Ich denke, die meisten kennen mich schon von vor etwa zwei Jahren, als ich schon einmal hier bei euch war. Mein Name ist Karheinz van Heijden, und ich werde mit Karheinz angeredet. Ich bin zwar schon ziemlich alt, immerhin zweieinhalbfacher Großvater.
Ansonsten bin ich im Reisedienst unterwegs, in Brüderversammlungen und Brüdergemeinden quer durch Deutschland und darüber hinaus. Viele Gemeinden laden mich ein, sowohl junge als auch ältere, je nachdem.
Ein weiterer Teil meines Dienstes ist die Arbeit im Bibelbund. Der Bibelbund ist eine Gruppe von Gläubigen, die es seit über hundert Jahren gibt. Sie wollen den Geschwistern besonders in den Auseinandersetzungen mit moderner Theologie, moderner Psychologie und moderner Wissenschaft helfen. Ich habe euch auch einiges Material dazu mitgebracht.
Unsere Hauptzeitschrift heißt „Bibel und Gemeinde“. Sie erscheint jetzt im hundertsten Jahrgang, und ich bin der Schriftleiter dieser Zeitschrift. In der Zeitschrift gibt es nicht viele bunte Bilder, sondern viel Text. Man soll etwas lernen, Hintergründe begreifen und Zusammenhänge verstehen. Das ist unsere Arbeit.
Wir nehmen auch Stellung zu Trends, zum Beispiel in der Gemeindewachstumsbewegung, oder zur Sache mit Anselm Grün, einem Pater, der als Esoteriklehrer für Evangelikale gilt. Wir fragen: Was ist da los? Was passiert auch unter den Gläubigen? Das ist unsere Aufgabe als Bibelbund.
Ich bin dort verantwortlich, Sekretär und erledige noch viele andere Aufgaben. Nebenbei haben wir eine Bibelschule in Burgstädt bei Chemnitz. Dort bin ich Lehrer und Studienleiter, also verantwortlich für den Unterricht.
Gerade jetzt haben wir ein volles Programm und zwischendurch immer wieder kürzere Kurse. Der neue Prospekt ist leider noch nicht fertig, sodass ich ihn euch noch nicht zeigen kann. Es geht aber voll los, auch im Januar. Zum Beispiel bieten wir einen Homiletikkurs an, also für Brüder, die schon angefangen haben, damit man ihnen ein Stück weiterhilft. Der Kurs dauert 14 Tage. Solche Angebote sind unsere Aufgabe.
Wir haben eine zweite Zeitschrift im Bibelbund, die heißt „Biblisch glauben, denken, leben“. Dort liegt eine Liste aus, die man mitnehmen kann. Diese Zeitschrift besteht aus ein paar losen Blättern und ist kostenlos. Die andere Zeitschrift kostet etwas, wie es bei manchen Zeitschriften üblich ist.
Es gibt auch einige Sonderdrucke vom Bibelbund, zum Beispiel einen mit dem Titel „Wie sicher sind die Ergebnisse der Wissenschaft“. Das sind Artikel, die irgendwann einmal in der Zeitschrift standen, die wir besonders gut und wichtig fanden. Von diesen Artikeln machen wir Sonderdrucke. Das ist eine wichtige Sache.
An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass wir sehr eng mit „Wort und Wissen“ zusammenarbeiten. Das ist eine Gruppe von Wissenschaftlern, die sich speziell mit der Frage Schöpfung und Evolution auseinandersetzen. Ich habe auch einiges Material von ihnen da liegen. Einige Sachen sind kostenlos, bei anderen steht ein Preis vorn oder hinten. Dann kostet es eben etwas, ansonsten kann man sich das Material mitnehmen.
So viel zur Vorstellung. Manche Bücher werde ich vielleicht später noch ein bisschen vorstellen. Nebenbei schreibe ich auch noch ein paar Bücher, wenn noch Zeit dafür bleibt.
Nun zu unserem Thema: Das Geheimnis der Trinität. Wer nach der Lehre der Trinität oder der Dreieinheit fragt, der fragt nach der Gottheit Gottes. Wer ist Gott, wie ist Gott? Diese Frage ist keineswegs nebensächlich.
Die Lehre von der Trinität wird durchaus auch angegriffen, teilweise sogar massiv. Besonders die Zeugen Jehovas kritisieren sie. Sie behaupten, dass die Trinitätslehre eine Erfindung der Kirche sei, in der Bibel nicht vorhanden und von der Urgemeinde nicht gelehrt worden wäre. Weiterhin behaupten sie, dass Jesus gar nicht Gott sei, sondern eine Art Engel, und der Heilige Geist keine Person, sondern irgendeine Kraft oder Ähnliches.
Aus diesem Grund empfehlen die Zeugen Jehovas ihren Anhängern, die Trinitätslehre abzulehnen. Ich zitiere sie hier, weil sie vielleicht am bekanntesten sind unter den Leugnern der Trinität. Sie sagen, dass Satan hinter dieser Lehre stehe. Diese Lehre werde von Geistlichen benutzt, um das Volk zu verdummen. Gott werde die abtrünnige Christenheit richten, die so etwas glaubt. Das ist die feste Meinung der Zeugen Jehovas.
Interessant ist, wie sie das begründen. Man müsste eigentlich von der Bibel ausgehen, wenn man so etwas begründen will. Doch interessanterweise kommen sie dabei gerade nicht mit der Bibel, sondern zitieren alle möglichen katholischen, evangelischen und anglikanischen Theologen. Und zugegeben, Theologen haben im Laufe der Zeit schon viel Unsinn verzapft.
Merkwürdigerweise widerlegen die Zeugen Jehovas die Trinitätslehre aber nicht mit der Bibel – das müsste ihre Basis sein. Wenn sie dennoch Aussagen über Jesus und den Heiligen Geist aus der Bibel machen, lassen sie ganz wichtige Passagen einfach weg. Das nennt man die Rösselsprungmethode: Hier ein Vers, dort ein Wort und noch eins, und dann entsteht eine Lehre, die mit der Bibel kaum noch etwas zu tun hat.
Wir wollen uns heute zunächst die biblischen Fundamente anschauen, die wir in Bezug auf die Trinitätslehre haben. Danach werde ich etwas zur geschichtlichen Entwicklung sagen: Wie ist diese Lehre überhaupt in der Christenheit angenommen worden? Wie ist man überhaupt dazu gekommen? Zum Schluss folgt einiges zur Darstellung.
Ganz gewiss werden noch viele Fragen bleiben oder zumindest einige von euch werden Fragen haben. Ich denke, wir sollten heute Abend die Möglichkeit geben, dazu noch Stellung zu nehmen. Wenn ich jetzt alles gleich behandeln wollte, bräuchtet ihr mindestens zwei Stunden, und das wäre den meisten vermutlich zu viel heute Vormittag.
Ich beschränke mich also auf die grundlegenden und wesentlichen Dinge.
Zunächst zu den biblischen Fundamenten. Im Neuen Testament finden wir an drei Stellen trinitarische Formeln. Darüber hinaus gibt es noch weitere Stellen mit trinitarischem Inhalt. Ich möchte euch diese Formeln zeigen und mit euch lesen.
Trinitarische Formeln sind feststehende Formulierungen, die von der Urgemeinde wiederholt verwendet wurden. Sie sind ganz typisch und gelten als feste Formeln – ähnlich wie ein Lied, das immer wieder in derselben Weise gesungen wird, ohne dass der Text jedes Mal verändert wird.
Ein Beispiel dafür findet sich in Matthäus 28,19. Im letzten Kapitel, in den letzten Versen, sagt der Herr Jesus zu seinen Jüngern kurz vor seiner Himmelfahrt: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Hier fällt auf, dass alle drei Personen der Gottheit in einem Zug nebeneinander genannt werden. Das ist also die erste dieser Formeln: „Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Natürlich kann diese Formel auch missbraucht werden, und tatsächlich wird sie teilweise missbraucht. Dennoch handelt es sich um eine Formulierung, die von frühester Zeit an verwendet wurde, besonders bei der Taufe. Manchmal wird sie auch im Gottesdienst gesprochen. Wie gesagt, Missbrauch gab es schon damals. Zum Beispiel wurde auch der Name Jesus missbräuchlich verwendet. In neuester Zeit gab es einige Zauberer, sogenannte Skephersöhne, die mit dem Namen Jesus Unfug treiben wollten – das ist jedoch fehlgeschlagen.
Eine zweite trinitarische Stelle findet sich im 2. Korintherbrief, Kapitel 13, Vers 13, am Schluss des Briefes. Dort heißt es: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“ Das ist ein sehr schöner Wunsch und eine Formulierung, die auch heute noch verwendet werden kann. Es ist schön, jemandem diesen Segen zu wünschen: die Gnade des Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.
Eine weitere Stelle, die ebenfalls als trinitarische Formel gilt, findet sich in 1. Korinther 12,4 und folgende Verse. Hier handelt es sich um einen bewusst formulierten Text, der nicht einfach Prosa ist, sondern eine durchdachte Aussage. In 1. Korinther 12,4-6 heißt es: „Es gibt aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, es ist aber derselbe Geist. Es gibt Verschiedenheiten von Diensten, es ist derselbe Herr. Es gibt Verschiedenheiten von Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt.“
Auch hier werden alle drei Personen der Gottheit gleichberechtigt nebeneinander genannt – allerdings in einer anderen Reihenfolge. Vielleicht habt ihr die Stellen nicht mehr genau vor Augen: In Matthäus 28 steht zuerst der Vater, dann der Sohn und dann der Heilige Geist. In 2. Korinther 13 wird Christus zuerst genannt, dann Gott, also der Vater, und schließlich der Heilige Geist. In 1. Korinther 12 steht der Geist zuerst, dann der Herr und zuletzt Gott.
Man erkennt also, dass die Reihenfolge austauschbar ist. Es gibt keine feste Rangfolge wie „erst Gott, dann der Zweite, dann der Dritte“. Vielmehr ist Gott Vater Gott, der Sohn ist Gott und der Heilige Geist ist Gott. Diese Gleichwertigkeit wird durch diese Stellen deutlich.
Das waren die drei trinitarischen Formeln, die wir im Neuen Testament finden. Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Anzahl von trinitarischen Stellen, bei denen es keine feste Formulierung gibt, aber dennoch alle drei Personen der Gottheit im gleichen Zusammenhang genannt werden.
Eine solche Stelle ist 2. Korinther 1,21: „Der uns aber mit euch befestigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott, der uns auch versiegelt und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.“ Hier merken wir, dass es ein Gott ist, der nicht getrennt werden kann. Gott hat uns in Christus befestigt, uns gesalbt und uns das Unterpfand des Geistes gegeben.
Eine weitere Stelle findet sich in 1. Petrus 1,2: „Die auserwählt sind nach der Vorkenntnis Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Blutsbesprengung Jesu Christi. Gnade und Friede werde euch immer reichlicher zuteil.“ Auch hier werden der Vater, der Geist und Christus in einem Zusammenhang genannt.
Im Judasbrief, der sich vor allem mit Irrlehren beschäftigt, schreibt der Verfasser im Vers 20: „Ihr aber, Geliebte, erbaut euch auf eurem heiligsten Glauben, betet im Heiligen Geist, erhaltet euch in der Liebe Gottes, indem ihr die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwartet zum ewigen Leben.“
Es fällt auf, dass immer wieder alle drei Personen der Gottheit nebeneinander genannt werden.
Sehr interessant und aufschlussreich ist eine Stelle aus dem Johannesevangelium. Diese sollten wir nach Möglichkeit einmal aufschlagen, und zwar Johannes 14.
Es handelt sich um die Begebenheit, in der der Herr Jesus den Jüngern den Heiligen Geist ankündigt. Er sagt auch: „Ich gehe weg, aber ich lasse euch nicht alleine zurück.“ Hier muss man ganz genau hinschauen. Es werden einige sehr bemerkenswerte Dinge gesagt, die uns ein kleines bisschen in das Geheimnis der Trinität blicken lassen. Dieses Geheimnis, in das wir sogar selbst mit hineingenommen worden sind.
Zunächst sagt der Vers 16, also Johannes 14,16: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt.“
Soweit ist es also ganz klar eine ganz normale trinitarische Stelle. Der Herr Jesus sagt: Ich, der Herr, werde den Vater bitten, und er wird euch den Geist senden. Das ist also nicht problematisch. Weiter heißt es: Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Das ist auch noch klar. Der Heilige Geist ist natürlich gesandt, und er wohnt jetzt auch in uns.
Jetzt kommt es aber: Es geht weiter. Der Herr sagt: „Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch.“ Damit meint er nicht seine Wiederkunft am Ende der Zeit. Er sagt: „Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen.“ Das heißt, ich gehe ja jetzt weg. Er kündigt also auch seine Himmelfahrt an, und ihr werdet mich zunächst nicht mehr sehen. Trotzdem sagt er: „Ich bin bei euch.“ Wie denn? Gerade hat er gesagt, ich gehe weg, und dann sagt er: Ich bin bei euch.
Das Geheimnis ist der Heilige Geist. Er wohnt – und das ist jetzt vielleicht eine einfache Formulierung, aber wir sagen es manchmal so – er wohnt durch seinen Geist in uns. Das heißt: Wenn der Heilige Geist in uns wohnt, wohnt Jesus in uns. Das wollte er damals schon den Jüngern sagen. Die haben das freilich noch nicht so schnell begriffen. Aber schaut mal Vers 23 im gleichen Kapitel, also Johannes 14,23:
„Wenn jemand mich liebt“, sagt der Herr, „wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben. Und wir werden kommen und Wohnung bei ihm machen.“
Stellt euch das mal vor: Der heilige Gott, der Vater, und Jesus Christus – sie werden Wohnung bei uns machen. Ihr merkt, es ist nicht einfach nur der Heilige Geist. Natürlich ist es einerseits ja so, andererseits ist Jesus da in uns, ja sogar der Vater.
Hier schauen wir einfach ein Stück in dieses Geheimnis hinein, das wir trotzdem nicht fassen können. Aber es ist eine Wirklichkeit, die sich in unserem Leben auswirkt.
Im fünfzehnten Kapitel sagt der Herr Jesus im Johannesevangelium, Vers 26: „Wenn der Beistand gekommen ist, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird der von mir zeugen.“
Hier sagt er es wieder: Der Geist ist bei euch. Ja, wer ist denn nun bei uns? Wen hat er denn nun geschickt? Er sagt, er ist weggegangen, und dann sagt er: Ich komme zu euch. Und dann sagen der Vater und ich: Wir werden bei euch sein.
Ja, wer denn nun? Gott ist in uns, und Gott ist auch im Himmel. Das sagt die Schrift deutlich, damit wir nicht auf falsche Ideen kommen. Wir beten nicht zu dem Gott in uns, wir beten nicht unseren Bauch an oder so etwas.
Es ist eine geheimnisvolle Wirklichkeit, und die Bibel macht einfach solche Aussagen. Der Herr Jesus hat selbst solche Aussagen gemacht. Und ihr dürft nicht denken, dass er diese Aussagen gemacht hat, weil die Jünger damals vielleicht ein bisschen unverständig waren und es nicht richtig begriffen hätten. Die konnten sehr wohl logisch denken.
Man braucht ja nur mal einen Paulusbrief zu lesen. Manche dieser Paulusbriefe sind so schwierig, dass man sich noch alle Zähne ausbeißt, wenn man versucht, sie zu verstehen. Und diese Briefe haben eine brillante Logik. Die Jünger wussten sehr wohl, wie man denkt.
Er sagt solche Dinge, aber er widerspricht sich dabei offensichtlich nicht. Und das ist das Problem mit der Trinitätslehre.
Auch im Alten Testament finden sich zumindest einige Andeutungen zur Dreieinigkeit Gottes. Die Offenbarung Gottes als Dreieiner ist dort nicht so deutlich wie im Neuen Testament. Dennoch gibt es mindestens drei Stellen, an denen man erkennen kann, dass die drei Personen der Gottheit nebeneinander genannt werden. Diese Stellen finden sich vor allem bei Jesaja.
Ich nenne zum Beispiel Jesaja 48,16: „Und nun hat der Herr mich gesandt und seinen Geist verliehen. So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt zu deinem Nutzen, der dich leitet auf dem Weg.“ Hier ist also die Rede von Gott, vom Herrn und vom Geist. Es ist nicht so klar und deutlich wie im Neuen Testament, aber immerhin vorhanden.
Eine weitere Stelle ist Jesaja 61,1: „Der Geist des Herrn, Jahwe, ist auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt.“ Auch hier gibt es so eine Andeutung: Jahwe, der Herr, der Geist. Es gibt noch weitere Andeutungen, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte.
Andeutungen von Trinität finden sich auch an anderen Stellen im Alten Testament. Man kann das allerdings erst im Nachhinein sagen, wenn man weiß, dass es die Trinitätslehre gibt. Einige dieser Stellen drücken äußerlich betrachtet nur eine Mehrzahl von Gottheiten aus.
Eine der bekanntesten Stellen ist 1. Mose 1,26: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, uns zu unserem Bild, uns ähnlich.“ Hier fällt einiges auf. Es handelt sich nicht nur um einen Majestätsplural, wie manche behaupten, ähnlich dem alten Kaiser Wilhelm, der sagte: „Wir, Kaiser Wilhelm, von Gottes Gnaden…“. Auch die hebräische Grammatik zeigt das deutlich.
Erstens steht der Name Gottes in der Mehrzahl: Elohim. Eloha wäre die Einzahlform, Elohim bedeutet also „Götter“. Trotzdem ist Gott gemeint. Zweitens ist das Verb in der Einzahlform: „Er sprach“ und nicht „sie sprachen“. Wir haben also eine Andeutung, die als leichter Hinweis auf die Dreieinigkeit verstanden werden kann. Es ist natürlich kein Beweis, sondern man erkennt solche Hinweise erst, wenn man die Trinitätslehre kennt.
Eine weitere faszinierende Persönlichkeit im Alten Testament ist der Engel des Herrn. Ich weiß nicht, ob hier in der Gemeinde schon einmal über die Lehre vom Engel des Herrn gesprochen wurde. Es ist ein komplexes Thema, das eine gute Stunde Erklärung benötigt.
Der Engel des Herrn erscheint im Alten Testament und redet so, als ob er Gott selbst wäre. Er kann zum Beispiel Sünde vergeben: „Ich vergebe dir deine Sünde.“ Im nächsten Moment betet er jedoch zu Gott, was eigenartig ist. Diese Doppelrolle erinnert an das, was der Herr Jesus auch tut. Er kann sagen: „Deine Sünden sind dir vergeben“ und im nächsten Augenblick zum Vater beten: „Vater, ich preise dich, dass du dies den Weisen und Verständigen verborgen hast und es Unmündigen geoffenbart hast.“
Diese geheimnisvollen Andeutungen führen viele Ausleger dazu, den Engel des Herrn als eine Offenbarung des Herrn selbst im Alten Testament zu sehen. Ich müsste das ausführlicher begründen, möchte aber jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen. Es gibt also keine ausdrückliche Lehre von der Trinität im Alten Testament. Auch im Neuen Testament findet sich keine so klare Lehre, wie Paulus sie etwa zur Errettung formuliert.
Dennoch muss man erklären, warum in der Bibel trinitarische Formeln verwendet werden. Warum gibt es so viele Stellen, die deutlich machen, dass hier kein Unterschied in den Aussagen über Gott, den Heiligen Geist und den Sohn gesehen wird? Man kann weitere Stellen zusammentragen, zum Beispiel über die Gaben des Geistes.
Es gibt mindestens drei verschiedene Stellen, die davon sprechen, dass die Gaben des Geistes gegeben werden. Einmal wird deutlich gesagt, sie kommen vom Vater. Ein anderes Mal wird gesagt, der Sohn gibt sie (vermutlich im Epheserbrief). Und an einer anderen Stelle heißt es, der Geist gibt sie. Wer gibt sie denn nun? Gott gibt sie. Diese Stellen zwingen uns dazu, darüber nachzudenken.
Die Gemeinde Jesu wurde von Anfang an dazu gebracht, über das Verhältnis zwischen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist nachzudenken. Die Dreieinigkeit hat einen sachlichen Anlass in der Heiligen Schrift. Sie ist nicht aus der Luft gegriffen.
Wenn die Dreieinigkeit bis heute nicht formuliert worden wäre, müssten wir uns ernsthaft Gedanken darüber machen. Die Gemeinde Jesu hat die Frage nach der Gottheit aufgrund der Offenbarung Gottes in der Schrift mit dem Bekenntnis zur Dreieinheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist beantwortet.
Es ist also nicht das Ergebnis menschlicher Überlegungen, sondern die Antwort der Gemeinde auf die Offenbarung Gottes. Die Wahrheit des Wortes Gottes sprengt unsere menschlichen Vorstellungen. Die Gemeinde war nicht bereit, das Wort Gottes zu ändern, bestimmte Stellen wegzulassen oder zu streichen. Sie haben sie stehen gelassen und hatten den Mut, die Lehre so zu formulieren, wie wir sie heute als Trinitätslehre kennen.
Die antwortende Gemeinde erkannte an, dass die Wahrheit des Wortes Gottes weit über alle menschliche Vernunft hinausgeht. Das ist auch der Grund, warum die Gemeinde den Mut hatte, eine solche Lehre zu formulieren.
Man stelle sich vor, man hätte sich damals gegenüber den griechischen Philosophen lächerlich gemacht. Diese hatten sehr wohl Ahnung von Logik und wussten, was widersprüchlich ist. Dennoch versuchte man, die scheinbar widersprüchlichen Aussagen der Schrift zusammenzufügen.
Das ist nicht einfach. Wenn ich euch heute die Aufgabe geben würde, alle Stellen über Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist zu untersuchen und zu formulieren, wie das zusammengehört – ohne die Trinitätslehre zu kennen – kämen sehr unterschiedliche Ergebnisse heraus. Das ist logisch.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Gemeinde Jesu mehrere Jahrhunderte brauchte, um die Lehre eindeutig zu formulieren und sich einig zu sein. Immer wieder wurde gerungen: Entspricht das, was gesagt wird, wirklich der Schrift? Werden alle Stellen berücksichtigt? Werden keine weggelassen?
Damit bin ich bei meinem zweiten Punkt.
Wie kam es überhaupt dazu, dass die Gemeinde Jesu die Trinitätslehre formulierte? Ich möchte euch dazu etwas zur Geschichte erzählen.
Seit den Anfängen des Christentums kursierten falsche Meinungen über Christus und sein Werk. Paulus musste zum Beispiel in Galatien schon diejenigen verfluchen, die dem Evangelium jüdische Gesetzesbestimmungen hinzufügen wollten – und das ganz deutlich.
Leider wurde die Entwicklung der Gemeinde Jesu durch Irrlehren nachhaltig beeinflusst. Allerdings nicht nur negativ, sondern in gewisser Weise auch positiv. Denn wenn jemand eine falsche Lehre über Christus verkündet – das wäre heute genauso – dann entsteht dadurch die Notwendigkeit, klarzustellen, was richtig ist.
Nehmen wir zum Beispiel Zeugen Jehovas, die behaupten, Jesus sei nicht Gott. Wir aber beten zu Jesus. Darüber sprechen wir heute Abend, warum wir das dürfen und was es damit auf sich hat. Das führt zu der Frage: Was glaube ich denn nun wirklich? Ich sehe eine falsche Lehre, aber ich muss auch positiv ausdrücken, was richtig ist.
Von daher haben Irrlehren manchmal geholfen, dass die Gemeinde Jesu solche Dinge formulieren musste. Sie mussten klar ausdrücken, was sie glauben.
Eine der entscheidenden Fragen damals lautete: In welchem Verhältnis steht Jesus zum Vater? Steht er unter dem Vater oder ist er ihm gleich? Um diese Frage wurde heftig gerungen.
Man lehrte und glaubte: Der Herr, unser Gott, ist ein Gott. Jesus ist Herr und Gott. Man betete auch beide an. Im Gottesdienst gab es damals überhaupt keine Probleme damit – und eigentlich auch heute nicht.
Manchmal merkt man nicht einmal die Spannung zwischen den beiden Aussagen. Das kann in der Gemeinde passieren. Vielleicht ist es euch auch schon einmal passiert, dass ein Bruder mit „Herr Jesus“ betet und dann plötzlich zum Vater weiterbetet – oder umgekehrt: Man beginnt beim Vater und betet dann zu Jesus weiter.
Darf man das eigentlich? Genaues dazu sagen wir heute Abend. Für den Gottesdienst spielt das keine Rolle. Aber sobald man mit dem Evangelium nach draußen ging und evangelistisch sein wollte, stellten sich Fragen.
Die Heiden fragten: „Habt ihr drei Götter?“ Die Juden sagten: „Ihr habt drei Götter! Nein, man darf Jesus nicht anbeten, denn Gott ist einer. Es gibt nur einen Gott.“
Später, als die Muslime kamen, die an ihren Allah glaubten, kam es immer wieder zu Konfrontationen mit dem Heidentum. Die Gemeinde musste sich fragen: Was glauben wir denn nun gegenüber den anderen?
Denn die Heiden warfen ihnen vor, sie hätten mindestens zwei Götter. So entstand die Notwendigkeit, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen.
Geschichtlich gesehen begann das ungefähr so, basierend auf dem, was wir wissen. Es ist möglich, dass Überlegungen schon lange vorher existierten. Heute kennen wir jedoch nur das, was damals aufgeschrieben wurde und welche Dokumente aus dieser Zeit der Auseinandersetzungen gefunden wurden.
Um das Jahr 190 nach Christus kam ein gelehrter Lehrer namens Theodot von Byzanz, also Konstantinopel – dem heutigen Istanbul – nach Rom. Istanbul war damals noch nicht türkisch, sondern ein Zentrum der damaligen Christenheit.
Zu dieser Zeit waren die römischen Kaiser noch heidnisch und standen dem Christentum ablehnend gegenüber. Es gab immer wieder Verfolgungen, die jedoch nicht jahrhundertelang andauerten. Manche dauerten nur wenige Monate oder etwa ein Jahr. Diese Verfolgungen waren nicht systematisch über das ganze Römische Reich verteilt, sondern beschränkten sich meist auf einzelne Regionen. Die Intensität war unterschiedlich. Unter Nero war es beispielsweise sehr schlimm, doch in der Zeit der Medsianszeit noch viel schlimmer. Manche Verfolgungen sind uns nicht bekannt, während wir Nero durch Romane und Filme gut kennen. Andere Ereignisse sind uns weniger geläufig, obwohl sie für die Christen noch extremer waren.
Auch in Konstantinopel, Byzanz, also dem heutigen Istanbul, gab es damals Christenverfolgungen. Theodot, ein Lehrer der Christenheit, wurde vorgeworfen, er habe in der Verfolgung Christus verleugnet. Nachdem die Verfolgung vorbei war, konnten sich die Christen wieder normal versammeln. Die anderen warfen ihm vor, Christus verleugnet zu haben, was er schwer ertragen konnte.
Wie es heute manchmal vorkommt, wenn Menschen sich mit einer Gemeinde nicht vertragen, wechselte er die Gemeinde. Er zog nach Rom, um dort unerkannt zu bleiben und weiterhin zu den Christen zu gehören. Doch auch in Rom wurde er von einem Landsmann aus Konstantinopel erkannt, der ihm vorwarf: „Du hast Christus geschmäht!“ Der Ärger war perfekt.
Theodot erklärte daraufhin: „Ich habe nicht Gott geschmäht oder verleugnet, sondern nur einen Menschen. Christus ist nicht Gott.“ Diese Lehre vertrat er: Christus ist nur ein vollkommener Mensch, in dem der Heilige Geist erst bei der Taufe kam. Gott herrscht allein. Diese Lehre nennt man Monarchianismus, was bedeutet, dass Gott allein herrscht und Christus nur ein Mensch ist.
Dem gegenüber stand ein anderer Lehrer namens Noed von Smyrna. Er behauptete, dass der Vater selbst gelitten habe, dass Gott die Geburt, das Leiden und das Sterben auf sich genommen habe. Der Vater wurde gekreuzigt. Diese Lehre fand ebenfalls eine Zeit lang großen Anklang und wird Patripassianismus genannt – der Vater hat die Passion erlitten. Das bedeutet, der Vater wurde im Sohn Mensch und selbst gekreuzigt.
Gegen diese Lehre spricht zum Beispiel die Frage: Zu wem hat Jesus am Kreuz gebetet? „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Eine etwas gemilderte Form des Patripassianismus vertrat ein Afrikaner namens Sabellius. In den ersten Jahrhunderten der Christenheit war ganz Nordafrika von blühenden Gemeinden geprägt, auch dort lebten bedeutende Lehrer der Christenheit.
Sabellius kam im Jahr 215 nach Rom und lehrte, dass der in sich selbst schweigend ruhende Gott im Lauf der Zeit in drei verschiedenen Daseinsformen erscheint: als Vater, der die Welt erschafft, als Sohn, der Mensch wird, und als Heiliger Geist, der die Gemeinde heiligt. Das bedeutet, Gott erscheint einmal als Vater, einmal als Sohn und einmal als Heiliger Geist. Diese Lehre nennt man Sabellianismus, nach ihrem Hauptvertreter Sabellius. Sie beschreibt drei Wirkungsweisen oder Masken Gottes.
Um das Jahr 217 war Callistus Bischof in Rom. Er suchte zu vermitteln und sagte, der Vater und der Sohn seien wesenseins. Der Vater wurde nicht gekreuzigt, denn der Sohn betete zum Vater, wie wir wissen. Natürlich hat der Vater mitgelitten, aber die Namen sind geteilt. Vater und Sohn sind wesenseins – hier taucht erstmals der Begriff homoousios auf, was „wesenseins“ bedeutet. Diesen Begriff sollen wir uns merken, denn er wird noch einmal wichtig.
Ein weiterer großer Lehrer der damaligen Christenheit war Origenes in Alexandrien, Nordägypten. Er erkannte Folgendes: Wenn die Schrift vom Vater und vom Sohn spricht, meint das nicht, dass der Vater eine Zeit lang ganz allein existierte, dann den Sohn gezeugt hat und vielleicht noch den Heiligen Geist geschaffen hat. Die Schrift sagt nie, dass Gott ganz alleine war.
Origenes verstand, dass die Sprache auf eine Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn hinweist. Diese Beziehung klar zu sehen, ist sehr wichtig. Denn wie soll man ausdrücken, dass jemand völlig gleich ist, völlig Gott ist und dennoch von ihm unterschieden wird? Der Vater ist etwas anderes, der Sohn etwas anderes und der Heilige Geist wiederum etwas anderes.
Wie kann man das sprachlich ausdrücken? Die Schrift, die Offenbarung Gottes, hat den Begriff „Sohn“ bewusst gewählt, um anzudeuten, dass hier eine Gleichheit des Wesens besteht. Ein Beispiel: Wenn ich etwas konstruiere, etwa ein Computerprogramm schreibe oder einen Stuhl baue, dann ist das Geschaffene niemals mir gleich. Es ist immer unter mir. Alles, was ein Mensch schafft, ist nie seines Wesens.
Wenn ich aber einen Sohn zeuge, ist dieser gleich mir – ein Mensch von meinem Wesen. Was ich zeuge, ist meines Wesens, was ich schaffe, nie meines Wesens. Man entdeckt zwar bestimmte Wesensmerkmale von mir in der Schöpfung, aber die Schöpfung ist nicht gleich mir.
Die Sonne ist nicht gleich Gott, sie ist nur ein Geschöpf, wie wir auch. Das haben die Juden immer begriffen. Es gibt eine interessante Bibelstelle: Johannes 5,18. Dort steht: „Darum suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst gottgleich machte.“
Das heißt, die Juden verstanden, wenn jemand behauptet, er sei Gottes Sohn, dann behauptet er gleichzeitig, er sei Gott gleich. Das hat Jesus getan. Er ist gottgleich, also dem Vater völlig gleich, gleichen Wesens. Dennoch unterscheidet er sich vom Vater, weil er zum Vater betet.
Im Jahr 318 entbrannte in Alexandrien, Nordafrika, ein heftiger Streit. Der Patriarch Alexander schloss seinen Presbyter Arius zusammen mit neun Gesinnungsgenossen aus der Gemeinde aus.
Damals gab es bereits eine unbiblische Gemeindeleitung. Zwar gab es Presbyter, was eigentlich „Ältester“ bedeutet, doch über den Ältesten stand ein Patriarch, der die Vollmacht hatte, einfach Menschen auszuschließen. Aus biblischer Sicht ist das nicht akzeptabel.
Arius wurde also ausgeschlossen, weil er die Wesensgleichheit von Jesus mit dem Vater bestritt. Dennoch fand Arius viele Anhänger, sogar am Kaiserhof. Sein Hauptgegner war ein junger Diakon namens Athanasius.
Arius behauptete, Vater und Sohn seien nur wesensähnlich, nicht wesenseins. Hier liegt ein feiner, aber entscheidender Unterschied: Das griechische Wort „homoi ousios“ bedeutet „wesensähnlich“, während „homoousios“ „wesenseins“ bedeutet. Dieses eine zusätzliche Iota spielte damals eine große Rolle.
Athanasius argumentierte, dass, wenn Jesus nicht eins mit dem Vater sei, er nicht Gott sein könne. Und wenn Jesus nicht Gott sei, könne er nicht erlösen. Denn ein Mensch allein kann nicht erlösen. Athanasius erklärte: Der Sohn ist unerschaffen und von Ewigkeit her aus dem Vater gezeugt, wie die Sonne das Licht oder die Quelle den Bach erzeugt. Er ist gleichartig und wesenseins mit dem Vater.
Zu dieser Zeit war Konstantin der Große römischer Kaiser. Er war dem Christentum wohlgesonnen, auch wenn unklar ist, ob er sich wirklich bekehrt hatte. Seine Taufe verschob er lange und wurde vermutlich erst auf dem Sterbebett getauft, was umstritten ist.
Im Jahr 325 berief Konstantin ein allgemeines Konzil in Nicäa ein. Dort erschienen 120 Bischöfe, die das sogenannte Nicäanum verabschiedeten. Fast alle Bischöfe unterschrieben es, nur zwei weigerten sich.
Das Nicäanum lautet: Wir glauben an einen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren, und an einen Herrn Jesus Christus, den einzig Geborenen aus dem Vater, das heißt aus dem Wesen (ousia) des Vaters, Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, wesenseins (homoousios) mit dem Vater, durch den alles geworden ist, was im Himmel und auf der Erde ist. Er ist um unseres Heils willen herabgestiegen und Fleisch geworden.
Trotzdem gab es noch fünfzig Jahre lang Streit. Arius wurde verbannt, kam aber zurück. Auch Athanasius wurde mehrfach verbannt – fünfmal insgesamt – und kehrte immer wieder zurück.
In der Verbannung verbreitete Arius seine Lehre weiter. Die Provinz, in der er war, wurde zum Bollwerk des Arianismus. Dort kamen auch die Westgoten mit dem Christentum in Berührung. Als die Goten später Rom eroberten, wurde Rom arianisch. Sie glaubten nicht mehr, dass Jesus wesenseins mit dem Vater ist, sondern nur ähnlich.
Hieronymus, einer der Kirchenväter, schrieb, die ganze Welt stöhnte erstaunt auf, als sie plötzlich arianisch wurde. Die späteren Arianer waren gemäßigter und sagten, Christus sei zwar nicht wesenseins, aber wesensähnlich mit dem Vater. Die ersten Arianer bestritten das noch stärker.
Der Streit wurde immer heftiger. In Konstantinopel (heute Istanbul) wurde die Theologie so lebhaft diskutiert, dass es beinahe wie ein Marktplatzstreit wirkte. Die Fischverkäufer stritten sich laut über die Begriffe „homoousios“ und „homoiousios“ – der eine sagte so, der andere so, mal kräftiger, mal weniger kräftig.
Gregor von Nyssa berichtet, dass man in Konstantinopel, wenn man um Wechselgeld bat, in eine Diskussion verwickelt wurde, ob der Sohn gezeugt oder ungezeugt sei. Fragte man nach der Qualität des Brotes, antwortete man, der Vater sei größer, der Sohn kleiner. Schlug man vor, ein Bad zu nehmen, hieß es, es habe nichts gegeben, ehe der Sohn geschaffen wurde.
Diese theologische Frage bewegte die Menschen sehr, denn es hing das Heil daran: Wenn Jesus nicht Gott ist, kann er nicht erlösen.
Schließlich kam es 381 zu einem zweiten allgemeinen Konzil in Konstantinopel. Dort wurde das Nicäanum ausdrücklich bestätigt und erweitert. Das bedeutete das Ende des Arianismus. Die Trinität wurde formuliert und durchgesetzt. Seither gilt sie als eines der großen Glaubenssymbole, das, abgesehen von Sekten, im Wesentlichen unangefochten geblieben ist.
Anschließend begann der christologische Streit. Zuvor war das kein Problem gewesen, denn wenn der Sohn dem Vater untergeordnet ist, stellt sein Menschsein keine Schwierigkeit dar. Aber wenn der Sohn dem Vater gleich ist, wie verhält es sich dann mit dem Menschen Jesus? War er dem Vater auch gleich? Wie lässt sich das lösen?
Das Ergebnis, das erst dreihundert Jahre später formuliert wurde, lautet: Christus war ganz Gott und ganz Mensch gleichzeitig. Diese Lehre halten wir bis heute fest.
Dreihundert Jahre lang wurde darüber gestritten. Dieser Streit war wichtig, denn man wollte bei der Schrift bleiben. Damals gab es noch keine liberale Theologie, die die Schrift selbst in Frage stellte. Man wollte die scheinbar widersprüchlichen Aussagen der Schrift miteinander verbinden.
Das war das Problem: Man konnte nicht einfach etwas streichen. Schließlich wagte man es, eine menschlich widersprüchliche Aussage zu formulieren, denn es ist widersprüchlich: Entweder ist Jesus Gott oder Mensch – aber hier heißt es, er ist beides gleichzeitig. Das ist logisch nicht mehr fassbar.
Ich komme nun zu meinem dritten Punkt, und das geht jetzt ganz schnell. Ich möchte noch etwas zur Darstellung und Bedeutung der Trinitätslehre sagen.
Im Hebräerbrief steht ein sehr schöner Vers, Hebräer 1,7-9: „Von den Engeln zwar spricht er, der seine Engel zu Winden macht, also Gott spricht, seine Diener zu einer Feuerflamme. Von dem Sohn aber spricht Gott – das muss man gut hören –: ‚Dein Thron, o Gott, ist in alle Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches.‘“
Mit diesem Vers haben die Zeugen Jehovas natürlich erhebliche Schwierigkeiten. Sie versuchen alles Mögliche, weil hier der Artikel nicht stünde, wäre das gar nicht Gott oder irgendetwas Ähnliches, sondern ein Gott, aber nur in der Qualität eines Engels oder so. Das wird hier überhaupt nicht gesagt. Gott sagt von Jesus: „Dein Thron, o Gott, steht in alle Ewigkeit.“
Oder auch in 2. Korinther 3,18: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden verwandelt in dasselbe Bild, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“ Gott wirkt durch seinen Geist unter uns, und dennoch ist es Gott. Es ist eigentlich nicht jemand anders, es ist Gott, der in uns wirkt.
Es gibt eine große Zahl von Stellen im Alten und Neuen Testament, in denen sozusagen zwei Elemente der Trinität miteinander kombiniert oder gemeinsam ausgesagt werden. Zum Beispiel Römer 8,9: „Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, ist er nicht sein.“
Diese Stellen zwingen uns letztlich zur Trinität oder zumindest dazu, das Gleiche zu sehen. Der Begriff „Geist Gottes“ und „Geist Christi“ kann völlig synonym verwendet werden, also gleichwertig nebeneinander.
Wie kann man sich das vorstellen? Ich denke, ihr kennt diese bekannteste Veranschaulichung: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, der Heilige Geist ist Gott. Aber der Heilige Geist ist nicht gleich dem Vater, der Sohn ist nicht gleich dem Vater, und der Sohn ist nicht gleich dem Heiligen Geist. Aber Gott ist einer, wirklich einer – das müssen wir ernst nehmen.
Heute wird das noch vertreten. Ich habe das auf einer Konferenz erlebt, bei der wir zusammen mit Benedikt Peters waren. Den kennt ihr ja wohl auch, oder? Oder er war noch nicht bei euch? Einige kennen ihn ja so. Irgendwann ging es auch mal um die Trinität, und er vertrat ernstlich die Lehre von den drei Masken Gottes. Gott erscheint mal so, mal so, mal so. Viele glauben das heute unbewusst und machen sich nicht klar, was dahinter steckt.
Da ist Benedikt sehr schnell und sehr energisch dazwischen gefahren. Das war schon gut so.
Veranschaulichung.
Wie kann man es veranschaulichen? Das ist eine Möglichkeit.
Von Augustinus stammt eine Analogie, die lautet: Gott ist Liebe. Das wird ja so gesagt, Gott ist gewissermaßen gesandt. Die Liebe besteht aus dem Liebenden, dem Geliebten und der Liebe selbst. Ich finde, es ist eine schöne Analogie: Einer, der liebt, einer, der geliebt wird, und die Liebe. So ist es auch mit Vater, Sohn und Heiligem Geist. Gott ist einer.
Oder wir wissen, der Mensch ist ein Modell, ein durchaus biblisches Modell vom Menschen. Der Mensch besteht aus Geist, Seele und Leib. Das ist ebenfalls eine Analogie.
Ein Raum, in dem wir uns befinden, wird durch drei Größen aufgespannt. Wenn eine fehlt, ist der Raum nicht mehr da. Wenn der Geist fehlen würde, wäre auch Gott nicht mehr Gott. Dann stimmt das nicht mehr, denn Gott ist nun mal so.
So wie Länge, Breite und Höhe einen Raum ausmachen und nichts weggelassen werden kann, oder wie die Zeit aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besteht. Das sind nur Analogien, die uns plausibel machen sollen, so könnte es sein. Verstehen können wir es letztlich nicht.
Die Trinitätslehre ist die intellektuelle Verarbeitung der Selbstoffenbarung Gottes in seinem Wort, und zwar durch die Gemeinde. Damit wurden viele Irrlehren abgewehrt.
Gott offenbart sich nicht in drei Dritteln, sondern Gott ist ganz in Christus, Gott ist ganz im Heiligen Geist, Gott ist ganz im Vater.
Es hat mal jemand so gesagt: Wer versucht, die Dreieinheit zu verleugnen, der wird seine Seele verlieren; wer aber versucht, die Dreieinheit zu verstehen, der wird seinen Verstand verlieren.
Ich schließe mit einem Vers aus Psalm 139, Vers 5, und möchte damit sagen: Liebe Geschwister, bitte behaltet das Gefühl für die Unergründbarkeit Gottes. Behaltet dieses Gefühl, dieses Bewusstsein.
Psalm 139,5: „Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen, du hast deine Hand auf mich gelegt.“
Zu wunderbar ist die Erkenntnis für mich, zu hoch, ich vermag sie nicht zu erfassen.
© 2024 by Karl-Heinz Vanheiden (Textstand 2024.08);
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