Liebe Freunde, das jiddische Wort für Verwandtschaft heißt Mischpoche. Ein kleiner Judenjunge, der das nicht weiß, fragt seinen Vater: „Vater, sag mal, Mischpoche – ist das etwas zum Essen?“ Der Vater antwortet: „Nein, das ist etwas zum Kotzen.“
Kurzer Cholski schreibt, dass die Familie (familia domestica communis), die gemeine Hausfamilie, in Mitteleuropa weit verbreitet ist und meistens in diesem Zustand verharrt. Sie besteht aus einer Ansammlung vieler Menschen unterschiedlichen Geschlechts, deren Hauptaufgabe es zu sein scheint, ihre Nasen in deine Angelegenheiten zu stecken.
Wenn die Familie einen größeren Umfang erreicht, nennt man sie Verwandtschaft. Diese erscheint meist in scheußlichen Klumpen geballt und isst sich in der Regel heftig zum Ekel. Die Zugehörigkeit zur Familie fördert einen weit verbreiteten Krankheitskeim. Alle Mitglieder dieser Gemeinschaft nehmen ständig Schaden daran.
Jesus inmitten einer gewöhnlichen Familie
So war es auch in der Familie von Jesus. Jesus lebte nicht als ein außergewöhnliches Einzelstück, sondern war Teil einer ganz normalen Familie. Normal bedeutet hier, dass er eine Mutter hatte, die Maria hieß, und einen Vater, den Joseph. Joseph hatte außerdem viele Geschwister, Jungen und Mädchen. Von den Jungen kennen wir sogar die Namen: Jakobus, Joseph, Simon und Judas.
Wenn alle zusammen am Frühstückstisch saßen oder zu Weihnachten Nüsse knackten, herrschte wahrscheinlich ziemliches Durcheinander am Tisch. Der alte Joseph hatte sicher oft Schwierigkeiten, Zucht und Ordnung in die ganze Truppe zu bringen.
Jedenfalls war es eine Durchschnittsfamilie – mit durchschnittlichem Verdienst und durchschnittlicher Religiosität, alles so, wie es sich gehört. Jesus, als ältester Sohn, blieb brav zu Hause, half dem Vater beim Handwerk und beim Geldverdienen, war also mit einem Wort nett. Es war die Idealfamilie von Nazareth.
Dann mussten die Eltern eines Tages feststellen, dass Jesus aus dieser Norm ausbricht. Er leistete sich solche Ausreißer, dass die Eltern den Eindruck hatten: Jesus, unser Großer, ist nicht ganz normal.
Erste Anzeichen von Andersartigkeit
Das fiel ihnen zum ersten Mal beim Kirchentag auf. Dieser fand in Jerusalem statt. Die Eltern wollten unbedingt hin, weil dort die Fischerchöre auftraten, und Michelle und guter Horn, was weiß ich alles. Jesus durfte mit, weil er schon zwölf Jahre alt war. Es lief auch alles gut.
Nur auf dem Heimweg gab es Trouble: Auf einmal war der Junge verschwunden – einfach weg. Maria und Joseph waren in allergrößter Aufregung und kehrten sofort nach Jerusalem zurück. Sie suchten ihn dort in Diskotheken, Jugendherbergen und auf Zeltplätzen.
Als sie ihn nach drei Tagen Suche endlich gefunden hatten, saß er nicht in einer Disco, sondern in einer Diskussion. Er saß im Tempel und diskutierte wie ein Weltmeister mit den gelehrten Theologen.
Maria mischte sich ein und stellte die Frage, die alle Mütter in einer solchen Situation zu stellen pflegen: „Aber Junge, wie konntest du uns das nur antun?“
Da gab der zwölfjährige Jesus eine Antwort, die zum ersten Mal zeigt, dass er anders ist als andere. Anders bedeutet in der Bibel heilig, und heilig heißt, zu Gott gehörend.
Als Maria sagt: „Wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich die ganze Zeit gesucht“, antwortet er: „Warum habt ihr mich denn gesucht? Wisst ihr denn nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“
Er sagt also zu seinem Vater, der ihn nach Hause holen will, weil er nicht nach Hause gekommen ist, dass er ins Haus seines Vaters gehört.
Maria und Joseph reagieren genauso wie ihr: Sie gucken verdutzt und verstehen kein Wort von dem, was er da sagt. Es wird extra betont, dass Maria und Joseph nicht verstanden, was er meinte.
Zwei Familien und ein Konflikt
Wisst ihr nicht, dass ich ins Haus meines Vaters gehöre? Hier zeigt Jesus zum ersten Mal, dass er nicht nur zwei Väter hat – Gott, den himmlischen, und Joseph, seinen irdischen – sondern auch zwei Familien.
Eines Tages kommt es zu einem Konflikt zwischen diesen beiden Familien. Jesus muss dann klarstellen, wo er wirklich hingehört und wer seine wahren Verwandten sind. Unter der Überschrift „Die wahren Verwandten von Jesus“ steht ein Bericht in der Bibel im Markus-Evangelium, Kapitel 3. Diesen Bericht möchte ich euch heute erzählen.
Wir setzen noch einmal beim Kirchentag ein, wo Jesus sich von seinen Eltern abgesetzt hatte. Diese waren entsetzt, dass er im Tempel saß. Sie fragten: „Wie konntest du uns das antun?“ Auf dem Heimweg, als der Trabi von Joseph gleichmäßig schnurrte und Jesus auf dem Rücksitz eingeschlafen war, kam es auf den beiden Vordersitzen zu einer ernsten Aussprache zwischen den Eltern.
Am Ende kam Joseph zu dem Ergebnis: „Mutter, ich sage dir, mit unserem Großen stimmt etwas nicht, irgendwie ist der Junge nicht ganz normal.“
Als sie am nächsten Tag zu Hause waren, ging das Familienleben seinen normalen Gang. Jesus fügte sich in den familiären Ablauf ein. Aus seiner Teenager- und Twen-Zeit gibt es keine besonderen Vorkommnisse mehr zu berichten.
Erst als er etwa dreißig Jahre alt war, „flippt er aus“ – und zwar endgültig. Er wirft seine Zimmermannswerkzeuge ohne Vorankündigung in die Ecke, verlässt seine Arbeitsstelle, sein Haus, seine Familie und seine Heimatstadt.
Er schließt sich mit zwölf jungen Männern zusammen. Mit ihnen bildet er eine Art Kommune, eine Gruppe, die man mit den Turnschuhträgern von Demonstrationen vergleichen kann.
Unter diesen Leuten waren auch Personen aus der Terroristenszene. Einer von ihnen trug noch drei Jahre später einen Dolch bei sich.
Jesus als Provokateur und Heiler
Jesus umgab sich mit solchen Leuten und zog mit ihnen durchs Land. So entstand das Lied. Man sagt, er war ein Gammler, und dann fing er auch nur an zu predigen – aber ganz anders als die Prediger, die die Menschen damals gewohnt waren.
Jesus steckte unglaublich viel Power in seine Predigten. Wenn er sprach, teilten sich die Zuhörer immer in zwei Gruppen. Er schmierte den Leuten nie Honig ums Maul, sondern provozierte sie. Dadurch spaltete er sie.
Wenn Jesus predigte, gab es immer zwei Gruppen. Die eine sagte: Das kann doch nicht wahr sein. So kann man doch nicht von Gott reden! Diese Gruppe war entsetzt über ihn. Die andere Gruppe sagte: Das ist ja fantastisch! Jetzt hören wir zum ersten Mal, wer Gott wirklich ist. Durch Jesus begreifen wir zum ersten Mal, dass Gott kein stures Gesetz ist, das er uns gebracht hat, sondern ein Vater, der uns liebt.
So teilten sich die Menschen, wenn Jesus predigte, immer in zwei Gruppen. Die einen wollten ihn zum König machen, die anderen wollten ihn schlechtmachen.
Dann fing er auch noch an, Kranke zu heilen, Teufel auszutreiben, Sünden zu vergeben. Er vertrug sich mit Nutten, verkracht sich mit Theologen, trat in jedes nur denkbare Fettnäpfchen, lief in der Amtskleidung eines religiösen Lehrers herum und benahm sich aus der Sicht seiner Familie wie ein Verrückter.
Die Familie reagiert auf Jesus' Verhalten
Im ganzen Land ist er bekannt wie ein gescheckter Hund, und alle reden über ihn. Haben Sie schon gehört? Der Sohn von Zimmermann Joseph ist jetzt auf einem religiösen Trip. Er gibt sich als Guru aus und lässt sich von seinen Anhängern schon als Sohn Gottes feiern. Wissen Sie was? Könnt ihr verstehen, was das für eine brave, bürgerliche Familie bedeutet, wenn im ganzen Land so über den ältesten Sohn gesprochen wird?
Das war ja alles schon peinlich genug. Aber als Jesus eines Tages mit seiner ganzen Kumpelhorde in der Nähe seiner Familie in Nazaret auftaucht, kann Vater Joseph nicht länger schweigen. Oberhalb der Familie wird eine Vollversammlung einberufen. Es wird beschlossen, Jesus, das schwarze Schaf der Familie, in den Schoß der Familie zurückzuholen – so lautet ihre Begründung.
Denn „er ist verrückt“. So steht es hier in der Bibel, Markus 3. Nebenbei bemerkt finde ich das einen besonderen Beweis für die Echtheit der Bibel, dass dieser Satz hier drinsteht und stehen geblieben ist. Denn dieser Satz ist ja so peinlich, dass es verständlich wäre, wenn irgendwann mal jemand ein Radiergummi genommen und ihn herausgestrichen hätte. Aber in der Bibel wurde nicht immer so herumradiert wie in anderen Büchern.
Die Bibel als unverändertes Zeugnis
Wir haben alle die Zeit hinter uns, in der uns eine bestimmte Geschichtsvorstellung vermittelt wurde. Vom Kindergartenkind bis zum Hochschulprofessor wurde uns in allen Schul- und Lehrbüchern dieselbe Weltanschauung nahegebracht.
Diese Vorstellung lautete ungefähr so: Am Anfang war nichts, dann explodierte alles – der sogenannte Urknall. Danach entstand die deutsche Arbeiterbewegung. Dieses Weltbild ist inzwischen weitgehend verschwunden. Die Bücher, in denen es stand, wurden ausgetauscht, und wir haben jetzt neue Lehrbücher in Schule und Universität.
Wir haben alle erlebt, wie es ist, wenn etwas Falsches oder Unangenehmes gelehrt wurde: Es kommt eine neue Lehre, es erscheint ein neues Lehrbuch.
Doch dieses Buch, das ich hier vorne habe – die Bibel – wurde nicht jedes Mal neu geschrieben, wenn eine neue Regierung an die Macht kam oder wenn eine neue Weltanschauung herrschte. Dieses Buch ist das Buch der Wahrheit, unveränderlich.
Sogar peinliche Sätze sind darin enthalten, weil sie tatsächlich so geschehen sind. Menschen haben nicht darin herumkorrigiert oder peinliche Stellen entfernt. Ein solcher Satz beschreibt, wie die eigene Familie von Jesus über ihn sagte, er sei verrückt.
Wenn es damals psychiatrische Kliniken gegeben hätte, hätten sie ihn wohl dort eingesperrt, bei den Verrückten. Das zeigt, wie schwierig seine Lage war, selbst innerhalb seiner Familie.
Nun rücken sie an, um Jesus zurückzuholen. Seine Mutter und seine Brüder standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen.
Jesus' klare Abgrenzung von seiner leiblichen Familie
Es ist interessant, dass in der Bibel die Verwandten von Jesus ausdrücklich als Außenstehende bezeichnet werden. Sie stehen draußen, während Jesus drinnen ist, im Kreis seiner Freunde. Das zeigt bei Jesus ein ganz klares Drinnen und Draußen.
Dieses Prinzip wird sogar in der Ewigkeit so sein. Es gibt welche, die sind drinnen im Himmel, und andere, die sind draußen – das ist die Hölle. Die entscheidende Frage lautet: Wo wirst du deine Ewigkeit verbringen? Drinnen oder draußen? Hast du das ewige Leben schon vor dir? Und wo wirst du dein ewiges Leben verbringen – drinnen oder draußen?
Das hängt davon ab, wie du jetzt in diesem Leben zu Jesus stehst. Außenstehende sind Menschen, die nicht auf Jesus setzen. Vielleicht sitzen sie auf dem Sofa, doch sie stehen nicht zu Jesus und gehen deshalb verloren. Solche Leute waren damals Maria und die Brüder. In der Bibel steht ausdrücklich, dass auch seine Brüder nicht an ihn glaubten.
Solange du nicht an Jesus glaubst, stehst du außerhalb von Gottes Reich – selbst wenn du mit der Kirche sympathisierst und dich einmal im Jahr dort sehen lässt. Aber selbst als Sympathisant und Außenstehender steht dir das Beste noch bevor, wenn du dein Leben in die Hände von Jesus legst und beginnst, wirklich mit ihm zu leben.
Seine Mutter und seine Geschwister haben ihren falschen Standpunkt später aufgegeben. Sie erkannten, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Doch das war später. In der Geschichte, die hier geschildert wird, stehen sie noch als Außenstehende da und halten Jesus für einen Verrückten.
Wenn sie sich ändern konnten, dann kannst du dich auch ändern. Du kannst Christ werden, auch wenn du jetzt vielleicht das alles ein bisschen komisch oder verrückt findest, was du hier zu hören bekommst. Auch aus dir kann ein gläubiger Mensch werden – einfach deshalb, weil Gott es will.
Gott hat sich schriftlich in der Bibel festgelegt: Er will, dass alle Menschen gerettet werden. Er will es. Die Frage ist, ob du willst.
Die Einladung zur neuen Familie Gottes
Maria und die Brüder wollten nicht zu Jesus kommen, sondern sie wollten, dass er zu ihnen hinauskommt. Deshalb schickten sie jemanden zu ihm, um ihn herauszurufen.
Jesus stand mitten unter den Menschen beim Predigen, als er unterbrochen wurde. Man sagte ihm: „Deine Mutter und deine Brüder und Schwestern sind draußen und fragen nach dir.“ Das ist vergleichbar mit einer heutigen Situation, in der man in einer Sitzung ist und jemand hereinkommt und sagt: „Kommen Sie mal schnell ans Telefon, Ihre Frau ist dran.“ Normalerweise würde man dann sofort aufstehen und gehen.
Jesus aber reagierte anders. Er blieb sitzen, mitten im Kreis seiner Freunde. Er rührte sich nicht vom Fleck und ließ sich nicht durch die Familie ablenken, die sich vordrängen wollte.
Dabei möchte ich weder Jesus noch der Familie ein falsches Motiv unterstellen. Jesus blieb nicht sitzen, weil er Angst hatte. Im Gegenteil: Die Familie hatte Angst um ihn. Sie fürchteten, dass ihm etwas zustoßen könnte, denn Jesus hatte viele Gegner.
Diese Sorge der Familie sollte man nicht unterschätzen. Sie hatten ein ehrenwertes Motiv, das aus reiner Liebe und Fürsorge bestand. Sie sagten sich: „Der Junge benimmt sich ungewöhnlich, manchmal sogar aufbrausend.“ Das war noch harmlos im Vergleich zu dem, was er im Tempel veranstaltete.
Sie dachten: Wenn er so weitermacht, wird er bald Schwierigkeiten mit den Behörden bekommen. Vielleicht wird er verhaftet oder es passiert etwas noch Schlimmeres. Die Familie wollte ihn davor bewahren. Sie spürten, dass er auf eine Katastrophe zusteuerte.
Heute wissen wir, dass sie damit richtig lagen. Jesus war auf dem Weg zum Kreuz. Keine drei Jahre nach diesem Ereignis wurde Jesus von den Menschen bei lebendigem Leib an ein Kreuz genagelt und dort zurückgelassen, bis er starb.
Jesus' Ziel: Der Weg zum Kreuz
Das ist natürlich menschlich gesprochen eine Katastrophe. Wer möchte schon mit dreißig Jahren seinen Sohn totsterben? Aus menschlicher Sicht ist das kaum zu ertragen.
Aber Jesus sieht das ganz anders. Er betrachtet alles mit den Augen des Glaubens. Er muss ans Kreuz, und alles, was er tut, dient nur diesem einen Ziel. Sein ganzes Leben richtet sich auf diesen einen entscheidenden Punkt.
Das ist der entscheidende Moment der Weltgeschichte: Jesus stirbt für die Sünde der Welt. Und das ist auch der entscheidende Punkt deiner Lebensgeschichte: Jesus stirbt für deine Sünde. Einer muss für deine Sünden bezahlen. Entweder zahlst du selbst in der Hölle, oder Jesus bezahlt für dich am Kreuz.
Am Kreuz, so sagt die Bibel, hat Jesus Frieden gemacht zwischen Gott und uns. Und genau davon will die Familie ihn abhalten. Verstehst du, dass Jesus da hart wird und sich nicht darauf einlässt?
Jedes Mal, wenn jemand versucht, ihn von seinem Weg ans Kreuz abzuhalten, wird Jesus steinhart – egal, ob es der beste Freund oder die eigene Mutter ist. Von diesem Weg lässt er sich durch nichts und niemanden abhalten.
Deshalb antwortet er denen, die draußen aufgetaucht sind, um ihn zu holen, und sagen: „Hier, siehe, deine Mutter und Brüder sind draußen.“ Er antwortet: „Wer ist meine Mutter und meine Brüder?“ Dann sah er sich ringsum auf die Menschen, die um ihn im Kreis saßen, und sagte: „Seht, das ist meine Mutter und meine Brüder. Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“
Die Bedeutung von Glauben und persönlicher Entscheidung
Mit anderen Worten: Leibliche Verwandtschaft zählt für Jesus überhaupt nicht. Das bedeutet, wenn du zum Beispiel aus einer kirchlichen Familie stammst, heißt das noch lange nicht, dass du zu Jesus gehörst.
Wenn du eine gläubige Mutter hast, die dich als Kind zur Taufe gebracht hat, heißt das nicht automatisch, dass du ein Kind Gottes bist. Wenn dein Vater oder du selbst kirchlich angestellt sind, bedeutet das ebenfalls nicht, dass du ein Christ bist. Ohne Glauben, ohne deinen persönlichen Glauben, bist du nichts weiter als verloren.
Glauben wird nicht einfach von den Vorfahren vererbt, sondern von Gott geschenkt. Und ein Geschenk kannst du annehmen oder ablehnen. Deshalb ist der Glaube an Jesus keine Erbsache, sondern eine Entscheidung.
Wir waren zum Beispiel zuhause drei Brüder. Mein ältester Bruder lebt inzwischen auf einem ganz anderen Stern. Er ist eines Tages mit seiner ganzen Familie aus der Kirche ausgetreten und schreibt Bücher gegen die Kirche. In diesem Punkt gibt es zwischen uns keine Verbindung.
Obwohl wir von der gleichen Mutter geboren wurden, im gleichen Familienhaushalt aufgewachsen sind, für uns dieselben Gebete gesprochen wurden, wir den gleichen sozialen Hintergrund und dieselbe Erziehung genossen haben, sind wir zwei vollkommen verschiedene Wege im Leben gegangen.
Nur an einem einzigen Punkt sind mein Bruder und ich uns einig: Wir haben beide im Leben eine Entscheidung getroffen – er gegen Gott, ich für Gott. Er hat den Glauben genauso wenig in die Wiege gelegt bekommen wie ich.
Ein Erbmassenchristentum ohne persönliche Entscheidung funktioniert nicht. Und das hat Jesus auch nicht gewollt.
Zu welcher bürgerlichen Familie du gehörst, kannst du nicht entscheiden – du wirst einfach hineingeboren. Ob du willst oder nicht, du gehörst dazu. Zur Familie von Jesus gehörst du aber nur, wenn du es willst. Deshalb wirst du nach deiner Entscheidung gefragt.
Deswegen sprechen wir hier in dieser Woche in erster Linie deinen Willen an – nicht dein Gefühl. Manche Leute denken, wenn man Christ werden will, muss man irgendwelche komischen Gefühle bekommen, die Augen verdrehen oder sich auf dem Altarplatz herumwälzen. Das hat damit überhaupt nichts zu tun.
Jesus möchte dir die Augen öffnen, damit du klar siehst, was im Leben läuft und wo dein Standpunkt ist. Er möchte nicht, dass du dir die Augen verdrehst, sondern dass du dich umdrehst. Er möchte, dass du klar siehst und dich umdrehst.
Umdrehen nennt die Bibel Bekehrung. Das bedeutet, dass du sagst: Ich höre auf mit dem falschen Leben und werde jetzt meinen Weg mit Gott gehen.
Also: Ob du zur Familie Meier, Schulze oder Lehmann gehörst, danach wirst du nicht gefragt. Aber ob du zur Familie der Kinder Gottes gehören willst, danach wirst du gefragt.
Jesus sieht sich hier in der Geschichte im Kreis um und sagt: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Heute Abend schaut Jesus hier in diesem kreisrunden Zelt um und stellt genau dieselbe Frage: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? Wer will zu meiner Familie gehören?
Jesus sucht sich eine neue Verwandtschaft. Wer möchte dazugehören? Das Erkennungszeichen, so heißt es hier, ist: Wer den Willen Gottes tut, der gehört dazu.
Die Aufforderung zur Gemeinschaft und zum Glauben
Ich kenne euch ja noch nicht, wir lernen uns ja erst diese Woche kennen. Aber ich nehme mal an, dass die meisten von euch Christen sind oder zumindest versuchen, mit Gott zu leben. Das ist ja okay.
Wenn das so ist, stellt sich die Frage: Was ist der Wille Gottes? Der Wille Gottes ist, dass alle Menschen gerettet werden. Liebe Brüder und Schwestern von der frommen Seite, ich bitte euch: Kommt nicht alleine hierher mit eurem frommen Glück. Bringt Menschen mit, die noch nichts von Jesus wissen.
Das hier ist keine Versammlung nur für Christen, sondern eine Versammlung für Nichtchristen. Christen sind hier nur, um uns beim Beten zu unterstützen und die anderen mitzubringen. Ich bitte euch, wir haben hier noch viele Plätze, und wir können noch viele Stühle aufstellen.
Sagt morgen in eurer Firma: „Da sind drei verrückte Pastoren, die alle wirklich noch an Gott glauben. Die treten im Zelt auf, das müsst ihr euch anhören.“ So etwas kannst du sagen und bring deine Nachbarn und Freunde mit.
Dann sind sicher auch noch einige hier, sogenannte Außenstehende, also Leute, die noch nicht auf Jesus stehen oder noch nicht zur Gemeinde gehören. Sie sind vielleicht gekommen, um zu schauen, was die Christen hier treiben. Für euch machen wir diese Veranstaltung.
Ich bitte euch, besonders näher zu treten und den einen entscheidenden Schritt zu tun: zu Jesus zu kommen. Gottes Willen zu tun heißt ja zunächst einmal ganz einfach, zu kommen, wenn Jesus dich einlädt. Und er lädt dich heute Abend wieder in sein Reich ein.
Du brauchst nur zu sagen: „Hier bin ich, und ich möchte gerne zu seiner Familie gehören.“ Das kannst du lautlos in deinem Herzen sagen, wo du sitzt. Du kannst es aber auch laut sagen, wenn du später mit Mitarbeitern ein Gebet sprichst. Wie du das machen kannst, erklärt Richter Jörg nachher ganz genau. Er sagt dir, wie du Christ werden kannst und wie du dich Gott anschließt. Das ist vollkommen egal.
Wenn du dich aber entscheidest und den Entschluss fasst: „Ich möchte zur Familie der Kinder Gottes gehören“, dann möchte ich dir von vornherein sagen: Du musst wissen, dass dir genau dasselbe passieren kann wie Jesus. Nämlich, dass man dich für verrückt erklärt oder dass du aus deiner eigenen Familie rausfliegst.
Die Konsequenzen des Glaubensweges
Wenn ein Hindu Christ wird, bedeutet das oft, dass er von seiner Familie ausgeschlossen wird. Er wird enterbt, gilt für die Familie als nicht mehr existent, steht wirtschaftlich auf verlorenem Posten und ist damit praktisch erledigt. Dennoch haben Hunderttausende Hindus dieses Schicksal auf sich genommen, um zur Familie der Kinder Gottes gehören zu können.
Wenn ein Moslem Christ wird, sieht die Lage in vielen Ländern noch dramatischer aus. Dort wird der Übertritt zum Christentum nicht nur bestraft, sondern in manchen Fällen sogar mit dem Tod, so wie es der Koran vorschreibt. Momentan findet eine Christenverfolgung auf der ganzen Erde statt, die besonders in islamischen Ländern intensiv ist. Allein im Sudan sind zwei Millionen Christen abgeschlachtet worden.
Noch nie gab es so viele Märtyrer, so viele Menschen, die um ihres Glaubens willen leiden müssen. In unserem Land wird zwar niemand getötet, weil er Christ wird, doch auch hier zahlt jeder einen Preis dafür. Vielleicht musst du dir anhören, wie deine Eltern auf dich einreden und sagen: „Was, bist du verrückt geworden? Willst du deine schöne, freie Zeit oder deine Jugend jetzt vielleicht in frommen Klubs verbringen? Geh lieber arbeiten, lerne Englisch, sieh zu, dass du Geld machst und im Leben vorankommst!“
In den meisten Fällen meinen es die Eltern gut, denn sie wollen nur das Beste für ihr Familienmitglied. Aber Freunde, was heißt schon „gut gemeint“? Was heißt es, wenn sie sagen, es sei das Beste für dich?
Die Vergänglichkeit irdischer Bindungen
Ich bin noch in der Nazizeit aufgewachsen. Damals hieß es: Zieh das Braunhemd an, halte den Mund, reih dich ein und schweige, mach mit. Die Zukunft gehört dem Nationalsozialismus. So, das war ja nach zwölf Jahren zu Ende.
Dann begann die ganze Sache noch einmal, nur dass das Hemd auf einmal blau war. Da hieß es: Zieh das Blauhemd an, reih dich in die FDJ ein und schweige. Die Zukunft gehört dem Sozialismus. So war das nach vierzig Jahren auch vorbei.
Mit wem gehört nur die Zukunft? Also, Freunde, wenn wir etwas gelernt haben bei dem Zusammenbruch, den wir alle erlebt haben, dann doch das: Es hat keinen Zweck, wenn man sein Leben an Menschen oder an eine Ideologie bindet. Denn alle diese Dinge vergehen eines Tages und verschwinden von der Bühne der Geschichte.
Wenn du dein Leben auf einer Grundlage aufbauen willst, die nicht ständig schwankt, wegbricht oder dir unter den Füßen weggezogen wird, wenn du bestehen willst bis in die Ewigkeit hinein, dann stell dein Leben auf Jesus. Er ist der Felsen, von dem ich dich nicht herunterstoßen kann.
Ich kenne dich nicht, aber ich kann dir mit gutem Gewissen sagen: Es ist für dich wirklich das Beste, wenn du das tust. Denn Jesus ist derjenige, der dir das Leben gegeben hat, der dich kennt und der einen Plan für dich hat.
Es ist doch das Beste für dein Leben, wenn du es zusammen mit deinem Schöpfer gehst, nach seinem Willen lebst und dein Leben ihm anvertraust. Und wenn sich dann Eltern, Verwandte oder andere zwischen Jesus und dich stellen, dann stehst du allerdings vor der Entscheidung: Jesus oder die anderen.
Die Herausforderung der Entscheidung für Jesus
Ich habe viele junge Menschen kennengelernt, und zwar nicht nur früher im Osten, sondern auch in den letzten zehn Jahren im Westen Deutschlands. Viele von ihnen mussten sich zwischen Jesus und ihrer Familie entscheiden. Sie haben eine Hölle auf Erden erlebt, weil ihre Eltern verhindern wollten, dass sie mit Jesus leben.
Jesus hat all das bereits vorausgesagt. Deshalb sage ich es euch auch voraus. Ich lese euch vor, was Jesus einmal gesagt hat:
„Denkt nicht, dass ich gekommen bin, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“
Das bedeutet eine Auseinandersetzung. Jesus sagt weiter: „Ich bin gekommen, den Menschen gegen seinen Vater zu erregen, die Tochter gegen die Mutter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Familienangehörigen sein.“
Er betont außerdem: „Wem Vater oder Mutter mehr wert ist als ich, der ist meiner nicht wert, und wem Sohn oder Tochter mehr wert ist als ich, der ist meiner nicht wert.“
Diese Worte finden sich in Matthäus 10,34-37.
Die Bedeutung der Familie im Glauben
Ich möchte noch einmal ganz klarstellen, dass hier kein Missverständnis entstehen soll: Jesus hat nichts gegen die Familie. Im Gegenteil, er hat sie als die kleinste Zelle der Gesellschaft gewollt. Wenn diese Zelle krank ist, ist die ganze Gesellschaft krank und kann daran zugrunde gehen.
Wir leben in einer Zeit, in der die Familie zerfällt. Früher war sie wie eine Art Tankstelle, heute ist sie oft nur noch eine Garage. Für viele ist sie durch Ehebruch und Ehescheidung zu einer reinen Ruine geworden. Hunderttausende Kinder haben keine Chance, eine normale Familie mit Vater und Mutter zu erleben.
Ich habe gelesen, dass jede vierte Familie in Deutschland ohne Vater lebt. 63 Prozent aller jugendlichen Selbstmörder stammen aus vaterlosen Familien, 71 Prozent aller schwangeren Teenager kommen aus vaterlosen Familien, 75 Prozent aller Heranwachsenden in Drogenzentren stammen aus zerbrochenen Familien, und 70 Prozent aller jugendlichen Häftlinge und Schulabbrecher kommen aus zerbrochenen Familien.
Wenn unsere Regierung nicht endlich ihren ehe- und familienfeindlichen Kurs aufgibt, wird es zu einem Zusammenbruch kommen, aus dem es kaum noch eine Rettung gibt. Wir Christen haben allen Grund, unser Familienleben hochzuhalten und nach den Maßstäben Gottes zu gestalten. Die Familie ist einer der höchsten Werte, die Gott uns gegeben hat.
Aber wenn die Familie zum Fetisch wird und dich so festhält, dass du nicht mit Jesus gehen kannst, dann hat Jesus Vorrang, nicht die Familie. Ich sage das noch einmal ganz deutlich: Du musst deine Familie nicht verlassen, wenn du Christ wirst. Aber es kann passieren, dass deine Familie, deine Freunde, deine Klasse oder deine Kameraden dir sagen: „Wenn du Christ wirst, wollen wir nichts mehr mit dir zu tun haben, dann sind wir getrennte Leute.“ Dann stehst du vor dieser Entscheidung.
Ich sage das nicht leichtfertig und auch nicht mit leichtem Herzen. Nach einer solchen Versammlung hat mich einmal eine Mutter sehr empört gefragt, wie ich so etwas vor jungen Leuten sagen könne. Sie fragte, wie ich Jugendliche, die im Atheismus erzogen wurden, zu Jesus einladen könne, wenn ich genau wüsste, dass es zu solchen Schwierigkeiten kommen kann.
Damals habe ich die Verantwortung dafür total abgelehnt, und ich lehne sie auch heute Abend ab. Wenn Stummheit in der Familie die Folge deiner Bekehrung ist, dann hat Jesus das selbst zu verantworten. Ich habe als sein Zeuge nichts anderes zu tun, als das weiterzugeben, was er gesagt hat. Und er hat gesagt: „Kommt her zu mir alle“, also auch die atheistisch erzogenen Jugendlichen, den Sohn vom Pfarrer genauso wie die Tochter vom Stasi-Spitzel.
Die Verheißung für Nachfolger Jesu
So bleibt zum Schluss die Frage: Wenn ich Christ werde und mich der Gemeinde anschließe, muss ich mich dann mit meiner Familie verkrachen? Was habe ich eigentlich davon? Mache ich da nur Verlust?
Diese Frage ist berechtigt. Die zwölf Jünger, die mit Jesus gegangen sind, haben eines Tages genau diese Frage gestellt. Sie sagten: „Hör mal zu, wir haben alles aufgegeben und folgen dir nach. Was haben wir eigentlich davon?“
Ich lese euch die Antwort vor, die Jesus gegeben hat: „Niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meines Willen und um des Evangeliums willen, der wird nicht hundertfältig empfangen – jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker, mitten in unserer Verfolgung, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.“
Freunde, es geht hier um das ewige Leben, um dein ewiges Leben. Näher kann ich dir das nicht anbieten, und weniger wollte ich dir auch nicht anbieten.
Gebet und Einladung zum Glauben
Und jetzt reden wir mit Jesus. Das wird Jörg mit uns machen. Wem Beten nichts bedeutet, der hört einfach zu. Wem Beten aber etwas bedeutet und wer das, was ich jetzt im Gebet sage, auch bestätigen kann, der sagt am Schluss Amen. Amen heißt auf Deutsch so viel wie „einverstanden“.
Nun reden wir mit Gott.
Gott im Himmel, es ist nun wirklich klar geworden, dass du uns alle lieb hast. Du hast nicht nur ein Auge auf uns geworfen, sondern bist bereit, uns alle ins Herz zu schließen. Für jeden von uns ist schon eine Stelle reserviert.
Ganz egal, was wir zusammen erlebt haben, ganz egal, was wir über dich schon gesagt oder gedacht haben, ganz egal, wie groß die Worte waren, die wir aus Dummheit oder Uninformiertheit riskiert haben – hab Dank, dass du uns lieb behalten hast.
Danke, dass du uns an deinem Sohn Jesus Christus am deutlichsten gezeigt hast, was du alles für uns einsetzt, obwohl wir so oft gegen dich leben.
Danke, Herr, dass du uns heute Abend eine Einladung ausgesprochen hast. Wir sind bei dir alle willkommen – ob jung oder alt, reich oder arm, gebildet oder nicht. Das alles spielt für dich keine Rolle. Du willst uns allen die gleiche Liebe schenken.
Herr, wir haben heute erfahren, wie du über uns denkst – so unheimlich gut, so unbeschreiblich gut. Hab Dank, dass das wirklich eine gute Nachricht ist.
Nun danken wir dir, Herr, dass jeder die Einladung zu dir annehmen kann. Ich bitte dich besonders für die unter uns, die gerade mit sich kämpfen und unsicher sind, ob sie es tun sollen. Gib ihnen den Mut, die Kraft und das Vertrauen zu dir.
Amen.