Einführung: Mut und Überzeugung in schwierigen Zeiten
Ja, diese Einheit oder dieser Vortrag ist fast so etwas wie die Keynote der Konferenz, würde ich sagen. Als Thementitel trägt er auch das Motto der Konferenz: Sei stark, sei mutig, denn dein Gott ist überall mit dir.
Ich habe es zu Beginn schon kurz erwähnt: Wenn es darum geht, neue Aufgaben anzupacken oder schwierige Herausforderungen zu bewältigen, wenn wir uns auf unbekanntes Terrain begeben oder auch wenn uns Widerstand entgegenschlägt, dann ist Mut gefragt. Unser Hauptreferent hat all das bereits in seiner Biografie erlebt. Er kann mit Fug und Recht davon berichten, wie es ist, zu seinen Überzeugungen zu stehen und treu zu bleiben – auch dann, wenn es massiven Gegenwind gibt und persönliche Nachteile entstehen.
Er wuchs in der ehemaligen DDR auf, wurde in Dresden geboren und studierte später in Leipzig. Wenn man schon Theo mit Vornamen heißt, dann gibt es als einziges Studienfach natürlich Theologie. Was vielleicht die wenigsten wissen – und auch für mich neu war – ist, dass er über das Thema Gospel und Spiritus promoviert hat. Außerdem hat er das erste Buch über Blues in der damaligen DDR veröffentlicht, was mir ebenfalls unbekannt war.
Mit seinem Wirken als Pfarrer und Evangelist hat er sich damals in der ehemaligen DDR nicht nur Freunde gemacht. Seine kritische Haltung gegenüber dem Regime führte dazu, dass er überwacht und bespitzelt wurde.
Jetzt möchte ich Sie einfach einmal bitten, Herrn Lehmann auf die Bühne zu bitten. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.
Mut in der DDR: Widerstand und Herausforderungen
Sei stark und mutig in einem Staat, in dem die freie Meinungsäußerung nicht unbedingt erwünscht ist – dennoch zu den eigenen Überzeugungen zu stehen, erfordert sicherlich Mut.
Was würden Sie sagen, welche Erfahrung oder welches Vorhaben in Ihrem Leben hat Ihnen besonders viel Mut abverlangt?
Ich habe in der Gemeinde, in der ich Gemeindepfarrer war, einen Jugendgottesdienst für junge Leute ins Leben gerufen. Dabei stieß ich auf massiven Widerstand der gesamten Kirche – vom Bischof über den Kirchenvorstand bis hin zu anderen Gremien – gegen dieses neue Vorhaben. Wenn man in der Kirche etwas Neues anfängt, bekommt man oft Gegenwind von allen Seiten.
Zusätzlich erhielt ich Widerstand von der Stasi, also von zwei Seiten. Das hat mich einige Jahre lang sehr beschäftigt. Dennoch hatte ich als Prediger einen klaren Auftrag, und ich war extra für die jungen Leute eingesetzt. Gegen diese Widerstände hielt ich mich an die Überzeugung, dass die jungen Menschen von Jesus erfahren müssen. Der ganze Streit innerhalb der Kirche, ob man ein bestimmtes Gesangbuch singen sollte oder nicht, war mir völlig egal. Mir ging es darum, dass die jungen Leute Jesus kennenlernen.
Dabei habe ich mir vor allem unter den Kirchenmusikern eine besondere Feindschaft eingehandelt. Das ist spannend, aber wir müssen das nicht weiter ausbreiten. Ich versuche es ja schon.
Das zeigt: Mutig zu sein bringt Risiken mit sich. Dabei stellt sich die Frage, wie weit man gehen sollte. Wo liegen die Grenzen zum Übermut? Wann sollte man abwägen, ob das Risiko es wert ist, oder ob man vielleicht doch einen Kompromiss eingehen sollte?
Na ja, klug sein wie die Schlangen und zugleich unschuldig wie die Tauben – das muss man ständig abwägen. Ich habe das in meinen Predigten so gehandhabt: Ich habe sie immer schriftlich vorbereitet und dann mit einer Gruppe besprochen. Ich las sie einer Gruppe vor, der ich vertraute. Diese Gruppe gab mir manchmal Rückmeldungen, korrigierte manches, und dann sagte ich: „Gut, das mache ich, das kann ich ändern.“
Manchmal sagten sie auch: „Du bist wohl verrückt, so etwas kannst du nicht sagen.“ Dann habe ich manchmal ihre Bedenken berücksichtigt, und manchmal sagte ich: „Ihr könnt mir erzählen, was ihr wollt, am Sonntag werde ich das so sagen.“
So musste ich mich ständig entscheiden zwischen dem, was klug war, und dem Moment, in dem man das Gebot der Klugheit verlassen muss, um einfach eine biblische Wahrheit zu verkünden.
Viele biblische Wahrheiten habe ich in Geschichten, Wissen und andere Formen verpackt. Manchmal habe ich aber auch ganz offen und direkt gesprochen. Diese Entscheidungen musste ich immer wieder treffen.
Umgang mit Angst und Mut in der Gegenwart
Einfache Frage: Hatten Sie schon einmal Angst? Wenn ja, wo und wie gehen Sie damit um?
Ich bin von Natur aus sowieso ein Feigling – das kann mein Zahnarzt bestätigen. Ich habe Predigten gehalten, bei denen mir die Knie gezittert haben und ich richtig Angst hatte. Ja, das hat es gegeben.
Einmal habe ich durch die Tür gesehen, die offenstand. Es waren so viele Leute, dass die Türen im Gottesdienst offen bleiben mussten. Ich sah, wie die Militärs von Lastwagen heruntersprangen und sich vor der Kirche aufbauten. Ich wusste nicht, ob sie die jungen Leute verhaften würden, mich oder wen sonst. Jedenfalls war das keine angenehme Hörerschaft da draußen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich habe hier vorne gepredigt wie ein Weltmeister, aber die Knie haben vor Angst gezittert.
Ja, andere Zeit, anderes Land. Jetzt leben wir ja im wiedervereinigten Deutschland mehr oder weniger freiheitlich im Staat. Manche streiten sich vielleicht darüber, aber zumindest Meinungs- und Glaubensfreiheit sind gesetzlich verankerte Bürgerrechte bei uns. Niemand muss Verfolgung befürchten oder etwas in der Art, wie Sie sie erlebt haben.
Wo müssen wir heute überhaupt noch mutig sein in dieser behüteten Welt? Ich nenne nur zwei Themen.
Das schlimmste Thema ist der Massenmord an den Kindern. Jedes Jahr werden mindestens 300.000 im Mutterleib getötet. Kirchen, Kirchenleitungen, Synoden, Bischöfe und viele andere schweigen dazu meist. Dieses Schweigen in Deutschland wundert mich sehr. Das ist ein Punkt, an dem sich jeder normale Christ an irgendeiner Stelle engagieren könnte.
Der nächste Punkt sind solche Dinge wie das Segnen von homosexuellen Paaren oder das Einziehen homosexueller Paare ins Pfarrhaus, was wir gerade in der Synode beschlossen haben. Das sind Themen, bei denen unbedingt ein aufrechter Gang geübt werden muss.
Ich habe manchmal den Eindruck, die sind im Westen verbissener als wir im Osten damals gewesen sind. Was heutzutage bei Gemeindegliedern bis hin zu Pastoren und Bischöfen fehlt, ist ein offenes, klares biblisches Wort – zum Beispiel gegen diese beiden Punkte. Das reicht schon aus.
Letzte Frage: Wie wird man mutig? Wie kann man es lernen?
Vierzig Minuten soll ich darüber predigen – das mache ich jetzt. Okay, vielen Dank, ich überlasse Ihnen das Wort.
Die Macht der Inszenierung: Nebukadnezars Standbild und die Weihe
Liebe Freunde, mir hat jemand eine Verlobungsanzeige geschickt. Er hatte sich in der Wüste verlobt. Auf der Anzeige stand: „Wenn mancher an der Küste wüsste, wie Guzis in der Wüste küsste.“
Als ich einmal im Stau stand, zusammen mit meinem Kollegen Wolfgang Dost, musste man sich ja irgendwie beschäftigen. Da erzählte ich ihm diese Geschichte. Das gefiel ihm, und weil wir nichts anderes zu tun hatten, bastelten wir ein wenig daran herum und machten mehr daraus. Am Ende entstand Folgendes:
„Wenn mancher an der Küste wüsste, wie Guzis in der Wüste küsste, dann küsste er nicht an der Küste, als ob er nichts von Wüsten wüsste. Dann wären bei Wüstenküsserei die Küstenküsser auch dabei.“
Aus der Wüste Ägyptens habe ich mal eine Postkarte bekommen. Darauf hatte sich einer meiner Bekannten zusammen mit ein paar anderen Kamelen vor einer Pyramide fotografieren lassen. Ihr habt sicher auch schon diese Höcker gesehen. Ich meine nicht die Höcker der Kamele, sondern die der Pyramide.
Diese sind in Wirklichkeit superdimensionale Grabhügel, Denkmäler, die sich die ägyptischen Könige bauen ließen. Die Könige selbst haben ja nie etwas gebaut, außer Unsinn. Sie ließen nur bauen. Und die Massen, die bauten, werden später gar nicht mehr erwähnt. Semper baute die Semperoper, Hitler baute die Autobahn, Schröter baute das Kanzleramt in Berlin für 465 Millionen D-Mark – das hässlichste Gebäude dieser Stadt.
Jedenfalls muss gebaut werden, das ist Ehrensache bei allen Königen. Als ich das Foto mit den Pyramiden sah, also diesen riesigen Dingern in der flachen Wüste, bekam ich eine ungefähre Vorstellung von dem Bauwerk, das König Nebukadnezar errichten ließ.
Im Buch Daniel, Kapitel 3, lesen wir: König Nebukadnezar ließ ein goldenes Bild machen. Es war 30 Meter hoch und drei Meter breit und wurde in der Ebene Dura im Land Babel aufgerichtet.
Ich weiß nicht, wie groß eigentlich der Nischel von Karl Marx ist, der in unserer Stadt Chemnitz steht. Ja, er ist schon haushoch, aber im Vergleich zu dem, was Nebukadnezar gebaut hat, ist es wirklich nur ein kleiner Nischel.
Nebukadnezars Standbild wird nur noch übertroffen von dem Standbild, das sich der jetzige Präsident von Turkmenien hat bauen lassen. Das ist zunächst ein Sockel, der 70 Meter hoch ist, und darauf steht eine zwölf Meter hohe, vergoldete Statue eben dieses Präsidenten. Das hat sich nicht einmal Stalin oder jemand Ähnliches geleistet.
Nebukadnezar baute also auch für seine damaligen Verhältnisse ein absolut überdimensional riesiges Standbild. Er baute es in der flachen Ebene, damit man es von allen Seiten gut sehen kann.
Nur dass die Leute es sehen, genügt ihm nicht; sie müssen auch davor in die Knie gehen. Unter das tut es Nebukadnezar nicht. Die Massen sollen es nicht nur ansehen, sie sollen es auch anbeten.
Also werden die Volksmassen zusammengetrommelt. Es findet eine Bildweihe statt, denn so lesen wir in der Bibel: Sie sollten zusammenkommen, um das Bild zu weihen.
Eine Weihe ist immer ein Zeichen für einen Totalanspruch. Ein Haus wird geweiht für einen bestimmten Zweck, ein Priester wird geweiht für Gott, ein Bild wird geweiht – es gehört dem König, und der einzige Zweck ist, seine Ehre hochzuhalten, die Verherrlichung des Königs.
Wenn man das als Deutscher liest, muss man unwillkürlich an die deutsche Geschichte denken. Ihr erinnert euch vielleicht an den Deutschunterricht mit „Wilhelm Tell“ von Schiller, wie Gessler von den Leuten verlangte, dass sie ihn mit dem Hut grüßen sollten.
Die Geschichte von Gessler haben die meisten ja vergessen. Deswegen war es bei uns in Deutschland später nicht mehr ein Hut, sondern ein Hitler, ein Standbild, ein Standpunkt, ein Staat.
Freunde, ihr müsst die Geschichtsbücher lesen und die Bibel. Dann werdet ihr merken: Es hat sich alles schon mal abgespielt, das steht doch in der Bibel drin. Es gibt nichts Neues unter der Sonne.
Das Standbild muss also geweiht werden. Im Normalfall haben die Leute wenig Lust, sich bei so etwas zu beteiligen. Aber das ist Nebukadnezar egal, er nimmt das gerne in Kauf.
Wer bei einer Weihehandlung nicht mitmacht, gerät unter die Macht, die dahintersteht. Dann bleibt etwas hängen, die Seele wird in Beschlag genommen. Sie bekommt eine Bindung, wird an eine Kette gelegt.
Hier geht es nicht um eine äußerliche Demonstration, hier geht es um Religion. Und Religio heißt Bindung. Wenn etwas geweiht wird, dann wird es immer religiös.
Hier wird es also penetrant religiös: Die Leute sollen niederfallen, anbeten. Es wird ihnen befohlen, niederzufallen und das goldene Bild anzubeten.
Im Allgemeinen hat die Bevölkerung keine Lust, sich bei so etwas zu beteiligen. Deshalb lässt Nebukadnezar die Bevölkerung zur Standbildweihe kommandieren. Bei ihm geht alles auf Kommando.
Die Massen mussten, so heißt es hier, dem Standbild gegenüber aufmarschieren. Dort mussten sie warten, bis es enthüllt wurde. Dann mussten sie jubeln, wie es ihnen eingedrillt wurde. Sie mussten dauernd jubeln.
Bei Nebukadnezar mussten sie vor allem alle fröhlich sein. Eine fröhliche Stimmung wurde ihnen nicht aufgezwungen, aber sie konnte manipuliert und stimuliert werden.
Das größte Stimmungsmittel aller Zeiten war schon immer die Musik. Nebukadnezar ließ viel Musik machen. Wenn ihr hörtet den Schall der Posaunen, Trompeten, Harfen, Zithern, Flöten, Lauten und aller anderen Instrumente, dann solltet ihr niederfallen und anbeten.
Hier ist kein kleines Orchester am Werke, sondern für alle möglichen Leute ist etwas dabei. An erster Stelle natürlich Posaunen und Trompeten, also Blasmusik, Marschmusik. Das ist etwas für Männer ohne Kopf, eher schon auf Beinen, die so etwas lieben.
Dazwischen gibt es sanfte Harfenklänge für die Seelen der Frauen, ein paar Flöten für die Kleinkinder und für die Jugend laute Gitarren. Laute Gitarren für jeden Geschmack, vom flotten Marsch bis zur feierlichen Hymne, vom Kleinkind bis zum alten Bock.
Schalmeienton und harter Rock sind auch dabei. Zum Schluss wird pauschal von vielen anderen Instrumenten gesprochen. Ich weiß nicht, welche Instrumente sie damals noch hatten, aber eins war ganz bestimmt dabei.
Das ist immer überall dabei, es braucht gar nicht extra erwähnt zu werden: die Trommel, das Schlagzeug. Zur Trommel gehören die Trommelstöcke, und die sind bei größeren Veranstaltungen sehr vielseitig einsetzbar.
Wer mit ihnen bearbeitet wird, hört dann die Engel singen. Die ganze Veranstaltung ist psychologisch meisterhaft aufgebaut.
In der flachen Ebene, auf einem riesigen Appellplatz, steht das goldene Götzenbild glitzernd in der Sonne. Die Marschblöcke sind ringsherum aufgebaut. Das ist raffiniert inszeniert.
Hier kann man lernen, wie man eine Großveranstaltung aufbaut. Wenn ich bedenke, mit welcher satanischen Meisterschaft Hitler seine Aufmärsche zum Beispiel in Nürnberg auf dem Parteitagsgelände veranstaltete, habe ich den Eindruck, er hatte den gleichen Lehrmeister wie Nebukadnezar.
Für diese Vermutung habe ich noch eine zweite Begründung: Die Massen mussten anmarschieren, sich vor dem Standbild aufstellen und bekamen dann eine Belehrung.
Belehrung ist immer wichtig für das Volk. Wenn die Leute von selbst nicht wissen, wann sie „Hurra“ brüllen müssen, muss man es ihnen eben beibringen.
Also werden die Massen instruiert, was sie zu tun haben und an welcher Stelle sie jubeln sollen. „Wenn ihr hört den Schall der Posaunen, Trompeten, Harfen, Zithern, Flöten, Lauten und aller anderen Instrumente, dann sollt ihr niederfallen und das goldene Bild anbeten.“
Diese Sätze mit den Instrumenten kennt ihr schon. Ich habe sie euch schon einmal vorgelesen. Wenn ihr das Kapitel 3 lest, merkt ihr, dass sie dort mehrfach in der gleichen Formulierung vorkommen.
Das ist beim Lesen entnervend, aber genau das ist die Absicht. Den Massen müssen immer wieder die gleichen Losungen eingetrichtert werden, bis sie es kapieren.
Beim Ertönen des musikalischen Signals sollen sie jubeln. Wer gerne freiwillig mitjubelt, bekommt die Belehrung fortgesetzt. Wer aber nicht jubelt, sondern niederfällt und anbetet, soll sofort in den glühenden Ofen geworfen werden.
Nebukadnezar ist also nicht nur ein Denkmalsetzer, sondern auch ein Ofensetzer. Er hat im Land alles setzen lassen. Was er setzen lässt, ist gesetzt. Wer sich widersetzt, bei dem setzt es etwas.
Für widerspenstige Elemente, die sich an der staatlich verordneten Weihe nicht beteiligen, hat Nebukadnezar einen Ofen aufstellen lassen – einen Verbrennungsofen für Menschen.
Das war vor zweitausendfünfhundert Jahren. Aber ich habe ja vorhin schon gesagt: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.
Das gab es schon einmal, sogar einen Verbrennungsofen für Menschen. Erinnert euch das nicht an die Öfen, die einmal in Deutschland standen, in denen Millionen Menschen verbrannt wurden?
Fällt euch nicht auf, wie sich die Bilder gleichen? Ich weiß nicht, wie gut Adolf Hitler die Bibel kannte, aber ich frage mich, woher er die teuflische Idee von diesen Öfen hatte.
Steht hinter Nebukadnezar und hinter Hitler nicht der gleiche Geist? Der gleiche Herr, nämlich der Teufel.
Angst als Herrscherin und die Macht der Unterwerfung
Der Teufel herrscht dort, wo die Angst herrscht. Nebus Ofen, das ist der Zentraldampfkessel, abgekürzt ZK, des ganzen Landes. Von dort aus wird allen bis zum kleinsten Bürger eingeheizt.
Da wird Dampf gemacht, und wer dem ZK nicht traut, der gehört ins KZ. Alle heucheln jetzt Überzeugtheit und Begeisterung, doch in Wirklichkeit handeln sie alle nur aus Angst. Die Angst vor dem Feuerofen ist die geheime Triebkraft im Reich des Nebukadnezar, denn er weiß: Wer Angst hat, ist beherrschbar.
Und die Angst ist so groß, dass ihr alle ihr verfallen seid. Es heißt hier, sie fielen nieder, alle. Nicht nur ein paar Parteigenossen, ein paar Höflinge oder ein paar Karrieremacher.
Es ist leicht für uns, über die Menschen von vor 2500 Jahren oder vor 70 Jahren ein Urteil zu fällen, weil wir heute, als wohlgenährte und sicher lebende Bundesbürger, überhaupt nicht ermessen können, wie groß die Angst damals war. Als in Babel und im Buchenwald die Öfen rauchten und in den Folterkellern der Gestapo und der Stasi Tag und Nacht die Lichter brannten und nicht ausgingen.
Inzwischen sind bei der Stasi die Lichter ausgegangen, die Öfen im Buchenwald sind nur noch Museumsobjekte zum Betrachten, von denen keine Gefahr mehr ausgeht. Aber damals war das lebensgefährlich.
Wer damals nicht nach Auschwitz oder Buchenwald wollte, der hat eben seine Verbeugung gemacht und sich in den religiösen Ruf „Heil Hitler“ eingestimmt, um sein Leben zu retten. Keiner von uns hat das Recht, sich überheblich über diese Menschen von damals zu äußern. Wir sind nicht ihre Richter. Sie müssen sich vor Gott verantworten, genau wie du dich vor Gott verantworten musst.
Das stimmt: Sie haben versagt, sie sind schuldig geworden, sie haben geschwiegen. Das haben wir schon damals von Martin Luther King gelernt. Er hat gesagt: Wer ein ungerechtes System untätig hinnimmt, arbeitet mit diesem System zusammen.
Es war nicht nur der böse Stalin, der böse Hitler oder der böse Nebukadnezar, sondern es fielen nieder alle. Und auch wenn wir die nicht verurteilen können, die damals umgefallen sind, so können wir doch wenigstens die verehren, die nicht umgefallen sind.
Und die gab es ja auch. Im Nazireich waren das ein paar Kommunisten, Christen, Widerstandskämpfer. Sie mussten dann eben zur Strafe in die Öfen, genau wie die Juden. Auch im Reich des Nebukadnezar gab es einige, die nicht mitmachten. Auch das waren Juden, nämlich drei junge Männer: Micha, Atze und Hansi.
Treue trotz Umerziehung: Daniel und seine Freunde in Babylon
Bevor ich die Geschichte von dem großen Open-Air-Gottesdienst des Nebukadnezar weitererzähle, muss ich euch erst einmal diese drei Menschen vorstellen – zusammen mit ihrem Freund Daniel.
Nebukadnezar hatte bei seiner Eroberung Jerusalems diese jungen Männer entführt und als Beute mitgenommen. Er leitete einen drei Jahre dauernden Umerziehungsprozess ein. Punkt Nummer eins dieses Programms war, dass er ihnen ihre Namen nahm und sie umbenannte. In den hebräischen Namen dieser Männer kam überall das Wort „Gott“ vor. Namen wie Gotthelf, Gottlieb oder Gotthard waren in der Kaderschmiede von Nebukadnezar unerträglich. Solche Namen mussten weg, dieses verhasste Wort „Gott“ sollte aus der Erinnerung der Menschen getilgt werden.
Was jetzt in ihre Köpfe hinein muss, ist die Weltanschauung des Herrschers. Sie sollen sein Denken übernehmen. Deshalb war Punkt zwei des Dreijahresplans, dass sie in Schrift und Sprache der Chaldäer unterrichtet werden sollten. Ein richtiger Diener muss die Sprache seines Herrn sprechen. Deshalb habe auch ich Russisch lernen müssen.
Der dritte Punkt war, dass der König bestimmte, was man ihnen täglich von seiner Speise und von dem Wein geben sollte, den er selbst trank. Das war natürlich nobel, dass er seinen Gefangenen dasselbe zu essen und zu trinken gab wie sich selbst. Aber auch das hatte einen Haken: Von dem, was am Königshof gegessen und getrunken wurde – jedenfalls Fleisch und Wein – wurde ein Teil den Göttern geopfert. Und hier konnten diese vier jungen Juden nicht mitmachen.
Um das zu verstehen, müssen wir uns die vier einmal näher anschauen. Daniel, der zu dieser Gruppe gehörte, war ein junger Mann, der an Gott glaubte. Er wurde gezwungen, in einer Welt zu leben, in der von seinem Gott keine Rede mehr sein durfte und in der man ihn umerziehen wollte. Daniel war ein junger Mann mit einem Gewissen, das an Gott gebunden war. Die Gewissenhaftigkeit dieses einen jungen Menschen führte an einem bestimmten Punkt zu einer segensreichen Gehorsamsverweigerung aus guten Gründen.
Daniel wusste genau, dass der Glaube schnell schwinden kann, wenn man keine Freunde oder Glaubensgenossen hat. Also suchte er danach – aber er fand nicht viele. Wie das so ist in einer Jugend, die nur an der Flasche hängt und herumhängt, gibt es nicht viele, die mit Gott nach seinen Maßstäben leben. Hunderte, ja Tausende waren mit Daniel in der gleichen Gefangenschaft. Aber er fand nur drei, die bereit waren, ihrem Gott treu zu bleiben: Hansi, Misha und Atze. Vier von Tausenden – mehr nicht.
Diese vier setzten sich zusammen und sagten: „Wir würden zwar lieber woanders leben, aber wir leben nun mal hier. Gott hat uns hierher gestellt. Wir müssen diesem Staat gehorchen, ob es uns passt oder nicht. Wir müssen manches mitmachen und manches schlucken, was uns nicht schmeckt – zum Beispiel die Schulung –, ohne dass wir uns dadurch von Gott trennen müssten. Aber es gibt für alles eine Grenze. Wenn die überschritten wird, ist die Trennung von Gott vollzogen.“
Deshalb sagten die vier: „Wir müssen jetzt eine klare Grenze ziehen, wie weit wir mitgehen können und ab wann wir nach dem Grundsatz handeln müssen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Sie setzten sich eine Grenze und sagten: „Bis hierhin kann der König mit uns rechnen, aber ab da machen wir einfach nicht mehr mit.“ Mit dieser Grenzziehung taten sie etwas ganz Wichtiges: Sie retteten ihren Glauben.
Viele Menschen verlieren ihren Glauben nicht durch Zweifel oder Vernunftargumente, sondern durch Anpassung – durch allmähliche Anpassung an die gottlose Umwelt. So erging es vielen in Babylon. Erst machten sie ein bisschen mit, dann passten sie sich mehr und mehr an, dann kamen die Zweifel, und schließlich kam der Gedanke: Lohnt es sich eigentlich noch, dem alten Gott zu dienen? Ist es nicht besser, auf die neue Weltanschauung umzusteigen? Und so verloren sie ihren Glauben.
Die vier jungen Männer retteten ihren Glauben, indem sie eine Grenze zogen – und zwar beim Essen und Trinken. Ich habe es schon erwähnt: Von dem Fleisch und dem Wein, den der König aß, wurde ein Teil den Göttern geweiht. Das war den Juden in der Bibel streng verboten. Wenn die vier da mitgemacht hätten, hätte es so ausgesehen, als ob sie auch an die babylonischen Götter glaubten, als wären sie überzeugt von der neuen Weltanschauung. Jeder, der sie gesehen hätte, hätte gesagt: „Schau mal, hier sind sie auch Nebukadnezars geworden, die machen auch mit.“
Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich mit des Königs Speise und Wein nicht unrein zu machen. Er ging zum obersten Küchenchef, legte sein Anliegen vor und sagte, dass er und seine Zimmergenossen von Zimmer 15 etwas gegen Fleisch und Wein hätten. Könnten sie nicht bitte mal auf Diät gesetzt werden? In der Bibel steht, dass der Küchenchef Daniel wohlwollend und gnädig gesinnt war. Er drückte ein Auge zu und genehmigte Wasser statt Wein.
Allerdings hatte er Angst, dass die jungen Leute ein bisschen vom Fleisch fallen würden, wenn sie die königlichen Speisen nicht mehr aßen. So dünn waren sie dann doch nicht mehr als Regierungskader geeignet und kämen höchstens noch für die Kreisebene in Frage.
Daniel aber schlug vor: „Versuch es doch mal mit deinen Knechten zehn Tage lang. Lasst uns Gemüse essen und Wasser trinken. Danach sollt ihr unser Aussehen und das der jungen Leute, die von des Königs Speise essen, vergleichen.“ Der Test wurde gemacht, die Gemüsedekade begann.
Nach zehn Tagen kamen die Vegetarier zur Kontrolle und siehe da: Nach zehn Tagen sahen sie schöner und kräftiger aus als alle jungen Leute, die von des Königs Speise aßen.
Diese Geschichte ist keine Werbung für alternative Ernährung mit Müsli und gescharrten Möhren und so weiter. Obwohl ich natürlich sagen muss, dass wir alle viel zu viel Fleisch essen und viel gesünder leben würden, wenn wir uns nach den Angaben der Bibel richteten. Dazu sage ich auch eine ganze Menge. Es gäbe weniger Kranke, wenn es mehr gottgefällige Menschen gäbe. Merke: Auch Fettbauch, Nieren- und Gallensteine können Folgen von Gottlosigkeit sein.
Aber in unserer Geschichte geht es nicht nur um die Gesundheit des Leibes, sondern um die Gesundheit der Seele. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem Wort Gottes. Du kannst noch so viel zu essen haben, wenn du unglücklich bist, schmeckt es dir nicht. Und wenn du mit schlechtem Gewissen isst, bekommst du es auch nicht.
Daniel knabberte seine Radieschen mit gutem Gewissen und einem dankbaren Herzen, sprach sein Tischgebet und gedieh prächtig. Er fühlte sich wohl bei Milch und Kohl, obwohl das, was er aß, in den Augen seiner Umwelt eine verachtete Speise war.
Wie viele Kinder müssen sich gefallen lassen, dass ihnen verächtlich gesagt wird: „Was euch da im Kindergottesdienst erzählt wird, ist doch alles Kohl.“ Wie viele Jugendliche müssen hören, dass das, was sie im Konfirmandenunterricht beigebracht bekommen, „alles Käse“ sei. Wie viele junge Menschen müssen sich sagen lassen, dass ein Irrer auf die „Yumiko“ sei, dass die erzählten Geschichten aus dem Alten Testament zweitausendfünfhundert Jahre alte Storys seien, die doch kalter Kaffee sind. Von so altem, abgestandenem Zeug könne heute kein Mensch mehr leben. Um im Leben vorwärtszukommen, brauche man einen neuen Standpunkt.
Ach Leute, das hören wir schon seit Nebukadnezars Zeiten. Aber seit Erschaffung der Welt ist das Wort Gottes der sicherste Standpunkt der Welt. Gott segnet alle, die seinem Wort gehorsam sind.
Am Ende unseres Kapitels heißt es: „Und der König fand sie in allen Dingen, die er sie fragte, zehnmal klüger und verständiger als alle Zeichendeuter und Weisen in seinem ganzen Reich.“ (Daniel 1,20)
Gott ist denen treu, die ihm treu sind. Davon haben wir vorhin schon einiges über die Treue Gottes gehört. Wenn du Gott die Treue hältst, lässt er dich nicht sitzen, sondern gibt dir genau das, was du zum Leben brauchst.
Wer nach Gottes Willen lebt, wird nicht verkohlt, sondern gesegnet. Daniel erhielt von Gott Freunde, Gesundheit, Verstand, Erfolg und hohe Ämter. Er und seine drei Freunde arbeiteten als treue Staatsdiener in hohen Positionen zum Wohle des babylonischen Reiches. Doch die oberste Autorität über ihr Leben war Gott.
Standbildweihe und der Mut zum Widerstand
Und deshalb, und jetzt komme ich wieder auf unsere Geschichte von der Standbildweihe zu sprechen, sind sie bei der Standbildweihe gar nicht mit dabei. Daniel wird nicht mehr erwähnt, er ist vielleicht auf Dienstreise, das weiß ich nicht. Aber Micha, Atze und Dani sind in der Stadt. Eigentlich hätten sie von Berufs wegen auf der Tribüne sitzen und ihre Wink-Elemente schwenken müssen. So hießen bei uns früher die Fähnchen – die Wink-Elemente waren das. Aber sie sind nicht mit dabei!
Es sind Juden, drei junge Männer. Das fällt natürlich auf, wenn auf der Tribüne, wo die Honoratioren sitzen sollen, plötzlich drei Plätze leer sind. Also wegzubleiben von so einer Veranstaltung ist eine Art Selbstmord. Das kann nicht nur den Posten kosten, das kann das Leben kosten. Aber die drei Jungs wissen, dass es das ewige Leben kosten kann, wenn sie sich dort sehen lassen. Denn sie glauben an Gott und kennen das erste Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott, und du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“
Leute, fast alle Konflikte der Gläubigen – zumindest die Konflikte, die mit Wein und so etwas zu tun haben – hängen mit dem ersten Gebot zusammen und müssen von daher beurteilt und entschieden werden. Unsere drei Jugendfreunde können an der Weihe nicht teilnehmen, weil sie wissen, dass der Mensch nur Gott allein anbeten darf – keinen anderen Menschen und auch kein Götzenstandbild, so groß es auch sein mag.
Anbeten heißt, jemanden oder etwas so zu verehren und zu gehorchen, wie es nur Gott zusteht. Aber Nebukadnezar ist kein Gott. Ihm fehlt dazu so ziemlich alles, vor allem die Liebe. Gott schenkt, Gott gibt, Gott liebt – Gott ist die Liebe. Und nur was aus Liebe geschieht, das will er. Gott kennt nur Freiwilligkeit, und er liebt auch nur freiwillig. Keiner zwingt Gott. Also kannst du einen zwingenden Gott nennen, der dich lieben sollte?
Wer bist denn du eigentlich? Warum sollte er uns lieben? Im Gegenteil: Erstens könnte er genauso gut ohne uns auskommen, er braucht uns ja nicht. Und zweitens haben wir Menschen ihn ständig enttäuscht, verletzt, seine Liebe nicht erwiesen, ihm wehgetan – mit einem Wort gegen ihn gesündigt. Und Sünde ist ja nicht nur, wenn du etwas Böses oder Falsches tust. Sünde ist vor allem die Behauptung, dass du sagst: Ich brauche keinen Gott. Oder dass du als Christ sagst: Für diese und jene Dinge brauche ich keinen Gott, sondern nur für das und das in meinem Leben, die sogenannten Kleinigkeiten, die entscheide ich selbst.
Mit dieser Behauptung, für bestimmte Dinge in meinem Leben brauche ich Gott nicht, tust du Gott weh. Er ist ja nicht ein Prinzip oder ein Gedanke – Gott ist dein Vater, der ein Herz hat, dem du wehtun kannst. Und jedes Mal, wenn Gott sieht, wie du dich ohne ihn gegen etwas entscheidest oder Falsches tust, gibt ihm das einen Stich ins Herz.
Und obwohl du, wie alle Menschen, Gott schon tausendmal enttäuscht hast, liebt Gott dich wie alle Menschen unendlich und unwandelbar. Er möchte gerne freiwillig von dir geliebt werden. Natürlich könnte Gott seine Kraft zeigen, beweisen, dass er allmächtig ist. Aber dann müssten die Menschen ihn lieben – das bliebe ihnen ja gar nicht übrig. Aber das wäre keine Freiwilligkeit mehr, sondern nur eine Einsicht in der Notwendigkeit.
Deshalb bleibt Gott lieber im Verborgenen, leise, unauffällig und unaufdringlich. Deshalb, das haben wir ja gerade gefeiert, kommt er als Säugling in die Welt. Vor einem Säugling braucht sich niemand zu fürchten. Und ein Säugling braucht nur eins: Liebe. Gott will freiwillig geliebt werden.
Und genau das kann Nebukadnezar weder mit Macht, noch mit Musik, noch mit Religion, noch mit Reichtum und Bestechung erreichen. Er hat erreicht, dass sie ihn anbeten – das hat er geschafft. Manche knirschen vielleicht mit den Zähnen, ballen die Faust in der Tasche, ekeln sich vor sich selbst. Jedenfalls knien Hunderttausende vor diesem Herrscher. Aber Liebe hat er nicht erzwingen können.
Bei Gott ist die Liebe der Motor, der unser Glaubensleben antreibt. Bei Nebukadnezar ist der Motor die Angst. Und wo Angst herrscht, blüht das Spitzelwesen. Die drei jungen Männer werden sofort angezeigt, denunziert und verhaftet.
Und Nebukadnezar fällt jetzt vollkommen aus der Rolle. Ihr müsst euch das mal vorstellen: Dieser Mann hat alle Macht, beherrscht drei Millionen Menschen, die vor ihm im Staube liegen. Er kann jeden, der nicht mitmacht, in den Feuerofen werfen. Und drei – drei Männlein – machen nicht mit.
Ich meine, das ist im Grunde genommen lächerlich. Aber Diktatoren haben keinen Humor. Nebukadnezar lacht nicht, er tobt und fällt total aus der Rolle. Er schreit: „Was wollt ihr? Meinen Gott nicht anbeten? Dann schmeiße ich euch in den Ofen, und dann wollen wir doch mal sehen, was das für ein Gott sein soll, der euch aus meiner Hand retten könnte!“
Die drei jungen Männer fangen jetzt nicht an, mit diesem Diktator zu diskutieren. Es gibt einen Moment, wo die Diskussion aufhört, wo man alle Argumente beiseitelassen muss und nur noch die Wahrheit bekennen kann. Das ist meistens der Punkt, an dem der Kampf für die Wahrheit, das Leiden für die Wahrheit beginnt.
Dieser Punkt ist für die drei jungen Männer jetzt gekommen. Deshalb legen sie vor dem König, der sie zu einer Diskussion herausgefordert hat, ein klares Bekenntnis ab und sagen: „Das ist nicht nötig, dass wir dir darauf antworten. Wenn unser Gott, den wir verehren, will, dann kann er uns retten. Und wenn er es nicht tun will, dann sollst du trotzdem wissen, dass wir deinen Gott nicht ehren und das goldene Bild, das du hast aufrichten lassen, nicht anbeten wollen.“
Leute, das ist die Sprache der Freiheit, die Sprache der befreiten Kinder Gottes. So etwas hat Nebukadnezar noch nie gehört. Das hat bisher noch keiner gewagt. Es sind drei unter Millionen, die nicht mitmachen.
Das waren bestimmt keine Supermänner, sondern drei Männer, die Gott gehörten und Gott gehorchten – das ist alles. Drei beten nicht an. Drei geben ihre Seelen nicht her. Drei kennen jemanden, der größer ist als der große Nebukadnezar. Drei Menschen haben keine Angst. Und wer keine Angst hat, ist nicht beherrschbar.
Hier ist die Macht Nebukadnezars zu Ende. Und weil er das merkt, schnappt er vollkommen über. In seiner Wut bekommt er einen richtigen Tobsuchtsanfall. In seiner Wut erlässt er einen Befehl, der in seiner Maßlosigkeit schon wieder lächerlich ist: Der Ofen muss siebenmal heißer gemacht werden als sowieso schon.
Dann müssen die drei auf der Stelle in Hut und Mantel ins Feuer. Die ersten drei Menschen, die in einen Ofen geworfen wurden, das waren Juden.
Was jetzt kommt, kann ich euch nicht erklären. Und Nebukadnezar kann es sich auch nicht erklären. Denn als er durchs Guckloch in den Ofen sieht, sieht er, dass die drei Männer nicht brennen, sondern frei im Feuer herumrennen.
Die Exekution wird sofort abgebrochen. Eine Kommission wird zur Untersuchung der drei eingerichtet. Sie werden aus dem Feuer geholt. Es wird festgestellt, dass das Feuer den Leibern dieser Männer nichts anhaben konnte und ihr Haupthaar nicht versengt und ihre Mäntel nicht beschädigt waren. Man konnte nicht einmal einen Brandgeruch an ihnen riechen.
Jetzt ist beim Nebukadnezar der Ofen aus. Er steht vor einem Rätsel. Er weiß ja nicht, dass es einen lebendigen Gott gibt. Zum Beispiel lesen wir beim Propheten Jeremia, wie Jesaja gesagt hat: „Wenn du durchs Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen, denn ich bin der Herr, dein Gott.“
Nebukadnezar muss erkennen, dass er es hier nicht mit drei kleinen harmlosen Männern zu tun hat, sondern dass noch jemand anderes seine Hand im Spiel hat. Denn als er in den Ofen hineinsah, sah er nicht nur die drei jungen Männer frei herumlaufen, sondern vier. Er ruft erstaunt aus: „Haben wir nicht drei Männer ins Feuer geworfen? Ich sehe aber vier Männer frei im Feuer umhergehen, und sie sind unversehrt. Und der vierte sieht so aus, als wäre er ein Sohn der Götter.“
Wer der vierte Mann im Feuerofen war, werden wir erst erfahren, wenn wir im Himmel sind. Aber ich bin fest überzeugt, dass der vierte Mann, von dem hier die Rede ist, nicht nur, wie Nebukadnezar vermutet, ein Sohn der Götter ist, sondern der Sohn Gottes – Jesus.
Jesus hat gesagt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Im Namen von diesem Jesus sind wir hier zusammen. Also ist er jetzt auch mitten unter uns.
Damit der Teufel hier hineinschauen könnte, so wie Nebukadnezar durch die Ofenklappe – da würde er nicht nur euch hier sitzen sehen, sondern auch Jesus, der mitten unter uns sitzt.
Denn Jesus ist ja nicht nur vor zweitausend Jahren in den Feuerofen dieser Welt hinabgestiegen, er ist sogar in das Reich des Todes hinabgestiegen. Er ist am dritten Tag von den Toten auferstanden. Er lebt.
Und das ist für mich der Punkt, an dem ich immer aufhöre zu diskutieren und zu argumentieren. Ich habe da keine Beweise. Doch Franz Werfel hat einmal mit Recht gesagt: „Für diejenigen, die an Gott glauben, ist keine Erklärung notwendig, und für diejenigen, die nicht an Gott glauben, ist keine Erklärung möglich.“
Die Wahrheit, dass Jesus lebt, ist nicht erklärbar, aber sie ist erfahrbar. Und du erfährst sie in dem Augenblick, wenn du das tust, was Jesus dir sagt.
Zum Beispiel sagt Jesus: „Wenn ihr meinem Wort gehorcht, dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Zum Beispiel frei von der Angst vor anderen Menschen, oder wenn du durch das Feuer der Kritik musst, oder wenn dich der glühende Hass von anderen trifft, oder wenn dir deine Schuld auf der Seele brennt.
Hier, bei dieser Veranstaltung, in der Mission, werden Christen gebraucht, die diese Erfahrung schon gemacht haben und bereit sind, sie noch zu machen. Hier werden Christen gesucht, die bibelfest und feuerfest, leidensfähig und kampfbereit sind.
Amen.
Der Widerstand im Feuerofen: Gottes Schutz und die Macht des Glaubens
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