Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare. Ich bin Christian, und heute ist Omar von Hakika TV zu Gast. Herzlich willkommen, Omar!
Vielen Dank.
Mehr gleich zu dir. Heute sprechen wir darüber, wie wir im Umgang mit unseren muslimischen Nächsten – sei es ein Nachbar, ein Arbeitskollege oder jemand anderes – vorgehen sollten. Zunächst einmal, was wir nicht tun sollten, aber vor allem, wie wir mit ihnen ins Gespräch über Jesus Christus kommen können und sie einen Schritt näher zu unserem Herrn bringen. Das ist unser Auftrag.
Hier bei machbar bekommst du genau dazu Tipps, wie du deinen Nächsten einen Schritt näher zu Jesus bringen kannst. In dieser Folge wollen wir auch über die grundlegenden Glaubensinhalte des Islam sprechen und darüber, wie wir im Gespräch mit muslimischen Freunden Christus bezeugen und mit dem Evangelium anknüpfen können.
Omar, es ist wirklich schön, dass du da bist. Ich habe mich auf die Folge gefreut und finde es toll, dass du hier bist. Ich freue mich besonders, weil du als ehemaliger Muslim ein großes Anliegen für Menschen hast, die Christus noch nicht kennen und aus dem muslimischen Hintergrund kommen. Ich bin sehr gespannt, was du uns erzählen wirst.
Ich sehe, du hast dich sehr gut vorbereitet: Du hast viele Bücher dabei, ein Skript und sogar einen Rechner. Ich glaube, das hatten wir in einer Podcast-Folge bisher noch nie. Du bist wirklich gut gewappnet, das freut mich!
Du arbeitest bei Hakika TV. Vielleicht magst du kurz erzählen, was Hakika TV ist, was euer Anliegen ist und welche Vision ihr mit Hakika verfolgt?
Ja, vielen Dank, Christian, dass ich hier sein darf. Ich freue mich sehr, ein bisschen über die Tipps und die Dinge zu sprechen, die wir gelernt haben, und darüber, wie wir Zeit investiert haben, um anderen Menschen weiterzugeben, wie man Muslime erreichen kann.
Muslime zu erreichen ist ein großes Fachgebiet. Man kann sich auf viele verschiedene Arten damit beschäftigen. Seit fünf Jahren mache ich Hakika TV. Ich bin jetzt seit über acht Jahren im Glauben, habe Jesus wirklich erlebt und mich intensiv mit der Bibel beschäftigt. Besonders habe ich mich mit der Glaubwürdigkeit der Bibel und des Neuen Testaments auseinandergesetzt. Dabei habe ich viele Argumente gefunden, warum ich davon überzeugt bin, dass das Neue Testament historisch glaubwürdig ist.
Ich bin in eine muslimische Familie hineingeboren, das wissen viele nicht. Ich wurde in Deutschland geboren, bin aber im Irak aufgewachsen und habe die muslimische Seite sehr stark erlebt.
Moment, du bist in Deutschland geboren und dann als Kind zurück in den Irak gegangen?
Genau, mit etwa sechs Jahren bin ich in den Irak zurückgekehrt. Dort habe ich bis zu meinem zehnten Lebensjahr gelebt. Diese Jahre waren sehr prägend für mich.
In dieser Zeit habe ich viel über den Islam gelernt. Zum Beispiel wichtige Teile aus dem Koran wie Sure al-Fatiha, Sure al-Ikhlas, Sure al-Kafirun, Sure an-Nas und Sure al-Falaq. Diese sind relativ kurz. "Sure" bedeutet Kapitel, damit du Bescheid weißt. Man lernt diese Kapitel auswendig, ebenso wie das Gebet und wie man die rituelle Waschung, den Wudu, durchführt. Solche Dinge gehören zum Leben eines Muslims dazu. Es gibt fünf Pflichtgebote, wie das Gebet und den Ramadan, an die wir uns gehalten haben.
Und dann bist du wieder nach Deutschland zurückgekommen?
Ja, da war ich nicht mehr im Glauben, also kein Muslim mehr. Ich wollte nichts mehr mit Gott zu tun haben. In einer verzweifelten Situation habe ich mich gefragt: Was ist überhaupt die Wahrheit? Wer kann mir helfen?
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich wirklich gebetet, aber nicht ein Gebet aus dem Koran wie "Qul huwa Allahu ahad" oder "Allahu samad" – das sind arabische Begriffe –, sondern ein Gebet aus meinem Herzen, in dem ich Gott gefragt habe, was die Wahrheit ist.
Und tatsächlich dauerte es nicht einmal zehn Minuten, da kamen zwei Frauen zu mir und schenkten mir ein Neues Testament. Das habe ich zunächst gar nicht realisiert. Ich begann, die Bibel immer mehr zu lesen, und die Fragen, die ich hatte, wurden tatsächlich in der Bibel beantwortet.
Das ist eine sehr kurze Zusammenfassung meiner Geschichte. Es ist viel mehr passiert, und irgendwann werde ich auch meine Geschichte ausführlich erzählen.
Ich habe Gott erlebt und war sehr begeistert von der Bibel. Später, als ich im Glauben war, habe ich aber auch eine Krisensituation erlebt, in der ich die Bibel wieder hinterfragt habe: Stimmt überhaupt, was in der Bibel steht?
In dieser Zeit haben mir viele bibeltreue Professoren wie Jakob Diesen, Armin Baum und Rainer Riesner wirklich Antworten gegeben. Die Fragen, die ich hatte, wurden durch Werke wie die Einleitung zum Neuen Testament von D. A. Carson und anderen beantwortet. Diese Bücher kann ich empfehlen, weil sie spezifisch auf solche Zweifel eingehen.
Und wie bist du dazu gekommen, mit Hakika Hakika TV zu starten? Du warst doch von Anfang an mit dabei, oder?
Also tatsächlich gab es die Idee mit dem Kanal und der Evangelisation schon ganz am Anfang, also genau zu dem Zeitpunkt, als ich im Glauben angekommen bin.
Ach, das gab es schon? Du warst noch gar nicht von Anfang an dabei?
Nein, nein, das kam erst später. Die Idee entstand so: "Okay, ich möchte einen Kanal starten." Hakika bedeutet Wahrheit. Für uns ist Jesus die Wahrheit. Eigentlich ist das schon ganz klar. Jeder Araber, jeder, der aus der Türkei oder dem Orient kommt, weiß genau, was ich mit dem Begriff meine, ohne dass man darüber diskutieren muss. Wenn er weiß, dass ich Christ bin, dann versteht er sofort, was ich damit sagen will.
Der Begriff ist in meiner Kultur sehr klar, was Wahrheit bedeutet.
Einmal waren wir etwas für den Dienst einkaufen. Dank dem Herrn konnten wir einen Bus finanzieren, mit dem ich den Dienst mache. Dort war ein arabischer Händler. Im Vertrag haben wir den Begriff Hakika verwendet. Er hat sofort verstanden: "Gibt es überhaupt Hakika?" So kamen wir ins Gespräch über Gott und die Welt. Ohne dass ich ihm gesagt habe, er brauche Jesus, hat er von sich aus angefangen zu fragen, ob es Wahrheit gibt.
Der Name ist also Programm, und man ist sofort beim Thema.
Genau. Und tatsächlich bedeutet das Wort in etwa 15 Sprachen Wahrheit – auf Arabisch, Persisch, Türkisch, Kurdisch, Urdu und vielen weiteren Sprachen. Jeder versteht es.
Das war 2018. Ich war 2015 zum Glauben gekommen und habe 2018 angefangen, diesen Kanal zu gründen. Ich habe einen Kanal namens Hakika gegründet, bin auf die Straße gegangen und habe Videos gedreht. Wochen oder Monate später, nach etwa zehn Videos, bekam ich Zweifel. Es war eine Krisensituation.
Stimmt das, was in der Bibel steht? Was ist mit der Trinität? Was ist mit dem ganzen Dekonstruieren und so weiter? Ich war so durcheinander, dass ich nicht mehr überzeugt war.
Dann habe ich gesagt: Ich kann doch keine Videos öffentlich machen, wenn ich selbst nicht mehr überzeugt bin. Also habe ich alle Videos gelöscht. Ich wollte sogar meine Facebook- und Instagram-Accounts löschen. Auch alle Videos auf YouTube habe ich entfernt. Der Kanal wurde zwar 2018 gegründet, aber der Dienst begann erst 2020.
Ich wollte den Kanal löschen. Ich habe immer noch das alte Logo als Erinnerung daran, wie alles angefangen hat. Aber irgendetwas in meinem Herzen sagte: Mach das nicht, lass den Kanal. Irgendwann wirst du zurückkommen.
Ich habe alles gelöscht. Dann habe ich Bücher gekauft und mich intensiv mit ihnen beschäftigt. Jeder begegnet Zweifeln, besonders wenn man evangelistisch unterwegs ist. Wenn man nicht im Glauben gefestigt ist und die Bibel nicht wirklich kennt, können Zweifel einen treffen.
Die Frage ist: Was macht man dann?
Stell dir vor, du bist mit dem Auto unterwegs und die Öllampe leuchtet. Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du fährst weiter, bis das Auto kaputtgeht, oder du hältst an, suchst das Problem und behebst es.
Viele meiner Zweifel waren keine intellektuellen Fragen, sondern Enttäuschungen, die ich im Alltag erlebt habe.
Dann habe ich mich zwei Jahre lang mit wissenschaftlichen und apologetischen Büchern beschäftigt. Ich dachte: Danke Gott, dass du mir diese Wüstenzeit gegeben hast. Jetzt weiß ich genau, was die Bibel bedeutet.
Ab jetzt wollte ich mein ganzes Leben Gott geben. Ich fragte mich: Was soll ich tun?
Dann kam die Idee, mit Hakika weiterzumachen. Aber damals hatte ich keine Kamera und keine konkreten Pläne. Zwei Jahre lang war das nicht mein Fokus.
Dann habe ich gebetet: Was möchte der Herr für mein Leben?
Ich lernte einen bekannten Nachbarn kennen. Nach drei, vier Stunden sagte er zu mir: "Hey, wir haben ein YouTube-Studio, das wir nicht brauchen. Du kannst es benutzen."
So begann alles mit Livestream-Debatten, und heute hat sich das Ganze so entwickelt.
Ja, das ist die Geschichte in Kurzform.
Ja, vielen Dank, vielen Dank. Fangen wir an: Wie begegne ich meinem Nächsten, wenn er Muslim ist? Im Prinzip macht es ja keinen Unterschied, ob ich mit Muslimen, Agnostikern oder Atheisten über Jesus spreche. Sie alle haben einfach eine andere Weltanschauung als ich als Christ.
Aber warum haben trotzdem viele von uns Christen – und ich glaube auch viele, die hier den Podcast hören oder zuschauen – eher Hemmungen, mit Muslimen über das Evangelium zu reden als vielleicht mit anderen Personen? Wie können wir diese Hemmungen überwinden? Oder ist das nur eine subjektive Wahrnehmung, die gar nicht so verbreitet ist? Wie nimmst du das wahr?
Ich würde zunächst die Frage stellen: Ist es wichtig, dass wir die Bibel kennen, dass wir Gottes Wort gut in unserem Leben verankert haben? In diesem Punkt möchte ich dir einfach die Frage stellen: Warum ist es dir überhaupt wichtig, Muslime oder generell Menschen zu erreichen? Warum willst du das tun?
Wir haben – das müsst ihr wissen – am Anfang der Podcast-Folge gemeinsam gebetet, und du hast auch gesagt: Wir sind beauftragt. Wir haben einen Auftrag von unserem Herrn. Das ist auch das, was wir hier im Podcast immer betonen: Wir haben den Auftrag bekommen von unserem Herrn, „Geht hin und macht zu Jüngern“. Es ist unsere Berufung, Christus nachzufolgen und ein Licht zu sein, damit auch andere Menschen Christus kennenlernen.
Dieser Auftrag ist noch nicht erfüllt. Das ist ein wichtiger Punkt. Der Auftrag wird erfüllt, wenn alle Völker von Jesus hören, wie es in der Bibel steht. Das ist ein Punkt, den ich jedem ans Herz legen würde: Stelle dein Herz in Frage, warum du überhaupt Menschen erreichen möchtest. Hast du Mitleid? Hast du diesen Drang, dass dein Nächster – auch Muslime – nicht verloren gehen sollen?
Du meinst das, wie Paulus es auch sagt: „Die Liebe Christi drängt mich“ – erstens – und zweitens: „Ich kenne den Schrecken des Herrn“, habe eine Ahnung davon. Deshalb liegt mir so sehr am Herzen, dass Menschen Christus kennenlernen.
Genau. Der Punkt ist: Wir sehen unsere großen Vorbilder, die Apostel, die einfach Evangelisten waren. Ich liebe die Apostelgeschichte. Ich würde jedem, der evangelisieren will, empfehlen, die Apostelgeschichte zu lesen. Dort sieht man, was wahre Evangelisation bedeutet. Die Apostel blieben nicht stehen, sie waren überall unterwegs und haben jeden Tag Unglaubliches durchgezogen.
Das war dieser Drang, diese Liebe, diese Klarheit: Jesus kommt bald, die Zeit ist knapp. Ich bin überzeugt, dass Paulus sagt, es sei besser, nicht zu heiraten, um Zeit für das Reich Gottes zu haben, weil das viel wichtiger und nicht vergänglich ist. Alles andere ist vergänglich.
Diese Frage ist wichtig: Warum will ich überhaupt Menschen erreichen?
Die nächste Sache ist: Wie erreiche ich Muslime? Wir müssen unser Herz reflektieren. Haben wir Respekt? Behandeln wir den anderen so, wie wir selbst behandelt werden wollen? Haben wir biblische Prinzipien, wie zum Beispiel in Philipper 2,3: „Sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst“? Haben wir diese Einstellung gegenüber Muslimen, dass wir sie als Verlorene sehen? Deshalb möchte ich mein Leben opfern.
Deswegen sagt Paulus: Sei ein lebendiges Opfer. Früher wurden Tiere geopfert, jetzt sagt die Bibel „lebendiges Opfer“. Ich verstehe den Vers so, dass wir unsere Zeit und unsere Liebe opfern sollen – für jemanden da zu sein. Das ist Evangelisation, die wir jeden Samstag auf der Straße praktizieren.
Gerade haben wir eine Pause, aber wenn das Wetter schön ist, wollen wir weitermachen. Es geht nicht nur darum zu sagen: „Jesus liebt dich, du bist ein Sünder und brauchst Gott“, und dann tschüss. Sondern wir nehmen uns wirklich Zeit, um mit Menschen zu reden und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen.
Menschen, besonders Muslime, brauchen diese Zeit. Warum besonders? Stell dir vor, du bist aufgewachsen und dir wird jeden Tag gesagt, dass diejenigen, die glauben, Jesus sei Gott, ewig in der Hölle landen. Dann kommt ein Christ mit einer ganz anderen Weltanschauung und sagt: „Jesus ist Gott, Jesus ist dein Herr, du sollst an ihn glauben.“ Der Muslim kann das gar nicht nachvollziehen, weil er von klein auf anders geprägt wurde.
Nur diese Zeit zu schenken, diese intensive Liebe zu zeigen, ein intensives Bibelstudium anzubieten – zum Beispiel das Bibelentdeckerstudium – empfehle ich sehr. Wenn Christen Muslime treffen, können sie gemeinsam biblische Geschichten anschauen und drei Fragen stellen: Was lerne ich über Gott? Was lerne ich über Menschen in dieser Geschichte? Und wie kann ich diese Geschichte in meinem Leben praktisch anwenden?
Das sind Wege, die ich erlebt habe, durch die Muslime tatsächlich Jesaja 53 verstanden haben. Ich habe Menschen erlebt, die stundenlang apologetisch diskutiert haben.
Wir müssen auch die Frage stellen: Ist das jemand, der einfach seinen Alltag lebt? Da kannst du mit apologetischen Argumenten gar nicht erreichen, dass er versteht. Der braucht erst einmal Beziehung und Dasein. Muslime sind auch beziehungsorientiert. Das ist kulturell bedingt – wahrscheinlich stärker als wir Deutschen es gewohnt sind.
Ein Experiment, das du angesprochen hast, zeigt, warum es besonders für Muslime wichtig ist, dass wir ihnen Zeit schenken. Stell dir vor, ein Muslim mit langem Bart steht vor dir und sagt: „Dein Gott gibt es nicht, das ist verfälscht.“ Welche Gedanken kommen dir in den Kopf, wenn dir so jemand begegnet?
Vielleicht denkst du: Unwissen, jemand, der an keine Wahrheit interessiert ist, ich habe Mitleid, er ist so fest in seiner Überzeugung, das ist harter Boden. Vielleicht denkst du, er ist radikal und könnte Schlimmes tun.
Aber was denkst du, wie ein Muslim, der im Irak aufgewachsen ist, reagiert, wenn ein Imam eine Bibel hält und sagt: „Europa ist voller schlimmer Dinge: Frauen, Männer, Alkohol, alles kommt von der Bibel. Christen haben drei Götter, Christen stinken, Christen essen Schweinefleisch.“ Für viele Muslime ist die westliche Kultur gleichbedeutend mit Christentum.
Dann kommst du und sagst: „Jesus liebt dich.“ In ihren Augen bist du dann der Gottlose, weil sie die Bibel nicht kennen.
Als ich Matthäus 5,6 zum ersten Mal gelesen habe, war ich erschrocken. Jesus sagt dort, man solle die Hand abhauen, wenn sie einen zum Sündigen führt, oder das Auge ausreißen, wenn es einen zum Bösen verleitet. Das ist nicht das Bild, das Europa vom Christentum hat.
Ich glaube, es ist wichtiger, Muslimen durch unsere gelebte Praxis zu zeigen, was es bedeutet, Jesus nachzufolgen. Das sind Dinge, die man Muslimen näherbringen kann.
Wenn ich euch richtig verstanden habe, sagst du also: Lieber Christ, denk mal darüber nach, wie dein Gegenüber aufgewachsen ist, in welcher Kultur er lebt und welches Bild er von dir als Christen in der westlichen Kultur hat. Verstehe auch seine Reaktion oder seine Nichtoffenheit, wenn du mit ihm über den Glauben sprichst.
Er sieht mich erst einmal als unglaubwürdig an. Er kann gar nicht anders, weil er denkt, alle Europäer seien Christen. Aber das stimmt ja nicht.
Wie räume ich mit dieser falschen Vorstellung auf? Indem wir Gottes Wort treu leben. Wir zeigen zum Beispiel, dass die Bibel nicht für Homosexualität ist, obwohl manche denken, das stünde so drin. Wir klären solche Missverständnisse auf.
Wir zeigen auch, dass Europa sich immer mehr von Gott entfernt. Wir sagen: „So ist das nicht, was du in der Welt beobachtest, das sind nicht die Christen.“ Natürlich kann man darüber reden, die Bibel aufschlagen ist sehr gut, aber auch das eigene Leben öffnen.
Als Christ hat man eine wunderbare Möglichkeit, Alltagsmission zu leben, indem man einem Muslim zum Beispiel Eintritt in das eigene Heim gewährt. Er erlebt dann, wie ich Familie lebe, welche Werte ich als überzeugter Christ habe, der Christus nachfolgt.
Oder ich lade ihn einfach zum gemeinsamen Gebet ein. Ich kenne zum Beispiel Muslime, für die es eine große Bedeutung hat, wenn sie sehen, dass ein Christ vor dem Essen betet. Sie sagen oft: „Wir haben noch nie einen Christen gesehen, der betet.“ Sie denken, alle Christen seien so. Aber wenn sie andere Familien sehen, die nicht bekennende Jesusnachfolger sind, beten die natürlich nicht. Sie können also nicht unterscheiden, was wahre Nachfolge bedeutet und was Namenschristentum ist.
Das ist wichtig für einen Muslim, dass er das sieht. Zu mir sagen Muslime oft: „Du bist kein Salafist, sondern ein Salachrist.“ Sie sagen, ich müsse eigentlich Muslim sein, weil ich so bin. Oder sie sagen, weil ich Muslim war, sei ich so. Aber ich zeige ihnen: Meine Freunde sind Originaldeutsche, und sie leben genauso wie ich.
Wir leben mit diesen Werten. Man kann das natürlich nicht absolut sagen, aber wie schätzt du ein, wie ernst Muslime in Deutschland ihren Glauben nehmen?
Ich sage mal, eine Sache …
Entschuldigung, sind ja nicht alle so, wie die Person, die du gerade beschrieben hast, mit dem Bart, die mich verurteilt?
Nein, nicht alle so. Das war nur ein Experiment, das wir uns vorgestellt haben.
Ich habe ja ein bisschen von Muslimen gesprochen, die hierher geflüchtet sind. Eine Sache. Aber dann habe ich auch die andere Seite betrachtet: Was ist mit den Muslimen, die hier aufgewachsen sind? Das ist wieder eine ganz andere Welt.
Als ich zum ersten Mal in Deutschland war, war ich kulturell geschockt, wie Muslime hier leben. Im Irak ist es gar nicht möglich, so zu leben, wie Muslime heute hier leben – Alkohol trinken, Shisha-Bar besuchen, was auch immer.
Das war für mich ein Kulturschock. Es ist sehr verwestlicht. Ich bin überzeugt, viele Muslime, auch die im Irak aufgewachsen sind, haben sich nie intensiv mit dem Islam beschäftigt.
Diese Menschen, wenn du im Gespräch sagst: „Im Koran steht das und das“, können sie gar nicht anfangen. Sie haben weder den Koran gelesen, nur gehört, was gut ist, und denken, das darf nie im Koran stehen.
Deshalb glaube ich, dass man im ersten Gespräch auch kritisch sein kann. Aber diese Leute haben sich nie wirklich mit dem Glauben beschäftigt.
Ich glaube, diese Menschen wünschen sich eine Beziehung mit anderen Menschen, einfach mal zu zeigen, was das bedeutet.
Ich glaube, das sollen wir auch von Jesus lernen: Jeden Menschen so zu akzeptieren und anzunehmen, wie er ist, und ihn zu lieben.
In Johannes 8, der Geschichte mit der Ehebrecherin, sehen wir, dass Jesus sie nicht verurteilt. Er akzeptiert sie mit ihren Sünden und Fehlern. Aber Jesus sagt nicht: „Lebe weiter so“, sondern: „Sündige nicht mehr, verändere dich!“
Das können wir auch jedem Menschen sagen: „Ich akzeptiere dich!“
Ich weiß, das ist schwer, denn jeder Mensch hat Schwierigkeiten. Keiner kann mir erzählen, dass er das beste Leben hat.
Ich glaube, diese Menschen aufzunehmen und ihnen zu zeigen, dass Jesus dich ganz anders anschaut als die Welt, gibt ihnen Frieden. Jesus gibt dir diesen Frieden.
Oma, wie wichtig ist es für mich als Christ, der ein Anliegen für meinen Mitmenschen hat, dass sie Christus kennenlernen, die Kultur des Muslims zu verstehen? Wie wichtig ist es, um mit dem Evangelium anknüpfen zu können? Ein bisschen hast du uns schon Einblicke gegeben, wie er mich als Christ in einer westlichen Kultur sieht. Aber darüber hinaus, wie wichtig ist es, dass ich ein Kulturverständnis von einem Muslim habe, von einem so ernsthaften Muslim, sage ich mal?
Also, ich sage mal so: kulturelle Dinge sind sehr wichtig. Ich musste erst mal meine eigene Kultur verstehen, damit ich die deutsche Kultur auch verstehen kann. Die Sache ist die: Stell dir einen Baum vor. Wenn du den Baum abschneidest und auf einen anderen Boden ohne Wurzeln pflanzt, kann der Baum gar nicht stehen. Irgendwann passiert etwas, und der Baum fällt um. So ist es auch mit der Kultur.
Viele Menschen kommen hierher nach Deutschland oder leben in einer muslimisch-orientalischen Familie. Im Alltag mit Deutschen oder auch mit Christen können sie dann oft nicht viel anfangen. Zum Beispiel ist bei uns Gastfreundschaft sehr wichtig. Gastfreundschaft bedeutet, dass man viel Essen zubereitet. Wenn man bei meiner Mutter zu Besuch ist, gibt es drei verschiedene Speisen. Wenn du bei einem Deutschen zu Gast bist, bekommst du wahrscheinlich Nudeln, und das war es. Das hat nichts damit zu tun, dass die deutsche Familie dich nicht mag, sondern das ist einfach eine andere Kultur.
Zum Beispiel musst du in meiner Kultur fünfmal etwas anbieten. In der deutschen Kultur reicht es einmal. Wenn du mir zum Beispiel nur einmal etwas anbietest und sagst „nur einmal“, ist das eigentlich unhöflich. Es wirkt, als wolltest du mir gar nichts geben. Aber ich muss dich quasi leicht zwingen, also sozusagen: „Komm, trink, nimm, bitte, das ist für dich.“ Dann wird diese Höflichkeit ausgedrückt. Wenn du nur einmal anbietest, würde meine Familie das gar nicht verstehen. Sie würden sagen, wie unhöflich das ist.
Das sind solche kulturellen Besonderheiten, die man lernen sollte. Paulus meint das ja auch, wenn er sagt: „Bin ich ein Grieche, so handle ich wie ein Grieche; bin ich Jude, so wie ein Jude.“ Man muss den Menschen in seiner Kultur begegnen.
Zum Beispiel, wenn ich mit Arabern unterwegs bin und Deutsche dabei sind, wenn wir essen gehen, sage ich oft: „Ich zahle.“ Der Araber sagt: „Nein, ich will das nicht.“ Der Deutsche denkt dann: „Jetzt lass ihn, er will das nicht.“ Genau, so ist es. Ich muss dem Deutschen erklären: „Hey, das ist in meiner Kultur ganz normal.“ Das muss man verstehen.
Ich liebe es auch, wenn mir jemand fünfmal etwas anbietet. Aber ich habe gelernt, in der deutschen Kultur heißt einmal „Nein“ auch wirklich „Nein“. Ich kann das bestätigen, weil ich immer frage: „Möchtest du einen Kaffee?“ Und wenn der Deutsche „Ja“ sagt, bekommt er einen Kaffee. Also: Mit Deutschen bin ich Deutscher, mit Arabern bin ich Araber. Das sind solche kulturellen Dinge, die man lernt.
Wichtig ist auch, dass man beim Muslim zum Beispiel beachtet, dass es in der deutschen Kultur egal ist, wer beim Tee zuerst bedient wird – es geht der Reihe nach vom Ersten bis zum Letzten. In meiner Kultur bekommen die älteren Menschen zuerst den Tee. Das zeigt großen Respekt.
Es gibt viele kulturelle Dinge, zum Beispiel Fettnäpfchen. Du könntest einen Fehler machen, wenn eine muslimische Familie bei dir eingeladen ist. Dort gibt es zuerst Chai (Tee), dann das Essen und zum Schluss Obst. Wenn du es andersherum machst, kann ein Missverständnis entstehen. Es könnte so wirken, als würdest du sagen: „Wann geht ihr endlich?“ Wenn ich mit dem Obst anfange, heißt das so viel wie: „Hoffentlich seid ihr bald weg.“
Oder wenn ein Gast bei dir ist und sagt: „Ich gehe.“ Und du sagst: „Okay, tschüss.“ Das kann Missverständnisse verursachen. Es klingt dann so, als würdest du sagen: „Wann gehst du endlich?“ Stattdessen solltest du sagen: „Komm, bleib noch ein bisschen hier.“
Ist es denn gut, wenn ich mir das alles unmöglich merken kann? Du hast jetzt auch keine Liste mit den ganzen Gepflogenheiten. Natürlich will ich mich damit auseinandersetzen. Aber wenn ich zum Beispiel bei einer muslimischen Familie bin oder sie bei mir zu Gast sind, kann ich dann einfach sagen: „Ich habe wenig Ahnung von eurer Kultur. Ich würde sie gerne kennenlernen. Sagt mir, wie ich mich verhalten soll.“ Oder finden die das komisch?
Das ist eine andere Sache. In meiner Kultur ist Ehrlichkeit manchmal schwer. Ein Nein zu sagen, ist richtig schlimm. Man muss indirekt versuchen, all diese Dinge zu verstehen.
Es gibt ein Video von einem Bruder, der heißt „Bibel und Koran Team“. Dort hat er alle Tipps in drei Minuten zusammengefasst. Mega! Das verlinken wir euch auf jeden Fall in den Shownotes. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen. Er hat auch andere Videos über Islam und Muslime gemacht, richtig gute Videos, in denen er das einfach zusammengefasst hat.
Der Punkt ist: Es gibt deutsche Kultur und orientalische Kultur. In der deutschen Kultur gilt: Die Sache geht vor die Person. In der orientalischen Kultur gilt: Die Person geht vor die Sache. Das sind zwei wichtige Unterschiede. Außerdem gibt es direkte Kommunikation in der deutschen Kultur und indirekte Kommunikation in der arabischen Kultur.
Das funktioniert manchmal so: Wenn du einem Araber auf der Straße eine Bibel gibst und ihm dreimal sagst, er könne nicht Nein sagen. Oft sagen Menschen zuerst „Nein, keine Bibel.“ Dann sagst du: „Hey, komm, hier, für dich, ein Geschenk.“ Dann kann er nicht mehr Nein sagen. Ein Nein ist eine Beleidigung.
Deshalb, wenn ihr Araber oder andere Orientalen seht, bietet das drei- bis viermal an. Das mache ich auch so. Es hat jedes Mal sehr gut geklappt, dass Menschen die Bibel mitgenommen haben.
Oma, sag mal, wie früh kann ich in der Beziehung mit einem Muslim über das Evangelium reden? Ist das etwas, wo ich gleich mit der Tür ins Haus fallen kann, oder muss ich erst mal Wert auf die Beziehung legen? Ist es wichtig, beziehungsorientiert zu sein und Vertrauen aufzubauen, bevor ich darüber spreche? Oder kann ich relativ schnell auch über meine Überzeugung und meinen Glauben reden?
Was würdest du sagen?
Ich würde sagen, der Punkt ist: Wenn Muslime das Gefühl haben, du willst sie bekehren, dann sind sie oft ganz verschlossen. Wir können keinen Menschen bekehren, das kann nur Gott in jedem Herzen bewirken. Aber wenn wir den Eindruck vermitteln, dass wir sie nur bekehren wollen, denken sie vielleicht, wir wollen Muslime „holen“ und sie in eine Maschine stecken, um sie zu Christen zu machen. So denken viele, dass es nur um einen Religionswechsel geht.
Uns geht es aber nicht um einen bloßen Religionswechsel, sondern darum, dass Menschen eine Begegnung im Herzen mit Jesus haben. Das wünsche ich jedem Menschen, nicht nur Muslimen.
Ich glaube, es ist wichtig, eine Beziehung mit ihnen einzugehen und für sie da zu sein. Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten, wie man ihnen helfen kann. Zum Beispiel ist Matthäus 25 ein gutes Beispiel: Jesus sagt, wenn er wiederkommt, wird er die Schafe von den Böcken trennen. Die einen sagen: „Du hast mich besucht, mir etwas zu trinken gegeben, mich versorgt, als ich krank war oder im Gefängnis.“ Die anderen sagen: „Nein, ihr habt mich abgelehnt.“ Wer die Kleinsten abgelehnt hat, hat auch Jesus abgelehnt.
Ich glaube, dieses Prinzip sollte auch gelten. Muslime freuen sich, wenn man ihnen hilft. Ich erlebe, wie viele Menschen sich sehr freuen, wenn man ihnen bei Papierkram und Bürokratie hilft. Das ist für Muslime oft eine große Herausforderung. Für mich ist die deutsche Bürokratie auch nicht einfach. Allein die Anträge, die so lange dauern!
Ich will jetzt nicht politisch werden, aber dadurch kann man Menschen erreichen, ohne den Druck, dass sie jetzt Christ werden müssen. Lass das. Bete für sie. Warum fängst du nicht an, jeden Tag für deinen muslimischen Nächsten zu beten?
Wir versuchen oft, das Evangelium zu geben, aber manchmal bete ich gar nicht wirklich für diese Person. Ich versuche nur, dass sie jetzt Jesus kennenlernt und sich Christ nennt. Dabei bete ich nicht intensiv dafür, dass Gott in ihrem Herzen wirkt.
Menschen haben genau für mich gebetet, und dadurch bin ich selbst zum Glauben gekommen.
Reden wir ein bisschen darüber, wie ich mit Muslimen über den Glauben spreche. Den Einstieg haben wir schon gemacht: Nicht mit der Tür ins Haus fallen, den Menschen als Person gewinnen, Vertrauen aufbauen. Aber schon auch etwas von der Liebe und der Hoffnung zeigen, die wir haben – Christus zu zeigen, zu leben und vorzuleben. Diese Überzeugung ist wichtig.
Viele Muslime sagen, dass es Christen an dieser Überzeugung fehlt. Sie meinen damit dieses klare Überzeugtsein, das die Apostel hatten, die ihr Leben für ihren Glauben gegeben haben. Nicht so wie Shibashi, sondern mit ganz klaren Prinzipien und Werten, die man auch belegen kann. Auch wenn es das eigene Leben kostet, so wie die Apostel. Die haben ihr Leben gegeben, weil sie sicher waren, dass das, was sie gesehen und gehört haben, wirklich wahr ist.
Zum Beispiel steht das in 1. Johannes 1,1: „Was wir gesehen und betastet haben, das wollen wir vom Wort des Lebens weitergeben.“ Oder in 2. Petrus 1,16 heißt es: „Wir sind nicht Märchen und Legenden gefolgt, sondern haben die Realität gesehen.“ Diese Überzeugung brauchen unsere muslimischen Mitmenschen. Sie müssen sehen, dass wir nicht einfach so glauben, sondern weil es wahr ist. Weil wirklich Rettung da ist und wir das alles brauchen. Das können wir mit unserer Überzeugung zeigen.
Zurück zu der Frage: Es gibt durchaus auch sehr überzeugte Muslime, man könnte sagen Extremisten, die an verschiedenen Stellen im Koran zur Gewalt aufrufen. Aber der durchschnittliche muslimische Nachbar, der seinen Glauben ernst nimmt und sich nicht der westlichen Kultur angepasst hat, vertritt solche Ansichten vermutlich nicht. Trotzdem beeinflusst das vielleicht, wie wir Muslime wahrnehmen.
Du hast das eben auch angedeutet: Dann kommen manchmal Gedanken, wenn jemand vor mir steht, wie ich ihn einschätze und so weiter. Wie ist denn ein respektvoller Umgang mit anderen Glaubensüberzeugungen möglich? Als Christ habe ich meine Überzeugung. Ich möchte Menschen mit den Augen des Herrn sehen, der sie liebt – meinen Nächsten, der Muslim ist und seine Glaubensüberzeugung hat. Wie ist da ein respektvoller Umgang mit der Glaubensüberzeugung an und für sich möglich?
Du meinst ja gegenüber Muslimen? Ja, gegenüber Muslimen.
Also ich würde sagen, das liegt sehr stark an uns. Der Punkt ist: Ich finde, der Islam ist nicht die Wahrheit, und ich glaube nicht, dass diese Religion von Gott ist. Mehr kann man dazu nicht sagen.
Aber die Frage ist: Wenn wir jetzt ein Bild von Muslimen haben, bei dem wir sagen, okay, ich distanziere mich, dann erzählt Jesus einen Spruch, der mich sehr inspiriert hat: „Wenn du deinen Bruder begrüßt, was hast du besser gemacht?“ Wenn wir Muslime mit diesem Bild sehen, auch diese Extremisten, dann können wir trotzdem Liebe zeigen.
Zum Beispiel verteilen wir auf der Straße gerne Kaffee. Einmal hat mir jemand Kaffee übergeschüttet. Aber heute, wenn er wiederkommt, bekommt er wieder einen Kaffee. Das liegt an uns, diese Liebe zu haben – auch wenn jemand uns anspuckt. Wir sollen einfach zeigen, dass das unser Auftrag ist: diese Liebe und diesen Respekt zu haben, auch wenn wir verfolgt werden.
Ich rede nicht davon, dass man sich nicht verteidigen darf. Aber ich rede von der Haltung unseres Herzens.
Wenn es um mich geht: Zum Beispiel war ich in einer Flüchtlingsgruppe. Da hat mich jemand sehr heftig angegriffen – er hat mir ins Gesicht geschlagen und meine Brille kaputt gemacht. Alle haben erwartet, dass ich zurückschlage. Aber ich habe gesagt: „Warte, warte, meine Brille ist kaputt, schlag den anderen.“ Plötzlich war die ganze Gruppe interessiert, und jeder hat eine Bibel mitgenommen.
Das war so, dass er sich geschämt hat und dachte: „Was habe ich eigentlich gemacht?“ Wie wäre es gewesen, wenn ich genau nach dem Prinzip „Auge um Auge“ gehandelt hätte? Oder was hast du besser gemacht, wenn du zurückschlägst?
Darum geht es hier: um die Haltung des Herzens. Ich würde nicht sagen, dass man sich schlagen lassen soll. Natürlich nicht. Aber diese Haltung, diese Liebe zu haben – das ist der Punkt.
Und das meine ich ja: Warum ist es dir wichtig, dass Muslime gerettet werden? Warum ist es dir wichtig, dass Menschen überhaupt gerettet werden? Wenn es mir wichtig ist, dann kann ich auch das ertragen.
Ja, das versuche ich. Aber das klappt auch bei mir nicht immer. Da muss ich mich auch immer an Gottes Wort halten.
Ja, ja, ja.
Wie wichtig ist es für mich als westlicher Christ, als Deutscher, der die Kultur nicht kennt, diese Kultur beziehungsweise vielleicht spezieller als Kultur den Glauben, den Islam zu verstehen? Muss ich den kennen, muss ich den verstehen, um im Gespräch mit Muslimen zu sein und ihnen das Evangelium nahezubringen?
Ich finde es generell wichtig, dass man sich auch mit dem Islam beschäftigt, um sich einfach hineinzuversetzen. So ein paar grundlegende Dinge. Bisschen, genau. Ich habe ja viele Arbeiten über den Islam geschrieben, ich lese sehr viel, Bücher über den Islam, auch von Orientalisten und so weiter, auch historisch-kritische Islamwissenschaft und so weiter. Das muss man nicht machen. Ich würde sagen, einfach so ein Gefühl haben, okay, warum ist für einen Muslim das Gebet wichtig? Warum benutzt er seine rechte Hand zum Beispiel?
Im Islam gibt es so dieses Prinzip, dass auf der rechten Schulter ein Engel sitzt und auf der linken auch ein Engel sitzt. Der rechte Engel schreibt die guten Taten auf, der linke die schlechten Taten. Am Ende deines Lebens wird es eine Waage geben, auf der geprüft wird, ob mehr gute oder schlechte Taten vorhanden sind.
Oder einfach das Prinzipwissen, zum Beispiel, warum mögen Muslime Hunde nicht? Der Grund ist, weil Engel nicht in diesem Haus kommen. Diese grundlegenden Sachen zu kennen, oder warum Muslime Schweine nicht essen, warum Fasten für sie wichtig ist – weil in diesem Monat der Koran herabgesandt wurde. Deshalb ist Fasten für sie sehr wichtig, um sich an arme Menschen zu erinnern und so weiter.
Wenn man das kennt, kann man ein bisschen nachvollziehen, warum sie das machen. Und wenn man das nachvollziehen kann, respektieren kann, zum Beispiel kulturelle Sachen: Wenn ein Muslim unterwegs ist und es Ramazan-Zeit ist, trinke ich nicht vor seinen Augen. Das ist einfach eine Sache, die ich respektiere, um ihn nicht zu versuchen. Zum Beispiel im Irak ist es gar nicht erlaubt, auf der Straße während der Ramazan-Zeit zu trinken oder zu essen, um die anderen nicht zu versuchen. Ja, ich mache das nicht, und die wissen das und fragen: Warum machst du das nicht? Dann kommst du ins Gespräch. Dann kannst du über Gott reden, dann kannst du über diese Liebe und diesen Respekt reden und ihnen von Jesus erzählen.
Es gibt unterschiedliche Ansätze, mit Muslimen über den Glauben zu reden. Zum Beispiel sprechen sich manche Christen auch dafür aus, die Person zu vergleichen, der wir folgen, also Jesus versus Mohammed, indem man vergleicht oder darüber redet, wer moralisch besser ist oder auf wen man hören sollte.
Andere sagen, man sollte Mohammed schlecht machen, um Jesus gut dastehen zu lassen. Aber wir können Muslime nicht gewinnen, indem wir den Propheten schlecht machen, den sie ja lieben.
Wie siehst du das? Ist es ein guter Gesprächsansatz, die Religionen oder den Glauben zu vergleichen?
Das hängt von der Person ab. Also ich würde sagen, bei vielen Menschen, die ich erlebt habe, hat das geklappt, und Menschen haben sich bekehrt. Bei manchen hat es anders geklappt.
Ich würde sagen, deswegen ist eine Beziehung wichtig, dass man die Person kennenlernt und sie dort abholt, wo sie ist. Manche brauchen gar nicht über den Islam zu reden, sie sind so bereit, nur von Jesus zu hören. Zum Beispiel ist mal ein Muslim zu uns gekommen und hat gesagt: Könnt ihr mal über Jesus erzählen? Das interessiert mich sehr. Da brauchst du gar nicht mehr über den Islam zu reden, sondern nur einfach das, was in der Bibel steht.
Das würde ich sagen, ist nie falsch. Manche Menschen habe ich nur durch Beziehung erreicht, manche durch richtig kritische Gespräche, auch mit Themen wie zum Beispiel, dass Mohammed eine Sechsjährige geheiratet hat und so weiter. Das funktioniert nicht bei jedem.
Ich würde sagen, man muss einfach beten, wo kann ich die Person abholen, wo ist die Person, und was kann ich wirklich ansprechen, damit sie einen Gedanken mitnehmen kann.
Ja, ich erinnere mich, wo du das jetzt so erzählst: Als Teenager war ich mal eine Woche im Krankenhaus, wurde operiert, und mein Bettnachbar war ein Junge im gleichen Alter wie ich und er war Muslim. Ich hatte meine Bibel dabei und hatte sie auf meinem Nachttischschränkchen liegen.
Er bekam viel Besuch, jeden Tag, viel aus seiner Familie und Verwandtschaft. Und das war das Highlight: Der Christ hat eine Bibel. Wir haben zusammen in der Bibel gelesen. Das war wirklich interessant.
Das war immer das Erste, was er den Besuchern sagte: Guck mal, der Christ hat eine Bibel. Das war für ihn ganz ungewöhnlich, dass ein Christ, also ein Deutscher, eine Bibel auf seinem Nachttischschränkchen hat.
Ja, interessant. Ja, und ein guter Gesprächseinstieg.
Genau. Oder zum Beispiel sollte man Sachen vermeiden, zum Beispiel aufpassen: Muslime glauben, dass der Koran vom Himmel herabgesandt ist. Das heilige Buch muss man entsprechend behandeln, darf es nicht auf den Boden legen oder so.
Man darf zum Beispiel einen arabischen Koran ohne Gebetswaschung gar nicht anfassen. Wenn jemand in der Moschee den Koran vorbeibringt, stehen wir auf. Das war einfach Ehrfurcht vor dem Buch.
Man glaubt, dass dieses Buch wirklich eins zu eins vom Himmel gekommen ist. Heute habe ich das studiert, ich glaube das nicht mehr. Aber damals war diese Vorstellung da.
Stell dir vor, ein Muslim glaubt, dass auch ursprünglich das Taurat und das Injil von Gott herabgesandt sind. Sie sagen, das wurde verfälscht. Dann legst du das auf den Boden. Ein Muslim kann gar nicht anfangen und sagt: Guck mal, siehst du, deswegen ist der Islam die Wahrheit, guck mal, wie wir unser Buch behandeln, und das ist nicht die Wahrheit, guck mal, wie er das behandelt.
Das legen sie als Maßstab an. Und dann kommen zwei Kulturen zusammen: Der andere sagt, das ist ja nicht im Himmel gefallen, das sind Schriften, das sind Zeugnisse, die sind wichtig. Aber wenn es auf dem Boden ist, ändert sich die Wahrheit nicht, für den Muslim schon.
Und das sind halt so Missverständnisse, die schnell entstehen.
Oder zum Beispiel: Viele Muslime, also im Irak, kannten das Wort Bibel gar nicht. Ich wusste gar nicht, wenn mir damals jemand gekommen wäre und Bibel gesagt hätte, ich hätte nicht gewusst, was das ist.
Ich habe nur verstanden, wenn jemand von Taurat, Sabur und Injil geredet hat. Sabur sind die Psalmen, Taurat die Tora und Injil ist das Neue Testament.
Wenn ich auf der Straße Leute begegne, die so eine dicke Bibel dabei haben, wissen viele Muslime nicht, was das ist. Ich sage dann: Das ist Injil. Ah, okay, und dann verstehen sie, was das ist.
Ja, ja, ja. Ah ja, cool.
Oma, was hält Muslime davon ab, Christ zu werden? Diese Angst, ich mache mal ein Beispiel: Professor Doktor Roland Werner, ein Mann, den ich sehr schätze und von dem ich viel gelernt habe, hat eine Geschichte erzählt, die mich auch an viele andere Menschen erinnert hat. Er sagte, viele Muslime wollen zu Jesus finden und wissen, dass Jesus die Wahrheit ist. Aber ihr Problem ist immer noch die Angst, dass es doch nicht so ist.
Diese Angst ist stark und schwer zu beherrschen. Das ist ein großes Problem. Ich kenne auch andere Muslime, die genau dasselbe erlebt haben: Sie lesen die Bibel, sehen wirklich, dass das ihr Leben erfüllt. Aber dann fragen sie sich: Was, wenn doch der Islam die Wahrheit ist? Diese Angst ist also sehr präsent.
Wovor genau haben sie dann Angst? Haben sie Angst, das Falsche gewählt zu haben? Oder steckt da noch mehr dahinter, weil sie mit dem islamischen Glauben auch bestimmte Konsequenzen fürchten?
Ja, schon. Im Islam wird viel über die Hölle erzählt: dass man gegrillt wird und schlimme Dinge passieren. Wenn man das hört, bekommt man automatisch Angst. Man ist damit aufgewachsen. Die Angst entsteht also nicht nur, weil es beängstigend klingt, sondern weil man von Kindheit an mit dieser Furcht lebt.
Im Grunde ist es immer eine Angst, die mitgelehrt wird. Die Konsequenz ist: Wenn du ungläubig bist und dem Islam nicht treu bleibst, kommst du in die Hölle.
Es gibt viele Beschreibungen darüber, zum Beispiel dass man in einem Käfig gekettet wird oder auf Kohlenglut laufen muss. Diese Bilder sind sehr angsteinflößend. Ich glaube, sie dienen vor allem dazu, Angst zu machen.
Es gibt aber nicht nur diese innere Angst, sondern auch familiäre Angst. Wir haben Menschen getroffen, die unbedingt eine Bibel haben wollten, aber nicht wagten, sie zu besitzen. Sie wussten, wenn ihre Familie davon erfährt, dürfen sie am nächsten Tag nicht mehr zu Hause wohnen. Solche Fälle gibt es.
Das Problem ist, dass schon das Mitbringen einer Bibel Angst auslöst. Die Bibel ist doch auch im Islam ein heiliges Buch?
Schon, aber im Islam wird von manchen Gelehrten gesagt: Wenn du nicht fest im Glauben bist und den Islam nicht gut kennst, darfst du keine Bibel lesen.
Es gibt heute muslimische deutschsprachige Menschen, die solche Tipps geben, zum Beispiel ob man in Schweinfurt leben darf oder nicht. Einer gab den Tipp, wenn du nicht fest im Glauben bist, sollst du keine Bibel lesen.
Das sind Dinge, die man in Deutschland sieht und erlebt.
Was sind typische Fragen, die Muslime an den christlichen Glauben haben?
Das ist eine interessante Sache. Viele Muslime stellen diese Fragen, ohne sich wirklich mit ihnen beschäftigt zu haben. Zum Beispiel erinnert man sich daran, dass man vor etwa 15 Jahren ein Video von Pierre Vogel gesehen hat. Darin wurde gefragt: Glaubst du, dass Gott allwissend ist? Ja. Und ist Jesus Gott? Ja. Aber Jesus sagt, er weiß den jüngsten Tag nicht. Diese Aussage hat sich dann verbreitet, und heute kommt fast jeder mit dieser Frage an den Stand.
Mittlerweile weiß ich ziemlich genau, wenn jemand ein Gespräch so anfängt, welchen Weg er einschlagen will. Die Frage nach der Gottheit Jesu ist die häufigste. Ich glaube aber, viele dieser Menschen haben sich nie wirklich philosophisch oder theologisch mit dem Thema auseinandergesetzt. Sie haben oft nur etwas im Internet oder auf TikTok gehört und plappern es nach.
Trotzdem müssen wir in Liebe bleiben, denn solche Diskussionen bringen nichts, wenn der andere sich nicht auskennt. Er versteht mich nicht, wenn ich ihm etwas erkläre.
Aber wie gehst du dann mit so einer Frage um?
Ich versuche, das Gespräch umzulenken. Wenn jemand fragt, ob ich glaube, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, dann lenke ich das Gespräch auf Gemeinsamkeiten. Es geht nicht darum, jemanden mit Wissen zu übertrumpfen oder ihn herauszufordern. Vielmehr möchte ich zivilisierte Gespräche führen. Ich schlage vor: Lass uns doch einfach mal die Bibel anschauen, einen Kaffee trinken und in Ruhe reden. Ich merke, dass es wenig bringt, auf solche Fragen direkt zu antworten.
Wenn sich jemand gut auskennt, freue ich mich über solche Gespräche und diskutiere gerne mit ihm.
Als Christen sind wir es gewohnt – da haben wir gerade schon darüber gesprochen – in der Bibel unsere Notizen zu machen, Stellen zu markieren und so weiter. Wenn ich nun mit einem Muslim in der Bibel lese und er sieht das, bin ich dann schon unten durch?
Wenn du die Frage noch einmal kurz stellst: Wenn ich meine Bibel aufschlage, dann sind dort Stellen unterstrichen, und wie die Bibel aussieht, ist nicht besonders gepflegt. Ja, das ist auch ein Problem. Da muss man aufpassen. Ich habe nie nachvollziehen können, wie Leute ihre Bibel so farbig markieren können. Jetzt verstehe ich das, denn ich mache es selbst.
Ich würde sagen, wenn man einen Muslim kennt, der damit ein Problem hat, würde ich einfach eine zweite Bibel holen, die ein bisschen „heiliger“ aussieht. Dann kann ich sagen: „Hey, lass uns diese Bibel nehmen.“
Ist es möglich beziehungsweise würdest du Christen empfehlen, mit einem muslimischen Nachbarn einmal seine Moschee zu besuchen, sich seine Glaubensinhalte erklären zu lassen und über seinen Glauben zu reden?
Ja, warum nicht? Ich würde sagen, mir wäre wichtig, dass diese Person weiß, was sie in dem Punkt macht. Ich glaube, es kann auch geistliche Anfechtungen geben. Mir wäre es wichtig, dass man sich mit der Bibel gut auskennt und einfach weiß, warum man diesen Schritt macht.
Ich bin selbst in viele Moscheen gegangen, und die Leute haben sich sehr gefreut, weil sie dachten, ich würde gleich zum Islam konvertieren. Aber sie wussten gar nicht, dass ich vom Islam komme und habe mit ihnen gesprochen. Man muss aufpassen, denn manche stempeln einen ab und denken, man sei nur da, um ihnen etwas wegzunehmen.
Ich würde sagen, einfach aufpassen. Die sollen nicht das Gefühl bekommen – ich kann keinen Menschen zu Christus machen, das kann nur Gott. Dieses Gefühl dürfen wir Muslimen nicht geben, dass wir jemanden bekehren. Das macht Gott.
Wir sind Werkzeuge. Wir sind dafür gemacht, Menschen zu erreichen und ihnen das Wort zu geben, damit sie es hören, wie es in Römer 10 steht. Aber alles andere macht Gott, nicht ich. Der Herr muss wirken, und sein Geist ist es, der im Herzen neues Leben schafft und gibt. Das können wir nicht.
Trotzdem kann es hilfreich sein. Du hast gesagt, du freust dich darauf, wenn du wirklich mit jemandem auch apologetisch über deinen Glauben reden kannst, ihn verteidigen und argumentieren kannst. Dir hat das selber geholfen oder dich dahin gebracht, zwei Jahre zu studieren und dich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen, um zu verstehen: Was glaube ich eigentlich?
Der christliche und der muslimische Glaube weisen gewisse Überschneidungen auf. So gibt es gemeinsame Figuren wie Abraham, David und die Propheten. Jesus spielt im Islam ebenfalls eine wichtige Rolle als Prophet. Er wird dort anerkannt, und der Koran verweist die Gläubigen auch auf jüdische Schriften sowie auf die Evangelien. Dennoch gibt es deutliche Unterschiede.
Ein zentraler Punkt ist Jesus selbst. Hier unterscheiden sich Christentum und Islam deutlich. Beide glauben, dass Jesus der Messias ist, und beide glauben, dass Jesus tatsächlich von einer jungen Frau geboren wurde. Auch die Überzeugung, dass Jesus sündenfrei war und eine wichtige Rolle spielt, wird von beiden Religionen geteilt. Diese Gemeinsamkeiten sind also vorhanden.
Andererseits gibt es Unterschiede, etwa die Sicht auf den Isa im Koran im Vergleich zum Jesus der Bibel. Einerseits stimmen viele Dinge überein, doch die Frage ist, aus welcher Perspektive der Muslim auf Jesus blickt. Wenn ein Muslim von Isa erzählt, meint er denselben Jesus, den Christen meinen.
Ein Vergleich: Stell dir vor, ich beschreibe dich so: Du hast sieben Kinder und einen Lamborghini. Tatsächlich hast du aber nur vier Kinder, keinen Lamborghini und arbeitest im Missionswerk. Wenn deine Frau das korrigiert, haben wir dann dieselbe Person beschrieben? Ich glaube ja, ich war nur falsch informiert. Ähnlich glaube ich, dass Muslime von Jesus falsch informiert sind.
Deshalb bringen Diskussionen oft wenig, wenn es heißt: „Dein Jesus ist nicht der Isa im Koran.“ Vielmehr sollte man die Schriften lesen und prüfen, welche Darstellung von Jesus überzeugender ist. Als ich die Bergpredigt gelesen habe, fragte ich mich: Warum hat mir niemand von diesem Jesus erzählt? Warum hat mir niemand gezeigt, wie Jesus wirklich gelebt hat? Das hat mich sehr inspiriert. Viele Muslime, die ich kenne, finden die Bergpredigt in ihrem Alltag auch sehr beeindruckend.
Du hast einige Gemeinsamkeiten genannt, etwa Isa im Koran und Jesus im Christentum. Was sind die wichtigsten Unterschiede?
Ein zentraler Unterschied ist die Kreuzigung und Auferstehung Jesu. Christen glauben daran, Muslime halten das für undenkbar. Im Koran, etwa in Sure 4, Vers 157, heißt es: „Sie sagten: Wir haben den Sohn Marias, den Gesandten Allahs, gekreuzigt. Doch sie haben ihn weder gekreuzigt noch getötet. Es erschien ihnen nur so.“ (4,157)
Außerhalb des Korans gibt es verschiedene islamische Interpretationen. Manche sagen, es war Judas, andere behaupten, es war Petrus oder ein Freiwilliger, der an Jesu Stelle gekreuzigt wurde. Wieder andere glauben, Jesus sei emporgehoben worden. Das arabische Wort „es erschien ihnen so“ lässt viel Spielraum. Das wirft die Frage auf: Welche Geschichte ist wahr?
Im islamischen Raum herrscht keine Einigkeit darüber, was mit Jesus geschehen ist. Für Christen ist es jedoch sehr wichtig zu wissen, was mit Jesus passiert ist. Sie glauben klar an die Kreuzigung, was auch historisch belegbar ist.
Viele Muslime sagen, Jesus sei nicht gekreuzigt worden. Es gibt mehrere unterschiedliche Interpretationen, aber nur eine kann richtig sein. Das ist der Ansatz, den Christen vertreten.
Ein weiterer Unterschied betrifft die Gottesvorstellung. Muslime sagen, dass Gott keinen Sohn haben kann. Im Koran steht, Gott habe keinen Sohn, weil er keine Gefährtin oder Frau habe. Manche Muslime denken fälschlicherweise, dass Gott mit Maria Geschlechtsverkehr gehabt habe, um Jesus zu zeugen. Diese Vorstellung lehnen sie jedoch ab und sagen: „Astaghfirullah, möge Allah mich vergeben.“ Sie betonen, dass sie das nicht glauben.
Es ist wichtig zu erklären, dass die Beziehung zwischen Gott und Jesus nicht biologisch gemeint ist, sondern ein Wunder darstellt. Das muss Muslimen verständlich gemacht werden.
Zusammenfassend glauben Muslime, dass Jesus nicht Gott ist, nicht der Sohn Gottes, nicht gekreuzigt wurde und nicht für die Sünden gestorben ist. Diese Unterschiede sind zentral für das Verständnis der beiden Religionen.
Oma, wie unterscheidet sich die Beziehung zwischen Gott beziehungsweise Allah für den Gläubigen? Du hast eben gesagt, dass Angst eine ganz wichtige Rolle spielt. Im Islam geht es darum, sich Gott – also Allah – zu unterwerfen. Das ist anders im Vergleich zum christlichen Glauben. Vielleicht magst du ein bisschen die Unterschiede aufzeigen.
Also, der Unterschied ist: Ich weiß als Christ, obwohl ich diese Werte und Prinzipien habe und wirklich versuche, jeden Tag so zu leben, wie Gottes Wort es möchte, dass ich sicher bin. Diese Hoffnung habe ich. Als Muslim sagt man dir ehrlich: Man hat immer gesagt, Allah entscheidet alles. Man weiß nicht, was passiert, also „Inschallah“ – so Gott will. Das heißt, diese Sicherheit hast du nicht.
Ein muslimischer Gelehrter hat gesagt, von hundert oder tausend Muslimen kommen nur einer oder einer von zehn in das Paradies. Es war Abul Barra, der das gesagt hat. Das hat mir gezeigt: Als Muslim bist du dir nicht sicher, was passiert. Natürlich musst du Muslim sein, um gerettet zu werden. Ein Christ wird im islamischen Weltbild nie gerettet. Das nennt man Beigesellung, weil man Gott neben Gott einen anderen Gott stellt. Das ist Polytheismus für sie.
Trotzdem gibt es im Islam das Prinzip, dass der Weg ins Paradies beschrieben wird. Es wird eine Brücke geben, die so dünn ist wie ein Haar und so scharf wie ein Messer. Jeder Muslim muss diese Brücke überqueren. Die meisten schaffen das nicht. Es gibt auch Überlieferungen, die sagen, manche würden so schnell wie der Blitz über die Brücke gehen. Das zeigt mir, viele Muslime denken: „Ja, jetzt bist du Christ und denkst, das haben auch meine Eltern so gedacht. Du kannst machen, was du willst. Natürlich sind wir Sünder, natürlich sind wir nie perfekt.“ Aber das zeigt, dass Christen denken, sie können machen, was sie wollen, weil Jesus bezahlt hat.
Aber nein, das ist nicht die Vorstellung. Trotzdem, dass wir mit Gott leben und gerettet sind, wollen wir so leben. Beim Muslim ist diese Sicherheit nicht da. Auch gibt es im Islam die Auffassung, die ich von Gelehrten gehört habe, dass du, wenn du eine Sünde begangen hast, sie für dich verstecken sollst.
Für uns ist es wichtig, dass wir unsere Sünden bekennen und rein leben in unser Leben. Natürlich machen wir Fehler, aber das ist klar, weil es ja eigentlich um eine Person geht – um Jesus Christus und die Beziehung zu ihm.
Im Islam herrscht, wenn ich das richtig verstanden habe, Angst und große Ungewissheit: Wie sieht Allah mich? Werde ich bestehen? Man ringt oder kämpft darum, möglichst viele gute Taten anzuhäufen, um die Chance zu haben. Aber eigentlich ist man von seiner Willkür abhängig.
Gott offenbart sich durch Jesus Christus und durch sein Wort. Was für eine Zuversicht und Hoffnung darf ich haben! Ich weiß, Gott hält sich an sein Wort und ist nicht willkürlich. Das ist ein ganz krasser Unterschied.
Dieses Versprechen, das Jesus uns gibt, dass er bald wiederkommt – darauf warte ich jeden Tag. Dass er bald kommt und dass wir gerettet sind. Für einen Muslim ist es wahrscheinlich total anmaßend, wenn du behauptest: „Ich weiß, dass ich gerettet bin und bei Gott im Himmel ankommen werde.“ Ja, und dann... Wie kannst du so etwas sagen? Ja, das darf man aus muslimischer Sicht nicht sagen.
Der Punkt ist: Wir haben eine ganz unterschiedliche Weltanschauung. Wir glauben, das hat uns Gott versprochen. Und es ist gar kein Problem, das auch zu glauben. Denn wenn Gottes Wort uns das verspricht, wer sind wir, das zu widersprechen?
Oma, wie können wir Brücken bauen? Wie schaffen wir es, Brücken zu bauen, ohne dabei in Synkretismus zu verfallen und am Ende zu sagen: Ja, ja, wir glauben ja irgendwie beide dasselbe? Ganz klar, das ist nicht so. Aber wie können wir trotzdem zwischen diesen Religionen Brücken schlagen, ohne dass es zu einer Vermischung kommt?
Ich meine, ich will mich richtig ausdrücken: Ich möchte nicht ökumenisch sein oder so etwas. Vielmehr frage ich mich, wie ich einem Muslim helfen kann, sich zu öffnen. Du hast es schon gesagt: Er soll in Gottes Wort lesen. Gemeinsame Werte wie Barmherzigkeit, Demut und Gehorsam gegenüber Gott sollten betont werden.
Auch das Beten ist wichtig. Wenn jemand in deiner Wohnung betet, solltest du ihm auch den Teppich holen, auf dem er beten kann. Er sollte in Richtung der Qibla beten, also Richtung Mekka. So habe ich es gelernt: Mekka soll die Mitte der Erde sein. Ich würde sagen, respektiere das. Manche fühlen sich sehr angegriffen, wenn ihre Gebetsweise nicht anerkannt wird.
Ich persönlich komme damit klar und sage: Mach, was du willst. Hauptsache, du lässt mich so stehen, wie ich bin, und akzeptierst meine Aussage. Viele empfehlen, zu sagen: Pass auf, bete nicht, dass Jesus Gott ist. Ich sage: Sei ehrlich, sag, dass dir das wichtig ist. Verheimliche die Gottheit Jesu nicht vor einem Muslim, sondern sag: Das ist dein Glaube.
Wenn er diskutieren will, kannst du reden. Wenn Beziehungen da sind, habe ich erlebt, dass das klappt. Ich sage immer: Bevor wir über Religion sprechen, lasst uns unsere Freundschaft von der Religion trennen. Lasst uns über Religion richtig streiten, und wenn wir das überstanden haben, bleibt unsere Freundschaft. Das klärst du vorher.
Ja, das hilft. Sprechen und kommunizieren hilft am besten. Immer.
Man hört immer wieder, dass Muslime durch Träume zum Glauben kommen. In Nordkorea zum Beispiel sind es jedoch keine Träume, sondern Heilungen, was ebenfalls sehr interessant ist. Aber warum sind Träume wichtig? Oder sind sie überhaupt wichtig? Welche Bedeutung haben sie?
Ich habe einmal Nabi Quraishi in seinem Buch gehört. Er meinte, dass Muslime im Islam auch Träume erleben können. Ich weiß nicht, ob er dafür eine Quelle angegeben hat. In meiner Kultur werden Träume jedenfalls sehr wertgeschätzt. Ich habe immer erlebt, dass unter Muslimen, wenn jemand erzählt hat, er habe etwas geträumt, viele versucht haben, diesen Traum zu deuten. Das bedeutet, Träume spielen eine große Rolle.
Ich weiß nicht genau, woher das kommt. Wenn man erzählt, „Ich habe geträumt“, versuchen die Leute oft, den Traum zu deuten. In meinem Bekanntenkreis war Schwarz zum Beispiel immer etwas Gutes, weil es dunkel ist und man darin Licht erleben kann. So etwas wurde dann interpretiert.
Tatsächlich habe ich in meinem Leben oft geträumt. Ich habe auch von Jesus geträumt, als ich mich immer mehr auf den Weg gemacht habe, mich Jesus zu nähern. Dieser Traum war anders, und ich habe ihn nie vergessen. Irgendwann werde ich vielleicht auch mein Zeugnis im Detail erzählen.
Ich habe auch eine Geschichte gehört, die mich sehr inspiriert hat. Ein Professor erzählte, dass es in der Türkei solche Erlebnisse gab, nicht nur Träume. Menschen träumen wirklich von Jesus in muslimischen Ländern und lesen dann zufällig die Bibel. Sie sagen: „Hey, genau von diesem Mann habe ich geträumt.“
Ein Beispiel ist die Geschichte eines Jungen, der als Baby ein Schaf gekauft und sehr geliebt hat. Dieses Schaf wurde gestohlen oder ist weggelaufen. Das Schaf war ein Schlachtopfer, wie es bei Muslimen üblich ist. Ich habe selbst zehn Jahre in dieser Umgebung gelebt.
Der Junge und seine Familie suchten lange nach dem Schaf, aber ohne Erfolg. Das Schaf sollte in einem nahegelegenen Dorf sein, wo Schafe verkauft werden. Der Junge sagte: „Ich will mein Schaf finden.“ Sein Vater antwortete: „Das ist unmöglich, dort gibt es tausend andere Schafe.“ Doch der Junge bestand darauf: „Mein Schaf kennt meine Stimme.“
Später kam er nach Deutschland, lernte durch Freunde die Bibel kennen und fand genau den Satz, den Jesus sagte: „Meine Schafe kennen meine Stimme.“ Dadurch kam er zum Glauben. Er war durch einen Traum vorbereitet und hat dann Gottes Wort gelesen.
Das war also ein Erlebnis, kein Traum. Er hat es wirklich erlebt. Sehr eindrücklich!
Solche Geschichten zeigen, dass Gott in jedem Herzen wirkt. Wir versuchen, Menschen durch Apologetik und Evangelisation näherzubringen, aber am Ende wirkt nur Gott.
Wenn du von Apologetik sprichst, wie erlebst du das auf der Straße, im Gespräch mit Muslimen, die sich gerne mit dir streiten? Du hast gesagt, du trennst das: „Lass uns Freunde bleiben, aber lass uns auch streiten, lass uns reden.“ Wie argumentierst du? Was ist dir wichtig?
Also, erst mal würde ich sagen, in der Apologetik ist es wichtig, die Bibel zu kennen, also die Bibel zu studieren. Ein Beispiel, das ich gerne verwende, sind Zollbeamte. Sie studieren nicht verfälschte Gelder, sondern nur das Original. Wenn ein verfälschter Geldschein kommt, erkennt er sofort, weil er das Original studiert hat, dass dieser Geldschein verfälscht ist. So denke ich, können wir dieses Prinzip auch anwenden: Wir studieren das Original, also Gottes Wort, nehmen uns die Zeit, die Fragen, die wir haben, zu beantworten. Dann ist die Zeit gekommen, sich auch mit dem Islam zu beschäftigen.
Da kann ich nie pauschal sagen: So ist Apologetik, so ist Apologetik. Ich glaube, das kommt darauf an, wer dir gegenübersteht und welche Fragen die Person hat.
Das Problem, das ich auf TikTok beobachte: Zwei kommen, um sich gegenseitig fertigzumachen. Oder auf der Straße kommt jemand und will einfach Recht haben. Dann sage ich: „Weißt du was? Du hast schon recht, da brauchen wir nicht weiterreden.“ Aber wenn jemand wirklich ein sachliches Gespräch will, zum Beispiel über die Glaubwürdigkeit der Bibel, dann können wir reden. Ich würde auch gerne über die Glaubwürdigkeit des Korans sprechen. Das mache ich gerne in diesem Bereich.
Zum Beispiel kommt immer wieder der Vorwurf: Die Bibel ist verfälscht. Warum habt ihr denn eine alte und eine neue Bibel? Mit „alte“ und „neue“ Bibel meinen sie das Alte und Neue Testament. Das heißt, sie kennen gar nicht die Unterscheidung. Dann komme ich, habe das studiert und studiere es immer noch. Ich kann ihnen eine Frage stellen, bei der sie einfach nicht mehr mit mir reden wollen.
Zum Beispiel: Wie glaubwürdig ist der Koran? Da gibt es ja auch Dinge in der islamischen Welt, wo man nicht genau weiß, was der ursprüngliche Koran war. 114 Suren, 111 Suren, 116 Suren – der heutige Koran hat 114 Suren. Man weiß nicht genau, was damals passiert ist. Wenn man solche Fragen stellt, gehen sie oft weg.
Aber mein Ziel ist nicht, ein Gespräch zu gewinnen, sondern die Person zu gewinnen. Ich versuche erst mal, auf die Bibel einzugehen und zu fragen: Wurde sie verfälscht? Wann wurde sie verfälscht? Wer hat sie verfälscht? Warum denkst du das? Wie kommst du darauf? Dann stelle ich diese Fragen, um sie zum Nachdenken zu bringen: Warum behaupte ich überhaupt, was ich behaupte?
Am meisten habe ich erlebt, dass sie sagen: Ja, Hauptsache verfälscht, aber sie wissen nicht genau warum. Ich sage dann aus Freundschaft: Merkst du nicht, dass du hier einen Fehler machst? Du sagst, die Bibel sei verfälscht, kannst aber meine Fragen nicht beantworten.
Manche sagen dann zum Beispiel: Die Überlieferung wurde verfälscht, zum Beispiel, dass die Überschriften nicht da stehen, dass Matthäus nicht gesagt hat: „Ich habe das Evangelium geschrieben.“ Dann sage ich: Wenn du dich so gut mit antiken Werken auskennst, welches antike Werk hat denn seine Überschrift selbst geschrieben? Zum Beispiel wissen wir von Julius Caesar, dass wir externe Quellen brauchen, um zu wissen, dass er es geschrieben hat, oder dass es spät geschrieben wurde. Alexander der Große wurde auch 450 Jahre nach seinem Tod beschrieben.
Warum zweifelt man da nicht in der Wissenschaft, in der historischen Wissenschaft? Oder zum Beispiel haben wir Kirchenväter im ersten und zweiten Jahrhundert, die sagen, Matthäus war der Apostel Matthäus. Das ist halt eine Frage der Bibelwissenschaft.
Dann sagen sie: Ja, es gibt viele Bibelversionen, viele Übersetzungen, es kann nicht sein, dass es eine einzige gibt. Alle wissen, es gibt nur einen Koran. Ich zeige ihnen dann, dass es wirklich viele verschiedene Versionen vom Koran gibt. Muslime sagen, das sei der gleiche, aber englischsprachige Muslime sind nicht mehr davon überzeugt, dass der Koran buchstaben- und punktgenau überliefert ist.
Das wurde mir so beigebracht: Der Koran sei alles gleich. Aber heute wissen wir, dass das nicht stimmt. Ich zeige das den Leuten, und sie sind überrascht.
Wir haben auch Flyer, eine Art Roll-App, mit der wir über den Islam aufklären. Ein Muslim hat das gelesen und gesagt: Wenn das stimmt, habe ich keine Hoffnung. An diesem Punkt kann ich ihnen dann wirklich wahre Hoffnung erzählen.
Ich finde, ein sehr wichtiger Grundsatz ist, dass es nicht darum geht, eine Diskussion zu gewinnen, sondern das Herz des Menschen zu erreichen. Klar, Christus muss im Herzen wirken, das ist Gottes Werk. Aber es ist wichtig, dass der Gesprächspartner merkt, dass man Ahnung hat, die Bibel kennt, das Wort Gottes und den Glauben versteht. Man sollte auch seine Religion kennen und argumentieren können, aber nicht, um eine Diskussion zu gewinnen, sondern um ins Gespräch zu kommen.
Manchmal muss ich gar nicht über den Islam diskutieren. Ich lese ihnen einfach die Bibel vor oder gebe ihnen Flyer. Ich empfehle zum Beispiel den Flyer „Lüge oder Wahrheit – Bibel“. Das hat Muslime schon immer angesprochen, weil es sich mit der Behauptung beschäftigt, die Bibel sei eine Lüge. Dort wird auch über Qumran gesprochen, und man liest einfach vor.
Man muss ein Gefühl für solche Flyer haben, zum Beispiel die von Abdul Memla. Die würde ich wirklich empfehlen. Er hat alle wichtigen Fragen behandelt: Wurde die Bibel verfälscht? Wie kann man gerettet werden? Ist Jesus Christus Gott? Islam und Kreuzigung. Das hat er richtig gut gemacht. Muslime nehmen solche Flyer sehr gerne mit.
Sehr schön, Omar. Du hast Bücher mitgebracht. Welches Buch kannst du empfehlen, wenn man sich intensiver mit der Thematik auseinandersetzen möchte?
Also, einmal natürlich Gottes Wort zu studieren und gefestigt zu sein in den eigenen Überzeugungen, damit man auch Lügen erkennen kann – schönes Beispiel mit dem Geldschein. Aber welches Buch kannst du empfehlen, wenn man sich gerade mit dem Islam und dem muslimischen Glauben beschäftigen möchte, um Menschen zu gewinnen?
Ja, wenn man sich mit der Bibel beschäftigt und Muslimen die Authentizität der Bibel erklären will, warum die Bibel tatsächlich glaubwürdig ist, dann würde ich auf bestimmte Bücher verweisen.
Der entscheidende Punkt ist: Ich habe in meiner Kindheit mitbekommen, dass die Bibel verfälscht sei. Das wird oft behauptet, und man denkt, man habe Beweise, obwohl es keine gibt. Es gibt die historisch-kritische Methode. Damit habe ich mich viel beschäftigt. Man kann zentral auf Fragen eingehen, ob die Bibel historische Fehler hat. Es gibt dazu richtig gute Bücher.
Grundsätzlich versuche ich, Muslimen Vergleiche zu geben oder zum Beispiel durch Bilder zu erklären, warum die Bibel nicht verfälscht sein kann.
Dann fange ich an, ich frage einen Moslem: Lass uns mal ein Buch der Bibel anschauen. Wer hat deiner Meinung nach den Römerbrief geschrieben?
Wenn ich den Moslem spiele, würde ich sagen: Weiß ich nicht, vielleicht der Römer?
Ich würde natürlich sagen: Der Apostel Paulus, weil das auch gleich am Anfang steht.
Wenn wir ganz am Ende gucken, steht da, dass Tertius den Brief geschrieben hat. Ich sage: Aha, das heißt, Apostel Paulus hat diktiert, und dieser Assistent Tertius hat es niedergeschrieben. Wahrscheinlich waren sie in einer anderen Stadt, Korinth. Paulus sagt: „Bist du fertig, Tertius?“ – „Ja.“ Das Brief geht nach Rom. „Kannst du mir mit deinem iPhone ein Foto machen, damit ich weiß, was ich geschrieben habe?“ – „Wir haben kein iPhone.“ – „Dann musst du alles nochmal schreiben.“
Also was macht Tertius? Er schreibt eine Kopie von dem, was Paulus diktiert hat, damit Paulus weiß, was er geschrieben hat. Dann sagt Tertius: „Wenn Paulus eine Kopie hat, kann ich doch auch eine haben.“ Er schreibt eine dritte Kopie. Dann kommt jemand aus Jerusalem oder aus Korinth und sagt: „Hey, das ist von Apostel Paulus, wir können das vorlesen.“
Damals, sagt Justin der Märtyrer, wurden die Schriften nicht nur gepredigt, sondern auch vorgelesen. Heute machen wir das in vielen Gemeinden nicht mehr so oft.
Dann haben die Korinther fünf Kopien: eine geht nach Rom, eine hat Paulus, eine Tertius, eine Korinth, eine Jerusalem. In Rom wird es vorgelesen, alle sind begeistert, es wird abgeschrieben. In Korinth wird es auch vorgelesen und abgeschrieben. Paulus ist in Gemeinden unterwegs, es wird vorgelesen und abgeschrieben.
Das heißt, der Text wurde unkontrolliert abgeschrieben, abgeschrieben, abgeschrieben. Ich sage immer gern dieses Beispiel: Stell dir vor, in der Corona-Zeit stecke ich dich an, du deine Familie, deine Familie deine Freunde, Freunde deine Familie. Das verbreitet sich unkontrolliert, du kannst es nicht mehr kontrollieren.
Was musst du machen, wenn etwas verfälscht ist? Du musst alles sammeln, was unkontrolliert verbreitet wurde, vernichten und einen neuen Text schreiben. Aber das ist nicht möglich.
War es möglich, die Corona-Zeit zu stoppen? Nein.
Das sind solche Versuche, um es realistisch zu machen. Deshalb kann die Bibel nicht verfälscht sein.
Dann versuche ich, mit dem textkritischen Apparat zu zeigen: „Mein Freund, das ist ein wissenschaftliches Thema. Du kannst nicht einfach sagen, die Bibel sei verfälscht. Wir haben 5.838 Handschriften, die wir alle miteinander vergleichen und so den ursprünglichen Text herausfinden.“
Dann frage ich: „Wie ist das mit dem Koran?“
Der Koran wurde von Allah durch den Engel Dschibril Mohammed in eine Hülle gegeben. Er wurde auf Tierhäuten, Steinen, Palmblättern geschrieben. Menschen haben ihn auswendig im Herzen gelernt.
Dann kam Abu Bakr und versuchte, den Koran zu kodifizieren, also ein Buch daraus zu machen. Denn in der Schlacht von Yamama sind viele Menschen gestorben, die den Koran auswendig konnten. Der Koran wurde deshalb kodifiziert, weil die Gefahr bestand, dass er verloren geht.
Was passierte dann? Jahre später kam Osman, und der Koran war ein kontrollierter Text. Den Koran darf man, wie gesagt, nicht anfassen. Stell dir vor, die Originalmanuskripte darf man gar nicht anfassen. Osman vernichtete andere Versionen, und wir wissen nicht mehr, was das Original war.
Du hast also einen kontrollierten Text, kannst ihn nicht mehr mit anderen Texten vergleichen und bist gezwungen, Osman, dem dritten Kalifen, zu vertrauen.
Bei der Bibel müssen wir nicht nur den Aposteln vertrauen, sondern auch überprüfen, was die Apostel und andere Leute geschrieben haben.
Der Punkt ist: Das Original haben wir auch nicht, aber wir können alle Handschriften miteinander vergleichen und so das Original herausfinden. Im Islam glaubst du, dass das möglich ist? Dann sagen sie: Nein.
Das sind so Gespräche, die ich versuche sehr wissenschaftlich zu führen. Ich sage nicht, ich sei ausgebildet, um Menschen zu Christen zu machen, sondern ich beschäftige mich einfach damit.
Zurück zur Buchempfehlung:
Ich würde tatsächlich Bücher von Mario Wahn empfehlen. Er war auch mal bei uns. Für Gespräche mit Muslimen ist das sehr hilfreich.
Außerdem empfehle ich ein Buch von Rainer Riesner über die Glaubwürdigkeit der Bibel. Dieses Buch ist gigantisch. Er hat sehr wissenschaftlich geschrieben, und ich habe viel daraus gelernt. Er geht auf viele Punkte ein. Das ist wahrscheinlich ein anspruchsvolleres Werk, auch etwas teurer. Wer Zeit investieren und wirklich lernen will, dem würde ich es empfehlen.
Ein weiteres Buch kenne ich noch nicht gelesen. Es ist von einem Richter, der lange Zeit Atheist war. Er hat versucht, wie ein Richter oder eine Kriminalpolizei die Evangelien zu überprüfen. Er hat auch einen YouTube-Kanal. Das ist vor allem im amerikanischen Sprachraum bekannt und zeigt die Glaubwürdigkeit der Evangelien.
Es gibt viele solche Bücher.
Wir haben auch acht Podcasts mit Professor Dr. Jakob Thiesen gemacht, in denen wir über die Glaubwürdigkeit des Neuen Testaments sprechen und typische Fragen behandeln. Die könnt ihr euch gerne anschauen.
Sehr gut, wir verlinken das gerne im Channel.
Oma, welche größte Herausforderung hast du selbst in Glaubensgesprächen mit Muslimen? Hilft es dir, dass du auch mal selbst Muslim warst, oder macht das die Gespräche eher schwerer?
Die größte Herausforderung ist, dass ich manchmal nicht ernst genommen werde, wenn ich mit Muslimen rede. Sie sagen dann oft: „Ja, okay, du machst das wegen irgendetwas, wegen deiner Bedürfnisse.“ Aber sie wissen nicht, dass Christsein nicht immer die Dinge erfüllt, die man sich wünscht. Es ist oft viel schwieriger.
Da fühlt man sich schon manchmal ein bisschen abgelenkt. Aber es gibt ja viele, die in dem Thema viel von Jesus hören. Die nehmen mich manchmal auch mehr ernst, gerade die Deutschen, habe ich das Gefühl.
Ja, das ist schon so. Ich habe das oft erlebt. Aber ich habe auch oft erlebt, wie viele Muslime mich respektieren, mir zuhören und sich tatsächlich auch bekehrt haben.
Letzte Frage: Welchen praktischen Tipp hast du für unsere Zuhörer, für Alltagsmissionare, den sie gleich in dieser Woche umsetzen können?
Einfach anfangen zu beten – für die Menschen, die man kennt. Der erste praktische Tipp ist: Das Gebet fängt alles an. Wenn wir das Gebet lassen, können wir alles lassen, meiner Meinung nach.
Du kannst es einpacken.
Ja, genau – einpacken. Ich glaube, Gebet ist der Schlüssel, auch wenn wir denken, der wird sich nie bekehren. Wer hätte gedacht, dass sich der Apostel Paulus bekehrt? Das schien unmöglich. Für manche war er schon alt, als er sich bekehrte. Sie haben es nicht geglaubt. Das ist doch der, der uns verfolgt hat.
Der Punkt ist auch, Gottes Wort weiterzugeben. Zum Schluss: In Römer 10, glaube ich, spricht der Apostel Paulus davon. Er redet von Juden, die einen Eifer haben. Aber sie haben nicht die richtige Erkenntnis für Gottes Rettung. Kennst du die Stelle?
Also, ich lese aus der Einheitsübersetzung oder Luther: „Brüder und Schwestern, ich wünsche von ganzem Herzen und bete zu Gott, dass sie gerettet werden, denn ich bezeuge ihnen, dass sie einen Eifer haben für Gott, aber ohne Erkenntnis. Indem sie die Gerechtigkeit Gottes verankern und ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten suchen, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.“
Diese Stelle redet nicht von Muslimen, aber genau so sehe ich hier Muslime. Paulus sagt: „Brüder und Schwestern, meine Bitte ist…“ Er fängt mit einer Bitte an in Römer 10 und sagt: „Meine Bitte ist“ – und ich flehe euch an, betet für sie, damit sie gerettet werden.
Sie haben einen Eifer. Die Muslime haben einen Eifer. Auch Muslime, die Sünde tun und so weiter, sehen sich selbst schlecht. Sie sagen: „Ich komme nie ins Paradies.“ Sie haben Respekt und Eifer zu Gott, aber nicht diese Erkenntnis.
Und in Römer 10 wird uns diese Frage weiter beantwortet: Wie können sie diese Erkenntnis bekommen? In Vers 14 steht: „Wie sollen sie aber anrufen, wenn sie nicht glauben? Wie sollen sie aber den Glauben haben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören, ohne Prediger?“
Wie kommt diese Erkenntnis für Muslime? Wenn wir das lebendige Gotteswort verkündigen. Und das ist unsere Aufgabe. Diese Bitte an Menschen, diese Bitte an Gott haben, dass wir für sie beten, damit sie gerettet werden.
Und unsere Aufgabe ist, das Wort weiterzugeben. Nur durch das Wort kommt diese Erkenntnis. Ich habe das erlebt: Ohne Gottes Wort hätte ich nie diese Erkenntnis gehabt, wer Jesus in meinem Leben bedeutet, wer er ist.
Ein gutes Schlusswort, Oma. Vielen herzlichen Dank, es war wirklich ein sehr interessantes Gespräch. Ich habe viel gelernt und muss es auf jeden Fall noch einmal nachhören.
Ja, es war sehr inhaltsschwer.
Vielen Dank. Ich hoffe, ich hatte nicht zu viele Gedanken gleichzeitig.
Nein, aber super, ich fand es sehr hilfreich. Ich mache nachher noch Notizen, welche Bücher wir hier nennen, und stelle die euch auf jeden Fall in die Shownotes rein, sofern sie noch am Markt verfügbar sind, damit ihr sie auch besorgen könnt.
Und vielen Dank für eure Traktate, die haben uns auch sehr geholfen. Wir sind Gott so dankbar, dass wir seit fünf Jahren immer von euch bestellen.
Sehr gerne.
Ja, gebe Gott, dass es noch mehr Frucht bringt.
Vielen Dank auch an euch fürs Zuschauen und Zuhören. Schreibt gerne eure Erfahrungen, das interessiert uns natürlich auch brennend. Hast du vielleicht in deinem Umfeld Beziehungen zu Muslimen, zu deinem nächsten Nachbarn oder Arbeitskollegen, und hast du da schon Erfahrungen gemacht? Teile das sehr gerne, schreib es uns.
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Ich freue mich sehr auf deine Rückmeldung hier, auch zu dieser Folge, und was du daraus mitnehmen konntest im Umgang mit Muslimen, um sie einen Schritt näher zu Jesus Christus zu bringen.
Vielen Dank fürs Zuhören und Zuschauen, und ich sage Tschüss bis zum nächsten Mal. Und dir auch vielen Dank nochmal, Oma.
Good to see.