Einführung: Die Herausforderung des Gebets im Alltag
Wir haben heute als Predigttext Lukas 11. Dort gibt es eine Verheißung Jesu, die mir eine große Hilfe in meinem Gebet ist.
Wenn man das im eigenen Leben überdenkt, dann ist es sicher immer wieder der Mangel, dass wir zu wenig beten. Wenn wir uns zum Gebet treffen, sind wir oft nur zu dritt in unseren Gebetsgruppen. Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist. Vielleicht ist es uns allen nicht so wichtig, weil es auch Abhaltungsgründe gibt. Aber es gibt sicher auch noch andere Gebetsgruppen, und wir alle beten zu wenig.
Gott kann es uns nicht gelingen lassen, wenn wir nicht beten. Er hat Verheißungen aufs Gebet gelegt. Dass wir lässig in der Arbeit sind, wird wohl selten zutreffen, aber im Beten sind wir oft lässig.
Lukas 11: Ich lese nicht den ganzen Abschnitt, in dem Jesus das Bild von den Kindern gebraucht. Auch das Beispiel davor oder danach, wie jemand ungestimmt anklopft, wird erwähnt. Man könnte sagen, es kann doch nicht sein, dass Jesus uns ermuntern will, frech anzuklopfen. Doch Jesus schreckt auch davor nicht zurück.
Nun zu Vers 9: "Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan."
Die Bedeutung des Betens für junge Menschen
Wenn wir heute Konfirmation feiern, ist es immer wieder schön, sich daran zu erinnern, wie das damals war.
Gestern Abend hat mich ein Mädchen aus unserer Jugendarbeit angesprochen. Sie erzählte, dass sie gerade im Kreis Tübingen unterwegs war und dort zwei Burschen vor ihr gesessen hätten. Daraufhin habe ich meine ganze Predigt für die heutige Konfirmation noch einmal umgeworfen. Die beiden Jungen haben heute ebenfalls Konfirmation in ihrer Gemeinde.
Dann sagte der eine verstohlen zum anderen: „Du, jetzt musst du noch einmal richtig fromm sein, und dann kannst du es lassen.“ Der andere antwortete: „Hoffentlich hat es sich auch richtig gelohnt.“ Dabei dachten sie wohl an den Berg der Geschenke.
Ich freue mich über junge Leute und halte nichts davon, wenn man sich darüber entrüstet. Wir waren ja auch mal jung, und wir sollten ehrlich sein: Junge Leute haben eine gute Art, sie wissen, worauf es ankommt und können den Punkt genau nennen – sehr schön.
Das wollten wir heute unseren Konfirmanden ganz deutlich sagen: Dieses Fest lohnt sich nicht, obwohl manche dabei ganz tüchtig abkassieren. Da bleibt mir manchmal die Spucke weg, wenn ich sehe, was da an Gütern und Geld zusammengesammelt wird.
Ich habe heute zu den Konfirmanden gesagt: Wenn jetzt jemand käme und euch zehnmal so viel bieten würde, wie ihr an Geschenken bekommen habt, und sagte, ihr bekommt alles nur unter einer Bedingung – ihr müsstet Gott absagen – würdet ihr das machen?
Ihr habt doch schon ein Gespür für das Materielle, für das, was sich lohnt. Zehnmal so viel frei weg, wie würdet ihr euch entscheiden? Wahrscheinlich würden unsere jungen Leute doch bedenklich sein.
Ja, so herum kann man es auch nicht versprechen. Wenn er hundertmal mehr bieten würde, weiß ich nicht. Wenn er tausendmal mehr bieten würde, unsere jungen Leute – ich weiß nicht, ob sie ihm zustimmen könnten.
Und selbst wenn man hunderttausendmal mehr an Gütern geboten bekäme, ahnt man doch irgendwie, dass das nicht aufzuwiegen ist. Es geht um etwas anderes, etwas völlig anderes, das mit nichts zu vergleichen und mit nichts aufzuwiegen ist.
Die Zusage Jesu als ungleicher Vertrag
Darum mein erster Punkt: Es wird ein ganz einseitiger Vertrag gemacht. Jesus sagt uns: Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, euch wird aufgetan. Wir können oft gar nicht abschätzen, was das bedeutet. Deshalb sollten wir auch nicht auf unsere Konfirmanden herabblicken, weil sie das vielleicht schlecht einschätzen können. Wir selbst können es ja kaum besser.
Was wird uns da von Jesus geschenkt? Noch unser Freiweg, der sagt: Bitte! Die Tür ist offen, ihr dürft klopfen, ihr dürft kommen, ihr dürft suchen. Was bewegt dich? Pack doch aus mit deiner Not, komm doch! Aber wir kommen ja oft gar nicht.
Wir stürmen oft in die Tagesarbeit hinein, in die vielen Termine, ohne uns Zeit zum Gebet zu nehmen. Und oft sitzen wir in den schwierigsten Sitzungen, bis uns einfällt, dass wir jetzt auch zu Gott schreien dürfen – in der Stille. Warum eigentlich nicht?
Vor ein paar Tagen wurde in Bonn ein Staatsvertrag unterschrieben. Das bewegt ja die Gemüter. Ich habe manche getroffen, die waren schon sehr unwillig und sagten: Also, das war doch eigentlich das Höchste, was man sich erträumen konnte, dass man jetzt in großzügiger Weise 120 Milliarden freigibt. Ohne Auflage, einzige Bedingung des Vertrags: Die anderen müssen sich selber einbringen, sie müssen ihre Selbständigkeit aufgeben.
Ja, da sagen die anderen: Ob wir wollen oder nicht, wir sind ja auch wer, wir haben ja auch unsere Würde. Das ist richtig, ich verstehe das. Es ist ja immer so, wenn man beschenkt wird. Ich sehe, dass das im Glauben noch viel stärker ist, wenn uns Gott so einen ungleichen Vertrag macht.
Und was Gott uns schenkt, ist ja noch mehr als 120 Milliarden. Einmal fühlen wir uns ganz stolz, da kommt der kleine Konfirmant und sagt: Tja, lieber Gott, das müssen wir mal überlegen, vielleicht, wenn ich alt bin, frage ich mal wieder nach dir. Dabei ist er doch nur Staub und Asche. Wer ist der denn? Einer, der Gott viel, viel Not macht.
Wir lassen uns ja umwerben, als wären wir die wichtigste Persönlichkeit. Wir lassen Jesus oft stehen und sagen: Du kannst uns oft genug das sagen, auch heute, Sonntag Rogate. Das ist ein ganz ungleicher Vertrag. Aber irgendwo stimmt das Verhältnis nicht mehr.
Ich verstehe manche, die natürlich – ich will jetzt nicht die politische Diskussion eintreten, das Beispiel ist nur begrenzt verwertbar – aber sie verstehen doch, worauf es mir ankommt: Dass da irgendwo einer mal kommt und sagt: Komm, jetzt lassen wir es. Es lassen wir es. Wenn die nicht wollen, sollen sie bleiben. Also weitergehen wir nicht mehr.
Wir haben es gut gemeint, wir haben es ehrlich gemeint, wir wollen doch niemanden entwürdigen, wir wollen helfen, wir wollen gemeinsame Sache machen. Gott will doch niemanden entwürdigen. Er sagt: Komm, bitte, suche, klopfe an, ich bin da. Gott schenkt sich ganz und er steht da und will sich selbst geben.
Die Haltung des Gebets: Bitten, Suchen, Anklopfen
Das ist ja das Wichtigste beim Beten. Geht es Ihnen beim Beten immer zuerst um die paar Antworten, die Sie sich wünschen? Häufig ist es so: Wir haben bei Gott eine lange Liste von Wünschen, die wir abhaken wollen. Wir sagen uns, das müsste jetzt eigentlich klappen, und die Hilfe bräuchte ich. Dabei vergessen wir oft das eigentliche Suchen, das Anklopfen, das Bitten – ja, genau das ist mit Suchen gemeint.
Die Begegnung mit Jesus ist beim Beten das Schönste. Plötzlich fällt das Licht seiner Gegenwart auf unser Leben. Das Schlimmste in dieser Welt ist ja, dass man sehr oft vergeblich bittet. Das haben Sie sicher auch schon erlebt, wenn Sie zu Ämtern gehen. Meistens sind sie geschlossen, und wenn sie offen sind, stehen Sie in der Schlange oder treffen auf unfreundliche Mitarbeiter. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber darüber freuen wir uns besonders.
In der Welt kommen wir oft hin und bekommen nicht, was wir wollen. Dann fragen wir: Können Sie nicht eine Ausnahme machen? Wären Sie nicht so nett? Doch das geht nicht. Da muss der Stempel richtig sitzen, dann brauchen Sie noch eine Urkunde und noch eine. Man kann in der Welt viel vergeblich bitten.
Wenn Jesus dieses Wort sagt, meint er nicht, uns eine Allerweltsweisheit mitzuteilen. Bei ihm ist es wirklich so: In dem Augenblick, in dem man ruft, in dem man zu ihm kommt, geht die Tür auf, und er selbst kommt zu uns. Ob mitten in der Nacht, wenn wir nicht schlafen können, oder ob Sie überarbeitet und nervös an Ihrem Schreibtisch sitzen mit der Tagesarbeit, oder ob Sie im Krankenbett liegen – er kommt.
Das ist das Schönste beim Beten: Er kommt mit seiner ganzen Macht und Größe. Dann wird unsere Not schon so klein. „Bittet, euch wird gegeben; sucht, ihr werdet finden; klopft an, euch wird aufgetan.“
Mir ist es jetzt besonders wichtig, dass wir das Ungleiche des Vertrags richtig verstehen. Die Konfirmanden meinen oft, sie müssten jetzt etwas versprechen, ihre Selbstständigkeit aufgeben. Ja, das ist natürlich die Bedingung. Ich kann Christus nur haben, wenn ich mich wirklich ihm ausliefere, ihm mein Herz schenke und ihm bringe, was mich bewegt. Und ich darf Antwort finden: Er ist da.
Keiner ist mehr allein, der betet. Man kann in der Welt schrecklich allein sein. Es gibt Menschen, die sind verheiratet und dennoch allein. Man kann enttäuscht werden von anderen, weil sie einen nicht verstehen. Man kann erleben, wie Menschen einen in großer Not alleinlassen. In der Verzweiflung denkt man: Niemand war da, der mich versteht.
Aber im Gebet ist er so groß: Er, der Herr des Himmels und der Erde, ist da. Er kennt mich, er weiß um meine Not. Dem darf ich sie sagen, und er will eine gemeinsame Sache mit mir machen.
Jetzt verstehen Sie, warum ich das ungewöhnliche Bild vom Vertrag verwende. Er will sich ganz mit mir verbünden, mich beschenken. Dabei hat er keine Hintergedanken, er will mich nicht in der Nase herumführen. Dahinter steht nur seine große Liebe. Er hat mich geschaffen, er weiß um meine Not und dass ich ihn brauche. Darum will er sich mir schenken.
Das war für mich das Erste: dieses Ungleiche, das Große, das Wunderbare.
Das unbeschränkte Recht zum Gebet
Dann geht es um ein unbeschränktes Recht. Manche von Ihnen kommen aus Arbeitsverhältnissen, in denen es tagsüber wirklich sehr gedrängt und gehetzt zugeht. Sie sagen dann, dass bei ihnen fortwährend das Telefon klingelt. Da kann es schon mal passieren, dass man ein wenig mürrisch wird und sagt: „Jetzt kommen Sie doch nicht mit so einer unwichtigen Lappalie, ich habe wirklich keine Zeit für Sie.“
Man könnte sich vorstellen, dass Gott, der Herrscher über Himmel und Erde, sagt: „Beschränkt euch beim Beten auf die wirklich wichtigen Sachen. Konzentriert euch auf die geistlichen Dinge. Kommt mir bitte nicht mit den alltäglichen Dingen. Ihr habt ja zwei Hände, arbeitet tüchtig, und wenn ihr gar nicht mehr weiterkommt, könnt ihr ja noch mal beten.“ Aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Jesus macht uns Mut zum Beten – auch für die alltäglichen Dinge sollten wir beten, für die kleinen und scheinbar unbedeutenden Dinge, für die Sorgen um Essen und Trinken. Wir dürfen auch für schwierige Menschen beten. Mit unserer Psychologie kommen wir oft nicht weiter.
Ich habe festgestellt – das konnte ich bei der Konfirmation nicht sagen –, dass wenn man für die schwierigsten Konfirmanden betet, diese oft später zu unseren besten Mitarbeitern werden. Denn Gott hat den Schlüssel zum Herzen. Über alles dürfen wir beten.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott sogar die politischen Abläufe der letzten Monate bestimmt hat. Wir könnten viel mehr beten, auch für die großen politischen Ereignisse unserer Zeit. Wo sind die Menschen, die für andere beten?
Uns wird ein uneingeschränktes Recht zum Beten gegeben, ohne dass es irgendeine Begrenzung gibt. Jesus benutzt dafür immer wieder das Bild von Kindern, die ihren Vater bitten. Dieses Bild wird heute oft sehr ernst genommen, weil viele sagen, sie hätten schwierige Vatergestalten im Hintergrund.
Das macht aber nichts aus. Auch unsere Konfirmanden haben es oft nicht leicht, und meine Kinder haben es auch nicht leicht mit ihren Vaterfiguren, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Doch eines ist gleich: Die irdischen Väter kümmern sich manchmal rührend um ihre Kinder.
Und wie viel mehr kümmert sich der ewige Gott, unvergleichlich mehr als die irdischen Väter, um euch. Auch um die kleinen Dinge dürft ihr rufen und schreien, wie die Kinder, die hungrig sind und nach Brot verlangen. Sie rufen einfach. So soll euer Beten sein: schreit einfach!
Vor ein paar Tagen ist es bei uns in der Nachbarschaft passiert: Ein Kind hat furchtbar gebrüllt. Kinder können das ja – sie können demonstrieren. Es war keine Verletzung, denn das Kind rannte fröhlich, und alle Gliedmaßen wackelten noch richtig, so wie Kinder das können. Sicher wurde ihm irgendwo ein Sandschaufelchen weggenommen, und es schrie mit aller Kraft, sodass die ganzen Nachbarquartiere und Straßen alarmiert wurden.
Da war es wunderbar zu sehen, wie Vater und Mutter angerannt kamen, sagten: „Ach komm, mein Kind,“ und es in den Arm nahmen. Man könnte sagen, das Kind hätte vielleicht auch mal einen kleinen Klaps verdient. Entschuldigen Sie, ich verstehe auch die bessere Erziehungsmethode.
Aber Eltern lassen sich durch ihre Kinder erweichen – wie viel mehr der Vater, der das Urbild aller Liebe ist.
Schwierigkeiten und Zweifel im Gebet
Jetzt muss ich nur fragen: Warum machen dann so viele Menschen schlechte Erfahrungen mit dem Beten? Ich kenne viele, die ganz bitter sagen: „Ich habe auch Gott gesucht, und Gott habe ich nicht gefunden.“
Es gibt ja Leute, die sagen: „Wo soll denn dein lieber Gott überhaupt sein in dieser schrecklichen Welt?“ Und dann ballen sie die Fäuste oder fluchen Gott an. Sie klagen ihn an, sie rechten mit Gott. Wahrscheinlich ist das der Grund. Es steht ja vom Bitten.
Ich merke, dass ich lange über Gott reden kann, ich kann auch viel theologisieren. Aber das Bitten ist eine ganz bestimmte Haltung. Wir sind stolze Leute und tun uns schwer, auf die Knie zu gehen und ganz einfach zu sagen: Heiliger, ewiger Gott, ich kann vor dir nicht rechten und ich kann vor dir nichts fordern. Aber ich komme um der Gnade willen, die Jesus mir schenkt.
Ich, verlorener, verdammter Mensch, darf bitten – einfach bitten um deine unverdiente Gnade. Und das ist der einzige Zugang zu Gott: über das Bitten. Über das Fluchen ist noch keiner zu Gott gekommen, über das Rechten noch nicht, über das kämpferische Diskutieren und über das Streiten noch nicht.
Aber über das Bitten öffnet sich die Tür. Ein unumschränktes Recht, das gilt ganz frei: einfach beten, einfach beten, ich darf kommen, einfach beten.
Die Garantie des Gebets und die richtige Ausrichtung
Eine ganz feste Garantie ist uns gegeben, das ist das Dritte und Letzte. Es ist ein ungleicher Vertrag: Jesus gibt sich selbst, und das ist ein uneingeschränktes Recht. Er darf bitten, aber nur bitten.
Eine feste Garantie liegt darin, wenn Jesus sagt: „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden.“ Beobachten Sie einmal, wie sorgfältig Versicherungen sind. Wenn man dort eine Unterschrift leistet, sind viele Klauseln enthalten. Auch bei einem Kaufvertrag muss man aufpassen, damit niemand ihn missbraucht.
Ist es nicht eine Gefahr, dass jemand das Gebet missbraucht? Wenn Jesus so eine uneingeschränkte Garantie gibt, könnte man doch für sechs Richtige im Lotto beten oder für einen Esel, der Golddukaten wirft, oder Ähnliches. Man könnte beten, hunderttausend Jahre alt zu werden, nie mehr krank zu sein und dass plötzlich die natürlichen Zähne wieder nachwachsen. Kann man also alles Verrückte bitten?
Warum sagt Jesus dann: „Bittet, so wird euch gegeben“? Wir haben schon unsinnig darüber diskutiert. Um was geht es uns eigentlich? Sind wir wieder wie Konfirmanden, die nur an das Moped denken? An einen fahrbaren Untersatz oder vielleicht an körperliche Unversehrtheit? Unsere Wünsche sind oft vordergründig, nicht dass Jesus sie uns nicht geben könnte.
In unserer Gemeinde erleben wir mächtige Gebetserhörungen. Schreiben Sie Ihre Anliegen auf ein Blatt Papier und legen Sie es in Ihre Bibel. Oft bleibt einem der Atem weg, wie Gott auch in äußeren Nöten antwortet. Selbst wenn Sie etwas verlegt haben und nicht mehr finden, ist es erstaunlich, wenn Sie auf die Knie gehen und plötzlich liegt es da.
Es ist ungeheuer, wie Gott uns beschämen kann. Aber es geht ihm nicht allein darum. Er will uns sein Herz öffnen. Es ist wie bei lieben Freunden, die unseren Konfirmanden Geschenke machen: Es geht ihnen letztlich nicht nur um das Geschenk, sondern um die Liebe, die darin sichtbar wird.
Meinen Sie, Sie könnten bei Gott nur die Vordergründe abholen, wie ein Paket auspacken und das Einwickelpapier wegwerfen? So hat uns Gott schon oft beschenkt. Aber heute sollen wir erkennen: Es geht ihm um die Liebe. Er will, dass wir sein Herz spüren.
Vertrauen auf die Liebe Gottes im Gebet
Vor ein paar Tagen war ich doch überrascht. Ich habe im Auto zufällig Stuttgart Radio 3 gehört, und da wurde eine Chorleiterin aus Markgröningen interviewt, die sogar den Messias aufführt. Am Ende fragte der Reporter: „Wissen Sie, was er Ihnen gewünscht hat?“
„Ich drücke Ihnen die Daumen, dass man zur Aufführung des Messias schon den Daumen drückt.“ Da dachte ich: Der Aberglaube schreitet doch mit Riesenschritten voran.
Und wissen Sie, was er noch zum Schluss gesagt hat? „Teu, teu, teu.“
Denken Sie an die Messias-Aufführung der Kirche in Markgröningen mit „teu, teu, teu“. Da muss man hier an Holz klopfen und „Teufel, Teufel, Teufel“ sagen – oder sagen, ich drücke den Daumen.
Wie lange noch? Was haben die Leute für einen armen Glauben? An was glauben sie denn? An den Daumen? Einen Teufel, den man ruft?
Ich bin so froh, dass ich Jesus Christus kenne und seine große Liebe. Seine große Liebe, mit der er mir nachgeht und mich sucht. Ich darf doch alles vor ihm ausbreiten: meine Not, meinen Jammer oder was wir vorhin in der Konfirmation wieder miteinander bekannt haben – ich, armer, verlorener Mensch. Das bin ich.
Und ich darf ihn darum bitten, dass er mich neu macht und mir Kraft schenkt, damit ich ihm ähnlich werden kann.
In unserer Jugendgruppe, im Jugendbibelkreis, haben wir auch darüber gesprochen, was unsere jungen Leute denn enttäuscht hätte in der Konfirmation. Da kommt es dann immer auch zum Vorschein, wie jung unsere Konfirmanden sind.
Einer erzählte so nett: Sein Bruder hätte immer gesagt, als er noch klein war: „Warte mal, bis du konfirmiert bist. Wenn du konfirmiert bist, dann wirst du groß sein. Dann tut es einen richtigen Ruck, dann bist du erwachsen.“
Und er saß also den ganzen Konfirmationstag still bei der Tafel, schon im Gottesdienst, und hat immer gewartet, dass der Ruck kommt. Und er wuchs und dachte: Das muss doch irgendwann kommen.
Vielleicht meinen wir auch, irgendwann muss in unserem Leben das Große kommen, das große Ereignis.
Es ist heute da, da, wo sich uns Jesus wieder neu schenkt und sagt: „Ich bin da in deinem Leben. Ich will mich dir schenken.“
Sagst du ja? Nicht nur unsere Konfirmanden sind gefragt, ob sie Ja sagen wollen. Ich sage: Bitte! So wird dir gegeben, suche, so wirst du finden.
Dann sagt er uneingeschränkt, mit einer totalen Garantie: Er kann uns alles schenken. Manchmal hält er uns auch manches vor und lässt uns warten. Oft führt er uns auch durch Leiden. Aber er ist da.
Und das ist mit nichts aufzuwiegen, mit nichts aufzuwiegen.
Es geht darum, dass wir ihn aufnehmen, mit ihm reden, ihm Zutritt geben zu unserem Leben. Er will uns reich beschenken. Amen.
