Herr, ich bin zu gering für all die Barmherzigkeit und Treue, die du an deinem Knecht getan hast. Ich hoffe, dass wir dies in großer Dankbarkeit vor unserem Herrn empfinden können.
Unsere Organistin ist kurzfristig wieder krank ausgefallen, deshalb haben wir heute diese schöne Vertretung. Wir freuen uns an diesem schönen Spiel.
Wir singen das erste Lied. Dabei ist mir ein Fehler unterlaufen: Beide fangen gleich an. Wir singen das Lied „Liebster Jesu“. Die Nummer ist 127. Das andere Lied ist das Tauflied „Liebster Jesu, wir sind hier“, aber das ist zum Beginn des Gottesdienstes. Ich habe falsch nachgeschlagen.
Wir singen alle drei Verse, in denen es heißt, dass unser Wissen unverstanden und mit Finsternis verhüllt ist, sodass wir nicht viel erkennen können.
- Ja, wir haben so viel Grund, dir an diesem Morgen zu danken. Du hast uns bis heute wunderbar hindurchgeführt und umgibst uns mit deiner Güte und Liebe.
Verzeih uns, dass wir oft so wenig von dir erkennen, dass wir so viel klagen und uns so sehr bedauern, obwohl du täglich nahe bist – auch in den Dunkelheiten.
Wir wollen dich jetzt bitten, dass du uns Neues erkennen lässt. Wir möchten neue Freude an dir bekommen.
Vor dir wollen wir auch aussprechen und niederlegen, was uns belastet: Schuld, Versäumnisse und unrechte Dinge. Du kennst auch die vielen unnützen Worte, die wir geredet haben und die uns belasten.
Wir bitten heute um deinen Frieden und deine Vergebung. Mach uns rein durch dein Blut.
So dürfen wir jetzt auch in der Stille alles bringen, was uns beschwert.
Danke, dass du Gebet erhörst.
Armin.
Wir hören den Chor.
Ja.
So.
Ahh, ohh.
Ohh nein.
Schau b.
UA.
Hallo.
Lie.
K.
Einführung und Eröffnung des Gottesdienstes
Als Schriftlesung brauchen Sie jetzt Ihre Bibel dazu: Prediger. Prediger, aus dem wir leider sehr wenig lesen. Heute haben wir das Thema „Lebenshungrig“. Wir freuen uns immer wieder, dass so viele junge Leute da sind. Dieses Wort richtet sich ganz besonders an junge Menschen, die noch das Leben vor sich haben.
Wir nehmen die zwei Verse vom vorigen Kapitel dazu, nämlich Prediger 11,9-10. So heißt es: „So freue dich, junger Bursche, in deiner Jugend, und lass dein Herz guter Dinge sein in deinen jungen Tagen. Tu, was dein Herz gelüstet, und deinen Augen gefällt. Aber wisse, dass dich Gott um das alles vor Gericht ziehen wird. Lass den Unmut fern sein von deinem Herzen und halte das Übel fern von deinem Leib, denn Kindheit und Jugend sind eitel, vergänglich und nichtig. Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du sagen wirst: Sie gefallen mir nicht.“
Es ist immer gut, wenn man in der Gemeinde auch im Gottesdienst mit manchen zusammensitzt, die sagen: „So ist das genau, das ist eine schwere Last.“ Obwohl die Rente vom Blüm noch ganz gut ist, gibt es doch etwas, das uns nicht mehr gefällt.
Weiter heißt es: „Ehe die Sonne und das Licht, Mond und Sterne finster werden.“ Natürlich werden die Himmelskörper nicht wirklich finster. Vielmehr werden unsere Augen finster, bevor die Sonne und der Mond verdunkelt werden. Das ist eine tolle dichterische Sprache des Salomo.
Dann heißt es: „Wolken kommen wieder nach dem Regen, zur Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern.“ Was sind die Hüter des Hauses? Das sind die Hände, die wackelig werden. Die Starken krümmen sich und drücken. Die Müllerinnen stehen müßig, weil es so wenige geworden sind. Was sind die Müllerinnen? Das sind die Beißerchen, die Zähne. Wenn sie finster werden, durch die Fenster sehen und wenn die Türen an der Gasse sich schließen, dann hören die Ohren nichts mehr.
Die Stimme der Mühle wird leiser, und wenn sie sich hebt, klingt sie wie ein Vogelgesang. Alle Töchter des Gesangs neigen sich. Wenn man vor Höhen sich fürchtet, ist es schwer, im Alter hoch zu steigen. Man ängstigt sich auf dem Weg, wenn der Mandelbaum blüht, die Heuschrecke sich belebt und die Kaper aufbricht.
Denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klage der Leute geht umher auf der Gasse.
Lebenshunger – was kann das Leben uns bieten?
Die Vergänglichkeit des Lebens und die Mahnung zur Gottesfurcht
Jetzt folgt eine schöne, wieder wunderbar dichterische Umschreibung, ehe der silberne Krug zerbricht und die goldene Schale zerspringt.
Ein Bild für unser Leben: Der Eimer zerschellt an der Quelle, und das Rad fällt zerbrochen in den Brunnen. Denn der Staub muss wieder zur Erde zurückkehren, wie er gewesen ist, und der Geist kehrt zurück zu Gott, der ihn gegeben hat.
Alles ist ganz eitel, sagt daher der Prediger. Eitel bedeutet ganz vergänglich, wie wir es kennen.
Wir singen jetzt aus diesem Liedheft: „Du gibst das Leben, das sich wirklich lohnt“ (Lied 809). Ich hoffe, dass überall ein Liedtext liegt – die vier Verse. Und wäre es nicht ganz, soll sich niemand davon bedrücken lassen. Die Melodie geht leicht ins Ohr, und man kann schnell mitsingen.
Jesus und das wahre Leben im hohenpriesterlichen Gebet
Was? Hallo. Jetzt schlagen Sie bitte Johannes 17 auf, Johannesevangelium, Kapitel 17, Verse 1 bis 5.
Da stand gerade in unserem Liederheft nach unserem Lied ein Wort vom russischen Grafen Leo Tolstoy: „Gott kennen ist Leben.“ Aber wissen Sie, die besten Worte sind immer noch aus der Bibel abgeschrieben. Jesus hat es natürlich noch ein bisschen schöner gesagt. Im Wort Jesu klingt es noch viel herrlicher, wenn Jesus vom Leben redet – wie man das Leben erst hat, wenn man Gott begegnet und Gott kennt. Und genau das ist in diesem Abschnitt drin.
Wir sind ja heute unter dem Thema „Lebenshunger“ und wollen vom heutigen Sonntag ab zuerst drei Gottesdienste aus dem Johannesevangelium, aus dem hohen priesterlichen Gebet, machen. Danach gehen wir in der Passionsgeschichte weiter bis zum Ostermontag. Aus dem Johannesevangelium bleiben wir einfach mal in diesem einen Buch dran.
Aber dieses Gebet Jesu ist uns so bekannt und so wichtig, dass wir es immer wieder lesen müssen.
So redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: „Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche.“ In alten Bibeln stand auch das Wort „verklären“. Verherrlichen oder verklären – beides ist richtig.
Denn du hast ihm, dem Sohn, Macht gegeben über alle Menschen, über alles Fleisch, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast.
Und jetzt wird beschrieben, was das ewige Leben ist: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“
„Ich habe dich verherrlicht auf Erden, und das Werk vollbracht, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“
Persönliche Erfahrungen mit Lebenskrisen und die Suche nach Sinn
Mich hat in der vergangenen Woche das Flugzeugunglück, das vor der Dominikanischen Republik passiert ist, genauso erschüttert wie Sie.
Was ich am allerschlimmsten fand, war, wie die lieben Angehörigen so fröhlich zum Flugplatz pilgerten. Zu Hause hatten sie noch den Kaffee vom Herd genommen und in die Wärmekanne getan. Da wird sich der Sohn aber freuen, wenn er heimkommt.
Und dann kommen sie zum Flughafen – und plötzlich heißt es, das Flugzeug ist abgestürzt. Das war doch bloß ein kleiner Wunschtraum kleiner Leute, die sich keinen teuren Flug leisten konnten. Das waren doch keine Leute, die Business Class fliegen, sondern arme Leute, die einen kleinen Wunsch hatten, etwas vom Leben zu haben.
In dieser Affenkälte und dem Glatteis will man doch nichts mehr haben. Jetzt einmal unter Palmen in der Sonne liegen und sich am warmen Strand bräunen lassen, das ist doch erlaubt. Dass man sich so etwas wünscht, haben wir doch alle. Wir haben doch nicht viele Lebensträume – nur einen kleinen Wunschtraum.
Und dann ist plötzlich der Tod da. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.
Viele von Ihnen haben Ähnliches erlebt. Es kommt im Leben immer schockartig. Man ist gerade dabei und sagt: Jetzt haben wir das Gröbste erreicht. Jetzt haben wir uns ein bisschen was erspart, um das Leben zu genießen. Und dann passiert etwas – meist etwas Furchtbares.
Wieder Tod und Krankheit – die großen Zerstörer des Lebens. Sie haben das erlebt: Da lebt man irgendwo in einem Haus und weiß gar nicht, dass ein Stück weiter unten gerade jemand stirbt. Oder im Nachbarhaus. Man ist ganz fröhlich und unterhält sich – und plötzlich ist jemand fort.
Ich muss Ihnen sagen, ich habe in meinem Leben etwas ganz Schlimmes erlebt. Tod und Leben liegen ganz nah beieinander. Das ist kein Einzelschicksal.
Man möchte gar nicht viel vom Leben, aber man hat Sehnsucht. Doch irgendwann möchten wir auch das Leben gewinnen. Und je älter man wird, umso enttäuschter und bitterer wird man.
Es war eigentlich nicht viel dran, Mühe und Arbeit in meinem Leben. Die jungen Leute haben ja alles noch vor sich und können nur so viel sagen: Alle, die vor uns waren, haben das Richtige noch nicht gefunden. Jetzt kommen wir, jetzt suchen wir das Leben, und wir werden uns verwirklichen.
Und sie fangen dann an und sagen: Wir suchen einmal da, wo die Alten uns davor gewarnt haben, die gesagt haben: Das darfst du bitte nicht tun. Darum brechen junge Leute alle Mauern ein und sagen: Wir gehen über alles hinweg und wollen einfach nur leben.
Lass uns doch mal fröhlich und frei unser Leben verwirklichen, so wie wir es wünschen – mit unserer Sehnsucht, mit unserer Gier.
Wie ist das heute? Fast nichts, was Menschen aussprechen. Man versucht, das Leben zu genießen – mit den grausamsten Obszönitäten und Perversitäten. Ob da noch Leben drin ist?
Man kann die Nacht zum Tag machen. Man kann alles tun, was andere für verboten halten. Aber ist da Leben drin? Wo liegt das Leben?
Der Tod grinst und bricht alles ab. Kurz: Das ist vorbei. Was bleibt? Die Frage nach der Sinnlosigkeit.
Die Bedeutung des ewigen Lebens nach Jesus
Für mich war es in meinem Leben als junger Mensch ganz entscheidend, dass ich mich dieser Frage gestellt habe: Was kann das Leben mir bieten? Ehre, Macht, Geld – was kannst du mir bieten? Was ist es, das mich erfüllt und satt macht?
Man kann nicht vergessen, wie einst die Rolling Stones in ihrem Song sangen: „I can't get no satisfaction“ – ich werde nicht satt und finde in all dem doch keine Befriedigung. In meinem Leben herrscht Hunger.
Aber jetzt spricht Jesus vom Leben. Mein erster Punkt: Jesus spricht vom wahren, erfüllten, ewigem Leben, das kein Tod mehr zerstören kann. Es gibt Leben. Skipping hört man gar nicht mehr. Was wirklich gibt es Leben? Es ist ein stiller Ort, zu dem Jesus uns einlädt. Jesus, der auf den Knien liegt und mit dem Vater betet, im Heiligtum. Wenn man da eintritt, ist es etwas ganz anderes als das, wonach wir leben suchen, wenn wir bunte Prospekte durchblättern.
Das ist etwas vom Leben. Wir schauen illustrierte Bilder an, Filme, überall Bilder vom Leben – der hat es doch. Aber Jesus ist ganz schlicht. Wer mit dem Vater redet, darf da überhaupt eintreten in dieses Heiligtum? Das Gebet ist ja etwas Intimes. Darum haben viele auch immer wieder Scheu, vor anderen zu beten. Es ist das aller Vertrauteste, was ein Mensch hat. Ein Zeichen, dass es doch Scham gibt? Natürlich gibt es Scham beim Beten.
Wir schauen, was Schönes passiert, wenn man einen anderen mit hinein in seine Vertrautheit nimmt. Das will Jesus. Dass wir mitkriegen, wie er darum beim Vater betet: „Vater, Herr“. Die Menschen, die durch Fleisch, Staub und Asche sind, sollen doch das Leben finden. In den wenigen Jahren ihres Lebens sollen sie das richtige, wahre, erfüllte, lohnende Leben finden.
Ich muss an dieser Stelle immer an meinen Religionslehrer denken. Er war also Religionslehrer, heißt für die, die nicht zur Schule gehen, und war ein ganz kluger und bedeutender Mann. Er hat sogar einen theologischen Ehrendoktor bekommen. Aber ich vergesse nie, wie er sagte: Das sei ja nur vom Johannes aufgeschrieben und erfunden worden, dieses Gebet. Das hätte Johannes so komponiert als eine Produktion der Gemeinde.
Dann habe ich protestiert und ihm ein lautes Lachen ins Gesicht gerufen: „Ja, glaubst du, dass ein Stenograph dabei gewesen wäre?“ Nein, aber Jesus hat gesagt, dass der Heilige Geist kommen wird und die Jünger an all das erinnern wird, was Jesus gesagt hat. Und da steht in der Einleitung sogar der Satz, den man sonst gar nicht auslegen würde in der Predigt: „Solches redete Jesus.“
Und die Bibel ist in allem, was sie sagt, für uns wichtig und bedeutsam. Und das ist Jesus, weil Menschen – auch eine Gemeinde, auch noch so fromme Herzen – können mir so klar das Geheimnis nicht sagen, auch Leo Tolstoy nicht, wie es Jesus, der Offenbarer Gottes, sagen kann. Und er hat doch nur das eine Ziel, um uns das Leben aufzuschließen.
Was ist denn das Leben? Das ruft Jesus dem Vater zu: „Gib ihnen doch Leben!“ Und das drückt Jesus ans Herz, wenn er sieht, wie Menschen durch dieses Leben gehen, ihr Geld zusammenlegen, um sich doch ein bisschen was vom Leben zu gönnen. „Man hat ja sonst nichts vom Leben“, sagen sie. „Ich möchte doch wenigstens etwas vom Leben haben.“ Und dann sind sie überall so enttäuscht und leer.
Und sie bitten und sagen: „Wozu hat mich Gott in dieses Leben gestellt? Das lohnt doch gar nicht, nur Mühsal und Arbeit, und so viel ist mir zwischen den Händen zersprungen.“ Und Jesus betet beim Vater: „Gib ihnen doch dieses unbegrenzte Leben, das heute schon anbricht, das Geheimnis vom ewigen Leben – nicht erst in der Ewigkeit –, das man jetzt schon fassen kann.“
Worin besteht denn dieses ewige Leben? „Darin besteht das ewige Leben“, heißt es im Vers 3, „dass sie dich, der du allein der wahre Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus, erkennen.“ Das Leben beginnt damit, dass man Jesus Christus entdeckt.
Das Leben fängt nicht an, wenn sie ihren Traumstrand besuchen. Das Leben fing nicht an, wenn sie einen Job haben. Das Leben fängt auch nicht an, wenn sie heiraten. Das Leben fängt auch nicht an, wenn sie in den Ruhestand kommen. Das Leben fängt an, wenn sie Jesus Christus entdecken und ihn finden.
Unsere Ziele sind viel zu kurz gesetzt. Wenn ich Christus erkenne, wenn ich Christus entdecke und ihn finde, dann ist das schon schön. In dem Gebet betet Jesus: „Vater, nein, das gibt es in der ganzen Welt nie.“ Nicht bloß, weil unsere Familien besonders problematisch gewesen wären, sondern weil alle Menschen nicht richtig Vater sein können wie Gott, der ewige Vater ist.
So klingt es immer wieder aus dem Mund Jesu, wie er dieses Leben aus der Nähe des Vaters hat. Bis in die letzten Augenblicke seines Lebens am Kreuz kann er noch „Vater“ rufen und sich bergen in deine Hände: „Befiehl du mir meinen Geist!“ Das ist ein Leben, das der Tod nicht zerbrechen kann.
Die Bedeutung des Glaubens und der Passion Jesu
Es ist genug theorisiert und theologisiert. Ich brauche eine Geschichte, um Ihnen etwas deutlich zu machen. Immer wieder ist es wichtig, Geschichten zu verstehen, um zu begreifen, worum es wirklich geht.
Ich habe in den vergangenen Tagen, seit Montag, gelitten. Das kann ich Ihnen deutlich machen. Ich kann es Ihnen auch predigend wiedergeben. Der alte Philipp Jacob Spener hat gesagt, dass er über das hohe priesterliche Gebet überhaupt nicht predigen könne. Und wer bin ich? Wenn schon Philipp Jacob Spener nicht darüber predigen wollte, dann kann ich es erst recht nicht. Er ließ sich in seiner Todesstunde daraus vorlesen.
Spener sprach vom Heimgehen zum Vater, von der Freude des offenen Himmels, in den Jesus mitnimmt.
Da war ein Student in Göttingen, ein kluges Köpfchen. Er kam aus einer frommen Familie. Doch als er an die Universität kam, musste er lächeln über sich selbst. Er hielt sich für einen rückständigen Menschen, weil er früher dem altmodischen Bibelwort aufgesessen war. Jetzt hatte er seine Vernunft entdeckt. Ich denke, nur wenige haben ihren Verstand so intensiv genutzt wie dieser junge Mann, Louis.
Man nannte ihn Louis. In seiner Suche nach der Wahrheit studierte er Physik, Astronomie, Mathematik und Philosophie. Er lernte alte Sprachen – Syrisch, Koptisch, Sanskrit –, um die heiligen Schriften im Original lesen zu können.
Eines Tages kam er zu seinem Vater und sagte: „Vater, du liest noch in der Bibel? Ich kann das nicht machen, dieses altmodische Wort stößt meinen Verstand ab.“
Doch sein Vater schwieg nicht. Er war kein Vater von heute, der einfach schweigt, sondern ein Mann, der seinem Sohn auch das zumutete, was junge Leute nicht gerne hören wollen. Das, was junge Leute heute auf die Palme bringt, wenn jemand sagt: „Du ...“
So sagte der Vater: „Du hast noch nicht viel vom Leben entdeckt. Ich kenne das Leben besser als du. Es mag sein, dass dein Verstand an vielem in der Bibel stößt. Aber ich habe entdeckt, dass ich dort Gott finde, den einzig wahren und lebendigen Gott.“
Der junge Mann ließ sich das sagen. Er nahm sein Neues Testament wieder zur Hand und kam an diesen Vers: „Das ist das ewige Leben.“
In seinem Leben war es plötzlich, als ob ein Licht in die Dunkelheit seines Lebens hineinleuchtet. Das war für ihn der Zugang und der Schlüssel.
Er wurde erst mit 36 Jahren Pfarrer von Hermannsburg, so lange hatte er gesucht und studiert. Das war Louis Harms, Ludwig Harms, der Mann, der Tausenden den Weg gewiesen hat. Er führte sie aus einem erstarrten, formalen Christentum heraus.
Man muss Christus erkennen, und das kann man nur, wenn man Christus sieht, wie er von Gott verherrlicht wird, wie Christus ganz groß herausgestellt wird.
Dieser Ludwig Harms begründete die große Hermannsburger Mission, und dessen Segensspur breitete sich in der Lüneburger Heide weit aus.
Christus erkennen – das ist das Leben.
Das Leben in schweren Zeiten und die Ablehnung äußerer Glanzformen
Jetzt machen wir einen Schnitt und einen zweiten Punkt, damit man die Fühler auch noch greifen kann. Das entdeckt man oft erst in ganz schweren Lebenssituationen. Mir geht es so wie Ihnen: Wenn wir vom Leben reden, dann freuen wir uns an herrlichen Urlaubsprospekten, an gutem Essen, an Musik und Kunst. Unsere Augen bleiben daran hängen. Es gibt so viel Schönes, das unsere Lebensfreude steigert – Sport, die Möglichkeit, seine Gaben zu entfalten. All das hängt ja mit den Augen zusammen.
Nun fällt auf, dass Jesus so lange in dieser Welt weilte, ohne dass etwas durch die Augen ging. Es gibt keinen Zugang zum Glauben über die Augen. Ich weiß, dass viele immer noch versuchen, Gott durch ein Wunder zu beweisen. Genau das wollte Jesus nicht. Selbst bei seinen Wundern sollte es nicht über die Augen einen Weg zur Gotteserkenntnis geben. Das kann zwar anstoßen und unser Leben beeinflussen, aber die Erkenntnis Jesu Christi geht tiefer – über das Gewissen, nicht über die Augen, auch nicht über Erfahrung.
Schon das erkennen wir: Es geht ganz anders. Darum hat Jesus auf allen äußeren Glanz verzichtet, auf Machtentfaltung, auf Ehre und Einfluss – Dinge, die für uns zum Leben dazugehören, wenn wir sagen, jemand hat das Leben. Jesus hatte keinen schicken Wagen, kein gutes Bankkonto, keinen Geldbeutel. Er hatte nicht einmal ein Zimmer oder eine Matratze, zu der er regelmäßig zurückkehren konnte. Kein Zuhause.
Jesus hat ganz bewusst auf all das verzichtet, was ursprünglich zum Leben dazugehört und das Leben schön macht. Warum stoßen wir uns daran? Weil wir das Äußere sehen wollen. Aber Jesus sagt: Geh weg von dem, das ist nicht das, was ich geben will.
Darum bittet er seinen Vater: Verherrliche mich, erkläre mich! Was meint Jesus damit? Nicht durch meine Augen, nicht durch das, was ich sehe, soll es gehen, sondern durch Herz und Gewissen.
Die Stunde ist da – welche Stunde? Die Stunde, in der Jesus in die Passion eintritt. Die Stunde, in der man ihm ins Gesicht spuckt, in der man ihn schlägt, in der das Blut von der Dornenkrone in sein Gesicht läuft, in der man ihn ans Kreuz nagelt.
Jesus bittet: Vater, lass die Menschen merken, dass Leben drin ist in diesem gemarterten Leib. Lass sie das nicht in dem erkennen, was sie mit den Augen suchen, sondern in dieser Passion. Und das ist der Mittelpunkt der ganzen Offenbarung Jesu. Darin liegt es.
So war es über die Jahrhunderte: Wenn Menschen zum Glauben kamen – nicht nur Louis Harms, sondern viele andere – dann geschah das vor dem Bild des Gekreuzigten. Das war der Höhepunkt der Offenbarung, nicht das Baby in der Krippe, sondern das Kreuz.
Wir sagen: Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht sattsehen. Und weil ich nichts weiter kann, bleibe ich anbetend stehen. Das ist deine Liebe, das ist dein Erbarmen. So hast du meine Schuld ganz bezahlt und weggetragen. Es ist alles weg, ich bin frei und los – herrlich, Herr.
Am Kreuz, in deinen Wunden, da ist mir’s verborgen. Da bist du ganz ehrlich. Da muss Gott etwas verklären, so wie bei der Verklärung Jesu vor den drei Jüngern. Die hatten mit den Augen gesehen. Jesus hängt ihnen keine Visionen vor, und wir warten nicht darauf – ganz bestimmt nicht. Denn Glauben braucht Durchdenken, nicht bloß Durchsehen.
Glauben und Sehen sind Gegensätze. Man bekommt es nicht durch Sehen, sondern durch das Hören des Wortes und das Vertrauen. Der Glaube erlaubt es uns, immer mehr darüber nachzudenken, wie Jesus vor uns steht. Wenn er uns das alles schenkt, dann leuchtet es auf – herrlich und schön.
Über der Dornenkrone, über den Wundmalen Jesu – für dich. Das ist das ewige Leben: dass jemand im ewigen Gott geborgen ist. Und dann ist der Tod gar kein Schrecken mehr.
Das Geschenk des Lebens und die praktische Bedeutung für den Alltag
Da sind wir beim Letzten. Und schenkt Jesus das Leben? Jesus will uns das Leben schenken. Mir ist es immer wieder wichtig, wie das am Ende ganz praktisch für Sie rüberkommt und ob Sie das ergreifen.
Ich weiß aus Gesprächen mit Leuten, dass manche sagen: „Ich habe ganz wenig mitbekommen, da hört man besonders schwierig, auch rechts in der Predigt.“ Ich möchte es Ihnen nochmals mit Nachdruck mitgeben: Jetzt geht es um Sie.
Manchmal bringen Sie ja Ihre Traurigkeiten mit. Sie sind in Gedanken immer wieder weg – Berufsschwierigkeiten, Familienschwierigkeiten, Trauer, Verzweiflung, Enttäuschung an sich selbst und vieles, was einen bewegt.
Jesus schenkt das Leben nicht in unserem äußeren, irdischen Leben, sondern dort, wo Christus uns Gott nahebringt – in seinem Leiden und Sterben. Dort ist es herrlich, dort leuchtet es wunderbar auf. Das war immer wieder ein Thema, wenn Jesus gepredigt hat: „Ich bin gekommen, damit Menschen Leben haben sollen.“
Ich erlebe es doch: Ich leide mit, wenn Menschen in aller Bitterkeit sagen: „Wo ist denn Gott lieb, wenn er mir so etwas Furchtbares im Leben zumutet?“ Das Leben ist nicht da, wo man es erwartet hat. Es bleibt dabei: Er will Leben in überfließender Fülle geben. Er schenkt voll ein, obendrauf noch Sahne auf den Kaffee und sagt: „Alles soll überlaufen. Ich will dir es überreichlich geben.“ Aber nicht im äußeren Glück.
Dann fragen wir: Wo ist denn das Leben erschienen? Ganz wunderbar fängt der erste Johannesbrief an: „Das Leben ist erschienen.“ Wir bezeugen, was wir gesehen haben. Wir haben das Leben gesehen, und das Leben war da, wo Jesus war, wo wir ihn gesehen haben und wo er in unser müdes, trauriges, sterbliches Fleisch kam.
Jesus gebraucht noch einen Satz: „Du hast deinem Sohn Macht gegeben über alle Menschen.“ Im alten Luthertext hieß es „über alles Fleisch“ – und das fand ich so gut: Das Fleisch stirbt, wird krank, verwest und verfault. Jesus hat Macht gegeben, dass in unserem irdischen Leben, in diesem vergänglichen Leben, heute schon die Freude des neuen, ewigen Lebens aufleuchtet. Dass ich es heute schon fassen kann.
Sie wissen doch, wie das ist, wenn Christus in unser Leben kommt. Wieder wird unser alter, müder Leib von neuer Vitalität geprägt. Wir bekommen neue Kraft und neue Freude. Unser ganzes Tun verändert sich. Wir haben ganz neue Gedanken. Der Geist Jesu durchströmt uns.
In einer Predigt des großen Zürcher Predigers Lüthi steht es so: Ich hätte gar nicht den Mut, das so zu sagen, deshalb habe ich ihn zitiert. Er sagt: „Lass die Krematorien rauchen, lass die Würmer fressen, lass das Grab schaufeln. Das Fleisch darf dahin. Das ewige Leben, das Christus heute gibt, kann dir niemand mehr nehmen.“ Es geht darum, dass wir es heute ergreifen.
Und wie ergreife ich heute das Leben? Indem ich Christus aufnehme. „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden.“ In diesem irdischen Leben, ganz gleich, ob ich durch Schwierigkeiten gehe oder nicht, in meinen äußeren Umständen muss ich nichts leisten. Ich darf heute Christus finden und die große Freude erleben, dass er bei mir ist, dass er heute mein Leben weit und groß macht. Dass selbst der Tod mich nicht mehr von ihm trennen kann.
Das ganze Evangelium erzählt davon, wie Einzelne Christus ergriffen haben: Leute, deren Leben ganz verkehrt gelebt war, Leute, die Halunken waren und sich viel zuschulden kommen ließen, deren Leben von Fehlverhalten, Ehebruch und vielem mehr bedrängt war. Sie nahmen Christus auf und wurden zum Segen, trotz ihres irdischen, vergänglichen Lebens.
„Du hast deinem Sohn Macht gegeben über alle Menschen.“ Er hat Macht, damit wir das erkennen und heute begreifen können. Jetzt machen Sie die Tür auf und lassen Sie ihn ein. Die meisten Schwierigkeiten beim Hören des Evangeliums hatte Jesus immer mit denen, die in der Schrift bewandert waren. Sind wir bereit, den Schritt zu tun und Christus aufzunehmen?
Blaise Pascal und die Haltung zum Leben und Leiden
Evangelisieren bei den Heiden verläuft meist relativ unproblematisch, bei den Frauen dagegen ist es viel schwieriger. Wenn ich meine, ich müsse es noch einmal deutlich machen, dann möchte ich das mit einer Geschichte tun – und zwar von einem, der wie kaum ein anderer ein Genie war.
Immer wieder greife ich zu meinem Bücherschrank und hole das kleine Buch mit den Gedanken von Blaise Pascal heraus. Mathematik, Physik, Philosophie – alles war bei ihm vereint. Ich kann das mathematisch gar nicht richtig ausdrücken. Als Zwölfjähriger bekam er nachts so starke Zahnschmerzen, dass er sich nur dadurch ablenkte, dass er irgendetwas mit der Berechnung des Rates der Cichliden erfand. In wenigen Stunden, als Student, zeigte er eine unglaubliche Begabung. Er war ein wahnsinnig großes Genie, dieser Blaise Pascal im 17. Jahrhundert.
Er hat so tiefe Gedanken niedergeschrieben, über die man immer wieder nachdenken kann. Seit seinem 20. Lebensjahr hat er nie einen Tag mehr erlebt ohne heftigste Schmerzen. Und dieser geplagte, leidende Mann hat uns wie nur wenige andere bezeugt, dass all das nicht wichtig ist – weder Schmerzen zu haben noch keine Schmerzen zu haben. Das Wichtigste ist, Christus zu ergreifen.
Durch die ganze Wissenschaft und Weisheit hindurch sagte er: Das Größte ist, Christus zu erkennen. Ich möchte meine Predigt mit Worten von Blaise Pascal schließen. Sie können gerne innerlich mitbeten:
„Vater im Himmel, ich bitte weder um Gesundheit noch um Krankheit, weder um Leben noch um Tod, sondern darum, dass du über meine Gesundheit und meine Krankheit, über mein Leben und meinen Tod verfügst – zu deiner Ehre und zu meinem Heil. Du allein weißt, was mir dienlich ist. Du allein bist der souveräne Herr. Tu, was du willst. Ich weiß nur eines: Es ist mir gut, dir zu folgen, und schädlich, dich zu beleidigen.
Gib mir, nimm mir, aber mach meinen Willen dem Deinen gleich, damit ich in demütiger, vollkommener Unterwerfung und heiligem Vertrauen deine Befehle empfange und gleichermaßen alles verehre, was mir von dir zukommt.“
Das hat Jesus vor seinem Sterben noch bewegt: dass wir das Leben jetzt ergreifen, den Frieden Christi jetzt finden und das Angesicht Gottes schauen.
Armin.
Abschluss und Gebet
Und nun singen wir noch. Weil ich ihre Gefällt, ihr Hügel 511, diverse 1 bis 3 und 5. 511, 1 bis 3 und 5. Ruf.
Wir wollen beten.
Du bist Herr. Lieber Vater im Himmel, wir haben oft gemurkst und waren bitter, wenn du uns so manches aus der Hand geschlagen hast. Obwohl es uns doch viel besser geht als vielen anderen in der Welt.
Aber an den Stellen, wo wir das nicht erkennen konnten und wollten, wie du uns Leben schenkst, ist Leben auch gerade dann in der Traurigkeit, in der Angst und in der Schwäche. Wie du deine Kraft gerade dort offenbaren willst und einen Sieg über die dunklen Mächte, gerade da, wo wir uns alleingelassen fühlen.
Jetzt bitte hilf uns doch, dass wir dein Evangelium begreifen. Dass uns in deinem Sohn Jesus Christus deine Liebe, deine Treue und deine Wahrheit entgegenleuchtet. Dass wir es festhalten können bis in unsere Todesstunde hinein. Nichts kann uns aus deiner Hand reißen.
Das ist das Leben: dich erkennen und bei dir bleiben.
So bringen wir dir auch unsere Aufgaben, die wir in den nächsten Tagen zu erledigen haben, unsere Verpflichtungen, denen wir stehen, auch dort, wo wir leben, in unseren Familien, in unseren Berufsaufgaben, unter Freunden und Nachbarn. Dass wir dort das Leben von dir bezeugen können und dass deine Kraft auch in unserem Leben sichtbar wird, dass du Macht bekommst auch über uns.
Wir wollen dich jetzt wieder bitten für die Kranken, ganz besonders für die, die leiden müssen, für die, die in der Trauer sind, für unser Volk und Land.
Wo soll ein Lebenshunger sichtbar werden, wenn so viele enttäuscht werden? Wir bitten dich ganz besonders für diese junge Generation, die nur in die schlimmsten Frustrationen geraten kann, weil sie keine Befriedigung findet außer bei dir.
Gib Erbarmen doch unserem Volk, unserer Gesellschaft, die dich vergisst, die dein Wort verdrängt, wo du allein unserem Leben Heil geben kannst, wo wir doch nach deinem Bild geschaffen sind.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Bitte vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nämlich nochmal bitte den Augenblick Platz.
Wir haben am nächsten Sonntag die Predigt meines Bruders. Da steht drin, das hat manche irritiert, es ist Fastnacht. Das hat er gemacht, weil dort der offizielle Landeskirchen-Perikopen-Text ist. Hier sei Jesaja 58 vom Fasten: „Brich dem Hungrigen dein Brot.“ Das ist ein Fasten, das jeder über Fastnacht predigt.
Dann darf ich noch erinnern, dass wir unsere Fahrt im Juni in die neuen Bundesländer fast voll haben. Ich will das hier bloß sagen, falls noch jemand gerade überlegen war, mitzugehen. Wir haben noch ein paar Plätze.
Für meine Frau und für mich war das ein solch beglückendes Erlebnis. Wir sind immer noch im Schwärmen. Es war eine ganz kurze, nur eine Tagesfahrt überhaupt: Weimar, Erfurt – will ich eine Schönheit nennen? Wir als junge Menschen wussten ja nicht, was Deutschland ist. Und der Patriotismus wurde uns in der Schule nicht mehr gelehrt. Aber wir waren so begeistert.
Dann das grüne Gewölbe und Prag, das Zentrum Europas und so weiter.
Wenn jemand noch Freude hat, mitzugehen auf diese Reise, möchte ich sagen, dass man sich jetzt melden sollte, damit wir das abschließen können. Näheres steht in den Prospekten, in diesen gelben Prospekten, die hinten noch ausliegen.
Hinten liegen auch die Blätter, die das letzte Mal ausgeteilt wurden von den aus unserer Gemeinde, die wir ausgesandt haben, den Missionaren. Und das sind so – wie sagt man da so? – Ockerblätter, wenn Sie die mitnehmen. Immer schön, wenn man daran denkt.
Aber ich habe natürlich zwei vergessen gehabt. Das war die Renate Kübler, die wir ja am 7. Januar ausgesandt haben, und den anderen. Aber so ist es oft schwer, im Kopf alles zusammenzukriegen. Darum ist ein Brief ganz gut.
Unseren Hansjörg Kennel, und das habe ich erst gemerkt, wieso ein schöner Rundbrief von ihm kam. Das will ich noch lesen.
Er ist als Architekt nach Sair gegangen, nach Reti Osain, dieses chaotische Land, wo fast nichts mehr funktioniert. Unmittelbar westlich des Mobutu, auf 2000 Metern Höhe, in einer Hügelkette, den Blauen Bergen an der Grenze zu Uganda.
Und dann schreibt er, wie es dort zugeht.
Vor drei Jahren gab es genau in dieser Region eine schlimme Pestepidemie. Wie die Menschen Angst haben vor der schwarzen Magie, vor den Verwünschungen und wie dort eine große Arbeit ist.
In einem Krankenhaus, das aber sehr baufällig ist und erst jetzt eingesetzt wird. Ein zu kleines und teilweise baufälliges Krankenhaus, das in drei Bauabschnitten mit Natursteinen neu gemauert und instand gesetzt wird.
Gleichzeitig sind sie dran, ein Architekt Michel ist jetzt schon drei Jahre da. Der wird bald wieder zurückkehren und weitermachen mit 24 Gesundheits- und Entbindungsstationen, die die Kirchengemeinden errichten. Die sind dann für den Betrieb verantwortlich.
Das Einzige, was in diesem ganzen Gebiet noch funktioniert, weil der Staat ja nichts mehr zahlt. Der Mobutu braucht alles für seine Schweizer Kunden. Und das Land hat überhaupt nichts mehr.
Selbst die Polizei und das Militär bekommen keinen Sold mehr.
Die Krankenstationen der Gemeinden funktionieren noch, weil die Leute seit Jahren nur für den Herrn umsonst arbeiten.
Und der schreibt, wie die Straßenverhältnisse so katastrophal sind: Für die 140 Kilometer nach Bunia, der nächsten größeren Stadt, braucht man mit Allrad über 11 Stunden.
Seine weiteste Gesundheitsstation, die er aufbauen muss, ist 1000 Kilometer entfernt.
Dann wissen Sie, in welche Gefahr er sich begibt.
Ich sagte, die gefährlichsten Räuber sind die Polizisten in Sair und die Militärs, weil sie keinen Sold bekommen.
Wir wollen für unseren Herrn Kennel beten.
Aber mich freut es, dass er diesen Dienst tut.
Er schreibt, dass der Container mit all den vielen Holz- und Material-Sachen, den Metallteilen, die er braucht für die Türen, für die Fenster, für sein Werkzeug, alles unversehrt angekommen ist.
Er kann sich überhaupt nicht vorstellen, wie das geht, über Nairobi, Uganda und wie das da durchkommt über die Grenze nach Sair, weil ja auch die Zöllner ein ähnlich begehrliches Herz haben.
Aber alles ist unversehrt angekommen.
Gott tut Wunder.
Dafür ist heute unser Opfer bestimmt, für Hansjörg Kennel und für seinen Dienst, den er dort tut, in Reti in Ost-Zaire.
Dann darf ich Sie noch bitten, diesen neuen Notizzettel mitzunehmen. Das ist pink jetzt, gell? Das Ding muss doch lernen, als Farbenblinder, so dass ich den mitnehme.
Dann haben Sie bis Ostern alle Gottesdienste und können sich zurechtfinden.
Segen und Abschlussworte
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten. Es ist mir sehr wichtig, dass sich dies auch in den Worten des Segens deutlich zeigt.
Wir haben neulich daran erinnert, wie das Angesicht Mose so hell glänzte, weil er in der Begegnung mit Gott war. Das Angesicht Gottes spiegelte sich in seinem Gesicht wider.
So möchten wir jetzt, dass das Angesicht Jesu ihnen vorangeht. Sein Haupt, voll Blut und Wunden, soll sie die ganze Woche begleiten. Sie sollen sagen: „Egal, was kommt, ich schaue in sein Angesicht und finde Frieden und Geborgenheit.“
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.