Thema: Wenn man im Feuer ist.
Wir kommen jetzt zu Kapitel 43 des Buches Jesaja. Heute Abend lesen wir die Verse 1 bis 21, also Jesaja 43,1-21.
Gottes Zusage in Bedrängnis und Gefahr
Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, damit dich die Ströme nicht ersäufen. Und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt. Weil du in meinen Augen so wertgeachtet und herrlich bist und weil ich dich lieb habe, gebe ich Menschen an deiner Statt und Völker für dein Leben.
So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln. Ich will sagen zum Norden: Gib her! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde, alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen, zubereitet und gemacht habe.
Es soll hervortreten das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben. Alle Heiden sollen zusammenkommen, und die Völker sich versammeln.
Wer ist unter ihnen, der dies verkündigen kann und uns hören lasse, was früher geweissagt wurde? Sie sollen ihre Zeugen aufstellen und beweisen, so wird man es hören: Es ist die Wahrheit.
Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr wisst und mir glaubt und erkennt, dass ich es bin. Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein. Ja, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland.
Ich habe es verkündigt, habe auch geholfen und habe es euch sagen lassen, und es war kein Fremder unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott.
Ich bin, ehe denn ein Tag war, und niemand ist da, der aus meiner Hand erretten kann. Ich wirke – wer will es wenden?
So spricht der Herr, euer Erlöser, der Heilige Israels: Um eueretwillen habe ich nach Babel geschickt und habe die Riegel eures Gefängnisses zerbrochen. Und zur Klage wird der Jubel der Chaldäer.
Ich bin der Herr, euer Heiliger, der ich Israel geschaffen habe, euer König.
Gottes Macht über Geschichte und Schöpfung
So spricht der Herr, der im Meer einen Weg macht und im starken Wasser eine Bahn bahnt, der Wagen und Rosse ausziehen lässt und dafür sorgt, dass sie auf einem Haufen daliegen und nicht mehr aufstehen, dass sie verlöschen wie ein erloschener Docht.
Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will etwas Neues schaffen. Jetzt wächst es auf – erkennt ihr es denn nicht?
Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde. Das Wild des Feldes preist mich, die Schakale und Strausse, denn ich will in der Wüste Wasser geben und in der Einöde Ströme, um mein Volk, meine Auserwählten, zu tränken.
Das Volk, das ich mir bereitet habe, soll meinen Ruhm verkündigen. Amen!
Zweifel und die Suche nach Gottes Beweis
Brauchen wir einmal unsere Phantasie, liebe Freunde, so stellen wir uns einen Augenblick Folgendes vor: Die Tür hier öffnet sich, ein Mann in gesetztem Alter mit weißer Perücke tritt ein. Er schaut sich in dieser Runde um, mustert jeden Einzelnen, grüßt gemessen und geht dann ein paar Schritte nach vorne an das Pult. Dort bittet er, ein paar Worte sagen zu dürfen.
Dieser Mann mit der Perücke ist kein Theologe, sondern Bibliothekar. Sein Manuskript, das er aus dem Rockschoss zieht, ist ein vergilbtes Blatt aus dem Jahr 1777. Der Mann heißt Lessing, Gotthold Ephraim Lessing, und das, was er damals an Herrn Schumann zu Hannover geschrieben hat, trägt er hier noch einmal vor, zusammengefasst in wenigen Sätzen:
„Wenn ich, Lessing, zu Christi Zeiten gelebt hätte, so würden mich die in seiner Person erfüllten Weissagungen sehr auf ihn aufmerksam gemacht haben. Hätte ich gar Wunder gesehen, so würde ich viel Vertrauen gewonnen haben, mich dem Beweis des Geistes unter Kraft zu fügen. Aber ich, der ich im achtzehnten Jahrhundert lebe, in welchem es keine Wunder gibt – was soll ich glauben? So stehe ich jenseits des garstigen breiten Grabens, über den ich nicht kommen kann. Kann mir jemand hinüberhelfen, der tue es, ich bitte ihn, ich beschwöre ihn, er verdient einen Gotteslohn an mir!“
Weil es in der Runde still bleibt, steckt er sein Manuskript wieder in die Tasche, geht zur Tür hinaus, dreht sich noch einmal um, verabschiedet sich höflich und geht.
Zurückgeblieben sind die, die ihn verstehen können. Zurückgeblieben sind die, die auch nicht so glauben können. Zurückgeblieben sind die, die mit ihrem Zweifel zu kämpfen haben.
Wo ist denn der Beweis von Gottes Geist und Kraft? Das ist es, was ich allein an diesem Tag erleben musste. Wo ist denn der Beweis seiner Kraft? Was ich heute Abend an meinem Körper und in meiner Seele an Schmerzen spüre? Wo ist denn der Beweis seiner Kraft? Was ich heute gelesen habe und was mir das Herz im Leibe herumgedreht hat – wo ist denn der Beweis seiner Kraft?
Liebe Freunde, wahrscheinlich sind zu viele hier in diesem Raum zurückgeblieben, die mit Lessing nach dem Beweis seiner Kraft und seiner Gegenwart fragen. Auf diese Frage, genau auf diese Frage, spricht dieser Text. Er richtet sich also nicht nur an diejenigen, die mit diesem ersten Vers Hochzeit gehalten haben, die diesen Spruch zur Konfirmation erhalten oder die diesen Spruch gar zuhause an der Wand hängen haben.
Dieser Text spricht eigentlich genau zu denen, die immer wieder mit dieser Frage umgehen: Wo ist denn ein Beweis dieses Gottes?
Denn dieser Text sagt gleich zu Anfang und praktisch in seiner ganzen Spitze: Seine Gegenwart, der Beweis, ist einmal sein Wort.
Wissen Sie, dieses Wort Gottes, das wir eben gehört haben – wer kennt noch die anderen Bücher, die vor zweitausend Jahren irgendwo geschrieben wurden? Wer kennt noch die Schriften, die in irgendwelchen Bibliotheken sortiert und aufbewahrt worden sind? Wer kennt denn diese Schriftstücke, die Kriege, Revolutionen und Friedensschlüsse ausgelöst haben? Wer kennt sie denn?
Alles ist vergangen und den Bach der Zeit hinuntergegangen – allein dieses Wort. Gehasst, verbrannt, durchstochen, zerrissen, verboten – dieses ist durch die Jahrhunderte geblieben und sprudelt wie eine Quelle in der Wüste, so fröhlich und klar wie immer.
Dieses Wort ist ein Beweis seiner Kraft. Und dieses Wort zusammen mit der Gemeinde, die sich um dieses Wort der Bibel schart.
Denken Sie an die Gemeinde um diese Bibel, angefangen von Abraham, über David, Salomo, über das Neue Testament hinausgehend, in Kleinasien, Griechenland, dann durch die Jahrhunderte, durch Verfolgungen immer wieder am Boden und dann immer wieder aufgerichtet.
Das Wunder der Gemeinde ist ein Gottesbeweis. Und dass sich heute Abend hier in dieser Stadt Menschen zusammenfinden, ist ein wunderbarer Beweis seiner Gegenwart, ein Beweis seines Geistes und ein Beweis von Gotteskraft.
Menschen, die diesem Wort trauen, die auf diesem Wort stehen und die auf dieses Wort neu hören.
Zugehörigkeit zur Gemeinde als lebendige Beziehung
Wer zu dieser Gemeinde gehört, das ist allerdings die Voraussetzung dazu. Wer zu dieser Gemeinde gehört, der macht sich über den Weg der Gemeinde keine Illusion. Ich wiederhole und unterstreiche: Wer zu dieser Gemeinde gehört, man gehört nicht zu dieser Gemeinde, weil man zufällig in der Parochie einer Stiftsgemeinde wohnt. Man gehört nicht zu dieser Gemeinde, weil man manchmal die Gottesdienste oder gar die Bibelstunden besucht. Man gehört nicht zu dieser Gemeinde, weil man sich eben dazugehörig fühlt.
Man gehört zu dieser Gemeinde, wenn man diesem Herrn Jesus gehört, der einen in diese Gemeinde hineinstellt und hineinbindet.
Pfarrer Wilhelm Busch erzählte immer jene schreckliche Szene im Kessel von Stalingrad. Immer wieder werden wir ja an das Jahr 1942 gerade in diesem Jahr erinnert. Dort, auf dem eingeschlossenen Flugplatz, stand noch ein einziges Flugzeug. Man wusste, es ist das letzte Flugzeug, das diesen Todeskessel verlassen kann und verlassen wird. Die Motoren waren angeworfen, innen drin war es proppenvoll von solchen, die sich absetzen durften oder absetzen konnten.
Bevor dieses Flugzeug nun abhob, durchbrachen Soldaten, die außen am Rande dieses Flugplatzes waren und durch Barrieren weggesperrt waren, diese Barrieren, stürmten den Flugplatz und hängten sich an dieses Flugzeug. Sie hängten sich an die Flügel, an die Türen, an jeden Haken, wo es überhaupt noch möglich war. Mit diesen angehängten Menschen startete das Flugzeug.
Als das Flugzeug später landete, war von denen keiner mehr dran. Keiner, der sich angehängt hatte, kam durch. Nur die, die drin waren, waren gerettet.
Liebe Freunde, wer in der Gemeinde nur angehängt ist, wer mit der Gemeinde nur verbunden ist mit einem Fädchen der Tradition, wer sich an irgendeinem frommen Haken festhält, den er eben noch von seiner Mutter ererbt hat, der wird nicht dranbleiben. Wenn die letzten Stürme kommen und diese Welt sich abhebt, wird er verloren sein. Nur die werden durchkommen, die ihm gehören, die drin sind, die er hineingebunden hat in seine Gemeinde.
Aber die, die in dieser Gemeinde sind, machen sich keine Illusion über ihren Weg.
Sehen Sie, es gibt gegenwärtig eine Bestimmung: Derjenige Sohn, der in einer Familie als Nummer drei oder Nummer vier geboren wird, der also zwei ältere Brüder hat, muss nicht zum Bund, er muss nicht dienen. Er hat keinerlei Verdienste, er hat keinerlei Privilegien, außer dass er zwei Brüder hat, die älter sind und die schon beim Bund waren. Deshalb muss er nicht in die Uniform, deshalb muss er auch nicht in den Kampf.
So denken manche: Wenn man zur Familia Dei gehört, dann waren es Leute vor uns, die in Kampf und Feuer mussten. Wir haben das Privileg, dies nicht zu müssen. Wir bleiben die fröhlichen Etappenhasen, die sich am frischen Wasser und auf der grünen Aue eben vergnügen.
Wer so denkt, dem werden die Augen in diesem Kapitel geöffnet.
Hier wird von der Gemeinde gesagt, zu der man hineingebunden ist. Hier wird von der Gemeinde Jesu gesagt: fünf Dinge.
Manche meinen immer nach meinen Predigten, ich könnte nur auf drei zählen. Dem ist nicht so, liebe Freunde, ich habe es A, B, C ganz gelernt. Deshalb heute fünf kurze Punkte.
Erstens: Die Gemeinde Jesu kommt ins Feuer. Die Gemeinde Jesu zieht ins Feuer. Schließlich ist sie Feuer und Flamme über den Ruhm Gottes.
Fünf Schritte:
Erstens: Die Gemeinde geht ins Feuer.
Die Gemeinde Jesu im Feuer: Fünf Schritte
1. Die Gemeinde geht ins Feuer
Wenn du ins Feuer gehst, dann beschreibt das Feuer all das, was damals für den Menschen bedrohlich sein konnte. Feuer und Wasser stehen hier als Symbole für die umfassende Gefahr, in die ein Mensch geraten kann.
Zur Gemeinde wird gesagt: Wenn du ins Wasser kommst, wenn du ins Feuer kommst – also all das, was uns Angst bereitet, ist hier gemeint. Noch einmal: Wer dazugehört, ist all dem nicht entzogen, im Gegenteil.
Ich habe in den letzten Tagen die Lebensbeschreibung von Ludwig Hofacker wieder einmal gelesen, diesmal in der Fassung von Professor Erich Bayreuther aus dem Jahr 1988. Meiner Meinung nach ist das eine der besten Biografien unseres schwäbischen Landsmannes Ludwig Hofacker, der uns als großer Erweckungsprediger bekannt geworden ist.
Er durchlief die normale theologische Ausbildung, das Seminar und das Tübinger Stift. Kurz vor Ende seines Studiums, an einem herrlichen schwülen Sommertag, war er mittags um zwölf bei seinem Bruder Max Hofacker, der Professor in Tübingen war. Dort lasen sie zusammen das griechische Neue Testament. Beide hatten sich während ihres Studiums zu Christus bekehrt und wollten ihm glühend gehören.
Es war ein heißer Tag, und auf dem Heimweg zurück ins Stift bekam Ludwig Hofacker einen Sonnenstich. Er fiel nieder, es traten Krämpfe auf, und man glaubte, es würde mit ihm zu Ende gehen. Von da an war dieser junge Ludwig ein kranker Mann.
Nach einigen Monaten konnte er in Städten im Rimstal als Vikarshelfer tätig sein. Vier Predigten hielt er, dann war es ihm nicht mehr möglich. Er wurde nach Blieningen versetzt. Dort predigte er wieder, die Menschen strömten zu diesem jungen Mann, doch er wurde erneut krank.
Schließlich wurde er zu seinem kranken Vater an die Ludwig-Hofacker-Kirche versetzt. Dort begann eine Predigtätigkeit, Menschen kamen von überall her. Er wurde gebraucht, doch er wurde wieder krank. Wenn du durch Feuer gehst, so stand es vor ihm.
Er ging zur Kur in die Schweiz. Nach einem Jahr versuchte er es erneut, doch er wurde wieder krank. Schließlich versetzte ihn die Kirchenleitung nach Rielingshausen. Dort zog er mit seiner Mutter und seinem schwer geistig behinderten Bruder zusammen. Dieser brüllte Tag und Nacht durchs Haus und gönnte dem sensiblen Ludwig keine Ruhe.
Mit letzter Kraft brachte er seine Predigten durch. Wenn du durch Feuer gehst, so stand es vor ihm. Am 18. November 1829, mit 30 Jahren, war dieser große Gotteszeuge tot.
Liebe Freunde, nicht jeder hat diesen schweren Weg, aber kein Weg ist ohne Feuer und Wasser. Es ist die Urerfahrung der Gemeinde, die Urerfahrung seit dem Volk Gottes in Ägypten und seinem Auszug durchs Rote Meer.
Wir sagen bei Engländern „typisch englisch“, wenn sie an einem Laden oder an einer Bushaltestelle Schlange stehen. Wir sagen „typisch amerikanisch“, wenn sie Kaugummi kauen und die Füße auf den Tisch legen. Wir sagen „typisch französisch“, wenn nach fünf Gängen noch weitere vier Gänge am Tisch erwartet werden. „Typisch deutsch“ kennen wir auch.
Aber typisch gemeindlich, typisch christlich ist: wenn das Wasser bis zum Hals steht und einem der Brandgeruch in der Nase liegt. Das ist typisch christlich.
Typisch christlich ist nicht gesund sein. Typisch christlich ist kein Bauermann. Typisch christlich ist kein Strahlemann. Typisch christlich ist: Wenn du durch Feuer gehst und durch Wasser kommst. Das ist typisch für jemanden, der mir nachfolgen will.
„Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich.“ Der leitende Gottesknecht und sein leitender Nachfolger sind der Gottesbeweis, den Lessing gesucht hat. Doch das ist er, Freunde: Die Gemeinde kommt ins Feuer.
Zweitens: Die Gemeinde geht durchs Feuer.
2. Die Gemeinde geht durchs Feuer
Hören Sie, sie bleibt nicht im Feuer, sie verbrennt nicht im Feuer, sie stirbt nicht im Feuer, sie geht durchs Feuer.
Heute heißt es ja immer: Da muss man durch. Ja, da muss man durch – durchs Examen, durch diesen Krankenhausaufenthalt, da muss man eben durch. Hier jedoch heißt es nicht: Da muss man durch, hier heißt es: Da kommt man durch. Das ist der Unterschied.
Der Durchzug durchs Rote Meer war ein Wunder. Der Durchzug durch Feuer und Wasser bleibt ein Wunder, auf das sich seine Leute verlassen können, denn so spricht der Herr: dich. Fünfmal heißt es hier „dich“ – der dich geschaffen, der dich gemacht, der dich erlöst, der dich gerufen. Du, du, du bist mein.
Du marschierst nicht in der großen Herde mit, du bist nicht eingegliedert wie die Ameisen im Haufen. Du bist keine kleine Nummer ohne Namen, sondern du bist einer mit Namen, den ich rufe, persönlich. Dich will ich, dich mag ich, dich brauche ich.
Es bleibt dabei: Was unser Gott geschaffen hat, das will er auch erhalten. Sehen Sie, gegen Wasser bauen wir Dämme und gegen Feuer haben wir einen Brandschutz. Aber im schwersten Fall wird uns das alles überhaupt nichts nützen. Und er sagt: Ich, der Herr, ich bin dein Damm, und ich, der Herr, bin dein Brandschutz.
Wer das Eigentumsrecht hat, der hat auch das Sorgerecht, liebe Freunde. Er sagt es als Garantieerklärung für einen angstfreien Weg. Eine Versicherungspolice für einen leidensscheuen und leidensfreien Weg gebe ich nicht. Angst und Leiden werden nicht ausgespart, aber darin wirst du bewacht.
Wenn du mit fliegenden Fahnen untergehst, wirst du nicht ertrinken. Und wenn du gehörig Zunder bekommst – wie sollst du nicht brennen? Und wenn du am Boden zerstört bist, soll es nicht aus sein. Du bist mein.
Und wenn sie heute Abend mit ihrer Müdigkeit nichts anderes mitnehmen als diese drei Worte, wenn sie wissen, dass er ihnen sagt: Du bist mein, dann haben sie genug – diese eiserne Ration, mit der sie leben können.
Und wenn es ins Feuer geht, und wenn es ins Examen geht: Du bist mein. Und wenn es in diese spannungsreichen Verhältnisse geht, daheim oder im Geschäft: Du bist mein. Und wenn Sie oder ich ins Krankenhaus gerufen und gebracht werden: Du bist mein.
Und wenn Sie und ich heute Nacht abgerufen werden – und wer weiß, ob es nicht unser letzter Abend ist – so weiß ich: Ich bin sein, weil er sagt: Du bist mein. Du gehörst mir um Jesu Willen.
La Cordaire, der Franzose, hat gesagt: Was bedeutet mir der Schiffbruch, wenn Gott der Ozean ist? Ein herrliches Wort! Was bedeutet mir der Schiffbruch, wenn Gott der Ozean ist?
Der Siegfried im Nibelungenlied hatte eine gehörnte Haut bekommen. Nur an einer Stelle, wo das Lindenblatt draufgefallen war, an dieser einzigen Stelle war er verletzlich. Und dort wurde er dann auch tödlich verletzt.
Der, der diesem Herrn gehört, der hat eine gehörnte Seele – ohne einen einzigen Fleck und ohne ein einziges Loch, das ihm bedrohlich werden könnte. Das ist der Rundumschutz dieses Gottes.
Wenn er sagt: Fürchte dich nicht, dann nicht einmal vor dem letzten Feuer des Endgerichts, weil ich dich dann dort durchbringe. Gemeinde Jesu geht durchs Feuer.
Drittens: Die Gemeinde Jesu sieht im Feuer,
3. Die Gemeinde Jesu sieht im Feuer
Weil Feuer hell macht, sieht die Gemeinde etwas Bestimmtes. Was genau sieht sie? Sie sieht ein Doppeltes: Sie blickt hinter die Kulissen und sie schaut über den Zaun.
Was meine ich damit? Zunächst, oder genauer gesagt in Punkt 3a, sieht sie hinter die Kulissen.
3a. Sie sieht hinter die Kulissen
Hier steht der interessante Satz: „Ich gebe Menschen an deiner Stadt und Völker für dein Leben.“ Ein kühnes Wort.
Wissen Sie, damit dieses Volk, das in babylonischer Gefangenschaft war, wieder herauskommt, setzt Gott diesen Perserkönig und das ganze Perserreich in Bewegung. Dieses Perserreich muss fast die ganze damals bekannte Welt einnehmen, damit dieses gefangene Vöglein herauskommt und wieder atmen kann. Babylon wird weggefegt, damit Israel wieder lebt. Ein seltsames, ein tiefes Geheimnis in der Geschichte.
Oft genug, wenn es mit der Gemeinde aussah, als sei alles verloren, stieß Gott in die Geschichte hinein. Die Gemeinde erhielt Freiheit, Atem und Licht. Gott benutzt die Weltgeschichte, um seinem Volk Luft zu geben.
Ich erinnere nur an den chinesisch-japanischen Krieg, auf den ich vor kurzer Zeit zufällig stieß. Bei diesem Krieg gab es riesige Flüchtlingsströme in China, die ganz nach Zentralasien hineinstießen – dorthin, wo vorher noch nie ein Wort Gottes gehört werden konnte. Durch diesen Eingriff in die Geschichte, durch diesen schrecklichen Eingriff, kamen Millionen später zum Glauben.
Oder ich denke an das Jahr 1938: Die Gemeinde Jesu in unserem Land war am Boden, und niemand wusste, ob dieses Volk Gottes noch einmal auf die Füße kommen kann oder vor der Ausrottung steht. Und dann heißt es: „Ich gebe dieses ganze deutsche Volk, damit du leben kannst.“
Und wie war es in den kommunistischen Staaten? Wie war es in Kasachstan? Wie war es im Ural? Diese wenigen Christen meinten, es gehe jetzt aus. Doch ein ganzes kommunistisches Weltsystem brach zusammen wie ein Kartenhaus. „Ich gebe dieses Volk für dein Leben.“
Doch, liebe Freunde, wenn wir uns heute quälen: Was soll das in Kroatien? Was ist das in Serbien? Was ist das in Afrika? Was ist das in Kambodscha? Freunde, wir werden es einmal sehen. Gott bewegt die Völker, damit sein Volk ans Ziel kommt. Damit sein Volk ans Ziel kommt.
Gott hat seinen Sohn gegeben. Er will alles geben, damit wir durchkommen. Wir sehen hinter die Kulissen, und das andere sehen wir über den Zaun.
3b. Sie sieht über den Zaun
Wir sehen über den Zaun hinaus Freunde, trotz allem. Es wird auf die Gemeinde Jesu zulaufen. Johannes 17, auf dass sie alle eins sind, ist das Ziel. Eine Herde und ein Hirt bleibt das Ziel.
Deshalb ist es wichtig, nicht nur sein eigenes Härtlein und seinen eigenen Weg zu sehen, sondern über den Zaun zu blicken und die zu suchen, die ebenfalls auf diesen Herrn zugehen. Nicht umschlungen von Millionen, nicht alle unter einem Kirchentag, geschweige denn alle in einer ökumenischen Welteinheitskirche – solch ein Unsinn.
Nein, es ist die Allianz derer, die den Herrn lieb haben. Deshalb bin ich Überzeugungstäter der evangelischen Allianz. Es ist nicht eine Arbeitsgemeinschaft von Kirchen und Glaubensgemeinschaften, sondern eine Weggenossenschaft. Weggenossen, die an verschiedenen Orten und auf verschiedenen Wegen zum gleichen Ziel unterwegs sind: zur Ewigkeit.
Ich will kein Brett vor dem Kopf haben, sondern ich will über den Bretterzaun hinüberschauen zu denen, die er sammeln wird und mit denen ich einmal das große Halleluja singen will. Die Gemeinde Jesu sieht im Feuer, und sie wird zum Feuer. Das ist das Vierte, genauer gesagt: Sie wird zum Leuchtfeuer.
4. Die Gemeinde Jesu wird zum Leuchtfeuer
"Ihr sollt meine Zeugen sein" steht hier zweimal. Die Verse zehn und zwölf stammen aus der Schifffahrt, das wissen Sie auch.
Es ist eindrücklich, wenn man bei Nacht mit dem Schiff fährt und plötzlich in dieser dunklen Nacht ein Licht erscheint – das Feuerschiff eins. Dann fährt das Schiff weiter, und ein nächstes Licht erscheint – Feuerschiff zwei. Schließlich sieht man die Küstenlichter, das Feuer, und das Schiff fährt in den Hafen ein.
Wenn der Psalmist oder Jesaja heute leben würden, hätten sie sicher das Bild des Flugzeugs gewählt. Man sitzt im Flugzeug, das durch eine Wolkenwand fliegt, und sieht zunächst nichts. Doch plötzlich durchbricht es die Wolken, und man sieht unten die Flugplatzbefeuerung, die die Landebahn markiert. Zwischen diesen Lichtern kann man aufsetzen, landen, ankommen.
Liebe Freunde, Menschen wollen auch landen, Menschen wollen ankommen. Sie wollen wieder festen Boden unter den Füßen bekommen. Sie wollen wissen: Da bin ich daheim.
Wissen Sie, die Gemeinde Jesu ist ein Leuchtfeuer. Die Gemeinde Jesu ist Licht. Wir sind nur noch wenige in der Stadt. Auf einem weiten Meer ist es nur ein einziges Licht, aber es genügt. In einer großen Stadt kann eine kleine Gemeinde ein Leuchtfeuer sein für jene, die den Weg suchen.
Liebe Freunde, sehen wir es doch so: Dieser kleine Schülerkreis in der Schule ist stark geschrumpft, es kommen nur noch drei oder vier. Sie sind Leuchtfeuer in der Nacht. Das ist ein Hauskreis, der sich bemüht. Früher waren sie mal acht, jetzt sind es nur noch vier.
Wissen Sie, Leuchtfeuer in der Nacht – und das ist eine Kinderstunde, die sich Mühe gibt. Kinder haben heute Stundenpläne wie Manager. Drei oder vier kommen, und dann sitzen sie zusammen – Leuchtfeuer in der Nacht, damit andere sehen und ankommen können.
Es wäre schön, wenn Gott unseren Kreis zum Leuchtfeuer, zur Bodenbefeuerung seines Reichs machen würde. Letztens: Die Gemeinde Jesu wird schließlich Feuer und Flamme über all das Gute, das er uns tun wird. Wir werden seinen Ruhm verkündigen (Vers 21). Sehen Sie?
5. Die Gemeinde Jesu wird Feuer und Flamme für Gottes Ruhm
Die Gemeinde Jesu zieht vorwärts auf das Neue zu, das er schafft. Schakale und Strauße, die stumme Kreatur, werden nun befreit sein zum Lobe Gottes.
Die Gemeinde Jesu hat eine Vorwärtsstrategie. Sie schaut dem Sieg entgegen und wartet auf die Ewigkeit.
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, dann wird es wahr sein: Ich bin dein. Sprich darauf dein Amen, liebster Jesu, denn wir sind dein!
Dem Lessing, dem Lessing unter uns, könnte geholfen werden.
Der Beweis für Gottes Geist und Kraft ist und bleibt seine Gemeinde. Das wird an diesem Abend wieder gesagt: Fürchte dich nicht, nein, fürchte dich nicht! Du bist mein. Amen.