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1Korinther 1-6 Vortrag 3b

Sommerbibelschule 2025
04.08.2025

Sommerbibelschule 2025
Der erste Korintherbrief, Kapitel 1 bis 6

Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.

Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich darf euch drei Wochen lang die Predigten der Sommerbibelschule 2025 präsentieren.

Die Zeitspanne geistlicher Reife

Aber lasst mich die Sache noch einmal positiv ausdrücken – jetzt die gleiche Sache etwas netter gesagt.

Hey, es braucht auch nur drei Jahre, um reif zu werden. Ist das nicht schön? Drei Jahre sind genug, damit aus dem kleinen Schreihals ein geistlicher Superheld werden kann. Drei Jahre länger braucht der Heilige Geist nicht, um als Geist der Kraft und als Geist der Veränderung in dir Denken und Verhalten so zu beeinflussen, dass du tatsächlich sagst: „Wow, da ist ja richtig etwas Neues geworden, das ist total cool!“

Und wenn du hier sitzt und ein bisschen denkst: „Mist, eigentlich redet Paulus ja hier von mir“ – kein Problem! Merk dir das: Häng dich zwei, drei Jahre rein, und du bist raus aus den Windeln. Das ist die gute Botschaft.

Paulus macht hier den Korinthern klar, dass er nach drei Jahren überhaupt kein Verständnis dafür hat, warum sie sich immer noch wie geistliche Kleinkinder verhalten. Deshalb lautet meine Botschaft an euch: Werdet erwachsen, werdet geistliche Christen, und nehmt euch etwas vor!

Geistliche Unreife und ihre Ursachen

Fleischesleben trotz Heiligem Geist

Zweiter Aspekt – 1. Korinther 3,3

Denn ihr seid noch fleischlich. Wo Eifersucht und Streit unter euch herrschen, zeigt sich, dass ihr fleischlich seid und nach menschlicher Weise wandelt.

Paulus sagt, dass ihr immer noch keine feste Kost vertragen könnt. Warum? Weil ihr noch fleischlich seid. Er kann mit den Korinthern also noch nicht so sprechen, wie man es mit reifen Christen tun würde. Sie lassen sich immer noch von ihrem alten Ego leiten.

Sie sind zwar Christen, das stimmt, aber sie leben eigentlich wie Heiden. Das zeigt sich daran, dass unter ihnen Eifersucht und Streit herrschen. Dieser Vorwurf, ihr lebt falsch, wird deutlich an der Art und Weise, wie sie miteinander umgehen. Eifersucht und Streit sind Verhaltensweisen, die Heiden zeigen, aber Christen nicht.

Deshalb wandelt ihr nach menschlicher Weise. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Obwohl sie den Heiligen Geist haben, verhalten sie sich wie Menschen, die ihn nicht besitzen. Sie haben den Heiligen Geist, doch leben sie nicht nach den Impulsen, die der Heilige Geist in ihnen hervorbringt.

Das Problem ist, sie könnten anders leben, aber sie tun es nicht. Sie sind Kinder Gottes und in gewisser Weise auch bekehrt, aber ihr Verhalten zeigt, dass sie zur Welt gehören.

Die Bedeutung des Verhaltens für geistliche Reife

Und ich möchte an dieser Stelle ganz kurz auf eine Art Metaebene gehen. Paulus kritisiert die Korinther dafür, dass sie noch geistliche Babys sind. Woran macht er diese Einschätzung fest?

Die Antwort liegt an ihrem Umgang miteinander, an Streit und Eifersucht. Sie sind eifersüchtig, sie streiten sich noch. Deshalb sind sie fleischlich und eben gerade nicht geistlich. Geistliche Menschen würden sich nicht streiten, geistliche Menschen wären nicht eifersüchtig. Man erkennt geistliche Menschen an ihrem Verhalten.

Es ist wirklich gut, wenn wir das tief verstehen. Gott legt seinen Fokus immer auf unser Verhalten, vor allem im Umgang mit anderen Christen. Wenn du wissen willst, ob du ein reifer Christ bist, dann schau dir an, wie du mit anderen Menschen, vor allem mit anderen Christen, umgehst.

Der Fokus Gottes liegt nicht auf meinem Bibelwissen. Und es blutet mir das Herz, wenn ich das so formuliere. Der Fokus Gottes liegt nicht auf meinem Bibelwissen. Ich kann nichts anderes sagen. Es hört sich fast falsch an, oder? Aber es ist so: Der Fokus Gottes liegt nicht auf meinem Bibelwissen.

Gott hat mehr Interesse an deinem Charakter als an deinem Bibelwissen. Und ich hoffe, du hast das tief verstanden: Gott hat mehr Interesse an deinem Charakter als an deinem Bibelwissen.

Frustration über mangelnde Veränderung im Glaubensleben

Und wisst ihr, was mich frustriert? Manchmal frage ich mich, ob wir in der Gemeinde das Predigen vielleicht ganz einstellen sollten.

Was mich frustriert, ist, wenn Menschen im Jahr 50 Predigten hören, sich aber im praktischen Leben nichts verändert. Das ist etwas, das mich nachhaltig enttäuscht.

Versteht ihr, ich erlebe Christen, die lästern, die nicht wirklich vergeben können, die billige Ausreden haben, wenn sie nicht zum Gottesdienst kommen. Manche haben vielleicht noch nie in ihrem Leben gefast. Sie loben kaum, sind aber beim Kritisieren immer ganz vorne mit dabei und lassen nichts aus.

Sie verhalten sich, als wären sie erst gestern zum Glauben gekommen und hätten das Thema Bruderliebe noch nie gehört. Dabei liegt ihre Taufe oft schon Jahre oder Jahrzehnte zurück. Das ist etwas, das mich frustriert.

Die Priorität der Liebe vor Wissen

Und ja, ich wünsche mir, dass ihr alle Bibelverse auswendig lernt. Das Wort Gottes muss in unser Herz eingehen, damit der Heilige Geist es benutzen kann, um uns zu verändern.

Aber wisst ihr, was ich mir noch mehr für euch wünsche? Ich wünsche mir, dass ihr lernt, einander zu lieben. Bibelwissen ist gut, aber Liebe ist besser. Und ich wünsche mir das aus einem einfachen Grund: Weil der Herr Jesus sich das für euch wünscht.

Der Herr Jesus hat gesagt, woran man seine Jünger erkennen wird – und das ist die Liebe, die sie untereinander haben werden.

Geistliche Reife erkennt man nicht daran, dass du die Reihenfolge der biblischen Bücher, inklusive der Apokryphen natürlich, herunterbeten kannst. Geistliche Reife erkennt man nicht daran, dass du weißt, wie die Hermeneutik eines Brieftextes funktioniert. Das ist zwar schön zu haben, aber es ist nicht das, woran man geistliche Reife erkennt.

Geistliche Reife erkennt man nicht daran, dass du weißt, wo in der Bibel die Bergpredigt steht. Das wäre schön, aber es ist nicht das, was geistliche Reife ausmacht.

Geistliche Reife erkennt man daran, dass Jesus in dir Gestalt gewinnt und dass du so lebst, wie Jesus gelebt hätte. Geistliche Reife zeigt sich in deinem Umgang mit den Geschwistern und daran, dass dein Umgang mit anderen Christen von einer tiefen, hingebungsvollen Liebe geprägt ist – so, wie Jesus sie selbst am Kreuz gelebt hat.

Geistliche Reife erkennt man daran, dass Dinge wie Eifersucht und Streit – und ich könnte jetzt weitermachen – ebenso wenig Platz in deinem Leben haben wie Ungeduld, Schadenfreude, Besserwisserei, Respektlosigkeit, Egoismus, Groll, Gleichgültigkeit, Verachtung oder Zornausbrüche. All diese Dinge haben in deinem Leben überhaupt nichts verloren, wenn du ein geistlicher Christ bist.

Der Weg zur Überwindung fleischlicher Verhaltensweisen

Und jetzt kommt das Problem: Die Dinge verschwinden nicht durchs Bibellesen. Sie verschwinden auch nicht dadurch, dass du in den Gottesdienst gehst. Ebenso wenig verschwinden sie, wenn du Lobpreismusik hörst. Du kannst all das machen, aber es macht dich kein Stück geistlicher.

Jetzt stellt sich die Frage: Wodurch verschwinden die Dinge denn dann? Ganz einfach: Du musst anders leben. Du musst wirklich anfangen, von Jesus zu lernen. Ein Jünger ist ein Lernender. Du musst wirklich beginnen, von ihm zu lernen – so wie du in die Schule gehst und etwas lernst.

Meine Enkel lernen jetzt, weil sie in der Schule sind. Sie lernen Rechnen, und plötzlich können sie Zahlen übernehmen, weil sie es gelernt haben. Du musst das auch lernen. Geistliches Leben hat mit Lernen zu tun. Jesus sagt, dass er uns etwas beibringen will: „Lernt von mir.“ Das ist die Idee hinter Christsein. Ich schaue mir Jesus an und lerne. Die Kraft dazu kommt von Gott, durch seinen Geist.

Deshalb, wenn ich dir einen Tipp geben darf: Werde erwachsen. Komm endlich raus aus den Windeln – die stinken nämlich schon. Ich kann das heute Abend nicht für dich machen. Meine Predigt bewirkt in deinem Leben nichts, wenn du dich nicht hinsetzt und überlegst, was du damit machst.

Deswegen ein Tipp von hier vorne: Hör dir bitte nicht eine Predigt nach der anderen an. Zieh dir nicht ein Short nach dem anderen rein, wenn du nicht auch bereit bist, darüber nachzudenken. Weniger „Ich höre einfach nur zu“, sondern mehr „Ich denke darüber nach und überlege, wie ich das umsetzen kann.“

Und wenn du sagst: „Ich weiß nicht, wie das gehen soll“, dann sprich mich an oder sprich die Mitarbeiter hier an. Hier gibt es richtig viele geistlich reife Leute auf dieser SOPS, die du ansprechen kannst. Sie können dir sagen, wie sie Dinge gelernt haben.

Und ja, wenn du geistlich wachsen willst, hat das auch damit zu tun, dass man Bibelverse auswendig lernt. Es hat damit zu tun, dass man sich neue, gute Gewohnheiten überlegt und diese auch ausprobiert. Es hat damit zu tun, dass man sich Leute sucht, die einem helfen können. Es hat damit zu tun, dass man sich Zeit freischaufelt. Es hat damit zu tun, dass man Sünden bekennt und ehrlich wird. Dass man anfängt, die ganze Sache mit Jesus zu machen.

Noch einmal: Das ist nichts anderes als die Logik des Kreuzes. Da hat einer sein Leben für dich gegeben, und jetzt gibst du ihm deines. Punkt. Das ist Christsein.

Die Gefahr der Personenfixierung in der Gemeinde

 1. Korinther 3,3: Denn ihr seid noch fleischlich. Wo Eifersucht und Streit unter euch herrschen, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise? Wenn einer sagt: „Ich bin des Paulus“, der andere aber: „Ich des Apollos“, seid ihr da nicht menschlich?

Lasst mich euch erklären, warum Paulus an dieser Stelle sagt, ihr seid menschlich, wenn ihr euch hinstellt und sagt: „Ich bin des Paulus“ oder „Ich bin des Apollos“. Man muss dazu ein wenig verstehen, wie eine antike Gesellschaft funktioniert. Diese war nämlich etwas anders strukturiert.

Ihr müsst euch vorstellen, die antike Gesellschaft funktionierte ein bisschen wie die Mafia. In der Antike bestand die Gesellschaft im Wesentlichen aus unterschiedlichen einflussreichen Familien. Wenn du ein Normalbürger warst, musstest du dir irgendwann überlegen, an welche dieser Familien du dich hängst. Du hast dir einen Patron ausgesucht und dich ihm verpflichtet. Der Patron war dann derjenige, der dir helfen musste, aber du warst ihm gegenüber auch zur Loyalität verpflichtet.

Dieses Denken – ich hänge an einem bestimmten Typen, es ist wichtig, dass ich den Richtigen finde, mit dem ich angeben kann, auf den ich mich verlasse – dieses falsche Denken, das aus der Gesellschaft in den Köpfen war, schleicht sich nun in die Gemeinde ein.

Heute ist das für uns eher fremd. Keiner von euch würde sich hinstellen und sagen: „Ich bin das Kachel“ oder „Ich bin das Anton“. Vielleicht gibt es Leute, die sagen: „Ich bin ein großer Prediger, ich bin das Roger Liby oder ich bin das Olaf Lazel.“ Das könnte man sich noch vorstellen, aber eigentlich ist das restlos albern.

Ich glaube, es ist anders. Wir müssen diesen Text etwas anders verstehen. Paulus sagt: Diese übertriebene Fixierung auf Personen ist menschlich. Das heißt, sie spiegelt ein Verhalten wider, das in der Gesellschaft normal war, und sie ist fleischlich, weil die Korinther sich an ihrem alten Leben orientieren. Das ist das Problem.

Hier kommt also etwas Altes, etwas gesellschaftlich Normales in die Gemeinde hinein. Was wir uns jetzt fragen müssen, ist Folgendes: Wo orientiere ich mich? Wo verhalte ich mich immer noch so, wie es vor meiner Bekehrung normal war? Das ist die Frage, die wir uns stellen müssen.

Das war’s für heute. Noch mehr Vorträge zum 1. Korintherbrief findest du auf www.frogwirts.de. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in Seinem Frieden! Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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