Nach dem Tod Mose, dem Diener des Herrn, sprach der Herr zu Josua, dem Sohn Nuns, dem Diener Mose, und sagte zu ihm:
»Mein Knecht Mose ist tot. Jetzt mache dich auf und zieh über den Jordan, du und das ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, geben werde. Ich habe dir Land gegeben, wie ich es Mose versprochen habe.
Jeden Ort, auf den eure Fußsohlen treten, habe ich euch gegeben, so wie ich es Mose gesagt habe. Von der Wüste und dem Libanon bis zum großen Strom, dem Euphrat, wird euer Gebiet reichen. Kein Mensch wird dir widerstehen können, solange du lebst.
Ich bin mit dir, so wie ich mit Mose war. Ich werde dich nicht verlassen und dich nicht im Stich lassen. Sei mutig und entschlossen! Handle getreu nach dem Gesetz, das Mose dir gegeben hat. Weiche nicht davon ab, weder nach rechts noch nach links, damit du überall Erfolg hast.
Sei stark und mutig! Fürchte dich nicht und erschrick nicht, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst.« (Josua 1,1-9)
Gottes Zusage an Josua und die Verheißung des Landes
Nachdem Mose, der Knecht des Herrn, gestorben war, sprach der Herr zu Joshua, dem Sohn Nuns, dem Diener Moses:
„Mein Knecht Mose ist gestorben. So mach dich nun auf und zieh über den Jordan, du und das ganze Volk, in das Land, das ich den Kindern Israel gegeben habe. Jede Stätte, auf die eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe.
Von der Wüste bis zum Libanon und vom großen Strom Euphrat bis an das große Meer gegen Sonnenuntergang, das ist das Mittelmeer – das ganze Land der Hethiter soll euer Gebiet sein. Es soll dir niemand widerstehen dein Leben lang.
Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich werde dich nicht verlassen noch von dir weichen.“
Ermutigung und Auftrag zur Treue im Gehorsam
Sei getrost und unverzagt, denn du sollst diesem Volk das Land austeilen, das ich ihm zum Erbe geben will, wie ich ihren Vätern geschworen habe.
Sei nur getrost und ganz unverzagt, damit du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, damit du es recht ausrichten kannst, wohin du auch gehst.
Lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, damit du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht.
Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten.
Gottes Gegenwart als Quelle von Mut und Zuversicht
Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht. Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
Herr, jetzt hilf uns auch, dass wir dieses große Wort recht verstehen. Amen!
Ein Bild für den Weg im neuen Jahr
Liebe Gemeinde,
wir haben eine schöne Jahreslosung zum Anfang dieses neuen Jahres. Ich habe eine Grafik gesehen, die ich Ihnen heute gerne zeigen möchte. Sie bringt dieses Wort zum Jahresbeginn sehr gut zum Ausdruck. Wunderbar!
Auf der Grafik ist ein Wirrwarr von Straßen abgebildet. Es wird angedeutet, dass es darum geht, den richtigen Weg zu finden – den einen Weg, der zum Ziel führt.
Ich erschrecke immer wieder, wenn ich in der Zeitung lese, dass ein Stuttgarter auf der falschen Seite der Autobahn etwa 28 Kilometer entlanggefahren ist. Offenbar hat er gar nicht bemerkt, dass er auf der falschen Straßenseite unterwegs war. Er hat an einer Stelle ein Wegzeichen überfahren und war ganz glücklich, weil er dachte, er sei auf der geraden Straße und diese sei gut asphaltiert.
An dieser Stelle wird deutlich, wie wichtig es ist, den richtigen Weg zu erkennen. Deshalb bitte ich: Weise mir, Herr, deinen Weg!
Am Anfang dieses neuen Jahres müssen wir nicht über Äcker mit Gummistiefeln marschieren. Unser Gott hat für uns eine Straße bereitgestellt – auch im Jahr 1976. Für jeden von uns gibt es einen Weg, den man gehen kann. Einen klaren, ordentlichen und sichtbaren Weg.
Die Herausforderung, Gottes Weg zu erkennen und zu folgen
Nur die Frage ist, ob wir diesen Weg entdecken und finden.
Wir wollen zu Beginn dieses neuen Jahres nicht so tun, als wäre das eine ungewisse Sache. Ich habe etwas dagegen, wenn wir im neuen Jahr beten: „Ach Herr, hilf uns doch, gib uns einen Weg und führe uns heraus.“ Unser Gott hat einen Weg. Dieser Weg steht schon fest – für jeden von uns. Sein Weg ist schon klar.
Die Frage ist nur, ob wir ihn finden, ob wir ihn hören und ob wir uns führen lassen. Ob dieser Gott uns in diesem Jahr seinen Weg zeigen kann.
Die Entscheidung Josuas und die Herausforderung großer Aufgaben
Ich möchte nach unserem Predigttext zwei Fragen stellen, die sich daraus ergeben: Wollen wir wirklich alles auf eine Karte setzen?
Joshua stand vor einer äußerst schwierigen Aufgabe. Mose war tot. Ich kann mir staatspolitisch kaum vorstellen, wie Joshua diese Aufgabe übernehmen und das Volk Israel überhaupt führen sollte.
Wenn Sie schon einmal versucht haben, ein paar Leute zusammenzuhalten, wissen Sie, wie jeder in eine andere Richtung ziehen will. Wie kann Joshua das Volk führen, ohne einen Beamtenapparat, ohne eine demokratische Verwaltungsform, ohne eine monarchische Ordnung oder irgendeine andere Struktur? Wie soll er sie überhaupt zusammenhalten können?
Militärisch war die Situation ohnehin aussichtslos. In ein Land einzuwandern, das von gut gerüsteten Hethitern bewohnt wird, überall Stadtstaaten und Königreiche mit großen Armeen und bestens ausgerüsteten Soldaten, ist keine einfache Aufgabe. Joshua kommt aus der Wüste mit seinen Leuten und möchte dieses Land in Besitz nehmen.
Diese Aufgabe ist mit Verstand und Logik kaum zu begreifen.
Gottes große Aufgaben für sein Volk
Wenn es nur darum geht, sich im neuen Jahr bequem zurückzulehnen, dann hat Gott das ganz bestimmt nicht mit Ihnen vor – auch nicht mit irgendeinem von uns, egal wie alt er ist.
Unser Gott hat immer große Aufgaben für uns, an die wir von selbst gar nicht denken würden. Man erkennt das erst, wenn man im Wort Gottes liest, wie unser Gott immer weltweit denkt.
Es ist wichtig, dass von uns etwas für die Weltmission geschieht und dass von uns etwas für die Diakonie geschieht. Dabei geht es nicht nur um ein paar Geldstücke oder Scheine oder was es sonst sein mag, sondern darum, dass unser Gott sein Reich in dieser Welt ausbreiten kann.
Unser Gott will im Jahr 1976 in unserer Stadt etwas Großes wirken – und zwar durch sein Volk.
Die Macht Gottes und der Ruf an sein Volk
Wir wissen und verfolgen, wie in einem Jahr Terrorgruppen oder politische Bewegungen die Landschaft prägen. Das nehmen wir ganz selbstverständlich hin: Eine Handvoll Menschen, die entschlossen sind, Gewalt und Verbrechen zu begehen, kann dies tun.
Was würden Sie eigentlich denken, wenn ein paar Christen zu Beginn des Jahres 1976 wieder den Ruf ihres Gottes hören würden? Unser Gott hat doch Macht und Gewalt. Wie würde das unsere Welt prägen? Wie würde das unsere Geschichte gestalten?
Viele Christen trösten sich damit und sagen, das Ende stehe kurz bevor. Umso mehr wollen sie in den verbleibenden Jahren noch Großes im Namen unseres Herrn bewirken. Deshalb hat er seine Herrschaft über diese Welt begonnen und ausgeweitet, weil er wirklich an dieser Welt interessiert ist.
Nun stellt sich die Frage, ob wir diesen Ruf hören.
Beispiele von Glaubenstreue und Gehorsam
Mir gefällt es immer wieder, wenn ich bei Christen beobachte, dass sie sich Aufgaben verpflichtet fühlen, bei denen andere nur den Kopf schütteln können.
Neulich besuchte uns unser Missionar Brinkmann aus Südhansania. Er erzählte, dass sie dort einen der jung bekehrten Frelimo-Flüchtlinge, diese Makonde-Leute, über den Ruvuma geschickt hätten.
Das geschah in einer Zeit, in der man von Mosambik nur hört, dass die schwarzen Prediger gefoltert werden, dass die Kirchen geschlossen sind und dass mehrere Christen ums Leben gekommen sind.
Trotzdem nimmt man einen der jungen Bekehrten und sagt: „Geh du zurück in dein Vaterland und verkündige das Evangelium.“
Wie soll der das schaffen? Er ist doch ein sicherer Todeskandidat!
So habe ich sofort zu Missionar Brinkmann gesagt: „In Jesu Namen ist er losgezogen, fröhlich, und er weiß, dass ein Dienst im Herrn nicht vergeht.“
Sind nicht alle großen Dienste für das Reich Gottes so begonnen worden?
Die Reformation als Beispiel für Treue trotz Widerstand
Ich denke daran, wie die Reformation von Anfang bis Ende eine verlorene Sache war. Wenn man die Mächte fragte, wo denn da die Unterstützung sei, gab es keine Antwort. Dennoch gab es Menschen, die sagten: „Wir müssen die Wahrheit weitertragen, und wir können nicht schweigen.“
Sie hatten keine große Konzeption, sondern fühlten sich wie Josua gebunden an den Auftrag. Glauben Sie nicht, dass es einen Christen geben kann, dem der Herr nicht eine ganz wichtige Aufgabe zuweist. Dass wir diese Aufgabe leisten können, hängt einzig und allein daran, dass er sagt: „Ich bin mit dir.“
Er bindet sich an diesen Josua. Wenn sie immer wieder sagen: „Aber ich kann doch nicht“ und „Ich tauge nicht“, dann sind sie nur eingebildet. Lassen Sie sich das sagen: Es geht nicht um unsere Gaben und Fähigkeiten.
Gottes Zusage und unser Vertrauen
Was soll dieses entschuldigende Ausreden immer, wenn wir sagen: „Aber ich kann es doch nicht so geschickt“? Hat Gott uns wegen unserer Redegaben gebraucht? Oder wegen unserer Treue, unserer Ehrlichkeit, unserer Wahrheit oder unserer körperlichen Schönheit?
Das ist doch nicht Gottes Plan gewesen. Er hat sich an diesen Josua gebunden, weil er sagt: „Ich bin mit dir.“ Wenn irgendwo in diesem Land unter dem Dienst Josuas eine Tür aufgeht und wenn sich das Wort des Herrn erfüllt, dann liegt das nicht an den Gaben Josuas, sondern an der Treue des Herrn.
Niemand soll dir dein Leben lang unterstehen. So wie ich mit Mose gewesen bin, will ich auch mit dir sein. Sie brauchen in ihren Gebeten nicht Gott anzuflehen, dass er mit ihnen geht. Gott hat sich festgelegt.
Jetzt ist nur noch die Frage, ob wir wollen, ob wir auf diese Karte setzen wollen und sagen: „Du willst, und ich will jetzt auch. Ich schlage in deine Hand ein.“
Mut und Beispiele für den Glaubensweg
Das war eine Entscheidung, die für Joshua noch offenstand. Er entschied sich nicht nur, es zu wagen, sondern auch den sicheren Zuspruch seines Herrn anzunehmen. So stellte er sich der Aufgabe und zog im Namen seines Herrn los.
Ich möchte nun einige Beispiele erzählen. Besonders eindrücklich ist mir, was wir neulich an unserem Seniorendiensttag behandelt haben. Es ging um William Booth, der als Kaufmannslehrling von seinen Mitchristen in seiner Kirche verspottet wurde. Sie versuchten, ihn an den Rand zu drängen und dachten, er bringe nur Unruhe.
Erst als William Booth sich von seiner Kirche trennte, kam Ruhe. Er wurde ausgeschlossen, und daraus entstand die Gründung einer neuen Konfession, der Heilsarmee. Endlich war er frei. Nur seine Frau Catherine begleitete ihn und sagte: „Geh den Weg.“
Die Kraft des Glaubens in schwierigen Umständen
Dann zog er hinaus auf die Straßen und Plätze. Er wusste, dass es kein Laster, keine Gottlosigkeit und keine Entfremdung in dieser Welt gibt, in die nicht die Macht Jesu eindringen kann. Es gibt keine dunklen Bezirke, nicht einmal in den Elendsquartieren Londons, in denen man das Reich unseres Herrn nicht ausbreiten kann.
Einmal kamen seine Mitarbeiter zurück, blutig geschlagen. Doch er lachte. Die Verwundeten waren verwirrt und fragten sich, warum er lachte, wo sie doch so viel Schmerz hatten. Da sagte er: „Jetzt möchte ich euch fotografieren lassen. So seid ihr die richtige Armee des Herrn. So seid ihr die Sendboten, die in diese Welt hineingehen, wo man nicht mehr denkt, das sind Kerle, sondern sagt: Was sind das für schwache, erbärmliche und unbedeutende Leute?“
Paulus als Beispiel für Ausdauer im Dienst
Ich denke an die Boten Jesu, die begonnen haben, sein Reich auszubreiten, insbesondere an den Apostel Paulus, der ein körperlich geschundener Mann war.
In jeder von Paulus gegründeten Gemeinde lässt sich nachweisen, dass er sich in der Gemeinschaft der Heiligen aufgehalten hat. Doch überall entstanden Zwietracht und Streit.
Paulus erlebte nirgends die Freude, dass die Gläubigen harmonisch zusammenkamen, um das Wort Gottes zu hören. Überall drangen Sektenprediger in die Gemeinden ein.
Im Grunde war alles sehr enttäuschend, und es kamen auch nicht viele Menschen zum Glauben.
Der Sieg im Namen Gottes trotz Widrigkeiten
Aber dieser Paulus hat das Wort gesagt: „Gott sei gedankt, der uns allezeit den Sieg gibt.“
Paulus sprach vom Sieg, obwohl er im Grunde ein Schiffbrüchiger in seinem Dienst war. Wir dürfen unser Denken als Christen nicht am Erfolg ausrichten. Es tut mir weh, wenn unter Christen so viel vom Experiment gesprochen wird. Wir haben ja gar keinen Beweis dafür, wann ein Experiment gelungen ist – ob es daran liegt, dass viele Menschen kommen oder wir die Anerkennung der Welt erhalten.
Die großen Diener Jesu sind losgezogen und haben Misserfolg um Misserfolg erlebt. Doch sie wussten, dass ihr Leben nicht vergeblich war und ihr Dienst nicht umsonst, weil alles im Namen Jesu getan wurde. Jesus hat sich verbürgt: „Ich bin bei dir.“
Eva von Thiele-Winkler als Beispiel für Glaubensmut
Ich habe Ihnen früher einmal von Eva von Thiele-Winkler erzählt, die ihre große diakonische Arbeit begann. Gleich zu Beginn ereignete sich ein schrecklicher Todesunfall. Einer ihrer wichtigsten Mitarbeiter wollte, als sie von einer Reise zurückkam, noch schnell die Mühle ölen – dieses große Windrad.
Als Eva von Thiele-Winkler heimkam und von der Bahn abgeholt wurde, dachte sie: Was ist denn das? Es stellte sich heraus, dass dieser Mann in den Windrädern mitgerissen worden war.
Jeder von uns sagte damals: „Gebt doch das Werk auf! Das ist doch ein deutlicher Fingerzeig, dass Gott das nicht will.“ Doch sie wusste: Er ist bei mir.
Aufruf zum Mut und zur Treue im neuen Jahr
Haben Sie im neuen Jahr den Mut, sich Aufgaben zu stellen, bei denen Sie keinen Erfolg erwarten? Aufgaben, die Sie dennoch wagen, weil im Namen des Herrn der Tote lebendig gemacht werden kann.
Deshalb haben wir Menschen um uns, die wir nicht abschreiben können. Wir wissen, dass wir ihnen in Jesu Namen dieses Zeugnis und diesen Dienst schulden.
Ich frage Sie: Wollen wir alles auf eine Karte setzen? Auf die eine Karte, dass er, der Herr, sagt: „Ich bin mit dir“?
Die Entscheidung, Gott bestimmen zu lassen
Zweite Frage, die ich Ihnen noch stellen möchte: Wer soll in diesem neuen Jahr bestimmen? Wer soll die Richtung vorgeben?
Es geht nicht darum, Gott anzuflehen, er möge mit uns gehen. Er ist da – morgen früh, heute Nachmittag und auch in vier Wochen. Er ist immer gegenwärtig. Niemand kann die ausgestreckte Hand unseres Herrn nicht erfassen.
Nehmen Sie nur einmal das Bild eines Mannes, der auf der Autobahn auf die falsche Straßenseite gerät. Die einzige Unsicherheit besteht darin, ob wir den Weg gehen, den er uns zeigen möchte.
Die Konsequenzen des Wegverlassens
Man kann Jesus nicht überall auf der Welt finden – das ist nicht wahr. Wir haben neulich bereits darüber gesprochen, dass es eine Irrlehre ist zu sagen, Gott sei überall.
Wenn ich einen Weg gehe, den Gott mir verboten hat, dann ist er dort nicht mehr gegenwärtig. Wenn ich diesen Weg beharrlich weitergehe, auch im Jahr 1976, dann ist er nicht da. Darüber müssen wir uns im Klaren sein.
Wer auf der falschen Seite der Straße fährt oder an der falschen Stelle abbiegt, hat diesen Weg verlassen. Das wird in den Worten Josuas deutlich gemacht.
Der Herr sagt: „Ich bin da. Mein Weg ist klar. Ich biete ihn an und bekräftige noch einmal die Verheißung an die Väter.“ Die Frage lautet: „Gehst du mit mir? Weichst du nicht ab, weder nach rechts noch nach links?“
Die Bedeutung von Gehorsam und Gemeinschaft
Das muss man zu Beginn des Jahres 1976 klar sagen: Wenn wir mit unserem Verstand unsere eigenen Wege weitergehen, dann ist der Herr nicht bei uns.
Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen. Unser Herr hat uns in seinem Wort deutlich gesagt, was gut ist und was nicht gut ist, wo er uns segnet und wo er uns verflucht. Und dieses Wort gilt.
Ich erschrecke immer wieder, wie Christen sich um den Segen Gottes bringen, indem sie an einer kleinen Sache festhalten, zu der Gott Nein sagt. Wir haben alle irgendwo einen Bereich, in dem wir nicht das klare Wort unseres Gottes befolgen, sondern einen Kompromiss eingehen. Deshalb haben wir auch im Jahr 1976 Jesus nicht bei uns.
Dann kommen diese merkwürdigen Gebete: „Herr, geh doch mit mir“, „Herr, bleib doch da“, „Herr, sei doch da“ – aber er ist nicht da. Sie können reden, solange Sie wollen, er ist nicht da.
Das ist eine Frage des Gehorsams, und wir kommen um dieses Wort nicht herum.
Gottes Gebote als Wegweiser
Die Gebote Gottes sind gültig, und Jesus hat niemals ein Jota oder ein Komma dieser Gebote aufgehoben.
Wer an einer unserer Autobahnen über die Randbaken, also die Pfosten am Straßenrand, hinausfährt und über die Böschung gerät, darf sich nicht wundern, wenn er danach im Schlamm stecken bleibt. Er hat die Straße verlassen.
„Weise mir, Herr, deinen Weg“ – das ist für uns eine sehr schwierige Frage. Was ist der Wille des Herrn? Haben Sie überhaupt Freunde um sich, die Sie beraten können?
Ich glaube nicht, dass ein Christ allein Gottes Willen klar erkennen kann. Dazu braucht er Beratung. Wir nennen das Seelsorge. Sie können es auch einfach Beratung nennen.
Haben Sie jemanden, der Sie in schwierigen Entscheidungen berät? Jemand, der Ihnen hilft zu prüfen, ob Sie wirklich das Ja Gottes haben? Ob das, was wir uns so leicht einreden, nach der Schrift wirklich möglich ist?
Beispiele für klare Entscheidungen im Glauben
Nun möchte ich Sie erneut an Beispiele großer Männer erinnern, die im Namen Gottes etwas bewirkt haben.
Ich denke dabei besonders an die Reformationszeit, als Martin Luther 1521 zum Reichstag nach Worms vorgeladen wurde. Dort musste er vor dem Kaiser erscheinen. Zunächst bat er um Bedenkzeit, um seine Schriften noch einmal prüfen zu können.
Anschließend wurde er erneut vorgeladen und gab seine Antwort – klar und unmissverständlich. Nachdem er diese Antwort gegeben hatte, verließ er den Saal und rief: „Ich bin hindurch!“
Dabei begann genau an dieser Stelle die Reissacht. Eigentlich hätte er rufen müssen: „Jetzt hat es mich erwischt. Jetzt bin ich verloren. Jetzt haben sich die Mächtigen der Welt gegen mich gestellt.“ Doch Luther rief genau das Gegenteil: „Jetzt bin ich hindurch.“
Die Befreiung durch klare Haltung
Die Zeit davor war schwierig, weil er nicht wusste, was richtig war. Sollte er einen Kompromiss eingehen? Sollte er nicht doch noch einmal alles umdrehen? Oder irrte er sich vielleicht? Als er schließlich wusste, dass er alles auf eine Karte setzen musste, wurde er ruhig.
Ich wünsche Ihnen im neuen Jahr 1976 diese klare Linie, die Ihnen zeigt, wo Sie gehorsam sein müssen – sei es gegenüber Ihrem Herrn oder unserem württembergischen Bekenner Johann Jakob Moser. Dieser wurde als Landschaftskonsulent berufen und war Rektor der Universität Frankfurt an der Oder. Er war ein herausragender Rechtsgelehrter, der versuchte, seine schwierige Aufgabe zu lösen, indem er Kompromisse mit seinem Landesherrn einging.
In seinem Staatsamt konnte er ja kaum anders handeln, doch er wusste genau: Die Kompromisse, die er einging, waren nicht mehr mit der Wahrheit vereinbar. Schließlich kam er an den Punkt, an dem er vor seinen Herzog treten und sagen konnte: Nein, ich unterschreibe nicht.
Dass daraufhin fünf Jahre Festungshaft folgten, war weniger schlimm als die vorherige Zweideutigkeit. Das ist befreiend, denn in dem Moment, in dem ich den klaren Weg gehe, egal was ich verliere, weiß ich, dass ich auf dem Weg des Herrn bin.
Die Verheißung des Segens bei Gehorsam
Gott rät hier Joshua: Lass dieses Buch des Gesetzes nicht von deinem Munde weichen. Betrachte es Tag und Nacht, damit du hältst und tust, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst alles recht ausrichten.
Dann gilt für dich, dass man sagen kann: Sei getrost und unverzagt!
Nicht Gott ist das große Fragezeichen, nicht der Herr ist das große Fragezeichen im neuen Jahr. Am Anfang dieses neuen Jahres steht Jesus, der Herr, euer Herr. Er fragt euch: Wollt ihr alles auf seine Karte setzen?
Er fragt euch auch: Darf er bestimmen? Wollt ihr euch von ihm führen lassen? Dann gilt es: Sei getrost und unverzagt! Dann wird es euch gelingen.
In diesem Sinn wünsche ich ein gesegnetes neues Jahr. Amen.
Schlussgebet und Segenswunsch
Lieber Vater im Himmel, wir danken dir für diese feste und sichere Zusage. Vergib uns das Unrecht des Zweifels. Es ist eine böse Sünde, dass wir deinem Wort nicht trauen, dass wir dir nicht glauben und so tun, als sei dein Wort ungewiss, unklar oder zweideutig. Dabei hast du doch so fest geschworen, und viele Menschen vor uns haben es bestätigt gefunden.
Herr, wir bekennen, dass wir oft nur unseren Ungehorsam damit rechtfertigen wollen, indem wir unsere eigenen, dickköpfigen Wege vor dir entschuldigen. Herr, vergib uns das! So soll am Anfang des Jahres die Umkehr stehen, dass wir neu deine Hand ergreifen. Zeige jedem von uns die Aufgaben, die du bereit hast, und mach uns deine Macht groß, damit wir es wagen können, alles auf deine Karte zu setzen. So dürfen wir in diesem neuen Jahr Großes erreichen für dich und deine Sache.
Wir beten auch für all die Bitten, die nicht unter uns sein können, die zu Hause gebunden sind, weil sie schwer krank oder alt sind. Geh du zu ihnen, grüße sie am Anfang dieses neuen Jahres und zeige ihnen, dass du ihr Leben reich und groß machen kannst. Denn man kann mit dir über Mauern springen, und du gibst unserem Leben Weite, auch wenn wir äußerlich nur einen kleinen Raum haben.
Wir danken dir, dass dies am Anfang des neuen Jahres steht und dass wir an deiner Hand weitergehen dürfen, Schritt für Schritt.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nun wollen wir unter dem Segen unseres Herrn in dieses neue Jahr hineingehen. Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
