gibt so viele große Errungenschaften, auch in unseren Tagen, große Leistungen. Wir sind heute stolz, in unserer Zeit zu leben. Aber wie wird es später aussehen, wenn man zurückblickt und fragt: Was haben wir heute geleistet? Was war dein Leben wert, wenn Gott es beurteilt? Was bleibt übrig? Was ist die Bilanz?
Vergessen, verweht, unwichtig, unbedeutend? Nein, an einigen Stellen in den Chronikbüchern steht von Menschen, deren Leben groß und bedeutsam war. Sie haben entdeckt, wie es ist, wenn Gott in unser Leben kommt. Wenn Gott durch uns wirkt. Sie haben sich für Gott geöffnet, sich Gott zur Verfügung gestellt und wurden so zu Werkzeugen in der Hand Gottes.
Wenn ich Ihnen heute etwas Großes sagen will, dann möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass wir eine viel zu geringe Meinung von den kurzen Jahren unseres irdischen Lebens haben. Diese Jahre sind nicht einfach nur verfliegende Zeitabschnitte. Sie können bedeutsam und wichtig werden.
Selbst die Alten unter uns, die sagen: „Ich lebe vielleicht nicht mehr lange“, erleben wichtige Zeitabschnitte, wenn Gott durch ihr irdisches Leben wirkt. Halten Sie das fest: Große Revolutionen in unserer Zeit sind oft in kürzester Zeit vergessen.
Doch es gibt einzelne Menschen, die mit Gott leben, die sich für den lebendigen Gott öffnen. Deren Leben wird bedeutsam, wichtig und groß. Sie können etwas bewirken, sie können Taten vollbringen. Das erzählt die Bibel im Alten und Neuen Testament: Man kann etwas tun, das Wirkung zeigt, das nicht vergeht, das Bedeutung hat und nicht umsonst ist.
Josias kompromisslose Hingabe zu Gott
Darum war mir Josia so wichtig – ein Mann, der für Gott lebt. Ich habe den Text ein wenig untergliedert, um zu zeigen, was das Besondere an seinem Leben ist: Er war kompromisslos einseitig. Kompromisslos einseitig.
In unserer heutigen Zeit ist das eigentlich genau umgekehrt als damals, zu Josias Zeiten. Heute sind viele junge Leute kompromisslos einseitig in politischen Fragen. Wie viele kenne ich, die ganz radikal sind und sagen: Wenn du nicht genau meine politische Meinung teilst – auch im Raum der Kirche –, dann bist du schon auf dem falschen Weg.
Josia war in politischen Fragen ein sehr toleranter Diplomat. Er wusste, dass es in politischen Dingen keine vollkommenen Lösungen gibt. Es gibt nur gute Kompromisse. Da muss man sein Geschäft so gut wie möglich machen. Wir leben in dieser Welt im Vorläufigen.
Josia war ein Mann, der nicht radikal und nicht einseitig war. Einseitig radikal war er nur, wenn es um den Gehorsam gegenüber Gott ging. Genau an dieser Stelle sind wir heute merkwürdig großzügig, wenn es um den Gehorsam gegenüber Gott geht.
Mit einer Sorgfalt ohnegleichen suchte dieser junge König Josia den Willen Gottes zu erfüllen. Er fragte: Was kann ich tun, damit ich Gott treu dienen und ihm gehorsam leben kann?
Er wurde ja in jungen Jahren König – für uns unvorstellbar, ein Junge mit acht Jahren. Das kann ja nicht gut gehen? Doch, es ging gut. Schon im Alter von sechzehn Jahren war es sein eigener Entschluss, Gott treu zu dienen.
Ich frage mich oft, ob viele von Ihnen im Alter von fünfzehn oder sechzehn Jahren ihre Glaubensentscheidung nicht oft viel klarer sahen als heute. Josia wollte mit ganzer Leidenschaft Gott dienen. Es war für ihn ein bewusster Entschluss.
Als er zwanzig Jahre alt war, fing er an, mit den Götzenheiligtümern aufzuräumen. Er ließ diese Säulen abbrechen, zerstörte die Heiligtümer und verunreinigte sie, damit allein Gott gedient wird.
Es war ihm wichtig, dass in seinem ganzen Herrschaftsbereich allein Gott angebetet wird. Dort, wo er etwas zu sagen hatte, sollte dem einzigen Gott allein die Ehre gegeben werden. Darin war er kompromisslos.
Die Prägung durch Josias Mutter und die Bedeutung des persönlichen Glaubens
Jetzt stellt sich die Frage: Woher hatte König Josia eigentlich seinen Glauben? Es war ja ungewöhnlich, denn er war ein Außenseiter. Die meisten seiner Vorgänger lebten ganz anders. Sie passten sich aus politischen Gründen an und ließen vieles laufen – auch die Lüge, die falsche Religion und die Unwahrheit.
Woher kam also Josias Glauben? Schon sein Vater war ein ganz durchtriebener, schlechter König mit einem schlechten Charakter: Ammon.
Was aber besonders auffällt, ist die Mutter. Vielleicht haben einige von Ihnen sie noch im Gedächtnis, wenn wir einmal am Muttertag über Jedida sprachen. Sie muss eine großartige Frau gewesen sein.
Man muss sich immer wieder fragen, wie eine solche Ehe funktionieren konnte: Jedida als eine Frau des Glaubens, neben einem Mann, der gar nicht nach Gott fragte, der es überhaupt nicht bewegte und unansprechbar war. Es war eine Tortur, solch eine Ehe zu führen.
Diese Mutter von König Josia hat in ihrer Lage nicht einfach geklagt oder sich über die schwierigen Verhältnisse beschwert. Was hat sie stattdessen getan? Sie hat an ihrem Platz Gott gedient. Das möchte ich Ihnen heute Morgen zeigen, denn das wird von Gott bestätigt.
Sie hat den Platz einer Mutter ausgefüllt und ihren jungen Sohn Josia früh zu Gott geführt. Das hat Bedeutung und hinterlässt Spuren für die Zukunft. Ob sie noch erlebt hat, wie der Junge das später selbst durch eine bewusste Glaubensentscheidung aufnahm, wissen wir nicht.
Aber eine Frau, die Gott dient, ist nie vergebens. Ein Mensch, der sich Gott zuwendet und auch in schwieriger Umgebung Gott dient, kann Großes für ihn tun und weitreichend wirken.
So geschieht es auch bei diesem jungen König Josia: Er nimmt das Erbe seiner Mutter an und tritt in ihre Fußstapfen. Er sagt: „Ich will kompromisslos in meinen Lebensentscheidungen allein Gott dienen.“
Die Herausforderung der heutigen Nachfolge und der Aufruf zur Treue
Wenn wir uns heute fragen, warum die Sache Jesus in den westlichen Ländern, besonders in Europa, so im Argen liegt, dann sehe ich einen wesentlichen Punkt: Wir folgen Jesus und seinem Wort nicht kompromisslos im Gehorsam. Stattdessen machen wir faule und ungute Kompromisse.
Wir reden viel über die Dienste und Aufgaben des Glaubens. Ich möchte heute am Beispiel von Josia und Betag dies als besonders wichtig hervorheben.
Wissen Sie, dass das Geheimnis eines großen Lebens darin liegt, zu sagen: „Ich will Gott dienen. Ich möchte in allen meinen Diensten und überall, wo ich lebe, kompromisslos für Gott da sein. Ich will Nein sagen zu aller Lüge, zu aller Unwahrheit und zu allem Unrecht, das in meinem Bezirk geschieht.“
Ich will mich nicht nur über die Ungerechtigkeit irgendwo in der Welt ereifern, sondern anfangen, bei mir selbst Gerechtigkeit zu leben. Ich will Gott dienen mit dem, was er mir anvertraut hat.
Das war Josia von seiner Mutter her wichtig geworden.
Zeugnisse aus China: Glaubensentschiedenheit trotz Verfolgung
Ich habe gedacht, vielleicht könnte ich Ihnen an Beispielen meiner Reisen deutlich machen, was ich erlebt habe. Vor mir ist das Bild eines Evangelisten, den ich treffen konnte. Er kam aus dem Inneren Chinas und erzählte mir ein wenig von seiner Situation.
Obwohl heute in China eine relative Freiheit herrscht, geht der Staat nach wie vor rücksichtslos gegen nicht registrierte Hausgemeinden vor. Der Evangelist berichtete auf erschütternde Weise, wie selbst Älteste tagelang im Gefängnis gefoltert werden. Es gibt Hunderte von Inhaftierungen. Von einem, der über ein Jahr in Haft ist, wissen sie nicht einmal, in welchem Gefängnis er sich befindet.
Ich fragte ihn dann: „Wie bist du eigentlich zu deiner Glaubenshaltung gekommen, zu deiner klaren Entschiedenheit?“ Er antwortete: „Es ist merkwürdig. Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, das nur der Spur nach christlich war. Mein Vater ist durch die politischen Verhältnisse ganz vom Glauben abgefallen. Meine Mutter hat sich schließlich mitziehen lassen. Ich bin noch ein Stück weit im christlichen Glauben aufgewachsen. Aber als ich achtzehn Jahre alt war, habe ich gesagt: ganz oder gar nicht.“
Er erzählte weiter: „Das Wort Gottes hat mich damals so getroffen. Seitdem ist für mich gar nicht mehr wichtig, welche Nachteile ich für meinen Glauben erleide oder welche Strafen ich erdulden muss.“ Er sagte: „Es gibt so viele in unseren Gemeinden, die fragen nicht nach allen Nöten, die ihnen begegnen. Sie wollen nur gehorsam sein. Sie wollen Gott mit ihrem Leben dienen.“
Ich habe gedacht, ich will Ihnen heute weitergeben, was diese chinesischen Christen uns als Zeugnis ihres Glaubens mitgeben. Wir leben oft im Zwielicht sündiger Kompromisse, wie viele Christen, die gelähmt sind in ihrem Glaubensleben, weil sie nicht eindeutig für Gott sind. Weil sie längst faule Kompromisse gemacht haben.
Wenn sie Gott dienen wollen, wenn sie brauchbar für Gott werden wollen, dann müssen sie entschieden, kompromisslos und einseitig gehorsam für Gott sein. Das ist das Erste.
Josias Bewusstsein seiner Schuld und die Bedeutung der Buße
Das Zweite
Er weiß um sein Versagen, er weiß um sein Versagen. Könige sind an und für sich stolze Menschen. Sie umgeben sich mit viel Prunk und Luxus und lassen sich auch verehren. Darum gibt es ja diese ganze höfische Feierlichkeit, bei der den Königen Ehre und Macht entgegengebracht wird.
Es ist außergewöhnlich, dass es in der Bibel ganz anders dargestellt wird. Josia griff die Fußstapfen des Glaubens Abrahams wieder auf, wie es hier heißt. Für einen König wie Josia muss es besonders schwer gewesen sein, sich offen vor dem ganzen Volk zu seiner Sünde zu bekennen. Er zerriss seine Kleider, so beobachteten die Leute seine feierlichen Gewänder. Damit zeigte er, dass er nur ein sterblicher Mensch ist – ganz anders als die Könige und Mächtigen unserer Zeit, die sich oft verehren lassen wollen. Josia sprach offen von der Schuld seines Lebens.
Warum war das so? Bei der Renovation des Tempels, während die Handwerker arbeiteten, kam irgendwo in einem Schrank ein Gesetzbuch zum Vorschein. Die Gipser verputzten, die Maler strichen, die Schreiner hämmerten. Plötzlich fand man das Gesetzbuch. Die Leute wussten nicht genau, was sie damit anfangen sollten. Sie holten einen Schreiber und fragten: „Du kannst doch richtig lesen, was steht eigentlich darin?“ Sie wussten nicht, worum es sich handelte.
Josia aber war ein Mann, mit dem Gott redete, und er erkannte sofort: Das ist Gottes Gesetz. Wie war es denn in Israel? War das Gottes Wort verschüttet? War das Gottes Wort an die Seite gedrängt? Man hat den Eindruck, dass in jeder Generation das Gottes Wort neu entdeckt werden muss.
Sind Sie ein Bibelchrist, durch den Gott reden kann und der Gottes Wort hört? Das ist fast die Nagelprobe Ihres Christseins. Man kann daran spüren, ob Ihr Glaube echt ist. Sie können das Reden Gottes in der Bibel immer daran messen, ob es Sie im Gewissen beunruhigt und erschüttert. Denn Gott zeigt uns beim Bibellesen zuerst einmal, was in unserem Leben falsch und verkehrt ist.
Josia erschrickt unter der Verlesung des Gesetzbuches. Er schreit zu Gott um Vergebung und um Gnade.
Die Grundlage für ein brauchbares Leben vor Gott
Was hat das heute zu tun? Es geht um die Frage: Wie werde ich brauchbar für Gott? Wissen Sie, wie Sie vor Gott brauchbar werden können?
Wenn Sie immer wissen, dass Sie ein Mensch vor Gott mit vielen schweren Fehlern sind – ist das noch die Mitte unseres Glaubens? Wenn wir das im Abendmahl bekennen, dann ist das nicht nur eine Sache, die einmal hier geschehen soll. Es soll sich durch unser ganzes Leben ziehen.
Manche denken, das würde unsere Würde heute untergraben, wenn wir so viel von der Sünde des Menschen reden. Das ist doch gar nicht so, ganz im Gegenteil. Wenn ich davon spreche: „Ich armer, sündiger Mensch, ich elender und verlorener Mensch“, dann kann ich erst meine Würde erkennen, nämlich dass Gott mich annimmt.
Gott sucht doch gerade einen solchen Menschen, wie er ihn meint. Doch Gott macht seine Geschichte mit solchen Leuten. Da kann Gott gerade anfangen zu arbeiten. Er kann nicht mit Stolzen arbeiten, sondern mit solchen, die ihr verkehrtes Wesen kennen.
Und das soll hier in diesem Gottesdienst und in unserem Leben immer wieder in der Mitte stehen: dass wir von der Sünde und von unserem Versagen reden. Nicht am Rande, sondern als zentrales Thema.
Ich leide doch täglich an meiner Schuld. Und es soll doch bei uns allen so sein, dass wir darunter zerbrechen, wie Josia, und sagen: „Herr, ich mache so viel verkehrt. Aber ich traue dir, ich glaube dir, ich folge dir und ich rechne mit deiner Gegenwart.“
Sehen Sie, dass Gott Neues schaffen kann. Dass Reformation und Erneuerung immer wieder in der Gemeinde Jesu geschehen. Das geschieht immer nur durch Erkenntnis der eigenen Schuld.
Die Suche nach Erneuerung und die Notwendigkeit der Buße
Es ist in unseren Tagen ein großes Suchen nach Erneuerung unter den Christen im Gange. Wie aber geschieht Erneuerung? Das kommt mir manchmal vor wie bei den Apothekern: Dort gibt es Zehntausende von Medikamenten, und jedes Pharmaunternehmen will sein Mittelchen verkaufen.
So ist es heute auch in der Erneuerung der Christenheit mit ihren vielen Schäden. Man meint, man müsse dieses Rezept probieren und jenes Medikament. Doch nein, nur eines ist wirklich nötig: dass wir vor dem heiligen Gott unsere Sünde erkennen, sie bereuen und uns von ihr lossagen. Dann kann uns Gott segnen.
Unser Leben wird brauchbar, wenn wir ins Licht Gottes treten – mit all unseren Fehlern und Mängeln. Dann können wir seine Gnade fassen und begreifen: Mich hat er angenommen, mich sendet er in den Dienst.
Zeugnisse von Glaubenstreue trotz Verfolgung in China
Ich bin in China verschiedenen Christen begegnet, die in den schweren Jahren der Kulturrevolution lebenslang zu Haft verurteilt wurden.
Ich denke an einen alten Mann, etwa 70 Jahre alt, der mir erzählte, wie er zwanzig Jahre lang Steine brach – in großer Kälte während der Winter im nördlichen Asien. Zwanzig Jahre ohne Bibel, zwanzig Jahre ohne Gemeinschaft mit anderen Christen, zwanzig Jahre ohne einen Menschen, mit dem man beten konnte. Es ist unfassbar, wie ein Mensch das überhaupt körperlich durchstehen kann.
Noch heute ist er so gebannt, dass er zehn Jahre lang seine Heimatstadt nicht verlassen darf. Er darf nirgendwohin innerhalb Chinas reisen – nur aus dem einen Grund, weil er evangelisiert hat, weil er das Evangelium einer nicht registrierten Gemeinde gepredigt hat.
Wenn man ihn fragt, was seine Kraft war, dann sagt er Psalm 27: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meine Lebenskraft, vor wem sollte mir grauen?“
Es gibt keine großen Christen, sondern nur schwache Menschen, die die Zusage Jesu fassen und ihm glauben. Es sind sündige Menschen, die von Gott gebraucht werden.
Dann sagt er noch, dass ihn in diesen schweren Tagen ein Lied begleitet hat: das Lied vom alten Kreuz, das auf Golgatha stand. Nicht, dass Josia ein König gewesen wäre, der vor Gott sagt: „Ich diene dir doch treu“, sondern gerade die, die Gott treu sind, erschrecken über ihre Versäumnisse.
Sie wissen aber um das Wunder der Vergebung und wie Gott sie zum Dienst gebraucht. Deshalb dienen sie ihm.
Die grösste Gnadengabe und Josias Bund mit Gott
Wenn heute gefragt wird: Was sind denn die Gnadengaben? Hast du Gnadengaben in deinem Leben empfangen? Welche Gnadengabe?
Die größte Gnadengabe ist, dass Gott mich, einen verlorenen und verdammten Menschen, angenommen hat. Dass Gott sich meiner nicht schämt und mich bis in die Todesstunde hindurch trägt. Das ist das Geheimnis seiner Liebe.
Noch ein Letztes: Josia macht das fest. Josia schließt hier einen Bund mit Gott. Warum einen Bund? Von der Seite Gottes her war das ja immer fest. Gott hat das zugesagt: „Ich will dir doch vergeben.“ Sie haben das Passa miteinander gefeiert.
Wir, die wir eben das Abendmahl miteinander gehalten haben, sollen darüber wieder verstehen, was hier geschieht. Im alten Israel war das eine Erinnerung daran, wie das Blut dieses Opferlamms die Türpfosten zeichnet und zugleich schützt vor all den Todesmächten, die um uns herum sind.
Ich stehe unter der bewahrenden Gnade Gottes. So haben sie das Passa miteinander gefeiert. Josia hat dann den Priestern und Amtleuten Mut gemacht, ihren Dienst zu tun, und gesagt: „Geht eurem Dienst nach, ich will euch heute Mut machen. Geht eurem Dienst nach! Der Bustag ist ein Freudentag. Gott gebraucht euch.“
Trotz eurer Schuld, trotz der Versäumnisse: Wir haben einen großen Herrn, der mit sündigen Menschen arbeitet, sie segnet und sie reich macht. So sendet er sie zum Dienst hinaus und macht ihnen Mut: Ihr könnt das tun.
Schlussappell: Die Nachfolge Jesu bewusst bejahen
Ach, es wäre so großartig, wenn dies für uns heute, an diesem Tag, eine Erneuerung wäre. Wenn wir sagen könnten: Wir wissen, wie das Leben lohnend, erfüllt und bedeutsam wird.
Nicht nur damals bei Josia, sondern auch heute, wo Menschen in seine Fußstapfen treten. Es ist schade, dass wir das oft so wenig deutlich aussprechen.
Darum möchte ich es heute noch einmal sagen: Mach das fest! Gib eine Antwort darauf. Das große Angebot Gottes, wie Josia es tat: „Ja, ich will dir dienen, unser Volk bindet sich an dich.“ So hat Josia gesagt: „Ich will mich dir verschreiben, ich möchte dir gehören. Alles, was ich jetzt tue, geschieht nur für dich.“
Es gibt keine Nachfolge Jesu ohne eine bewusste Ja-Entscheidung. Tu das doch heute: Sag zu Jesus Ja.
Begegnung mit dem Märtyrer Wang Mingdao und Ermutigung zur Liebe
Lassen Sie mich mit der für mich beeindruckendsten Begegnung schließen: Ich traf den alten Märtyrer Wang Mingdao in Shanghai. Früher glaubte man, er sei gestorben. Doch ich traf ihn nun, mit 88 Jahren, am Sonntag vor acht Tagen. Ich durfte im Gottesdienst seiner Hausgemeinde dabei sein. Für ihn kann das große Schwierigkeiten bedeuten, besonders wenn ein Ausländer an den verbotenen Gottesdiensten teilnimmt.
Er ist erblindet, ebenso seine Frau. Sie war 19 Jahre im Straflager. Wang Mingdao erzählte sehr beglückt, dass er einmal einen Brief aus Deutschland bekommen habe. Er wusste nicht, von wem er stammte. Darin stand, er sei ein großes Licht. Er sagte: „Grüß mir die Deutschen.“ Ich fragte ihn, was ich in unser Heimatland mitnehmen könne. Ob er ein Bibelwort habe, das ich dort für unsere Christen sagen könne.
Er antwortete nur mit Offenbarung 2, dem Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus. „Ihr Deutschen, ihr habt viele Werke. Vergesst die Liebe zu Jesus nicht. Sie darf nicht kalt werden.“ So gibt uns einer dieser verfolgten Gemeinden diesen Rat mit: Lass die Liebe zu Jesus nicht abbrechen. Dort liegt die Kraftquelle deines Lebens. Jesus hat so viel Wunderbares an dir getan. Sei wie diese Leute ein treuer Knecht und Diener Jesu.
Sie erzählten mir viel über die Hausgemeinden. In den letzten Jahren entstehen überall im Land neue Gemeinden. Sie bestätigten immer wieder die Zahl, dass wohl zehnmal so viele Christen zu den Hausgemeinden gehören wie zu den offiziell registrierten Gemeinden. Sie sprachen von 50 Millionen Christen, die es wohl in ganz China gibt – alle im Verborgenen, die sich über die Bibel versammeln.
Aber sie sagten auch, dass Gott dies getan hat. Er hat gewirkt dort, wo man ihm treu dient, wo Menschen fest zu ihm stehen. Ich möchte Ihnen heute sagen: Das Leben kann lohnend und reich sein, wenn Sie Gott nachfolgen und ihm von ganzem Herzen dienen. Amen!