Einführung in die Bedeutung der Wiederkunft des Herrn
Die Zukunft des Herrn wird im ersten Thessalonicherbrief fortlaufend behandelt, und zwar so, wie Paulus sie auf den Glauben und den Wandel der Gemeinde, also der einzelnen Geschwister, anwendet. Das ist die Absicht Gottes, dass er uns diese Wahrheit offenbart hat: Diese Wahrheit soll unser Leben und unseren Wandel bestimmen und ihm Richtung geben. Wir sollen unser Leben auf dieses Ziel ausrichten und unseren ganzen Wandel im Licht dieser großen Wahrheit sehen. Einmal werden wir vor dem Herrn erscheinen, bei ihm sein und für immer bei ihm bleiben.
Im ersten Kapitel hatten wir gesehen, wie deutlich uns die glückselige Hoffnung, die Erwartung des Kommens des Herrn, als Ansporn zum fleißigen Arbeiten dient. Außerdem wurde dort klar, dass wir uns von den Götzen abwenden, wenn uns bewusst ist, dass der Herr wiederkommt.
Im zweiten Kapitel hatten wir erkannt, dass uns die Wahrheit von der Wiederkunft des Herrn Kraft gibt, unseren Mund auch in schwierigen Situationen zu öffnen und Widerstand zu leisten.
Im dritten Kapitel zeigte sich, dass diese Wahrheit der Befestigung dient. Gestern am Nachmittag hatten wir gesehen, dass das Wissen um die Wiederkunft des Herrn uns sowohl zur Heiligkeit anspornt als auch Trost bei Traurigkeit schenkt. Beides wurde im vierten Kapitel behandelt.
Im fünften Kapitel, in der ersten Hälfte, hatten wir festgestellt, dass das Wissen um das Kommen des Herrn, der diese Welt richten wird, uns das richtige Verhältnis zur Welt lehren will. Wir sollen uns von den Wegen, Werken und Zielen der Welt absondern, einer Welt, die in Gottes Augen so böse und verwerflich ist, dass er sie richten muss.
Nun käme im fünften Kapitel ein weiterer Punkt, den Paulus uns zeigen will: Die Erwartung der Wiederkunft des Herrn befähigt uns zur rechten Gemeinschaft, zur Gemeinschaft der Heiligen. Darauf möchte ich jetzt aber nicht eingehen. Stattdessen will ich zuerst von der Hauptsache sprechen.
Die Hauptsache bei der Erwartung der Wiederkunft
Was ist denn die Hauptsache bei all unserem Nachdenken über die Wiederkunft des Herrn? Ich habe das auf verschiedene Weise schon gesagt, aber ich will es jetzt so ausdrücken: Die Hauptsache ist nicht, dass wir wissen, wann der Herr kommt. Ich meine jetzt nicht ein Datum, sondern wann er in der Abfolge der heilsgeschichtlichen Ereignisse kommt. Nicht das ist das Wichtigste, dass wir das wissen.
Das Wichtigste ist auch nicht, dass wir wissen, wie er kommt, sondern das Wichtigste ist, dass wir wissen, dass er kommt. Er kommt. Er ist die Hauptsache, der Herr selbst ist die Hauptsache. Wir gehen ihm entgegen, um ihn geht es uns. Wir werden ihn sehen, endlich bei ihm sein. Ja, das ist wirklich Grund, den Herrn zu rühmen. Wir werden bei ihm sein.
So will ich zwei Stellen lesen, die uns das bewusst machen können: Matthäus 9,14-15.
Dann kommen die Jünger des Johannes zu ihm und sagen: „Warum fasten wir und die Pharisäer oft, deine Jünger aber fasten nicht?“ Und Jesus sprach zu ihnen: „Können etwa die Gefährten des Bräutigams – damit meint er die Jünger – trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“ Damit meint er sich selbst. Sie haben ja jetzt mich und meine Gegenwart, da ist kein Grund zum Fasten, da ist kein Grund zu Entsagungen wegen unerfüllter Sehnsucht. Ich bin ja jetzt da bei ihnen.
Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird. Dann werden sie fasten. Das heißt, wenn der Bräutigam sie verlassen hat, dann wird eine beständige Sehnsucht nach dem Bräutigam bei ihnen da sein. Es wird beständig von diesem Verlangen gezogen werden und beständig dieses Empfinden haben: „Er fehlt uns.“ Und dann werden sie fasten. „Er fehlt uns.“
Dann eine Stelle aus dem Zweiten Timotheusbrief, Kapitel 4, Vers 8:
„Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag, nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“
Weil wir ihn lieben, können wir auch sagen: Wir lieben sein Erscheinen – nicht der großen Ereignisse wegen, die dann eintreten, sondern weil er kommt. Wir lieben sein Erscheinen. Wir warten auf ihn. Das ist die Hauptsache von allem.
Die Liebe zum Herrn als Kennzeichen des Glaubens
Wenn wir den Herrn lieben, sehnen wir uns nach ihm. Gestern Abend haben wir gesehen, wie der Mensch durch seine Zuneigungen definiert wird.
Das macht den Unterschied zwischen den Gläubigen und den Ungläubigen aus. Ihre Zuneigungen sind genau entgegengesetzt. Die Gläubigen lieben das, was Gott liebt, während die Ungläubigen das verabscheuen, was Gott liebt.
Die Gläubigen hassen das, was Gott hasst, aber die Gottlosen lieben und begehren genau das, was Gott hasst. Sie hassen den Sohn Gottes und lieben die Sünde, sie lieben die Finsternis.
Wenn Gläubige erkaltet sind, werden sie den Ungläubigen immer ähnlicher. Dann bedeutet die Wiederkunft des Herrn – auch für die Gläubigen – bald nicht mehr als für die Ungläubigen. Sie empfinden kein Gewicht mehr darin.
Sie mögen mit den Lippen noch bekennen, dass der Herr kommt, doch die Wahrheit hat kein Gewicht mehr. Sie regiert ihr Herz nicht mehr und lenkt ihren Schritt nicht mehr.
Darum ist es so wichtig, dass die Liebe zum Herrn nicht erkaltet, dass die Liebe zu ihm und damit auch die Sehnsucht nach seinem Kommen lebendig bleibt.
Aber wie kommt die Liebe zum Herrn in unser Herz?
Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. 1. Johannes 4,19: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“
Unsere Liebe wird dadurch geweckt. Er hat uns zuerst geliebt und damit nicht nur seine Liebe an uns bewiesen, damit wir ihn wieder lieben, sondern er hat uns auch etwas gewirkt und getan.
Er hat uns einen Geist gegeben. Sein Geist, der Geist Gottes, der in uns wohnt, reagiert auf diese Liebe.
Wie die Liebe zum Herrn wächst
Aber wie wächst nun die Liebe, die in uns ist? Johannes sagt nicht: Wir sollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Stattdessen macht er eine Aussage im Indikativ: Wir lieben tatsächlich. Woher kommt das? Er hat uns zuerst geliebt.
Aber wie wächst diese Liebe in uns? Unsere Liebe zu ihm wächst, indem wir uns über seine Liebe zu uns Gedanken machen und darüber nachdenken. Wir lassen sein Wort, das uns von seiner Liebe zeugt, auf uns wirken.
Das ist ähnlich wie bei Menschen, die nur durch das Wirken des Heiligen Geistes zum Glauben kommen können. Ohne das Wirken des Heiligen Geistes wird kein Mensch sich bekehren. Doch wir müssen fragen: Wo wirkt der Heilige Geist? Man muss sich seinem Wirken aussetzen. Wie tut man das? Durch das Wort Gottes, durch das Lesen des Wortes Gottes.
Weil wir das wissen, versuchen wir ja, Menschen dafür zu gewinnen, dass sie kommen und mit uns anfangen, die Bibel zu lesen. Denn durch dieses Wort wirkt der Geist Gottes. So setzt man sich seinem Wirken aus, und dann kommt es zu Bekehrungen. Diese bewirkt der Geist Gottes, nicht wir. Aber man muss dort sein, wo Gottes Geist wirkt.
Auch wenn Gläubige mehr erfüllt sein wollen vom Heiligen Geist, müssen sie sich dorthin begeben, wo Gottes Geist wirkt. Und Gottes Geist wirkt im Zusammenhang mit seinem Wort.
Genau dasselbe gilt für die Liebe. Wenn wir wollen, dass die Liebe Gottes, die er in unserem Herzen ausgegossen hat, wächst und immer wirksamer wird, müssen wir uns dorthin begeben, wo diese Wirkung geschieht. Das ist im Wort Gottes.
Viel Nachdenken über Gottes Liebe zu uns wird die Liebe in uns mehren und stärken. Dann wird unsere Liebe zum Herrn und die Sehnsucht nach ihm immer größer werden.
Die ewige Liebe Gottes als Grundlage unserer Hoffnung
Bedenken wir: Er hat uns mit ewiger Liebe geliebt. Jeremia 31,3: "Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt."
Nachdenken, lange nachdenken, viel nachdenken – man kommt nie ganz an den Grund dieser großartigen Wahrheit. Die Tiefe dieser Wahrheit ist nie vollständig ausgelotet. Von Ewigkeit her, bevor die Schöpfung war, bevor wir erschaffen wurden, war Gottes Liebe bereits da – für dich und für mich.
"Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." Er hat uns geliebt, auch nachdem wir als Menschen zu Sündern geworden waren, noch ehe wir ihn liebten. Er hat seine Liebe zu uns bewiesen, indem er für uns starb, als wir noch Sünder und Feinde waren (Römer 5,8-10).
Er hat die Welt geliebt (Johannes 3,16). Das zeigt etwas über den Umfang seiner Liebe. Doch wir müssen auch die Welt bedenken. Was ist das? Eine Welt von Sündern. Eine Welt der Gottlosen hat er geliebt. Und wie groß muss diese Liebe sein, die eine ganze Welt von Gottlosen liebt und für eine solche Welt seinen Sohn dahingibt!
Dann noch weitergehende Liebe: Christus hat die Gemeinde geliebt (Epheser 5,25). Christus hat die Gemeinde geliebt, dich und mich geliebt, die Gemeinde – die Gemeinschaft der Erlösten – und sich für sie dahingegeben. Das ist eine weitergehende Liebe als die allgemeine Menschenliebe Gottes. Das ist suchende Liebe, das ist aussondernde Liebe.
Er liebt die Gemeinde mehr als alles andere in der Welt, wie in dem Gleichnis vom Schatz im Acker, der diesen Schatz fand und für den ganzen Acker bezahlte, nur um diesen Schatz zu bekommen. So hat Christus für alle Menschen gelitten, um die Gemeinde für sich zu erwerben – aussondernde Liebe.
Und schließlich können wir sagen: Galater 2,20 – Christus, der mich geliebt hat. Das ist suchende Liebe. Mich geliebt – das ist die Liebe, die dich gesucht hat und nicht ruhte, ehe sie dich gefunden und zu sich gezogen hatte.
Die Liebe zum Herrn als tägliche Praxis
Immer wieder darüber nachzudenken, was die Bibel hier sagt, ist wichtig. Dieses Wort, diese Wahrheit soll auf uns wirken, damit unsere Liebe zum Herrn wächst. Mit dem Wachstum unserer Liebe wächst auch die Sehnsucht nach seinem Kommen.
Kein Tag soll vergehen, an dem wir nicht beten: „Herr Jesus, komm! Wann kommst du? Wir sehnen uns nach dir.“ Dann wird die Liebe nicht erkalten, auch wenn sich sein Kommen verzögert.
Die Liebe wird nicht erkalten, auch wenn die Gottlosigkeit in der Welt überhandnimmt. Sie bleibt stark, selbst wenn die Gesetzlosigkeit im Volk Gottes zunimmt. Auch wenn Undankbarkeit da ist oder Geschwister Schwierigkeiten in der Gemeinde machen, bleibt die Liebe lebendig.
Die Liebe zum Herrn und die Liebe zu den Seinen wird nicht erkalten. Wenn wir den Herrn lieben, warten wir nicht einfach nur auf sein Kommen. Wie wir in 1. Thessalonicher 1 sehen, beweisen wir unser Warten dadurch, dass wir handeln und arbeiten.
Dort heißt es: „Ihr habt euch bekehrt von den Götzen, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten.“ Warten wir wirklich auf den Herrn? Arbeiten wir? Oder anders gesagt: Wenn wir auf das Kommen des Herrn warten, eilen wir ihm entgegen. So drückt es Petrus aus.
Die Erwartung und das Eilen dem Tag Gottes entgegen
Wir wollen jetzt den Zweiten Petrusbrief, Kapitel drei, aufschlagen und einen Abschnitt daraus lesen. Wir beginnen mit Vers neun. Das ganze Kapitel drei im Zweiten Petrusbrief hat die Wiederkunft des Herrn zum Thema. Wir lesen von Vers neun bis Vers dreizehn:
„Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, dass irgendjemand verloren gehe, sondern dass alle zur Buße kommen. Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an dem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch. Die Elemente aber werden im Brand aufgelöst, und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden. Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit, indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel in Feuer geraten werden, aufgelöst und die Elemente in Brand zerschmelzen werden? Aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“
Im Vers zwölf übersetzt die Elberfelder Bibel, dass wir „erwarten und beschleunigen die Ankunft des Tages Gottes“. Luther übersetzt an dieser Stelle treffender mit „indem er erwartet und zueilt dem Tag Gottes“. Wir eilen also auf den Tag zu. Das drückt eine innere Haltung aus. Wir sehnen uns danach, dass der Herr kommt und zu sich ruft. Wir warten auf den Tag, an dem er in dieser Welt erscheint, offenbar wird, an dem alle ihm Ehre geben müssen und seine ganze Herrlichkeit aufstrahlt. Diesem Tag eilen wir entgegen.
Ja, es wird alles, dieses „alles“, wie der Vers elf sagt, aufgelöst werden. Hier folgt nochmals eine Erinnerung daran, dass dieses Wissen uns zur Heiligkeit zieht. „Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel?“ Gott zieht uns zur Heiligkeit. Alles wird aufgelöst werden, Gott wird alles, was im Feuer verbrennen wird, wegschaffen. Was Menschen getan haben, all ihre Werke sind ihm Unrat, anstößig, und er schafft sie vor seinem Angesicht weg.
Welche sollen wir dann sein in heiligem Wandel, da nun dies alles aufgelöst werden wird? Himmel und Erde werden vergehen, die Gestalt dieser Welt vergeht (1. Korinther 7,31). „Die Welt vergeht und ihre Lust“ (1. Johannes 2,17). Der Rost wird alles Gold der Welt fressen, und die Kremigen mögen sagen, Gold könne nicht rosten. Sie sollen es ruhig sagen, wir wissen schon, wie das gemeint ist. Das Gold wird allen Wert verlieren, wird wertlos sein.
Bereitet uns das ein geheimes Seufzen? Dass alles verrosten, alles vergehen, alles weggetan werden wird? Vielleicht hat jemand seine Kunstsammlung zu Hause. Oder er hat gerade ein Auto gekauft. Ein deutscher Dichter des Barock stellte einmal die Frage: „Weißt du, was in dieser Welt mir am meisten wohlgefällt?“ Er antwortete selbst: „Weißt du, was in dieser Welt mir am meisten wohlgefällt? Dass die Zeit sich selbst verzehrt und die Welt nicht ewig währet.“
Dieser Dichter hat im Licht der Wahrheit gelebt, dass alles vergeht. Und das war ihm nicht Kummer, sondern Freude: Diese Welt vergeht, um durch eine neue Welt – neue Himmel und eine neue Erde – ersetzt zu werden, die weit besser ist. Er lebte offensichtlich verankert in der ewigen Heimat. Dieser Dichter war Friedrich von Logau. Er lebte von 1604 bis 1655.
Das Verhältnis zur Welt und die Hoffnung auf die neue Schöpfung
Nun, wenn es so ist, dass alles vergeht, und wir das wirklich glauben, dann wird das einerseits unser Verhältnis zur Welt regeln. Andererseits wird es unsere Sehnsucht nach dem neuen Himmel und der neuen Erde mehren.
Diese Welt ist längst verurteilt, wie es geschrieben steht: Der Schöpfer und Richter hat das Urteil gesprochen. Die Welt vergeht und ihre Lust. Wegen der Sünde muss Gott diese ganze Welt hinwegnehmen. Glauben wir das?
Wir wohnen am Bodensee, am schönen Bodensee, im Städtchen Arbon. Dort, wo wir wohnen, sieht man durch die Bäume das Wasserschimmern, etwa 300 Meter entfernt, den See. Meine Frau und ich gehen natürlich sehr häufig am See spazieren.
Gerade dort, wo wir hinuntergehen zum See, gibt es ein kleineres Naturschutzgebiet. Dort kann man wunderbar am See entlang spazieren. Von Zeit zu Zeit, obwohl es ein Naturschutzgebiet ist, müssen dennoch Bäume gefällt werden. Es handelt sich um sehr alte Bäume, bei denen man nicht weiß, wann sie kippen oder stürzen könnten. In der Nähe verläuft eine Bahnlinie, und es besteht die Gefahr, dass bei einem umfallenden Baum die Stromleitungen beschädigt werden. Deshalb werden diese Bäume von Zeit zu Zeit gefällt.
Die Bäume werden vorher markiert, meist mit einem Sprühstrahl in leuchtendem Grün oder einer ähnlichen Farbe. So weiß man, dass sie markiert sind und irgendwann in den nächsten Monaten gefällt werden. Die Vögel bauen trotzdem Nester in diesen Bäumen. Warum? Sie wissen nicht, dass die Bäume bald gefällt werden. Wir aber wissen, dass diese Welt hinweggenommen wird. Der Baum ist markiert, er soll gefällt werden. Die Axt liegt schon bei der Wurzel.
Wenn wir in die entgegengesetzte Richtung spazieren, kommen wir auf Felder. Dort, wo wir wohnen, im schönen Thurgau, sieht man Obstanlagen mit hohen, schönen Birn- und Apfelbäumen. Manchmal liegt eine Motorsäge neben einem Birnbaum. Dann weiß man: Aha, der Bauer wird diesen Baum bald fällen. Die Vögel bauen trotzdem ihre Nester in dieser Welt, als ob sie immer bliebe.
Wenn wir wirklich glauben, dass der Herr kommt und Himmel und Erde vergehen, dann steht alles, was wir an Geschäften tun – die natürlich dazugehören –, in diesem Licht der Vorläufigkeit. Unsere täglichen Geschäfte, Arbeit, Ausbildung, Kleidung und all diese Dinge gehören natürlich dazu. Aber alles ist nur vorläufig, nichts Bleibendes.
Dann haben wir einen ganz lockeren Griff um die Dinge. Das zeigt sich spätestens, wenn dir mit einem dieser Dinge etwas zustößt. Ein Kratzer am Auto zum Beispiel: Geht dir dann auch ein Kratzer durchs Herz? Wenn so ein Kratzer am Auto ist, merkt man, wo das Herz hängt.
Dann ist unser Griff ganz locker. Unser Besitz – und wenn er uns genommen wird, ist er uns halt genommen. Aber es ist uns ja nichts Wirkliches genommen. Der Herr, sein Heil, unsere Hoffnung und unser himmlisches Erbe – das kann uns niemand nehmen.
So eilen wir diesem Tag entgegen, weil wir dem Herrn entgegen eilen.
Die Sehnsucht nach dem Herrn als lebendige Hoffnung
Ein gewisser DG Bahnhaus hat noch einmal folgende Geschichte erzählt, die ich mir abgeschrieben habe:
Da waren Männer eines Fischerstädtchens nahe Edinburgh, also in Schottland. Sie fahren jedes Jahr einmal hinüber nach Neufundland, also über den großen Teich bis an die nordamerikanische Küste, und bleiben längere Zeit weg.
Vor ihrer Rückkehr in den heimatlichen Hafen wird das Städtchen jedes Mal benachrichtigt. Während die Boote der Fischerflotte am Horizont auftauchen, ist alles auf den Beinen, um die geliebten Gatten, Väter, Brüder und Söhne nach zwei oder drei Monaten Abwesenheit zu empfangen.
Offensichtlich wird hier eine Zeit beschrieben, in der man nicht frei und jederzeit von überall miteinander kommunizieren konnte, etwa über Telefon.
Der Kapitän steht an Bord seines Schiffes und schaut durchs Fernglas. Er meldet den Männern, wen er alles an der Hafenmauer erkennen kann: „Jack, dort sehe ich deine Mutter mit deinen kleinen Brüdern stehen. Bill, dort steht deine Freda. Und John, ich sehe dort…“ Jeder ist erleichtert, den Namen eines geliebten Angehörigen zu hören.
Angus wird unruhig und fragt, ob der Kapitän seine Frau nicht ausmachen könne. „Es tut mir leid, Angus, ich kann deine Frau nicht sehen.“
Endlich legt das Schiff an. Die Männer werden von ihren Lieben empfangen. Nur Angus geht unruhig durch die Menge und sucht vergeblich seine Frau.
Schließlich geht er mit raschen Schritten durch die Gassen des Städtchens und den Abhang hinauf, wo sein Häuschen steht. Er macht die Tür auf, tritt ein – und da ist seine Frau.
„Angus, ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet“, sagt sie.
Alle Frauen der anderen Männer standen am Hafen und hielten Ausschau nach ihnen. Sie gingen den Männern entgegen, eilten ihnen entgegen. Der Herr sieht das. Wir erwarten...
Die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde
Vers 13, und damit komme ich zum abschließenden Gedanken, der uns dann ins letzte Buch der Bibel führt, 2. Petrus 3,13. Wir erwarten nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde – ein neuer Himmel, eine neue Erde.
Dazu schlagen wir Offenbarung 21 auf und lesen die Verse 1 bis 4, Offenbarung 21,1-4:
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Thron sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
Neuer Himmel, neue Erde – was den einzelnen Menschen betrifft, gilt für unseren Leib die Auferstehung. Für die ganze Schöpfung gilt dasselbe.
Der nackte Same, klein und unscheinbar, wird aufgehen, und ein herrliches Gewächs sprosst ans Licht. Oder die ganz unansehnliche Raupe streift die Puppe ab, und ein Schmetterling entfaltet seine Flügel mit all seinen schillernden Farben.
So wird auch diese Erde sein. Diese Erde ist wegen der Sünde verunstaltet und wegen der Folgen der Sünde. Sie ist dem Tod unterworfen, der Vergänglichkeit, wie Römer 8 sagt, und durch die Sünde und Bosheit des Menschen auch verunstaltet, besudelt, beschmutzt.
Diese Schöpfung wird hinweggetan werden, und dann wird eine neue Schöpfung entstehen, die ganz anders ist. Sie wird so anders sein, wie der Schmetterling verschieden ist von der Raupe. Wenn man nur die Raupe kennt, kann man sich gar nicht ausmalen, was aus der Raupe werden könnte. So anders wird diese neue Schöpfung sein.
Also nicht nur neu im Sinne davon, dass Kinder einen Fußball gehabt haben und zwei oder drei Sommer lang gespielt haben. Dann ist der Fußball dermaßen abgenutzt, dass man einen neuen Fußball kaufen muss, der dann ganz blank und wunderschön ist. Aber der wird ja auch wieder alt.
Nein, es ist ganz neu der Art nach, etwas, das es noch nie gegeben hat.
Petrus hebt dieses Besondere, das ganz Neue der neuen Schöpfung hervor, indem er sagt: „neuer Himmel, neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“
Gerechtigkeit wohnt.
Hier muss man „wohnen“ prägnant verstehen, das heißt: wohnen im Gegensatz zu sich nur vorübergehend aufhalten.
In der ersten Schöpfung war die Gerechtigkeit nur vorübergehend. Sie wohnte nur vorübergehend. Aber die Sünde kam durch den Menschen, Adam, in die Welt, und mit der Sünde wurde die ganze Welt – also nicht nur die Nachkommen Adams, sondern die ganze Schöpfung – verdorben, der Nichtigkeit unterworfen, also nur vorübergehend.
In der neuen Schöpfung wird Gerechtigkeit wohnen. Das heißt, sie wird diese Schöpfung nie verlassen. Sie wird bleibend, dauerhaft in der Schöpfung sein.
Die Unwandelbarkeit der neuen Schöpfung
Wir wissen nicht, warum Gott die erste Schöpfung so geschaffen hat und warum er den Menschen Adam so gestaltete, dass er wandelbar war. Der Mensch war gut, sehr gut, und die ganze Schöpfung war gut, sehr gut, wie es in 1. Mose 1 heißt. Doch diese Güte war wandelbar, das heißt, sie konnte sich vom Guten zum Schlechten verändern.
Warum Gott das so macht, wissen wir nicht, ich weiß es nicht. Man kann anfangen, sich Gedanken darüber zu machen, muss aber immer aufpassen, nicht in Spekulationen zu verfallen und Gott Ungereimtes zuzuschreiben. Deshalb ist es oft besser, damit aufzuhören.
Die neue Schöpfung wird Gott jedoch nicht wandelbar gut machen, sondern unwandelbar gut. Das bedeutet, es wird nie mehr einen Sündenfall geben, nie mehr Sünde und die Folgen der Sünde wie Leid, Schmerz, Kummer, Feindschaft und Tod. Nie mehr Entfremdung von Gott, nie mehr Dunkelheit, Finsternis – nie mehr!
Dies wird angedeutet, und genau diesen Unterschied hebt Johannes an der Neuen Schöpfung hervor. In Offenbarung 21,1 heißt es: „Kein Meer“ und am Schluss in Vers 25: „Denn Nacht wird dort nichts sein.“ Diese beiden Dinge gab es in der ersten Schöpfung, auch als sie noch gut war. Sie deuteten bereits an, dass diese Schöpfung wandelbar war.
Es gab die feste Landmasse, die fest und unwandelbar war, und das bewegte Meer. Außerdem gab es den Wechsel von Tag und Nacht – etwas, das wandelte. So war die ganze Schöpfung wandelbar.
In der neuen Schöpfung aber ist alles bleibend: gerecht, rein, heilig und gut. Der neue Himmel und die neue Erde werden so wunderbar sein, dass man an die frühere Schöpfung nicht mehr denken wird.
Jesaja 65,17 sagt dazu: „Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, und an die früheren wird man sich nicht mehr erinnern, und sie werden nicht mehr in den Sinn kommen. Stattdessen freut euch und jubelt ewig über das, was ich schaffe: ewige Freude, Freude, die nie vergeht.“
Auch Adam freute sich. Er freute sich an der Schöpfung, an seinem Gott und an dem Tag, an dem eine Frau aus ihm erschaffen und zu ihm gebracht wurde. Das war wie ein Jubelruf: „Endlich, jemand, der wie ich ist!“ Freude – aber diese Freude war nicht bleibend. Adam wählte die Sünde, und alle Freude verschwand. Es kamen Schmerzen, Dornen, Disteln, Schweiß und die Konfrontation der Geschlechter. Das steht alles in 1. Mose.
In der neuen Schöpfung dagegen gibt es ewige Freude. Die Liebe, die Gott durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen hat, wird dann nie mehr schwankend sein, wie es jetzt der Fall ist.
Solche Liebe wächst zu bestimmten Zeiten, und dann gibt es Zeiten, in denen sie abkühlt, bevor sie wieder wächst – sie ist schwankend. Aber in der Neuen Schöpfung wird das anders sein.
Die Gemeinde als Braut und Ehefrau des Lammes
Wir haben hier gesehen, dass zur Neuen Schöpfung in Offenbarung 21,2 die heilige Stadt, das neue Jerusalem, gehört. Wer oder was ist diese heilige Stadt, das neue Jerusalem? Es ist die vollendete, verherrlichte Gemeinde.
Das wird in Offenbarung 21,9-10 erklärt. Dort heißt es: „Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir die Braut, die Frau des Lammes, zeigen.“ Die Frau, die Braut des Lammes – wer ist das? Das ist die Gemeinde.
In Vers 10 wird beschrieben, was der Engel dem Johannes zeigt: „Er führte mich im Geist weg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, herabkommend aus dem Himmel von Gott.“ Somit ist das himmlische Jerusalem, das herabkommt, von dem wir in Vers 2 lesen, die Gemeinde.
Die Gemeinde wird als Braut und Ehefrau des Lammes bezeichnet. Damit wird genau das ausgesagt: Die Liebe der Gläubigen, der Erlösten, zum Herrn wird nie mehr erkalten oder abnehmen. Die Gemeinde wird dem Herrn nie mehr untreu werden.
Darum hat sie diese doppelte Bezeichnung Braut und Ehefrau. Im normalen Sprachgebrauch und in unserer menschlichen Erfahrung ist das gar nicht möglich, solange Eheordnungen gelten. Eine Braut ist noch nicht Ehefrau, und eine Ehefrau ist nicht mehr Braut. Man kann nicht beides gleichzeitig sein – entweder das eine oder das andere.
Die Gemeinde hingegen heißt beides: Braut und Ehefrau. Damit soll gesagt werden, dass die Gemeinde die Liebe, die eine Braut für ihren Bräutigam hat, nie verlassen wird. Wie nennt das Buch der Offenbarung diese Art Liebe? Die erste Liebe.
Diese erste Liebe ist die Liebe der absoluten, totalen Ausschließlichkeit. So ist es bei Brautleuten – sonst sollten sie besser nicht heiraten. Brautleute haben Augen für nichts und niemanden außer für den Geliebten oder die Geliebte, den baldigen Ehepartner oder die baldige Ehepartnerin. Alle anderen interessieren sie nicht.
Das ist die erste Liebe – die Liebe zum Herrn, die nur den Herrn will und neben ihm keinen Rivalen hat. Nichts und niemand kann diese Liebe teilen. Es ist eine ganz ungeteilte Liebe, die nur den Herrn liebt. Das ist die Liebe der Braut, die erste Liebe.
Die Liebe der Ehefrau hingegen ist die beharrliche Liebe. Wie bei Eheleuten zeigt sich diese Liebe darin, dass sie über die Jahre nicht nur hält, sondern immer tiefer wird – wenn es gut steht um die Eheleute. Das wäre ein eigenes Kapitel, wie diese Liebe wächst.
Sie wächst auch schwankend und durch Anfechtungen sowie Schwierigkeiten, indem man sich aneinander ärgert. So wächst die Liebe, indem man lernt, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Die Liebe der Ehefrau steht für die beharrliche Liebe.
Das bedeutet: Die Gemeinde wird dem Herrn nie, nie mehr untreu werden. Nie mehr! Im Lauf der Kirchengeschichte war es ja fast der Normalfall, dass die Gemeinde andere Dinge und Menschen mehr liebte als den Herrn und so ehebrecherisch wurde.
„Ihr Ehebrecherinnen“ – so heißt es in Jakobus 4 – „wisst ihr nicht, dass die Liebe zur Welt Feindschaft gegen Gott ist?“ Schon zur Zeit der Apostel gab es Gemeinden, von denen die Apostel sagen mussten, sie lebten im Ehebruch gegenüber Gott.
Aber diese Liebe wird dann nie mehr abnehmen. Wir werden dem Herrn nie untreu werden. Hoffentlich leiden wir darunter, wenn wir merken, dass unsere Liebe kalt wird. Manchmal seufzen wir: Herr, warum bin ich dir gegenüber so kalt? Ich will dich lieben, Herr, wann will ich es lernen?
Dann wird unsere Liebe zu ihm vollkommen sein, vollkommen. Sie wird ihre Erfüllung finden. Man kann nicht einmal von einem Höhepunkt sprechen, obwohl es so etwas wie einen Höhepunkt gibt – in der Hochzeit des Lammes.
Denn ein Höhepunkt ist in jeder Geschichte und in jedem Leben das Oberste. Danach geht es oft abwärts oder es wird nicht mehr so hoch. Aber hier wird es Erfüllung sein, und von da an geht es fortwährend noch höher und noch tiefer in der Liebe.
Das ist eben die Neue Schöpfung. Dort wird es so sein: die Hochzeit des Lammes. Der Himmel ist ein Ort vollkommener Liebe, ein Ort nie endender Liebe.
Die ewige Liebe im Himmel und die Gemeinschaft der Heiligen
Es gibt ein Buch von Jonathan Edwards, das ich nicht ganz, sondern nur in Auszügen gelesen habe. Es heißt Die Früchte der Liebe. Dort widmet er ein ganzes Kapitel dem Thema "Heaven is a place of Charity". Charity ist das Wort für Liebe, das in der alten englischen Übersetzung verwendet wird. Der Himmel ist ein Ort der Liebe – nie endender Liebe, immer wachsender Liebe.
Das, was bei den Thessalonichern auf der Erde schon begonnen hatte, das, was auch bei uns angefangen hat, wird niemals zum Stillstand kommen. Niemals! In Römer 5,5 heißt es: Gott hat seine Liebe ausgegossen in unsere Herzen. Dann lesen wir in 1. Thessalonicher 3,12: "Euch mache der Herr völlig und überströme euch in der Liebe." Diese Liebe umfasst auch die Liebe zueinander, und beide wachsen gleichzeitig miteinander: unsere Liebe zum Herrn und die Liebe zueinander, die Liebe zu den Geschwistern.
Das wird geschehen, wenn alle Gläubigen endlich vollkommen vereint sind. Der Epheserbrief deutet dies schon an und sagt, dass wir erst in der Gemeinschaft mit allen Heiligen die ganze Höhe, Tiefe, Breite und Länge erfassen können – die Wunder der Erlösung und die alles übersteigende Liebe Christi. Allein können wir das nicht erfassen, nicht als Einzelne. Es braucht die Gemeinschaft aller Heiligen dazu.
Doch diese Gemeinschaft ist nie vollständig vorhanden, auch nicht in einer örtlichen Gemeinde. Selbst dort sind wir nie so weit, dass wir alle gemeinsam das gleiche Denken, die gleiche Gesinnung und die gleiche Ausrichtung haben. Deshalb ist das alles bei uns sehr schwach. Aber dann wird die ganze Gemeinde da sein. In der Gemeinschaft mit allen Gläubigen werden wir in der Liebe zu Gott und zueinander vollendet sein und unendlich wachsen – bis ins Unendliche.
Am Ende wird unsere Liebe gleich stark sein wie die Liebe, mit der Gott uns von Ewigkeit her geliebt hat – im Unendlichen. Dann wird keiner fehlen. Können wir uns das vorstellen? Es tut uns im Herzen jedes Mal weh, wenn Geschwister fehlen. Nicht, dass wir ihnen Vorwürfe machen, manchmal ist jemand krank und fehlt einfach. Man empfindet es manchmal so, als würden Leute fehlen, weil ihnen anderes wichtiger ist. Es tut jedes Mal weh. Dann wird keiner fehlen.
Es wird auch niemand schwach sein. Wir sündigen ja oft auch gegeneinander, aus Schwachheit, nicht weil wir es böse meinen. Schwachheit macht das Zusammenleben manchmal schwierig. Dann wird keiner schwach sein. Niemand wird irgendetwas Eigenes suchen. Keiner wird etwas anderes wollen. Alle werden Christus, ihren Herrn, lieben. Alle werden einander lieben. Jeder wird jeden lieben.
Jetzt lieben wir ja auch selektiv. Wir wollen es zwar nicht, aber mit einigen sind wir lieber zusammen als mit anderen. Doch dann wird jeder jeden lieben – alle gleich stark. Und nichts wird hindern: keine Scheu, kein Unverstand, auch kein mangelnder Takt. Niemand wird irgendetwas vor den anderen verbergen wollen. Es gibt ja dann auch nichts zu verbergen.
Es wird eine vollkommene Gemeinschaft sein – göttlich wie reines Gold, klar wie Glas. In Offenbarung 21,21 wird von Jerusalem gesagt, dass es ganz aus Gold besteht, eben göttlich, vollkommen und rein wie Glas, durchsichtig wie Glas. Die zwölf Tore waren zwölf Perlen, jedes einzelne Tor aus einer Perle. Die Straße der Stadt war reines Gold, wie durchsichtiges Glas.
Auch das können wir uns gar nicht richtig vorstellen. In dieser Welt der Sünde kann man nicht alles einfach offen allen ausbreiten, das wäre für alle unerträglich. Es ist natürlich nicht gemeint, dass wir das jetzt tun sollten. Aber es gibt auch Dinge, die wir voreinander verbergen, weil wir gewisse Interessen haben. Wir würden gewissen Leuten Dinge sagen, anderen aber nicht. Dinge, die wir im Halbdunkeln oder ganz im Dunkeln reden und tun – das wird es dann nicht geben.
Eine reine Gemeinschaft, göttlich wie reines Gold, klar wie Glas, hell wie ein nie endender Morgen. Die Lampe, die uns das Licht gibt, ist das Lamm. Offenbarung 21,23 sagt: "Die Lampe ist das Lamm." Dass unser Herr dort ist, macht den Himmel wirklich zum Himmel. Wäre er nicht dort, glaube ich, wollte keiner von uns dorthin.
Wir wollen dort sein, wo unser Herr ist. Und weil er dort ist, ist der Himmel wirklich der Himmel. Wir werden den Herrn dann voll erkennen, in voller Gemeinschaft, im vollen Genuss des Herrn selbst – ohne Schatten, ohne Mangel, ohne Hindernis, ohne Grenze, ohne Ende.
Zusammen mit allen Gläubigen werden wir den Herrn immer vollständiger erkennen – seine Breite, Länge, Höhe und Tiefe, seine Liebe. Diese Erkenntnis der Liebe des Herrn und die Freude, die Wonne an dieser Liebe des Herrn, wird wie ein Strom sein. Ein Strom, der immer tiefer wird und der uns immer höher hinaufträgt und uns immer näher zum Vater bringt – immer tiefer hinein in das Herz des Vaters.
Dorthin, wo der Sohn Gottes von Ewigkeit her ist, der Sohn, der im Schoss des Vaters ist. Nach ihm sehnen wir uns. Darum lieben wir sein Kommen, weil wir bei ihm sein wollen. Und darum rufen wir mit der Braut und mit dem Geist: "Komm!" Offenbarung 22,17: "Und der Geist und die Braut sagen: Komm!" Der Heilige Geist, der in der Gemeinde wohnt, ruft in uns, und wir rufen: Komm!
Offenbarung 22,21, der diese Dinge bezeugt, spricht: "Ja, ich komme bald!" Amen! Jayssons!
