Herr Präsident, liebe Geschwister, ich freue mich, heute Abend hier sein zu können. Ebenso freue ich mich, dass wir uns mit dem Thema der Wiederkunft des Herrn beschäftigen können.
Ich werde dieses Thema anhand des ersten Thessalonicherbriefes beleuchten. Dieser Brief spricht in jedem Kapitel von der Wiederkunft des Herrn.
Zunächst wollen wir uns ansehen, unter welchen Umständen diese Gemeinde überhaupt entstanden ist. Denn bereits das hat mit unserer lebendigen Hoffnung auf das Kommen des Herrn zu tun.
Anschließend wollen wir betrachten, wie der Glaube an die Wiederkunft des Herrn die Thessalonicher beeinflusst hat. Er hat sie angespornt, gestärkt und getröstet.
Entstehung der Gemeinde in Thessalonich und ihre Bedeutung für die Hoffnung
Die Gemeinde in Thessalonich entstand unter viel Widerstand. In Apostelgeschichte 17 wird beschrieben, wie es zur Entstehung dieser Gemeinde kam. Paulus war zuvor in Philippi gewesen, hatte dort das Evangelium gepredigt und deswegen Widerstand und Anfeindungen erfahren.
Er war zusammen mit Silas im Gefängnis gewesen und dann auf wunderbare Weise befreit worden. Dennoch hatte man ihn zusammen mit Silas und Timotheus aus der Stadt hinauskomplimentiert. Man machte ihnen klar, dass man nicht wollte, dass sie weiterhin von diesen Dingen redeten. Sie merkten, dass sie nicht willkommen waren.
Das ist eine sehr undankbare Situation, wenn man sich bemüht und einsetzt, weil man überzeugt ist, den Menschen das Wichtigste zu bringen, was es gibt – und dann nicht willkommen ist, sondern abgeschoben wird. Man hätte sehr gut verstehen können, wenn Paulus den Mut verloren hätte und gesagt hätte: „Es bringt ja nur Schwierigkeiten, unsere Botschaft ist nicht willkommen, was sollen wir da noch weitermachen? Wir kehren zurück, wir gehen nach Hause.“
Doch genau das tat der Apostel nicht. Er setzte seinen Weg fort, von Philippi entlang der Via Ignazia. Diese war eine wichtige Verkehrsstraße, die von Byzanz, dem heutigen Istanbul, in ostwestlicher Richtung bis an die östliche Adriaküste führte. Im heutigen Albanien hieß der Ort damals Dürrachium, heute Durazzo.
Entlang dieser Straße zog Paulus weiter, etwa 150 bis 160 Kilometer bis Thessalonich. Ob zu Fuß oder auf einem Reisekarren, wissen wir nicht, aber es war eine längere Reise. Sie waren eine Weile unterwegs, dann sahen sie vor sich die weißen Häuser und roten Dächer, die im Sonnenschein blinkten – die Stadt Thessalonich.
Sie wussten nicht, was wir inzwischen wissen: dass durch die Predigt des Evangeliums dort eine Gemeinde entstehen würde. Sie gingen einfach im Glauben und Gehorsam an ihren Auftrag und predigten dort.
Und ich frage mich, wir fragen uns wohl alle: Was war es, das den Apostel in Gang hielt? Nun, Verschiedenes natürlich. Der Trost und die Ermunterung des Heiligen Geistes, sein Glaube und ganz sicher auch seine Gewissheit vom Kommen Jesu.
Er wartete auf das Kommen des Herrn. „Mein Herr kommt“ – das muss ihn in diesen Tagen besonders beschäftigt haben. Das schließe ich daraus, dass er im 1. Thessalonicherbrief, der kurz danach entstand, so häufig von der Wiederkunft Jesu spricht. Das muss ihn sehr beschäftigt haben.
Er musste besonders daran gedacht haben, wie wunderbar es ist, das zu wissen. Und aus diesem Wissen, aus dieser Überzeugung schöpfte er Mut und Kraft, fortzufahren, weiterzumachen und nicht aufzugeben.
Die Autoren der biblischen Bücher waren durch Gottes Geist inspiriert. Das heißt aber nicht, dass sie bloße Schreibmedien waren, die nicht wussten, was durch sie floss. Der Geist Gottes, wenn er uns erfüllt und inspiriert, macht uns erstens ganz wach und klar bei Verstand. Dann gebrauchen wir unseren Verstand.
Es ist so, dass die Dinge, die in unseren Herzen und Sinnen sind, vom Geist Gottes verwendet werden. So machte er Paulus zum tüchtigen Diener an der Versammlung in Thessalonich. Paulus schrieb zu ihnen von dem, was ihn und auch sie in besonderer Weise ermuntern, stärken und trösten würde: das Kommen Jesu Christi.
Das Kommen des Herrn als zentrales Thema des ersten Thessalonischer Briefes
Wir wollen uns diesen Blick auf den Brief einmal in Form einer Tabelle ansehen. Diese Tabelle macht deutlich, wie das Kommen des Herrn im Mittelpunkt der Belehrungen dieses Briefes steht. Es ist das Grundmotiv, das sich durch den gesamten Brief zieht. Siebenmal spricht Paulus insgesamt davon, mindestens einmal in jedem Kapitel, in zwei Kapiteln sogar zweimal.
Im ersten Kapitel erfahren wir, dass die Predigt auch in Thessalonich unter Drangsal geschah – ähnlich wie damals oder zuvor in Philippi. Dort wird uns gesagt, dass die Thessalonicher das Wort Gottes unter viel Drangsal aufgenommen haben. Von den irdischen Aussichten her war dieses Evangelium also nicht besonders verlockend. Aber zu diesem Evangelium musste etwas gehört haben, das stärker war als die Drangsal. Dazu gehört auch das Wissen: Unser Herr kommt.
Er wird uns zu sich nehmen, wir werden bei ihm sein, dann werden wir mit ihm erscheinen. Dann wird er sein Reich aufrichten, und es wird keine Sünde mehr geben, kein Böses mehr, nichts, das sich gegen Gott erhebt. Dieses Wissen war ein Bestandteil der Lehre, der Verkündigung und der Predigt des Apostels. Schon im ersten Kapitel spricht Paulus davon: Ihr habt das Evangelium unter vieler Drangsal aufgenommen. Er sagt dort, dass sie durch den Glauben an den Sohn Gottes errettet wurden – und zwar errettet, um dem lebendigen Gott zu dienen und um Gottes Sohn aus dem Himmel zu erwarten. Das bedeutete ihnen etwas. Wir werden das heute Abend noch näher betrachten.
Im Kapitel 2 erzählt Paulus rückblickend, welchen Kampf sie hatten, um überhaupt das Evangelium zu ihnen zu bringen. Sie mussten gegen Anfeindungen, Widerstand und Verleumdungen ankämpfen. Das lässt sich aus allem schließen, was er dort sagt. Auch sie haben das Evangelium, wie die Apostel, unter vieler Drangsal gepredigt.
Doch wir sehen, dass im Zusammenhang mit der Drangsal und dem Kampf, den die Verkündigung des Evangeliums mit sich bringt, das Wissen um den kommenden Herrn dem Apostel und seinen Mitarbeitern Freude gab. Diese Freude führte dazu, dass sie sich diesem Herrn hingaben – im Dienst und in der Vorfreude auf sein Kommen.
Kapitel 3 spricht von der Drangsal, die die Thessalonicher auch weiterhin erlebten, nachdem die Gemeinde schon entstanden war und Paulus und seine Mitarbeiter weiterziehen mussten. Sie wurden weiterhin bedrängt. Paulus war besorgt, ob sie in dieser Bedrängnis wankend geworden seien. Es wäre menschlich durchaus naheliegend, dass sie sich sagten: Wenn der Glaube und das Bekenntnis zu Jesus Christus nur solche Drangsal bringt, dann lassen wir das lieber. Wir kehren zurück zum alten Lebensstil, gehen wieder zu unseren Freunden, besuchen ihre Symposien und Götzenfeste. Oder die bekehrten Juden kehren zurück in die Synagoge.
Der Brief entstand aus diesem Anlass. Paulus hörte, wie sie Bedrängnis hatten und von früheren Freunden und Bekannten bedrängt wurden. Deshalb sandte Paulus Timotheus nach Thessalonich, um zu sehen, ob sie noch fest im Glauben standen. Er erhielt Nachricht von Timotheus und schrieb daraufhin diesen Brief.
Im Kapitel 3 ist das besondere Thema die Befestigung in der Drangsal. Dazu gehört die Gewissheit vom Kommen des Herrn – befestigt in der Drangsal durch die Gewissheit seines Kommens.
Im Kapitel 4 spricht Paulus von den Pflichten. In den ersten drei Kapiteln hat er zurückgeschaut. Ich habe das hier unten so dargestellt: Ein Blick zurück in den ersten drei Kapiteln, wie die Thessalonicher errettet und im Glauben befestigt wurden. Die drei ersten Kapitel handeln also von der Vergangenheit.
Die Kapitel 4 und 5 blicken nach vorn und beantworten die Frage, wozu die Thessalonicher errettet und befestigt wurden. Kapitel 4 sagt: Um fortan in Heiligkeit zu leben. Das ist Gottes Wille – eure Heiligkeit. Hier sehen wir einen direkten Zusammenhang zwischen Heiligkeit, Heiligung und dem Wissen, das daherkommt. Zudem sind wir durch dieses Wissen auch getröstet, getröstet durch die Hoffnung seines Kommens.
Kapitel 5 spricht davon, dass der Herr auch kommen wird, nachdem er für die Gemeinde gekommen ist. Er wird auch für diese Welt kommen. Sein Kommen für diese Welt wird Gericht mit sich bringen. Es wird dieses Weltsystem als das offenbaren, was es immer war: gottfeindlich. Deshalb muss Gott es richten.
Im Licht dieses Tages, des Kommens des Herrn, lernen die Thessalonicher – und wir lernen – Nüchternheit. Sie lernen, die Welt richtig zu beurteilen, sich nicht betören oder betrügen zu lassen vom gegenwärtigen Zeitlauf. Wir werden nüchtern durch die Erwartung seines Kommens.
Ich habe das hier unten noch einmal so zusammengefasst: Die ersten vier Kapitel behandeln das Kommen des Herrn und die Gemeinde. Im Kapitel 5 geht es um das Kommen des Herrn und die Welt.
Das ist also das Hauptthema des ersten Thessalonicherbriefes. Wir wollen daher anhand dieses Briefes dieses Thema heute und morgen miteinander bedenken.
Dankbarkeit trotz Drangsal durch den Glauben an die Wiederkunft
Nun, wir haben auf dieser Folie gesehen, wie die Drangsal von Anfang an die Gläubigen begleitet hat – noch nicht die zweite Drangsal, aber dennoch eine Begleitung.
Und doch sagt Paulus im ersten Thessalonicherbrief, und es ist eigentlich erstaunlich, dass er gerade ihnen so etwas sagt, im Kapitel 5, Vers 17: Dankt in allem. Kann man das? Kann man denn dankbar sein, kann man Dank sagen, wenn man leidet, wenn man angefeindet wird, wenn man bedrängt wird, wenn man in Not ist? Ja, man kann danken.
Man kann danken, wenn uns der Blick des Glaubens gegeben wird. Zu diesem Blick des Glaubens, zu unserem Glauben, gehört die Überzeugung: Der Herr kommt wieder. Er kommt. Er ist Herr, er ist Herrscher, er hat jetzt schon alles in der Hand. Er lenkt unsere Geschicke, er ist im Regiment über allem, was in dieser Welt geschieht.
Wenn wir wissen, dass er kommt, dann können wir daraus auch schließen – und das wird an verschiedenen Stellen im Alten und im Neuen Testament gesagt –, dass alles, was uns unterwegs befällt, diesem Ziel zugeordnet ist: der Herr kommt. So macht uns also die Not, die Bedrängnis, die Drangsal passend für den Tag seines Kommens. Wir werden auf diesen Tag hin zubereitet durch sein Kommen.
Drangsal ist manchmal das Mittel, das der Herr verwendet, um uns überhaupt wachzuhalten. Und dann ist Drangsal das Mittel, um uns für jenen Tag und damit für unsere wirkliche, für unsere ewige Bestimmung zu erziehen. Wir werden beim Herrn sein. Und dann werden wir mit dem Herrn herrschen, mit Christus herrschen.
Wir sind dazu berufen, alles zu richten, auch ein Königtum zu setzen. Wisst ihr nicht, dass ihr die Welt richten werdet? Frau Paulus schreibt den Korinthern: Wisst ihr nicht, dass ihr Engel richten werdet? Wir müssen das ja irgendwann einmal lernen, wir müssen geschult werden für unsere große Aufgabe, die dann beginnt, wenn der Herr kommt. Dann beginnt ja erst unsere eigentliche Aufgabe.
Bis dahin, was wir jetzt in dieser Welt Tag für Tag leben, ist Voraussetzung und Vorbereitung dazu. So gewinnt also die Drangsal im Wissen um das Kommen des Herrn ein ganz neues Gewicht.
Drangsal tut zwar immer noch weh. Wenn es wehtut, tut es eben weh. Schmerz ist Schmerz, das ist so. Aber wir können mit dem Apostel sagen, dass die Beschwerden und die Drangsal durch das Wissen um das Kommen des Herrn und das Ziel aller Dinge an Gewicht verliert.
Die Drangsal erdrückt uns nicht mehr. Sie drückt uns, ja, aber sie erdrückt uns nicht mehr. Paulus sagt sogar im zweiten Korintherbrief, Kapitel 4, Vers 17: Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Drangsal bewirkt uns ein über die Massen überschwängliches ewiges Gewicht von Herrlichkeit.
Es kommt uns lang genug vor, aber verhältnismäßig ist es schnell vorübergehend. Es kommt uns schwer genug vor, aber gemessen am ewigen Gewicht der Herrlichkeit ist es leicht, sodass wir wirklich mit dem Apostel sagen können: Ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll (Römer 8,18).
Ich halte dafür – er hätte oder man hätte hier auch übersetzen können: ich rechne. Denn das ist es, was Paulus dort eigentlich sagt. Er sagt Logizomai, und das heißt: ich rechne, wie ein Buchhalter. Er rechnet einfach gut und richtig. Er legt das Gewicht der Drangsal und der Nöte und der Schwierigkeiten in diesem Leben links in die Waagschale, und er legt das Gewicht der kommenden Herrlichkeit rechts in die Waagschale. Dann merkt er: Diese beiden Größen lassen sich gar nicht miteinander vergleichen.
Diesen Blick gibt Paulus den Thessalonichern im ersten Thessalonicherbrief. Auch im zweiten spricht er von der Wiederkunft des Herrn.
Die Hoffnung der Thessalonicher als Ausdruck lebendigen Glaubens
Nun wollen wir das erste Kapitel aufschlagen. Man kann dort erkennen – nein, wir brauchen die Folien noch nicht. Wir können hier das Licht ausmachen, ja, danke.
Wir wollen jetzt einige Verse aus dem ersten Kapitel lesen, nämlich die ersten vier Verse des ersten Thessalonicherbriefes. 1. Thessalonicher 1,1-4:
Paulus und Silvanus und Timotheus, der Versammlung der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: Gnade euch und Friede!
Wir danken Gott allezeit für euch alle, euer Erwähnen in unseren Gebeten, unablässig eingedenk eures Werkes des Glaubens und der Bemühung der Liebe und des Ausharrens der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus vor unserem Gott und Vater, wissend, von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung.
Hier begegnet uns zum ersten Mal dieser Hinweis auf den kommenden Herrn. Das wird so ausgedrückt: das Ausharren der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus. Die Thessalonicher harrten aus in ihrer Hoffnung auf den Herrn. Das Wort Hoffnung bezieht sich auf den kommenden Herrn.
Die christliche Hoffnung ist die Wiederkunft Jesu Christi. Hoffnung bedeutet in der Sprache des Neuen Testaments Gewissheit bezüglich zukünftiger Dinge. Gewissheit in Bezug auf zukünftige Ereignisse – das ist die Bedeutung von Hoffnung.
Hoffnung ist also nicht das, was umgangssprachlich oft verstanden wird. Umgangssprachlich heißt hoffen, etwas wünschen oder erwarten, ohne sicher zu wissen, ob das Gewünschte eintreten wird. Zum Beispiel sagen wir: „Wir hoffen für den Gemeindeausflug auf schönes Wetter.“ Das ist umgangssprachlich völlig in Ordnung, aber wir wissen nicht, ob das schöne Wetter wirklich kommt.
Wenn wir jedoch im Neuen Testament lesen: „Wir hoffen auf den Herrn“ oder „die Hoffnung der Herrlichkeit“, dann bedeutet das nicht: „Ich wünschte, ich wäre dann auch dabei, aber ich kann es nicht wissen.“ Vielmehr heißt Hoffnung hier Gewissheit, überzeugt sein von zukünftigen Dingen.
So harrten die Thessalonicher aus, weil sie Hoffnung hatten auf den Herrn Jesus Christus. Hoffnung ist die erste der sieben Erwähnungen dieser Wahrheit im ersten Thessalonicherbrief: zweimal in Kapitel 1, zweimal in Kapitel 5 und je einmal in Kapitel 2, 3 und 4 – also insgesamt siebenmal in diesem relativ kurzen Brief.
Das zeigt, dass Paulus beständig in seinen Gedanken um diese Wahrheit kreist.
Die Bedeutung der Wiederkunft im Neuen Testament und in der heutigen Zeit
Das Thema des ersten Thessalonicherbriefes gehört zu den wichtigsten im Neuen Testament. Vor einigen Jahren habe ich das Neue Testament dahingehend durchgelesen. Man kann es so machen, wie mit einem Rechen durchzugehen und alle Stellen zu sammeln, in denen etwas über den kommenden Herrn, das kommende Gericht oder die kommende Herrlichkeit gesagt wird.
Ich habe dabei vierhundert Verse gefunden – vierhundert. Das Buch der Offenbarung habe ich dabei nicht gezählt, ebenso wenig die Endzeitreden des Herrn in den Evangelien. Jeden Vers habe ich mit einem Kreis markiert, um die Verszahlen nachzuzählen. So kamen 400 Verse im Neuen Testament zusammen. Das zeigt uns, dass wir eigentlich keinen Tag im Neuen Testament lesen können, ohne mindestens einmal daran erinnert zu werden, dass der Herr kommt, die Ewigkeit bevorsteht, die ewige Herrlichkeit oder auch die ewige Verdammnis und das ewige Gericht.
Diese Wahrheit hat großes Gewicht. Sie unterscheidet die christliche Botschaft und den christlichen Glauben grundlegend vom Glauben der Heiden. Die Heiden damals – die Griechen – und auch die heutigen Heiden glauben nicht an die Zukunft. Sie wollen gar nicht daran glauben, dass es so etwas gibt. Man kann mit Sicherheit sagen, dass unsere Zeitgenossen in einer Art diesseitsorientiert sind, wie es die Menschen in Europa wahrscheinlich nie zuvor waren.
So einseitig diesseitsorientiert, beschränkt auf dieses eine Leben, das irdische Leben, und auf die sinnlich wahrnehmbare Welt – das ist tatsächlich eine Beschränktheit. Man ist wirklich beschränkt, wenn man nur das kennt und dafür lebt. Doch das ist der Lebensinhalt von fast allen unseren Zeitgenossen, und das schlägt sich natürlich im gesamten Lebensgefühl nieder.
Vor einiger Zeit, als ich mich mit diesem Thema beschäftigte, sah ich ein Buch mit einem ziemlich interessanten Titel. Ich dachte: „Oh, worum geht es in diesem Buch?“ Dann las ich den kurzen Text im Katalog, in dem das Buch vorgestellt wurde. Das Buch kaufte ich nicht, ich dachte, es genügt zunächst, den Inhalt zu kennen. Ich schrieb mir aber den Titel und die Angaben auf.
Es handelt sich um das Buch einer gewissen Marianne Gronemayer. Sie hat einen Lehrstuhl in Wiesbaden, ich weiß nicht genau, was sie lehrt, vermutlich Gesellschaftswissenschaften. Das Buch trägt den Titel „Das Leben als letzte Gelegenheit“. Derjenige, der das Buch vorstellt, fasst den Inhalt so zusammen:
„Mit der Entdeckung des Lebens als biologischer Zeitspanne entstand ein stärkeres Bedürfnis nach der Absicherung des Lebens und nach der effektiven Nutzung der Lebenszeit. Die Angst, etwas zu versäumen, wurde zum Motor, das Lebenstempo zu beschleunigen und die Erlebnismöglichkeiten zu vervielfachen.“
Das ist sehr gut beobachtet und beschreibt wirklich das Lebensgefühl unserer Zeit. Es ist keine Entdeckung im eigentlichen Sinne, sondern eine Wahrheit – die Entdeckung des Lebens als biologische Zeitspanne. Wenn man wirklich glaubt, dass das Leben nur dieses biologische Leben ist, eine biologische Zeitspanne von höchstens 90 Jahren, manchmal etwas mehr, dann wird das Bedürfnis immer stärker, dieses Leben abzusichern.
Es kommt darauf an, ob man das Leben um fünf Jahre verlängern kann. Und es kommt darauf an, sich während dieser Lebensspanne vor allem Unangenehmem zu schützen, vor allem Dingen, die Schmerz verursachen könnten. Daher rührt auch das, was man mit Befremden immer wieder feststellt: Wie hysterisch der moderne Mensch auf Enttäuschungen reagiert, wie hysterisch auf Zurücksetzungen, auf Verlust und auf Krankheit.
Die Angst, etwas zu versäumen, wird wirklich zum Motor. Man meint, man müsse alles in dieses Leben hineinpacken – siebzig, achtzig Jahre – und alles gesehen und erlebt haben. Demgegenüber haben wir das wunderbare Wissen und die Gewissheit, dass dieses Leben kurz ist. Dieses Leben ist nur vorläufig. Alles, was wir in diesem Leben tun, ist vorläufig. Alles, was wir erarbeiten, alles, was wir aufbauen, unser Besitz – alles ist nur vorläufig.
Wir sind unterwegs. Dieses Leben ist kein Ziel und kein Selbstzweck. Das haben Menschen immer wieder gesagt. Ein sehr kluger Mann, den ich auch wegen seiner Dichtkunst bewundere, sagte einst: „Der Sinn des Lebens ist das Leben.“ Das ist natürlich eine große Dummheit, so etwas zu sagen. Aber sonst war dieser Mann sehr klug und scharfsinnig. Es war Heinrich Heine.
Damals, als er lebte, dachten nur wenige so. Die meisten Menschen in Europa waren damals irgendwie gottesfürchtig und wussten, dass es eine Abrechnung am Ende gibt, ein Jenseits, eine Ewigkeit und ein ewiges Leben. So lebten die Menschen damals ihr Leben auch unter dem Blickwinkel der Ewigkeit.
Heine war damals ein einzelner Vordenker. Heute denken fast alle so wie er: Der Sinn des Lebens ist das Leben.
Die Hoffnungslosigkeit der antiken und modernen Welt im Vergleich zur christlichen Botschaft
Nun, die Griechen glaubten auch nicht mehr und hatten keine Hoffnung. Entsprechend war das Lebensgefühl des griechischen Menschen nicht etwa von Fröhlichkeit geprägt. Der Schein täuscht. Wenn man die Griechen, ihre Kultur und ihre Literatur nicht oder nur schlecht kennt, könnte man glauben, die Griechen seien immer heiter und sorglos gewesen. Das ist jedoch nicht wahr.
Das beherrschende Lebensgefühl der Griechen war Pessimismus, ja sogar Nihilismus. Für sie stand fest, dass das Beste wäre, gar nicht geboren worden zu sein. Und wenn man schon geboren wurde, dann war es das Beste, möglichst schnell zu verschwinden. Wenn das nicht möglich war, versuchte man, irgendwie mit der Bürde des Daseins fertig zu werden. Sie hatten keine Hoffnung.
Für solche Menschen war die Botschaft des Evangeliums, die christliche Hoffnung, eine gewaltige Wahrheit. Das galt nicht weniger für unsere Zeitgenossen. Wir glauben an etwas, wir haben einen Glauben, eine Überzeugung und eine Hoffnung – das ist wirklich einmalig.
Doch die Frage ist, ob man das an unserem Lebensstil erkennt. Merken das unsere Arbeitskollegen und Nachbarn? Dass wir als Christen diese Hoffnung beständig vor Augen haben, dass unser Herr kommt? Oder regen wir uns genauso auf über steigende Benzinpreise? Bekommen wir auch einen Herzinfarkt, wenn die Börsen in den Keller gehen? Das sind ziemlich realistische Anzeichen dafür, wo unser Herz ist.
Schimpfen wir auch mit, wenn wir denken: „Ja, die Politik, was die da machen, das Leben wird immer teurer“? Oder merken unsere Nachbarn, dass wir vielleicht nicht immer Freude haben, aber ganz anders auf solche Dinge reagieren, bei denen sich sonst alle aufregen oder Angst haben?
Wir schulden es unseren Zeitgenossen und Nachbarn, dass sie merken: Unser Leben ist geprägt, regiert und beherrscht von diesem Glauben, von dieser Überzeugung, von diesem Wissen, dass der Herr kommt.
Fritz Rinek hat ein schönes Buch geschrieben mit dem Titel „Das Schönste kommt noch“. So ist es. Und das sollte man uns anmerken: in unserer ganzen Art, wie wir denken, urteilen, wie wir uns unter den Leuten verhalten und benehmen.
Wenn wir jedoch genauso ehrgeizig sind und meinen, wir müssten genau die gleichen Dinge haben und genauso vorankommen wie unsere unglaubigen Nachbarn oder Kollegen, dann sind wir vielleicht nicht so glaubwürdig, wenn wir von unserem Glauben sprechen. Dann denken sie vielleicht insgeheim: „Ja, das ist schön gesagt, aber du glaubst das ja selber nicht.“
Man sagte von den Bewohnern des antiken Akragas, im heutigen Sizilien – damals hieß es schon Sizilien, es war damals griechisch, heute italienisch –, dass sie besonders das Wohlleben pflegten. Von ihnen sagte man, sie bauten sich Häuser, als lebten sie ewig, und sie aßen, als müssten sie morgen sterben.
Es wäre wirklich traurig, könnte man Ähnliches von uns sagen.
Die Wirkung des Glaubens an die Wiederkunft auf das Leben der Thessalonicher
Ja, der Herr kommt. Der Apostel Paulus hat mit dieser Gewissheit und Überzeugung seinen Dienst unverdrossen getan und seinen Lauf vollendet. Wir sehen das auch bei den Thessalonichern. Ihr Glaube, den der Apostel verkündigt hatte und den sie angenommen hatten, veränderte ihr Leben.
Das wurde so deutlich an ihren Nachbarn und in der Stadt Thessalonich, dass bei einem Aufruhr, der dort gegen die Apostel und die Verkündiger des Evangeliums angezettelt wurde, gesagt wurde: Diese Leute mit ihrer Botschaft stellen die Welt auf den Kopf. Es musste also etwas passiert sein, dass die Menschen das sagten. Die Leute mussten so verändert worden sein, dass man dachte: Was dieser Paulus bringt, macht die Menschen verrückt. Sie sind danach nicht mehr normal, sie sind ganz anders. Sie stellen die Welt auf den Kopf.
Man sah und merkte, dass die Thessalonicher, die in Thessalonich gläubig wurden, anders waren. Sie dachten anders, urteilten anders, lebten anders. Ihr ganzer Lebensstil änderte sich. Das zeigte sich darin, dass sie nicht mehr in die Tempel gingen und nicht mehr an den Symposien teilnahmen. Sie entschuldigten sich höflich und erklärten warum.
Das hatte viele Nachteile. Es kostete etwas, wenn man nicht dabei war, denn die verschiedenen Berufsgilden hatten alle ihre besonderen religiösen Feiern, bei denen man den Göttern opfern musste. Wer nicht mitmachte, wurde aus der Berufsgilde ausgeschlossen. Trotzdem wandten sich die Thessalonicher, wie Paulus sagt, von den Göttern und Götzen ab, gingen nicht mehr hin – und das fiel auf.
Dementsprechend schleppten einige Leute die Christen vor die Behörden und sagten: Diese, welche den Erdkreis aufgewiegelt haben, sind auch hierher gekommen. Die Leute, die alles auf den Kopf stellen, sind hierher gekommen (Apostelgeschichte 17,6).
Paulus sagt nun in Vers 4: „Wir wissen von Gott, geliebte Brüder, eure Auserwählung.“ Das ist eine gewagte Aussage, bei der man versucht ist zu sagen: Darf man das so sagen? Von jemandem behaupten, er sei erwählt? Manche sind der Überzeugung, das dürfe man nie sagen. Niemand könne wissen, ob er erwählt sei – das ist noch immer die offizielle römisch-katholische Sicht der Dinge. Deshalb waren sie auch den Reformatoren so böse, weil diese sagten, man dürfe das nicht behaupten. Nur Gott wisse das.
Paulus aber sagt hier von den Thessalonichern ganz klar: „Wir wissen von Gott, geliebte Brüder, eure Auserwählung.“ Im 2. Thessalonicher 2,13 heißt es: „Wir sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang an erwählt hat zur Seligkeit.“ Das ist ganz deutlich gesagt.
Ich nehme an, dass die meisten diese Überzeugung des Paulus teilen: Man kann wissen, dass man erwählt ist. Wir bekommen die Gewissheit, dass wir Erwählte sind. Aber vielleicht denken einige, man sollte das nicht so laut sagen, weil die Menschen dann selbstsicher und träge werden und sich gehen lassen. Paulus hielt es jedoch für weise, die Thessalonicher über ihre Erwählung zu lehren. Er sagte ihnen sogar: „Ich weiß, ihr seid erwählt.“
Nun stellt sich die Frage: Woher wusste er das? Das wollen wir uns jetzt ansehen. Daraus sollten wir auch unser Augenmerk richten. Wenn wir schon von der Gewissheit der Errettung und von der Erwählung sprechen – denn in der Erwählung gründet ja die Gewissheit der Errettung –, dann sollten wir auch darauf achten, ob die äußeren Zeichen der Erwählung da sind.
Paulus zählt sie alle auf: die Zeichen dafür, dass die Thessalonicher wirklich erwählt waren.
Merkmale der Erwählung bei den Thessalonichern
Im Vers 4 sagt Paulus: „Wir wissen, dass ihr auserwählt seid.“ Im Vers 5 erklärt er dann, warum er das so gewiss sagen kann: „Denn unser Evangelium war nicht nur bei euch im Wort, sondern auch in Kraft, im Heiligen Geist und in großer Gewissheit, wie ihr wisst.“
Er fährt fort und beschreibt, wie sie unter den Thessalonichern waren, um deren Willen. Und sie sind Nachahmer der Apostel und des Herrn geworden, indem sie das Wort in großer Drangsal, aber mit Freude des Heiligen Geistes aufgenommen haben. Dadurch sind sie für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaia zu Vorbildern geworden. Von ihnen aus ist das Wort des Herrn erschollen.
Nicht nur in Mazedonien und Achaia, sondern an jedem Ort hat sich ihr Glaube an Gott ausgebreitet. Paulus sagt, dass sie nicht viel sagen müssen, weil die Menschen selbst berichten, wie gut sie aufgenommen wurden und wie sie sich von den Götzenbildern zu Gott bekehrt haben – dem lebendigen und wahren Gott –, um ihm zu dienen und seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten.
Diesen Sohn hat Gott aus den Toten auferweckt: Jesus, der uns errettet vor dem kommenden Zorn.
Schauen wir uns nun der Reihe nach diese Merkmale der Erwählung an.
Das erste Merkmal ist, dass das Evangelium zu den Thessalonichern nicht nur im Wort kam, sondern in Kraft, im Heiligen Geist und in großer Gewissheit. Es war wirklich das Evangelium. Es war nicht die Überzeugungskunst des Paulus oder seine Rhetorik, sondern Gottes Wort.
Nur nebenbei sei gesagt: Das einzige, was Glauben und lebendige Hoffnung wecken kann, ist das Wort des Evangeliums. Menschen werden durch Gottes Kraft nicht zu neuen Kreaturen, wenn man ihnen nur zeigt, was für Vorteile sie als Christen haben. Das macht niemanden zum Christen.
Die Kraft, Sünder zu bekehren und als Heilige neu zu schaffen, kommt durch die Verkündigung des Evangeliums: Wer ist Christus? Wer ist Gott? Wer ist der Mensch? Was ist Sünde? Was ist Erlösung? Was hat Christus getan? Das schulden wir den Menschen. Paulus hat genau das gepredigt, auch wenn es oft unpopulär war.
Das Evangelium kam zu ihnen – nicht irgendwelche Geschichten wie: „Es geht euch besser, wenn ihr Jesus annehmt.“ Menschlich gesehen ging es ihnen nicht besser.
Das zweite Merkmal ist, dass die Thessalonicher Nachahmer der Apostel und anderer Gläubiger geworden sind. Das Leben setzt sich in denen fort, die die Botschaft empfangen – ein verändertes Leben.
Drittens nahmen die Thessalonicher das Wort in großer Drangsal auf. Das zeigt, dass es ihnen wirklich um das Wort ging und um nichts anderes. Drangsal bedeutet eigentlich Entmutigung. Trotzdem nahmen sie das Wort auf und blieben dabei, obwohl die Drangsal andauerte. Für Paulus war das ein weiteres Zeichen: Nur Erwählte bleiben auch unter Drangsal fest.
Viertens wurden die Thessalonicher selbst zu Vorbildern – Vorbilder für andere Gläubige. Sie wurden für die Gläubigen in Mazedonien und Achaia zu Vorbildern.
Fünftens ging von den Thessalonichern das Zeugnis des Evangeliums aus, und zwar mit derselben Kraft. Paulus oder seine Mitarbeiter waren nicht vor Ort, aber das war auch nicht nötig. Wenn Gottes Geist in jemandem wohnt und er Gottes Wort weitergibt, dann zeigen sich dieselben Wirkungen wie bei der Predigt des Apostels. So verbreitete sich das Evangelium mit Kraft von den Thessalonichern aus.
Das sechste Merkmal, Vers 9, ist die Bekehrung der Thessalonicher von den Götzen. Das Evangelium ist die Kraft Gottes, uns von all dem zu befreien, woran wir von Natur hängen. Das sind als Sünder vor allem unser Ansehen, unsere Ehre, unser Besitz, unser Nutzen und unser Vorteil – kurz gesagt, unsere Götzen.
Von diesen Dingen können wir nicht loslassen, es sei denn, Gott macht uns durch sein Wort zu neuen Kreaturen, gibt uns ein neues Herz und einen neuen Willen. Dann sind wir in der Lage, von diesen Dingen loszulassen, die uns vorher banden. Die Thessalonicher hatten sich von den Götzen abgewandt.
Die Art, wie Paulus hier spricht, zeigt, dass dies die normale und von den Aposteln erwartete Wirkung des Evangeliums war: Menschen bekehrten sich von ihren Götzen. Wer das tat, konnte gewiss sein, dass er wirklich gläubig und errettet war – oder wie Paulus sagt: „Ihr seid wirklich erwählt von Gott.“
Siebtens dienten die Thessalonicher dem lebendigen Gott. Auch das ist eine Wirkung des Evangeliums. Von Natur aus dient der Mensch dem, was ihm nützt. Er kann zwar für andere da sein – Eltern setzen sich für ihre Kinder ein –, doch oft geschieht das aus Eigennutz. Jesus sagt in der Bergpredigt: „Tut es doch aus Eigennutz, denn auch die Heiden lieben ihre eigenen.“
Aber wirklich allen Eigennutz aufzugeben und Gott zu dienen, das kann nur der erneuerte Mensch. So dienten die Thessalonicher Gott. Das Evangelium ist die Kraft Gottes, die uns von der Knechtschaft des Eigenwillens befreit und uns frei macht, Gottes Willen zu tun.
Achtens warteten sie auf den Sohn Gottes. Auch das kann nur jemand, in dem Gottes Geist wohnt. Sonst hat man keine Beziehung zum Sohn Gottes, der unsichtbar ist und den man nicht sieht. Der Geist Gottes verbindet uns mit dem Unsichtbaren, mit dem Himmel und mit dem Sohn Gottes, sodass wir diese lebendige Erwartung haben, dass unser Herr kommt.
Das ist das achte Merkmal der Erwählung und ein Beweis dafür, dass sie wirklich erwählt waren.
Ich denke, wir sollten solche Dinge mehr beachten, wenn wir über Heilsgewissheit, die Gewissheit der Errettung und die Erwählung zum Heil sprechen. Wenn wir darauf achten, brauchen wir keine Sorge zu haben, auch über Erwählung zu reden.
Wer an Jesus Christus glaubt und in Christus erwählt ist, darf gewiss sein, dass er ewig nicht verloren geht.
An diesen Merkmalen erkennt man die, die wirklich glauben und wirklich erwählt sind.
Die Vielfalt der Götzen und ihre Überwindung durch das Evangelium
Schauen wir uns noch einmal diese Götzen an. Sie hatten sich von den Götzen bekehrt. Ich habe hier einige Bibelstellen zusammengestellt, die verschiedene Dinge nennen, die in der Bibel als Götzen bezeichnet werden.
Der Eigenwille wird in 1. Samuel 15,23 genannt: „Denn wie Sünde der Wahrsagerei ist Widerspenstigkeit, und der Eigenwille ist wie Abgötterei.“ Im Hebräischen steht dort, dass der Eigenwille Abgötterei und Götzendienst ist.
Vertrauen auf das Fleisch, also auf die eigene menschliche Kraft, wird in Jeremia 17,5 beschrieben: „So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der auf den Menschen vertraut und Fleisch zu seinem Arm macht, und dessen Herz von dem Herrn weicht.“ Vertrauen auf etwas anderes als auf den Herrn ist Götzendienst.
Vertrauen auf Menschen wird im Psalm 118,8-9 thematisiert: „Es ist besser, auf den Herrn zu trauen, als sich zu verlassen auf Menschen; es ist besser, auf den Herrn zu trauen, als sich zu verlassen auf Fürsten.“
Vertrauen auf eigenes Vermögen findet sich in 5. Mose 8,17-18: „Hüte dich, dass du nicht in deinem Herzen sprichst: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen geschaffen. Sondern du sollst des Herrn, deines Gottes, gedenken, dass er es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen.“
Vertrauen auf den eigenen Verstand wird in Sprüche 3,5 angesprochen. Das ist der große Götze des Rationalismus: „Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand.“ Wir sollen unseren Verstand gebrauchen, aber uns nicht auf ihn stützen, sondern auf Gott und seine Offenbarung.
Vertrauen auf Reichtum wird in 1. Timotheus 6,17 erwähnt. Reichtum ist eine ganz ungewisse Sache. Die meisten Menschen denken, dass Geld das Sicherste in der Welt sei und versuchen sich mit Geldanlagen abzusichern. Doch Reichtum ist eine sehr unsichere Sache. Wenn wir unser Vertrauen darauf setzen anstatt auf Gott, wird es zum Götzen.
Schließlich wird die Habsucht in Kolosser 3,5 genannt: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinigkeit, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, welche Götzendienst ist.“
Wenn wir uns diese Liste ansehen, merken wir, dass wir alle von Natur aus in diesen Dingen mehr oder weniger gefangen sind. Nicht alle haben dieselben Schwierigkeiten mit Geld oder damit, sich allein auf den Verstand zu verlassen, aber mehr oder weniger sind wir alle in diesen Dingen gefangen. Diese Götzen halten uns fest. Sie ziehen und zerren an uns, ohne dass wir es merken.
Paulus sagt: „Als ihr den Götzen dientet, wurdet ihr von ihnen gezogen, wie ihr gezogen und geleitet wurdet.“ Es geht auch um das Ziehen Gottes, des Vaters, zum Sohn. Der Vater zieht uns zum Sohn, und das wissen wir. Wenn unsere Herzen zum Sohn, unserem Herrn und Erretter, gezogen werden, der jetzt im Himmel ist, dann warten wir auf ihn. Wir dienen Gott, während wir auf sein Kommen warten.
Dazu gebe Gott uns Gnade.