Korrektur und Klarstellung des Endes im Kapitel 11
Ich bin jetzt in Kapitel elf und möchte zum Abschluss noch eine Abrundung vorlesen. Es heißt hier in Vers 45, Kapitel 11, Vers 45: „Und er kommt zu seinem Ende.“
Bitte, wenn bei Ihnen „und da kommt er zu seinem Ende“ steht, dürfen Sie ruhig das „da“ durchstreichen. Der Text sagt nichts von „da“. Also: „Und er kommt zu seinem Ende.“ Dieses „da“ ist irreführend. Der hebräische Text ist eindeutig. Vers 45 lautet: „Und er kommt zu seinem Ende, und es ist keiner, der ihm helfe.“
Oder auch hier darf man getrost das „und es ist keiner, der ihm helfe“ durchstreichen. Einfach: „Und er kommt zu seinem Ende.“ Das „aber“ ist auch gut, aber nicht das „da“. Dort darf nicht „da“ stehen. Das „aber“ ist okay, aber „er kommt zu seinem Ende“. Das „und“ oder „aber“ kann im Hebräischen so oder so heißen, aber das „dort“ oder „da“ ist eine Einfügung der Übersetzer. Der Text zwingt nicht zu der Annahme, dass der König des Nordens sein Ende bereits in Palästina findet. Wo er stirbt, wird in der Weissagung überhaupt nicht angegeben.
Man könnte sich dann fragen, warum der Engel in der Beschreibung wieder zurückgeht, warum er zu diesem Zeltlager zurückkehrt und sein Zeltlager aufschlägt. Was soll das? Wahrscheinlich soll dadurch der Eindruck verstärkt werden, der hier gemacht werden soll.
Bitte bedenken wir: Das ist keine nachträgliche Geschichtsschreibung, sondern eine Prophetie. Prophetie hat nicht nur den Sinn, irgendeine Geschichte zu erzählen. Sie hat immer einen aufrufenden, tröstenden oder ermahnenden Charakter. Es ist, als ob der Engel sagen wollte: Beachte den Gegensatz! Hier zeltet er in seinem prächtigen Königszelt, seine Palastgezelte sind aufgeschlagen. Er beabsichtigt, die heilige Stadt und den Tempel zu vernichten – die Endlösung der Judenfrage.
Und im nächsten Augenblick sehen wir ihn in Schmach und Schande, in Todesangst, geschlagen von unsichtbarer Hand. Ein krasser Gegensatz! Einerseits schlägt er dort zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde die Zelte seines Palastes auf, um gegen Jerusalem und den Zionsberg den letzten Schlag zu führen. Andererseits kommt er in Persien ohne Menschenhand an einer Krankheit zu seinem Ende und geht zugrunde.
Und es ist niemand da, der ihm helfen könnte. Gott erledigt seinen Feind direkt, ohne Menschenhand – gerade dann, wenn er sich überlegt, gegen Gott vorzugehen. Da es sich um eine Weissagung handelt, ist diese Art der Berichterstattung genau so, wie sie in einer Weissagung üblich ist. Eine Weissagung gibt nie eine lückenlose Erzählung aller Details. Das ist nie der Fall.
Eine Weissagung hat immer ein bestimmtes Ziel, hier auch: Durch den Kontrast, der hervorgehoben wird. Er will sich gegen den Berg Zion aufmachen, und auf der anderen Seite wird er ohne Menschenhand geschlagen. Dieser Kontrast wird hier sehr deutlich.
Der Autor, der Kommentator Zöckler, schreibt im Bibelwerk von Lange sehr gut: „Eben dieses plötzliche Überspringen vom Verweilen des übermütigen Bedrängers im heiligen Lande zu seinem rettungslosen Untergange, der doch erst eine geraume Zeit später erfolgte, spricht entschieden für den original prophetischen Charakter unserer Stelle.“ Gerade die leichten Diskrepanzen, die auftreten, sprechen für die Wahrheit, dass es nicht nachträglich geschrieben wurde, sondern eine echte Prophetie ist.
Scheinbare Diskrepanzen sind ja nicht in Wirklichkeit Widersprüche. Es ist nur eine Diskrepanz, die man findet: Warum stirbt er in der Geschichte doch dort? Hier wird es so beschrieben, als ob er im Lande Israel stirbt. Aber das kommt nur so vor, es wird nicht gesagt im Text. Gerade das spricht dafür, dass es hier eine echte Prophetie ist.
Wir müssen nicht den Kommentatoren glauben, die sagen, das habe überhaupt nichts mit Antiochus zu tun. Woher wissen die das? Dass das nichts mit ihm zu tun hat? Da liest man zu früh zu viel in den Text hinein und schließt von vornherein aus, dass es sich um Antiochus handeln könnte. In Folge dessen muss es sich um den Antichristen handeln.
Der Text erwähnt überhaupt nichts von einem Antichristen. Es steht König des Nordens, König des Südens – es sind immer noch die zwei. Das passt gar nicht in eine andere Zeit als in die damalige.
Überblick über die vier Phasen in Kapitel 11
Gut, das bringt uns jetzt zu Kapitel zwölf. Schauen wir auf die Folie, die ich vorbereitet habe.
Bevor ich zu Kapitel zwölf komme, möchte ich noch einmal zurückgehen. Ich habe ja gesagt, dass es in Kapitel elf vier Phasen gibt, vier parallele Ereignisse. Immer wieder wiederholen sich ähnliche Szenarien.
Das Erste ist: In jeder dieser vier Phasen gibt es einen Angriff mit einem großen Heer des Königs des Nordens. Dieser zieht Richtung König des Südens und zieht dann wieder zurück durchs Heilige Land. Das passiert jedes Mal bei Antiochus III. Zum Beispiel in den Versen 13 bis 19. Dann in der zweiten Phase ab Vers 20, in der dritten Phase ab Vers 28 und in der vierten Phase ab Vers 36.
Also: Ein Angriff mit großem Heer des Königs des Nordens zieht Richtung König des Südens, und dann zieht er wieder zurück durchs Heilige Land. Das ist in allen vier Phasen gleich.
Das Zweite ist: Beim Durchzug, entweder hin oder zurück oder bei beiden Durchzügen, werden Armeen oder Soldaten in Palästina aufgestellt. Oder es gibt einen Kampf oder eine Bedrängnis in Palästina – jedes Mal bei diesen vier Phasen.
Drittens: Dem Gottesvolk und der Stadt Jerusalem wird Gewalttat angedroht oder angetan. Das heißt, das Volk Gottes wird bedrängt.
Das erste Mal ist das bei Antiochus III., der einen Aufstand niederschlägt, weil einige sich erheben und die Weissagung erfüllen wollen (Vers 14). Beim anderen Mal, beim ersten Zug von Antiochus, kommt er zurück durch das Land Israel. Wörtlich heißt es, ich glaube in Vers 27: „Sein Herz wird gegen den Heiligen Bund gerichtet sein.“
In der dritten Phase, in den Versen 29 und 30, wird gesagt: „Er wird verzagen und umkehren, und er wird den Heiligen Bund verfluchen und entsprechend handeln.“ Sein Augenmerk richtet sich auf die, die den Heiligen Bund verlassen.
Also geht es immer wieder um die Bedrängnis des Gottesvolkes.
Auch in der letzten Phase ab Vers 36 ist es so, dass er sein Palastgezelt aufschlägt und vorhat, einen Schlag gegen Israel durchzuführen. Aber es kommt nicht mehr dazu.
Das vierte, also das letzte hier, ist immer ein Versuch der Zerschlagung der Treuen aus dem Volk. Die Heiligen sollen zerschlagen und vernichtet werden.
Was also in Kapitel elf dargestellt wird, ist, dass Israel in der Mitte liegt zwischen diesen zwei rivalisierenden Mächten, die im Krieg miteinander liegen. Das wahre Gottesvolk leidet darunter. Aber Gott bewahrt sein Volk.
Die Ausdehnung der Macht und die Bedrängnis des Gottesvolkes
Im Vers 42 steht, dass er in unterschiedlichen Ländern in seiner Hand anstehen wird. Er wird seine Hand nach den Ländern ausstrecken, damit die Wünsche der Göttin erfüllt werden. Wenn man zum zweiten, zwanzigsten Vers gelangt, wird deutlich, dass es noch weitere und breitere Marschgaben geben müsste. Er streckt seine Hand nach den Ländern aus.
Die Frage ist hier, welche Länder gemeint sind. Geographisch können das nur die Länder sein, die bereits unter der Oberhoheit Ägyptens standen. Andere Länder kommen auf dem Weg von Norden nach Süden nach Ägypten nicht in Betracht. Die Edomiter, Moabiter und Ammoniter liegen nicht direkt am Weg, sondern eher abseits. Es ist wichtig, nicht zu viel in diesen Text hineinzuinterpretieren.
Grundsätzlich wird nur berichtet, dass sein Ziel war, diese Länder, die alle Ägypten unterstanden, unter seine Herrschaft zu bringen. Ägypten war zu dieser Zeit eine große Macht, und diese Ländereien sollten alle unter seine Kontrolle gelangen.
Einige haben eingewandt: Warum wagt er es, noch einmal gegen Ägypten zu ziehen, wenn er doch vorher von den Römern gezwungen wurde, zurückzuziehen? Er weiß doch, dass die Römer in der Nähe sind. Zunächst wissen wir nicht, ob in der Zwischenzeit die Römerflotte wieder von Alexandria abgezogen ist. Sie müssten irgendwann zurückgefahren sein nach Zypern oder anderen Stützpunkten. Historisch ist unklar, wie die Situation mit den Römern genau war und ob sie wirklich dauerhaft in Ägypten präsent blieben. Das bleibt Spekulation.
Tatsache ist, dass der biblische Bericht, die biblische Prophezeiung, sagt, dass er noch einen letzten Heereszug in den Süden unternommen hat. Dabei hatte er auch Erfolg und holte sich Geld und Schätze. Doch dann musste er unvermittelt abbrechen und zurückkehren, weil Gerüchte aus dem Norden und Osten ihn alarmierten.
Diese Gerüchte sind historisch belegt. Es handelt sich um Berichte von Tazidus, Salters und Abhiren, weltlichen Geschichtsschreibern, die beschreiben, dass gegen Ende seines Lebens ein Aufstand ausbrach. Die Parther im Osten und die Armenier im Norden rebellierten gegen ihn. Er musste diese Rebellion schnell niederschlagen.
Die Beschreibung passt gut zu Antiochus. Die Situation mit den Römern scheint dabei weniger relevant gewesen zu sein, da er eine Flotte mit sich führte, die am Anfang stand. Diese Flotte könnte die Römer abhalten. Es wird geschrieben, dass er mit einer Flotte kam, die die See kontrollierte.
Interessant ist auch, dass Ptolemäus VII. die Römer um Hilfe gerufen hatte. Es ist jedoch unklar, wie lange die Römer in Ägypten blieben. Zu dieser Zeit waren sie noch nicht stark genug, Ägypten einzunehmen. Das war erst ein späteres Ziel.
Rund hundert bis hundertfünfzig Jahre später kamen die Römer tatsächlich und besetzten ganz Palästina, Ägypten und Kleinasien bis zum Euphratstrom. Dann wurde alles römisch. Pompejus war der Feldherr, der 63 oder 64 v. Chr. diese Eroberungen durchführte.
Die Bedeutung von Kapitel 11 im Gesamtbild
Daniel 11 hat den Zweck, Folgendes zu zeigen:
Erstens, dass die heidnische Weltmacht nicht von Dauer ist. In diesem Fall ist es das Seleukidenreich.
Zweitens, dass die ganze Bedrängnis des Gottesvolkes zur Läuterung dient. Das wird in Kapitel 11, Vers 32-33 deutlich gemacht. Es zeigt, dass das Ganze dazu dient, das Volk Gottes zu läutern, vor allem diejenigen, die sich nur halbherzig für Yahweh entschieden hatten.
Drittens wird gezeigt, dass diese Macht untergeht. Mit dem König geht auch diese Macht zugrunde.
Historisch gesehen war es nicht so, dass mit dem Tod des Antiochus das Seleukidenreich sofort beendet war. Ab dem Jahr 164 v. Chr. begann jedoch der Verfall. Andere Völker wurden stärker, und obwohl äußerlich noch ein Seleukidenreich bestand, war es innerlich zerbrochen. Als die Römer später kamen, hatten sie leichtes Spiel und konnten das Seleukidenreich einnehmen.
Diese Entwicklung wird auch von weltlichen Geschichtsschreibern bestätigt. Man kann das zum Beispiel auf Wikipedia nachlesen: Das Seleukidenreich verfiel ab dem Jahr 164 zunehmend.
Viertens wird dargestellt, dass das Gottesvolk durch viele Bedrängnisse hindurchgeführt und aus der Not gerettet wird.
Darauf wird gleich zu Beginn von Kapitel 12 eingegangen. Dorthin kommen wir jetzt.
Beginn von Kapitel 12: Michael und die grosse Bedrängnis
Kapitel zwölf, Vers eins. Ich wechsle es nach Elberfelder:
„Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Es wird eine Zeit der Bedrängnis sein, wie sie noch nie gewesen ist, seitdem irgendeine Nation, irgendein Volk entstanden ist, bis zu jener Zeit. Und in jener Zeit wird dein Volk gerettet werden, jeder, den man im Buch aufgeschrieben findet. Viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen: die einen zu ewigem Leben, die anderen zu Schande und ewigem Abscheu. Die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche die Vielen zur Gerechtigkeit gewiesen haben, werden leuchten wie die Sterne, immer und ewig.“
Jetzt folgt der große Ausblick. Zuerst noch einmal eine kurze Entschuldigung. Zunächst also diese Verse 1 bis 4, der letzte Teil dieser Rede – besser gesagt, der letzte Redeteil – soll das heißen. Die Bedrängnis unter Antiochus und die Auferstehung werden hier zusammengeblendet, wie wir das bereits aus dem Buch Daniel und anderen Schriften kennen.
In Vers 1 wird das Auftreten Michaels wieder erwähnt. Michael ist uns bereits bekannt. Er hilft Yahweh, dem Engel des Herrn. Hier wird nur Michael genannt. Er hilft im Kampf gegen die Dämonen, und das hat zur Folge, dass das Gottesvolk aus der Bedrängnis unter Antiochus befreit wird.
Vers 1: „Zu jener Zeit“ ist ein ganz allgemeiner Ausdruck. Wir befinden uns immer noch bei Antiochus, nicht in einer fernen Zukunft. „Zu jener Zeit“ ist kein streng definierter Zeitraum, sondern bezieht sich auf die zuvor erwähnte Zeit, also die Zeit, die mit Antiochus zusammenhängt. Genauer gesagt, die Bedrängniszeit unter Antiochus. Es wird also wieder auf diese Zeit zurückgekommen.
Was erlebt Israel in dieser Zeit? Eine große Bedrängnis. Später wird sogar angegeben, wie lange diese dauert, nämlich in Tagen, in den folgenden Versen, in Kapitel zwölf.
„Zu jener Zeit wird Michael auftreten“ – er wird also helfen, so wie er es bereits in Kapitel zehn getan hat. Dort half er dem Engel des Herrn im Kampf gegen die Dämonen. Hier wird es wahrscheinlich um denselben Dämonenkampf gehen, nehme ich an.
Es steht nicht explizit, doch es wird gesagt, dass Michael auftreten wird, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Er ist also der Helfer des Gottesvolkes.
Dann wird nochmals die Bedrängniszeit erwähnt. Diese wurde bereits ausführlich in Kapitel acht erklärt und am Ende von Kapitel neun beschrieben. Diese schwere Zeit wird als „eine Zeit der Bedrängnis“ bezeichnet, wie sie noch nie zuvor für ein Volk existiert hat.
Das bedeutet, die Bedrängnis unter Antiochus war schlimmer als unter Nebukadnezar, Belsazar oder anderen Bedrängern des Gottesvolkes. Kein König vor ihm hatte es gewagt, den Gottesdienst der Juden zu verbieten. Nicht einmal Nebukadnezar oder Belsazar, der sehr frech war, hatten das gewagt. Aber Antiochus tat es – er verbot den Gottesdienst.
Diese große Bedrängnis wird in den Makkabäerbüchern ausführlich beschrieben.
„Bis zu jener Zeit“ und „in jener Zeit“ wird dein Volk gerettet werden.
Die Auferstehung und das Buch des Lebens
Nun, wie wird das Volk Daniels gerettet werden? Viele sind ja schon gestorben, viele sind durch Feuer, Schwert und Gefangenschaft gegangen, wie wir in Kapitel 11, Vers 33 gelesen haben. Wie werden sie gerettet werden? Nun, indem Michael eintritt.
Die Bedrängniszeit wird dann plötzlich abgekürzt – diese dreieinhalb Jahre, die Zeit, Zeiten und halbe Zeit, werden verkürzt. Dann ist es Stopp, dann ist Schluss. Also geht es sehr schnell, dass diese Bedrängniszeit abgekürzt wird.
Historisch zeigt sich dieses Geschehen unter anderem durch den Befreiungsschlag der Makkabäer, die das Heer des Antiochos beziehungsweise des Lysias, des Feldherrn von Antioch, besiegt haben. Das war fast ein Wunder, denn die Syrer waren zehnfach überlegen. Aber Gott hat ihnen geholfen.
Jedenfalls war damit die Macht gebrochen. Es gab zwar noch ein paar Nachschläge nach dieser entscheidenden Schlacht im Dezember 165, doch diese waren kurz und nicht so stark wie dieser entscheidende Schlag. Die Syrer erkannten, dass sie keine Chance mehr hatten. Ihnen wurde die beste Beute weggenommen, und Israel wurde durch diese Beute mächtig gestärkt.
Also kam die Befreiung schlagartig. In jener Zeit wird ein Volk befreit oder gerettet werden, wie es auch übersetzt wird. Jeder, der im Buch geschrieben gefunden wird – was heißt das? Bedeutet das jeder Wiedergeborene? Damals gab es noch keine Wiedergeburt. Was heißt also „jeder, der im Buch geschrieben gefunden wird“?
Dieser Ausdruck „im Buch geschrieben“ kommt im Alten Testament öfter vor. Einmal sagt Mose: „Lösche mich aus dem Buch, das du geschrieben hast.“ Was meint er damit? Das Buch derer, die leben. Er betet also: „Herr, lass mich sterben.“
Das Buch des Lebens ist das Buch derer, die leben – im Alten Testament natürlich physisch. Im Land Israel zu leben war das höchste Ziel für einen Israeliten. Das Höchste war, dass jeder unter seinem Feigenbaum oder Weinstock sitzt und die Früchte des Landes genießt, den Segen Gottes erlebt und viele Kinder sowie Vieh hat. Das war Leben für die Israeliten.
Im Neuen Testament ist das Buch derer, die leben, nicht nur physisch gemeint. Es ist das Buch derer, die ewig leben, also derer, die für Gott leben und in seinem Buch des ewigen Lebens eingetragen sind. Das bedeutet, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind – lebendig. Sie sind in der Bürgerliste des Himmels eingetragen.
Das ist das himmlische Land mit himmlischem Honig und Milch, mit himmlischem Feigenbaum und Weinstock. Also jeder, der im Buch geschrieben gefunden wird, bezieht sich auf die Lebenden. Aber was ist mit den Toten? Es sind doch so viele getötet worden. Was ist mit denen?
Herrlich! Viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden erwachen. Viele werden auferstehen. Die einen werden erwachen zum ewigen Leben, die Gläubigen, die so treu gekämpft haben und das erleben.
Die Frage, die im Raum steht, wird also beantwortet: Die Toten sind nicht wirklich verloren. Sie kommen wieder hervor aus dem Totenreich, sie werden wieder lebendig, werden aufwachen zum Leben – ewig. Und die anderen werden auferstehen zu Schmach und Schande – ewig, also zu ewigem Verderben, ewiger Schmach, ewiger Schande.
Ein ähnlicher Begriff findet sich auch in Jesaja 66, Vers 24. Dort heißt es: „Und sie werden hinausgehen und sich die Leichen der Menschen ansehen, die mit mir gebrochen haben; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen, und sie werden ein Abscheu sein, eine Schande, ein Abscheu für alles Fleisch.“
Diese werden auferstehen zum Ekel, zu ewigem Ekel. Das Alte Testament kennt also schon eine ewige Strafe, eine ewige Schande, einen ewigen Schmach.
Übrigens ist diese Stelle in Daniel die erste wirklich klare Stelle von Auferstehung im ganzen Alten Testament. Es gibt noch zwei kurze Hinweise bei Jesaja, aber die eigentliche Stelle über die Auferstehung aus den Toten, die Lehre von der Auferstehung, findet sich in Daniel 12. Dort wird beiderlei Auferstehung beschrieben: die Auferstehung zum Leben für die Heiligen, die zu einer besseren, größeren Befreiung stehen, und die Auferstehung zum ewigen Gericht für die anderen.
In Kapitel 26 des Buches Hiob gibt es noch eine weitere Stelle, die von der Auferstehung spricht. Sie ist aber nicht so deutlich wie die von Daniel 12. Dort heißt es: „Deine Toten werden lebendig, meine Leiche wird auferstehen. Wacht und jubelt, Bewohner des Staubes, denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Schatten gebären.“
Hier ist eine Auferstehung des Landes beschrieben – das Land steht auf, die Toten des Landes werden wieder lebendig. Es ist nicht eine allgemeine Auferstehung, sondern eher eine bestimmte. Die Stelle ist etwas dunkel, aber nicht so klar wie die von Daniel 12, die noch deutlicher ist. Dort wird jeder einzelne, der unter der Stauberde liegt, auferstehen.
In Hiob wird eher ein kollektives Gemeindebild gezeichnet, denn im Hebräischen heißt es „meine Leiche“. Die Israeliten sieht er als eine Leiche da liegen, und sie werden auferstehen.
Jedenfalls gibt es nur wenige Stellen im Alten Testament, aber Daniel 12 ist die deutlichste von allen. Damit endet diese Rede – ach nein, ein Vers noch: Vers 3.
Dort heißt es, dass die Verständigen, von denen wir in Kapitel 11, Vers 33 gelesen haben, die vielen unterweisen werden. Das waren die Treuen, die dem Volk treu geblieben waren und das Wort Gottes hochgehalten haben. Sie werden die anderen unterweisen. So war es ja auch zur Zeit der Makkabäer.
Sie wurden aber zum großen Teil getötet. Vers 3 sagt: „Und die Verständigen werden leuchten wie das Glitzern der Himmelsweite, und die, die die vielen zur Gerechtigkeit wiesen, wie die Sterne immer und ewiglich.“
Alle Gerechten, alle diese Treuen, die an Jahwe festgehalten haben, werden leuchten – immer und ewiglich. Der Herr Jesus hat auf diese Stelle Bezug genommen, als er in Matthäus 13, Vers 43 sprach von den Gerechten, die leuchten werden wie die Sonne im Königreich ihres Vaters.
Also Matthäus 13, Vers 43: „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Königreich ihres Vaters.“ Hier leuchten sie wie die Sterne und glitzern, dort leuchten sie wie die Sonne im Reich des Vaters.
Wir lernen, dass es eine Herrlichkeit für alle Heiligen in der Zukunft gibt, die ihnen hier versprochen wird. Je mehr sie hier Gutes getan haben oder je treuer sie hier gewesen sind, desto größer wird ihr Glanz dort sein.
Der Glanz spricht von Lohn, Herrlichkeit, Würde und Ehre. Wer hier das Licht Jesu leuchten lässt, wird dort strahlen wie die Sonne. Ein sehr schöner Vergleich – hier wie die Sterne, und der Herr Jesus sagt wie die Sonne.
Jetzt noch einmal zur Gliederung:
In Vers 1 haben wir das Auftreten Michaels und die Befreiung des Gottesvolkes aus der Bedrängnis. In Vers 2 folgt die Auferstehung zum ewigen Leben und zur ewigen Schmach. In Vers 3 wird der Lohn der Treuen beschrieben.
Vers 4 ist dann der Abschluss der Rede: „Aber du, Daniel, verschließe die Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes.“
Nun wird ihm noch einmal gesagt, wie schon in Kapitel 8, dass er das, was er gesehen hat, aufbewahren soll. „Versiegeln“ heißt verschließen. Er soll dafür sorgen, dass das nicht verloren geht. Natürlich durfte man Abschriften machen, das hat er sicher getan, damit auch andere es lesen konnten. Aber eine Kopie oder ein Original musste aufbewahrt werden, damit es ganz sicher da ist, wenn es gebraucht wird.
„Verschließe die Worte und versiegle das Buch“ – wie lange? Bis zur Zeit des Endes.
Was haben wir gelernt? Was ist die Zeit des Endes? Das ist die Zeit von Antiochus, wie Kapitel 8 sagt. Er soll es also aufbewahren bis zur Zeit von Antiochus, dem Ende des vierten Weltreiches.
In dieser Zeit brauchen sie dringend diese Botschaft. Gottes Volk muss wissen, wie es in dieser schweren Bedrängniszeit überleben kann, und dazu erhält es diese Botschaft.
So gibt Gott seinem Volk das Wort Gottes in die Hand und oft ganz konkrete Weissagungen, damit sie, wenn die Zeit gekommen ist, eine große Ermutigung haben, festzubleiben.
Parallelen zu Matthäus 24 und Lukas 21: Die grösste Bedrängnis
Gibt es noch Fragen zu diesen Versen? Drangsal steht dort nicht einfach so. Drangsal? Wo steht es denn, und wenn es steht, wo genau? Warum ist es nicht für die ganze Welt gemeint? Ist es eine schwere Zeit? Was bedeutet schwere Zeit? Ja, tatsächlich, Drangsal – eine Drangsal, wie es sie noch nie gab, seit Menschen auf der Erde leben.
Es ist eine Zeit der Bedrängnis, wie es sie noch nie gegeben hat und wie sie auch nie wieder sein wird, seitdem es ein Volk gibt bis zu jener Zeit. Der Zusammenhang liegt hier, in jener Zeit, in Vers zwölf.
Im ersten Vers heißt es: Bis dato wird es eine so starke Bedrängnis geben, wie sie bis zu Antiochus noch nie vorher gewesen ist. Diese Zeit kann man nicht mit anderen Drangsalen vergleichen. Der Herr Jesus hat in Matthäus 24 gesagt, sie sollen an Daniel denken. Es wird ein Gräuel der Verwüstung aufgestellt, das bezieht sich dort auf das Jahr 70 nach Christus.
Er sagt aber auch, es wird schlimmer kommen. Im Zusammenhang mit einem ähnlichen Vers sagt er, dass es schlimmer wird. Er fordert sie auf, an die Zeit des Antiochus zu denken, an den Gräuel der Verwüstung damals. So wird jetzt wieder ein Gräuel der Verwüstung aufgestellt oder errichtet werden.
Im Zusammenhang mit dieser Verwüstung sagt er in Matthäus 24, Vers 22, dass es eine Bedrängniszeit sein wird – eine große Bedrängnis, wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht geschehen ist. Also noch größer als die von Antiochus und auch keinesfalls wieder geschehen wird.
Das heißt, die größte Drangsal – es geht natürlich um Jerusalem. Es wird eine so große Bedrängnis in Jerusalem und Judäa geben, wie sie Judäa und Jerusalem noch nie gesehen haben und auch nie wieder sehen werden. Das ist die größte aller Drangsale, aus der Sicht von Jesus Christus.
In Matthäus 24 geht es um den Tempel. Er sagt: „Euer Haus wird euch öde gelassen werden“ (Matthäus 23,38). In Kapitel 23, Vers 36, sagt er: „Ich sage euch, dieses alles wird über dieses Geschlecht kommen, über dieses böse und ehebrecherische Geschlecht, das der Messias verworfen hat.“ Nicht über die Juden an sich, denn die Juden sind nicht böser als andere Menschen. Aber dieses Geschlecht, das der Messias damals verworfen hat in Israel, über dieses Geschlecht wird es kommen.
Er sagt, das Blut wird von Jerusalem gefordert werden. Dann spricht er zu Jerusalem: „Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt worden sind! Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel nimmt, und ihr wolltet nicht. Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen werden.“
Mit „euer Haus“ ist der Tempel gemeint, eigentlich Gottes Haus, aber auch ihr Haus. Die Jünger fragten dann: Wann wird das sein? Vers 2: „Seht ihr das alles nicht? Wahrlich, ich sage euch, hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen wird.“
Die Fragen waren: Wann wird das sein? Und was ist das Zeichen deiner Ankunft? Das sind zwei Fragen. Die Antwort des Herrn ist: Passt auf, es kommen schreckliche Dinge.
In Vers 15 heißt es: „Wenn ihr also den Gräuel der Verwüstung, von dem durch Daniel den Propheten geredet wurde, an heiligem Ort aufgestellt seht – der das liest, der bedenke es –, dann sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen.“
Warum sollen sie fliehen? Warum ist es so dringend? Er sagt es im Vers 21: „Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, eine solche, wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht geschehen ist und auch keinesfalls je geschehen wird.“
Zu diesem Zeitpunkt, im Zusammenhang mit der Zerstörung des Tempels, wird eine so große Bedrängnis sein, wie sie vorher nie war und wie sie nachher nie mehr sein wird.
Ist das auch wieder diese verkürzte Sicht, dass am Ende des Kapitels, am Ende des Verses 27, steht, dass Jesus wiederkommen wird? Dass die ganze Szene des 20. Jahrhunderts nicht mit dem Jahr 70 nach Christus erfüllt wurde? Ja, wir können jetzt nicht im Detail auf Matthäus 24 eingehen, aber möglich ist es schon mit der verkürzten Sicht. Wir wollen das offen lassen.
Wichtig ist für uns: Der erste Teil bezieht sich ganz sicher auf das Jahr 70 nach Christus, auf diese Bedrängnis und die Verwüstung, den Gräuel der Verwüstung.
Die Jünger hatten gefragt, wann das sein wird. Der Herr hat ihnen eine Antwort gegeben. Er hätte ihnen nicht gesagt: „Ich erzähle euch nicht, wann das sein wird, das wird erst in zweitausend Jahren sein.“ Nein, er sagt ihnen, dass sie achtgeben müssen und dass sie ein Zeichen bekommen, wann sie fliehen sollen.
Warum sollen sie fliehen? Weil dann eine so große Bedrängnis sein wird.
Was war diese gräuelverwüstende Geschichte? Die Parallelstellen helfen uns weiter. Wir müssen immer Bibel mit Bibel vergleichen, dann sind wir auf dem sichersten Weg.
Die Parallelstelle ist hier das Lukas-Evangelium. Es ist parallel, auch Markus, der im Wortlaut ziemlich exakt gleich ist. Das hilft uns jetzt nicht so viel weiter, aber Lukas hilft uns sehr.
Lukas 21 ist dieselbe Rede, nur mit anderen Worten. Vielleicht hat Jesus die Sätze länger gemacht, und Lukas hat andere Wörter verwendet, die Matthäus nicht benutzt hat. Das kann sein. Aber eins ist sicher: Es hilft uns, wenn wir die beiden nebeneinanderlegen und vergleichen.
In Lukas 21, Vers 7, befragen sie ihn: „Lehrer, wann wird das sein? Und was ist das Zeichen, wann das im Begriff ist zu geschehen?“ Es wird gesagt, dass Tage kommen, an denen kein Stein auf dem anderen bleiben wird, der nicht zerbrochen wird. Er spricht vom Tempel.
Dann sagt er: „Lasst euch nicht erschrecken.“ In Vers 12 heißt es: „Wenn sie die Hände an euch legen und euch verfolgen, dann…“ Sie werden euch verfolgen, aber sie sollen sich nicht sorgen, was sie reden sollen. Der Heilige Geist wird ihnen helfen (Vers 14).
Vers 18: „Kein Haar wird von eurem Haupt verloren gehen.“ Vers 19: „Durch eure Ausdauer gewinnt ihr eure Seelen.“
Dann kommt die Antwort auf die Frage: Wann wird das sein? Und was ist das Zeichen?
Er sagt: „Wenn ihr aber Jerusalem von Heerestruppen umringt seht, dann wisst, dass die Verwüstung nahegekommen ist. Dann sollen die in Judäa in Richtung der Berge fliehen, und die in ihrer Mitte sollen daraus entweichen. Die auf dem Land sollen nicht hineingehen, denn es sind Tage der Vergeltung, damit alles erfüllt wird, was geschrieben steht.“
Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen, denn es wird große Not sein im Land und Zorn in diesem Volk. Sie werden fallen usw.
Jetzt gehen wir noch einmal zurück zu Matthäus 24 und lesen das noch einmal: „Wenn ihr also den Gräuel der Verwüstung, von dem durch Daniel der Prophet geredet wurde, an heiligem Ort aufgestellt seht – der das liest, der bedenke es –, dann sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen. Der, der auf dem Dach ist, soll nicht hinuntergehen, um etwas aus dem Haus zu holen, und der, der auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um seine Oberkleider zu holen.“
Wehe den Schwangeren und Stillenden in jenen Tagen! Betet, dass eure Flucht nicht im Winter oder am Sabbat geschieht, denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht geschehen ist und auch keinesfalls je geschehen wird.
Die Parallele ist sehr groß: „Stillende Frauen, Achtung! Wehe den stillenden Frauen und Schwangeren!“ Es wird große Not und große Bedrängnis sein. Die fast gleichen Wörter werden hier verwendet.
Es geht um dieselbe Rede, um dieselbe Sache, um die Antwort auf dieselbe Frage: Wann wird das sein und was ist das Zeichen?
Die Parallele zum Gräuel der Verwüstung ist also: Wenn ihr Jerusalem von Heerestruppen umringt seht. Das ist die Parallele.
Das heißt, das Zeichen zur Flucht muss ein ganz klares Zeichen gewesen sein. Die Jünger mussten genau wissen: Jetzt müssen wir fliehen, und zwar sofort. Jetzt dürfen wir nichts mehr holen, nichts mehr mitnehmen, jetzt ist jede Minute wichtig.
Das muss ein eindeutiges Zeichen gewesen sein.
Lesen wir Lukas: Das Zeichen sind Heerestruppen. Lesen wir Matthäus: Das Zeichen ist der Gräuel der Verwüstung.
Das können nicht zwei verschiedene Zeichen sein. Es muss dasselbe Zeichen sein.
Das heißt, das eine muss das andere sein. Der Gräuel der Verwüstung bezieht sich auf die Heerestruppen, die Jerusalem umzingeln.
Es geht nicht anders, denn sie fragen nach einem Zeichen, und der Herr gibt ihnen ein Zeichen, nicht zwei. Sie wissen jetzt, wann sie fliehen müssen.
Es ist also ein sehr deutliches Zeichen.
Es gibt eine Parallele zur Danielszeit. Die Parallele ist eine eklige Verwüstung, der Gräuel der Verwüstung, und heilige Städte. Heilige Stadt, heilige Städte, die von Heiden betreten und eingenommen werden.
Die geschichtliche Erfüllung war dann im römisch-jüdischen Krieg.
Es gab mehrere Belagerungen in der Stadt. Mehrmals drangen Soldaten in die Stadt ein und nahmen sie ein. Mindestens drei Gelegenheiten gab es:
Erstens im Frühling 66, als der römische Statthalter eine Kohorte von Soldaten, ich glaube drei Kohorten, also etwa 1800 Soldaten, holte. Diese füllten Jerusalem und schlugen einen Aufstand nieder, dabei wurden 3000 Juden ermordet.
Im Herbst 66 kam der syrische Legat Cestius Gallus und belagerte Jerusalem. Er hätte fast die Stadt eingenommen, hätte die Belagerung noch etwas länger fortgesetzt. Doch aus irgendeinem Grund brach er die Belagerung ab und zog sich zurück. Die Zeloten verließen die Stadt und schlugen seine Truppen, wobei 6000 Römer getötet wurden.
Die dritte Belagerung war unter Kaiser Titus. Feldherr Titus belagerte die Stadt im Jahr 70 nach Christus. Über 80.000 Soldaten umzingelten die Stadt und belagerten sie fünf Monate lang.
Die Menschen verhungerten langsam und töteten sich gegenseitig, denn es gab Bürgerkrieg in der Stadt und Belagerung von außen. Es war eine schreckliche Zeit.
Titus sagte: „Wir brauchen nur zu warten, die Juden töten sich selbst.“ Als es soweit war, die Stadt zu stürmen, zerstörten sie alles und setzten den Tempel in Brand.
Eigentlich wollte Titus den Tempel bewahren, denn er wusste um den Wert des Goldes im Tempel. Doch es war zu spät, der Tempel brannte schon.
Als die Soldaten sahen, dass der Tempel brannte und das Gold heiß wurde und herunterfloss, räumten sie jeden Stein weg, um an das Gold zu gelangen.
So wurde der ganze Tempel eingeebnet, Stein auf Stein – kein Stein blieb auf dem anderen.
Irgendwo hier muss man die Erfüllung suchen, bei diesen dreimaligen Einfällen der Soldaten in die Stadt.
Fortsetzung in Kapitel 12: Engel und Zeitdauer der Bedrängnis
Gut, jetzt aber zurück zum Text in Daniel zwölf – oder wie ist das mit einem Lied und so?
Ich suche gerade. Also, wenn jemand gerade einen Leser hat, den Liederbüchler, dann geht man nicht so gut aus. Herrlich, diese Lieder! Ja, Kapitel zwölf, Vers 5: „Jetzt kommt noch ein Gespräch, und ich, Daniel, schaute, und siehe, zwei andere standen da, einer diesseits am Ufer des Stromes und einer jenseits am Ufer des Stromes.“
Hier haben wir zwei weitere Engel, die von dem Sprechenden unterschieden werden. Es scheint mir fast, als ob es nicht doch vier Engel sind. Der eine ist der Engel des Herrn, in Linnen gekleidet, der andere war Gabriel, der Daniel schon früher erschienen war, und hier zwei weitere. Also, ich meine fast, es sind vier Engel, die hier sind.
Einer von diesen zwei Engeln sagte zu dem in Linnen gekleideten Mann – das ist dann der Engel des Herrn, der oben über dem Wasser des Stromes war. Also, einer steht links, einer steht rechts, einer schwebt über dem Wasser, und dieser Gabriel ist auch noch da. Na ja, mindestens drei sind es, aber schauen wir weiter.
Er sagte zu dem in Linnen gekleideten Mann, der oben über dem Wasser des Stromes war – bitte, wenn ich kurz stoppen darf: Der Engel des Herrn schwebt immer noch über dem Strom, über dem Tigris. So, als ob er den Lauf der Geschichte überwacht, so wie er den Lauf des Stromes überwacht, das Wasser, das da fließt, so überwacht er auch den Lauf der Geschichte, den Fluss der Geschichte der Völker.
Jedenfalls wird dieser gefragt: Wie lange ist das Ende? Oder: Wie lange dauert das Ende dieser außergewöhnlichen Dinge? Man könnte auch übersetzen: Wie lange dauert die Zeit des Endes dieser außergewöhnlichen Dinge? Gemeint ist einfach, es wird nach einem Zeitraum gefragt, nach dem letzten Zeitraum, also diesem letzten Zeitabschnitt. Der interessiert Daniel. Wie lange dauert das Ganze, das Ende dieser außergewöhnlichen Dinge?
Welche außergewöhnlichen Dinge sind das? Na ja, dieser Ausnahmezustand, diese schreckliche Zeit, die Bedrängniszeit, die schwere Leidenszeit des Gottesvolkes, von der jetzt die ganze Zeit die Rede war. Es geht immer noch um die Bedrängniszeit Israels, die Zeit von Antiochus, wo er das Volk so schlimm zum Leiden bringt.
Für mich ist interessant hier, dass die Engel sich interessieren. Es ist ja ein Engel, der fragt. Die Engel interessieren sich für die Bedrängnisse des Gottesvolkes – sehr interessant. Sie staunen hier, sie sehen zu, wie das Gottesvolk leiden muss. Sie wissen doch einiges, aber sie wissen über die Zukunft nichts. Sie müssen den Herrn fragen über die Zukunft.
Also, die Engel wissen es nicht, sie können uns nicht Bescheid geben über die Zukunft, das kann nur der Herr selber.
Vers 7: „Und ich hörte den in Linnen gekleideten Mann, der oben über dem Wasser des Stromes war, und er erhob seine Rechte und seine Linke zum Himmel“ – also eine Geste des Schwurs, jetzt wird geschworen.
„Bei Gott wird geschworen“, natürlich, auf ihn beruft man sich. Er schwor bei dem, der ewig lebt. Und was schwor er? Auf eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit – so lange ist die Antwort auf die Frage „Wie lange?“ Die Antwort ist: dreieinhalb Zeiten.
Und wieder: Beachten wir das – Zeit, doppelt so lange, Doppelzeit, halbe Zeit. Man könnte meinen eins, zwei, vier gibt sieben. Nein, eins, zwei, halb – es wird abgekürzt, die sieben wird geschnitten, dreieinhalb Jahre.
Übrigens schreibt Josephus Flavius dasselbe in seinem Buch Die jüdischen Altertümer. Er schreibt im Buch Der jüdische Krieg, Kapitel 1, Vers 32: „Letztere nahm Zuflucht zu Antiochus, da der König persönlich mit einer sehr starken Kriegsmacht gegen Jerusalem marschierte. Er nahm die Stadt mit stürmischer Hand und ließ eine große Zahl von Juden über die Klinge springen und gestattete nicht bloß seinen Soldaten eine zügellose Plünderung, sondern legte selbst Hand an die Schätze des Tempelhauses und unterbrach das immerwährende tägliche Opfer auf drei Jahre und sechs Monate.“
Also Josephus Flavius hat das auch. Er war nicht gläubig, war ein jüdischer Verräter, der zu den Römern übergelaufen ist.
Oder im anderen Buch, im fünften Buch, Vers 394: „Als Antiochus mit dem Beinamen Epiphanes nach vielen maßlosen Freveln gegen die Gottheit sich zuletzt vor dieser Stadt lagerte, da stürzten sich unsere Vorfahren mit den Waffen die Hand gegen ihn, um zu erreichen, dass sie selbst im Kampfe hingemetzelt werden. Überdies wurden die Stadt von den Feinden vollständig ausgeraubt und das Heiligtum für drei Jahre und sechs Monate verödet.“
Drei Jahre und sechs Monate. Also diese Zeit, drei Jahre und sechs Monate, ist auch parallel zu der Zeit der Drangsale, der Zeit der Propheten Gottes unter Isebel. Die böse Isebel hat die Propheten Gottes auch dreieinhalb Jahre verfolgt, und es gab keinen Regen in der Zeit, die Zeit von Elia. Und so auch hier.
Er sagt also dreieinhalb Zeiten, also auf eine Zeit, Zeit und eine halbe Zeit. Und wenn die Zerschmetterung der Kraft des heiligen Volkes vollbracht sein wird, dann werden alle diese Dinge vollendet sein.
Bitte beachten wir die Übersetzung. Ich glaube, Luther hat es anders. Kann es sein? Wenn die Zerschmetterung der Kraft, also die Zerstörung, da weicht Luther ab. Aber Elberfelder und Schlachter, glaube ich, haben das richtig: Zerschlagung, Zerschmetterung, Zerschlagung – die Zerschlagung des Volkes.
Ich denke, dass Luther hier sich irgendwie von irgendwas falsch leiten ließ. Er hat hier nicht Recht in der Übersetzung. Hier muss man Luther korrigieren. Schlachter und Elberfelder haben das korrigiert. Es geht um die Zerschmetterung, nicht um die Zerstreuung, die Zerschmetterung der Kraft.
Was sagt denn die Synodale? Vollständige Zerschmetterung der Kraft des Volkes. Also gleich.
Das Volk – bitte erinnern wir uns, wir dürfen nicht vergessen, was wir in Daniel 8 gelesen haben. Daniel 8 hat das ja gesagt. Gehen wir wieder zurück zu Daniel 8, dort war ja dieselbe Rede von derselben Sache.
Daniel 8, Vers 10: „Dieses Horn wuchs an bis an das Heer des Himmels, es warf einige von dem Heer der Sterne zur Erde herab und zertrat sie. Selbst bis an den Obersten des Heeres wuchs er, und er nahm ihm das regelmäßige Opfer weg, und die Stätte des Heiligdienstes wurde gestürzt, und ein Opferdienst wurde verbrecherisch gegen das regelmäßige Opfer eingerichtet.“
Das ist jetzt Elberfelder gewesen. Und weiter unten, Vers 13: „Bis wann gilt das Gesicht von dem regelmäßigen Opfer und dem entsetzlichen Verbrechen, dass sowohl das Heiligtum als auch das Heer zur Zertretung preisgegeben sind?“ Das Heer, das israelitische Heer, das Volk ist der Zertretung preisgegeben.
Und hier spricht er von der Zerschmetterung des Volkes. Es ist also genau diese Zeit der Drangsal Israels. Da wurde nicht nur der Tempel, sondern auch das Volk zerschmettert. Das heißt, viele, viele wurden getötet und niedergeworfen.
Welche Übersetzung war das? War es die Elberfelder? Ja, das war die korrigierte Elberfelder nach Thomas Jettl. Wir hatten das schon im Kapitel 8, als wir dort waren, hatten wir diese Diskrepanz. Die einen haben „Opferdienst“ und die anderen sagen „das Heer“. Ich meine, dass hier „Heer“ übersetzt wird. Auch Karl Delitzsch meint, dass es hierher gehört.
Was sagt denn hier die Synodale, Kapitel 8, Vers 13 zum Schluss? „Dass das Heiligtum und das Heer oder der Opferdienst zur Zertretung preisgegeben sind.“ Keine Rede vom Heer. Die Schlachter hat, glaube ich, auch nicht „Heer“. Nur Karl Delitzsch und ich haben „Heer“. Bitte?
Adi: Neuer Luther Herr, das freut mich, noch jemand, der mich stützt.
Ja, es geht um die Hingabe des Volkes, des israelitischen Volkes. Schon auch die Synodale. Auch das, sehr gut.
Ja, gut, also es geht um dieses, um diese – das ist gemeint mit der Zerschmetterung des Volkes. Es geht wieder um die gleiche Zeit, nicht? Und ich habe früher immer gemeint, jetzt springt er plötzlich zweitausend Jahre in die Zukunft oder dreitausend Jahre in die Zukunft. Nein, es ist immer noch in der gleichen Zeit. Es spricht immer vom Selben. Das passt ja auch viel besser in den Zusammenhang, es geht immer um den gleichen Kontext.
Zurück, Kapitel 12: „Wenn die Zerschmetterung der Kraft des heiligen Volkes vollbracht sein wird, dann werden alle diese Dinge vollendet sein.“ Das heißt, Gott hat hier eine Zeit bestimmt, es sind dreieinhalb Jahre, und dann ist diese Zerschmetterung vollendet oder vollbracht.
Das heißt nicht, dass dann alle Juden tot sind, sondern einfach, die Zerschmetterung ist vollbracht. Die Leidenszeit ist jetzt auch voll, das Volk liegt am Boden, aber jetzt greift Gott ein, und jetzt hilft er ihnen.
Durch den Makkabäer-Widerstand kam es dann zur Wende. Dann werden diese Dinge vollendet sein, dann wird das fertig sein.
Vers 8: „Und ich hörte es, aber ich verstand es nicht.“ Nun klar, dass Daniel es nicht verstand. Wir haben ja auch lange Mühe, bis wir das verstehen, obwohl wir viel später leben und jetzt schon hinter der Erfüllung von all dem stehen.
„Ich verstand es nicht und ich sagte: Mein Herr, was wird der Ausgang, also das Letzte, das Ende von diesem Sein?“
Das Wort hier mit Ausgang kann man am besten übersetzen mit „das Letzte“. Wo führt das alles hin? Ist dann alles Schluss? Was ist dann?
„Mein Herr, mein Gebieter“, sagte Daniel, „und er sagte: Geh hin, Daniel, denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes.“
Er bekommt eigentlich keine wirkliche Antwort auf diese Frage, aber ein bisschen später bekommt er doch noch Antwort.
Er sagt also: „Geh hin, Daniel, denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein“ – das heißt, sie sollen gut aufbewahrt sein bis zur Zeit des Endes. Genau dann, wenn Antiochus auftritt, dann sind diese Worte nötig, dann brauchen sie sie.
„Viele werden sich reinigen und weiß machen und läutern.“ Diesen Ausdruck haben wir schon in Kapitel 11, Vers 35 gehabt. Durch diese Bedrängnisse wird man gereinigt und weiß gemacht und geläutert.
Viele werden sich gerade durch diese Bedrängnisse nämlich reinigen, weiß machen und läutern. Aber die Ehrfurchtslosen, also die Frevler, werden frevelhaft handeln, und alle Frevler werden es nicht verstehen.
Die Verständigen aber werden es verstehen. Die Verständigen, das sind die Gläubigen, die Treuen. Die werden es verstehen.
Das heißt, Gott verspricht hier den Treuen, wenn sie dann leben werden zu dieser Zeit von Antiochus, dass sie dann den Durchblick bekommen, weil sie dann die Schrift vor Augen haben. Sie werden die Schrift studieren und sie werden Licht bekommen, weil sie die Bibel haben.
Die anderen bekommen kein Licht, werden nichts verstehen. Das heißt, Gott erwartet von den Verständigen, dass sie Gottes Wort studieren. Gott setzt das voraus.
Verständige sind solche, die Gottes Wort studieren. Und wer Gottes Wort nicht studiert, der geht zu den Törichten.
Und Gott setzt voraus, dass die, die das Wort Gottes studieren, auch Hilfe bekommen vom Heiligen Geist, dass sie es verstehen.
Es wird dann mehr und mehr Licht. Ist ja klar: Wenn die, die diese Worte studiert haben, wenn die dann sehen die Erfüllung, sie sehen zum Beispiel die Ermordung des Hohen Priesters Onias, und dann sehen sie das Nächste und das Nächste, und dann sehen sie, wie der Gräuel der Verwüstung aufgestellt wird, dort im Tempel, und dann sehen sie, wie das regelmäßige Opfer vorher, das regelmäßige Opfer abgeschafft wird, dann geht ihnen das Licht auf.
Dann wissen sie genau, in welcher Zeit sie leben, und sie wissen sogar ungefähr, wie lange es jetzt noch geht.
Nämlich Vers 11: „Von der Zeit an, da das beständige Opfer weggenommen wird, und zwar um den Gräuel der Verwüstung zu geben oder auszuüben, sind es 1290 Tage.“
Das heißt, die können jetzt tatsächlich anfangen zu zählen: Wann ist das beständige Opfer aufgehört, wann wurde es verboten? Ab diesem Tag 1290 Tage, und dann haben wir es überstanden, fast überstanden, sagt er.
„Von der Zeit an, da das beständige Opfer weggenommen wird, um den Groll der Verwüstung zu geben, sind 1290 Tage. Glückselig der, der ausharrt und erreicht 1335 Tage“ – dann noch einmal 45 Tage – „und dann ist die Sache wirklich überstanden.“
Das heißt, sie bekommen ganz klare, ganz klare Anweisungen, und für diese schwere Zeit hat Gott erachtet, ihnen wirklich sogar die Tageszahl zu geben.
Wenn man weiß, es geht nur noch so viele Tage, dann kann man besser durchhalten.
Hat man auch – ob die Makkabäer das dann auch gesehen haben? Das haben wir keine Überlieferungen. Da steht nirgends was, auch nicht im Makkabäerbuch. Aber im Makkabäerbuch steht diese Zahl dreieinhalb Jahre, die kommt vor. Ich habe es jetzt nur nicht zur Hand, ich weiß nicht wo, aber es kommt vor, die dreieinhalb Jahre. Aber nicht, dass sie es gezählt hätten.
Es war ja so: Die Zeit von Gräuel der Verwüstung, Aufrichtung des Gräuels der Verwüstung bis zur Tempeleinweihung war drei Jahre und zehn Tage.
Der 15. Dezember 168 war der Groll der Verwüstung aufgestellt, und die Einweihung des Tempels war 25. Dezember 165 v. Chr. Das sind drei Jahre und zehn Tage.
Das heißt, aber hier spricht er von dreieinhalb Jahren – gut, dreieinhalb Jahre.
Das heißt, wir haben noch ein halbes Jahr, dann muss also das andere schon ein halbes Jahr früher begonnen haben. Denn vor dem Groll der Verwüstung in Israel wird das beständige Opfer abgeschafft, verselbst.
Von der Zeit an, da das beständige Opfer weggenommen wird, um den Gräuel aufzustellen. Das heißt, das eine wird getan, um das andere zu erreichen.
Aber dieser Götzengräuel wird nicht am gleichen Tag aufgestellt, offensichtlich.
Da ist noch eine Zeit dazwischen, zwischen Verbot zu opfern und Aufstellung des Gräuels der Verwüstung muss noch eine gewisse Zeit verstrichen sein.
Und das eine wird getan, um das andere zu erreichen. Das heißt, die Opfer werden deshalb verboten oder mit dem Ziel verboten, weil er jetzt einen Götzengräuel aufstellen wollte im Tempel.
Und nicht nur im Tempel, es gab dann im ganzen Land lauter Altäre des Zeus, die waren lauter Götzengräuel, die auch noch sonst noch aufgerichtet wurden.
Dann muss es also irgendwann im Sommer gewesen sein, wann diese Opfer aufhörten, und der Gräuel war dann im Dezember, und dann noch mal drei Jahre, dann haben wir dreieinhalb Jahre.
Und dann muss man aber noch 45 Tage warten. Was sind die 45 Tage? Wieso noch 45 Tage?
„Glückselig, der das noch übersteht. Wenn du das überstanden hast, ist alles überstanden.“
Es ist interessant: Wenn man rechnet vom 25. Dezember, und wenn man dann 45 Tage zählt, dann kommt man in Mitte Februar.
Und Mitte Februar ist wahrscheinlich der Termin, wo Antiochus gestorben ist.
Wir haben leider kein Datum, aber es war noch Winter, sagen sie, es war noch Winter, als er gestorben ist, als er diese Festung, diesen Tempel in Persien angegriffen hat, so im Winter.
Das heißt, das würde passen. Das heißt, es könnte sein, dass der Abschlusspunkt wirklich der Tod des Antiochus ist, ungefähr im Februar 164 v. Chr.
Sind dazu noch Fragen?
Diese würde ja vielleicht auch nach einem anderen Standpunkt her passen, weil der Herr abwartet, jedoch sehr mächtig, dass der Erlaubte, der über Silesien umstimmt, tot ist, an Antiochos Tod war, wo die Karnung der Soldaten tagen, verlobt.
Ja, dass er daher sozusagen gewusst hat, es ist so, die Bedrängnisse waren dann wirklich vorbei. Als Antiochus tot war, war die Bedrängniszeit endlich abgeschlossen, war es wirklich überstanden.
Bitte darf ich noch etwas aufmerksam machen.
Es gibt ja Kommentare, wenn man so Kommentare liest, dann heißt es manchmal: Ja, diese 1290 Tage beziehen sich auf irgendeine Zeit in der Zukunft, in zweitausend Jahren in der Zukunft.
Aber mir hat das sehr viel geholfen, wenn man vergleicht, was er hier sagt in Kapitel zwölf Vers elf.
Wenn wir das vergleichen mit Kapitel elf Vers einunddreißig, stellen wir uns mal die zwei Verse gegenüber.
Ich glaube, ich habe eine Folie dazu, ich suche sie gerade.
Wir haben ja hier zum Beispiel, hier ist jetzt zuerst die Rede von den zweieinhalb Seiten, dreieinhalb Zeiten, Vers sieben, und dann fragt er: Was ist der Ausgang von diesem?
Und dann sagt er: Von der Zeit an, da das beständige Opfer weggenommen wird, und zwar um den verwüstenden Gräuel aufzustellen, sind 1290 Tage. „Selig der, der ausharrt und erreicht dreihundertfünfunddreißig.“
Und jetzt, wenn wir den anderen Text nehmen, in Kapitel elf, Vers 31: „Streitkräfte werden entstehen von ihm und das Heiligtum, die Burgfeste entweihen und werden das beständige Opfer wegnehmen und den verwüstenden Gräuel aufstellen.“
Da haben wir diese Begriffe: Sie werden das beständige Opfer wegnehmen und den verwüstenden Gräuel aufstellen.
Und hier nochmals: Das beständige Opfer weggenommen wird, von der Zeit, wo das beständige Opfer weggenommen wird, und um den verwüstenden Gräuel aufzustellen.
Sehr, sehr ähnlich: „werden das beständige Opfer wegnehmen und den verwüstenden Gräuel aufstellen.“ Und das soll nicht das Gleiche sein? Das soll sich nicht auf dasselbe beziehen?
Es sind ja die gleichen Wörter, der Zusammenhang legt nahe, es geht um die gleiche Sache.
Warum soll das jetzt ein Gräuel sein von etwas anderem?
Es geht immer um dasselbe im Danielbuch.
Ich erinnere an Kapitel 8, da hatten wir dasselbe.
Daniel Kapitel 8, Vers 11, da in der Mitte, was unterstrichen ist: „Es nahm ihm das beständige Opfer weg. Das kleine Horn nimmt Gott, nimmt dem Herrn das beständige Opfer weg, und die Stätte seines Heiligtums wurde niedergeworfen, und ein Heer wird hingegeben werden samt dem beständigen Opfer.“
Also alle diese Ausdrücke drehen sich um das beständige Opfer und um den Frevel, den Verwüstungsfrevel.
Alle diese Ausdrücke, Kapitel 8, Kapitel 11, Vers 31, und Kapitel 12, Vers 11 – das zeigt, dass es sich um die gleiche Sache handelt.
Vers 13: „Du aber gehe hin bis zum Ende.“ Also jetzt kommt eine letzte Aufforderung an Daniel.
Jetzt habe ich hier die ganze Gliederung.
Vers 8 bis 12 war also zuerst über den Ausgang der Bedrängnis die Frage.
Daniel fragt: Wie ist es mit dem Ausgang? Er bekommt keine Antwort, Vers 8.
Dann bekommt er wieder den Auftrag, diese Worte zu versiegeln, Vers 9.
Dann redet er über die Verständigen und über die Frevler. Die Verständigen werden verstehen, die Frevler werden es nicht verstehen, Vers 10.
Dann über die Zeitdauer der Bedrängnis und einen Aufruf zum Ausharren: Selig der Ausharrt und erreicht 1335 Tage.
Und jetzt zum Schluss, in Vers 13, kommt eine persönliche Ermutigung und ein Hinweis auf sein eigenes Los.
„Am Ende der Tage, nicht am Ende des Antiochus, jetzt kommt es am Ende der Tage: Du aber gehst du hin bis zum Ende und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Losteil am Ende der Tage.“
Also er soll jetzt hingehen, der Daniel, er soll jetzt, er hat seinen Dienst getan, er soll jetzt hingehen, wo Gott ihn noch erwartet.
Zu einem ewigen Losteil, ein Erblos.
Das Wort, das hier verwendet wird, ist das Wort, das im Josua-Buch verwendet wird, wenn die Israeliten ins Land kommen. Jeder bekommt sein Losteil, sein Erblos, sein Land, sein Stück Land.
Und der Herr sagt Daniel, da wartet ein Stück Land auf dich, da wirst du ruhen, wirst auferstehen zu deinem Stück Land, das ich dir geben werde, ein ewiges Land am Ende der Tage.
Ende der Tage ist jetzt wirklich Ende der Tage, das ist definiert, das Ende, nicht das Ende von – er sagt nicht einfach „geh hin zum Ende“, sondern er sagt: „Du wirst auferstehen am Ende der Tage.“
Ist das eine Heilszusicherung?
War im Testament gesagt?
Das ist ja schon, das ist so, wie man sie jetzt hinein gerüstet hat.
Ein ewiges, ein ewiges, wie sagt Petrus, ein ewiges, unvergängliches, unverwelkliches Erblos, Erbteil, Losteil in ihm.
Aber hier ist es ja persönlich.
Ja, hier ist es ja persönlich allein.
Ja, was meinst du? Du meinst, er bekommt… Er bekommt hier die persönliche Zusicherung.
Ja, aber wir doch auch.
Wenn wir die Gieber, ja gut, wenn wir die Gieber lesen, ist es nun aber immer noch früh, wenn die nicht sind.
Ja, wenn wir, wenn wir auf den Christus, auf den Herrn unsere Hoffnung setzen, auf die Gnade, dann wird er uns beschenken.
Jetzt sind wir so im Großen und Ganzen mit dem Text fertig.
Sind da noch Fragen?
Zuerst einmal Fragen zum Text, rein zum Text, zu solchen.
Die Römer kamen unter Pompeius 63 vor Christus, haben dann Jerusalem, haben dann Israel besetzt, aber nicht zerstört, einfach besetzt.
Das ging recht schnell.
Aber mit dem Kommen der Römer kam noch wer.
Die Römer kamen 63, im Jahr fünf vor Christus kam noch wer in Bethlehem.
Und das ist das Ziel der Geschichte, dieser eine, der König Israels, der wahrhaftige König.
Er hat dann das Königreich gepredigt und dann hat er es aufgerichtet und noch nicht fertig.
Nicht, dass er mit seiner Himmelfahrt fertig war, er hat sich auf den Thron gesetzt, da waren noch Feinde, die zu unterwerfen waren.
Aber er hat gesagt, er hat zitiert Psalm 110, Petrus hat zitiert Psalm 110: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich lege alle deine Feinde zum Schemel deiner Füße, herrsche inmitten deiner Feinde.“
Es ist eine Zeit lang, wo er unter den Feinden herrscht.
Und dann sind die Feinde unterworfen, und dann gibt es keine Feinde mehr.
Von diesem Königreich war in Kapitel 2 die Rede, Kapitel 2 am Ende, Kapitel 7 am Ende.
Kapitel 9 der Ausblick auf die ewige Gerechtigkeit und das Heiligste, das gesagt wird, hier die Auferstehung, wo die Gläubigen dann leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste.
Dieser Ausblick ist immer wieder in Daniel bei allen Prophezeiungen, außer in Daniel 8, da steht jetzt nicht direkt was.
Aber Daniel 2, Daniel 7, Daniel 9 und Daniel 12 sind der Ausblick auf das ewige Reich.
Fragen und Antworten zum Buch des Lebens und zur Auferstehung
Wie ist in Stolzvers 1 das mit dem Buch gemeint? Also, wir haben, was eben gesagt wurde, in Mose. Mose sagt noch einmal „Buch des Erlebenden“. Das im Alten Testament bedeutet, dass die jetzt am Leben sind. Gott hat sie in einem Buch, dem Buch des Lebens, das für diejenigen ist, die leben und leben wünschen.
Wie ist das denn hier? Es steht, dass in jener Zeit ein Volk gerettet werden wird, jeder, der im Buch aufgeschrieben ist. Das bedeutet, dass von denen keiner sterben wird. Ich meine, es bezieht sich auf die Treuen in Israel, die treu geblieben sind und noch nicht gestorben sind. Denn von den Gestorbenen spricht er dann sowieso gesondert.
Ich denke, er meint, dass der Herr sein Volk, das Volk seiner Treuen, befreien wird. Und die Befreiung geschieht, indem der Feind erledigt wird. Tatsächlich war es dann so, dass die Befreiung eintrat. Die Wachaber erreichten eine achtzigjährige Befreiung. Aber die Geschichte war noch nicht vollendet. Der Feind war überwunden, und der Ausblick auf den Messias war da. Doch sie mussten noch mehr als hundert Jahre warten, bis der Messias kam. Das ist ein anderes Thema.
Das Ziel dieses Buchs ist, diese furchtbare Drangsalzeit, die auf das Volk Gottes wartet, zu beschreiben. Wie werden sie diese überstehen? Das Ziel war, sie auf diese Drangsalzeit vorzubereiten, damit sie nicht zu diesem Feind abfallen. Und das ist dann auch wirklich erreicht worden. Die Geschichte beweist es.
Also denke ich, das Buch des Lebens ist hier das Buch derer, die an den Herrn glauben und noch physisch leben. Im Psalm 69 heißt es: „Lösche sie aus dem Buch des Lebens“, sagt der Psalmist. „Lösche sie aus dem Buch des Lebens, aus dem Buch, das du geschrieben hast“ (Psalm 69,29). Die Feinde sollen ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens und nicht eingeschrieben werden mit den Gerechten.
Also, die Gerechten sind im Buch des Lebens, und die Ungerechten sollen gelöscht werden aus dem Buch des Lebens. Sie sollen sterben. Wer den physischen Tod stirbt, der ist natürlich auch außerhalb jeglicher zukünftiger Heilsverheißungen Israels. Er bekommt keine Verheißungen. Die anderen bekommen Verheißungen, und zwar Verheißungen aus der Auferstehung von den Toten.
Wir wollen uns jetzt einfach noch eine Fragezeit nehmen. Ansonsten bin ich für mich inhaltlich abgeschlossen.
