
Der Herr ist mein Hirte. Mit diesen Worten beginnt der vermutlich bekannteste Psalm.
Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Psalm an Krankenbetten, bei Sterbenden und bei Menschen, die sich in schwierigen Situationen befanden, gelesen habe. Die einfachen Bilder treffen mit sanfter Wucht unsere Herzen. Sie vermögen zu trösten, zu ermutigen und Licht in einen düsteren und schweren Lebensabschnitt zu bringen.
Die äußere Not wird dadurch nicht beseitigt, doch unser Blickwinkel kann sich ändern, wenn wir unsere Herzen öffnen. So gewinnen wir neue Kraft und werden ermutigt, durchzuhalten.
Hören wir zuerst auf die eindrücklichen und berührenden Worte dieses Psalms, der vom König David stammt:
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wandere im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück,
denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
König David gehört zu den Personen, die uns im Alten Testament begegnen und die besonders schwierige Lebensabschnitte durchleiden mussten. Sein Leben war ein ständiges Auf und Ab. Er musste viel Geduld aufbringen, um König zu werden.
Gott hatte ihm das versprochen und ließ ihn zum König salben. Dennoch vergingen noch einige Jahre, bis er tatsächlich König wurde – zunächst nur über seinen Stamm, Juda und Benjamin. Erst später erkannten auch die anderen Stämme ihn als König an, und dann konnte er über das ganze Volk Israel herrschen.
Später machte ihm sein Sohn Absalom den Thron streitig, sodass David vor ihm fliehen und Jerusalem verlassen musste. Was für eine Tragödie! Sein Sohn schändete in aller Öffentlichkeit seine Frauen.
Ich könnte noch viele andere Beispiele nennen, wie Davids Leben von Höhenflügen und Tiefschlägen geprägt war. Dieser Mann, dessen Leben von Glück und Leid gleichermaßen gezeichnet war und der oft nicht wusste, in welche Richtung sich sein Leben entwickeln würde, hatte eine wichtige Konstante in seinem Leben – egal, ob er im Glück war oder in der Not.
Diese Konstante zog sich durch sein ganzes Leben: Der Herr ist mein Hirte. Wann immer auch, er ist mein Hirte.
Und wenn David von Gott als einem Hirten spricht, dann hat er eine klare Vorstellung davon, was er damit meint. David selbst war in seinen jungen Jahren Hirte. Er wusste, dass die Schafe nicht für sich selbst sorgen konnten, sondern dass der Hirte sie so leitet, dass sie alles bekommen, was sie zum Überleben brauchen.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er wird für mich sorgen, denn er weiß, wo die guten Weiden sind, und er treibt mich dorthin. Er behält jedes einzelne Schaf seiner Herde im Blick und führt die Herde an die nahrhaften Plätze. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser.
Der gute Hirte versorgt das Schaf mit allem, was es zum Leben braucht: Weide und frisches Wasser. Dann sind die Schafe glücklich. Gott ist der Hirte, und David ist sein Schaf. David ist sich dessen gewiss, dass Gott genau weiß, was er braucht.
David spricht hier nicht von der Versorgung mit Essen und Trinken, denn das war tatsächlich selten sein Problem. Ein König musste in der Regel nie hungern, außer er war gerade gefangen. Aber hier wird nicht von Nahrung im physischen Sinne gesprochen.
Er spricht von einer anderen Nahrung, nämlich der Nahrung für die Seele. Er erquicket meine Seele, er erfrischt meine Seele. Im Alten Testament beschreibt das Wort „Seele“ den Menschen mit Leib und Seele. Die Menschen zur Zeit des Alten Testaments unterschieden nicht so deutlich zwischen Seele, Geist und Körper wie wir heute.
David meint, dass dieser großartige Hirte für den ganzen Menschen sorgt. Er schenkt die nötige Kraft und bringt das, was zerbrochen ist, wieder in Ordnung. Den Menschen, der am Boden zerstört ist, richtet er wieder auf. So können Geborgenheit und Frieden einkehren.
Ob David seinen Weg verstehen kann und ob er für das Geschehen eine Erklärung hat, ist gar nicht so wichtig. Es ist nämlich nicht entscheidend, dass wir unser Leben immer erklären können, auch wenn wir das oft meinen.
Wir glauben häufig, wir müssten über alles, was wir erleben, irgendeinen Sinn finden oder eine Idee haben. Wir versuchen zu erklären, warum Gott dies getan hat oder jenes nicht. Dabei entstehen manchmal so fromme Ideen, dass einem fast übel werden kann.
Wir müssen unser Leben nicht immer erklären. Wir können auch leben, ohne den Sinn in allem zu entdecken. Das einzig Wichtige ist, dass wir wissen, wem wir vertrauen: diesem guten Hirten, der uns auf rechter Straße führt. Ob wir das verstehen können oder nicht, ist egal. Ob wir einen Sinn darin finden oder nicht, ist ebenfalls egal. Er ist unser Hirte, und er führt uns auf rechter Straße.
Unser Leben als Christen könnte manchmal viel entlasteter sein, wenn wir einfach unser Vertrauen in Gott setzen. Wir sollten darauf vertrauen, dass er uns richtig führt, auch wenn wir die Welt um uns herum nicht verstehen und wenn alles anders läuft, als wir denken.
Egal, ob David seinen Weg analysieren oder erklären kann, eines ist ihm ganz wichtig: Er weiß, dass Gott ihn richtig führen wird. Er weiß, dass Gott gute Absichten hat – und das wusste er auch, als er von seinem Sohn Absalom fliehen musste, Jerusalem verlassen und nicht wusste, ob er je wieder zurückkehren würde. Auch damals wusste er: Er führt mich auf gutem Weg.
Gott tut das aber nicht nur für David, sondern macht sich dadurch erkennbar. David sagt: „Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.“ Genau wegen dieser Aussage habe ich diesmal die Luther-Übersetzung gewählt, weil andere Übersetzungen das ein bisschen anders wiedergeben, und das gefällt mir nicht ganz.
Denn genau dieser Gedanke ist für mich entscheidend: um seines Namens willen. Gott hilft nicht nur dir, weil er dir helfen will, sondern auch um seines Namens willen. Es geht immer, immer, immer auch um die Ehre Gottes.
Ich erinnere mich noch gut, als ich jung im Glauben war – ich weiß es noch genau, als wäre es heute gewesen. Ich war auf einer Konferenz in Deutschland, irgendwo in der Prärie. Dort sprach Professor Rohrbach, ein gläubiger Mathematiker. Zum ersten Mal wurde ich durch ihn auf eine neutestamentliche Stelle aufmerksam, die mir sehr wichtig wurde: Es geht immer um die Ehre Gottes.
Dieser Satz ist mir im Hinterkopf geblieben. Ich habe meine Bibel mit diesem Gedanken gelesen: Es geht um die Ehre Gottes. Und es stimmt. Um seines Namens willen. Es geht um die Ehre Gottes.
Unser Leben soll sich um Gott drehen und nicht Gott um uns. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir als Christen so leben, als müsste sich Gott um uns drehen. „Jetzt bin ich gläubig geworden, und jetzt muss Gott dafür sorgen, dass bei mir alles funktioniert.“ Aber eigentlich ist es umgekehrt.
Ich habe Gott gefunden. Er hat mich erlöst, und jetzt drehe ich mich um Gott. Das ist eigentlich die richtige Perspektive.
Das hatte schon Mose begriffen. Als diese Eliten in der Wüste sich einen Götzen machten, den sie anbeteten und damit Gott verwarfen und ihn einfach beleidigten – der sie aus Ägypten geführt hatte –, wurde Gott zornig. Er sagte zu Mose: „Ich will meinen Zorn über sie ausschütten und sie vernichten.“
„Versuch nicht, mich davon abzubringen“, warnte er ihn. „Mit dir, Mose, will ich neu beginnen und deine Nachkommen zu einem großen Volk machen.“ Darüber hätte sich Mose eigentlich freuen können, denn das Volk war wirklich lästig. Immer wieder beschimpften sie ihn, versuchten ihn sogar einmal zu töten.
Da hätte er endlich einmal das Volk losgehabt, und Gott hätte ihm dann sogar noch versprochen: „Guck, ich mache mit dir weiter. Hast du mal das lässige Volk los, das mich auch ärgert, dann hast du deine Ruhe. Dann kannst du dein eigenes Volk aufbauen, das nur direkt von dir abstammt.“ Doch Mose wollte das nicht akzeptieren. Er tat genau das, was ihm Gott verboten hatte: Er versuchte, Gott jetzt umzustimmen.
Offensichtlich beeindruckte das Gott nicht, denn er hatte gesagt: „Versuch mich ja nicht, mich umzustimmen.“ Jetzt versuchte es Mose trotzdem. Mose flehte aber nicht für das Volk Israel, denn er wusste, der Zorn Gottes war gerechtfertigt. Mose flehte für Gott, denn sein guter Ruf stand in Gefahr.
Was sollen die Völker über den Gott Israels denken, wenn er sein Volk mit großer Macht und Kraft auf spektakuläre Weise aus Ägypten führt, mit den zehn Plagen das Meer teilt, sie dort vor den Ägyptern rettet – und danach sie in der Wüste tötet? Was sollen die Menschen denken? Was sollen die Heiden denken? Sie sind komplett irritiert!
Mose lehrte Gott an, dass er seinem gerechten Zorn nicht freien Lauf lassen sollte, der wohl berechtigt ist. Er begründete das so: „Du willst doch nicht, dass die Ägypter von dir sagen, du hast sie nur herausgeführt, um sie dort am Berg zu töten und völlig vom Erdboden auszurotten. Was würden die Heiden über dich denken, Gott? Das würde deinen Namen zerstören. Die Menschen würden nur deinen Zorn sehen, aber nichts von deiner Gnade, Liebe und Barmherzigkeit erfahren. Tu es nicht um deines Namens willen! Wir hätten es verdient, aber dein Name muss geehrt sein, auch vor den Ägyptern.“
Gott half ihnen. Da sah der Herr davon ab, seine Drohungen wahrzumachen, und vernichtete sein Volk nicht.
Übrigens hat hier Mose die Rolle von Jesus, dem Mittler zwischen Gott und den Menschen. So fleht Jesus für uns bei Gott: „Herr, bewahre sie, bewahre meine Nachfolger um deines Namens willen.“
Gott erbarmte sich um seines Namens willen. Das tat er bereits zuvor, als die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten vor dem Schilfmeer standen und Gott durch ihren Ungehorsam beleidigten. Trotzdem half Gott ihnen.
Warum tat er das? Im Psalm 106 heißt es, dass er ihnen half, um seines Namens willen, damit er seine Macht kundtun könne. Alles, was wir tun – auch in der Anbetung mit Lobpreis – tun wir um seines Namens willen. Damit sein Name gelobt wird und wir in die Welt hinaussingen, was Gott für uns getan hat.
Als Christen sollten wir wissen, dass es im Leben nicht darum gehen kann, dass alle unsere Wünsche und Sehnsüchte erfüllt werden. Vielmehr geht es darum, dass wir durch unser Leben Gott ehren.
So betet der Apostel Paulus für die Christen in Philippi: „Ich bete zu Gott, dass eure Liebe immer reicher wird an Einsicht und Verständnis. Dann könnt ihr in jeder Lage entscheiden, was das Rechte ist, und werdet an dem Tag, an dem Christus Gericht hält, rein und ohne Fehler dastehen, reich an guten Werken, die Jesus Christus zum Ruhm und zur Ehre Gottes durch euch gewirkt hat.“ (Philipper 1,9-11)
Zum Ruhm und zur Ehre Gottes durch euch!
Bei allen wichtigen Entscheidungen, die wir im Leben treffen, sollten wir überlegen, ob wir dadurch Gott ehren. Wenn wir Gott nicht ehren würden, sollten wir uns anders entscheiden – auch wenn der ursprüngliche Weg scheinbar der schönere wäre.
Die Wege, die Gott uns führen will, sind immer die besseren Wege. Immer.
Gott wird unser Leben erfrischen, oder man könnte auch sagen, Gott wird unser Leben bereichern. Er, der Hirte, weiß, was das Beste für uns ist.
Als junger Mann war David ein leidenschaftlicher Hirte. Er riskierte sein Leben für seine Schafe. Als er gegen den Riesen Goliath kämpfen wollte, traute ihm der damalige König Saul das nicht zu. Übrigens war David nicht so klein, wie man oft denkt, und Goliath war nicht so groß, wie man annimmt. Dennoch war der Unterschied zwischen ihnen gewaltig.
David entgegnete Saul, um ihm zu zeigen, dass er den Kampf wohl bestehen würde, Folgendes: „Mein König, als ich die Schafe meines Vaters hütete, kam es vor, dass ein Löwe oder Bär sich ein Tier aus der Herde holen wollte. Dann lief ich ihm nach, schlug auf ihn ein und rettete das Opfer aus seinem Rachen. Wenn er sich wehrte und mich angriff, packte ich ihn an der Mähne und schlug ihn tot.“
Das ist ein Hirte! Mit dieser Vorstellung schrieb David den Psalm „Der Herr ist mein Hirte“. Er weiß genau, wovon er spricht. Der gute Hirte lässt seine Schafe nie im Stich. So leidenschaftlich, wie David sich für seine Schafe einsetzte, so leidenschaftlich hilft Gott in dieser Szene dem Vertrauen.
„Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich.“ Mit deinem Stecken und Stab hältst du mir den Raum frei, du führst mich, holst mich von Gefahren zurück und schlägst die Feinde in die Flucht.
David weiß: Wenn es schwierig wird und die Feinde übermächtig sind, dann wird sein Hirte die Feinde in die Flucht schlagen. Gott wird nicht zulassen, dass sich jemand zwischen ihn und seine Schafe stellt. Er wird wie David als Hirte die Schafe dem Löwen oder Bären entreißen.
Das gilt auch für uns Christen, denn Jesus ist unser guter Hirte. Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Meine Schafe hören meine Stimme, ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Niemand.“
Und es wird der Tag kommen, an dem für alle sichtbar wird, wie fürsorglich Gott zu denen ist, die ihm vertrauen. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde, du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.
Dies kann auch in gewissen Lebensabschnitten für die Feinde sichtbar werden. Bei David war das bestimmt so, als er seine Feinde mit der Hilfe Gottes besiegte, große Siege feierte und sein Reich immer größer wurde. Doch David erlitt auch große Rückschläge. Dann war es für die Feinde nicht sichtbar, wie Gott ihm den Tisch deckte.
Es ist also nicht der Fokus. Vermutlich geht es nicht um die Vorstellung, dass Gott, wenn gerade meine Feinde da sind, mir sofort einen Tisch deckt, sodass alle das sehen. Und dann denken die anderen: „Was hat der Jürich jetzt alles, und wir nicht? Das ist ja wirklich ärgerlich.“
Das „im Angesicht seiner Feinde“ ist nicht als Provokation gegenüber dem Feind gemeint. Vielmehr ist es die Idee: Trotz der Feinde ist mein Tisch immer voll. Die Feinde merken das gar nicht, aber ich weiß es.
Du erquickst meine Seele, ich habe genug. Gott sorgt für mich. Ob die Feinde das sehen oder nicht, ist nicht relevant. So geht es uns als Christen: Wir erfahren, dass Gott uns einen reichen Tisch bereitet. Die Feinde sehen das nicht, sie verstehen es nicht. Sie können nicht begreifen, dass wir uns an Dingen freuen können, die ihnen nichts geben.
Bibel lesen – was ist das? Gibt es etwas Langweiligeres? Ja, bestimmt, viel Langweiligeres gibt es übrigens. Aber als Christ liest man manchmal auch durchwachsen die Bibel. Im Grunde lesen wir das Ganze für uns selbst. Gott deckt uns den Tisch im Angesicht der Feinde, und die merken nicht einmal, wie gut wir ernährt sind.
Was wir an Reichtum bekommen, bleibt oft verborgen, und...
Deshalb schreibt Johannes: Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder, aber es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
Wenn es dann so weit ist, werden wir zum großen Fest bei Jesus eingeladen sein. Alle, die Jesus abgelehnt haben, werden leider zusehen müssen.
Eines ist ganz sicher: Gott lässt seine Leute nicht im Stich. Er ist ein guter und fürsorglicher Hirte. Wenn es nötig ist, reißt er uns aus dem Rachen der Feinde – so wie David es bei seiner Herde tat.
David wusste, dass es sich lohnt, ganz und gar Gott zu vertrauen. Er wusste, dass Gott ihn reich beschenken wird. Ein Mensch, der Gott vertraut, tut das, weil er weiß, dass Gott Gutes im Sinn hat. Sonst würde er ihm nicht vertrauen wollen.
Seien wir doch ehrlich: Wer wollte Gott vertrauen, wenn er davon ausgehen müsste, dass Gott ihn unablässig schlägt, wenn er ihm vertraut? Wer würde ihm vertrauen, wenn er annimmt, dass ihm jemand Böses antun will? Wir vertrauen Gott, weil wir wissen, dass er ein guter Gott ist. Er hat gute Gedanken über uns.
Im Hebräerbrief heißt es: Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er die belohnt, die ihn aufrichtig suchen. Er muss glauben, dass Gott ein guter Gott ist.
Derjenige, der gesagt hat, dass Gott nicht gut ist, ist der Teufel. Er sagte zu Eva: Sollte Gott gesagt haben, du sollst nicht von dieser Frucht essen? Das hat Gott nur gesagt, weil er dir das Beste nicht geben will, weil Gott nicht so gut ist, wie du denkst.
Deshalb ist die Antwort des gläubigen Menschen: Gott ist gut. Ein Lied, das wir oft singen, lautet: Gott ist gut. Das ist unsere Antwort. Wir glauben dieser Lüge der Schlange nicht. Gott ist gut, er meint es gut mit uns Menschen.
David wusste, dass Gott ihn belohnen wird. Das gilt bereits in diesem Leben. „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.“ Ich muss es nochmals betonen: David, einer der reichsten, wenn nicht der reichste und mächtigste Mann seiner Zeit, konnte dies nicht materiell verstehen. Er hatte Gold im Überfluss, Berge von Silber, Bedienstete und Knechte. Doch das war nicht, was er brauchte.
David spricht von einer ganz anderen Qualität. „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.“ Und das gilt erst recht für das Leben in der neuen Welt. „Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ Das Ziel des Lebens liegt im Jenseits, und dieses Jenseits wird auf der neuen Erde sein. Dort wird Gott bei uns sein, und wir bei ihm. So sah es Johannes in seiner Vision:
Vom Thron her hörte ich eine mächtige Stimme rufen: „Seht, die Wohnung Gottes ist jetzt bei den Menschen. Gott wird in ihrer Mitte wohnen, sie werden sein Volk sein, ein Volk aus vielen Völkern, und er selbst, ihr Gott, wird immer bei ihnen sein.“
„Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar“, ewig. Dann sind wir am Ziel angekommen. Wir werden für immer im Hause des Herrn sein.
Deshalb lese ich diesen Psalm sehr gerne an Sterbebetten. Er zeigt uns, dass Gott uns durch das finstere Tal des Sterbens hindurchführen wird und wir am Ziel ankommen werden: „Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ Wer mit dem Herrn in Verbindung ist, „wer alles geschaffen hat und dem alles gehört, dem wird auch nichts fehlen.“ Das unterstreicht dieser Psalm mit seinen schlichten und eindringlichen Bildern und seiner Bildsprache.
Als Christen haben wir natürlich den besten Hirten: Jesus. Er selbst sagt: „Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte ist bereit, sein Leben für seine Schafe hinzugeben.“
Genau das hat Jesus für uns Menschen getan. Er hat sein Leben gegeben. Er ist nicht nur der Gute, sondern der beste Hirte. Er sorgt so leidenschaftlich für seine Schafe, dass er sogar für sie starb.
Diesen Gedanken finden wir im Segenswunsch am Schluss des Hebräerbriefes: „Gott ist es, der Frieden bringt. Er hat den großen Hirten der Schafe aus dem Reich der Toten herausgeführt“ – also die Auferstehung von Jesus, unseres Herrn. Durch sein Blut, das den ewigen Bund in Kraft gesetzt hat, mache er euch fähig, all das Gute zu tun, das ihm gefällt. Er erschaffe uns durch Jesus Christus, was ihm gefällt. Ihm gehört die Herrlichkeit für alle Ewigkeit.
Jesus, der große, gute Hirte, der für uns starb. Als Christen können wir in diesem Psalm Jesus als unseren Hirten sehen.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele und führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Ich bete mit uns: Ich möchte dir danken, Vater, dass du der gute Hirte bist. Du hast deinen Sohn, den großen Hirten, in diese Welt gesandt, Jesus Christus. Ich danke dir, Herr Jesus, dass du für uns gestorben bist.
Du hast alles gegeben. Du hast gezeigt, dass dein Wort, wenn du sagst: „Ich bin der gute Hirte“, nicht einfach leere Worthülsen sind, sondern dass du für uns am Kreuz gestorben bist. Du hast dein Leben für uns gegeben, damit wir unser schuldlos werdendes ewiges Leben bekommen.
Und du lässt uns auch nicht allein, sondern du bist der gute Hirte heute. Auch wenn wir nach Hause gehen in dieser Woche, ob wir Ferien machen, ob wir zu Hause bleiben, ob wir krank werden oder gesund sind, ob wir schwere Entscheidungen vor uns haben oder nicht – du bist unser Hirte und wirst uns richtig führen.
Wir danken dir und beten dich an. Amen.