Einführung und Kontextualisierung des Bergs Zion
Einen gesegneten guten Abend! Wir befinden uns in 1. Petrus 2,11. Gestern hätte ich noch auf eine Frage eingehen sollen. Es wurde eine Frage zum Berg Zion in Vers 6 gestellt. Dort heißt es: „Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein.“
Der Berg Zion ist der Berg in Jerusalem, auf dem die Davidsstadt liegt. Im Alten Testament steht Zion oft einfach für Jerusalem. Wenn hier von Zion die Rede ist, bezieht sich das also auf Jerusalem.
Dort ist der Eckstein gelegt worden. Der Herr Jesus Christus ist dort gestorben und auferstanden. Er hat dort den Heiligen Geist ausgegossen. Dort entstand die erste Gemeinde. Dort haben die Apostel verkündigt, und von dort aus ist das Wort Gottes ausgegangen.
Der Herr Jesus ist in den Himmel aufgefahren und hat sich zur Rechten Gottes gesetzt. Petrus sagt, dass er den Thron Davids eingenommen hat. Von dort aus regiert der Herr Jesus jetzt vom himmlischen Thron.
Die Bibel spricht auch von einem himmlischen Zion, von einem himmlischen Jerusalem. Das bedeutet, dass das Königreich geistlicher und jenseitiger Art ist. Eines Tages wird das Jenseits mit dem Diesseits verbunden. Dann wird es keinen Unterschied mehr zwischen Jenseits und Diesseits geben.
Aber alles hat in Zion begonnen. Zion, also Jerusalem, reicht so weit.
Überblick über den Aufbau des Petrusbriefes und thematische Einordnung
In Kapitel 2, Vers 11 bis zum Schluss, eigentlich von Kapitel 2, Vers 11 bis zum Ende von Kapitel 3, behandelt Petrus den dritten Teil seines Briefes. Der erste Teil war ein Lobpreis, zu finden in Kapitel 1, Verse 3 bis 12. Danach folgt der zweite Teil, von Kapitel 1, Vers 13 bis Kapitel 2, Vers 10. Hier gibt der Apostel Petrus praktische Hilfen für Menschen, die zwischen zwei Welten stehen. Er spricht sie als Wiedergeborene an, als neugeborene Kinder Gottes, und zeigt ihnen, wie sie sich verhalten sollen. Diese Hilfen sind ganz praktisch und beziehen sich auf das Leben als Kinder Gottes.
Ab Kapitel 2, Vers 11 geht es weiter mit praktischen Anweisungen für Menschen zwischen zwei Welten. Jetzt spricht er die Gläubigen als Fremdlinge und Ausländer an. In den Versen 11 und 12 gibt er eine allgemeine Aufforderung. Danach wendet er sich in den Versen 13 bis 17 konkreten Bereichen zu, zum Beispiel dem richtigen Verhalten in staatlichen Einrichtungen. Der Christ lebt mitten in der Gesellschaft, fühlt sich aber oft als Außenseiter. Er ist nicht mehr ganz zu Hause in dieser Welt, seit er mit Christus lebt und eine andere Heimat hat. Die Frage ist: Wie lebt man dann in dieser Gesellschaft? Einfach ins Kloster gehen kann man nicht, denn man lebt ja mittendrin.
Das rechte Verhalten in staatlichen Einrichtungen wird in den Versen 13 bis 17 behandelt. In Vers 18 spricht Petrus die Hausdiener an, die damals Sklaven waren. Heute gibt es zwar keine Sklaven mehr, aber man kann Parallelen zu manchen Arbeitsverhältnissen ziehen. Das betrifft die Verse 18 bis 25.
Kapitel 3 beschäftigt sich dann mit der Familie, vor allem mit der Ehe. Wie soll eine Frau leben, die sich in der Gesellschaft so hineingestellt sieht, besonders wenn ihr Mann nicht gläubig ist? Das ist eine große Herausforderung. Man fühlt sich als Außenseiter, wenn man mit dem Herrn lebt, der Ehemann aber nicht mitzieht. Wie lebt man überhaupt in der Ehe? Das richtige Verhalten in der Ehe wird in den Versen 1 bis 7 von Kapitel 3 beschrieben.
Ab Kapitel 3, Vers 8 bis zum Schluss des Kapitels geht es dann allgemein darum, wie das Miteinander aussehen soll. Das ist ein sehr wichtiger Abschnitt und ganz typisch für Petrus: praktisch und auf das Leben bezogen.
Wir müssen uns klar machen, dass wir mitten in der Gesellschaft leben. Die menschliche Gesellschaft lässt sich grob in Staat, Berufswelt und Familie einteilen. Die Familie ist dabei der Kern der Gesellschaft. Wenn die Familie gesund ist, wird auch das Leben in der Gesellschaft und im Staat gesund sein, also im größeren Kreis.
Petrus beginnt mit dem Staat, geht dann auf das Verhältnis der Sklaven zu ihren Herren ein, also auf die Berufswelt, und schließlich auf die Familie. Überall fühlt sich der Christ als Fremdling, er ist nicht ganz zu Hause. Die Chinesen haben einmal gesagt: Das Leben ist wie eine Brücke – geh darüber, aber baue kein Haus darauf. Das Leben ist kurz. Petrus sagt es hier etwas anders, aber die Botschaft ist klar: Es geht darum, wie man sich in der Gesellschaft benimmt.
Grundlegender Aufruf zur Lebensführung unter Fremden
Zuerst lesen wir die Verse 11 und 12, die den grundlegenden Aufruf enthalten:
Geliebte, ich rufe euch auf, als Ausländer und als solche, die sich vorübergehend in der Fremde aufhalten – oder man könnte sagen, als vorübergehend weilende Fremdlinge – euch stets der fleischlichen Lüste zu enthalten, die gegen die Seele kämpfen. Habt eine gute Lebensführung unter den Heiden, unter denen, die von den Völkern sind, damit sie, wo sie gegen euch reden wie gegen Übeltäter, aufgrund der guten Werke, die sie gesehen haben, Gott verherrlichen am Tage der Heimsuchung.
Er beginnt mit „Geliebte“, und weil jedes Wort in dem Brief wichtig ist, muss man auf jedes Wort achten. Schauen Sie mal, wann er „Geliebte“ sagt und wann nicht. Ich meine, wann lässt er das aus? Wann sagt er „Geliebte“?
Hier, an einem ganz wichtigen Punkt, spricht er sie als Fremdlinge an. Wenn man Ausländer ist, irgendwo Außenseiter oder Fremdling, dann ist es gut, zu wissen, dass man geliebt ist. Gerade dann steht man manchmal alleine da. Er motiviert hier die Christen: „Ich liebe euch, und Gott liebt euch. Ihr seid von Gott geliebt und ihr seid von mir geliebt.“ Wenn jemand weiß, dass er geliebt ist, reagiert er anders.
Wenn Kinder wissen, dass sie in der Familie geliebt sind, dann verhalten sie sich anders als solche Kinder, die nicht fühlen oder spüren, dass sie geliebt sind.
Dann sagt er: „Ich rufe euch auf.“ Vielleicht steht in Ihrer Übersetzung „Ich ermahne euch“. Aber „ermahnen“ ist eigentlich eine etwas scharfe Übersetzung. Man könnte dem Übersetzer sagen, dass das Wort eigentlich schwächer ist. Wenn der Chef in der Firma sagt: „Ich ermahne Sie“, dann ist das schon eine ernste Sache, oder? Aber das Wort hier kommt von „parakaleo“, „paraklet“ – der Tröster, der Aufrufer, der Beistand. Es wird auch für „bitten“ verwendet. Man könnte übersetzen mit „Ich bitte euch“ oder „Ich rufe euch auf“, „Ich rufe euch zu“ – also ein ganz positives, tröstendes Wort.
Er spricht sie hier als Fremde, als Ausländer an. Ich bin übrigens auch ein Ausländer, nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz. Ich wohne in der Schweiz, aber ich bin kein Schweizer. Ich habe keine Schweizer Staatsbürgerschaft, sondern die österreichische Staatsbürgerschaft. Also bin ich ein Ausländer in der Schweiz, und das stört mich nicht so sehr. Aber ich darf in der Schweiz nicht wählen, meine Frau darf wählen, ich nicht. Ich habe mich noch nicht einbürgern lassen.
Wenn wir irgendwo hinfahren, zum Beispiel nach Kasachstan, dann bin ich dort Tourist. Dort habe ich nicht einmal eine Aufenthaltsgenehmigung, ich bin nur für ein paar Wochen dort und muss dann wieder fahren.
Hier sprechen die Gläubigen als beides an: Ausländer mit Aufenthaltsgenehmigung und Touristen. Ihr seid nur Touristen unterwegs. Im Himmel seid ihr zu Hause, aber in der Gesellschaft seid ihr draußen.
Der innere und äußere Kampf des Christenlebens
Und was sagt er jetzt? „Enthaltet euch!“ Das ist der erste Aufruf. Enthaltet euch von den Lüsten des Fleisches. Das ist eigentlich ein negativer Aufruf, denn sie sollen etwas nicht tun, sich also enthalten.
Im nächsten Vers folgt dann ein positiver Aufruf. In Vers 12 heißt es: „Und führt euer Leben gut.“ Das eine ist also: Enthaltet euch! Und das andere: Führt ein gutes Leben.
Wir haben zwei große Feinde oder zwei große Kampfgebiete. Das eine Kampfgebiet für jeden Christen ist das eigene Fleisch. Das ist in uns selbst, das Kampfgebiet unserer eigenen Lüste, Begierden, Wünsche, Triebe und alles Mögliche, was wir in uns haben. Es ist der Feind in uns sozusagen.
Die Sünde wohnt im Fleisch. In unserem Fleisch haben wir eine Tendenz, eine Neigung, die uns gern zum Sündigen drängt. Das ist in uns drin, seit Adam, und das hat sich auch mit der Wiedergeburt nicht geändert. Es ist immer noch da.
Wer aufrichtig ist, merkt das: Ja, ich habe immer noch die Tendenz zum Sündigen. Oder ich bin zornig, wenn etwas nicht so läuft, wie es mir passt. Dann ärgere ich mich, werde vielleicht bitter gegen jemanden oder ungemütlich in irgendeiner Art und Weise. Oder ich habe Lüste.
Natürlich gibt es auch gute Lüste. Es gibt böse Lüste und es gibt gute Lüste. Jedenfalls ist das der Feind in uns.
Dann haben wir den Feind um uns herum. Oder Feind – das ist vielleicht ein bisschen böse gesagt – die Welt um uns herum ist nicht so optimal, wie wir es uns gerne wünschen. Und das sind Menschen, die uns vielleicht mögen, manche mögen uns nicht, manche mögen uns okay. Aber manche mögen uns nicht, und das spürt man.
Es gibt Leute, die wollen uns zum Sündigen verleiten, die wollen uns ein bisschen wegziehen. Also gibt es einen Feind rundherum und einen Feind in uns.
An diese beiden Feinde richtet er sich. Vers 11 richtet sich an den einen Feind in uns, und Vers 12 richtet sich an den anderen Feind um uns herum. Feind ist vielleicht ein bisschen böse gesagt, aber so kann man das Kampfgebiet um uns herum nennen. Und das andere ist das Kampfgebiet in uns drinnen.
Umgang mit den Lüsten des Fleisches
Schauen wir uns zuerst das innere Kampfgebiet an: Enthaltet euch von den Lüsten des Fleisches. Das heißt, verzichtet auf die Erfüllung eurer Wünsche. Wir haben alle verschiedene Wünsche. Einige davon sind gut, andere hingegen sind Begierden oder Lüste, die uns in eine negative Richtung ziehen.
Wir haben auch eine Tendenz, alles ins Extreme zu treiben. Wenn wir etwas genießen, wollen wir oft nicht mehr aufhören. Wenn Gott nicht Grenzen gesetzt hätte – etwa durch Bauchschmerzen oder andere unangenehme Folgen –, würden wir wahrscheinlich immer weiter genießen, bis es nicht mehr geht. Aber Gott hat solche Grenzen eingebaut.
Wir haben Lüste, Triebe und Wünsche – man kann auch von Verlangen sprechen. Diese Verlangen lassen sich in drei Bereiche einteilen: Wir möchten etwas genießen, etwas haben und etwas sein. Das sind die drei grundlegenden Gebiete.
Erstens: Ich möchte etwas genießen. Gott hat uns so geschaffen, dass wir genießen dürfen. Sonst würden wir wahrscheinlich nicht einmal Mittagessen wollen, wenn das Essen nie schmecken würde. Gott hat uns einen Geschmackssinn gegeben, damit wir gute Speisen genießen können. Auch die geschlechtlichen Nerven sind ein Teil dieses Genusses. Wer weiß, vielleicht würden wir uns sonst gar nicht vermehren, und die Menschheit würde aussterben.
Zweitens: Wir haben Wünsche und Triebe, die Gott geschaffen hat. Doch seit dem Sündenfall neigen wir dazu, diese Triebe in die falsche Richtung zu lenken. Zum Beispiel möchte jemand nicht heiraten, sondern einfach nur eine Beziehung haben, egal was Gott dazu sagt. Oder Essen kann zum Götzen werden. Es gibt unerlaubte Wünsche und übermäßige Wünsche, bei denen wir uns nicht mehr zügeln können. Das alles ist seit dem Sündenfall so, und wir müssen lernen, damit umzugehen.
Petrus sagt deshalb ganz einfach und knapp: Enthaltet euch von den Lüsten, die gegen die Seele kämpfen. Das Leben nach den Wünschen des Leibes widerspricht dem, was der Seele guttut.
Das bedeutet nicht, dass wir nichts für unseren Leib tun sollen. Wir waschen uns, ernähren uns, heiraten, haben Kinder, ziehen uns an und sorgen dafür, dass uns nicht kalt wird. Natürlich kümmern wir uns um unseren Körper. Aber die Sorge für den Leib darf nicht die erste Priorität haben.
Es gibt Menschen, die leben nur für ihren Leib. Sie verstehen sich in erster Linie als Körper und betreiben Körperpflege bis zum Exzess. Körperpflege ist wichtig – das sieht man auch in der Werbung –, aber es gibt etwas, das noch wichtiger ist: die Seele. Das Innere, das wirkliche Leben.
Man muss darauf achten. Manchmal ist uns kalt, und dann sorgen wir dafür, dass uns warm wird. Aber manchmal können wir die Situation nicht ändern, und dann könnte es sein, dass wir sündigen. Vielleicht schreien wir laut herum, weil es kalt oder zu heiß ist. Im Auto etwa streiten sich die einen, weil es zu heiß ist, die anderen, weil es zu kalt ist. Das führt zu Problemen.
Wir müssen lernen, solche Dinge zurückzustellen. Wenn dir kalt ist und dein Bruder sagt, du sollst Acht geben, könnte das eine Versuchung sein. Petrus selbst hatte einmal kalt und stellte sich zum Feuer, wo die Soldaten standen. Dort war es eigentlich nicht verboten zu stehen. Doch als er gefragt wurde, ob er zu Jesus gehöre, war ihm seine eigene Haut wichtiger. Er verleugnete Jesus und sagte: „Ich kenne den nicht.“
Wir müssen achtgeben. Es gibt Zeiten, in denen wir verzichten müssen. Manchmal müssen wir aufs Essen verzichten und einfach warten. Ich erinnere mich gut, wie oft ich unserem Jüngsten gesagt habe: „Jetzt musst du warten.“ Es ging gerade nicht, und er musste warten. Kinder hören oft „Warten, warte noch ein bisschen.“ Das ganze Leben besteht aus warten. Aber das gehört dazu und ist wichtig.
Paulus sagt, es gibt wichtigere Dinge, nämlich das Seelische, das Innere. Wer wirklich überzeugt ist, dass Gott ein Gott der Liebe ist, braucht sich keine Sorgen zu machen, etwas zu verpassen.
Unsere Zeit macht uns alles sehr schmackhaft, und es heißt immer: „Jetzt, sofort!“ Früher habe ich einen Brief geschrieben und zwei Wochen auf die Antwort gewartet. Heute schreibe ich eine E-Mail und wundere mich, wenn die Antwort nicht sofort kommt.
Alles muss schneller gehen: schnell, schnell, schnell. Es gibt Essen, das nennt man „Instant“ oder auf Deutsch „Fast Food“ – also schnelles Essen. Das ist Neudeutsch, denn heute spricht man oft so.
Wir schauen noch schnell die E-Mails an und verlieren dabei eine Stunde. Wir gehen schnell ins Internet und sind dann zwei Stunden dort. Schnell, schnell, schnell – alles muss schnell gehen. Aber es gibt wichtigere Dinge.
Aufruf zu gutem Leben unter den Heiden
Dann folgt der positive Aufruf in Vers zwölf: „Und führt euer Leben unter denen, die von den Völkern sind, von den Heidenvölkern, edel, vorzüglich, gut.“
Das Wort „edel“ kommt von „schön“. Das griechische Wort bedeutet hier „schön“, „vorzüglich“ oder „trefflich“. Wir sollten ein schönes Leben führen unter den Heiden – in der Firma, in der Küche, in der Schule, im Bus. Ein schönes Leben führen unter den Menschen.
Die Bibel lesen viele Menschen nicht, aber sie lesen uns. Jetzt muss ich überlegen: Wenn die Menschen nur das vom Herrn Jesus sehen, was sie an mir sehen, was sehen sie dann? Was würden sie lesen?
Der Apostel Petrus ruft hier die Geschwister auf und begründet auch, warum oder wozu das so sein soll. Vers zwölf in der Mitte: „Damit sie, da wohin sie gegen euch als Übeltäter reden, aufgrund der edlen Werke, die sie mit eigenen Augen sehen, Gott verherrlichen am Tage der Heimsuchung.“
Es gibt einen Tag der Heimsuchung. An diesem Tag wird jeder Mensch von Gott heimgesucht werden. Jeder wird vor Gott stehen, und dann wird man aufwachen. Das ist der Tag der Ernüchterung, an dem alle aufwachen.
Hoffentlich kommt der Tag der Heimsuchung früher als der letzte Tag. Auch hier im Leben sucht uns Gott manchmal heim. Dann wachen wir früher schon auf und er kann einiges in Ordnung bringen.
Also: „Damit sie, da wohin sie gegen euch als Übeltäter reden, aufgrund der guten Werke, die sie sehen, Gott preisen, Gott verherrlichen.“ Die Menschen sollen etwas sehen und sich fragen: Woher hat der die Kraft, so zu leben? Das sollen sie sehen, sie sollen etwas von Gott merken.
Die, die uns kennengelernt haben, schätzen uns. Sie sagen: „Der lebt seinen Glauben.“
Ich hatte mit Muslimen zusammengearbeitet, in einer Firma, als Hilfsarbeiter in einer Textildruckerei, einige Jahre. Das war ein schwieriger, ziemlich stinkender Job. Es gab giftige Farben, und man musste jeden Tag einen halben Liter Milch trinken, damit man die Giftstoffe wieder ausscheidet.
Dort habe ich viele Türken kennengelernt, Muslime. Einer sagte zu mir: „Du lebst aber anders als die anderen.“ Das hat mich gefreut. Sie haben mich genau beobachtet. Sie wissen, wie Christen leben sollten und wie sie tatsächlich leben. Und sie sagten: „Du lebst anders.“
Da hatte ich die Möglichkeit zu sagen: „Schau, das ist wegen dem Herrn Jesus, weil ich an ihn glaube.“ Die anderen glauben nämlich nicht an den Herrn Jesus, sie sagen nur, sie seien Christen. Und da hat er einiges gelernt.
Die Leute schätzen uns, die uns sehen und beobachten.
Hier ermutigt der Apostel ganz positiv die Gläubigen, ihre guten Werke zu zeigen. Führt eure guten Werke aus.
Unterordnung gegenüber staatlichen Einrichtungen
In Vers 13 wird Petrus jetzt ganz konkret. Die Verse 13 bis 17 behandeln Grundsätzliches zum Verhalten der Christen gegenüber dem Staat. Dabei spricht er von Unterordnung. Was jetzt folgt, ist immer wieder das Thema Unterordnung – immer wieder, bis Kapitel 3, Vers 8 beziehungsweise Vers 7. Er spricht immer wieder von Unterordnung und richtet sich zuerst an diejenigen, die sich unterordnen sollen.
Paulus macht das ebenso, wenn er die Familie anspricht: Kinder oder Eltern – wen spricht er zuerst an? Zuerst die Kinder. Mann, Frau – wen spricht er zuerst an? Die Frau. Und bei Sklaven und Herren? Zuerst die Sklaven. Immer diejenigen, die sich unterordnen sollen, die unterstellt sind und die von der Gesellschaft ohnehin schon untergeordnet sind. Für sie ist es eine besondere Herausforderung, sich zu unterordnen.
Petrus sagt also: Ordnet euch aller menschlichen Einrichtungen unter. Hier spricht er ganz allgemein von jeglicher menschlichen Einrichtung, das heißt Behörden, Ämter, Schulen oder was auch immer. Grundsätzlich soll unsere Haltung eine Haltung der Unterordnung sein. Er sagt: „Nicht rebellieren! Das ist nicht unsere Art. Wir rebellieren nicht.“ Wer eine Gesellschaft verändern will, kann das nicht durch Rebellion tun – nicht als Christ. Auch andere können es nicht wirklich mit Rebellion. Es gibt andere Wege, legitime Wege, zum Beispiel den Weg des Gebets.
Wenn ein Christ bereit ist zu leiden, dann hat er viele Vorteile. In unserer Gesellschaft will man nicht mehr leiden, das ist ein Fremdwort geworden. Einige von uns kommen aus dem Osten, die wissen noch, die älteren Geschwister vielleicht von uns, die wissen noch, was leiden heißt. Aber in unserer Gesellschaft hier ist das wirklich ein Fremdwort geworden – wirklich leiden.
Paulus spricht jetzt sehr viel über Leiden, auch Petrus spricht in diesen Kapiteln, Kapitel 2 und Kapitel 3, sehr viel über Leiden. In Kapitel 4 wird er ebenfalls noch über Leiden sprechen. Drei Kapitel lang wird er über Leiden sprechen. Er sagt: Ihr müsst bereit sein zu leiden, ihr müsst bereit sein. Wir haben hier nicht unsere Heimat; die Herrlichkeit kommt später. Aber jetzt sind wir aufgerufen, bereit zu sein. Der eine muss mehr leiden, der andere weniger – das bestimmt Gott, wie viel.
Wir können es uns leisten, uns dem Staat zu unterordnen. Und wenn uns etwas nicht gefällt, haben wir Waffen. Wir haben das Gebet. Wir können den Menschen ins Gewissen reden, das ist nicht verboten. Das hat der Apostel Johannes der Täufer getan, das hat Paulus getan. Man kann ruhig einmal einen Brief schreiben, der an eine höhere Stelle gerichtet ist, und dieser Person ins Gewissen reden und zeigen, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist. Derjenige ist auch nach dem Bilde Gottes geschaffen, hat ein Gewissen, und das soll er spüren.
Meine Frau hat sich einmal an eine Werkstatt gewandt, weil sie sagte, das sei zu viel Geld, was die für das Wenige, was am Auto repariert wurde, verlangt haben. Sie sagte ihm: „Ich zahle Ihnen das Geld, ich zahle Ihnen das, aber ich sage Ihnen eines: Das müssen Sie vor Gott verantworten, was Sie mir hier verrechnet haben. Auf Wiedersehen.“ Da stand er da, aber mit einem schlechten Gewissen, und das ist gut so.
Wenn man sich unterordnen soll, wem soll man sich im Einzelnen unterordnen? Vers 14 sagt zuerst: Es sei dem König, sei es dem König, als dem Übergeordneten, oder den Statthaltern, als denen, die durch ihn geschickt werden zum Rechtsvollzug über Übeltäter, aber auch zum Lob derer, die Gutes tun.
Der König – wir haben keine Könige, aber wir haben Bundespräsidenten, Bürgermeister und sonstige Übergeordnete in der Gesellschaft. Was ist die Aufgabe des Staates? Hier wird eine zweifache Aufgabe genannt: Vergeltung, also Strafe für Böse und Übeltäter, die bestraft werden sollen, und Lob für die, die Gutes tun. Das sollte ein Staat tun, und das sollten auch Bürgermeister oder Gemeinderäte tun. Wo etwas zum Loben ist, sollte gelobt werden, und wo etwas Böses ist, muss bestraft werden.
Das zweite tun sie meistens, das erste vergessen sie oft. Aber es gibt es auch noch – manchmal gibt es das. Den König soll man sich also hier unterordnen, der staatlichen Macht. Und warum? Jetzt kommt die Begründung: des Herrn wegen. Nicht, weil er ein guter Bundeskanzler ist – den gibt es ohnehin fast nicht –, sondern des Herrn wegen. Wegen dem Herrn unterordnen wir uns, weil der Herr uns das befiehlt. Der Herr hat es auch uns vorgelebt, er hat auch die Obrigkeit geachtet und weil wir den Herrn Jesus hier auf Erden vertreten.
Vers 15: Weil es so Gottes Wille ist, dass ihr durch Gutes tun die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt. Gutes tun kann man aktiv oder passiv. Man kann aktiv etwas Gutes tun oder passiv das Böse nicht tun, man enthält sich des Schimpfens und des negativen Redens, wo andere vielleicht negativ reden.
Es ist nicht der Wille Gottes, dass wir uns mit Gewalt auflehnen, sondern wir wollen Gutes tun. Petrus sagt nicht, dass wir die Menschen zum Schweigen bringen sollen, sondern die Unwissenheit der Menschen. Das heißt, die Unkenntnis. Wie bringt man ihnen die Unkenntnis zum Schweigen? Indem man ihnen Information gibt. Also dürfen Christen sehr wohl dem Bürgermeister Informationen geben.
Petrus räumt ein, dass es möglich ist, dass Menschen, die uns nicht verstehen, nicht genügend über uns wissen. Vielleicht wissen sie uns Christen nicht zu schätzen. Hier geht es um Christen, die unter Druck stehen. Wir leben jetzt in Deutschland nicht oder sehr wenig unter Druck als Christen. Aber wir sollten vorbereitet sein, denn der Druck kann sehr schnell kommen. Und dann soll man wissen, wie man sich der Gesellschaft gegenüber benimmt.
Es kann sein, dass sie nicht genug über uns wissen und deshalb falsch gegen uns vorgehen. Mein Bruder wurde verleumdet, weil er irgendwo etwas über körperliche Züchtigung gesagt hat. Dann kamen sie sofort, wollten ihn abschießen. Er hat eine Rechtsanwältin genommen, die sich eingesetzt hat. Dann haben sie den Leuten Informationen gegeben und gesagt: Das und das wurde falsch dargestellt. Das war Lüge, das war nicht in Ordnung. Wir haben es anders gesagt.
Dann wurden die verleumderischen Aussagen zum Schweigen gebracht, die Unkenntnis wurde zum Schweigen gebracht, und einige mussten sich sogar entschuldigen. Manchmal macht der Herr das so, manchmal nicht. Aber wir sollen dennoch Informationen geben, Gutes tun und nicht gleich ärgerlich werden. Positiv sein.
Auch über die Regierung wollen wir zuerst einmal positiv denken. Vielleicht handeln sie so und so, weil sie selbst unter Druck stehen oder weil sie nicht genug Informationen haben.
Vers 16: Als Freie und nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel für die Bosheit verwenden. Wir sind frei, frei von der Sünde. Wir müssen nicht sündigen, wir müssen nicht zornig sein, wir müssen nicht rebellieren. Aber unsere Freiheit richtet sich jetzt auf Jesus Christus.
Mit unserer Freiheit haben wir uns Jesus Christus zugewandt. Wir dienen jetzt dem Herrn Jesus Christus als Freie in der Gesellschaft freiwillig und unterordnen uns freiwillig dem Staat.
Wir brauchen uns nicht durch irgendwelche Dinge bestimmen lassen. Wir müssen nicht mit den gleichen Waffen kämpfen, mit denen unser Gegenüber kommt. Wenn sie lügen, müssen wir nicht auch lügen. Wenn sie hart reden, müssen wir nicht hart reden. Wir können ruhig bleiben. Wir sind nicht gezwungen, so zu handeln, wie sie handeln.
Er sagt hier: Solche, die die Freiheit nicht als Deckmantel für Bosheit verwenden. Wir wollen nicht sagen: Wir sind frei zum Sündigen, sondern als Knechte Gottes. Ihm sind wir Sklaven.
Manchmal muss man dem Übergeordneten sagen, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Manchmal gibt es Dinge, bei denen wir nicht mitmachen. Dann sagt man: Wir müssen Gott mehr gehorchen, wir machen da nicht mit. Aber wir bleiben ruhig und müssen das nicht auf unfreundliche Weise sagen.
Vers 17: Ehrt alle, liebt die Bruderschaft, fürchtet Gott, ehrt den König. So knapp und bündig wie Petrus es sagt: Ehrt alle – alle!
Mir hat ein Bruder in Rumänien gesagt: Die Zigeuner brauchst du nicht grüßen. Ein Christ hat mir das gesagt. Ich dachte: Was? Wieso soll ich die Zigeuner nicht grüßen? Die Zigeuner sind in Rumänien sehr verachtet, und manche Christen haben noch nicht erkannt, dass das Menschen sind, die im Bilde Gottes geschaffen wurden.
Oder da ist ein Arbeiter, ein Ausländer, der steht schmutzig in der Grube, und ich gehe vorbei. Soll ich ihn grüßen? Er ist ja nur ein Ausländer. Das ist ein Mensch, im Bild Gottes geschaffen, höchst wertvoll. Ehrt alle!
Liebt die Bruderschaft – das sind die Geschwister, das Wichtigste unter Christen ist die Liebe. Liebt sie!
Fürchtet Gott. Fürchten ist mehr als ehren. Ich fürchte zum Beispiel die Polizei in der Schweiz auch ein bisschen. Überall sind Blitzer aufgestellt. In Zürich fährt man keine hundert Meter, da hat man schon wieder zwei Blitzer. Und da fahren alle brav, die fürchten die Polizei dort. Da schwingt etwas mit von Konsequenzen.
Fürchtet Gott! Den König fürchten wir nicht, den Bundeskanzler oder den Bürgermeister fürchten wir nicht. Aber Gott fürchten wir. Das heißt, wir respektieren ihn mit Bewusstsein aller Konsequenzen. Wir lieben ihn auch, aber wir fürchten ihn. Wir richten uns mit Haut und Haar danach, was er sagt.
Ehrt den König! Dem geben wir Ehre. Auch dem Bundeskanzler darf man Ehre geben. Ja, aber wenn er böse Dinge tut oder nicht gut herrscht, nun, dann ehren wir ihn trotzdem, denn Gott hat ihn an diese Stellung gesetzt. Wir können beten, dass Gott ihn absetzt. Aber solange er eingesetzt ist, wird er geehrt – genauso wie der Chef in der Firma den König ehrt.
Verhalten der Hausdiener und das Thema Leiden
In den Versen 18 bis 25 geht es um das richtige Verhalten der Hausdiener. Die Hausdiener sollen sich in aller Furcht ihren Gebieten unterordnen. Doch wen fürchten sie? Den Chef? Nein, sie fürchten Gott.
In der Furcht Gottes unterordnen sie sich dem Chef, dem Hausherrn. Nicht nur den guten und milden Chefs, sondern auch den verkehrten, denjenigen, die krumm sind. Es gibt ja auch krumme Chefs, das kann in einer Firma vorkommen. Alle wissen, dass es krumme Chefs gibt, die nicht in Ordnung sind und verkehrt handeln.
Trotzdem sind sie vorgesetzt. Es gibt Menschen, mit denen man nicht reden oder argumentieren kann – eigenwillige, sture Chefs. Dennoch rebellieren die Hausdiener nicht gegen sie und stürzen sie nicht.
Nun folgen fünf Begründungen, und bei all diesen Begründungen geht es um das Thema Leiden. Offenbar weiß Petrus sehr gut, dass Unterordnung mit Leiden verbunden ist. Jetzt werden diese fünf Punkte vorgestellt, die ich als A, B, C, D und E bezeichnen möchte.
A: Leiden als etwas Schönes und Gottwohlgefälliges
A, es ist etwas Schönes. Warum sollen wir leidensbereit sein und uns unterordnen? Es ist etwas Schönes, sagt er, etwas gottwohlgefälliges, gefälliges.
In Vers 19 heißt es: Denn das ist etwas Angenehmes, wenn man wegen eines an Gott gebundenen Gewissens Betrübnisse und Verletzungen erträgt und dabei ungerechterweise leidet. Er sagt, wenn du leiden musst – aber es ist ungerecht. Wieso? Das ist ungerecht, das ist einfach nicht fair, wie die mit mir umgehen. Dann sagt er: Das war schön, das war angenehm, bei Gott ist es schön. Gott wird schon zu seiner Zeit eingreifen. Wir dürfen das dem Herrn bringen und sagen: Herr, bitte greif du ein und zeig dem, und einmal bring du Gerechtigkeit. Aber nicht jetzt, jetzt muss ich leiden.
Gott bestimmt, wann dem Menschen die gerechte Vergeltung geschieht. Aber jetzt wird gelitten, und Gott sagt, das ist etwas Schönes, weil es nicht wegen etwas Bösem ist, dass du leidest, sondern du leidest wegen etwas Gutem, ungerechterweise. Das ist Gnade. Das Wort Gnade wird hier im breiteren Sinne gebraucht, es ist etwas Angenehmes. Gnade kommt von dem Wort angenehm. Das Wort charmant, charis – charmant –, das steckt da noch drinnen. Es ist etwas Angenehmes.
Ja, es gibt Zeiten, in denen wir Betrübnisse ertragen müssen. Hier heißt es, wenn jemand Betrübnisse erträgt wegen des Gewissens, weil er nach dem Gewissen handelt und handeln muss. Deshalb muss er ungerechterweise leiden. Also: Ich muss etwas tun, und ich kann da nicht mitmachen. Und weil ich da nicht mitmachen kann, muss ich leiden. Wegen meines Gewissens muss ich Traurigkeiten erdulden.
Und er sagt: Wenn wir zu leiden haben, weil wir dem Gewissen nach gehandelt haben, dann ist das vor Gott etwas Angenehmes. Er bekommt dann Ehre dadurch – und vielleicht sogar, wenn ich meine Arbeitsstelle verliere auf diese Weise. Aber es war trotzdem für die Ehre Gottes.
Ich bin einmal am Zoll gestanden, und ich hätte durchfahren können. Ich hatte einen Computer mit, wir waren aus Amerika gekommen, damals vor vielen Jahren. Wir hatten einen Computer gekauft, und er hat uns durchgewinkt. Ich bin auf die Seite gefahren am Zoll und habe meinen Computer ausgepackt, habe die Rechnung vorgelegt. Das war so und so viel. Der Zöllner hatte gerade noch fünf Minuten, dann war Mittagspause. Er hat sich geärgert, dass er jetzt noch arbeiten muss. Dann hat er dumm getan, bis er endlich gegangen ist.
Dann kam der Nächste, der hätte sich gedacht: Er hat auch noch ein bisschen Mittagspause, dann hat er gleich wieder was zu tun. Und dann haben sie so lange gemacht, dass ich eine halbe Stunde am Zoll gestanden habe, damit ich mein Geld abgeben kann. Aber ich bin eines: Ich bin mit gutem Gewissen davongefahren. Ich habe das verzollt, wie es sich gehört.
Eigentlich war es viel ärgerer, und man hätte sagen können: Komm, vergiss es und fahr durch. Aber nein, dafür hatte ich ein gutes Gewissen.
Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr gesündigt habt und deswegen geschlagen werdet und dabei etwas leiden müsst? Jedoch wenn ihr Gutes tut und leidet und das erduldet, das ist Gnade, das ist etwas Angenehmes bei Gott.
B: Leiden als Ruf und Berufung
Zweitens: Es ist unser Ruf, zu leiden. Ihr seid dazu gerufen worden, und es geht um das Leiden.
Warum unterordnen wir uns und sind bereit, beim Unterordnen zu leiden? Weil Gott uns dazu bestimmt und berufen hat. Er hat für uns einen Leidensweg vorgesehen.
Das Ziel unseres Lebens ist nicht Selbstverwirklichung. Es ist auch nicht möglich, leidensfrei durchs Leben zu gehen und am Ende sagen zu können: "Ich habe nicht gelitten." Das ist nicht das Ziel unseres Lebens.
Das Ziel unseres Lebens ist vielmehr, dem Herrn Jesus Ehre zu bereiten.
C: Christus als Vorbild im Leiden
C, Vers 21: Denn Christus hat auch gelitten und ist unser Vorbild, weil er für uns gelitten hat. Das bedeutet, dass wir jetzt diesen Weg gehen – den Weg, den der Herr Jesus gegangen ist. Er ist bis ans Äußerste gegangen mit dem Leiden; er hat bis zum Schluss gelitten. Er hat für uns gelitten und uns dabei ein Muster hinterlassen, dem wir folgen sollen.
Ihr möchtet seinen Fußspuren nachfolgen. Er hat uns ein Vorbild gegeben, wie wir in dieser Welt leben können. Wir folgen dem Lamm nach, wohin es auch geht. Und wohin geht das Lamm? Zum Kreuz, zum Leiden. Dort am Kreuz hat er gezeigt, dass Gott leiden kann und bereit ist zu leiden.
Durch seinen Heiligen Geist will er uns auch dorthin führen, dass wir bereit sind zu leiden. Manchmal müssen wir nicht leiden, aber bereit sein sollen wir. Der Herr Jesus lebt in uns, er hat in uns Platz genommen, und seine Kraft ist in uns. Deshalb kann ich jetzt so leben.
Vers 22: Was hat er getan? Er hat keine Sünde getan, er tat nicht sündhaft. Dann sollen auch wir keine Sünde tun. Vielleicht denkt man: „Ich muss leiden, da ist es doch gerechtfertigt, ein bisschen zu sündigen.“ Nein, auch nicht ein bisschen sündigen, sagt der Herr, sagt Petrus. Der Herr Jesus hat nicht gesündigt beim Leiden. Er sprach keine falschen Worte, es wurde keine Falschheit in seinem Mund gefunden.
Er hat nicht gelogen, er hat kein falsches Wort gesagt, kein Wort zu viel. „Ja, aber ein bisschen ärgern darf ich mich doch“, denkt man vielleicht. Nein, kein Drohen, kein Schimpfen. Er schmähte nicht, er drohte nicht, als er litt. Er übergab alles Gott, der da Recht richtet.
Das hat er getan: Wenn er ungerecht leiden musste, hat er es Gott übergeben. Das ist keine Sünde. Wenn Gott dem Bösen mit Bösem vergelten wird, ist das keine Sünde. Gott hat das Recht, dem, der gewalttätig ist, mit Gewalt zu vergelten.
Gewalt ist die einzige Sprache, die die Sünde kennt. Menschen, die nicht Buße tun, denen muss man die Gewalt zeigen – aber nicht wir heute. Das macht Gott dann. Da kommt schon Gewalt. Aber ich brauche jetzt keine Gewalt anzuwenden.
Der Herr Jesus ist am Kreuz gestorben; das war der größte Gewaltakt Gottes. Jetzt bin ich frei geworden, ich muss keine Gewalt anwenden. Ich könnte, ja vielleicht – ich bin schwach –, einen Bruder schlagen. Ein Bruder, der sich taufen ließ, erzählte, dass es in Moldawien so war: Er war ein Schlägertyp, ein „Ganzsohn“. Wenn man ihm begegnete, musste man aufpassen.
Doch er bekehrte sich und ließ sich taufen. Bei der Taufe waren der orthodoxe Priester und einige Spötter, die die Taufe stören wollten, weil sie sich ärgerten. Da stand er bei der Taufe und betete: „Herr Jesus, halte mich, halte mich, Herr! Sonst gehe ich hinüber und haue denen eine runter.“ Aber das durfte er nicht tun.
Er tat es nicht, sondern errang einen Sieg. Er ließ es über sich ergehen, dass sie spotteten. Aber wir dürfen es Gott übergeben. Vielleicht fühlen wir manchmal einen richtigen Zorn, einen heiligen Zorn. Wir dürfen einen heiligen Zorn fühlen, aber bitte nicht zu lange.
Wenn uns jemand Ungerechtes tut, ärgern wir uns. Aber was sollen wir tun? Wir müssen es Gott übergeben. Wir sollen nicht stundenlang zornig sein. Wisst ihr warum? Irgendwann bricht sonst etwas aus uns heraus.
Was sagt Paulus? Wenn wir zornig sind, sollen wir höchstens bis zum Sonnenuntergang zornig sein, nicht länger. Wir sollen den Zorn nicht in den nächsten Tag mitnehmen, sondern ihn dem Herrn übergeben.
So ist es mit dem heiligen Zorn. Ich rede jetzt nicht vom unheiligen Zorn. „Herr, ich habe es dir übergeben.“ Wir alle haben ein Gerechtigkeitsempfinden. Wir wissen, was gerecht ist und was nicht gerecht ist. Das wissen die Weltleute auch.
Aber wenn sie ungerecht behandelt werden, explodieren sie. Wir aber sind vielleicht heilig zornig und sagen: „Herr Jesus, du wirst dafür sorgen. Dir übergebe ich es.“ Es wird einmal ein Gericht geben, wo Gerechtigkeit herrscht und abgerechnet wird.
Vielleicht darf ich sogar beten, dass sich der andere vorher noch bekehrt. Das wäre noch schöner. Dann kommt er und entschuldigt sich.
D: Leiden entspricht unserer Stellung als Gläubige
D, klein d, es geht immer noch um das Leiden. Unterordnen bedeutet Leiden, und hier ist die Begründung: Warum sollen wir das tun? Klein d, weil das unserer Stellung entspricht. Wir sollen nicht sündigen und uns nicht aufbegehren.
Es heißt hier, wo ich jetzt gewesen bin, Vers 23: Der, als er geschmäht wurde, nicht schmähte, er übergab es aber dem, der in Gerechtigkeit richtet. Vers 24: Der unsere Sünden in seinem Leibe selbst hinaufgetragen hat auf das Holz, damit wir den Sünden abgestorben der Gerechtigkeit leben.
Unsere jetzige Stellung ist, dass wir den Sünden abgestorben sind. Wir müssen nicht mehr sündigen. Wissen Sie, was im Griechischen hier steht? Den Sünden zu solchen, die nicht mehr da sind geworden, zu Verschwundenen geworden. In Bezug auf das Sündigen sind wir wie nicht existent.
Warum? Weil Christus uns mitgenommen hat in seinen Tod. Und wenn man tot ist, dann ist man immer da. In dieser Hinsicht sind wir zum Sündigen nicht mehr da. Die Sünde sagt jetzt: Komm, räche dich! Und du sagst: Ich bin leider nicht mehr da.
Christus hat gelitten, und wir sollen jetzt der Gerechtigkeit leben. Wir sind der Sünde abgestorben, damit wir jetzt für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunde seid ihr geheilt worden. Das war eine Wunde, eine ganz, ganz große Wunde.
Im Griechischen ist hier die Einzahl: seine Strime, seine Wunde, die ihn zum Tode gebracht hat. Da sind wir geheilt worden. Papetus spricht hier nicht von Krankheit, sondern von unserer Sündenkrankheit.
E: Der Hirte und Aufseher unserer Seelen als Trost im Leiden
Fünftes, e, klein e, immer noch leiden
Wir sollen uns im Leiden unterordnen, denn wir haben einen Hirten und Aufseher unserer Seelen. In Vers 25 heißt es: „Denn ihr wart wie irrende Schafe, ihr seid jedoch nun umgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen.“
Der Hirte ist ein treuer Hirte, der nach jedem Schaf schaut. Der Grund, warum wir jetzt bereitwillig sein sollen, uns zu unterordnen – auch wenn es Leiden kostet –, ist, dass wir einen Hirten haben. Einen Seelsorger, der uns besser kennt als wir selbst.
Wenn du zu einem Seelsorger kommen willst, der dich wirklich gut beraten wird, dann komm zu dem Hirten und Aufseher unserer Seelen. Ein Aufseher ist jemand, der nachschaut. Das griechische Wort bedeutet „nachschauen“, also schauen, wie es jemandem geht. Das ist ein Aufseher.
Wenn wir leiden müssen, dann müssen wir festhalten: „Der Herr ist mein Hirte, mir mangelt nichts.“ So steht es geschrieben. Nicht „mir wird nichts mangeln“, sondern „mir mangelt nichts“ – Gegenwart.
Der Herr ist mein Hirte, mir mangelt nichts. Warum? Weil der Herr mein Hirte ist, weil der Herr da ist. Ich habe keinen Mangel. Das, was ich brauche, habe ich. Die Gnade reicht aus für mich.
Gerade wenn man leiden muss, denkt man oft daran, was man eigentlich gern haben könnte, sollte, müsste oder dürfte – und was man nicht darf. Doch da ist ein Hirte, der nach dem Rechten schaut. Da ist ein Hirte, der gut auf mich aufpasst, auch in der Nacht oder wenn die Versuchung kommt. Seine Augen sind nicht geschlossen.
Er ist mein Führer und meine Kraft.
Ausblick auf die nächste Predigt
Bis heute haben wir uns damit beschäftigt. Morgen werden wir dann über die Ehe sprechen und darüber, wie man sich in der Ehe richtig verhält. Außerdem werden wir weitere Themen anschauen.
Merkt ihr, das ist sehr praktisch und geht direkt auf das Leben ein. Das ist Petrus, der Mann der Tat.
