Einführung: Die chaotische Gemeinde der Korinther und die Bedeutung des Glaubensfundaments
Ich freue mich, dass ihr da seid zur Bibelwoche, heute mit dem ersten Korintherbrief, Kapitel 15.
Ich habe das schon letzten Sonntag gesagt, als wir angefangen haben: Die Korinther gefallen mir. Ich mag die Korinther, weil sie so schön chaotisch sind. Immer wenn ich ein Problem mit der Gemeinde habe, in der ich gerade bin, und denke, hier geht alles drunter und drüber, dann denke ich kurz an die Korinther und sage mir: Da war es schlimmer.
Wenn man zurückdenkt an das, was wir schon miteinander besprochen haben – sei es letztes Jahr oder auch jetzt, gerade gestern – und sich vor Augen führt, wie der Gottesdienst abgelaufen sein muss, dann war das ein wüstes Tohuwabohu. Es ging eigentlich nur darum, dass jeder sich in den Mittelpunkt stellt und zeigt, was für ein toller Kerl er ist.
Ich hatte, als ich lange über den ersten Korintherbrief nachgedacht habe, den Eindruck: Schlimmer kann es nicht mehr werden. Und dann kommt ein Kapitel, wo ich eigentlich sagen muss: Doch, es kann noch schlimmer werden. Es kann so weit gehen, dass Leute anfangen, Dinge zu glauben, bei denen ich wirklich denken würde, die gehen ans Eingemachte.
Wenn man so einen etwas chaotischen Gottesdienst hat, kann das schon mal passieren. Da kann man ein bisschen Ordnung reinbringen, und dann ist es irgendwie wieder gut. Aber wenn Christen anfangen, am Fundament ihres Glaubens zu sägen – also an Dingen, die eigentlich unverhandelbar sind – dann wird es schwierig. Wenn ihr euch an das Bild mit dem Fischbrötchen erinnert: Das ist wirklich Fisch. Wenn du da sägst, wird es für mich langsam schwer zu glauben, dass du Christ bist.
Ich kann dann nicht mehr wirklich glauben, dass dein Glaube echt ist. Denn rettender Glaube hat, grob gesprochen, drei Charakteristika.
Erstens: Echter Glaube hat einen Anfang. Ich stolpere nicht einfach so hinein, ohne es zu wollen. Nicht weil meine Eltern gläubig waren, habe ich Glauben, und auch nicht, weil ich in eine Kirche gehe. Bei rettendem, echtem Glauben gibt es einen Startpunkt. Der kann so vermischt sein, dass man nicht genau weiß, wann das war, aber irgendwo steckt eine echte Entscheidung dahinter: Ich will.
Zweitens gehört zu echtem Glauben ein Glaubensleben. Wenn ich irgendeinen Unsinn lebe und trotzdem sage, ich bin gläubig, dann ist dieser Glaube nur behaupteter Glaube, nicht echt.
Drittens gehört zu echtem Glauben auch der richtige Glaubensinhalt. Wenn ich wie Charlie Brown an den großen Kürbis glaube, komme ich mit diesem Glauben nicht in den Himmel. Warum? Weil der große Kürbis der falsche Inhalt ist.
Wir glauben an Jesus. Und wir glauben nicht an unseren selbstgestrickten Patchwork-Jesus, den wir uns zusammengebastelt haben, weil wir ja alle so postmodern sind. Sondern wir glauben an Jesus als historische Person, so wie er sich im Neuen Testament darstellt. Wir nehmen Jesus so, wie er ist.
Die Korinther fangen an dieser Stelle wirklich im Zentrum des Evangeliums, da wo es um Jesus geht, um das, was Jesus getan hat, an zu sägen.
Wenn ihr euch an letztes Jahr erinnert: Die Frage war, warum machen die das eigentlich? Schon das allererste Kapitel beschäftigt sich mit der Frage: Was ist eigentlich Weisheit? Paulus sagt, wenn man sich das Evangelium einfach nur als Botschaft anschaut, klingt das für die meisten Menschen erst einmal völlig verrückt.
Wir glauben daran, dass Gott Mensch wird. Na gut, das geht vielleicht gerade noch so. Jetzt gehen wir aber einen Schritt weiter: Wir glauben daran, dass unser Gott nicht nur Mensch wird und dann als ein Supervisor durch die Welt zieht, der alle heiligt und heilt, sondern unser Gott lässt sich an einem Kreuz umbringen.
Die Herausforderung des Kreuzes und der Auferstehung im Glauben der Korinther
Das Kreuz – wir würden heute vielleicht von der Todesspritze oder dem elektrischen Stuhl sprechen – ist ein Instrument, um Menschen hinzurichten. Und nicht nur irgendwie, sondern der Verurteilte gilt als Krimineller und stirbt den schlimmsten und schmählichsten Tod, den man sich vorstellen kann.
Ich glaube daran, dass mein Gott tatsächlich an einem Kreuz für meine Schuld gestorben ist. Paulus sagt, dass man sich das nicht einfach ausdenken kann, weil es aller Logik zuwiderläuft. Das ist etwas, wo Gott eine Idee hatte, wie er Menschen retten kann. Er hat diese Idee durchgezogen – auf eigene Verantwortung – und hat selbst die Zeche bezahlt. Er hat den Kelch des Zornes bis zur Neige für uns ausgetrunken. Wir können nichts anderes tun, als dankbar anzunehmen, was er getan hat. Das ist der Punkt.
Für Außenstehende klingt das zunächst völlig unlogisch, fast wie ein Märchen. Die Korinther lebten in einer Kultur, die viel Wert auf Philosophie und Rhetorik legte. Auf dem Marktplatz gab es Redeschlachten, und sie wussten: Wenn wir den Leuten diese Botschaft erzählen, klingt das am Anfang vielleicht interessant, aber irgendwann einfach nur noch komisch. Sie schämten sich dafür und begannen, den Kern des Evangeliums durch selbstgemachte Weisheit zu ersetzen. Sie wollten in der Gesellschaft etwas darstellen, nicht ausgegrenzt werden wegen ihrer Botschaft. Also verglichen sie das Evangelium mit den Philosophien ihrer Zeit.
Dabei fiel ihnen auf, dass es im Evangelium eine Sache gibt, die gar nicht geht: dass jemand, der tot ist, wieder lebendig wird. Was macht man in einer Welt mit einer Philosophie oder einem Zeitgeist, der sagt, Tote bleiben tot und werden nicht wieder lebendig? Und man glaubt an ein Evangelium von einem Gott, der nicht nur wie ein Krimineller hingerichtet wird, sondern nach drei Tagen wieder lebendig wird und dann in den Himmel auffährt, wo er heute noch lebt? Was tut man mit dieser Spannung?
Paulus, der Gründungsapostel der Gemeinde, machte mit dieser Botschaft nicht viel her. Er konnte mit dem Evangelium kein Rededuell in Korinth gewinnen. Die Leute begannen, ihn zu verachten: „Na, der Paulus, das ist nichts.“ So wurden sie dann frech. Aber was machen sie mit der Botschaft selbst?
Das Schlimme bei den Korinthern ist, dass sie das Evangelium hören und aufhören, an das Zentrum, die Auferstehung, zu glauben. Warum mich das so schockiert? Wenn jemand in meine Gemeinde käme und sagen würde: „Ich bin Christ“, und ich frage ihn: „Woran glaubst du? Glaubst du an Jesus? Glaubst du, dass Jesus für deine Sünden gestorben ist?“ – „Ja.“ „Glaubst du, dass er begraben wurde?“ – „Ja.“ „Glaubst du, dass er auferstanden ist?“ – „Nein.“ Dann hätte ich ein echtes Problem.
Ich würde so jemanden nicht in die Gemeinde aufnehmen. Ich würde sagen: „Wir sind Leute, die in der Tradition der Glaubensbekenntnisse glauben – seit jeher – an die Auferstehung. Und wenn du das nicht glaubst, kann ich dich hier als vollwertiges Mitglied nicht aufnehmen.“ Das ist meine Überzeugung.
In Korinth war es so: Eine ganze Gemeinde, die das Evangelium gepredigt bekommen und auch geglaubt hatte, begann, den zentralen Punkt der Auferstehung zu streichen. Sie dachten nicht einmal darüber nach, sondern sahen es als verhandelbare Sache an – ob man daran glaubt oder nicht, spiele keine Rolle.
Paulus muss deshalb eingreifen und sagen: „Doch, an der Stelle wird es wirklich heikel. Wenn das nicht stimmt, verlierst du alles.“ Ich werde heute nichts Großes über liberale Theologie sagen, aber wer sich die Gemeindelandschaft, auch innerhalb der Freikirchen, anschaut, sieht, dass immer mehr Theologen nicht mehr an die Auferstehung glauben. Das, was ich heute sage, betrifft diese Menschen.
Am Ende bleibt ohne die Auferstehung kein Glaube, der noch retten kann. Und das ist eine echte Tragik.
Das Evangelium in seiner Kernbotschaft: Tod, Begräbnis und Auferstehung Christi
1. Korinther 15,1
Ich tue euch aber, Brüder und Schwestern, das Evangelium kund. Das ist interessant: Der Apostel, der die Gemeinde gegründet hat, beginnt noch einmal ganz von vorne. Er erzählt euch einfach noch einmal das Evangelium – genau das Evangelium, das ich euch verkündigt habe. Das kennt ihr eigentlich schon. Die Korinther sind einfach unglaublich vergesslich. Nicht nur, dass sie es gehört haben, sondern auch angenommen haben. Es gab einen Punkt in ihrer persönlichen Biografie, an dem sie gesagt haben: „Stimmt, das möchte ich glauben, das mache ich zur Grundlage für mein Leben.“ Darin steht ihr auch, ja klar. Wenn ich das einmal angenommen habe, dann stehe ich da irgendwie drin, durch das ihr auch errettet werdet.
Dann gibt es aber eine kleine Einschränkung: „Mit welcher Rede ich es euch verkündigt habe, wenn ihr es festhaltet; es sei denn, dass ihr vergeblich zum Glauben gekommen seid.“ Dieses Wort „vergeblich“ hat mich lange beschäftigt. Was meint Paulus damit? Wie kann jemand vergeblich zum Glauben gekommen sein? Er sagt, dass sie zum Glauben gekommen sind, aber irgendwie ist etwas in ihrem Leben passiert, sodass das, was der Glaube eigentlich bewirken will, nicht richtig greift. Man kann „vergeblich“ auch mit „ohne Grund“ übersetzen, und dann wird es etwas klarer.
Paulus greift das Denken in der Gemeinde an, man könne glauben, ohne an die Auferstehung zu glauben. Für Paulus steht und fällt alles mit der Auferstehung. Wenn Leute sagen: „Ich bin gläubig, aber ich glaube nicht an die Auferstehung,“ dann ist das so, als wären sie zum Glauben gekommen, aber völlig ohne einen wirklichen Grund. Das, was sie dann haben, ist eigentlich sinnlos. Er nennt das später in Vers 17 so: „Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig.“
Also: Wenn Jesus nicht auferweckt worden ist, ist das, was du Glauben nennst, Unsinn, bedeutungslos. Da steckt nichts mehr drin, das hat keine Kraft mehr, da fehlt alles. Es ist eigentlich nur noch so eine Blase. So eine Seifenblase. Kennt ihr das? Am Brandenburger Tor gibt es manchmal die mit den Riesenseifenblasen, so ganz große, die schillern und schön aussehen – aber irgendwann platzen sie einfach. So ist ihr Glaube, wenn sie die Auferstehung herausnehmen. Er ist einfach nur plopp, sinnlos, nutzlos, wertlos, vergeblich.
Paulus kann das mit so drastischen Worten sagen, denn es heißt vor allem: „Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe.“ Ich mag diesen Vers, weil er uns zeigt, wie Überlieferung im Neuen Testament funktioniert. Man hört manchmal, bevor das Neue Testament geschrieben wurde, sei das wie stille Post: Einer erzählt dem anderen etwas ins Ohr, und wenn genug Leute das weitergeben, kommt hinten etwas ganz anderes heraus, als man vorne hineingesteckt hat. Paulus sagt: Das stimmt nicht. Zur Zeit der Apostel gab es Kernsätze, Grundüberzeugungen, Lehraussagen, die überliefert wurden. Die hat man nicht einfach so genuschelt ins Ohr geredet, sodass nur die Hälfte verstanden wurde, sondern sehr exakt von einer Person auf die nächste weitergegeben.
Paulus, der ja relativ spät zum Glauben kommt – Jahre nachdem Jesus gestorben und auferstanden war –, bekommt am Anfang seines Glaubenslebens Dinge überliefert. Überliefert heißt: Es steckt Autorität und Wichtigkeit dahinter. „Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe.“ Das hat sich Paulus nicht ausgedacht.
Nun erklärt er uns, was das Evangelium ist. Das ist eine der ersten Bibelverse, die ich auswendig gelernt habe, weil man so schön sehen kann, was die Kernstücke des Evangeliums sind. Paulus sagt, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist. Ein ganz wichtiger und einfacher Punkt: Jesus ist gestorben, weil du etwas angestellt hast. Und das ist nicht einfach so passiert, sondern nach den Schriften. Das heißt, das Konzept, dass man Sündenvergebung dadurch bekommt, dass ein anderer für einen stirbt, war im Alten Testament schon angelegt.
Wenn du möchtest, kannst du an andere Stellen denken, die sehr speziell auf Jesus hinweisen. Jesaja 53 ist so eine Stelle. Dort ist im Alten Testament etwas vorbereitet worden, und im Neuen Testament kommt Jesus und erfüllt genau diese Position, die im Alten Testament beschrieben wird. Der Messias, der im Alten Testament vorgestellt wird, wird im Neuen Testament durch Jesus mit Leben erfüllt.
Also ist der erste Punkt des Evangeliums unverhandelbar: Jesus ist für unsere Sünden gestorben. Wenn du daran herumstreichen willst, wenn du sagst, es gibt keinen Opfertod Jesu oder Jesus sei nur gestorben, weil damals die politischen Verhältnisse so waren und er gar nicht sterben musste – und das habe nichts mit unserer Schuld zu tun –, dann bist du auf dem Holzweg. Das ist eine beliebte Diskussion im Moment: Das Sühneopfer sei überhaupt kein Sühneopfer. Doch, das ist es. Jesus ist für unsere Sünden gestorben.
Nicht nur das: Er ist auch begraben worden. Paulus schreibt das, um klarzumachen, dass es nicht um einen Schein-Tod geht. Er ist begraben, er ist richtig tot. Die Leute damals wussten, wie sich das anfühlt, wenn jemand kalt und tot ist. Und er ist am dritten Tag auferweckt worden, „nach den Schriften“. Psalm 16 sagt, dass der Messias nicht im Grab bleiben durfte, die Verwesung nicht sehen durfte. Das Alte Testament bezeugt das schon und sagt, wenn der Messias kommt, wird ein Kennzeichen sein, dass er wieder aufsteht. Er ist tot, aber er bleibt nicht tot.
Petrus wird genau diesen Punkt aufgreifen und in der Pfingstpredigt den Leuten sagen – denn natürlich fragen die Leute: „Wo ist denn euer Jesus?“ Die Antwort lautet: Erstens, er musste auferstehen. Dann nimmt er Psalm 110, zweitens, er muss in den Himmel auffahren, wo er heute zur Rechten Gottes sitzt.
Erster Punkt: Jesus ist für unsere Sünden gestorben. Zweitens: Er ist begraben worden. Drittens: Er ist auferweckt worden. Viertens: Er ist erschienen, zuerst dem Kephas, dann den Zwölfen. Kephas ist ein anderes Wort für Petrus. Paulus nennt hier die Zeugen der Auferstehung – und zwar nur männliche Zeugen. Eigentlich waren die Frauen die ersten, aber er lässt sie hier weg, weil sie in einer Gerichtsverhandlung keine Stimme hatten.
Was Paulus hier macht, ist, dass er Gericht spielt. Er sagt: „Ich bringe jetzt meine Zeugen, meine Zeugen wofür?“ Der Schwerpunkt liegt auf der Auferstehung. Jesus hat gelebt, Leute haben ihn sterben sehen und dann wieder mit ihm gesprochen. Sie haben mit ihm gegessen, sind mit ihm nach Galiläa gezogen, haben mit ihm gefrühstückt, haben sich unterhalten – und das über Tage und Wochen hinweg, vierzig Tage, fast sechs Wochen. In dieser Zeit haben sie sich getroffen, Fragen gestellt, Jesus hat viel Zeit genommen, den Jüngern nochmals vieles zu erklären. Denn vorher, als Jesus gekreuzigt wurde, war vieles unklar. Die Jünger waren nicht die Hellsten, sie haben nicht viel verstanden. Aber 50 Tage nach der Kreuzigung, an Pfingsten, sind es ausgewechselte Menschen. Nicht nur, weil sie den Heiligen Geist haben, sondern auch, weil sie viel mehr verstanden hatten.
Paulus schreibt, dass Jesus zuerst Kephas erschien, dann den Zwölfen. Die Zwölf ist kein mathematischer Begriff, sondern ein Titel für die Jüngerschar. Wenn man genau nachzählt, sind es elf, weil Judas zu dem Zeitpunkt nicht mehr dabei ist. Dann erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal – fünfhundert! Wir haben keinen Bericht darüber, aber es scheint so gewesen zu sein, dass in dieser Zeit noch viel mehr passiert ist, von dem wir nichts wissen. Die meisten dieser Zeugen leben noch, einige sind bereits entschlafen.
Stellt euch vor, es ist nicht so kompliziert, von Korinth nach Jerusalem zu reisen. Wenn du ein Problem mit der Auferstehung hast, geh zu deinem Hafen, schiff dich ein, und du bist eine Woche später in Jerusalem. Dort kannst du dir die Leute suchen, die Jesus gesehen haben. Sie leben noch! Wenn es dir wirklich wichtig ist, mach dich auf.
Danach erschien Jesus Jakobus, nicht der Jünger, sondern der Bruder von Jesus, der später in Jerusalem eine bedeutende Rolle einnimmt und als Säule der Gemeinde bezeichnet wird. Dann erschien er allen Aposteln. Hier ist mit Aposteln ein weiterer Begriff gemeint als die Zwölf Apostel. Wir wissen nicht genau, was damit gemeint ist, aber der Begriff Apostel kann sich auf die Zwölf beziehen oder auch auf Leute, die mit ihnen zusammenarbeiten.
Zuletzt aber erschien er auch Paulus, den er „der unzeitigen Geburt“ nennt. Das ist ein seltsamer Begriff; hier meint man eine Art Fehlgeburt. Ein Kind, das zur falschen Zeit geboren wird, etwas Ungeplantes, ein „Freak“. Das möchte Paulus sagen: Er gehört eigentlich nicht so richtig dazu, ist sozusagen hintendran gebappt. Eigentlich ist alles schon fertig, und dann gibt es noch diesen Nachschlag: „Dieser Nachschlag erschien auch mir“, sagt Paulus. Er hatte keine Vision von Jesus, sondern begegnete ihm ganz persönlich vor Damaskus, wo er zum Apostel berufen wurde.
Paulus kann sehr nüchtern über seinen Dienst sagen: „Denn ich bin der Geringste der Apostel.“ Wahrscheinlich haben die Korinther an dieser Stelle im Brief genickt und gesagt: „Stimmt, das wissen wir ja, so schätzen wir dich auch ein.“ Aber Paulus kann nicht anders, als die Wahrheit zu sagen: „Ich bin nicht würdig, ein Apostel genannt zu werden.“ Paulus wird zeit seines Lebens fasziniert sein von der Liebe Gottes, wie Gott ihm, dem Verfolger der Gemeinde, der es beinahe geschafft hätte, dieses zarte Pflänzchen Gemeinde im Keim zu ersticken, Zukunft und eine Chance geben konnte. Wahnsinn! Und er weiß eigentlich: Ich habe es nicht verdient, ich bin nicht würdig, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.
Hier sehen wir, wie Gnade auf der einen Seite die Berufung und Begabung Gottes mit einem persönlichen Investment zusammen spielt. Gott beruft, das ist göttliche Souveränität, göttliche Gnade. Aber das heißt nicht, dass der Berufene automatisch einen guten Job macht. Wo ich berufen bin und merke, dass Gott mir einen Auftrag gegeben hat, bin ich auch dazu berufen, diesen Auftrag zu erfüllen und mich mit allem, was ich habe und bin, einzusetzen.
Am Anfang steht die Gnade Gottes, die beruft. Dann kommt der Apostel, der sich auf die Berufung einlässt. Paulus schreibt: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und seine Gnade mir gegenüber ist nicht vergeblich oder ohne Wirkung gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle.“ Ein schöner Satz. Da kann sich jemand hinstellen und sagen: „Ich habe mich echt investiert.“
Und jetzt wird die Spannung aufgebaut, und man denkt: „Was für ein Angeber!“ Aber man liest weiter: „Nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.“ Im geistlichen Leben, wenn wir uns für Gott einsetzen, haben wir immer diese Spannung: Auf der einen Seite arbeite ich mehr, aber nicht ich. Ja, was denn jetzt – ich oder nicht ich? Da muss man sich entscheiden: Ja, ich, aber auch nicht ich. Auf der einen Seite treffe ich die Entscheidung, mich auf die Berufung einzulassen. Und in dem Moment, wo ich das tue und Schritte im Glauben gehe, mich wirklich investiere, stelle ich bei jedem Schritt neu fest: Woher kommt eigentlich die Kraft, woher das Gelingen? Ich? Nein, nicht ich. So geht das immer hin und her und bildet eine Einheit.
Also: Ob nun ich oder jener, ist irgendwie egal. So jedenfalls predigen wir, nämlich dass die Auferstehung stattgefunden hat, dass Jesus lebt und Menschen Jesus begegnet sind. So seid ihr zum Glauben gekommen. Als ihr damals geglaubt habt, habt ihr auch an die Auferstehung geglaubt. Nur das hat sich geändert.
Vers 12: „Wenn aber gepredigt wird, dass Christus aus den Toten auferweckt sei“ – das predigen die Apostel und fast alle anderen auch – „so sagt doch einige unter euch, dass es keine Auferstehung der Toten gebe.“ Das ist die Frage, die im Raum steht. Wie kann das sein? Die Apostel predigen das, Paulus hat es auch gepredigt. Aber innerhalb kurzer Zeit, ein, zwei Jahre, gibt es unter euch eine große Debatte: Auferstehung kann doch eigentlich nicht sein.
Paulus macht jetzt etwas: Er führt das Argument, dass es keine Auferstehung gibt, ad absurdum. Er zieht das Argument einfach weiter. Wenn das stimmt, wenn ihr Recht habt, was würde sich daraus logisch ergeben? Irgendwann ist die logische Folge so absurd, dass man nur noch sagen kann: Nein, das will ich nicht, ich muss sagen, es gibt doch Auferstehung. Das ist sein Ansatz.
Also, was sagt er? „Wenn es aber keine Auferstehung der Toten gibt“ – wir nehmen das mal an – „so ist auch Christus nicht auferweckt.“ Logisch, oder? Wenn es grundsätzlich keine Auferstehung von Toten gibt, wenn das eine philosophische Unmöglichkeit ist, dann müssen wir sagen, dass Jesus auch nicht auferweckt worden ist. Jesus ist noch tot. Irgendwo liegt ein Leichnam und verrottet. Zu dem Zeitpunkt noch nicht so lange her, also wer halb vermodert ist, man könnte noch Knochen finden vom Messias. Irgendwo muss der Leichnam sein. Vielleicht hat ihn jemand versteckt, aus irgendeinem Grund hat man ihn nicht gefunden. Es muss ja irgendwo ein Mythos entstanden sein, um die Auferstehung.
Aber wenn ihr Recht habt, dass das nicht geht, dann ist Christus nicht auferweckt. Aber was bedeutet das, wenn Jesus nicht auferweckt ist? Machen wir weiter.
„Wenn aber Christus nicht auferweckt ist,“ – stellt euch eine Reihe Dominosteine vor: Ich kippe den ersten um, klack, der schmeißt den nächsten um, klack – so ist es hier auch. Wenn Christus nicht auferweckt ist, so ist auch unsere Predigt inhaltslos. Das ist logisch. Wenn der Apostel sich hinstellt und sagt: Jesus ist auferstanden, und es ist gar nicht passiert, dann stimmt das nicht. Das heißt, der Apostel hat eine Lüge gepredigt, heiße Luft, ein Versprechen, das gar nicht gilt.
Wenn das so ist, dass die Predigt inhaltslos ist – und ich habe vorhin gesagt, rettender Glaube hat einen Inhalt, der durch die Predigt vermittelt wird – wenn ich jemandem das Evangelium erkläre und er sagt ja dazu, aber das, was ich erkläre, nicht stimmt, wenn das eine Lüge ist, welchen Wert hat dann sein Glaube? Wenn du an eine Lüge glaubst – wenn du einen Charlie-Brown-Glauben hast, der an den großen Kürbis glaubt – warum rettet uns der Glaube an den großen Kürbis nicht? Weil es eine Lüge ist, weil da nichts dahinter steckt.
„Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere Predigt inhaltslos, inhaltslos aber auch euer Glaube.“ Ganz einfach.
Wir gehen noch einen Schritt weiter: „Wir werden aber auch als falsche Zeugen Gottes erfunden.“ Logisch, ein falscher Zeuge ist ein Lügner. Als Christen sind wir nicht dazu berufen, Gott groß zu verteidigen, sondern nur Zeugnis zu geben, was Gott in unserem Leben getan hat. Wenn ich bezeuge, ich sei dem lebendigen Gott begegnet vor Damaskus, und das stimmt nicht, bin ich ein falscher Zeuge, ein Lügner, weil wir gegen Gott bezeugen, dass er Christus auferweckt habe, den er nicht auferweckt hat. Wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist Christus nicht auferweckt.
Paulus dreht sich hier fast im Kreis, macht eine Pirouette, geht zweimal daran vorbei. Wenn du nicht an die Auferstehung glaubst, ist Jesus noch tot.
Aber gehen wir noch einen Schritt weiter: „Wenn Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig.“ Dann ist das, was ihr Glauben nennt, das, wovon ihr euch versprecht, dass es euch die Ewigkeit sichert, nichtig.
Das Wichtigste, was du wissen musst, ist, ob dein Glaube echt ist. Am Ende, wenn die letzte Stunde geschlagen hat, ist nur eine Frage wichtig: Ist mein Glaube echt? Ist das, woran ich geglaubt habe, echter, rettender Glaube, oder habe ich mir etwas vorgemacht? Jesus sagt am Ende der Bergpredigt, es wird Leute geben, die vor ihm stehen, seinen Namen kennen, Erfahrungen mit ihm gemacht haben – aber ihr Glaube war nicht echt.
Paulus sagt: „Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig.“ Dann ist euer Glaube, das, was ihr für Glauben haltet, nicht wirksam, bringt euch nicht in den Himmel. So seid ihr noch in euren Sünden.
Warum? Ein wichtiger Punkt: Oft wird geglaubt, das Entscheidende an dem, was Jesus tut, sei das Kreuz. Wir haben überall Kreuze, und das ist verwirrend, weil man das immer auf das Kreuz reduziert: Er ist am Kreuz für unsere Sünden gestorben. Punkt. Das ist falsch, denn Kreuz und Auferstehung bilden eine untrennbare Einheit.
Bitte schlagt Römer 4,23-25 auf. Ich lese ab Vers 23: „Aber nicht allein um seinetwillen ist es geschrieben, dass es ihm zugerechnet wurde, sondern auch um unseretwillen, denen es zugerechnet werden soll, die an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat.“
Zum Glauben gehört also die Auferstehung dazu. Vers 25: „Der unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.“ Der Tod Christi geschieht, weil wir Sünder sind. Er stirbt für unsere Sünden. Aber Rechtfertigung, der Freispruch, hat ganz wesentlich damit zu tun, dass Jesus aus den Toten auferweckt worden ist.
Wenn das nicht passiert wäre, gäbe es keine Rechtfertigung. Vielleicht kann ich das nicht genau erklären, warum das so ist, aber Paulus ist da ganz klar. An anderer Stelle sagt er, Errettung zeichnet sich dadurch aus, dass du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, und du wirst errettet werden.
Auferstehung und Kreuz gehören zusammen und bilden eine Einheit. Wenn du einen Teil wegnimmst, geht das Ganze kaputt, es fehlt etwas.
Wir werden noch sehen, warum das so ist. Hier erst einmal: Wenn du die Auferstehung streichst, so seid ihr noch in euren Sünden. Dann fehlt euch etwas Grundlegendes. Dann habt ihr keine Vergebung, keine Rechtfertigung.
Wodurch denn? Durch einen Messias, der durch einen Typen am Kreuz stirbt und dann verrottet, der nicht einmal die Voraussetzungen für den Messias erfüllt, weil der Messias auferstehen muss. Dann ist Jesus nicht der Messias, dann gibt es für euch keine Rettung.
Auch die, welche in Christus entschlafen sind – das heißt die toten Christen – sind verloren gegangen. Dann macht euch nichts vor! Ihr habt sie begraben, habt am Grab gesungen, hattet Hoffnungen – vergesst es. Falsche Hoffnung. Sie sind verloren, denn euer Glaube kann sie nicht retten. Und weil sie tot sind, können sie auch keinen anderen Glauben mehr bekommen.
Paulus sagt: „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendsten von allen Menschen.“ Dieses „allein“ ist etwas schwierig, aber der Satz will klar machen, dass es ohne Auferstehung keine Rettung gibt.
Vers 20: „Nun aber ist Christus auferweckt.“ Das heißt: Zum Glück stimmt das alles nicht! Das ist eine ganz andere, schöne Vorstellung. Paulus führt das Argument an einen Punkt, an dem die Dominosteine umfallen, und am Ende muss man sagen: „Boah, ich habe meine Großmutter begraben, sie ist tot, und der Glaube hat nichts gebracht, sie geht in die Hölle.“ Man dachte immer, sie sei eine gläubige Frau. Wahnsinn!
Aber nun, zum Glück, ist Christus auferweckt – der Erstling der Entschlafenen. Er ist zeitlich der Erste, der wieder auferstanden ist, und qualitativ der Erste.
Im Kopf von Paulus gibt es zwei Linien: Eine Linie startet bei Adam. Jeder, der von Adam abstammt, erbt Adams Schicksal, eine gefallene Natur. Wenn man über sein Leben nachdenkt, stellt man fest: „Ich bin ein Sünder.“ Wir alle sind Nachfahren Adams, gefallene Menschen.
Wir können diese Linie verlassen und auf eine andere Linie aufspringen, ein anderes Lebensmodell fahren. Dieses Lebensmodell beginnt mit Jesu Auferstehung. Mit seiner Auferstehung schafft er eine andere Qualität von Leben, die wir geschenkt bekommen können: das ewige Leben.
Das Wichtige ist, dass wir im Glauben den verlorenen Pfad verlassen und auf den Pfad des Lebens springen – plopp! Diesen Pfad des Lebens gibt es nur, weil Jesus auferstanden ist. Deshalb ist das so wichtig für Paulus.
Vers 21: „Denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.“ Der Tod kommt durch Adam. Wir betrachten hier nur Christen. Die Auferstehung der Toten kommt durch Jesus. Wir reden hier nur über die Auferstehung zum Leben, das ist wichtig. Wir reden nicht über alle Auferstehungen, sondern nur über Christen.
Wenn du glaubst, dass du zum ewigen Leben auferstehen wirst, dass du deinen adamitischen Leib ablegen und einen Auferstehungsleib anziehen wirst, so wie Jesus heute im Himmel lebt – verherrlicht, ein verherrlichter Mensch – dann glaubst du an die Auferstehung.
Warum glaubst du das? Weil Jesus vorangegangen ist, wir haben eine Hoffnung, wir haben jemanden, der schon auferstanden ist.
Vers 22: „Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.“ Das „alle“ bezieht sich erst einmal auf Christen, jeder aber in seiner eigenen Ordnung.
Der Erstling ist Christus. Das ist schon passiert. Dann folgen die, die Christus gehören, bei seiner Ankunft. Das sind wir.
Wenn Jesus wiederkommt, wirst du diesen Moment der Auferstehung erleben, entweder in deinem Grab schlummernd oder lebend. Wichtig ist, dass dieser Moment der Auferstehung und Umwandlung geschieht.
Dann kommt das Ende. Hier geht es nicht um die Auferstehung zum Gericht, das interessiert Paulus an dieser Stelle nicht. Erst Jesus, dann wir, dann Schluss. Dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt.
Stellt euch vor: Jesus herrscht, kommt wieder, sein Reich ist da, sein Reich besteht aus Menschen. Er nimmt dieses Reich, das er hat, und behält es nicht für sich. Es gibt eine funktionale Hierarchie innerhalb der Dreieinigkeit. Den Heiligen Geist haben wir in 1. Korinther 11 noch nicht behandelt, aber aus Johannes 16 wissen wir: Der Heilige Geist verherrlicht den Sohn, der Sohn verherrlicht den Vater.
Wie macht er das? Indem er sich auf die Erde senden lässt, hier das Reich Gottes aufrichtet. Wenn er fertig ist, nimmt er den Sieg, den er hat, und gibt ihn dem Vater zurück.
Wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er alle Herrschaft, Gewalt und Macht weggetan hat – wenn er, der am Kreuz gesiegt hat, für jeden sichtbar diesen Sieg auf der Erde errichtet hat –, dann muss er herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Das ist notwendig.
Wenn ihr in die Offenbarung schaut, hat Johannes eine Vision vom Himmel. Dort ist eine Buchrolle mit sieben Siegeln. Die Frage steht im Raum: Wer kann sie öffnen? Erst ist da keiner. Johannes wird es ganz anders sehen, denn es ist die Rolle, die, wenn sie nicht geöffnet würde, bedeuten würde, dass es kein Gericht über das Böse gibt. Niemand hätte das Recht, dem Bösen wirklich den Krieg zu erklären.
Dann heißt es: „Siehe, das Lamm steht, als geschlachtet, auf dem Thron.“ Das Lamm hat das Recht, die Siegel zu öffnen, hat das Recht, Gericht zu üben, weil es rein ist und einen Ausweg geschaffen hat für alle, die glauben wollen. Deshalb hat es auch das Recht zu richten.
Das heißt, Jesus muss richten, er muss herrschen. Er hat am Kreuz den Sieg errungen, und dieser Sieg muss bis in die letzten Winkel der Erde und der Zeit durchgedrungen werden.
Dann wird als letzter Feind der Tod weggetan. Ich weiß nicht, wie er über den Tod denkt. Man hat sich so an ihn gewöhnt. Wenn du über die Autobahn fährst, liegt da ein toter Vogel, du denkst dir nichts dabei. Wenn du nicht aufpasst, scherzt der Tod nochmal mit dir.
Der Tod gehört nicht in diese Welt – und zwar der Tod in allen Varianten: der Tod in Form von Beziehungen, die sterben, in Form von Körpern, die sterben, in Form von einer Beziehung zu Gott, die stirbt. Er gehört einfach nicht hierher.
Hier ist der leibliche, physische Tod gemeint. Als letzter Feind wird der Tod weggetan.
Wenn wir in die Ewigkeit hineingehen, ist das Konzept Tod Vergangenheit.
Warum? Ein Zitat aus dem Alten Testament: „Denn alles hat er seinen Füßen unterworfen.“
Wenn alles unterworfen ist, ist klar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. Das ist Gott, der Vater.
Wenn ihm alles unterworfen ist, wird auch der Sohn dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat.
Ganz am Ende, kurz bevor die Ewigkeit beginnt, heißt es: „Damit Gott sei alles in allen.“
Hier gefällt mir eine Übersetzung besser: „Alles für jeden.“ Das geht unproblematisch. Es geht darum, dass Gott, der Vater, die höchste Ehre für jeden hat, der dann in der Ewigkeit dabei ist, dass alle den Vater anbeten.
Das ist das Ziel des Sohnes.
Wir predigen die Auferstehung, wir glauben an die Auferstehung, wir brauchen die Auferstehung. Einer ist schon auferstanden – und wir werden das auch tun.
Die Bedeutung der Taufe und die Bereitschaft zum Leiden als Zeugnis für die Auferstehung
Das letzte Argument, das Paulus hier anführt, lautet: Wenn es keine Auferstehung gibt, also wenn das, was wir hier haben, alles ist, dann stellt sich eine sehr merkwürdige Frage. Vers 29: "Was werden sonst die tun, die sich für die Toten taufen lassen?" Wenn Tote überhaupt nicht auferweckt werden, warum lassen sie sich dann für sie taufen?
Vielleicht habt ihr schon gehört, dass sich beispielsweise bei den Mormonen tatsächlich Menschen für andere taufen lassen – was auch immer das bringen soll. Der Vers ist schwer zu verstehen, denn es klingt zunächst so, als würde sich jemand für einen anderen taufen lassen, obwohl die Taufe eigentlich der Startpunkt für das eigene geistliche Leben mit Gott ist.
Herr Petrus predigt an Pfingsten, die Leute sind betroffen und fragen, was sie tun sollen. Petrus sagt: Lasst euch taufen! Das ist der Startpunkt. Mit der öffentlichen Taufe stelle ich mich auf die Seite Jesu. Zunächst klingt es so, als hätten hier Leute sich wirklich für Tote taufen lassen. Wir wissen aber natürlich, dass das Wort "taufen" im 1. Korintherbrief nicht nur für die Wassertaufe verwendet wird.
Zum Beispiel haben wir in Kapitel 10, das wir letztes Jahr behandelt haben, gehört, dass Leute auf Mose getauft wurden. Ein komischer Begriff, der bedeutet, in einer besonderen Beziehung zu Mose zu stehen. Oder wir haben in Kapitel 12 gelesen, dass wir zu einem Leib getauft worden sind durch den Heiligen Geist. Auch hier ist der Begriff Taufe bildhaft zu verstehen. Wir sind miteinander verbunden.
Und diese kleine Präposition „für die Toten“ kann eben auch bedeuten „anstelle von Toten“. Ich denke, der Gedanke wird auch durch Vers 30 erhellt. Dort heißt es: "Warum sind auch wir jede Stunde in Gefahr?" Der Gedanke dahinter ist, dass Paulus sagt: Wenn ihr euch taufen lasst, dann tretet ihr mit eurer Taufe in eine Gruppe ein, in der immer wieder Leute sterben – und zwar den Märtyrertod.
Wenn ihr bereit seid, euch an die Stelle dieser Leute taufen oder an diese Stelle hineinsetzen zu lassen, wenn ihr bereit seid, den Platz von Märtyrern einzunehmen, oder wenn ich bereit bin, in jeder Stunde Gefahr zu leiden – täglich sterbe ich –, so wahr ihr mein Ruhm seid, Brüder, den ich in Christus Jesus, unserem Herrn, habe.
Wenn ich nur nach Menschenweise, so wie jeder andere, mit wilden Tieren gekämpft habe zu Ephesus, was nützt es mir, wenn Tote nicht auferweckt werden? Ich persönlich denke, es geht um die Frage: Wenn du bereit bist, dich auf ein solches Himmelfahrtskommando wie das Christsein einzulassen, wo du genug Leute in der damaligen Zeit kanntest, die wirklich gestorben sind – das war nicht so ein Kulturverein, der sich dadurch auszeichnete, dass man sich am Sonntag trifft, einen schönen Hauskreis hat, Frauenfrühstück oder Männerabend veranstaltet oder eine Freizeit in einem schönen Schloss macht.
Sondern du bist Christ geworden und wusstest: Wenn es hart auf hart kommt, kostet mich das mein Leben. Wenn du dich auf so etwas einlässt, oder wenn Paulus sagt, wenn ich mich darauf einlasse, Apostel zu werden und hier zu Fuß durch die Gegend marschiere, wilden Tieren begegne – der hat auch Schiffbruch erlitten und alles Mögliche durchgemacht.
Warum machen wir das denn, wenn wir nicht an die Auferstehung glauben? Wenn wir nicht glauben, dass das hier das Qualifying ist und dass das eigentliche Leben vor uns liegt? Wenn wir nicht glauben, dass dieses Leben im Verhältnis zu dem, was kommt, nicht ins Gewicht fällt? Wenn du nicht an Auferstehung glaubst?
Vers 32b: "Wenn Tote nicht auferweckt werden, so lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir." Also bitte: Wenn du nicht an Auferstehung glaubst, dann sei doch einfach realistisch. Dann ist dieses Leben alles, was es gibt. Dann musst du aus diesem Leben alles rausholen, was es gibt. Dann hol dir den Genuss, und der wesentliche Genuss, den es jetzt bringt, ist Essen und Trinken. Und dann kommt der Tod, und mit dem Tod ist alles aus.
Also wenn du es glaubst, sei an der Stelle konsequent. Und wenn du merkst, dass du das eigentlich nicht glauben möchtest, weil du es ein bisschen für blöd hältst: Wie kommt es denn, dass du angefangen hast, nicht mehr an die Auferstehung zu glauben? Ist das vielleicht eine Frage des Gruppendrucks? Manchmal traut man sich nicht mehr, Wahrheiten zu sagen, weil sie unpopulär werden, man möchte nicht "out" sein.
Vers 33: "Irrt euch nicht! Böser Verkehr verdirbt gute Sitten." Mach dir nichts vor. Wenn du hinter dem Wort "Verkehr" die Idee von Kommunikation verstehst: Wenn du dich von den falschen Leuten zuquatschen lässt, dann wird das deine guten Sitten, sprich deinen guten Lebensstil, deinen guten Charakter verderben.
Im Alten Testament heißt es einmal: "Wer mit Weisen umgeht, wird weise." Gute Sache! Du suchst dir die richtigen Typen, mit denen du deine Zeit verbringst, sie werden dich prägen. Das Gegenteil gilt auch: Wer mit Narren umgeht, dem wird es schlechter gehen. Hier das neutestamentliche Pendant: "Irrt euch nicht!" Überlege dir gut, wer deine Freunde sind.
Ein Tipp an die jungen Leute hier im Raum: Sucht euch ein, zwei ältere Freunde, also zehn, zwanzig, dreißig Jahre älter, mit denen ihr Zeit verbringen möchtet. Die sind vielleicht nicht so einfach zu finden, manchmal zieren sich ältere Brüder und Schwestern auch ein bisschen, so einen Job zu machen. Aber die Idee ist eigentlich: Ich suche mir jemanden, der Lebenserfahrung und Weisheit hat und weiter ist, und mit dem ich mich unterhalte – ab und zu mal.
Ihr werdet erstaunt sein, dass alles, was zwanzig, dreißig Jahre älter ist, vielleicht gar nicht so komisch ist, wenn man sich dann privat mit ihnen trifft, wie das nach außen sonntags manchmal scheint. Also einfach nur so als Tipp: Sucht euch Gesprächspartner, die euch weiterbringen, die euch herausfordern, die euch ein Modell geben für ein Leben, das sich wirklich lohnt.
Schwimmt nicht nur immer im eigenen Saft, also in der eigenen Clique. Da bekommt man manchmal nicht alle Ideen mit, die wirklich gut sind. Werdet recht schaffen, nüchtern, also nehmt auf die rechte Weise Vernunft an, und sündigt nicht.
Das ist das Problem: Wenn ich anfange zu theologisieren, zu philosophieren, wenn ich in meiner Gruppe drin bin und mich vom Gedankengut anderer manipulieren lasse, dann wird aus falschem Denken – aus, wie Paulus sagt, Unwissenheit über Gott, denn manche sind in Unwissenheit über Gott – schnell Sünde. Falsches Denken führt zu falschem Verhalten, zu Beschämung, sage ich euch, sagt Paulus.
Ja, wie kommt man dahin, dass man nicht mehr an die Auferstehung glaubt? Das ist für uns, glaube ich, kaum nachvollziehbar. Aber stellt euch eine Gesellschaft vor, in der die Leute gar nicht so viel Lust auf Fußball hatten, die Champions League überhaupt nicht kannten, nie über das neueste Handy gesprochen haben, nicht über Computer, sondern wenn man sich unterhalten hat, dann ging es um Philosophie.
Stellt euch eine Gesellschaft vor, die Jahrhunderte mit dieser Liebe zur Philosophie gelebt hat, wo es bei der Schulbildung vor allem um Rhetorik ging. Es ging darum, denken zu können, reden zu können, etwas beweisen zu können – Logik und wieder Philosophie.
In dieser Gesellschaft spielen die Dinge, die ich mir vorstellen kann, eine ganz große Rolle. Und wenn ich mir etwas nicht vorstellen kann, dann gibt es das fast nicht. Wir kommen langsam wieder in diese Richtung. Das ist ganz interessant. Ich bin überzeugt, dass das in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch mal ein ganz großes Thema wird.
Aber damals war es auch so, dass es Leute gab, die sagten: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jürgen, schau dich doch an, so wie du hier stehst, mit deinen knapp hundert Kilo, so noch mal aus dem Grab herauskommst. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Ich kann mir vorstellen, dass du da reingehst, aber dass du so wieder rauskommst, das geht einfach nicht."
Vers 35: "Es wird aber jemand sagen: Wie werden die Toten auferweckt, und mit was für einem Leib kommen sie? Ich kann es mir nicht vorstellen." Und die schnelle Antwort auf dieses Thema lautet: "Tor, du Dummkopf, du Narr! Denk doch mal nach!"
Das ist doch eine total blöde Antwort zu sagen, ich kann mir das nicht vorstellen. Brauchst du ein paar Beispiele? Nehmen wir mal: Was du sähst, wird nicht lebendig, es sterbe denn. Komische Antwort, oder? Paulus steigt jetzt einfach ein und nimmt so eine Pflanze.
Wie kriegen wir denn eine Sonnenblume? Womit startet denn so eine Sonnenblume? Na mit so einem Samen. Womit startet ein Grashalm? Mit einem Samen. Womit startet ein Mammutbaum? Mit einem Samen. Immer startet es mit so einem kleinen Samen.
Und dieser Samen, das, was du da in die Erde reinsteckst, hat erst einmal null Ähnlichkeit mit dem, was hinten rauskommt. Das muss sterben. Natürlich nicht wirklich sterben, nicht verrotten, sondern das muss begraben werden in die Erde. Dann wird da ein bisschen zugedrückt, dann wird ein bisschen Wasser draufgeschüttet, ein bisschen gedüngt, und irgendwann kommt da was raus.
Und du denkst dir: Wo kommt das hier her? Das ist spannend, weil das, was da rauskommt, ganz anders aussieht als das, was ich reingesteckt habe. Das heißt: Bei Pflanzen kennen wir das System: Du steckst etwas anderes rein, und es kommt etwas Schönes raus.
Also nochmal: Was du sähst, wird nicht lebendig, es sterbe denn. Und was du sähst – du sähst nicht den Leib, der werden soll. Du steckst da nicht so einen kleinen Mammutbaum in die Erde, und dann wird ein großer Mammutbaum draus. Nein, du hast einen Samen, und aus dem kommt etwas ganz anderes.
Und was du sähst, du sähst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein nacktes Korn, sei es von Weizen oder von einem anderen Samenkorn. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er gewollt hat. An dieser Stelle ist ganz klar: Gott hat sich dabei etwas gedacht. Das sieht alles anders aus vorher und nachher. Und Gott steckt dahinter und gibt jedem Samen seinen eigenen Leib.
Vielleicht, wenn du die Samenkörner nebeneinander hältst, hast du manchmal den Eindruck, sie sind schwer auseinanderzuhalten. Ja, kann sein. Bei manchen braucht man eine Lupe, um sie auseinanderzuhalten. Aber wenn du sie wachsen lässt, sieht das ganz anders aus. Aus dem einen wird ein Mammutbaum, aus dem anderen vielleicht nur ein kleines grünes Pflänzchen. So ist das.
Vers 39: Paulus möchte zeigen, dass das, was ich in die Erde bringe, etwas anderes ist als das, was hinten herauskommt. Und dass Gott ein sehr kreativer Gott ist, der jedem seinen Leib gibt. Die Idee dahinter ist, dass auch uns, wenn wir gestorben sind, Gott genau den Leib geben kann, der dann zu uns passt und uns für den Himmel passend macht.
Vers 39: "Nicht alles Fleisch ist dasselbe Fleisch." Fleisch hier als das, was man äußerlich von jemandem wahrnimmt. Wir schauen von außen drauf, und erst mal steht das für das Ganze. Und irgendwie sind das ganz banale Verse, ich wüsste jetzt gar nicht, was ich dazu sagen soll.
Ein anderes ist das Fleisch der Menschen, ein anderes das Fleisch des Viehs, ein anderes das der Vögel, ein anderes das der Fische. Ja logisch, du schneidest jeden einzelnen Körper auf und schaust, wie er aussieht, und stellst fest: Alles ist ganz besonders.
Jetzt geht Paulus weiter und sagt: "Und es gibt himmlische Leiber" – gemeint sind hier an dieser Stelle Himmelskörper –, also werdet ihr gleich sehen: Sonne, Mond und Sterne. Es gibt himmlische Leiber und irdische Leiber, aber anders ist der Glanz, die Ausstrahlung, die Herrlichkeit oder das, was einer Sache Wert gibt, anders ist der Glanz der himmlischen und anders der der irdischen.
Ein anderer Glanz der Sonne, ein anderer Glanz des Mondes und ein anderer Glanz der Sterne, denn es unterscheidet sich Stern von Stern an Glanz. Die Idee: Gott schafft unterschiedliche Körper – einen Fisch, eine Sonne, einen Baum, Menschen – alles hat seinen Körper, und Gott weiß, was du für einen Körper brauchst. Er wusste das heute, und er wird es auch wissen, wenn du auferstanden bist.
Vers 42: "So ist auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät in Verweslichkeit." Gott lässt dich sterben, und dieser Prozess des Sterbens wird jetzt einfach mal verglichen mit einem Samenkorn, das du in die Erde steckst.
Und was steckt Gott in den Tod, in den Sterbeprozess? Na logisch: Verweslichkeit, Verderben, ein vergänglicher Körper. Was wird denn auferweckt? Genau wie bei dem Weizenkorn, wo ich das Korn reinstecke und am Ende eine ganze Pflanze herauskommt – nicht nur Korn rein, Korn raus, sondern Korn rein, Pflanze raus.
So ist es auch hier: Ich stecke etwas Verwesliches rein, und ich bekomme etwas Unverwesliches heraus. Das ist das Wesentliche an der Auferstehung: Wir bekommen unverwesliches Leben.
Hier auf dieser Erde schaust du dir zum Beispiel dein erstes Kind am ersten Tag an, nimmst es in die Hand und bist begeistert von diesem kleinen Brabbeln. Du weißt, es hat sich echt verändert. Du schaust das Kind an, und in diesem Moment, wo du das Kind siehst, fängt das Kind an zu sterben.
Es ist in einen Prozess hineingeboren, in dem der Tod am Ende steht. Das ist Vergänglichkeit. Ziel ist der Tod, mit jedem Menschen. Und das wesentliche Element des ewigen Lebens oder unseres neuen Leibes – und das ist etwas, was ich mir wirklich nicht vorstellen kann – ist: Er geht nicht mehr kaputt.
Kannst du dir das vorstellen? Also denk an die drei blödesten Abnutzungserscheinungen deines Körpers. Denk an die Zähne, die dir schon fehlen. Bei mir ist das gerade so eine Schulter, die blöd ist. Denk an das, wo es gerade ein bisschen ziept und zwickt oder wo du gerade denkst...
Die jungen Leute tun sich schwer, ihr findet jetzt nichts, aber alles jenseits der Vierzig findet ganz unproblematisch irgendetwas, was ziept und zwickt. So, jetzt stell dir vor, dieses Ziepen und Zwicken wird in diesem Leben wahrscheinlich immer mehr zunehmen. Stimmt's? Es wird immer ein bisschen mehr ziepen und zwicken.
Und dann kommst du mit einem Leib daher, und das ist der Hammer: Du wartest wahrscheinlich die ersten hundert Jahre auf Ziepen und Zwicken – der zupft und zwickt aber nichts mehr. Hammer, oder? Also nicht nur, dass da nichts mehr ziept und zwickt, das ist an sich ja schon schön, das wird auch immer so bleiben, das ist nämlich unverweslich. Da geht nichts mehr kaputt.
Vers 43: "Es wird gesät in Unehre." Ich schaue mir mein Leben an, wie es heute ist: Es ist irgendwie kläglich und jämmerlich. Ich weiß, wo ich an meine Grenzen stoße, ich weiß, was ich falsch gemacht habe.
Es wird auferweckt in Herrlichkeit. Kannst du dir vorstellen, dass der letzte Schatten von Sünde und Schuld aus deinem Leben vollständig getilgt ist?
Es wird gesät in Schwachheit. Erinnerst du dich an all die Fehlentscheidungen, die du getroffen hast? Die Momente, wo du vielleicht niedergeschlagen warst, psychisch am Ende, vielleicht gezweifelt hast, wo dir alles zu viel geworden ist? Das ist Schwachheit.
Dieses Leben ist ein Leben in Schwachheit. Wenn du davon träumst, hier der Überflieger zu sein, der nie schwach ist, vergiss es. Es ist der Inbegriff dieses Lebens, dass wir schwach sind. Deswegen reden wir ja von der Hoffnung, dass es mal anders wird.
Wir wursteln uns hier durch ein Leben der Vergänglichkeit, der Unehre und der Schwachheit. Und wir hoffen auf ein Leben, das geprägt sein wird von Unverweslichkeit, von Herrlichkeit. Ich freue mich so darauf!
Herrlichkeit ist auch so ein Begriff: Wenn wir einander begegnen werden, wird jeder förmlich strahlen. Jeder wird ein Ausdruck sein von der Herrlichkeit, die Gott in ihn hineingelegt hat, und diese Herrlichkeit wird er ausstrahlen.
Wir werden Leuten begegnen, die wir nicht wiedererkennen, so schön werden sie sein, so überwältigend. Du wirst überwältigend sein. Und ich glaube, wir sind so daran gewöhnt, das Schwache, das Verwesliche und das Unehrenhafte wahrzunehmen, dass wir gar nicht daran glauben können, dass es eine Zukunft gibt in Unvergänglichkeit, in Herrlichkeit und in Kraft.
Dass das, was heute schon in uns so ein bisschen angefangen hat, zu einem Ende geführt wird, wo wir davorstehen und sagen: Das ist sowas von unglaublich schön, einmalig und herrlich – Wahnsinn!
Es wird gesät ein natürlicher Leib, also ein Leib, der hier zu dieser Erde passt. Es wird auferweckt ein geistlicher Leib, der passend ist für den Himmel, der für die Ewigkeit passt.
Ein geistlicher Leib ist nicht im Sinne von nicht materiell gemeint, sondern geistlich bedeutet an dieser Stelle, dass es so ein Leib ist, wie Jesus ihn nach seiner Auferstehung hatte – durchaus etwas, das man anfassen konnte, das passend ist für die Sphäre des Geistes.
Und Paulus würde sagen: Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistlichen. Wenn du glaubst, dass du einen natürlichen Leib hast, geh davon aus, es gibt einen geistlichen.
Und wenn du es nicht glauben kannst, dann mach das Spiel mit der Sonnenblume: Steck jeden Tag so eine Sonnenblume von mir aus irgendwo rein und schau, was da passiert. Genau so wird es sein.
Vers 45: "So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele. Der letzte Adam" – und damit ist Jesus gemeint – "zu einem lebendig machenden Geist."
Das sind diese zwei Familien, von denen ich vorhin gesprochen habe. Du bist lebendig als ein Nachfahre Adams, und diese Lebendigkeit endet im Tod.
Der letzte Adam, Jesus, und genau genommen der auferstandene Christus, ist ein lebendig machender Geist. Er ist die Quelle für ewiges neues Leben, er ist die Quelle für einen geistlichen Körper.
Er bringt eine neue geistliche Qualität von Leben ins Spiel. Was Adam weitergeben kann, ist sein Leben, das dem Tod unterworfen ist. Was Jesus uns weitergibt, ist sein Leben, das nicht mehr dem Tod unterworfen ist.
Jesus besiegt den Tod, und der Triumph der Auferstehung besteht darin, dass er ein Leben in Händen hält, das Auferstehungsleben ist.
In dem Moment, wo wir glauben, springen wir vom Zug Adams, der im Tod und im ewigen Tod endet, auf den Zug Jesu. Wir sagen: Wir wollen etwas von diesem neuen Leben haben, wir wollen Anteil haben am Auferstehungsleben Jesu, wir wollen quasi in die Folge des auferstandenen Christus treten und Teil dieser neuen Art von Mensch sein.
Und die Verheißung, die Jesus uns gibt, ist: "Ich bin auferstanden, und du wirst auch auferstehen. Ich habe ewiges Leben, und ich schenke dir dieses ewige Leben."
Deshalb brauchen wir die Auferstehung, weil ohne die Auferstehung Jesus nur einer wäre, der auch am Kreuz gestorben ist und letztlich den Tod nicht überwunden hat. Dann hätte auch im Leben Jesu der Tod einfach das letzte Wort.
Aber das stimmt nicht, weil Jesus den Feind, den Tod, wirklich besiegt. Er bricht dem Tod als Feind das Genick.
Vers 46: "Aber das Geistliche ist nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistliche." Das muss man verstehen.
Wir starten auf einer natürlichen Ebene mit dem natürlichen Leib, und danach gibt es das Geistliche.
Der erste Mensch ist von der Erde, Adam, von der Erde genommen, wird auch wieder zur Erde zurückkehren – Staub zu Staub.
Der zweite Mensch ist vom Himmel. Gerade das Johannesevangelium zeigt das immer wieder, dass Jesus sagt: "Ich bin vom Himmel gekommen." Jesus startet woanders. Er kommt vom Himmel auf die Erde und bringt eine andere Qualität von Leben mit.
Wie der Irdische beschaffen ist, so sind auch die Irdischen. Wenn du Adam bist, also ein ganz normaler Mensch in der Nachfolge von Adam, dann wirst du seine Beschaffenheit, sein Sein teilen.
Und wie der Himmlische, wie Jesus, so sind auch die Himmlischen. Wir sind wie Jesus, und weil wir so sind, haben wir eine Zukunft.
Und wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.
Wenn du weißt, dass du wirklich ganz und gar so wie Adam warst, dann kann Jesus dir versprechen, dass du nach deiner Bekehrung hundertprozentig auch in die andere Richtung gehst.
Diese Verwandlung, dieser Transformationsprozess – nicht nur, dass Gott weiß, was er dir für einen Leib geben soll, nicht nur, dass er dazu fähig ist, sondern er hat es dir versprochen.
Achtung, Vers 50: "Dies aber sage ich, Brüder, und das ist jetzt einfach wichtig für die Korinther: Dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können. Auch erbt die Verweslichkeit nicht die Unverweslichkeit."
Der Bruch ist einfach da. Fleisch und Blut, unsere irdische Existenz, passen nicht zum Reich Gottes. Es muss etwas anders werden, wenn wir dort hineinkommen wollen.
Verweslichkeit muss aufhören, und wir müssen einen unverweslichen Körper bekommen.
Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Dieses Geheimnis besteht meines Erachtens nicht darin, dass wir auferstehen werden – auch das Alte Testament kennt die Auferstehung – sondern im Prozess der Transformation, dass wir umgewandelt werden in das Bild eines verherrlichten Menschen, dessen Vorbild Jesus selbst ist.
Ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden.
Und Paulus fügt an: in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune.
Die Posaune ist der Signalgeber, die letzte Posaune, die geblasen wird, signalisiert das Ende. Denn Posaunen wird es geben, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Das ist unsere Hoffnung.
Wenn du manchmal denkst: "Mann, mir wird dieses Leben zu viel, ich fühle mich schwach und kraftlos, und ich merke an meinem eigenen Körper, dass es nicht mehr so geht wie früher. Ich kann mir plötzlich Namen nicht mehr merken, oder was heißt merken? Die fallen dir gar nicht mehr ein, sie sind einfach weg. Du wirst langsamer, du kaufst dir deine erste Lesebrille, dann eine Brille, die du gar nicht mehr absetzt. Es wird alles mühsamer. Du merkst, wenn du den Einkauf nach Hause schleppst: Boah, mir tun die Knie weh."
Wenn du das erlebst, dann denk an 1. Korinther 15, denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen.
Das ist das, was sein muss. Das Prinzip lautet: Wir starten hier, und wir enden in der Ewigkeit. Alles, was uns hier auszeichnet, werden wir ablegen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen.
Der Sieg über den Tod und die Ermutigung zum festen Glauben
Und jetzt kommen wir zum Schluss, zu den letzten Versen. Diese Verse sind wie ein Triumphschrei. Am liebsten hätte man jetzt eine Trommel, denn hier gehört ein Tusch hin.
Wenn aber dieses Verwestliche Unverwestlichkeit anzieht und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anzieht, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: „Verschlungen ist der Tod in Sieg.“ Verschlungen ist der Tod in Sieg.
Auf der einen Seite laufen wir auf einen Punkt zu, an dem alle sagen: Das ist das Ende. Ich weiß nicht, ob ich mich traue. Ich habe schon die Lieder für meine Beerdigung zusammengestellt und dabei für den Auszug aus der Kirche ein Lied von Kool and the Gang ausgesucht. Ich weiß nicht, ob ich mich traue. Das Lied heißt „Celebration“. Es ist sehr rhythmisch. Man hört die ersten drei Takte, und wenn wir uns das trauen sollten, wird keiner hinter dem Sarg ganz stumm gehen können, weil es einfach „Celebration“ ist. Lass uns feiern, Party!
So, ich weiß nicht, ob ich mich traue, aber das ist das, was hier steht: Wir laufen auf den Tod zu. Und eigentlich ist der Tod ja immer mit schwarzem Anzug und schwarzer Krawatte verbunden. Alle schauen ein bisschen betröppelt, die Hälfte weint, die andere Hälfte auch. Von daher sind die total doof. Aber eigentlich, in dem Moment, wo der Kerl da drin im Sarg liegt, freut er sich. Also ich zumindest werde mich freuen, weil ich glaube und weiß, wohin ich gehe. Ich muss mir keine Sorgen machen.
Von daher würde ich eigentlich, wenn ich auf meine eigene Beerdigung schaue und sehe, dass alle so betröppelt herumstehen, nicht wissen, was ich davon halten soll. Das muss ich ganz ehrlich sagen, denn eigentlich müsste es eine Celebration sein. „Come on, verschlungen ist der Tod in Sieg.“
Was ist denn der Tod? Das ist doch kein Endbahnhof, sondern eine Art Umsteigestation: raus aus dem Bummelzug, rein ins wahre Leben. Das ist nur gut. Ich weiß gar nicht, was das soll. Wir kriegen das nicht hin, ja, aber ich höre mir das Lied oft an, weil es mich so sehr beschwingt. Und von daher, naja.
„Verschlungen ist der Tod in Sieg“ – ein weiteres Zitat: „Wo ist, o Tod, dein Sieg?“ Was hast du gewonnen? Stell dir vor, du stehst vor dem Tod, und der Tod hat dich. Ja, der Tod greift nach dir, das ist der letzte Atemzug. Du merkst: Ja, jetzt ist es vorbei, du kannst...
Und in diesem Moment kannst du sagen – ich werde euch jetzt keinen Stinkefinger zeigen, aber das wäre so die richtige Geste –, dieses „brrr“, ja, „itch“, wenn du denkst, du hast mich, „itch“, du kriegst mich nicht. Dein Sieg? Hach, nicht über mein Leben!
Hinter mir steht einer, der hat dich schon mal besiegt. Und in dem Moment, wo du glaubst, dass du mich hast, Freund, hach, ja, stimmt nicht. „Wo ist, o Tod, dein Sieg?“ Es gibt ihn nicht. Nicht über mein Leben!
„Wo ist, o Tod, dein Stachel?“ Hier ist die Idee vom Skorpion, der zusticht, oder vielleicht auch der Biss eines giftigen Tieres. Er hat einmal gestochen, der Tod – und er hat den Falschen gestochen. Er hat das ganze Gift absorbiert und in Sieg umgewandelt. Er hat die Sünde getragen, er hat meine Schuld bezahlt.
Ja, lösch dich doch zu, Freund! Ganz gemacht, alles schon erledigt, kann nichts mehr passieren. Ich habe keine Angst vor dir.
Obwohl wir gerade dabei sind, den Tod zu erledigen, ist der Stachel des Todes die Sünde. Diese ganzen Komplizen, die mit dem Tod einhergehen: die Sünde, die mich dazu verdammt, überhaupt zu sterben, die Kraft der Sünde. Aber ist das Gesetz, diese ganzen Gebote, die gesetzt sind und die mich herausfordern, und wo ich merke, ich schaffe es nicht. Dieses ganze Konzept: Game over, done, erledigt. Ich bin in der Ewigkeit angekommen.
Und deswegen sagt er: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Nimm das mit, wenn du irgendwann schwach bist, wenn du deine Vergänglichkeit merkst, wenn du Not hast mit deinem Leben, wenn du dich entehrt fühlst, weil du wieder gesündigt hast und es wieder nicht geschafft hast, wenn irgendwo Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinanderklaffen, dass du mal wieder sagst: Mann, das war eine blöde Woche.
„Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Pack das!
Und wenn du das gepackt hast, dann geh einen Schritt weiter.
Daher, meine geliebten Brüder – und ich sage jetzt mal Geschwister, wieder: Ihr lieben Geschwister, seid fest, unerschütterlich, allezeit überströmend im Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist.
Lasst euch nicht aufhalten von diesem Leben und seinen Einschränkungen. Lass dir dein Leben nicht kleinreden. Du bist dabei, den größten Sieg einzufahren, den es auf diesem Planeten und in diesem Universum gibt: ewiges Leben.
Du bist dabei, umgestaltet zu werden in ewiges Leben und das Leben Jesu in seiner ganzen Fülle, in seiner Gegenwart, zu leben.
Und weil das so ist, dürfen wir heute jede Mühe für Gott investieren. Wir wissen, wo wir ankommen werden. Wir tun es nicht, um errettet zu werden, sondern weil wir errettet sind und weil wir ihm begegnen werden, weil wir ihn lieben und weil wir den Sieg haben durch unseren Herrn Jesus Christus.
Amen.
