Von der Sehnsucht nach einem guten Ende
Ich liebe Filme, die mit einem richtig guten, vielleicht sogar etwas überraschenden Happy End enden. Ja, solche Filme kennt ihr sicher. Ein Beispiel für einen Film in dieser Kategorie könnte so aussehen:
Ein junges Paar ist ganz glücklich miteinander. Sie planen ihre Hochzeit und kaufen vielleicht schon die Ringe oder etwas Ähnliches. In der nächsten Szene sehen wir den jungen Mann, der zur Arbeit muss. Er arbeitet in einem Restaurant. Während des Arbeitstages gehen Textnachrichten hin und her. Die Sehnsucht nach seiner Verlobten ist riesengroß.
Dann leert sich das Restaurant, und wir sehen die letzte Nachricht: „Ich kann es gar nicht abwarten, bald ist Schluss, dann sehen wir uns wieder.“ Alle verlassen das Restaurant, nur noch eine Gruppe sehr fein gekleideter Leute sitzt dort. Plötzlich gehen die Türen auf, eine Terrortruppe kommt herein, nimmt die ganze Gruppe gefangen und nimmt auch den Kellner mit.
Sie befinden sich nun in einem dunklen Raum. Es stellt sich heraus, dass die Gruppe, die dort war, eine Mafiagruppe ist. Die anderen gehören einem anderen Clan an. Zwischen diesen Clans gibt es große Kämpfe, und es soll viel Geld erpresst werden. Alles ist sehr aufregend.
Die junge Frau wartet auf ihren Verlobten, doch er kommt nicht. Irgendwann erfährt sie, dass er entführt wurde. Die Situation ist sehr dramatisch. Die Kidnapper werden richtig böse, weil keine Lösegeldforderungen erfüllt werden. Sie fangen an, einen nach dem anderen aus der Familie zu töten. Der Kellner wird für den Sohn des Mafiabosses gehalten, und jetzt ist er an der Reihe.
Alle Befreiungs- und Fluchtversuche scheitern. Er ist durchgeschwitzt und verletzt. Nun kommt das Ende: Melancholische Musik spielt, draußen prasselt der Regen gegen die Fensterscheiben. Noch einmal sehen wir die Verlobte, die weint, vor ihrem Bett niederkniet und verzweifelt betet.
Dann sehen wir in Zeitlupe, wie der Gangsterboss die Waffe nimmt, sie auf den Kellner richtet und den Finger an den Abzug legt. In diesem Moment gehen die Türen auf, die Polizei stürmt herein, und alles wird gut.
Der Verlobte kommt zu seiner Verlobten. Draußen im strömenden Regen nehmen sie sich zwischen den Polizeiautos in die Arme. Der Film endet mit einem Happy End.
So muss ein guter Film laufen. Wenn ein Film jedoch nicht so endet und statt eines Happy Ends ein trauriges Ende zeigt, lässt uns das oft sehr bedrückt zurück.
Die biblische Geschichte und ihre unterschiedlichen Enden
Nun, wir wissen, die Bibel hat eine große Geschichte, und sie endet mit einem Happy End, das – wie in jedem guten Film – natürlich nicht wirklich das Ende aller Dinge ist.
Aber in der Bibel finden wir auch Berichte, ja ganze Bücher, die eben nicht mit einem Happy End enden. Zu einem solchen Buch und zu einem solchen Kapitel kommen wir heute.
Wir beenden heute unsere Predigtserie durch das erste Buch Samuel, das wir seit Wochen und Monaten Stück für Stück durchgearbeitet haben. Wenn wir das Buch noch nie gelesen haben, dann ist vielleicht die Erwartung, dass jetzt am Ende dieses ersten Teils der beiden Samuelbücher ein Happy End kommt. Aber wir werden sehen, dass das, was wir hier lesen, im ersten Moment überhaupt nicht das ist, was wir uns vielleicht erhoffen würden.
Wie schon im Großteil des Buches tobt ein Kampf zwischen Israel und den Philistern. Ich lese uns aus 1. Samuel 31, beginnend mit Vers 1. Wenn ihr mitlesen wollt: In den ausliegenden Bibeln sind das die Seiten 310 und 311.
Die Philister aber kämpften gegen Israel, und die Männer Israels flohen vor den Philistern und blieben erschlagen liegen auf dem Gebirge Gilbor. Die Philister waren hinter Saul und seinen Söhnen her und erschlugen Jonathan, Nabinedab und Malkischur, die Söhne Sauls.
Der Kampf tobte heftig um Saul, und die Bogenschützen fanden ihn. Er wurde schwer verwundet von den Schützen. Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: „Zieh dein Schwert und stich mich damit, damit nicht diese Unbeschnittenen kommen und mich erstechen und ihren Spott mit mir treiben.“
Aber sein Waffenträger wollte nicht, denn er fürchtete sich sehr. Da nahm Saul das Schwert und stürzte sich hinein. Als nun sein Waffenträger sah, dass Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb mit ihm.
So starben Saul und seine drei Söhne, sein Waffenträger und alle seine Männer an diesem Tag miteinander.
Als aber die Männer Israels, die jenseits der Ebene und gegen den Jordan hin wohnten, sahen, dass die Männer Israels geflohen waren und Saul und seine Söhne tot waren, verließen sie die Stätte und flohen ebenfalls. Da kamen die Philister und wohnten darin.
Am anderen Tag kamen die Philister, um die Erschlagenen auszuräumen, und fanden Saul und seine drei Söhne, wie sie gefallen auf dem Gebirge Gebor lagen. Da schlugen sie ihm das Haupt ab, nahmen ihm seine Rüstung ab und sandten sie im Philisterland umher, um es im Haus ihrer Götzen und unter dem Volk zu verkünden.
Sie legten seine Rüstung in das Haus der Astate, aber seinen Leichnam hängten sie an die Mauer von Betschean.
Als die Leute von Jabesch in Gilead hörten, was die Philister Saul angetan hatten, machten sich alle streitbaren Männer auf und gingen die ganze Nacht hindurch. Sie nahmen die Leichname Sauls und seiner Söhne von der Mauer zu Betschean, brachten sie nach Jabesch und salbten sie dort.
Dann nahmen sie ihre Gebeine und begruben sie unter dem Tamariskenbaum bei Jabesch und fasteten sieben Tage.
Das düstere Ende Sauls und seine Bedeutung
Was für ein düsteres Kapitel! Hier lesen wir von der vernichtenden Niederlage Gottes Volk, Israel. Die Truppen Sauls werden vollständig vernichtet. Die Söhne Sauls, unter ihnen der wunderbare Jonathan, werden getötet. König Saul wird schwer verletzt. Sein Waffenträger will ihn nicht töten, und so begeht Saul Selbstmord. Anschließend tötet sich auch sein Waffenträger.
Was wir in Vers 6 lesen, beschreibt das ganze Ausmaß des Dramas: „So starben Saul und seine drei Söhne, sein Waffenträger und alle seine Männer miteinander an diesem Tag.“
Doch dann wird es noch schlimmer. Die Philister finden die Leichname und schänden sie. Sie schlagen den Kopf ab und tragen Kopf und Rüstung durchs Land, um ihren Sieg zu feiern. Anschließend hängen sie die enthaupteten Leichname von Saul und seinen Söhnen an die Stadtmauer – die Stadtmauer einer jüdischen Stadt.
Das Schauspiel endet schließlich, als mutige Krieger die Leichname abnehmen und sie beerdigen. Das Buch schließt mit sieben Tagen Trauer. Ein Happy End gibt es nicht. Für sich genommen ist dieses Kapitel einfach nur Drama – nicht erbaulich.
Ihr seid heute jedoch nicht gekommen, um eine nicht erbauliche Predigt zu hören. Was machen wir also daraus? Ich glaube, wenn wir dieses Kapitel in seinen größeren Kontext einbetten, dann hat dieses an sich sehr dramatische Kapitel das Potenzial, für uns ein Wegweiser hin zu einem Happy End zu werden.
Deshalb wollen wir am Ende der Predigtserie durch das erste Buch Samuel noch einmal das ganze Buch betrachten und dann schauen, wie dieses Kapitel zu dem ganzen Buch passt.
Gebet um Einsicht und Verständnis
Bevor wir beginnen, möchte ich mit uns beten, dass Gott uns bei diesem etwas längeren Predigttext hilft.
Himmlischer Vater, wir danken dir, dass wir dein Wort haben. Wir danken dir, dass dein Wort lebendig und kräftig ist und uns ins Leben spricht.
Ich bitte dich, öffne unsere Herzen, damit wir aufmerksam sind auf das, was du uns durch das Erstbuch Samuel sagen möchtest. Lass dieses Buch für uns ein Wegweiser sein, der uns zu einem wahrhaftigen Happy End führt. Dieses Ende ist kein Abschluss, sondern mündet in eine ewige Herrlichkeit.
So sprichst du durch dein Wort. Das bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Die drei Hauptpersonen im Buch Samuel
Das erste Buch Samuel lässt sich im Prinzip in drei große Teile gliedern, von denen jeweils eine Hauptperson im Mittelpunkt steht. Dabei werden wir sehen, dass diese Teile eng miteinander verwoben sind. Zunächst taucht vor allem Samuel auf, nach dem das Buch benannt ist. Danach folgt König Saul, dessen Ende wir gerade gehört haben, und schließlich der zukünftige König David.
Das Buch beginnt in Kapitel 1. Wenn ihr mitblättern wollt, könnt ihr das gerne tun, denn es ist vielleicht hilfreich, das Buch so noch einmal vor Augen zu haben. Es beginnt damit, dass ein Mann namens Elkanah mit seiner Frau Hanna nach Siloah zieht, um dort Gott anzubeten. Hanna ist dabei sehr traurig, denn sie ist unfruchtbar und deshalb kinderlos. Sie hat eine große Sehnsucht nach einem Kind und fühlt sich von den Nebenfrauen verspottet.
Dann geht sie zum Tempel, oder besser gesagt zur Stiftshütte, und klagt Gott ihr Leid. Der Priester Eli sieht sie, wie sie dort verzweifelt betet. Aber anstatt sie zu ermutigen und zu erkennen, dass diese geplagte Frau Gott ihr Herz ausschüttet, interpretiert er das alles falsch. Er klagt sie sogar noch an, angeblich betrunken zu sein.
Doch Gott hört Hannas Gebet. Nach langen Jahren wird sie endlich schwanger und bringt einen Sohn zur Welt. Sie nennt ihn Samuel. Zu Beginn von Kapitel 2 folgt dann das wunderbare Dankgebet Hannas für diesen Sohn, den sie anschließend Eli bringt, damit Gott ihn weihen kann.
Dieses Dankgebet Hannas, das wir gerade im Text gelesen haben, ist wirklich wegweisend für das ganze Buch.
Gottes Macht und Fürsorge im Dankgebet Hannas
Wir haben gehört, wie Gott dort beschrieben wird: als ein heiliger Gott, als ein mächtiger Gott, als ein Gott, der jede Not sieht und der alles verändern kann.
So heißt es im Vers 7: „Der Herr macht arm und macht reich, er erniedrigt und erhöht.“ In Vers 9 steht: „Er wird die Füße seiner Heiligen behüten, aber die Gottlosen sollen in Finsternis zunichte werden, denn viel Macht hilft doch niemand.“
Gott wird also als ein Gott dargestellt, der besonders die Armen, Leidenden, Geplagten und Verfolgten dieser Welt im Blick hat. Die Mächtigen werden gewarnt, dass sie dem Herrn nicht gewachsen sind und dass er eines Tages richten wird.
Wer jedoch auf ihn vertraut, das macht dieses Gebet ebenfalls deutlich, wird ein Happy End erleben.
Samuel und die korrupte Priesterschaft
Und genau das sehen wir in gewisser Weise im weiteren Verlauf der Entwicklung im Leben von Samuel.
Er befindet sich nun an der Stiftshütte bei Eli, dem Priester, der für ihn zum Mentor wird. Gleichzeitig begegnen wir den Söhnen Elis, die sich als sehr korrupte Männer erweisen.
Samuel wächst zu einem jungen Mann heran, der ganz Gott hingegeben lebt. Eli hingegen lässt seine Söhne in ihrem bösen Verhalten gewähren. Letztendlich macht Gott deutlich, dass Eli und seine Söhne für ihr Verhalten gerichtet werden.
So sterben sie an einem Tag. Es gibt kein Happy End für Eli und seine Söhne. Gleichzeitig steigt Samuel zum Leiter über das ganze Volk Israel auf.
Der Wunsch nach einem König und seine Folgen
An dieser Stelle scheint es, als hätte Samuels Leben ein Happy End. Doch das Volk Israel hat ganz eigene Vorstellungen und Wünsche.
Eines Tages kommen sie zu Samuel und fordern von ihm, der bisher der Leiter des Volkes war, dass er dem Volk einen König geben soll. Einen König, so wie ihn die Heiden haben. Samuel ist außer sich.
Wir lesen in 1. Samuel 8,6, dass es Samuel missfiel, dass sie sagten: „Gib uns einen König, der uns richte.“ Samuel betete zum Herrn.
Der Herr aber sprach zu Samuel: „Gehorche der Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir gesagt haben, denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll.“
Also tut Samuel, was das Volk will. Im Auftrag Gottes gibt er ihnen einen König, wie ihn die Heiden haben. Schnell wird klar, dass dies ungefähr das Schlechteste ist, was dem Volk geschehen konnte.
Lektion über Wünsche und Gottes Willen
Das wäre eine erste wichtige Lektion für uns: Nicht alles, wonach wir uns sehnen, ist wirklich gut für uns. Nicht alles, was wir uns wünschen – und vor allem nicht das, was nicht eindeutig Gottes Willen entspricht – wird zu einem Happy End führen.
Ganz im Gegenteil: Wenn unsere Sehnsüchte auf etwas gerichtet sind, das Gott uns nicht zusagt oder nicht geben will, sollten wir dankbar sein, wenn Gott es uns nicht gibt. Denn dort, wo das Volk genau das bekommt, was es will, wird es nicht zum Segen, sondern zum Fluch.
Sauls Herrschaft und seine Fehler
Das sehen wir bereits zu Beginn in Kapitel 9. Samuel salbt Saul zum König. Er ist ein Herrscher, wie ihn die Heiden haben – eine imposante Gestalt. Es gibt einen halbwegs verheißungsvollen Gewinn, da er erste Schlachten schlägt und gewinnt.
Doch relativ bald erkennen wir, dass Saul ein König ist, der die Dinge selbst in die Hand nimmt. In Kapitel 13 lesen wir, dass in einer sehr schwierigen Situation, als die Philister erneut angreifen, Gott Saul gesagt hat, er solle sieben Tage warten, bis Samuel kommt. Samuel sollte dann Gott Opfer bringen, und daraufhin würde Gott mit seinem Volk sein und den Sieg schenken.
In dieser Situation verliert Saul jedoch die Geduld. Der Gegner scheint übermächtig, immer mehr Feinde sammeln sich, und die eigenen Truppen werden nervös. Die ersten Soldaten machen sich bereits aus dem Staub. Deshalb denkt Saul: Ich kann nicht warten auf das, was Gott gesagt hat, ich muss die Dinge jetzt selbst in die Hand nehmen.
So entscheidet er sich, etwas zu tun, was ihm streng untersagt war – nämlich Gott Opfer zu bringen. Diese Aufgabe stand nur den Priestern zu, und Samuel sollte sie ausführen. Saul denkt: Wenn ich jetzt Gott Opfer bringe, dann wird Gott uns schon helfen, und wir werden die Schlacht gewinnen.
Nun, es kommt, wie es kommen muss: In dem Moment, in dem Saul die Opfer bringt, taucht endlich Samuel auf. Saul versucht sich noch zu rechtfertigen. Er tut genau das, was wir alle immer wieder tun, wenn wir überführt werden, dass wir Gott nicht vertraut haben und unsere eigenen Wege gegangen sind. Wir haben immer eine gute Erklärung parat. Oder? Ihr vielleicht nicht, ich schon. Ihr auch.
Doch Samuel lässt das nicht gelten. Er nennt die Dinge beim Namen und spricht Gottes Gericht in diese Situation aus. 1. Samuel 13,13: „Du hast töricht gehandelt und nicht gehalten das Gebot des Herrn, deines Gottes, das er dir geboten hat. Er hätte dein Königtum bestätigt über Israel für und für, aber nun wird dein Königtum nicht bestehen.“
Sauls Ungehorsam und Gottes Urteil
Und auch im weiteren Verlauf zeigt sich Saul als ein Mann, der Gottes Wort nicht allzu ernst nimmt und Gottes Volk nicht auf gute Weise führt. Entgegen Gottes eindeutigem Auftrag bereichern sich Saul und seine Männer an den Amalekitern, die sie besiegen konnten – und zwar nur, weil Gott ihnen den Sieg geschenkt hat.
Sie bilden sich ein, dass das in Ordnung sei. Wiederum hat Saul Ausreden parat, als Samuel kommt. Gott hatte Samuel offenbart, was dort geschehen war, denn Gott sieht alles und weiß alles. Doch auch diesmal werden Sauls Ausreden ihm nicht helfen. Wieder spricht Samuel Gericht, das Urteil Gottes.
Samuel sagt zu Saul: „Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, hat er dich auch verworfen, dass du nicht mehr König sein sollst.“ Das steht in 1. Samuel 15.
Tatsächlich wird Saul noch eine lange Zeit regieren. Wir lesen ja erst in Kapitel 31 vom Ende seiner Herrschaft. Das bedeutet, über viele Jahre und viele Kapitel hinweg könnte man den Eindruck gewinnen, dass Gottes Gerichtsankündigungen vielleicht doch nicht so ernst zu nehmen sind. Ja, er hat es zwar gesagt, aber Saul regiert weiter – bis wir dann zum Schlusskapitel kommen, das wir gerade gehört haben.
Hier wird deutlich, dass Gott es nicht dauerhaft zulässt, wenn Menschen sich gegen ihn und sein heiliges Wort stellen. Wenn Gott nicht vertraut wird und Menschen ihren eigenen Weg gehen, müssen sie erleben, dass diese Wege nicht zu einem Happy End führen. Das darf uns herausfordern.
Wünsche, Sehnsüchte und Gottes Führung
Welche Hoffnungen und Wünsche nehmen aktuell in deinem Herzen und in deinen Gedanken viel Raum ein? Vielleicht wünschst du dir, dass sich eine schwierige berufliche Situation endlich zum Guten wendet, oder dass du eine Beförderung bekommst. Vielleicht hast du die Sehnsucht nach Partnerschaft und möchtest endlich einen Partner finden. Oder du wünschst dir mehr Anerkennung bei den Menschen, vor allem bei denen, die dir wichtig sind, und dass deine Zuneigung von ihnen erwidert wird.
Hast du Sehnsucht nach Dingen, die viel Geld erfordern, das du nicht hast? Wünschst du dir, dass eine lange Leidenszeit endlich zu Ende geht? Ich möchte das deutlich sagen: Viele dieser Wünsche und Sehnsüchte sind sehr real. Es ist okay, Wünsche und Sehnsüchte zu haben. Es ist in Ordnung, sich zu wünschen, dass Leid endet und dass wir Glück finden.
Die Frage ist nur: Was machen wir damit? Hannah ging einst in den Tempel und brachte ihre Sehnsucht, ihre Wünsche und ihre Verzweiflung im Gebet vor Gott. Bei Saul sehen wir jedoch einen ganz anderen Weg.
Welchen Weg gehst du? Stell dir konkret vor, du hättest eine Chance, dass deine Sehnsüchte und Wünsche in Erfüllung gehen. Du müsstest dafür aber gewisse Abstriche machen – im Hinblick auf das, was Gott dir in seinem Wort sagt. Bleibst du Gott treu, auch wenn dich das zumindest vorerst deine Träume kosten kann? Vertraust du darauf, dass Gott gut und mächtig ist und gute Gründe hat, wenn er seinen geliebten Kindern etwas Gutes zumindest vorerst vorenthält?
Wer das nicht tut, vertraut Gott nicht. Saul konnte sich nicht mit dem zufrieden geben, was Gott ihm gab. Er nahm sich sogar das, was Gott ihm eigentlich verboten hatte zu nehmen. Er war nicht bereit, auf Gottes perfektes Timing zu warten. Stattdessen vertraute er mehr dem, was er selbst wahrnahm und dachte. Deshalb tat er, was ihm verboten war.
Natürlich versprach sich Saul von diesen Dingen ein gutes Ende, ein Happy End. Doch es führte ins Desaster. Statt des erhofften Happy Ends gab es nur den Tod.
David als Hoffnungsträger und Vorbild
Schließlich sehen wir ab Kapitel sechzehn die Geschichte Davids. David ist der Mann, der eines Tages zum König nach dem Herzen Gottes sein wird. Samuel findet den unbedeutenden Hirtenjungen David und ernennt ihn für einen zukünftigen Königsdienst.
Noch ist es aber nicht so weit. In Kapitel siebzehn lesen wir vom ersten öffentlichen Auftritt Davids. Die Situation ist erneut so, dass Israel sich im Krieg mit den Philistern befindet. Ein Riese unter den Philistern, Goliath, verspottet die Israeliten und fordert sie heraus: „Kommt, lasst uns den Kampf führen, einer gegen einen, stellvertretend für das ganze Volk.“ Doch keiner unter den Israeliten findet sich bereit, gegen ihn zu kämpfen.
Dann taucht David auf. Er ist noch viel zu jung, um zu kämpfen, und wurde nur von seinem Vater geschickt, um Proviant für seine älteren Brüder zu bringen. David hört Goliaths Spott und ist schockiert, dass niemand bereit ist, gegen ihn aufzustehen – nicht einmal Saul.
David sagt daraufhin: „Ich bin bereit, in den Kampf zu ziehen.“ Das klingt absurd. Er wird verspottet, keiner nimmt ihn ernst. Wie kann so ein Halbwüchsiger überhaupt denken, dass er gegen einen so mächtigen Krieger eine Chance hätte?
Doch nachdem David darauf beharrt, lässt sich König Saul darauf ein und schickt David in den Kampf. Und tatsächlich – wie bei jeder guten Geschichte mit einem Happy End – gewinnt der von den Menschen für nichts Geachtete, aber von Gott Gesalbte stellvertretend für das Volk den Sieg. Er besiegt den scheinbar übermächtigen Feind.
David bleibt immer in Sauls Nähe. Sauls Sohn Jonathan wird zu Davids bestem Freund, und Sauls Tochter Michal wird zu Davids Ehefrau. Nur Saul selbst wird immer ablehnender gegenüber David. Er neidet ihm seine Erfolge und ist eifersüchtig auf diesen jungen Mann, dem die Herzen der Menschen zufliegen. So wächst in ihm Zorn und Hass.
Mehrfach versucht Saul, David zu töten. Letztendlich muss David fliehen. Saul lässt trotzdem nicht locker und jagt ihm nach. Mehrfach entsteht der Eindruck, dass David nur deshalb überhaupt noch überlebt, weil es scheinbar ganz zufällige glückliche Fügungen gibt.
Zu dieser Zeit, im Fortgang des ersten Buchs Samuels, deutet nichts – aber auch wirklich gar nichts – auf ein Happy End hin. Dann ergeben sich zweimal Situationen, in denen David plötzlich Saul töten könnte. Es kommt so, dass Saul ihm ausgeliefert ist. Doch David weiß, dass das für ihn nicht in Frage kommt.
Er nimmt die Dinge nicht selbst in die Hand. In großer Demut bleibt er dem von Gott eingesetzten König Saul treu ergeben. Er wartet geduldig auf den Tag, an dem Gott ihn zum König machen wird – wenn Gott so will.
Ihr Lieben, wenngleich David nicht perfekt ist – auch das wird im Fortgang des Buchs deutlich – ist David doch ein großes Vorbild für uns alle. Er ist ein Mann nach dem Herzen Gottes, ein treuer und demütiger Diener, der auch in schweren Zeiten meist geduldig alles aus Gottes Hand nimmt, gerade auch das Leid und die Nöte. Und er vertraut darauf, dass Gott alles wenden kann.
Ich denke, Davids Vorbild darf uns herausfordern und uns inspirieren. Also, lieber Christ: Vertraust du Gott auch dann, wenn er zulässt, dass deine Lebensumstände scheinbar gar nicht gut sind? Bleibst du ihm treu, auch dann noch, wenn das bedeutet, dass du dafür Nachteile in Kauf nehmen musst? Wenn manche Hoffnungen und Träume zumindest vorerst nicht erfüllt werden? Hältst du an Gott fest, auch dann noch, wenn das Festhalten mit Schwierigkeiten, Entbehrungen und Leid verbunden ist?
Lieber Christ, sei ermutigt – sei ermutigt durch das Vorbild Davids. Gott kann alles wenden.
Gottes Herrschaft über das Schicksal
Es mag manchmal so scheinen, als würden die Gottlosen triumphieren und die, die gottesfürchtig leben, letztendlich die Dummen sein. Doch das ist immer nur eine Momentaufnahme, wie Hannah in ihrem Lied in Kapitel zwei sagt: „Der Herr wird die Füße seiner Heiligen behüten, aber die Gottlosen sollen in Finsternis zunichte werden, denn viel Macht hilft doch niemand.“
David vertraut in Demut und Geduld auf Gott und auf Gottes perfektes Timing. Damit ist David wirklich das komplette Gegenteil von Saul.
Davids Leben, geprägt von all den Nöten, Leiden und Schwierigkeiten, die er durchstehen muss, führt letztendlich zu einem Happy End.
Sauls Scheitern und Davids Aufstieg
So kommen wir zu Kapitel dreißig. Saul, der seinen eigenen Weg gegangen ist, scheitert. Schwer verwundet liegt er auf dem Schlachtfeld. Er stürzt sich in sein eigenes Schwert und wird noch von den Feinden verspottet.
Was bedeutet das für David? Die Zeit der Verfolgung und des Leidens ist vorbei. David kann nach Israel zurückkehren und wird der neue König über Gottes Volk.
Es geschieht genau so, wie Hannah es in ihrem Lied angekündigt hatte: Die Gottlosen sollen in Finsternis zugrunde gehen, denn viel Macht hilft niemandem. Der Weg ist frei. Nun kann der von Gott Auserwählte die Macht übernehmen.
Happy End?
Umgang mit dem Tod der Bösen
Also sollten wir uns anhand unseres Kapitels nicht eigentlich freuen? So düster das erst einmal klingt – oder allgemeiner gefragt: Ist der Tod von bösen Menschen nicht etwas, das uns eigentlich froh und dankbar machen sollte? Gar nicht so einfach, oder? Was sagen wir da jetzt? Vielleicht hast du in deinem Herzen eine gewisse Reaktion und überlegst, ob das jetzt die richtige ist. Darf man das in der Kirche sagen? Sollten wir uns freuen, wenn böse, gottlose Menschen von Gott gerichtet werden?
Nun, ich erinnere mich gut daran, wie manche Nachrichten, die ich im Laufe meines Lebens gehört habe, mich in eine Situation brachten, in der ich dachte: Ich glaube, es ist gut, dass er tot ist, aber ich weiß nicht so genau. Das erste Mal, dass ich das in meinem Leben sehr bewusst wahrgenommen habe, war Weihnachten 1989, als der rumänische Despot Nicola Ceaușescu hingerichtet wurde.
Ein Mann, von dem man in den Wochen und Monaten davor gehört hatte, wie er sein Volk unterdrückt hatte und welche dramatischen, grausamen Umstände in seinem Land herrschten. Endlich war er tot. Die Jungen unter uns haben keine Ahnung, von wem ich rede, die Eltern haben gerade alle genickt. Aber vielleicht kennt die nächste Generation zumindest noch Saddam Hussein, den irakischen Diktator.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Menschen in den USA gefeiert haben, als Saddam Hussein tot war. Oder dann 2011, als Osama bin Laden, der große Terrorchef, getötet wurde. In gewisser Weise waren die Nachrichten vom Tod dieser Männer jeweils ein Happy End, weil die Zeit der Unterdrückung, der Gewalt und des Terrors ein Ende hatte.
Und doch lässt uns eine solche Nachricht wahrscheinlich auch deshalb ein bisschen mit einem unguten Gefühl zurück, weil wir, wenn wir ehrlich darüber nachdenken, sagen müssen: Auch wir sind ja nicht immer vollkommen gut. Auch wir könnten im gerechten Gericht des heiligen Gottes nicht bestehen.
Die menschliche Identifikation mit Saul
Die Gefahr besteht darin, wenn wir ein Buch wie das erste Buch Samuel lesen, dass wir uns sofort mit bestimmten Personen identifizieren. Natürlich identifizieren wir uns mit Samuel, David oder Jonathan. Doch wenn wir ehrlich sind, müssen wir auch eingestehen, dass wir immer wieder etwas von Saul in uns tragen.
Wir alle misstrauen dem vollkommen guten und vollkommen weisen Gott immer wieder. Das zeigt sich darin, dass wir nicht in allen Dingen gehorsam sind. Oder bist du die große Ausnahme? Wir alle zeigen immer wieder, dass wir nicht so vertrauen, nicht so leben und nicht so geduldig und gehorsam leidensbereit unseren Weg gehen, wie es nötig wäre. Stattdessen verlieren wir, ähnlich wie Saul einst, unser Vertrauen auf Gott und gehen unsere eigenen Wege.
Tatsächlich trifft das sogar auf David zu. In den letzten Wochen haben wir gesehen, dass David auch nicht immer voller Gottvertrauen lebte. Obwohl sein Leben in vielen Situationen vorbildlich war, zeigt sich auch bei ihm, dass er nicht immer auf Gott vertraute.
Deshalb, ihr Lieben, brauchen wir mehr als nur ein gutes und inspirierendes Vorbild, so wie David es sicher war. Wir, David und alle anderen Menschen brauchen den, auf den David uns hinweisen soll.
Jesus Christus als der wahre Retter
Gott hat uns dieses erste Buch Samuel vor allem auch deshalb gegeben, weil uns darin derjenige vor Augen geführt wird, der wie kaum ein anderer ein Schatten und ein Hinweis ist auf den, der wirklich kommen sollte – gut tausend Jahre später: Jesus Christus.
So wie einst David wurde auch Jesus von den Menschen oft nicht geachtet. Ebenso errang Jesus als der Gesalbte Gottes stellvertretend für viele den Sieg über einen übermächtigen Feind. Doch der Feind, gegen den Jesus siegte, war nicht einfach nur ein großer Krieger, sondern der Fürst dieser Welt, der Teufel selbst.
Der Weg, wie Jesus den Sieg errang, war nicht durch einen triumphalen Kampf, sondern indem er sein Leben gab. Denn dazu war er gekommen. Jesus Christus kam, um das Leben zu leben, das wir hätten leben sollen. Er lebte voller Geduld.
Gleich zu Beginn seines öffentlichen Auftretens tauchte der Teufel auf und bot Jesus an, sich den Weg durch Leid und Schmach zu ersparen. Wenn Jesus sich nur vor dem Teufel beugte, würde dieser ihm alles geben, wonach das Menschenherz verlangt. Doch Jesus ließ sich nicht versuchen. Er blieb geduldig und ging den Weg, den Gott für ihn geplant hatte.
Er lebte im vollkommenen Gehorsam und war bereit, den Weg des Leidens, der Erniedrigung und der Schmach zu gehen. So ging er durchs Leben, bis zu dem Punkt, an dem er von einem seiner Jünger verraten wurde. Er wurde verspottet, verhaftet, gefoltert und letztendlich brutal an ein Holzkreuz genagelt.
Doch Jesus starb dort nach dem guten Plan, den er zusammen mit seinem Vater gemacht hatte. Er nahm die gerechte Strafe auf sich, die wir alle verdient gehabt hätten, weil wir nicht immer Gott treu gelebt haben.
Dann aber besiegte er den großen Feind in seiner Auferstehung. Er triumphierte über Teufel und Tod. Nun lädt er uns ein, unsere Schuld zu ihm zu bringen und einzugestehen, dass wir nicht immer so leben, wie wir es sollten. Deshalb hätten wir es ebenso wie Saul verdient, gerichtet zu werden.
Jesus sagt uns: Wenn ihr das eingesteht und mir eure Schuld bringt, dann nehme ich das gerechte Gericht auf mich. Ich bin für euch bereits am Kreuz gestorben, damit ihr ewig leben könnt.
Ihr Lieben, so muss unser Leben, so muss dein Leben nicht im Desaster enden.
Einladung zur Umkehr und Nachfolge
Wenn du heute hier bist und bisher noch versuchst, aus eigener Kraft deinen Weg zu einem Happy End zu finden, dann möchte ich dir sagen: Dieser Weg wird scheitern. Es wird dir nicht gelingen.
Ich glaube, du ahnst das schon, weil du merkst, dass du dir vieles vornimmst und doch vieles nicht gelingt. Selbst wenn dir sehr viel gelingt, lass dich ermahnen und warnen. Denk an Saul: Sein Weg endet letztendlich im Desaster. Dein Weg wird genauso enden, wenn du nicht umkehrst zu dem, der allein in der Lage ist, dich zu retten.
Deshalb erkenne ich Jesus als den Retter an, den du brauchst. Gib ihm deine Schuld und finde bei ihm den, der für dich so gelebt hat, wie du hättest leben sollen. Folge ihm nach und vertraue dich ihm an. Er hat einen guten Weg für dich – einen Weg in der Nachfolge Jesu, der deshalb sicher bei einem Happy End enden wird und dann weitergeht für alle Ewigkeit.
Lieber Christ, das darf uns wirklich froh machen. Unser irdisches Leben wird irgendwann enden, und was dann folgt, ist ein ewiges Happy End. Dort wird uns nichts fehlen. Alle Sehnsüchte, alle Hoffnungen und Wünsche, die dein gereinigtes Herz dann noch hat, werden ihre Erfüllung finden.
Der Herr hält für dich bereit, wonach du dich im tiefsten Innersten sehnst. Manches davon wird er uns Christen hier auf Erden geben. In Fülle werden wir es haben, wenn wir bei ihm ankommen.
Die grosse Lektion des ersten Buches Samuel
Das ist die große Lektion, die uns das erste Buch Samuel lehrt: Die von den Menschen selbst erdachten Wege führen ins Desaster. Wer jedoch auf Gott vertraut, wird das Happy End erleben.
So möchte ich für uns beten, dass diese Predigtserie in unserem Leben nachwirkt, damit wir den guten Weg gehen – bis hin zur Herrlichkeit.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke, dass wir in deinem Wort lesen dürfen. Danke, dass du ein guter, ein liebender Vater bist. Danke, dass du uns das so großartig zeigst in Jesus Christus, durch den du zu uns gekommen bist – nicht, um uns zu richten, sondern um jeden zu retten, der sich ihm anvertraut.
Danke, dass du so geduldig mit uns bist. Danke, dass du ein Gott bist, der keine Freude am Tod der Gottlosen hat, sondern uns ruft, zu dir umzukehren und uns dir anzuvertrauen.
Herr, ich bete, wenn jemand unter uns ist, der noch seine eigenen Wege geht, dass du ihn oder sie zur Umkehr führst. Ich bete für alle, die dich aus dem Blick verloren haben und begonnen haben, eigene Wege zu gehen. Führe uns durch deinen Geist zur Buße.
Und ich bete für alle, die in dieser Zeit treu nachfolgen, aber vielleicht leiden und zweifeln. Stärke sie in ihrem Glauben und Vertrauen. Der Weg zu dir ist der Weg hin zur Herrlichkeit – in Ewigkeit.
So wirke du durch dein Wort in unseren Herzen und rüste uns aus zu einem Leben im Gehorsam und in geduldiger Nachfolge.
Das bitten wir in Jesu Namen. Amen.