Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 372: Das Bekenntnis des Petrus, Teil I.
Rückblick auf die vorige Episode: Geistliche Einsicht als Prozess
Wir haben in der letzten Episode gesehen, dass Jesus seinen Jüngern durch die schrittweise Heilung eines Blinden eine Gegenstandslektion erteilt. Sie sollen verstehen, dass man sich geistliche Einsichten nach und nach erarbeiten muss.
Diese Tatsache ist besonders wichtig, wenn man aus seiner Kindheit oder frühen Gemeindeprägung fertige theologische Konzepte im Kopf hat, die nie wirklich hinterfragt wurden, aber dennoch nicht ganz der Wahrheit entsprechen.
Die Frage nach der Identität Jesu in Caesarea Philippi
Als Jesus in die Gegend von Caesarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger: „Was sagen die Menschen, wer der Sohn des Menschen ist?“
Sie antworteten: „Einige sagen Johannes der Täufer, andere Elija, wieder andere Jeremia oder einer der Propheten.“
Jesus fragte sie: „Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?“
Simon Petrus antwortete: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Jesus erwiderte: „Glückselig bist du, Simon Barjona, denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“
Jesus zieht mit seinen Jüngern noch etwa fünfundvierzig Kilometer nach Norden. Dort, am südwestlichen Abhang des Hermon im Quellgebiet des Jordan, liegt die Stadt Paneas. Philippus der Zweite hatte sie zu Ehren des Kaisers in Caesarea umbenannt.
An diesem Ort stellt Jesus seinen Jüngern eine sehr wichtige Frage.
Verschiedene Evangelien berichten von der Frage Jesu
Markus 8,27
Und Jesus und seine Jünger gingen hinaus in die Dörfer von Caesarea Philippi. Auf dem Weg fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: „Was sagen die Menschen, wer ich bin?“
Lukas 9,18
Und es geschah, als er für sich allein betete – waren die Jünger bei ihm? – da fragte er sie: „Was sagen die Volksmengen, wer ich bin?“
Jesus ist also mit seinen Jüngern unterwegs, vielleicht machen sie eine Pause. Jesus zieht sich zum Gebet zurück und stellt dann die Frage: „Was sagen die Volksmengen, wer ich bin?“ Die Antwort fällt ziemlich breit aus.
Lukas 9,19
Sie aber antworteten und sprachen: „Johannes der Täufer, andere aber Elija, wieder andere, dass einer der alten Propheten auferstanden sei.“
Die gängige Sicht auf Jesus in Israel
Halten wir zunächst fest, wie die gängige Sicht in Israel auf Jesus war. Wenn wir uns die Antworten anschauen, lauten diese: Johannes der Täufer, Elija oder einer der alten Propheten. Dabei fällt natürlich auf, dass die richtige Antwort nicht darunter ist.
In den Augen der Volksmengen war Jesus schon ein ganz besonderer Mensch, vielleicht sogar die Wiedergeburt eines alten Propheten. Doch niemand kommt anscheinend auf die Idee, dass er der Messias sein könnte. Warum nicht? Die Antwort lautet: Weil er nicht ins Schema passt.
Wie wenig Jesus selbst für das Verständnis der Jünger passt, werden wir daran sehen, wie Petrus auf die erste Leidensankündigung reagiert. Das muss jetzt aber noch warten.
Die entscheidende Frage an die Jünger und Petrus’ Bekenntnis
Hören wir die nächste Frage: Matthäus Kapitel 16, Verse 15 und 16.
Jesus spricht zu ihnen: „Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?“ Simon Petrus antwortete und sprach: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Das ist, wie wir wissen, die richtige Antwort. Jesus ist der Christus, der Gesalbte, oder eben der Messias, und er ist der Sohn des lebendigen Gottes. Er ist der durch den Heiligen Geist gezeugte Mensch, durch den ein unsichtbarer Schöpfergott in menschlicher Gestalt sichtbar wird.
Diese einzigartige Beziehung zwischen Gott und Jesus macht ihn in den Augen der Menschen, die ihm begegnen, zum Sohn Gottes. Petrus hat völlig Recht mit dem, was er sagt. Jesus weiß genau, dass hinter dieser Erkenntnis nicht nur Gehirnschmalz steckt, sondern auch eine ordentliche Portion Offenbarung.
Die Bedeutung der Offenbarung für Petrus’ Erkenntnis
Matthäus 16,17: Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Sohn des Jona, denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist.
Versteht ihr? Mal ganz ehrlich: Diesen Rabbi aus Nazareth als den Christus Gottes und als den Sohn Gottes zu bezeichnen – dahinter steckt eine Offenbarung. Petrus hat diese Erkenntnis nicht von Menschen gelernt, wie es hier heißt: „Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart.“ Diese Einsicht hat er von Gott selbst erhalten.
Ich finde diesen Aspekt sehr interessant. Petrus ist in der Bibel nämlich einerseits nicht unbedingt als besonders intellektuell dargestellt. Andererseits ist er neben Paulus der Hauptprediger in der Apostelgeschichte. Es sind seine Predigten, durch die Tausende zum Glauben kommen.
Theologisches Wissen: Erkenntnis und Offenbarung
Lasst uns das gut festhalten: Theologisches Wissen stammt aus zwei Quellen. Es gibt Erkenntnis und Offenbarung.
Erkenntnis entsteht durch Bibelstudium, das mit Nachdenken verbunden ist. Dabei braucht man Bibellehrer, die beim Verstehen helfen. Offenbarung hingegen kommt von Gott. Sie geschieht ein wenig einfach so und erfordert eine tiefe Gottesbeziehung.
Im Umgang mit Offenbarung sind zwei Dinge wichtig zu beachten. Erstens sollten wir Offenbarung nicht ablehnen, nur weil wir sie nicht vollständig mit dem Verstand erfassen können. Zweitens sollten wir Offenbarung auch nicht als eine der Erkenntnis überlegene Form des Wissens ansehen.
Offenbarung nicht ablehnen, aber prüfen
Kurz zum ersten Punkt: Wir sollten Offenbarung nicht ablehnen. So heißt es über Prophezeiungen, die eine besonders markante Form von Offenbarung darstellen, in 1. Thessalonicher 5,20: „Weissagungen verachtet nicht.“
Es besteht die Gefahr, dass man davon ausgeht, alle Eindrücke hätten automatisch keinen Wert. Natürlich muss man, besonders bei inneren Eindrücken, vorsichtig sein. Deshalb fährt Paulus in 1. Thessalonicher 5,20-21 fort: „Weissagungen verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest.“
Damit sind wir beim zweiten Punkt.
Offenbarung und Erkenntnis im Gleichgewicht
Wir dürfen eine Offenbarung nicht als eine Form von Wissen ansehen, die der Erkenntnis überlegen ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine ausgewachsene Prophetie oder nur um einen inneren Eindruck handelt. Beides muss geprüft werden.
Diese Prüfung ist besonders bei inneren Eindrücken notwendig, weil es sich um einen seelischen Eindruck handeln kann. Es könnte also eine fixe Idee sein, die aus mir selbst herauskommt.
Ein weiteres Problem bei inneren Eindrücken besteht darin, dass wir Offenbarungen nur im Rahmen unseres eigenen Wissens beurteilen können. Vielleicht ist die Einsicht, die ich gewinne, wahr, aber der Rest meines Denkens ist falsch.
Ein Beispiel dafür ist Petrus. Er antwortet völlig richtig: „Du bist der Christus.“ Dennoch hat er noch so wenig verstanden, dass Jesus darauf reagieren muss.
Petrus’ Bekenntnis und Jesu Ermahnung
Markus 8,29: Und er fragte sie: „Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich bin?“
Petrus antwortete ihm: „Du bist der Christus.“
Daraufhin ermahnte er sie dringend, mit niemandem über ihn zu sprechen.
Einladung zur Vertiefung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Schau dir doch einmal auf einer Karte an, wo Caesarea Philippi liegt.
Das war es für heute. Wenn dir Frogwords gefällt, erzähle doch einer anderen Person davon.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
