Einführung in das Thema Krankheit und Heilung
Und nun wollen wir heute Abend über Krankheit sprechen. Der Grund, warum ich das tue, ist ein besonderer: Beim nächsten Mal möchte ich noch viel, viel mehr über Heilung reden. Aber beides hängt natürlich zusammen und lässt sich nicht ganz trennen.
Es ist immer wieder auf seltsame Weise schwierig, das richtige Verhältnis zwischen Kranksein und Gesundsein zu finden. Wenn ich zurückdenke an die Zeit meines Studiums, da hieß es zum Beispiel, als ich am sogenannten Pfarrseminar am Popsach war – heute ist das ein Sprachenkolleg –, dass Gebet ein Selbstgespräch des Menschen sei. Ein damaliger Schuldekan sagte das. Heute überzeugt das viele nicht mehr. Man findet das ganz süß, eine Art Selbstversenkung. Yoga macht das etwas anders, und Christen beten auf ihre Weise.
Wir sind jedoch der Meinung, dass Gott Gebete hört, und wir machen die Erfahrung, dass er wirklich hört. Auf der anderen Seite erinnere ich mich an einen Besuch auf dem Killesberg in der großen Halle, wo Tommy Hicks, der große Pfingst-Evangelist, gesprochen hat. Es war ein toller Auftritt: Er kam auf die Bühne, begleitet von allen Liedern, der Chor sang immer wieder „Ist er nicht wunderbar?“, und dann öffnete sich der Vorhang, und er kam wirklich wunderbar heraus. Er sagte: „Ich habe heute Abend den Auftrag, alle zu heilen, die geheilt werden wollen.“
Vor mir saß eine Frau mit einem mongoloiden Kind. Er versprach ihr, das Kind gesund zu machen. Die Frau ging mit dem Kind wieder nach Hause – das Kind war weiterhin mongoloid. Diese Erfahrung hat mich seitdem beschäftigt. Es gibt diese unterschiedlichen Haltungen: Die einen leugnen alles, die anderen sehen es ganz anders.
Jetzt wollen wir einfach einmal auf die Bibel zurückgehen.
Krankheit als persönliches Reden Gottes
Ich habe ein Büchlein herausgegeben, in dem Zeugnisse von sterbenden Menschen vor ihrem Tod enthalten sind. Diese Zeugnisse sind zum Leben hindurchgedrungen. Am Ende des Büchleins wurde noch ein Wort vom alten Prälaten Hartenstein aufgenommen, das er in einer schweren Krankheit geschrieben hat.
Gleich zu Beginn erinnert er an Paracelsus. Dieses Wort hatte ich selbst schon wieder vergessen, doch als ich das Büchlein in die Hand nahm, wurde ich daran erinnert. Hartenstein schreibt, dass Paracelsus gesagt habe, die Krankheit sei ein persönliches Reden Gottes mit einem Menschen.
Für einen Christen hat die Krankheit also auch eine Bedeutung, wenn Gott sie einem nicht nimmt. Gott redet durch die Krankheit mit dem Menschen. Dabei werden wir merken: Die Heilung gibt Gott, und auch die Krankheit gibt Gott. Wenn sie von Gott kommt, wissen wir nicht, wie lange er sie uns lässt und wann er sie uns nimmt. Gott kann die Krankheit lebenslang geben, aber er kann sie auch im Nu wegnehmen.
Er ist der Souverän. Er ist der Chef, der allein entscheidet – nicht wir. Wir können das nicht durch unser Gebet beeinflussen. Er ist der Herr, der allein weise ist, dem allein die Ehre gebührt.
Die Rolle der modernen Medizin und der Umgang mit Krankheit
Noch ein Wort zur anderen Seite: Man muss sich in alle Richtungen abgrenzen. Wir leben in einer modernen Welt. In dieser modernen Welt haben Technik und Wissenschaft vieles ermöglicht und uns vieles in die Hand gegeben.
Wenn man sich vorstellt, was in unserer Zeit alles möglich wurde – Geschwindigkeit, Flug zum Mond – können heute sogar unfruchtbare Frauen Kinder gebären. Das zeigt, was alles machbar ist.
Als wir im Allgäu waren, hörten wir von einer Hochgebirgswanderung. Mehrere Tage lang wanderten Menschen über zweitausend Meter Höhe. Alle hatten ein fremdes Herz, also ein transplantiertes Herz. Solche mehrtägigen Hochgebirgswanderungen sind heute schon möglich, auch als Testversuch. Ich weiß nicht, wie viele es waren, aber es zeigt, dass man heute wieder Hochleistung erbringen kann, obwohl man ein fremdes Herz trägt.
Ich hätte nicht gedacht, was die Medizin leisten kann. Besonders in der Schmerzlinderung ist enorm viel erreicht worden. Vor einigen Jahren war es noch furchtbar, wenn man miterlebte, wie Menschen unter Schmerzen litten. Heute ist das anders. Frau Apothekerin, es ist beeindruckend, was ihr mit eurer Medizin alles könnt und was ihr tut.
Dabei wurde ich an ein Buch von Paul Müller erinnert. Wir haben es momentan nicht am Büchertisch, aber man kann es wieder hervorholen. Paul Müller war 30 Jahre lang berufsunfähig und lebte als Studienrat in Heslach. Er sagte, er glaube, jede Generation habe ihre Portion Leiden und Schmerzen. Wenn man diese durch den Fortschritt der Wissenschaft verdränge, kämen sie an einer anderen Stelle wieder hoch.
Es ist interessant, dass heute ganz neue Krankheiten entstehen. Er verweist besonders auf das Entstehen seelischer Krankheiten. Je mehr wir den körperlichen Schmerz besiegen, desto mehr tritt er an anderer Stelle wieder zutage.
Das ist eine Vermutung von Paul Müller. Es ist eine menschliche Überlegung, keine biblische Wahrheit. Dennoch hat es mich zum Nachdenken gebracht.
Leiden und Krankheit in der Welt und im Glauben
Was ist das eigentlich? Jede Generation muss sich mit der Krankheit auseinandersetzen. Da ist die gottlose Welt, die sagt: Der Fortschritt wird die Krankheit besiegen. Von wegen! Was AIDS wirklich ist, das ahnt die Welt noch nicht.
AIDS ist durch kein Mittel zu besiegen. Wenn das möglich wäre, sich durch irgendwelche Prävention oder Schutzmaßnahmen vor AIDS zu schützen, dann kennen Sie Afrika nicht.
Es gibt ja immer wieder dumme Leute. Wir haben zum Beispiel von einem Kirchenrat aus München eine Postkarte bekommen: „Wir geben keine Hilfe für Brüder mehr, wenn sie nicht einen Lastwagen voller Kondome nach Afrika liefern.“ Sie kennen Afrika nicht. Das hat überhaupt keinen Wert, weil Afrika ganz anders ist. Man kann dort nicht einfach so helfen. Das ist auch nicht das Problem. Die Menschen dort wollen Kinder.
Die Unmoral können Sie so auch nicht besiegen. Und die Krankheiten, die seelischen Erkrankungen, kommen in großer Zahl. Das Leiden ist gegeben, und wir müssen uns mit dem Leiden auseinandersetzen.
Und noch einmal die Frage: Ist es nicht bloß so, dass die Ungläubigen leiden? Dann wären alle Menschen gläubig. Das wäre einfacher als ein Medikament zu schlucken.
Denn wenn es so einfach wäre, wenn man wirklich sehen könnte, dass die Gläubigen reich wären und nie krank würden, dann wäre die ganze Welt christlich. In Wirklichkeit ist es aber gerade so, dass die Gläubigen oft besonders tief durch Leiden geführt werden.
Beispiele von Leid und Krankheit bei Gläubigen
Und wenn Sie jetzt fragen: Stimmt das? Dann gehen Sie doch einfach mal kirchengeschichtlich entlang.
Wir haben das letzte Mal schon bei der Anfechtung über Luther mit seinen schweren körperlichen Leiden gesprochen. Auch Calvin ist ein Beispiel dafür. Es gibt ja ein Büchlein, das wir früher einmal besprochen haben: "Im Leiden bewährt und bewahrt" von Hans Bruns. Wenn man das mal aufschlägt, findet man viele Beispiele.
Gerhard Herstegen war vierzig Jahre lang krank und konnte oft gar nicht aus dem Bett aufstehen. Er war ein gesegneter Liederdichter, ein wunderbarer Komponist. Wie heißt das noch? Herstegen hat schöne Versenkungslieder geschrieben, zum Beispiel "Liebe, Jesu". Er war körperlich schwer leidend.
Auch Ludwig Hofacker ist ein Beispiel. Wenn man bei ihm die Krankheit wegdenkt, bleibt kaum etwas von seiner Persönlichkeit übrig. Hiller ist sprachlos angesichts solcher Leiden.
Man kann das an vielen Beispielen entlanggehen: Paul Müller, dieser gesegnete Mann, den wir bei einer Hochwagenkonferenz einmal auf dem Rollstuhl hochheben ließen. Das war gar nichts Rhetorisches, sondern einfach eine Anerkennung. Als Kranker hat er so viel mitgemacht. Das war der Höhepunkt der ganzen Hochwagenkonferenz, gerade weil er krank war.
Ich erzähle auch gern von der Großmutter des Kultusministers Wilhelm Hahn, der Lalla Hahn. Ein Mann war damals im Baltikum unterwegs, zu dem evangelistischen Traugottan kam, der in ganz Deutschland bekannt war. Der Großvater Traugottan sagte: „Ich komme gerade von Ihrer Frau. Sie war so schwach, dass sie kaum reden konnte, aber sie haben mir mehr als hundert Predigten mitgegeben.“
Das kennen Sie: Kranke geben oft mehr mit als Gesunde. Deshalb kann es doch nicht wahr sein, wenn ich sage, Krankheit will Gott nicht. Gott will nicht, dass wir krank sind.
Krankheit als Teil des göttlichen Weges und der Läuterung
In diesem Büchlein kann ich jetzt nicht alles zitieren. Es ist auch ein Text von Johann Tobias Beck enthalten, dem großen Bibeltheologen aus Tübingen im letzten Jahrhundert. Er hat Frau und Kinder verloren und sagt: „Ich habe so viel erlebt in diesem Leiden, dass wenn Gott mir heute meine Frau und die Kinder wieder zurückgeben würde, ich aber die geistliche Erfahrung, die ich im Leiden gemacht habe, im Tausch hergeben müsste, wüsste ich nicht, was ich wählen würde. So viel habe ich empfangen im Leiden.“
Das ist der kühnste Satz, den ich jemals über das Leiden gehört habe, von Johann Tobias Beck. Aber er war kein leichtfertiger Schwätzer. In dem Büchlein wird ausführlich beschrieben, wie er andere Trauernde und Kranke getröstet hat.
Ich habe in meinem Krankenbüchlein von einer gichtkranken Frau, die im Offenen Abend oder im Mädchenwerk gelebt hat, einiges zitiert. Diese Frau hat dort einiges erlebt und weitergegeben. Das fiel mir besonders auf.
Im Lexikon, wenn man zuerst nach dem Wort „Krankheit“ sucht, steht in meinem Bibellexikon zuerst „Kraft“ und „Kreuz“. Zwischen „Kraft“ und „Kreuz“ steht alphabetisch die „Krankheit“. Das ist ganz lustig, aber es bringt es irgendwie auf den Punkt: Die Krankheit ist eine Form des Weges, den Gott einen führt und auf dem Gott Menschen schickt.
Ursprung der Krankheit und ihre Bedeutung im Sündenfall
Aber jetzt gehen wir mal in die Bibel hinein. Was ist es, das uns die Krankheit so fremd macht? Wo taucht sie zuerst auf? Das ist im Sündenfall, 1. Mose 3.
Es gibt in der Welt des Paradieses erst mit der Sünde des Menschen Krankheit. Sie ist hineingekommen in die Welt als eine Folge der Trennung von Gott. An der Krankheit merken wir, dass wir nicht mehr im Paradieszustand leben. Das ist schlimm, aber es ist auch etwas Gutes, dass man das merkt.
Eine ganz einfache Krankheit kann einen schon so nerven und dazu führen, dass man sich seines Standes wieder bewusst wird: Du bist von Erde und sollst zu Erde werden. Du bist ein Mensch, der zerfällt.
Jetzt, was ist eigentlich die Krankheit? Die Krankheit ist eine Selbstzerstörung der Natur. Was sind sie? Denken Sie an jedes Geschwür, an diese Selbstzerstörung der Natur. Plötzlich wuchert irgendetwas und macht sich kaputt. Das können Sie sich vorstellen, zum Beispiel jeder Brand oder jeder Nerv, der in Ihrem Zahn abfault. Er folgt nicht mehr den geordneten, heilenden göttlichen Kräften. Das ist in der Tat so. Und das wird einem schwer.
Heute Mittag habe ich dasselbe Thema bei unseren Senioren behandelt. Es ist ja interessant: Wenn die da sitzen, muss man mal sagen, dass im Hebräischen, im Alten Testament, das Wort für Krankheit eigentlich „schwach werden“ bedeutet. Da verlieren wir unsere ursprüngliche Kraft.
Wir leben ja mit jedem zunehmenden Tag unseres Lebens aus diesen Kräften der Jugend. Und diese Kräfte werden immer weniger. Je älter wir werden, desto mehr nimmt diese Kraft ab. Sie kommt nie mehr zurück, sondern wird immer weniger. Ich kann meine Kraft auch nicht wieder zurückgewinnen.
Krankheit und Schuld: Eine differenzierte Betrachtung
Mein erster Punkt, und der ist mir jetzt einmal wichtig, ist, dass Krankheit natürlich schuld sein kann. Krankheit kann eine Folge von Strafe sein. Warum? Wenn jemand zu viel Alkohol trinkt, bekommt er eine kranke Leber – das ist seine Schuld. Man kann in vielen Bereichen seine Gesundheit ruinieren, zum Beispiel durch Rauchen. Man kann sich also in vielerlei Hinsicht eine Krankheit selbst verursachen. Das ist etwas ganz Natürliches und muss so verstanden werden. Daran besteht kein Zweifel.
Trotzdem hat Jesus ganz klar eine Verrechnung von Krankheit und Schuld verneint. Wo steht das? In Johannes 9, beim Blindgeborenen. Dort fragten die Jünger im Vers 2 Jesus: „Wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?“
Jetzt müssen Sie wissen: Die Meinung, Krankheit sei eine Folge von Sünde, abgesehen von dem ersten Fall, den ich erwähnt habe – also der Selbstverursachung – stammt meist aus heidnischem Denken. Denn das ist ein Denken, das immer sagt: „Der Behinderte da drüben, der muss böse gewesen sein.“ Bei den Hindus ist es ähnlich: „Er war im Vorleben böse, jetzt muss er büßen.“ Und ich bin gesund, ich bin kräftig – das ist eine Religion der Gesunden.
Wenn Sie aber ins Krankenhaus gehen und mit den Menschen dort sprechen, hören Sie fast alle denselben Satz, bei 90 Prozent: „Womit habe ich das verdient?“ Dann frage ich mich: Meinen sie wirklich, man könne das verrechnen? Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen, die Gesunden sind lieb und die anderen böse – das ist ein absurdes Denken. Aber offenbar steckt es noch tief in unserem Hinterkopf, dass Krankheit etwas mit verdienter Strafe zu tun hat, und deshalb sagt man: „Das habe ich nicht verdient.“
Als meine Großmutter so schweren Mundkrebs bekam, sagten die Leute in Hülben: „Die Frau kriegt das, wenn ich das mit meiner Gosch kriege, wenn die Bauchrückse.“ Aber da meinen wir immer: Der Böse kriegt das, das ist eine Strafe. Das ist im Volk drin, aber nicht in der Bibel.
In der Bibel widerspricht Jesus der Vorstellung, dass Krankheit verrechnet werden kann. Und wir sollten das auch nie tun. Hier heißt es: „Nein, weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes an ihm offenbar werden“ (Johannes 9,3). Natürlich kann das Erbgut geschädigt sein. Aber von diesem Sonderfall gehe ich jetzt mal nicht aus und sage: Im Normalfall kann man Krankheit und Schuld nicht verrechnen.
Alle Menschen sind schuldig, aber es gibt Menschen, die nie oder wenig mit Krankheit zu tun haben, und andere, die schon von früher Jugend an viel damit zu tun haben. Es ist also klar: Krankheit ist nicht verrechenbar mit Schuld.
In der Bibel gibt es nur ganz selten Stellen, in denen direkt gesagt wird, dass Krankheit eine Folge von Schuld ist. Zum Beispiel das Kind, das Batseba nach dem Ehebruch mit David geboren hat und das gestorben ist. Das sind wenige Stellen. Und das ist fast ein Hinweis auf das Sühneleiden Jesu, wenn man die Stelle genau liest. Ich habe auch in der Erklärungsbibel bewusst darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um einen Sonderfall handelt.
Man darf also in der Bibel niemals behaupten, es gebe sonst eine Verrechnung zwischen Schuld und Krankheit – das gibt es nicht.
Krankheit als Mittel zur Läuterung und geistlichen Reifung
Aber jetzt kommen wir zum nächsten Punkt: Die Krankheit dient der Läuterung. Paul Müller, ein Naturforscher und Paläontologe, der an Multipler Sklerose litt und schon 1945 als junger Mann in den Ruhestand gehen musste, hat ein schönes Bild geprägt. Er sagte, dass Kristalle die Natur unter Hochdruck aus Kohlenstoff oder ähnlichem bildet – die Chemiker wissen es besser. So etwas kann nur unter Druck entstehen. Ebenso werden im Leiden besonders wertvolle Erkenntnisse gewonnen.
Gott muss in dieser sündigen Menschheit – denn alle Menschen sind Sünder – manchmal so handeln. Wäre damals nicht Ludwig Hofacker durch sein Leiden von Gott geführt worden, hätte er nicht für seine Zeit Dinge aussprechen können, die andere oberflächliche Leute nicht entdeckt haben.
Krankheit dient also der Läuterung. Denken Sie an das biblische Bild, wie man Metall in der Hitze behandelt, damit sich die verschiedenen Schmelzpunkte zeigen und das Gold von der Schlacke getrennt wird. So wird in unserem Glauben das Bewährte offenbar.
Wenn Sie Ihr Leben betrachten, war es oft so, dass Sie in Krankheitszeiten viel näher bei Gott waren. Plötzlich beginnt man wieder, Gott zu suchen und fragt sich, was das Leben eigentlich bedeutet. Darum wird in der Bibel Krankheit grundsätzlich als eine heimsuchende Gnade Gottes akzeptiert.
Krankheit ist ein Teil des Sündenfalls, an dem wir alle teilhaben. Jeder Mensch hat mit seinem Fleisch zu kämpfen, und es gibt niemanden, dessen Leib nicht alt wird. Wenn jemand sagt, er sei davon ausgenommen, ist das nicht richtig. Jeder hat mehr oder weniger damit zu tun.
Schlagen Sie einmal die Bibel auf, 2. Könige 20,1-7. Dort steht die Geschichte, wie König Hiskia krank wurde. Jesaja sagt zu ihm: "Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben." Doch Hiskia betet zum Herrn, und durch seine Umkehr nimmt Gott ihm die Krankheit weg.
Das war bei Hiskia so, und Gott handelt sicher bei vielen Menschen ähnlich. Aber er macht nicht immer alles gleich. Gott hat verschiedene Möglichkeiten, in der Krankheit zu wirken, doch er tut es auch.
Ich habe oft erlebt, dass bei Menschen das Leiden weggenommen wurde, wenn sie innerlich Dinge in Ordnung gebracht hatten. Dann hat Gott das Leiden beendet, weil das Ziel erreicht war.
Ich weiß nie genau, was Gott bei mir vorhat, wenn er mir Krankheit schickt. Das kann man nicht immer verstehen. Aber es ist auch möglich, dass er die Krankheit wieder wegnehmen kann, weil er einen durch das Leiden führen wollte.
Im Psalm 103 heißt es: "Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen." Das Erleben ist oft so, dass Gott sich wirklich um die Nöte des Leibes und der Seele annimmt.
Naturbilder und die Dosierung von Krankheit und Heilung
Da darf ich wieder ein Bild gebrauchen, das auch Paul Müller geprägt hat. Paul Müller hat solche Blätter vervielfältigt. Er hatte nur einen kleinen Freundeskreis. Ich habe irgendwann einmal das Blatt geschenkt bekommen und bin froh, dass ich es in einem Ordner unter „Krankheit“ abgeheftet habe. Darin sind viele Beispiele aus der Natur, die zeigen, woher die Kristalle kommen.
Er sagt zum Beispiel, man müsse nur in der Natur sehen, dass Pflanzen wie Fingerhut, Tollkirsche oder Eisenhut sehr gefährliche Giftpflanzen sind. Gleichzeitig sind sie Heilmittel, wenn sie in der richtigen Dosierung angewendet werden. Genau so macht es Gott. So wie er die Natur geschaffen hat, benutzt er auch das, was eigentlich Gift für mich ist – und Krankheit ist ja auch Gift –, damit es mir zum Segen dient.
Das Bild mit diesen Giftpflanzen hat mir ungemein gefallen. Sie spielen bei Herzerkrankungen eine große Rolle. Durch das Gift wird ein Mensch therapiert, wenn die Dosierung stimmt. Und ich kann nur Gott bitten: Herr, dosiere es jetzt richtig.
Gebet für Kranke und neutestamentliche Praxis
Im Neuen Testament, Jakobus 5, finden wir eine wichtige Stelle darüber, wie man mit Kranken umgehen soll. Diese Praxis ist nicht veraltet, sondern wird in unserer Gemeinde seit zwanzig Jahren so gehandhabt. Komischerweise wollen viele Kranke in der Gemeinde diese Hilfe nicht annehmen.
Dass wir Gebetsgruppen haben, liegt daran, dass wir auch für Kranke beten wollen. Die meisten Kranken möchten das aber nicht in Anspruch nehmen. Ich habe schon oft gehört, dass Kranke zu mir sagten: „Ich glaube nicht ans Gesundbeten.“ Gesundbeten ist jedoch etwas Sektierisches. Aber dass man für Kranke betet, ist eine Pflicht aus Jakobus.
Wenn wir getrennte Gebetsgruppen für Männer und Frauen haben, dann deshalb, weil es Krankheiten gibt, die man vielleicht nicht gern in Gegenwart des anderen Geschlechts erwähnt. So ist es auch gut, dass man in der Bruderschaft konkret für Krankheiten beten kann, beispielsweise vor Operationen. Das haben wir immer wieder getan.
Im Jakobusbrief steht: „Leidet jemand unter euch, der bete. Ist jemand guten Muts, der singe Psalmen.“ Und weiter: „Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn.“
Fritz Grünsberg bemerkt in seinem Kommentar dazu: Es ist auf keinen Fall etwas dagegen einzuwenden, wenn jemand auch die Salbung mit Öl möchte. Ich bin der Meinung, dass damit gemeint ist, dass Öl damals als Arznei verwendet wurde. Wer soll die Arznei nehmen und dabei beten? Also beides richtig anwenden. Wenn jemand Wert darauf legt, auch mit Öl gesalbt zu werden, würde ich sagen, falsch kann das gar nicht sein.
Ich glaube nicht, dass es auf diese Handlungen ankommt, sondern auf das Gebet. Dort steht: „Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten. Wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.“ Es steht nicht, dass der Kranke unbedingt gesund werden muss, aber es steht, dass es ihm besser gehen wird.
Gleichzeitig mit dem Gebet muss auch eine seelsorgerliche Aussprache verbunden sein. Wenn wir Krankenbesuche wichtig nehmen, ist es unwichtig, ob man eine Flasche Saft oder einen Blumenstrauß mitbringt. Wichtig ist, dass man dem Kranken und den ihm verbundenen Menschen die Möglichkeit gibt, in der Krankenzeit etwas mit Gott zu bereinigen. Und man soll immer mit den Kranken beten.
Manche sind ein wenig beunruhigt, wie das Beten über dem Kranken genau gehen soll. Sie sollen sich nicht durch kleine Dinge belasten lassen. Früher gab es keine Betten mit Füßen, und es gab keinen Rotkreuzwagen. Da lag der Kranke einfach da, und wenn die Ältesten kamen, beteten sie über ihm.
Ich glaube nicht, dass damit gemeint ist, dass der Kranke jetzt unbedingt knien muss. Es heißt einfach, mit dem Kranken zu beten, während er im Krankenbett liegt. Wir haben das immer wieder gerne getan. Die Ältesten, ob es Kirchengemeinderäte oder andere Christen sind, dürfen das auch allein tun. Man kann aber auch mehrere dazu rufen und sagen: „Jetzt wollen wir mit dem Kranken beten.“
Die Kraft des Gebets und die souveräne Freiheit Gottes
Im Beten, nach Jakobus 5, heißt es: „Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr gesund werdet. Das gerechte Gebet vermag viel, wenn es ernst gemeint ist.“
Wir werden beim nächsten Mal noch ausführlich über Heilung sprechen. Natürlich erleben wir Heilung im Alltag immer wieder. In meinem Amtszimmer haben wir erlebt, dass bei Krebskranken nach einem offiziellen Befund später kein Befund mehr nachweisbar war. Das ist ein bekanntes Phänomen.
Ich habe jedoch noch nie gehört, dass es die Gabe der Heilung als solche gibt. Aber ich habe auch nie behauptet, dass wir Gott „pressen“ können, denn das steht nirgends. Vielmehr ist es Gottes souveräne Freiheit, wie er handelt. Es ist seine Therapie, mit der er die Dosierung bestimmt.
Dass Krankheiten von Gott her nur so lange dauern, wie er es bemisst, ist klar. Er kann einem Menschen alles nehmen, aber er kann die Krankheit auch bis zum Sterben belassen. Die Krankheit dient zur Läuterung.
Wenn Sie noch die stillen Leiden wissen wollen, die für uns wichtig sind, dann geht es nicht nur um Krankheiten. Der erste Petrusbrief bezieht sich nicht nur auf Krankheit, sondern auf alle Nöte, die uns gegeben sind. Dort steht in 1. Petrus 1,7: „Damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn Jesus Christus offenbart wird.“
Bodelschwingh konnte erst wirken, nachdem Gott ihm seine vier Kinder weggenommen hatte. Es ist hart, das so zu sagen, aber das war Gottes Therapie. Der Mann wurde dadurch zubereitet. Er hat zwar an der Universität studiert, aber Gott hat ihn auf anderem Weg in sein Amt geführt und geläutert.
Oder betrachten wir 1. Petrus 4,12-14: „Lasst euch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zur Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames. Freut euch vielmehr, dass ihr mit Christus leidet.“ Dazu gehört auch das Krankheitsleiden.
Leiden als Teil der christlichen Erfahrung und Abhängigkeit von Gott
Jetzt sehen wir heute, dass es Frömmigkeitsströmungen gibt, die uns immer wieder Siege erleben lassen. Und das ist grundsätzlich richtig. Jesus erlebt und lässt uns Siege und große Wunder erleben.
Doch er will seine Gemeinde in dieser Weltzeit auch im Leiden haben, in der Teilhabe an seiner Leidensgemeinschaft. Interessanterweise sind die großen geistlichen Aufbrüche immer im Leiden entstanden.
Diese Leidensscheu, die bei uns sehr gefährlich ist, kommt oft aus dem Wohlstand. Wir wollen gar nicht mehr leiden und sind entsetzt, wenn irgendetwas passiert. Am liebsten wollen wir schnell aus solchen Engpässen heraus.
Gott hat das jedoch oft ganz anders vorgesehen. Früher, bei den russischen Gemeinden, habe ich immer gesagt: Wir können nicht einfach nur beten: „Herr, hol sie aus dem Gefangenenlager oder Straflager heraus.“ Vielmehr sollten wir beten, dass sie in dieser Situation mutig bekennen und fröhlich Gott rühmen.
Genauso können wir nicht einfach nur beten: „Herr, hol ihn schnell aus der Krankheit heraus.“ Stattdessen sollten wir beten: „Herr, lass die Krankheit dazu dienen, dass du groß wirst.“ Das ist unser Ziel. Es kann nicht nur heißen: „Herr, mach mich so schnell wie möglich wieder gesund.“ Nein, wir wollen dir dienen und bitten: „Lass dein Reich anbrechen in dieser Sache.“
Die Krankheit ist zur Verherrlichung des Menschensohns, zur Verherrlichung Jesu da. Das zeigt sich sowohl bei Lazarus als auch bei den Blindgeborenen (Johannes 11,1-44; Johannes 9,1-41). So ist die Krankheit auch eine Form der Läuterung.
Die Realität von Krankheit trotz Glauben und die biblische Perspektive
Nächster Punkt: Sie wissen, ich darf es immer wieder sagen, weil nachher wieder ein paar kommen und behaupten, ich hätte nicht gesagt, dass es Wunder gibt. Doch, Sie haben es jetzt so gehört: Es gibt Wunder, und Gott tut sie massenweise. Trotzdem gibt es Situationen, in denen Gott uns abhängig hält.
Gott kann es gefallen, Menschen abhängig zu halten. Denken Sie an Hiob: Gott hat zugelassen, dass Hiob ein Geschlagener war. Oder wenn Sie ein anderes biblisches Bild bevorzugen, nehmen Sie Jakob. Gott hat ihm so auf die Hüfte gehauen, dass er sein Leben lang hinkte. Das war nicht fair, denn Jakob hätte sicher gerne wieder aufrecht gehen können. Doch Gott hat es ihm verweigert und gesagt: „Du sollst dich an deinem Hinken erinnern, dass ich mit dir gerungen habe.“
Vielleicht hilft Ihnen das. Ich weiß, wie manche unter Ihnen fast verzweifeln in ihrer Krankheit. Manche sagen: „Ich habe so eine Hüfte wie Jakob.“ Und da werden sie dauernd an Gott erinnert. Er hat mit ihnen gekämpft, und er ist stärker geworden.
Wenn Sie wissen wollen, wo das im Neuen Testament steht: Wir wollen das jetzt wirklich wissen, weil ich oft höre, gerade von jungen Leuten, die begeistert von Jesus sind, dass es so etwas im Neuen Testament gar nicht gibt – dass dort von Kranken die Rede ist. Doch, das gibt es.
Das bekannteste Beispiel ist Paulus mit dem „Satansengel“, der ihn mit Fäusten schlägt (2. Korinther 12). Was soll das sonst sein, ein Satansengel, der ihn mit Fäusten schlägt? In 2. Korinther 12 spricht Paulus vom „Pfahl im Fleisch“, nämlich dem Satansengel, der ihn mit Fäusten schlägt, damit er sich nicht überhebt.
Paulus ist immer wieder schmerzlich an die Grenzen seiner Kraft gestoßen. Die Ärzte haben gerätselt, ob es eine psychische Krankheit war, Epilepsie oder ein Nervenleiden. Das ist letztlich egal. Er hatte ein Leiden und hat den Herrn dreimal angefleht: „Herr, nimm es weg!“ Doch der Herr antwortete: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Gott hält uns abhängig. Er macht seine Siege nicht mit der Kraft der Jugend, sondern oft mit angeschlagenen Menschen, die seine Zeugen sind.
Weitere Kranke im Neuen Testament: Timotheus hatte ein Magenleiden. Paulus riet ihm, ein wenig Wein zu trinken wegen seines Magens und seiner häufigen Krankheiten (1. Timotheus 5,23). Timotheus war also wohl ein gläubiger Mensch, der krank war, und Paulus sollte ihm die Hände auflegen.
Ein weiteres Beispiel: Paulus hat den Trophimus krank in Milet zurückgelassen (2. Timotheus). Das war sicher schwer für Paulus, denn er hatte ihn gebraucht. Auch Epaphroditus wird im Philipperbrief, Kapitel 2, ausführlich erwähnt, wo von seiner Krankheit die Rede ist.
Im Neuen Testament heißt es auch: „Es sind viele Kranke unter euch, aber nicht tadelnd, sondern als Trost, damit man sich um die Kranken annimmt und sich um sie kümmert.“
Gesundheit ist eine Gabe Gottes, eine wunderbare Gabe. Im 3. Johannesbrief, Vers 2, heißt es: „Mein Lieber, ich wünsche dir, dass es dir in allen Dingen gut geht und du gesund bist.“ Das war nicht selbstverständlich. Gesundheit ist eine Gabe, mit der ein Christ nicht einfach rechnen kann. Es ist ein Wunsch, ein Brief in der apostolischen Zeit, denn auch damals waren die Menschen krank.
Darum ist es wichtig, das zu erkennen: Der Herr kann mich abhängig halten. Bei Paulus war das so. Nehmen Sie zum Beispiel 2. Korinther 4. Dort spricht er davon, dass er den Schatz des Evangeliums – also Jesus – in einem irdenen Topf aufbewahrt. Unser Körper ist so ein irdenes Gefäß, ein Gefäß, das kaputtgeschlagen wird, ein Leib, der zerbrechlich ist.
Wissen Sie, das tut einem weh, wenn man älter wird und merkt: Jetzt werde ich pflegebedürftig. Es ist einem oft peinlich, wenn man nach einer Operation von den Schwestern gewaschen werden muss und bei den alltäglichen Verrichtungen Hilfe braucht.
Der Mensch ist so zerbrechlich. Da gehört fast Diskretion drüber gebreitet. Wir stolzen Menschen, die sonst so würdevoll auftreten, sind dann plötzlich ein Häufchen Elend, Staub und Asche.
Paulus sagt: „Wenn der äußere Mensch verfällt, wird der innere von Tag zu Tag erneuert.“ Er rechnet mit dem Verfall des äußeren Menschen, mit dem Zerfallen der Schönheit.
Je älter man wird, desto mehr soll der innere Mensch erstrahlen, auch wenn der äußere Mensch immer mehr Falten trägt. Das wollen wir gar nicht leugnen. Ich lasse mein Gesicht nicht liften, weil ich damit leben will. Gerade Christen sagen: „Ja, das Schöne eines alten Gesichts ist, dass etwas anderes aufleuchtet von der kommenden Welt.“ Genau das ist gemeint.
Paulus benutzt noch ein anderes Wort: den Leib der Erniedrigung. Das ist der Leib, der durch den Sündenfall gefallen ist.
Und da sind wir beim letzten Punkt.
Krankheit öffnet den Blick auf die neue Welt und die Hoffnung auf Heilung
Die Krankheit öffnet uns den Blick auf die neue Welt. Heute Abend habe ich nicht mehr von der Heilung gesprochen, und das darf ruhig ein eigener Abschnitt sein, wie Gott auch Heilung schenkt. Im Neuen Testament findet sich dazu viel.
Es ist jedoch meist so, dass wir alle mehr oder weniger mit Krankheiten zu kämpfen haben. Wenn wir an einer Stelle eine Wunde erlebt haben, bleiben die anderen Stellen oft noch da. Interessant ist, dass auch all die von Jesus Geheilten später gestorben sind, aber an einer anderen Krankheit. Auch Lazarus starb später wieder. Ich habe jedenfalls nicht gehört, dass er heute noch lebt.
Die Heilung schützt mich also nicht vor der nächsten Krankheit. Auch die erlebten Wunder schützen mich nicht. Was sagt Paulus zu dieser Hoffnung? In Römer 8,19-23 steht:
„Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf.“ Das ist an der ganzen Schöpfung zu sehen. Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, und das spüren wir auch in der Krankheit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat. Gott hat es so gemacht, doch auf Hoffnung hin auf die neue Welt.
Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit und der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.
Das ist etwas ganz Wunderschönes: Die Gemeinde trägt die Kranken in ihrer Mitte mit, erlebt das Mitleiden und teilt es. Christen haben von Anfang an Hospitäler betrieben, nicht weil sie glaubenslos waren. Auch wenn sie Wunder erlebt haben, gab es doch so viel zu tun.
Die biblischen Krankheiten sind bei uns alle noch da. Was waren denn die biblischen Krankheiten? Aussatz war damals weit verbreitet, ebenso Beulenkrankheiten und stark verdorrte Handgicht. Oft merkt man bei der Bibel, dass meist nur die äußeren Symptome behandelt wurden. Man hat nicht tiefer hineingesehen.
Meist spricht man nur von den äußeren Symptomen der Krankheit. In Bibellexika finden sich dazu sehr gute Beschreibungen, die ich mir auch herausgeschrieben habe – es lohnt sich. Epilepsie war ebenfalls verbreitet, ebenso Geisteskrankheiten und Schwindsucht.
Doch all das war nur ein Zeichen für diesen zerbrechlichen Körper, diesen kranken Leib, der auf Heilung wartete.
Die Rolle der Ärzte und das Gleichgewicht von Medizin und Gebet
Und wie war es denn in der Bibel? Dort findet sich ein ganz wunderbares Lob des Arztes. Leider nicht in unserer Bibel, sondern in den Apokryphen. Hat jemand die Apokryphen? Dort ist es im Buch Sirach, genauer gesagt Sirach 38, Verse 1 bis 15. Es umfasst 15 Verse. Hat jemand diese Stelle abgerufen? Lesen Sie doch mal ein Stück daraus!
Frau Präsidentin! Für württembergische Pfarrer war es ein großes Erlebnis bei der Synode, als sie den Bischof Schittemo in Tansania besuchten. Dort machen sie in Afrika häufig Folgendes: Sie feiern an Wochentagen einen Gottesdienst für die Kranken. Ich habe das jetzt auch wieder in Abyschan miterlebt. Dort bringen sie die schwersten Krankheiten vor und beten einfach für die Kranken. Dabei erleben sie die erstaunlichsten Dinge.
Dann haben sie gesagt, so etwas müssten wir bei uns auch einführen. Daraufhin sagte der Bischof Sittimo so schön: "You have the doctors." Gott habe uns ja die Ärzte gegeben. Aber deshalb wolle er das Beten nicht wegnehmen. Denn wir wollen das hören. Ich glaube, man muss in der Bibel immer eine Einseitigkeit vermeiden. Man muss die ganze Fülle des biblischen Wortes hören, das Geschenk der Ärzte annehmen, aber dann zum Schluss noch eine Stelle aus 2. Chronik 16 lesen.
Diese Stelle hatten wir neulich schon bei der biblischen Geschichte: 2. Chronik 16, Vers 12. Dort wird vom König Asa berichtet, der an seinen Füßen krank wurde. In seiner Krankheit suchte er nicht den Herrn, sondern die Ärzte. Verstehen Sie jetzt, worum es geht? Ich nehme die Ärzte als Gabe Gottes an, aber es darf nicht so werden, dass der weiße Mantel für mich ein göttlicher Fetisch wird. Stattdessen sage ich bei dem Arzt: Nein, sie haben nur begrenzte Macht über mich.
Ich finde es wunderschön, wenn ich weiß, dass es auch Ärzte gibt, die ihre Grenzen kennen und diese offen zugeben. Sie sagen: Wir wissen, dass wir nur tun können, wozu uns Gott befähigt. Nun ist es keine Frage, dass es ein gläubiger Arzt sein muss. Und ich weiß, dass ich nicht nur an den Arzt glaube, sondern an den Herrn, der mir das Schwere schickt.
Diese Stelle von Asa gehört wieder mit zum Buch Jesus Sirach. Es ist auch schön, dass wir die Apokryphen haben, denn sie bewahren uns vor einer falschen Einseitigkeit.
Schlussbetrachtung: Krankheit, Heilung und die Hoffnung auf die Ewigkeit
Nun haben wir viel entdeckt. Ich glaube, das andere, was wir hier noch zu sagen hätten, sind persönliche Dinge. Dabei muss man sagen: Nur das sollen sie wissen, dass es der schönste Dienst für uns alle ist, auch für mich, wenn wir immer mit Kranken über ihre Krankheit beten.
Wenn wir in der Krankenzeit auch die Möglichkeit nutzen, mit Gott Dinge in Ordnung zu bringen, ist das sehr wertvoll.
Noch einmal zum Schluss: Gott tut viele Wunder. Davon wollen wir das nächste Mal sprechen. Aber ich kann nicht allein am Wunder ablesen, was Gott gibt. Gott schenkt Wunder, und Gott gibt auch Krankheit. Es ist ganz wichtig, dass man dies in aller Natürlichkeit sieht.
Natürlich ist die Bibel kein Buch, das uns die Krankheit wichtig und lieb macht. Genauso wenig macht uns die Bibel den Tod wichtig und lieb. Denn Gott will ja die Krankheit überwinden.
In der Offenbarung steht: Es wird kein Leid mehr sein, das wird in der Ewigkeit aufhören, keine Schmerzen mehr. Erst dort hat das Seufzen ein Ende. Danach sehen wir uns wieder. Wenn die Schöpfung erneuert ist, dann ist die Krankheit aufgehoben und überwunden (Offenbarung 21).
