Einführung in die Abschiedsszene zwischen Elija und Elisa
Wir lesen in 2. Könige 2,8: Da nahm Elija seinen Mantel, wickelte ihn zusammen und schlug damit ins Wasser. Das Wasser teilte sich auf beiden Seiten, sodass die beiden trocken hindurchgehen konnten.
Nachdem sie hinübergekommen waren, sprach Elija zu Elisa: „Bitte, was soll ich dir tun, ehe ich von dir genommen werde?“ Elisa antwortete: „Dass mir ein doppelt so großer Teil deines Geistes zuteilwird.“ Darüber haben wir schon beim letzten Mal gesprochen, nicht wahr?
Elija sagte: „Du hast ein schweres Gebet gestellt. Doch wenn du mich sehen wirst, wenn ich von dir genommen werde, so wird es geschehen. Wenn nicht, dann nicht.“
Während sie miteinander gingen und redeten, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden. Dieser schied die beiden voneinander, und Elija fuhr im Sturmwind gen Himmel.
Elisa aber saß da und schrie: „Mein Vater, mein Vater, Wagen Israels und seine Reiter!“ Danach sah er ihn nicht mehr. Er fasste seine Kleider und zerriss sie in zwei Stücke.
Anschließend hob er den Mantel Elijas auf, der ihm entfallen war, und kehrte zurück. Er trat an das Ufer des Jordans, nahm den Mantel Elijas und schlug damit ins Wasser. Er sprach: „Wo ist nun der Herr, der Gott Elijas?“
Als er ins Wasser schlug, teilte sich das Wasser auf beiden Seiten, und Elisa ging hindurch.
Die Prophetenjünger, die gegenüber bei Jericho standen, sahen dies und sprachen: „Der Geist Elijas ruht auf Elisa.“
Die Freude des Elisa über das Wunder und die Erfüllung seines Wunsches
Erstens, Elisa hatte allen Grund, sich ganz kolossal zu freuen. Er hatte wirklich großen Grund dazu.
Ist das jetzt abgestellt, oder wie? Kommt das so? Wenn jemand jetzt die Luft zu schlecht wird, dann stellen wir es wieder an. Wir sagen nur: Pfeifi lässt sich mit sich reden.
Erstens hat Elisa Grund, sich zu freuen, weil er ein Wunder sieht: Elija fährt im feurigen Wagen mit feurigen Rossen in den Himmel.
Jetzt muss ich einfach mal fragen: Glauben Sie das? Glauben Sie das, oder halten Sie es für das Unwahrscheinlichste? Wir sind ja klug und gebildet. War das so? Es gibt Leute, die sagen, das sei eine alte Legende. Sie meinen, der alte Jakob, der wird ja auch erwähnt, und das gibt es in irgendeiner Religion. So etwas könne man in alten Religionen überall finden. Andere sagen, es war natürlich ein Gewitter, das ihn erschlagen hat.
Aber wenn er in einem Gewitter erschlagen wurde, dann läge doch eine Leiche da. Doch es heißt, er wurde nicht mehr gesehen. Glauben Sie das, was da so steht? Es ist ja doch eine tolle Geschichte, nicht wahr?
Erst als Elija durch den Jordan geht, haucht er seinen Mantel aus. Denken Sie, ich gebe Hattingen an die Ruh und haue ihm den Mantel rein? Nein! Dann teilt sich der Jordan, und dann erscheint dieser feurige Wagen mit den feurigen Rossen.
Zunächst darf ich Ihnen versichern: Wenn Sie es nicht glauben können, dann können Sie trotzdem selig werden. Wenn Sie nur glauben, dass Jesus für Sie gestorben ist, ihm Ihre Schuld und Sünde hinlegen, umkehren und ihm Ihr Herz geben, dann können Sie selig werden – auch wenn Sie das für unwahrscheinlich halten.
Ich meine, es gehört nicht zur Seligkeit, dass man diese Geschichte bewahrt. Ich kenne viele liebe Menschen, die Eigentum Jesu sind und sagen, das geht ihnen zu weit. Gut, sei es so.
Aber ich möchte Ihnen bekennen, dass ich es glaube, so wie es hier steht. Ich glaube die Geschichte genau so, wie sie hier erzählt wird, und sie ist mir außerordentlich wichtig.
Man steht da einfach vor einer prinzipiellen Entscheidung: Ob man diesem Buch Vertrauen schenken will, ob es Gottes Wort ist oder nicht.
Billy Graham erzählt sehr interessant, wie er hier war. Er predigte einige Zeit ohne irgendeine Wirkung. Dann entschloss er sich eines Tages: Er kniete nieder und sagte: Herr, ich will von heute an jedes Wort der Bibel als dein Wort nehmen. Von diesem Augenblick an begann seine Bekehrung und Bewegung.
Da sagte der Wirt zu ihm: Das ist ein Sacrificium intellectus – ein Opfer des Verstandes. Natürlich ist es das! Natürlich ist es das!
Da steht man vor der prinzipiellen Entscheidung, ob der eigene Verstand maßgeblich ist oder Gottes Wort. Und ich habe mich eines Tages entschlossen, meinen Verstand unter Gottes Wort zu stellen. Nicht wahr?
Die Bedeutung von Wundern und der unsichtbaren Welt im Glauben
Außerdem sehen Sie: Wenn ich anfange, solche Wunder zu erleben, erlebe ich nicht plötzlich eine schreckliche Verarmung. Das heißt, ich glaube noch an Gott, aber ich glaube nicht, dass er je und dann seine Herrlichkeit durch Wunder und Zeichen zeigt.
Und wenn Sie sagen, Sie haben keine Wunder gesehen, dann sage ich: Lesen Sie das wenigstens. Es macht mein Leben hell, weil ich einen Gott habe, der sich immer wieder durch Wunder und Zeichen bezeugt. Er wird mich kaum im feurigen Wagen in den Himmel holen, oder?
Jetzt waren Sie im Krankenwagen ein süßer Stift. Aber dass ich einen Herrn habe, der solche Dinge tun kann und jederzeit tun kann, das macht meinen Glauben – ich finde das richtige Wort nicht, ich hätte beinahe gesagt farbig oder lebendig. Verstehen Sie, in dem Augenblick, in dem ich solche Dinge wegstreiche, bekomme ich plötzlich einen theoretischen Gott, von dem ich nicht mehr annehmen kann, dass er eingreifen und seine Herrlichkeit bezeugen kann.
Darum ist es so wichtig, solche Taten Gottes zu sehen.
Weiter möchte ich sagen: Es ist doch interessant, dass das nicht nur hier einmal in der Bibel steht, sondern dass die ganze Bibel, die von rund sechzig Schreibern im Lauf von beinahe fünfhundert Jahren entstanden ist, nicht nur einmal dies erwähnt. Tatsächlich sieht sie von da an Elija als einen Mann, der in besonderer Weise uns nachsteht.
Als Jesus verklärt wird, erscheinen ihm Mose und Elija. Mose ist ähnlich geheimnisvoll gestorben: Er ging auf einen Berg, und sein Grab wurde nicht gefunden. Das heißt, er starb am Munde Gottes. Diese beiden, die der Herr so außerhalb der Reihe heimholt, erscheinen Jesus auf dem Berg der Verklärung.
Das heißt, die ganze Bibel rechnet mit dieser Geschichte und mit der Wahrheit dieser Geschichte.
Sehnsucht nach der Herrlichkeit Gottes und Zeugnisse von Erweckungen
Ich wäre froh gewesen, wenn ich Elisa gewesen wäre und hätte dabei sein können. Ich sehnte mich danach, die Herrlichkeit des Herrn zu sehen. Von der Erbärmlichkeit der Menschen habe ich in 64 Jahren meines Lebens so viel gesehen, dass ich eigentlich davon reichlich genug habe. Verstehen Sie, reichlich genug.
Aber ich sehne mich danach, von der Herrlichkeit des Herrn zu sehen. Ich bin froh, dass ich von seiner Herrlichkeit nicht gerade nur einen kleinen Teil, sondern auch viele haben sehen dürfen. Am herrlichsten ist für mich immer wieder die Auferstehung Jesu. Das übertrifft alles, nicht wahr?
Und wenn uns nichts anderes mehr bliebe, die Auferstehung Jesu Christi von den Toten übertrifft alles, ja. Aber finden Sie, der Herr bezeugt seine Herrlichkeit, denn ich habe nicht nur vom Alten Testament gehört. Erinnern Sie sich an das Schwarz-Rot-Weiß, das ein Doktor Bädiger in der russischen Erweckungsbewegung verteilt hat? Nur hier in Deutschland wissen wir wenig darüber. Ich brauche nicht mehr darüber zu reden, aber in meinem Glaubensleben wollte ich darüber ein wenig erzählen.
Dann, in den Nachtstunden, hört man von Doktor Bädiger und möchte Näheres wissen. Christanbuch und Tottenbuch – er reiste durch Sibirien, wo es große Erweckungen gab. Und dann höre ich von Leuten, die Prochanow gekannt haben. Plötzlich ist man mittendrin und erfährt, dass in Russland in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine gewaltige Erweckungsbewegung war.
Diese Evangeliumschristen kommen bis heute zusammen und haben große Versammlungen. Ich habe einen Neujahrsbericht darüber bekommen. Auf einmal liegen viele Bücher vor mir, ich lese sie nach und sehe die Herrlichkeit des Herrn. In dieser Bewegung wurden die führenden Leute immer wieder nach Sibirien verbannt.
Die russisch-orthodoxe Kirche wollte das nicht. Doch je mehr sie verfolgten, desto mehr wuchs die Bewegung. Man muss noch einmal so tief in die Geschichte des Reiches Gottes hineingreifen, dann sieht man Feuer, Wagen und Rosse in großer Fülle.
Die Nähe der unsichtbaren Welt und die Wirklichkeit Gottes
Was in der Kirchengeschichte noch wichtig ist, betrifft die Nähe der unsichtbaren Welt zu uns. Diese unsichtbare Welt ist für uns zwar unsichtbar, aber genauso real wie unsere dreidimensionale Welt.
Im Sprachgebrauch sagen wir oft, dass der Himmel oben ist, so wie wir sagen, die Sonne gehe auf und unter. In Wirklichkeit wissen wir jedoch, dass die Sonne stillsteht und wir uns bewegen. Ebenso wissen wir hoffentlich, dass der Himmel nicht 225 Kilometer über uns liegt. Selbst in 225 Kilometern Höhe befinden wir uns noch in der dreidimensionalen Welt.
Die Bibel sagt von Gott: „Von allen Seiten umgibst du mich, von allen Seiten hältst du deine Hand über mir.“ Er ist keinem von uns fern. Die moderne Physik lehrt uns, großartig in Dimensionen zu denken. Wir leben in der dreidimensionalen Welt, mehr können wir einfach nicht erkennen. Aber es gibt mehr Dimensionen.
Gott ist da, „von allen Seiten umgibst du mich“, und so ist auch die unsichtbare Welt sehr nah. In der Bibel geschieht es manchmal, dass die Wand zwischen den Welten einbricht und die unsichtbare Welt hereinkommt. Wenn Engel erscheinen oder wenn Wagen und Rosse Elija heimholen, spürt man, dass wir mit dieser dreidimensionalen Welt nicht allein sind.
Die Engel Gottes umgeben uns, und Gott ist ganz nah. Ein Schritt hinüber in die Welt Gottes, in diese andere Dimension, ist möglich. Wir stellen uns diese Dimension oft nur nach oben hin vor, und das dürfen wir auch.
Unser Denken und Verstand sind immer ein kleines bisschen begrenzt. Man sollte das Streichhölzchen seines Denkens und seiner Vernunft nie überschätzen. Heute geschieht dies wirklich reichlich.
Elijas Abschied und die Bedeutung für das Sterben der Kinder Gottes
Ich habe die Geschichte so gerne, auch einfach deshalb, weil sie, obwohl sie wunderbar ist, ein Vorbild für das Sterben der Kinder Gottes darstellt. Hier zeigt der Herr, dass er seine Knechte heimholt.
Elija war ein verachteter Mann. Er erlebte Stunden, in denen es ihm wie David ging. David sagt einmal: „Ich bin ein zerbrochenes Gefäß.“ Stellen Sie sich einen zerbrochenen Krug vor, voller Scherben, an dem nichts mehr heil ist. So beschreibt David in Psalm 31, wie er sich fühlt. Ähnlich ging es Elija. Oft war er am Ende, ganz allein. Er sagte: „Ich bin allein übrig geblieben und sie stehen mir nach dem Leben.“ Die Welt hat ihn manchmal geradezu ausgespäht.
Der König Ahab, in seiner Pracht, wollte ihn umbringen und beseitigen. Doch der Herr bekennt sich auch im Sterben noch zu seinem Knecht und holt ihn heim. Das tut er heute noch genauso.
Liebe Freunde, Kinder Gottes, die durch Jesus Vergebung der Sünden haben, sterben nicht, sondern werden vom Herrn heimgeholt. Wo andere hingehen, weiß ich nicht. Sie warten auf das Gericht Gottes.
Darum liegt mir für mein eigenes Leben viel daran, wirklich geborgen zu sein in der Gnade Jesu, sodass man nicht mehr stirbt. Jesus sagt: „Wer an mich glaubt, der wird nimmermehr sterben.“ Den holt der Herr nach Hause.
Es braucht nämlich keine großen Taten zu vollbringen, aber wie auch immer er es macht, der Herr holt seine Kinder nach Hause.
Persönliche Erfahrungen mit dem Sterben und der Hoffnung auf das Heimholen durch Gott
Das ist mir gerade von meinen Eltern und Voreltern her so wichtig geworden, weil dort sehr stark auf das Sterben hingewiesen wurde. Ich muss sagen, dass ich von meinen Eltern und Voreltern einfach gelernt habe, dass man von Jugend an sehr stark mit dem Sterben rechnet. Es war wichtig, selig zu werden, dass man darauf bedacht war, dass der Herr einen heimholt.
Wenn ich an das Sterben meiner Eltern und Voreltern denke, dann war immer dieser Glanz der feurigen Wagenrosse darüber. So war es beim Sterben meiner Mutter, meines Vaters und meines Großvaters. Wenn ich die Berichte lese, dann war immer etwas von dem feurigen Wagenrosse, von diesem Glanz spürbar. Es war die Gewissheit, dass der Herr seine Kinder nach Hause holt.
Meine Mutter rief, als mein Vater starb, und sie hielt seinen Kopf fest: „Hier hat der Tod keine Macht! Hier hat Jesus überwunden.“ Und als wir ins Zimmer kamen, schon eine Sekunde zu spät, sagte sie: „Ich habe euren Vater bis an die Tore des Himmels begleitet, da möchte ich stehen bleiben.“ Verstehen Sie, da ist kein Sterben, sondern der Herr holt seine Kinder nach Hause.
Das, was hier geschieht, geschieht in irgendeiner Form ja doch bei allen Kindern Gottes, nicht wahr? Es ist grausam, wie der Mensch von heute dahingeht. Wie er nur noch sterben kann – mit spritzender Betäubung, ohne dem Tod mehr ins Auge zu sehen – und dennoch muss er grauenvoll sterben. Das ist auch etwas Grauenvolles.
Da sind solche Geschichten unsagbar tröstlich, das muss ich schon sagen. Der Herr holt seine Kinder heim ins Vaterhaus, ins Elternhaus.
Das Wunder der feurigen Wagen und Rosse – eine Herausforderung für die Vorstellungskraft
Aber nun war es doch ein großes Wunder: feurige Wagen und Rosse.
Einmal hat mich jemand gefragt: „Wie stellst du dir das vor?“ Er sagte, wenn es heute passieren würde, wäre es ein Feuerauto gewesen, nicht? Und dann war es froh mit Wagen und Rosse. „Und wenn es heute passierte, wäre es ein Feuerauto gewesen. Wie stellst du dir das vor?“ Er sah gar nicht, gar nicht.
Also, ich habe eine blühende Phantasie und kann mir schrecklich viel vorstellen. Glauben Sie mir, ja, glauben Sie auch, ja. Aber das kann ich mir also nicht vorstellen.
Das Eigentümliche ist ja auch, dass die Bibel es merkwürdig handhabt. Hier wäre eine Stelle, wo, wenn es erfunden wäre, Gelegenheit wäre, wundervoll auszumachen. Wenn hier ein Dichter am Werk gewesen wäre, hätte er sich das nicht entgehen lassen. Die Bibel stellt einfach einen ganz kurzen Tatbestand hin. In drei, vier, fünf, sechs Worten spüren wir etwas von dem überschwänglichen Glanz der Ewigkeit. Das ist Gottes Wort, nicht?
Ich möchte, es ginge wie in mir, dass Ihnen das nicht intellektuelle Nöte bereitet, sondern dass es einfach Freude macht, dass solche Sachen in der Bibel stehen, so großartige Geschichten. Sehen Sie, das freut ihn. Und Elisa konnte sich freuen, dass er sogar dabei war. Da könnte man neidisch werden, nicht wahr? Ja.
Ich wollte nie mehr zweifeln an der Herrlichkeit des Herrn, wenn ich so etwas erlebte.
Elisas doppeltes Gebet um den Geist Elijas und seine Erfüllung
Zweitens hatte Elisa allen Grund, sich kolossal zu freuen, denn er durfte jetzt gewiss sein, dass ihm sein höchster Wunsch erfüllt wurde. Auf dem Weg, den die beiden miteinander gingen, hatte Elisa einen Wunsch geäußert. Er sagte: „Was willst du?“ Und Elisa antwortete: „Das doppelte Teil deines Geistes.“
Elija entgegnete: „Das ist aber allerhand, was du da bietest. Ich war immerhin ein geisterfüllter Prophet, nicht? Und du willst gleich die doppelte Portion. Du hast ein hartes Gebet.“
Elija sagte weiter, unter Einwirkung einer Geisterleuchtung: „Wenn du siehst, wie ich heimgeholt werde, dann wird dein Wunsch erfüllt. Wenn du mich nicht siehst, dann wird es nicht erfüllt.“
Nun sieht Elisa die Wagen und Rosse, und er weiß, dass sein Wunsch erfüllt wird. Im Moment darf er einfach stehen bleiben. Es besteht die Möglichkeit, dass diese Wagen und Rosse erscheinen, und Elisa sieht sie gerne.
In der Bibel gibt es eine Geschichte, in der Elisa in einer Stadt eingeschlossen ist. Die Feinde, die Syrer, haben die ganzen Berge besetzt, um Elisa gefangen zu nehmen. Sie wollen ihn kriegen. Als Elisa morgens aufwacht, wird er von seinem Knecht geweckt. Der sagt: „Wach auf, wir sind verloren! Sieh mal, die ganzen Berge sind von Syrern besetzt, sie wollen unser Leben.“
Da betet Elisa: „Herr, öffne ihm die Augen!“ Plötzlich sieht der Knecht, dass das Heer der Syrer wiederum von den Heeren Gottes eingeschlossen ist. Die Heere Gottes sind da. Elisa sieht sie, seinen Diener jedoch nicht.
Meine Freunde, die Wagen und Rosse, die Heiligen, die Streiter Gottes und die Engel sind um uns herum, nicht wahr? Wie stumpf sind wir in unseren Sinnen, dass wir nichts davon wahrnehmen oder sehen! Es wäre durchaus möglich gewesen, dass Elisa nichts gesehen hätte. Das hätte bedeutet, dass er diese Fülle des Geistes nicht bekommt, weil er noch nicht reif dazu ist.
Nun darf er die Herrlichkeit Gottes sehen, und das ist zugleich ein Beweis dafür, dass er jetzt seinen Wunsch erfüllt bekommt: das doppelte Teil vom Geist Gottes, wie Elija es ihm zugesagt hat. Hätte ich mich gefreut, nicht? Wenn ich mir etwas wünsche und es bekomme, freue ich mich doch.
Man denke nur an eine Frau, die sich einen neuen Hut wünscht, und der Mann sagt: „Mensch, komm, wir wollen den kaufen.“ Und der Hut kostet dann dreimal so viel wie gedacht. Da freut sich doch die Frau, oder nicht? Also, die will ja eigentlich nur einen Hut, aber nicht nur irgendeinen.
Sie sehen, die Hutfrage ist sehr aktuell – ein allgemeines Grauen. Es werden schon viele Wünsche erfüllt, und Elisa hat nun einen ganz großen, einen harten Wunsch erfüllt bekommen. Sollte er sich da nicht freuen? Die Fülle des Geistes, die Fülle des Heiligen Geistes soll er jetzt bekommen.
Sehnsucht nach der Fülle des Heiligen Geistes und geistliche Trockenheit
Oh, meine Freunde, wie sehne ich mich nach der Fülle des Heiligen Geistes.
Heute Morgen war ich in der Stadt und traf einen alten Freund. Mein lieber Bruder Warm, er war Bäckermeister gewesen. Jetzt hat sein Sohn die Leitung übernommen, und er hat sich zur Ruhe gesetzt. Vielleicht kennen manche ihn. Wir haben im Kirchenkampf viel miteinander erlebt. Oft ist er mit mir zu Gottesdiensten in Kellern gegangen. Mann, sei Bruder Warm! Wir haben uns seit tausend Jahren, glaube ich, nicht mehr gesehen.
Da sagte er, er sei im Lipperland oder irgendwo im Weserland in einem Heim gewesen, bei einer von der freien evangelischen Gemeinde. Dann strahlte er und sagte: „Da habe ich vielleicht getankt, super Benzin!“ Seine Frau war auch dabei, und es war herrlich. Doch dann müsse man wieder zurück in das geistlich so öde Essen.
Das hat mich schrecklich bewegt und getrocknet. Dieses geistlich so öde Essen – er hat geistlich getankt, Fülle erfahren, und dann zurück in das geistlich öde Essen. Und ich bin ihr Pastor.
Wie sehne ich mich danach, dass man verkündigen und predigen könnte mit Beweisung des Geistes unter Kraft. So hat Paulus es mal genannt. Dass selbstgerechte Sünder zur Buße kommen.
Ich habe einem Mann gesagt: „Du hast da ein ehebrecherisches Verhältnis. Du kannst nur in die Hölle kommen. Mensch, du musst Schluss machen.“ Am Sonntag saß er, wie schon so häufig, mit der Frau, mit der er die Ehe bricht, im Gottesdienst bei mir. Er liebt mich und schätzt mich? Er sagt: „Nur Soro könnte so eine Dinge nicht anfassen, nicht?“ Und lässt seine Frau zuhause. Dann kommt er mit der Frau, mit der er notorisch die Ehe bricht, betet mit, singt mit und geht erbaut nach Hause.
Was muss ich für eine armselige Predigt halten, dass der Mann das nur fünf Minuten lang aushält? Was müssen wir für eine arme Gemeinde sein, dass der Mann das nur fünf Minuten lang aushält?
In der ersten Christengemeinde wäre er rausgelaufen oder von Aposteln hingefahren worden, mit seiner Sünde bekannt.
Ich verstehe schon, was es heißt, das geistlich öde Essen. Da werde ich ganz neidisch, wenn ich von Elisa höre, dass er das doppelte Maß, das doppelte Teil vom Geist des Elija hat.
Das geht ja nicht nur die Pfarrer an, die verkündigen. Geht es Sie nicht alle an?
Was müsste das für eine Bewegung sein, wenn Sie geisterfüllte Christen wären, mit dem Geist Gottes erfüllte Christen! Da müsste in Essen doch eine Erweckung losgehen. Da könnte der Pastor noch so armselig sein, wie er wollte. Wenn Sie geisterfüllte Christen sind.
Bitte kapieren Sie richtig: Es gibt momentan so viel Pfingstbewegung nicht. Da versteht man nur das Geisteswirken als aufgeregtes Wesen. Nein! Das ist nicht Geisteswürde, sondern wirkliche, gründliche Buße und große Heilsgewissheit.
Freude am Herrn und eine ganz große Verzagtheit sich selbst gegenüber, die immer tiefer führt und immer größere Gewissheit schenkt: Ich habe im Herrn Gerechtigkeit und Stärke. Ein immer deutliches Leben vom Kreuz Jesu her. Er hat mich erkauft, er ist mein Heiland.
Und dann die Früchte des Geistes: Liebe – das ist doch dünn bestellt bei uns. Freude ist noch dünner bestellt. Friede – ach du liebe Zeit! Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit – das sind die Früchte des Heiligen Geistes.
Elisa möchte ich sagen: Ich möchte wie du auch bieten einen doppelten Teil des Geistes, der Elija war. Und du hast das nun zugesagt bekommen, nicht? Herrlich ist das.
Aber ich möchte von dem Elisa doch lernen, dass es sein größter Wunsch war, voll Heiligen Geistes zu sein.
Wissen Sie, wenn man schon Christ ist, dann lohnt sich das nur, wenn man es richtig ist, finden Sie nicht? Sonst sollte man also in Gottes Namen Atheist werden, nicht?
Nein, wirklich. Aber wenn ich schon anfange zu glauben, dass Gott sich in Jesus offenbart hat, dass er meine Sünde wegnehmen will, die er gekauft hat, dann sollte etwas von der Kraft Gottes in meinem Leben sichtbar werden.
Jetzt hat mal einer gesagt: Ein halber Christ, das ist ein ganzer Unsinn. Dann hat er das gemeint: Wenn schon, denn schon, nicht wahr? Wenn schon, denn schon.
Also, im Übrigen bin ich mit Herrn Jesus völlig einer Meinung. Er hat gesagt an der Gemeinde: „Dass du kalt oder warm wärst. Weil du lau bist, will ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ Da sagt er doch, dass er eiskalte Atheisten lieb haben kann, ne? Aber nicht lauwarme Christenleute, geistlose Christenleute. Das ist schrecklich.
Wollen wir uns von dem Elisa anstecken lassen, dieses Verlangen nach der Fülle des Heiligen Geistes?
Elisas unerwartete Reaktion: Freude bleibt aus
So, ich habe noch ein bisschen Zeit, Gott sei Dank. Würdest du im Schrecken dieser Dienstagstunde immer nur das halbe hinkriegen, was ich sagen wollte?
Also, Elisa hatte allen Grund, sich zu freuen. Erstens, er erlebte ein großes Wunder. Zweitens, er bekam einen großen Wunsch erfüllt. Verstehen Sie? Er hatte allen Grund, sich zu freuen. Wenn ich ein Wunder erlebte, ohne dass mein Wunsch erfüllt wurde, dann hätte ich nach einer halben Stunde geistiger Abkühlung wohl Luftsprünge gemacht.
Nun geschieht das Merkwürdige, und das ist das Zweite, was ich Ihnen zeigen muss: Elisa freut sich nicht. Elisa freut sich nicht. Das ist das Zweite. Er sollte sich freuen, aber zweitens freut er sich nicht.
Darf ich mal zwischendurch fragen: Ist der Mangel an Sauerstoff nun doch wieder größer als die Angst vor dem Ziehen? Oder hat er schon den Eindruck, dass hinten der Sauerstoff fehlt? Man muss nur so fragen: Sind Sie alle wieder munter? Das tue ich, das ist reine Raffinesse bei den Damen und Herren.
Elisa freut sich nicht. Er hat zwei Gründe, die sind: Er ist nur erschreckt. Er freut sich nicht. Das ist der erste Grund: Was soll aus Israel werden ohne Elija? Und der zweite Grund: Was soll aus mir werden ohne Elisa? Was soll aus Israel werden ohne Elisa? Was soll aus mir werden ohne Elisa?
Elisas Sorge um Israel und sich selbst nach Elijas Weggang
Es ist ein merkwürdiger Schrei, als Elia in den Himmel fährt. Da ruft Elisas zum Himmel: „Israel, zu deiner Reise!“ Das ist ein seltsamer Ruf. Was will er damit sagen? Er will damit ausdrücken: Jetzt ist Israel verloren. Er gleicht einem Feldherrn, der den Untergang seines Heeres sieht.
Ich habe neulich mal wieder ein bisschen griechische Geschichte studiert. Ab und zu tauche ich als alter Humanist ein wenig in das Hellentum ein. Das brauche ich wie eine Art Vitamin, um besser leben zu können. Dabei habe ich über die Seeschlacht von Salamis gelesen, bei der die kleinen Griechen die gewaltige persische Flotte besiegt haben.
Das war beeindruckend: Es war ein schmaler Sund, und die Perser hatten die griechische Flotte von zwei Seiten eingeschlossen. „Jetzt haben wir sie“, dachten sie. Die Griechen hatten Schiffe mit eisernen, spitzen Schnäbeln gebaut. Sie fuhren einfach mit diesen Spitzen gegen die großen persischen Schiffe, bohrten sie auf – wie man Schmetterlinge aufspießt.
Die Perser konnten nichts dagegen tun, weil das Ganze viel zu eng war. Sie konnten sich nicht bewegen. Der persische Großkönig, der damals ein Weltreich beherrschte, hatte sich zwischen Korinth und Athen einen Thron bauen lassen, um seinen Sieg anzusehen. Der Thron war riesig und wurde drei Tage lang errichtet. Dort saß der König und wollte beobachten, wie die armen Griechen besiegt werden.
Doch nun musste er mit ansehen, wie diese raffinierten Griechen mit ihren Schiffschnäbeln seine ganze großartige Flotte im flachen Gewässer massakrierten. Da rief er nur noch aus: „Oh meine Flotte, oh meine Flotte!“ So kann ich mir einen Feldherrn vorstellen, der sieht, wie seine Wagen und Rosse untergehen: „Oh Wagen und Rosse!“
Genauso steht Elisas da und sagt: „Wagen“ ist hier sein Reiter. Wie ein Feldherr sieht er, dass alles verloren ist, dass das Heer untergeht. Dabei waren ja gar keine Wagen und Reiter Israels da, sondern nur der Prophet. Das heißt, ihm schien Elia für das Volk Gottes so wichtig zu sein wie das ganze Heer. Jetzt ist er weg – alles scheint verloren. Was soll jetzt aus Israel werden?
Israel war ja nicht einfach eine Nation, sondern Gottes Volk im Alten Bund. Was soll aus Gottes Volk werden ohne Elia? Das ist Elisas erster Gedanke. Israel hat seine Reiter verloren. Was soll aus Gottes Volk werden ohne diesen Propheten?
Es hat mich sehr erschüttert, dass Elisas erster Gedanke dem Volk Gottes galt. Erst danach dachte er daran, was aus ihm selbst werden soll. Aber sein erster Gedanke war: Was soll aus dem Volk Gottes werden, wenn der große Elia nicht mehr da ist? Wie hat dieser junge Mann das Volk Gottes auf Erden auf dem Herzen getragen!
Kann man sagen, wie ihm die Kirche im Alten Bund am Herzen lag? Meine Freunde, ich glaube, das gehört zum wahren Christenstand, dass man das ganze Volk Gottes auf dem Herzen trägt – das Ganze. Dass einem das, was Gottes Volk betrifft, wirklich nahegeht.
Wenn heute an den Universitäten junge Theologen so entsetzlichen Unglauben lernen, dann sollte die schlichteste Oma zu Gott schreien: „O, bessere Zion, steh auf!“ Es sollte uns etwas angehen, dass nur noch vier Prozent der evangelischen Christen regelmäßig die Kirche besuchen. Ist uns das egal?
Elisa trug das ganze Werk Gottes auf Erden auf dem Herzen. Das war ihm ein wirkliches Anliegen.
Die Bedeutung der Gemeinschaft im Glauben und die persönliche Herausforderung nach Elijas Weggang
Ich habe gern von meiner alten blinden Großmutter im Hülmer Schulhaus erzählt. Wenn ich sie besuchte, so am Wochenende als Student in Tübingen, bekam ich zuerst ein schönes Vesper, wie man dort sagt. Dann hieß es: Wilhelm, hol der Heidebotte das Blatt der Basler Mission.
Anschließend las ich der alten blinden Frau die Missionsberichte vor. Es hat mich einfach erschüttert – verzeihen Sie, dass ich es zum zwanzigsten Mal erzähle –, dass eine alte blinde Frau solch einen globalen Blick hat. Sie wusste, was in der Welt geschieht in Hinsicht auf das Reich Gottes.
Oft habe ich gedacht, es gibt so viele kleinkarierte Christen. So viele, die gerade noch über ihren Pastor schimpfen können, und weiter geht ihr Blick nicht. Statt einmal im Gebet und im Denken das Ganze der Christenheit auf dem Herzen zu tragen. Aber natürlich: Wie kann ich das, wenn mein eigenes Leben nicht in Ordnung ist?
Was soll aus dem Volk Gottes werden, wenn Elija nicht mehr da ist? Der Jammer ist so groß, dass er sich nicht freuen kann – weder über das Wunder noch über die Erfüllung seines Wunsches. Zweitens fragt er sich: Was soll aus mir werden? Was soll aus mir werden?
Ich möchte zum Schluss ein paar Worte sagen. Wenn ein kleiner Baum gepflanzt wird, steckt man daneben einen Pfahl, damit er im Sturm nicht umknickt. Ich glaube, es ist für einen kleinen Baum ein Schock, wenn der Pfahl weggenommen wird. Ob er beim nächsten Sturm aushält?
Gott führt seine Kinder meistens so, dass, wenn jemand zum Glauben kommt, er ihm gewissermaßen so einen Pfahl an die Seite gibt. Irgendein Knecht oder eine Magd Gottes, die ihn zum Glauben geführt hat, an dem man sich nun festhält. Und diese Stütze nimmt Gott eines Tages weg. Dann zeigt sich, ob man bestehen kann oder ob der nächste Sturm der Anfechtung alles umknickt.
Elisa war ein großartiger Mann Gottes. Wir haben das letzte Mal gesehen, dass er schon eigene Schritte im Glauben getan hat. Aber er klammerte sich noch an Elija. Nun wird dieser weggenommen – plötzlich ist er allein. „Er ist nicht mehr, er ist nicht mehr.“ Und jetzt soll ich hier Prophet sein? Wer kümmert sich um mich? Mit wem kann ich um Rat fragen? Niemand. „Du hast einen Herrn, sonst nichts.“
Das war ein Moment, in dem er dachte, ob er nicht doch lieber zu seinem Senior Ochsen zurückgehen sollte. Der Augenblick, in dem der Herr einem Glaubensbäumel die Stütze nimmt und man ganz allein dasteht. „Was soll aus mir werden?“
Ich verstehe den Schrecken des Elisa, aber wir müssen darüber nächstes Mal noch ausführlicher sprechen.
