Einführung in den Taufkurs und das Thema Opfer Jesu
Zehn Dinge, die man vor der Taufe verstanden haben sollte
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Opfer Jesu. Dies ist Lektion vier unseres Taufkurses.
Ich habe bereits erwähnt, dass unser Taufkurs als Vorbereitung für ein Taufvorgespräch dient. Er soll den Täuflingen die Möglichkeit geben, wichtige Elemente des Evangeliums zu durchdenken.
Der Kurs ist deshalb eine kurze, systematische Darstellung wichtiger Glaubensaussagen. Er eignet sich auch gut für Neuzugänge, also für Christen, die bereits getauft sind, aber gern wissen wollen, in welcher Tradition wir als Gemeinde stehen.
Die menschliche Situation und Gottes Ziel mit der Schöpfung
Kommen wir nun zu unserem Thema: dem Opfer Jesu. Wenn wir uns anschauen, wie die Bibel den Menschen beschreibt, wissen wir inzwischen, dass sie ihn als ein moralisch verantwortliches Geschöpf darstellt. Dieses Geschöpf lebt in einer kaputtgegangenen Schöpfung, die unter dem prägenden Einfluss der Sünde steht.
Man könnte sich nun die Frage stellen: Hätte Gott nach dem Sündenfall nicht einfach noch einmal von vorne anfangen können? Einfach eine neue Erde schaffen, mit einem neuen Adam und einer neuen Eva. Warum aber mutet Gott jedem Menschen ein Leben zu, das auf Verfall, Tod und Leid angelegt ist?
Die Antwort darauf ist aus meiner Sicht folgende: Gott benutzt diese Erde in ihrer Vergänglichkeit, um die Menschen zu finden, die aus freien Stücken, mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft und ganzem Verstand an ihm hängen. Deshalb war der Sündenfall kein Versehen im Sinne einer Überraschung für Gott, bevor die Schöpfung begann.
Das Ziel von Erde 1.0 war von Anfang an klar definiert. Es war eine Gemeinschaft von Menschen, eine Gemeinschaft gläubiger Menschen, die Gott wirklich lieben. Diese Liebe zeigen sie durch ihren Gehorsam. Mit diesen Menschen will Gott die Ewigkeit verbringen.
Diese Gemeinschaft ist das Ziel, und die Welt, in der wir leben, dient dazu, diese Menschen zu identifizieren.
Die Vorherbestimmung des Opfers Christi
Woher weiß ich, dass der Sündenfall kein Versehen war? Ein Vers, der mich zu dieser Überzeugung führt, ist folgender:
1. Petrus 1,18-20:
Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken. Er ist zwar im Voraus vor Grundlegung der Welt erkannt, aber am Ende der Zeiten offenbart worden, um euretwillen.
Hier beschreibt Petrus die Lösung des Sündenproblems. Die Lösung heißt Erlösung – Erlösung durch das kostbare Blut Christi als eines vollkommenen Opfers. Als solches wurde der Christus bereits vor Grundlegung der Welt erkannt.
Es war also schon vor dem Beginn der Schöpfung klar, dass der Christus kommen würde. Dass Gott Mensch werden würde. Dass Gott das Wort als Jesus von Nazaret auf der Erde leben und für die Sünde der Welt sterben würde.
Deshalb heißt es hier: „Vor Grundlegung der Welt erkannt, aber am Ende der Zeiten offenbart.“
Die menschliche Hilflosigkeit und die Notwendigkeit eines Retters
Aber gehen wir gedanklich noch einmal einen Schritt zurück. Wir haben gesagt, der Mensch ist verantwortlich für sein Tun, aber von Natur aus unfähig, das Böse zu lassen. Deshalb ist er verloren.
Er wartet auf Gottes Gericht, jedoch ohne Hoffnung. Der Lohn der Sünde, sagt Paulus, ist der ewige Tod. Wir erhalten das, was wir verdienen. Und welche Möglichkeiten hat der Mensch, sich selbst zu retten? Die Antwort lautet: keine.
Das ist in meinen Augen auch der Unterschied zwischen biblischem Christentum und allen anderen Religionen. Religionen und Ideologien sind Strategien der Selbsterlösung. Das biblische Christentum beginnt mit der nüchternen Feststellung, dass ich gar nichts tun kann. Ich kann nichts tun, ich bin verloren.
Was mich erwartet, ist der Zorn Gottes und ewiges Verderben. Und was ich brauche, das ist ein Retter. Ich kann mich nicht selbst retten, sondern ich brauche jemanden, der kommt, um mich zu retten. Ich kann die Schuld meiner Sünde nicht tragen oder irgendwie wiedergutmachen. Ich kann gar nichts tun.
Das ist die hässliche Seite des Evangeliums.
Gottes Liebe und das Prinzip der Stellvertretung
Nun zur schönen Seite: Vor Grundlegung der Welt beschließt Gott selbst, mein Problem in seine Hände zu nehmen. Er entscheidet sich, Mensch zu werden, ein vollkommenes Leben zu führen und persönlich das Opfer zu bringen, das alle Schuld tilgt.
Ist das logisch? Nun ja, es ist Liebe. Wer nicht liebt, kann Gott an dieser Stelle vielleicht nicht verstehen.
Wir sprechen hier im Kern über das Prinzip der Stellvertretung. Einer trägt die Strafe eines anderen. Dieses Prinzip wird im Alten Testament an vielen Stellen gelehrt, besonders deutlich am großen Versöhnungstag.
An diesem Tag legt der Hohepriester alle Schuld des Volkes auf einen Sündenbock und schickt ihn fort. In 3. Mose 16,21-22 heißt es: „Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Ziegenbocks und bekenne auf ihn alle Schuld der Söhne Israel und all ihre Vergehen nach allen ihren Sünden. Er lege sie auf den Kopf des Ziegenbocks und schicke ihn durch einen bereitstehenden Mann fort in die Wüste, damit der Ziegenbock all ihre Schuld auf sich trägt in ein ödes Land.“
So wird der Ziegenbock in die Wüste geschickt, um die Schuld des Volkes wegzutragen.
Die Erfüllung der Prophezeiung im Leiden Christi
Als Menschen brauchen wir einen Sündenbock. Wir benötigen ihn, weil wir uns selbst nicht retten können. Da kein gewöhnlicher Mensch als Sündenbock für alle geeignet ist, braucht es einen besonderen Menschen – einen besonderen Knecht des Herrn.
Genau dieser wird von Jesaja prophezeit. Diese Prophezeiung erfüllt sich am Kreuz von Golgatha. In Jesaja 53,3-5 und 11 heißt es: „Er, das ist dieser Knecht des Herrn, er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut. Wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserem Frieden. Durch seine Erkenntnis wird der Gerechte mein Knecht, den vielen zur Gerechtigkeit verhelfen, und ihre Sünden wird er sich selbst aufladen.“
Hier haben wir den Knecht des Herrn, der sich die Sünden der vielen auflädt und auf dem die Strafe liegt, damit andere Frieden mit Gott finden können. Jesus tritt am Kreuz an meine Stelle. Er nimmt die Strafe auf sich, die für mich bestimmt war.
Dort tilgt er meinen Schuldschein, sühnt meine Schuld und stellt die zerbrochene Beziehung mit Gott wieder her. Er bringt das eine Opfer, das ein für alle Mal die Folgen der Sünde aufhebt.
Die Bedeutung des Opfers Jesu für den Glaubenden
Sein Opfer ist die Grundlage für meine Rechtfertigung. Gott spricht mich frei, wenn ich an Jesus als meinen gestorbenen und auferstandenen Herrn glaube. Sein Opfer ist das Lösegeld, das mich aus der Sklaverei der Sünde befreit. Deshalb bedeutet der Name Jesus „Gott rettet“.
Als die Israeliten aus Ägypten auszogen, ging kurz vorher, als letzte der zehn Plagen, ein Engel durch das Land, der alle Erstgeburten tötete. Auch die Israeliten waren von dieser Plage betroffen. Für sie gab es jedoch Rettung: Sie mussten das Blut eines Lammes an die Türpfosten und an die Oberschwelle streichen.
Der Tod dieses Lammes brachte ihnen Rettung. Dieses Konzept lässt sich ganz einfach auf den Herrn Jesus übertragen. So wie das Passalamm das Volk Israel vor der Strafe Gottes rettete, so rettet Jesus jeden, der an ihn glaubt. Er erfüllt dieselbe Rolle, denn er ist Gottes Lamm zur Rettung der Menschen.
Johannes der Täufer sagt es so: „Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: ‚Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.‘“ (Johannes 1,29)
Praktische Aufgabe und Abschlusssegen
Welche Aufgabe haben die Täuflinge?
Das Prinzip der Stellvertretung bedeutet, dass jemand anstelle einer anderen Person handelt oder Verantwortung übernimmt. Bei der Taufe übernimmt Jesus stellvertretend für den Täufling die Schuld und das Versagen. Er trägt die Last, damit der Täufling frei und neu leben kann.
Moderne Analogien dazu sind:
- Ein Elternteil, der für sein Kind eine Strafe annimmt, damit das Kind nicht bestraft wird.
- Jemand, der für einen Freund eine Rechnung bezahlt, obwohl er selbst nicht der Schuldner ist.
- Ein Anwalt, der die Verantwortung für die Verteidigung eines Mandanten übernimmt, damit dieser nicht alleine dasteht.
Tauftipp Nummer vier:
Schreibe dir den Tauftermin auf und gib ihn an alle Freunde weiter, die du zu deiner Taufe einladen möchtest.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
