Einführung in die Frage nach dem Weihnachtsfest
Sollten Christen Weihnachten feiern? Antworten auf fünf Fragen aus der Theologie, die dich im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den 25. Dezember. Sollten wir als Christen Weihnachten feiern?
Gestern ging es um die Frage, ob Weihnachten in der Bibel gefeiert wird. Die Antwort darauf ist eindeutig: Nein, wird es nicht. Gleichzeitig wird jedoch das Weihnachtsevent, also die Geburt Jesu, als Ereignis in der Bibel herausgestellt und auf besondere Weise begangen.
Außerdem gibt es in der Bibel kein Verbot, neue Feiertage einzuführen. Vielmehr ist das Weihnachtsfest, wie überhaupt die persönliche Haltung zu Feiertagen, ein Mittelding. Jeder darf seiner eigenen Meinung gewiss sein.
Sobald man das sagt, kommt jedoch ein Gegenargument. Es lautet etwa so: Es kann ja sein, dass Gott nichts gegen neue Feiertage hat. Aber wer Weihnachten am 25. Dezember feiert, der feiert eigentlich nicht Weihnachten, sondern ein heidnisches Fest. Und weil man heidnische Feste nicht feiern darf, ist Weihnachten feiern falsch. Schlimmer noch: Jeder, der Weihnachten feiert, wird zum Götzenanbeter.
Was machen wir mit diesem Vorwurf? Ganz einfach: Wir nehmen ihn auseinander.
Historische Fakten zur Entstehung des Weihnachtsdatums
Und um es gleich deutlich zu sagen: Wenn jemand euch weismachen will, dass im Römischen Reich am 25. Dezember irgendein Fest gefeiert wurde, dann lasst euch die Quellen zeigen.
Warum ist das wichtig? Weil wir im Internet und in den Printmedien immer wieder zu genau diesem Thema falsch informiert werden.
Betrachtet man die antiken Quellen, die uns vorliegen, zeigt sich, dass es in der Zeit vor Kaiser Konstantin kein heidnisches Fest am 25. Dezember gab. In der Antike war der 25. Dezember der Tag der Wintersonnenwende. Heute fällt die Wintersonnenwende auf den 21. Dezember.
Die unterschiedlichen Daten hängen damit zusammen, dass im 16. Jahrhundert durch Papst Gregor XIII. eine Kalenderreform durchgeführt wurde. Dabei wurden Weihnachten und die Wintersonnenwende zeitlich auseinandergerückt.
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass man denkt, alle Heiden müssten einen Tag wie die Wintersonnenwende feiern. Doch für ein solches Fest gibt es keine historischen Quellen. Und mit „keine“ meine ich wirklich keine.
Falsche Behauptungen zu heidnischen Festen am 25. Dezember
Gern wird behauptet, dass am 25. Dezember der Geburtstag eines Gottes namens Mithras gefeiert worden sei. Das ist falsch!
Bei Mithra oder Mithras handelt es sich in Wahrheit um unterschiedliche Götter, für die kein bekannter Geburtstag existiert. Dasselbe gilt für andere Götter, von denen behauptet wird, sie seien alle am 25. Dezember geboren worden. Das sind alles Mythen.
Das stimmt weder für Horus, noch für Dionysos, Krishna, Attis oder andere, die manchmal in diesem Zusammenhang genannt werden.
Wurden am 25. Dezember nicht die Saturnalien gefeiert, also ein Fest zu Ehren des Saturn? Die Antwort lautet: Nein.
Zwar gibt es die Saturnalien, aber sie wurden am 17. Dezember gefeiert. Da es bei diesem Fest vor allem darum ging, ausgelassen zu feiern, wurde der eigentliche Feiertag allmählich zu einer Feierwoche ausgeweitet. Dennoch fanden die Saturnalien nie am 25. Dezember statt.
Die Frage nach einem Fest zu Ehren des Sonnengottes
Ja, aber was ist mit einer Feier zu Ehren des Sonnengottes? Diese fand doch am fünfundzwanzigsten Dezember statt.
Gute Frage. Die Datenlage ist jedoch ausgesprochen dünn. Der erste Hinweis auf einen solchen Feiertag zu Ehren eines Unbesiegten stammt aus dem Jahr 354 nach Christus. Man geht davon aus, dass es sich hierbei um die Sonne und damit um den Sonnengott handelt.
Interessanterweise findet sich in demselben Dokument, dem sogenannten Kalender des Philokallos, bereits für den fünfundzwanzigsten Dezember der Hinweis auf das Weihnachtsfest. Wir wissen also nur, dass im vierten Jahrhundert die Christen am fünfundzwanzigsten Dezember die Geburt Christi feierten.
In dem Kalender steht außerdem, ich zitiere: "Dreißig Spiele wurden zum Geburtstag des Unbesiegten bestellt." Mehr Informationen haben wir nicht. Was genau gefeiert wurde und für wen, wissen wir nicht.
Die Entstehung des Weihnachtsdatums in der frühen Kirche
Wenn es kein heidnisches Fest am fünfundzwanzigsten Dezember gab, warum haben die Christen dann genau an diesem Tag den Geburtstag Christi gefeiert?
In einer Textsammlung mit dem Titel „Die Feier der Geburt Christi in der alten Kirche“ heißt es dazu in der Einleitung treffend: „Die Frage, wann und wie es zur Herausbildung der Feier der Geburt Jesu am fünfundzwanzigsten Dezember in der frühen Kirche kam, gehört zu den dunkelsten und daher zu den interessantesten der kirchengeschichtlichen Forschung.“
Das bedeutet, dass wir den fünfundzwanzigsten Dezember als Datum für die Geburt Christi bereits Anfang des dritten Jahrhunderts bei Hippolyt von Rom finden. Allerdings waren sich die ersten Christen über den Termin nicht einig. Verschiedene Vorschläge standen im Raum.
Warum die Christen aus all diesen Vorschlägen irgendwann begannen, gerade den fünfundzwanzigsten Dezember zu feiern, darüber können wir nur spekulieren. Es lag aber definitiv nicht daran, dass sie ein heidnisches Fest verchristlichten. Stattdessen gab es innerhalb des frühen Christentums eine starke Tradition, die in eine andere, völlig unheidnische Richtung weist.
Jüdische Traditionen als Grundlage für das Weihnachtsdatum
Diese Tradition beruht auf der Vorstellung im Judentum, dass ein Prophet an dem Tag stirbt, an dem er gezeugt wurde. Jesus soll nach dem jüdischen Kalender am vierzehnten Nisan gestorben sein. Das entspricht dem fünfundzwanzigsten März.
Dieser Termin ist auch der Zeitpunkt, an dem viele Konfessionen das Verkündigungsfest feiern, also das Fest der Empfängnis Jesu. Wenn man davon ausgeht, dass Propheten an dem Tag sterben, an dem sie gezeugt wurden, kann man einfach rechnen: Man nimmt den Todestag und zählt neun Monate hinzu.
So gelangt man vom fünfundzwanzigsten März auf den fünfundzwanzigsten Dezember. Dieser Tag wurde dann als Geburtstag Jesu festgelegt.
Diese Erklärung gilt derzeit als die beste Begründung dafür, wie die ersten Christen den Termin des Weihnachtsfestes auf den fünfundzwanzigsten Dezember legten.
Fazit zur Herkunft und Bedeutung von Weihnachten
Also halten wir fest: Ist Weihnachten eigentlich ein verkapptes heidnisches Fest? Nein, ist es nicht. Dafür gibt es in den historischen Quellen keine Belege.
Wir wissen zwar nicht genau, warum die Christen anfingen, die Geburt Jesu am 25. Dezember zu feiern, aber es ging ihnen nicht darum, ein heidnisches Fest zu kapern. Wozu auch? Auch heute würde ja niemand auf die Idee kommen, ein neues christliches Fest genau auf den Tag des Zuckerfestes zu legen, um damit Moslems zu gewinnen. Das wäre ein völlig abwegiger Gedanke.
Und noch etwas: Selbst wenn es wahr wäre, dass die Christen ganz bewusst ihr Weihnachtsfest auf einen bekannten heidnischen Feiertag gelegt haben — bedeutet das dann, dass ich ein heidnisches Fest feiere, nur weil es zufällig derselbe Tag ist? Kommt es nicht vielmehr darauf an, was ich feiere und auf meine Motive?
Was ich sagen möchte, ist Folgendes: Erstens wurde am 25. Dezember kein heidnisches Fest gefeiert, das Christen durch Weihnachten ersetzt haben. Und zweitens — selbst wenn sie es getan hätten — wäre mir das ziemlich egal. Einfach deshalb, weil es keine Rolle spielt, nur weil irgendjemand irgendeinem Gott irgendein Fest feiert. Und zwar zu derselben Zeit, zu der ich die Geburt meines Gottes feiere. Das hat schlichtweg null Bedeutung für mich und für mein Fest.
Praktische Anregung zum Umgang mit Weihnachten heute
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wie du in dieser Weihnachtswoche trotz des vielen Trubels das Wesentliche nicht aus den Augen verlierst.
Das war es für heute.
Ein Tipp: Für alle Abonnenten habe ich auf meinem YouTube-Kanal heute wieder ein interessantes externes Video verlinkt.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.