Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileint.
Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen.
In unserer Gesellschaft liegt Demut nicht im Trend. Es geht mehr darum: Sei stolz auf dich und zeig, was du kannst. Aber Gott scheint Demut sehr wichtig zu sein.
Warum ist Gott Demut so wichtig? Wie wird unser Leben demütiger? Das sind Fragen, um die es heute geht.
Nun habe ich in der Einleitung behauptet, Gott ist Demut sehr wichtig. Vielleicht sollte man erst klären, ob das wirklich so ist. Ja, das ist so.
In Sprüche 6,16 lesen wir: „Sechs Dinge sind es, die dem Herrn verhasst sind, und sieben sind seiner Seele ein Gräuel.“ Und dann kommt als Erstes, also das, was Gott verhasst, stolze Augen. Gott hasst stolze Augen. Das Gegenteil von stolzen Augen ist Demut. Gott hasst Stolz, ja, aber er liebt Demut.
Das sehe ich in der Bibel immer wieder, bis hin zu 1. Johannes 2,16: „Alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens“, sagt Johannes dort, „ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.“ Das macht auch deutlich: Hochmut und Stolz passen nicht zu Gott.
Wir lesen das auch in Micha 6,8 nach Luther: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Da steht es also wirklich.
Und in 1. Petrus 5 werden wir aufgefordert: „Umkleidet euch mit Demut im Umgang miteinander, denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber dem Demütigen gibt er Gnade.“
Wenn ich hochmütig unterwegs bin, habe ich Gott gegen mich. Das ist ein sehr nachdenkenswerter Vers. Das ist eine ganz andere Dimension, die ich oft gar nicht auf der Rechnung habe.
Aber wenn Demut mir wichtig ist, habe ich Gott auf meiner Seite. Und das ist in der Tat eine Charaktereigenschaft, die Gott liebt und die er in meinem Leben fördern will.
Dass Gott Demut liebt, sehen wir zum Beispiel am Leben des Königs Hiskia. Am Ende seines Lebens heißt es, dass er hochmütig wurde. In 2. Chronik 32 lesen wir, dass ein Zorn Gottes über ihn kommt.
Also lesen wir nicht nur so dahin, sondern erkennen, dass Gottes Zorn über Juda und Hiskia kommt, weil er hochmütig geworden ist. Durch Hiskias Hochmut widersteht Gott einer ganzen Stadt und einem ganzen Land.
Weiter heißt es, dass sich Hiskia wegen seines Hochmuts demütigte. Auch die Bewohner von Jerusalem stellten sich unter diese Demut Hiskias. Deshalb kam der Zorn des Herrn in den Tagen Hiskias nicht über sie.
Das sind einige Beispiele, die ich nennen möchte. Es handelt sich um eine ganze Reihe von Stellen aus Geschichtsbüchern, Propheten, dem Neuen Testament und der Weissagungsliteratur. Überall wird Demut sehr hoch geschätzt. Hochmut wird dagegen mit drastischen Worten verurteilt, nicht nur beiläufig.
Warum ist Demut so wichtig? Dieses Thema zieht sich durch die ganze Bibel. Genau das wollte ich zeigen. Es ist nicht nur ein einzelner Vers, auf dem alles basiert.
Ich denke, wenn ich demütig bin, dann nehme ich den Platz ein, den Gott mir gibt. Ich versuche nicht, mehr zu sein, als ich wirklich bin. Demut bedeutet, zu verstehen, wer ich vor Gott bin.
Vorhin habe ich schon vom Stolz gesprochen. Stolz ist das Gegenteil von Demut. Beim Stolz vergleiche ich mich mit anderen, um mich über sie zu stellen. Dabei vergesse ich, wer ich im Vergleich zu Gott bin.
Das ist, als hätte ich gerade erst zwanzig Stunden Klavierunterricht bekommen und würde mich für einen begabten Musiker halten. Ich vergleiche mich mit Leuten, die nie ein Klavier angefasst haben. Aber ich vergesse, zu den Weltklasse-Pianisten aufzuschauen und mich mit ihnen zu messen. Dann würde ich merken, dass ich eigentlich keine Ahnung habe.
Ich glaube, man kann es so darstellen: Wenn ich hochmütig bin, habe ich die Einstellung, dass ich alles alleine schaffen kann, ohne Gott. Sonst wäre ich nicht stolz auf irgendwelche Dinge. So lebe ich, auch wenn ich es nicht so ausdrücke.
Ich spiele dann selbst Gott, anstatt zu begreifen, dass ich Gottes Geschöpf bin. Deshalb widersteht Gott meinem Hochmut. Ich mache mich unabhängig von ihm und lebe, als bräuchte ich Gott nicht.
Man kann es ganz spitz sagen: Das ist das Wesen des Teufels. Er spielt sich als Gott auf, will auf Gottes Stuhl sitzen und zeigt, dass er Gott nicht braucht. Dieser Virus wirkt in mir, wenn ich dem Hochmut in meinem Leben Raum gebe.
Deshalb muss Gott mir in den Weg treten und mir deutlich machen, was ich am Anfang gelesen habe: „Ich widerstehe dir in deinem Hochmut.“ Verglichen mit Gott bin ich unendlich klein. Das muss ich mir immer wieder bewusst machen.
Darum ist Gott Demut so wichtig. Durch eine demütige Einstellung lasse ich ihn wirklich Gott sein. Dann kann ich auch andere so annehmen – und mich selbst – wie der Herr Jesus mich angenommen hat.
Der Herr Jesus ist ein Paradebeispiel für Demut. Paulus ermahnt uns in Philipper 2 und sagt: „Achtet einer den anderen in Demut höher als euch selbst.“ Als Beispiel führt er an, dass der Herr Jesus sich selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod.
Bei ihm sehen wir Demut in Reinform. Es ging ihm nicht um Egoismus. In Philipper 2 heißt es, dass es ihm nicht um Ruhmsucht ging, als er den Himmel gegen diese Erde tauschte. Er tat es nicht wegen sich selbst. Beim Stolz ist es oft so, dass man Dinge meinetwegen tut. Jesus hingegen hat es wegen mir getan.
Er hat auch das gesehen, was mir hilft, und nicht das, was ihm bequem ist. Philipper 2 zeigt sehr gut, was Demut auch praktisch bedeutet. Besonders deutlich wird das am Beispiel unseres Herrn.
Dabei ist wichtig zu verstehen, dass Jesus nicht minderwertig ist. Das ist ein häufiges Missverständnis: Man denkt, man müsse sich deswegen gleich anders oder niedriger machen, als man ist. Doch Jesus nimmt den Platz ein, den er für Gott hat, obwohl er selbst Gott ist. Das ist ein spannender Gedanke.
Man sieht, dass Demut vor allem eine innere Haltung ist, die sich nach außen auswirkt.
Gibt es in der Bibel auch Stellen, die uns zeigen, wie das praktisch wird? Wie setzt sich diese innere Haltung um, in der ich meinen Platz einnehme? Man kann ja viel reden: „Natürlich bin ich demütig. Klar, ich bin der Demütigste von allen.“ Aber wie sieht der Praxistest aus?
Zunächst einmal hast du es ja schon gesagt: Es geht um diese innere Haltung. Das habe ich eben auch ausgeführt. Die entscheidende Frage ist: Wer bin ich vor Gott? Und wer ist der andere für mich? Das hängt ja zusammen. Wenn ich begreife, dass ich vor Gott eine ganz kleine Nummer bin, dann bin ich ganz abhängig von ihm. Und dann versuche ich auch, mich anderen gegenüber nicht aufzuspielen.
Die Frage ist also: Wie wird das im Alltag sichtbar, wenn es nicht nur bloße Worte sind? Wichtig ist auch, was der andere mir sagt. Ich höre dir ja zu, wenn du mir etwas sagst. Ich unterbreche dich nicht einfach. Aber manchmal gibt es die Haltung, wenn ich stolz bin, nach dem Motto: „Es ist eh egal, was du sagst, es ist eh nicht wichtig.“ Das ist ganz sicher nicht demütig.
Demütige Menschen wissen um ihre Begrenztheit. Sie können auch von ihren Grenzen sprechen. Sie können sagen: „Ich kann das nicht.“ Oder sie können sogar sagen: „Du kannst es besser als ich.“ Zum Beispiel: „Du kannst auf jeden Fall besser rechnen als ich.“ Wobei es da noch eine Steigerung gibt: „Mein Sohn kann besser rechnen als ich.“ Oder: „Unsere Söhne können besser rechnen als wir.“ Das kann man auch sagen.
Ich habe mal gehört, wie ein Chefarzt zu seinen Oberärzten stand, vor der Tür zum Patientenzimmer. Er hatte damals in der Uniklinik angerufen und sagte: „Mann, ich bin so beeindruckt, was die da alles wissen.“ Damit machte er deutlich, dass er das alles gar nicht wusste. Für ihn war es kein Problem, das zu sagen. Ich weiß nicht mehr, worum es ging, aber ich habe mir das gemerkt. Ein Mensch, der vor seinen Oberärzten sagt: „Ich weiß das alles gar nicht“, obwohl er derjenige ist, der bei der Visite die letzte Verantwortung trägt – das fand ich, auch wenn er kein Christ war, irgendwie praktisch demütig.
Wer demütig ist, muss kein perfektes Bild nach außen abgeben. Er kann zu seinen Fehlern stehen. Ich erinnere mich, dass einer meiner theologischen Lehrer einmal in einer zentralen Andacht an unserer Bibelschule sagte: „Vor ihm sollte jetzt jemand stehen, der aus einer tiefen Gemeinschaft mit Gott kommt, aber mein geistliches Leben läuft in letzter Zeit schlecht.“ So hat er es ausgedrückt, nicht wörtlich, aber sinngemäß. Die Andacht habe ich vergessen, aber diesen Kommentar nicht. Er war für mich sowieso jemand, der Demut gelebt hat.
Ich glaube, demütige Menschen erkennt man auch daran, ob sie sich entschuldigen können oder nicht und ob sie Kritik annehmen können. Wenn jemand sich sofort verteidigt und nicht erst verstehen will, wo sein Verhalten beim anderen schlecht angekommen ist, dann ist er wahrscheinlich kein Beispiel für Demut.
Ich las kürzlich den Satz: „Wenn du kritisiert wirst, überlege erst einmal, wo der andere Recht hat, und dann erst, wo er Unrecht hat.“ Eine sehr gute Reihenfolge. Ich folge ihr nicht immer, aber ich finde sie interessant. Gott benutzt oft auch die Kritik anderer Menschen, um uns demütiger zu machen.
Es wäre interessant, vielleicht auch von den Zuhörern zu hören, was für sie ein demütiger Mensch ist. Woran erkennt ihr Demut? Das würde uns schon interessieren. Ihr könnt uns das vielleicht auch schreiben, denn es gibt sicher viel mehr Kennzeichen von Demut, als ich sie jetzt erwähnen konnte.
Eine Sache, die mir zu diesem Thema immer wieder durch den Kopf gegangen ist, betrifft einen Bruder, der oft gesagt hat: Der andere hat immer etwas, das er mir voraus hat.
Als junger Mensch fand ich das manchmal eine sehr positive Sichtweise. Er hat nämlich bewusst beim anderen gesucht und immer etwas gefunden. Ja, bewusst gesucht und immer etwas gefunden.
Wir hatten letztens schon von ihm gesprochen, Roger Buh war das. Über ihn wurde ja der Podcast „Die Schlüssel der Herzen der Deutschen“ gemacht.
Auch in Bezug auf den Chefarzt muss ich sagen, dass mir das meine Sicht bestätigt: Im Krankenhaus herrscht normalerweise eine sehr klare Hierarchie. Der Chefarzt ist fast schon der Obergott, und man muckt eher nicht auf.
Natürlich kommt es auf den Chef an, aber normalerweise sagt man nicht einfach, was man denkt. Fehler werden nicht zugegeben.
Als Beispiel möchte ich von einer Visite erzählen: Der Assistenzarzt erzählt und erzählt, bis die Schwester ihm ganz nett darauf hinweist, dass das gar nicht der Patient ist, der auf der Akte steht.
Er hat dann versucht, das geschickt zu überspielen. Aber er konnte nicht sagen: „Oh, sorry, ich habe hier die total verkehrte Akte.“ Manche können das ganz gut, andere weniger.
Genau, wir sind ja bei Demut angekommen.
Es gibt schon einige Beispiele, und das waren jetzt die positiven.
Ich habe vorhin schon kurz angedeutet, dass es auch eine negative Seite gibt: Manche denken dann, sie müssten sich unter den Teppich kehren und in Sack und Asche gehen.
Sie glauben, sie hätten keinen Wert mehr, wenn sie demütig sein sollen. Das halten sie für wahre Demut.
Das Kennzeichen von Demut ist nicht, dass ich immer den Mund halte und nachgebe. Der Herr Jesus, wie wir schon gesagt haben, ist das Paradebeispiel für Demut. Dennoch trieb er die Verkäufer aus dem Tempel. Oder er sagte den Pharisäern in Matthäus 23 sehr deutlich: „Euer Leben stimmt nicht.“
Das bedeutet, ich kann demütig sein und trotzdem auch klare Worte finden. Aber ich tue das nicht, um mich über den anderen zu stellen, sondern um einer Sache zu dienen. Es geht darum, Verantwortung wahrzunehmen, zum Beispiel wenn ich ein schwieriges Gespräch führen muss, um dem anderen klarzumachen: „Das passt so nicht.“ Wenn ich einem Mitarbeiter ein kritisches Feedback gebe, will ich ihn nicht fertig machen oder mich über ihn erheben. Vielmehr möchte ich, dass er etwas lernt und es besser macht. Deshalb muss ich auch ansprechen, was nicht gut läuft.
Jesus sagt dazu etwas, das ich sehr spannend finde. Die Menschen nennen ihn Lehrer und Herr, und er bestätigt das. Er war sich seiner Stellung bewusst, die Gott ihm gegeben hatte, ebenso wie seiner Aufgabe. Trotzdem nahm er die Schüssel und das Handtuch und wusch in dieser Situation seinen Jüngern die Füße. Wenn ich Verantwortung für andere habe, in meiner Stellung, muss ich diese auch wahrnehmen – und das mit einem demütigen Herzen.
Das ist mir wichtig zu betonen: Wenn ich Jesus in den Mittelpunkt stelle und nicht mich selbst, wird Demut sichtbar. So kann ich dem anderen auch helfen, Jesus besser kennenzulernen. Das heißt nicht, immer nur Ja zu sagen. Das Beispiel Jesu hilft mir sehr, weil er klar sagt, dass er Gott ist und trotzdem demütig bleibt. Dieses zu leugnen wäre eine Verleugnung der Wahrheit.
Es geht vielmehr um die Haltung: Wie sehe ich mich? Muss ich im Mittelpunkt stehen? Muss ich über anderen stehen? Jesus hat sich bereits unter andere gestellt und ihnen gedient, obwohl er Gott ist. Das ist ein Widerspruch in sich – oder doch nicht? Gott ist Liebe, und da ist kein Widerspruch. Es gibt eine gewisse Spannung, aber das Wesentliche ist die Haltung.
Demut bedeutet nicht, sich kleinzumachen oder sich zu buckeln. Es geht vielmehr darum, zu dienen und den anderen höher zu achten als sich selbst. Das ist vielleicht der Kern des Ganzen.
Richtig. Apropos sich klein machen: Wenn jetzt jemand nach der Predigt auf dich zukommt oder ein Musiker, der ein Musikstück gespielt hat, und sagt: „Oh, wie herrlich ist diese Predigt“, was machst du dann? Manche reagieren ja sofort mit „Oh, das war der Herr“. Sie können ein Lob nicht aushalten. Ist das dann nicht demütig, wenn man sagt: „Es freut mich“? Was denkst du darüber?
Ich sage dann natürlich manchmal: „Ey, du bist der Erste, der mein Talent wirklich entdeckt hat, und das war ja nur ein Teil davon, von meinem ganzen Potenzial.“ Das denkst du vielleicht. Ja, ist natürlich Spaß, klar. Demut heißt ja nicht, ich nehme keinen Dank an. Wenn mir jemand ein Kompliment macht, kann ich doch sagen: „Schön, dass dich mein Beitrag ermutigt hat, ja, das freut mich.“
Aber ich bin innerlich herausgefordert, dann zu beten: „Danke, Herr, dass du mich benutzt hast.“ Diesen Dank gebe ich gleich weiter an den, der mich befähigt hat. Öffentlich jetzt, weil innerlich ja. Ich finde es manchmal ein bisschen kritisch, wenn man jemandem etwas sagt, und die Bibel lobt durchaus andere Leute. Sie sagt zum Beispiel: „Ich danke dafür, dass ihr dies und jenes getan habt.“ Das ist ein Lob. Das ist der Herr.
Diese schnelle Reaktion, wo ich denke: „Na ja, das kannst du jetzt auch mal aushalten, dass ich das gut finde an dir.“ Das muss man lernen. Ich denke an 1. Korinther 4, da sagt Paulus: „Ja, was hast du, das du nicht empfangen hast?“ Die Antwort ist natürlich: nichts, logischerweise. Aber es ist schön, wenn ich etwas weitergeben konnte, was Gott mir geschenkt hat.
Man hat ja manchmal so Schlüsselerlebnisse. Eines meiner Schlüsselerlebnisse war, dass ich eine größere Veranstaltung organisiert hatte. Da kam jemand auf mich zu und wollte sich herzlich bedanken. Er sagte, dieser Abend war für mich sehr ermutigend. Ich habe das ganz schnell abgewimmelt, so nach dem Motto: „Ja, ja, ja, ist schon gut.“
Und da stand jemand anders daneben, so ein richtig Norddeutscher war das. Ich war es eben nicht gewohnt, Komplimente zu hören. Aus dem Gemeindekontext, aus dem ich kam, schon zweimal nicht. Er bekam das mit und hat mich dann echt zur Schnecke gemacht. Er sagte sinngemäß: „Jetzt bleibst du mal stehen und hörst dir diesen Dank an. Sie möchte jetzt den Dank loswerden. Und was machst du? Du drehst ihr einfach den Rücken zu, so nach dem Motto: tickst du noch richtig, dass du sie abwürgst?“
Das habe ich mir echt gemerkt, da habe ich was gelernt. Ich darf mir Komplimente anhören, ich darf mir Dank anhören. Ich darf mich auch darüber freuen, wenn ich jemandem helfen konnte. Aber es ist dann meine Verantwortung, dieses Lob in der Stille Gott weiterzugeben. Ich bin ihm heute noch dankbar, dass er mir echt geholfen hat, hier auch mein Verständnis von „Kann ich ein Kompliment annehmen?“ entsprechend zu korrigieren.
Das möchte ich mir auch angewöhnen, viel stärker angewöhnen, andere zu loben. Ich bin da gar nicht so gut drin. Ich muss mir das immer wieder bewusst machen, das eben auch auszusprechen, zu sagen: „Ey, das hast du super gemacht.“ Wenn es denn so ist, dann darf ich es doch auch sagen. Und ich muss nicht denken, ich verführe den anderen zu Hochmut. Er darf es genauso machen, dass er dieses Kompliment an Gott weitergibt und sich darüber freut: „Hey, Gott hat mich benutzt, ist doch super.“
Ich glaube, da müssen jetzt einige schwer schlucken nach dieser Aussage, weil da wirklich immer die Angst ist: „Ja, man macht den anderen hochmütig.“ Wobei ich das mal in der Bibel ein bisschen mehr studieren werde. Man sollte zum Beispiel auch die Leiter und Führer ehren. Und du kannst nicht ehren, indem du nie etwas sagst. Dazu gehört Lob auch dazu.
Man sollte in anderen Höhe achten. Wie willst du das machen, wenn du nie sagst: „Das war gut“? Zu Hause macht man es noch, aber in der Gemeinde ist es dann auf einmal ungeistlich. Spannender Twist im Hirn, was das ist.
Demut ist eine Charaktereigenschaft. Kann man darin wachsen? Kann man sie üben? Paulus sagt ja einmal: „Übe dich in der Gottseligkeit.“ Gibt es also Übungen, mit denen man in der Demut wachsen kann, außer dass das andere dich zur Stärke macht?
Ja, es gibt zum Beispiel stille Wochenenden, an denen man nichts sagt und ganz ruhig ist. Das ist eine spannende Frage. Tatsächlich werden wir in 1. Petrus 5 herausgefordert: „Umkleidet euch mit Demut im Umgang miteinander.“
Ich habe einmal ein Zitat gelesen, in dem jemand sagte: „Demut ist der Mantel, der uns vor geistlicher Erkältung schützt.“ Aber die Frage ist natürlich: Wie ziehe ich diesen Mantel an? Die Wahrheit ist, ich habe diesen Mantel schon in meinem Kleiderschrank, seit ich zu Jesus gekommen bin. Paulus spricht zum Beispiel im Kolosserbrief Kapitel drei immer wieder davon. Er sagt: „Zieh das Alte aus, zieh das Neue an.“ Ich kann anders leben, weil ich mit Jesus auferstanden bin. Das ist eine Tatsache, die Gott geschaffen hat und die ich in Anspruch nehmen kann.
Wenn wir also darüber reden, wie ich Demut leben kann, dann ist das die Grundlage, auf die man sich immer wieder auch bei anderen Dingen stützen muss. Im Bild gesprochen: Das gefällt mir. Ich kann morgens auswählen, welche Kleider ich anziehe. Und dann ziehe ich das Kleid der Demut ganz bewusst an.
Oder ich ziehe jetzt keine Kleidung an, ich bin da old school – eben die Kleidung. Genau, die Kleidung! Und das fängt damit an, dass ich meine Wünsche, also ganz praktisch meine Wünsche, Pläne und Träume, immer wieder mit Gott bespreche. Denn ich will Gottes Willen tun und nicht meinen eigenen Kopf durchsetzen. Dort fängt Demut eben an.
Das haben wir ja vorhin gesagt: Gott ist Gott und ich bin ich. Ich stehe nicht im Mittelpunkt. Ich finde es wichtig, dass wir uns nicht darauf konzentrieren, heute besonders demütig zu sein. Vielmehr sollten wir nahe bei Jesus bleiben. Sonst kann es passieren, dass man hochmütig wird, weil man glaubt, so demütig gewesen zu sein.
Also: Auf Jesus konzentrieren! Ihn durch sein Wort besser kennenlernen, im Gebet mit ihm reden und dann damit rechnen, dass der Heilige Geist dieses Leben in mir schafft. Dabei muss ich wissen: Ich selbst kann das nicht.
Dieses neue Leben, zu dem auch Demut gehört, kann ich nicht selbst machen. Aber das Tolle ist, dass Gott sie in meinem Herzen wirken möchte, wenn ich ihn darum bitte.
Eine große Hilfe kann es zum Beispiel sein, Bibelverse zu lesen oder sogar zu lernen, die zeigen, wie wichtig Gott Demut ist und wie sehr er Hochmut hasst. Darauf sind wir am Anfang schon eingegangen. Das hilft mir, nach Demut zu streben.
Ich strebe nach Demut, indem ich Möglichkeiten nutze, mich zu demütigen. Zum Beispiel, indem ich Fehler zugebe oder – wie wir schon gesagt haben – meine Grenzen benenne und mit Gott darüber spreche. Erfolg, Wissen und Geld geben mir nicht das Recht, auf andere herabzuschauen. Diese Dinge hat Gott mir geschenkt.
Eine weitere Hilfe, demütiger zu werden, ist, anderen öffentlich dafür zu danken, dass sie Teil eines Erfolges waren. Wenn ich dann in der letzten Reihe sitze und mich von Herzen darüber freuen kann, dass andere gelobt werden für das, was sie gut gemacht haben – obwohl es doch meine Idee war – dann hat Gott etwas mehr Demut in mir wirken können.
Das ist doch klasse, denn es ehrt Gott. Ich weiß, es ist viel leichter gesagt als getan. Aber vor allem, um demütiger zu werden, darf ich beten: „Herr, lass mich werden wie du.“ Dann komme ich gar nicht daran vorbei, demütiger zu werden.
Indem ich das bete, mache ich deutlich, dass ich es selbst nicht kann und Gottes Hilfe brauche. Aber Gott will mir helfen, demütiger zu werden, denn das entspricht seinem Wesen.
Ich muss eigentlich, wie es eben gesagt wurde, nur darum beten, nahe bei Jesus zu bleiben. Die Gelegenheiten, die er mir dann schenkt, um mich zu demütigen, darf ich als Möglichkeiten sehen, geistlich zu wachsen.
Das war unser Podcast diesmal zum Thema Demut. Jetzt machen wir den Schluss mal ein bisschen anders.
Ihr könnt euch heute gerne selbst einstufen, wenn ihr möchtet, auf einer Skala von eins bis zehn: Wie demütig seid ihr denn? Die Einstufung ist schwierig, oder? Beim Thema Demut bedeutet eins: absolut nicht demütig, und zehn: sehr demütig, aber das ohne Hochmut zu beantworten – oi, okay.
Ihr seht also das Problem. Aber es ist vielleicht doch ganz gut im Umgang miteinander. Wie gehe ich mit dem anderen um? Schätze ich ihn wirklich höher? Es lohnt sich, mal zu reflektieren, wo man selbst steht und was man konkret unternehmen kann, um demütiger zu werden und in der Demut zu wachsen.
Ihr könnt uns auch gerne schreiben: Was ist denn Demut für euch? Welche Erlebnisse habt ihr? Welche Anschauungsbeispiele für Demut haben euch beeindruckt? Das könnt ihr uns schicken unter podcast@efa-stuttgart.de. Das wäre auch recht spannend, denn ich finde, oft ist es schwierig, in der Theorie etwas zu hören. Zum Beispiel: Hier hat mir das Beispiel Jesu geholfen. Oder ein anderes Beispiel. Am Beispiel weißt du dann auf einmal, wie du es machen kannst. Das andere bleibt oft sonst in der Theorie.
Wir freuen uns, wenn ihr am nächsten Mittwoch wieder beim nächsten Podcast dabei seid und wünschen euch bis dahin Gottes Segen.