Letztes Mal bei der Doppeldecker-Crew: Wer war denn das am Telefon, und was hat es mit der Polizei da draußen zu tun? Sie sind verhaftet worden. Ich denke, die Geschichte um die Scheune ist noch nicht zu Ende.
Stellt euch vor, ihr seid wieder mit Fenrir im Haus seines Verwandten. Der Regen prasselt aufs Dach, und man hört es laut und häufig donnern. Hier auf Grimsey wohnen rund hundert Leute. Wir können sie nicht hier lassen.
Dann müssen wir helfen. Können wir aus dem Haus gehen? Können wir ihnen helfen? Ich schichte einen kleinen Deich um mein Haus auf. Da drüben stehen noch mehr Säcke, weil die Handynetze auch ausgefallen sind.
Das ist ja entsetzlich. Was machen wir denn jetzt? Aus dem Weg bitte, wir haben es eilig! Können wir mitkommen, falls du unterwegs Hilfe brauchst bei den heftigen Wellen? Ja, das wäre viel besser.
Es gibt kein Krankenhaus hier auf der Insel, nur meine kleine Arztpraxis. Durch das viele Wasser wurde die Tür nach innen aufgedrückt, und alles ist nass. Die Geräte sind kaputt, und wir konnten kaum Medikamente und Verbandssachen retten.
Aber da müssen Sie auch mitkommen. Ich kann nicht ein Boot steuern und schwer kranke Patienten betreuen. Wie viele sind es denn überhaupt? Vier Patienten. Mit mir wären es dann fünf Personen.
Das sind zu viele, oder? Bitte passt gut auf euch auf und kommt bald zurück! Machen wir! Gut so weit, aber das erzähle ich wann anders.
Ich bin hier, weil ein dringender Anruf für dich kam, Papa.
Von wem denn?
Das ist oberfaul, ich möchte wissen, was da los ist.
Von Ihnen wollen wir überhaupt keine Show sehen.
Genau, lassen Sie uns bloß in Ruhe!
Ihr seid aber ganz schön unhöflich.
Verschwindet, Thorsten, und zwar auf der Stelle!
Also, Mike!
Ja, wirklich, darf ich nicht mal eine liebe Freundin besuchen und einem alten Freund Hallo sagen?
Wir sind keine Freunde, und es müsste viel passieren, damit sich das in Zukunft ändert.
Es hat mich einiges gekostet, deine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Diesmal lasse ich mich nicht abwimmeln.
Was meint er damit?
Keine Ahnung.
Ich lasse mich nicht einschüchtern.
Wir sind gerade mitten in einer spannenden Geschichte.
Wenn du mit mir sprechen willst, kannst du vorher anrufen, und wir machen einen Termin aus.
Jetzt passt das nicht.
Eine Geschichte? Wie süß!
Aber dann komme ich doch gerade richtig.
Ich habe doch auch eine Geschichte zu erzählen, eine wahre noch dazu.
Du dürftest dich gut daran erinnern, Mike, spätestens seit ich dich wiedererkannt habe.
Ich habe Angst, Gudrun.
Das brauchst du nicht.
Thorsten ist ein ganz feiner Kerl.
Aber er redet so komisch.
Nun zieh mal keine voreiligen Schlüsse, dafür hat er sicher einen guten Grund.
Macht euch bereit, Kindheit.
Nein, halt!
Was?
Ich sehe schon, du gehst nicht, bevor alles auf dem Tisch ist.
Einverstanden?
Ich werde mich allem stellen, aber dafür erwarte ich auch, dass du Grenzen respektierst.
Was für Grenzen?
Du lässt uns erst die Geschichte abschließen.
Es ist warm draußen, du kannst mit Gudrun im Garten sitzen.
In etwa zwanzig Minuten kannst du wieder ...
Und was habe ich davon?
Das ist eine tolle Idee.
Ich setze uns schnell noch einen Tee auf, dann können wir draußen die Sonne genießen.
Aber ...
Willst du nicht mit mir Tee trinken?
Doch, liebe Gudrun, nichts lieber als das.
Dann eile ich mal schnell in die Küche.
Zwanzig Minuten, nicht einen Moment länger.
Ich setze mich unter den großen Baum, um ihn für mein nächstes Grafikprojekt abzuzeichnen und behalte die Beiden im Auge.
Danke, mein Schatz.
Was ist los, Onkel Mike? Das werdet ihr heute alles noch erfahren. Seid ihr einverstanden, erst noch die Geschichte abzuschließen? Ich würde lieber wissen, wie wir dir helfen können. Damit euer Inselabenteuer zu einem guten Abschluss kommt, helft ihr mir schon sehr.
Dann machen wir das. Mal sehen, wie hoch das Wasser noch steigt. Ja, das ist jetzt noch gar nicht so ganz klar. Im Moment habt ihr alle Hände voll zu tun. Ein Gewitter jagt das nächste, und es regnet ununterbrochen weiter.
Bevor wir ins Bett können, steht noch viel Arbeit an. Wie fangen wir das denn am besten an? Mit Sandsäcken, sehr vielen. Das Wasser steht schon so hoch, dass wir nicht alle Häuser einzeln sichern können. Außerdem schlagen die Wellen immer höher.
Am besten wäre ein Schutzwall um das Dorf herum. Das haben wir schon mal bei einem kleineren Hochwasser versucht. Man braucht zu viel Zeit und Material. Besser wäre es, wenn wir uns alle in einem Gebäude versammeln und das absichern.
Wie wäre es mit der Kirche? Da passen doch bestimmt alle rein. Alter, wie wollt ihr da genug Essen für alle hinschaffen? Es werden ja Tage vergehen, bis das Wasser abgeflossen ist.
Ich finde, dass wir das so machen sollten. Verpflegung bringen wir mit. Wir sind dabei. Ich auch und kümmere mich gern ums Essen.
Also ich gehe nach Hause und komme da zurecht. Falls ja, das Haus überflutet wird. Es steht noch näher an der Küste als die Kirche.
Davon will ich nichts mehr hören. Viel Glück!
Mürrisch stapft der Mann davon. Marie und Philipp verstehen beim besten Willen nicht, warum er nicht mitmachen will. Dafür bleibt jetzt allerdings keine Zeit.
Gemeinsam mit den Dorfbewohnern machen sie sich daran, die schweren Säcke durchs hohe Wasser von den Häusern zur Kirche am Dorfrand zu schleppen. Fenri und Toni kämpfen unterdessen heftig mit den Wellen.
„Versuch du bitte noch mal, meinen Vater anzurufen. Ich kann das Steuer gerade nicht loslassen.“
„Alles klar! Immer noch kein Netz.“
Dabei ist es nicht mehr weit zur Küste. Hoffentlich klappt das bei der Ankunft.
„Wie geht's den Patienten?“
„Nun, ihnen geht es nicht gut bei dem Geschaukel. Aber Doktor Jonathan meinte, sie werden es alle schaffen.“
„Das sind doch mal gute Nachrichten. Jetzt müssen wir bloß noch ankommen.“
„Ich kann langsam nicht mehr.“
Auf der Insel vergeht noch viel Zeit. Bis in die späten Abendstunden sind alle beschäftigt. Gute Arbeit, Leute! Der Schutzwall ist fast zwei Meter hoch und stabil. Großartig! Das war aber auch echt anstrengend.
Eine Frage noch.
Ja? Wie kommen wir da rein?
Manche unserer Leitern sind recht leicht. Man klettert an einer hoch und hebt eine zweite über den Wall, um auf der anderen Seite wieder runterzugehen. Alles klar. Ihr macht das aber auch kompliziert. Man kann doch einfach an den Sandtüten hochklettern.
Mach nur. Wir nehmen die Leitern. Langweilig! Dann klettern wir schnell rüber. Ich freue mich schon aufs Abendessen und dann einen kuscheligen Schlafsack.
So weit sind wir leider noch nicht, Marie.
Wieso denn? Der Wald steht doch.
Stimmt, aber innen drin steht das Wasser auch noch sehr hoch. Das müssen wir wieder loswerden. Also heißt es abschöpfen und über den Wall gießen.
Wir essen trotzdem erst mal, damit wir bei Kräften bleiben, aber zügig. Ich habe Eintopf für alle gemacht.
Oh ja, super! Isst er mit Nüssen?
Leider nicht, aber Marie hat mir schon Bescheid gesagt. Ich habe dir Sonnenblumenkerne mitgebracht.
Nach der Stärkung geht's weiter. Es gibt noch viel zu tun: Wasser abschöpfen, Schlafsäcke, Kerzen und Lebensmittel ins Innere bringen und den Leuten über den Wall helfen.
Obwohl sich bald etwa hundert kleine, große, alte und junge Menschen in der Kirche tummeln, ist es recht still. Alle sind erschöpft. Sammy rollt sich auf Maries Schlafsack zusammen und schläft sofort ein.
Marie und Philipp liegen dagegen noch lange wach. Meinst du, Toni und Henry geht es gut? Ich hoffe es, aber bestimmt lassen sie sich von dem Sturm nicht unterkriegen. Für die Kranken ist es sicher auch sehr unangenehm, so durch die Gegend geschaukelt zu werden.
So wie der Arzt gewirkt hat, hätte er das auch nie zugelassen, wenn es nicht wirklich nötig gewesen wäre. Es ist Mitternacht. Morgen früh wollte Fenrir wieder hier sein. Wir sollten versuchen zu schlafen.
Versuchen, ja. So vieles geht Marie durch den Kopf. Erst nach langer Zeit wird sie von der Erschöpfung übermannt und schläft ein. Finri und Toni haben noch kein Auge zugetan.
Da vorne ist das Ufer, wir sind endlich da! Noch mehr gute Neuigkeiten: Ein Telefon funktioniert wieder, und es stehen schon zwei Krankenwagen bereit, um die Patienten abzuholen. Sehr gut!
Fenrir?
Ja?
Ich will mich bei dir bedanken. Die Patienten können wohl bald endlich ihre dringend nötige Behandlung bekommen. Ohne dich und deinen Mut hätten wir das nie geschafft. Dann hätten sie vielleicht nicht überlebt.
Danken Sie Gott, dass er uns beschützt hat. Er ist es, der alles Leben in der Hand hält. Ich bin nur sein Werkzeug.
Wenn du meinst, dann werde ich das tun. Aber trotzdem danke ich auch dir.
Ehrlich gern.
Toni, startest du bitte noch einen Anruf?
Ja, könnten Sie kurz dranbleiben? Ich habe deinen Vater schon am Telefon. Er sagt, dass er etwa eine Autostunde bis zu seinem Boot braucht und dass er sofort losfährt, sobald wir alles besprochen haben.
Das Boot ist im Grennweg, ist das weit?
Nein, aber das ist gut zu wissen. Dann gehen wir doch noch nicht auf direktem Weg an Land. Über das Wasser kommen wir dort schneller an. Das sollten wir in ein bis zwei Stunden schaffen.
Bitte meinen Vater, das Boot schon vorzubereiten und Treibstoffvorräte mitzubringen, weil wir mehrere Überfahrten brauchen.
Alles klar.
Schnell, aufwachen, aufwachen, aufwachen, aufwachen! Samy, es ist noch viel zu früh. Oh, Fili, Nilli, du auch, aufwachen!
Lass mich in Ruhe, Samy! Was war das? Hier ist ja alles nass! Oh, kalt! Moment mal, hier ist ja alles nass! Sagt Phil doch! Was ist passiert?
Es dringt Wasser unter der Türschwelle durch! Das muss durch den Wall gekommen sein oder darüber! Es regnet auch immer noch, oder? Schlimmer! Seht ihr die Empore da oben? Von dort habe ich aus dem Fenster geschaut. Die Wellen schlagen unglaublich hoch, der Wall wurde einfach überspült.
Wo sollen wir denn jetzt hin? Es können doch nicht alle auf die Empore. Wann kommt Finri wieder? Darauf können wir nicht warten. Wir können nur noch in eine Richtung: nach oben.
Unters Dach?
Nein, obendrauf.
Wieder hinaus? Viel Zeit zum Grübeln bleibt Marie nicht. Die Tür ist aufgegangen, überall strömt Wasser hinein. Jeder, der kann, nimmt eine Leiter. Alle müssen nach oben. Durch die Fenster können wir raus aufs Dach.
Können wir nicht unterm Dach irgendwo drin bleiben? Leider nicht, auf den Emporen ist viel zu wenig Platz. Hoffentlich kommt Henry bald zurück.
Dabei hat alles mit ein bisschen Regen angefangen. Jetzt ist das ganze Dorf überflutet. Die Wellen brechen nah an den Häusern, und es regnet unaufhörlich.
Der letzte Zufluchtsort ist nicht mehr sicher. Übermüdet schleppen sich Philipp, Marie und die Inselbewohner zuerst die Treppen in der Kirche hinauf. Danach steigen sie draußen an Trittleitern empor. Die Kinder sind ängstlich, und den Älteren fällt es besonders schwer.
Und dann ist da noch etwas: Sind alle oben? Vermisst jemand jemanden? Dann bitte jetzt laut rufen! Niemand, zum Glück! Da muss jetzt noch jemand runter, um das Essen zu holen. Wir wissen ja nicht, wie lange wir hier sitzen.
"Ich will da nicht runter!" Oh nein, die Sandtüten sind einfach weggespült! Und die Kirchentür auch! Das war's mit den Vorräten. Wir sitzen fest.
Es blitzt und donnert, und Wellen überrollen das Land. Ängstlich und frierend kauern sich die Menschen auf dem Kirchendach aneinander.
Als es endlich hell wird, sehen Marie und Philipp das Ausmaß der Katastrophe. Alles steht unter Wasser. Ich sehe die Insel kaum noch, nur noch Hausdächer ragen heraus. Kommt das Wasser bis hier hoch? Keine Ahnung. Ich hoffe, es hört bald auf zu regnen.
Hm, Mann, habe ich einen Hunger! Ja, ich auch! Nein, irgendetwas müssen wir doch tun! Mir fällt nichts mehr ein.
Denkst du, dass Fenrir und Toni bald wiederkommen? Ich hoffe es! Leider noch nicht. Alles hat deutlich länger gedauert als gehofft.
Fenrir, sein Vater und Toni sind gerade dabei, alle wichtigen Details für die Überfahrt zu klären.
Das ganze Dorf? Ich dachte, es ginge hier nur um ein paar mehr Kranke. Wie sollen hundert Leute auf mein Boot passen?
In mehreren Überfahrten. Auf dein Boot passen doch zwanzig Personen, voll beladen vielleicht auch fünfundzwanzig. Und wenn ich noch sechs Leute mitnehmen kann, schaffen wir es in drei Überfahrten.
Psst, dreh mal lauter! Die Kirchen sind komplett abgebrochen. Besonderes Augenmerk liegt auf Grimsey, das am weitesten im Meer liegt. Vier Einsatzhubschrauber wurden auf den Weg geschickt. Nach stundenlangem Kampf gegen den Gewittersturm musste auch der letzte wieder umkehren.
Aktuell weiß niemand, wie es den Bewohnern geht. Für drei Überfahrten reicht die Zeit nicht mehr. Aber ich habe eine Idee.
Venri und sein Vater sind die einzige Hoffnung auf Rettung. Werden sie wirklich allen helfen können?
Marie und Philipp haben inzwischen jegliches Zeitgefühl verloren. Venri hätte doch längst hier sein müssen, oder?
Durst und Hunger machen sich bemerkbar. Hier, ich habe ein wenig Regenwasser in meiner Kapuze aufgefangen. Trink das. Immerhin haben wir Trinkwasser. Das ist das Einzige, was wir haben.
Wir haben kein Essen, das Wasser steht uns bis zu den Fenstern, und von Grimsey ist nichts mehr übrig. Phil, wir sind mitten auf dem Meer. Vielleicht kommt Fenrir bald zurück.
Ach, wem machst du etwas vor? Er hätte längst hier sein müssen. Oh, ist da vorne jemand? Oder? Nein, da ganz weit hinten bewegt sich etwas. Vielleicht ist das Fischers Fenrir.
Das ist die falsche Richtung, Sammy. Wenn er kommen würde, dann von dort. Ich weiß, wer das ist. Und wer? Der alte Mann, der nicht in die Kirche wollte. Er sitzt jetzt auf seinem eigenen Dach fest.
Oh, hoffentlich passiert ihm nichts. Hey, was machen die denn da? Nein, lass das, dann stürzt doch die Kirche ein. Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Wir kommen hier sowieso nicht weg.
Fenrir hat es doch schon versucht, wahrscheinlich ist er gekentert. Und was ist mit all den Kranken an Bord? Und was habt ihr jetzt mit dem Holz vor?
Aus den blanken Holzflößen zu bauen, ist die einzige Hoffnung, die uns überhaupt noch bleibt. Auf dem offenen Meer, bei diesem Sturm – es ist alles, was wir haben.
Es ist nichts. Der Sturm ist einfach zu mächtig für uns. Mike würde jetzt wahrscheinlich sagen: Gott ist noch mächtiger. Aber das können wir nicht wissen.
Nein, nicht jetzt aufgeben, gerade jetzt nicht aufgeben. Wir haben alles getan, Sammy, wir können nichts mehr tun. Dann nicht mehr weiter tun, sondern vertrauen.
Traurig blickt sich Sammy um. Er sieht nur verzweifelte Gesichter, niemand hat mehr Hoffnung. Aber seine feine Intuition sagt ihm, dass das noch nicht alles sein kann.
Dann muss ich für alle Hoffnung haben. Ich klettere ganz oben auf den Kirchturm. Da sehe ich zuerst, wenn Fischers Fenrir zurückkommt. Flink, wie er ist, bemerkt ihn niemand.
Im strömenden Regen klettert Sammy bis zur Kirchturmspitze. Er kauert sich zusammen und starrt in die Dunkelheit. Er wartet lange. Weil er so erschöpft ist, schafft es Sammy nicht, die ganze Nacht wach zu bleiben.
Früh morgens weckt ihn ein dicker Tropfen, der ihm genau auf die Nase fällt. Dabei bemerkt er etwas. Hm, da ist ja die Sonne. Es regnet gar nicht mehr, das Blitzfotowetter ist vorbei, und oh, keine Wellen mehr.
Sammy schaut sich um und sieht etwas, das ihn sogar noch mehr freut. Uh, das muss ich gleich Marie sagen. Hastig klettert er wieder vom Kirchendach herunter.
„Oh, Marie, Filly Nilly, aufwachen, aufwachen, aufwachen, aufwachen, los jetzt!“
„Hm, Ruhe!“
„Na, geh weg!“
„Nein, nein, ich quassel dir so lange ins Ohr, bis du zuhörst! Lalalalalalalalalalala!“
„Ist ja schon gut, was willst du denn?“
„Ich hab was am Horizont gesehen, das wie Fischers Boot aussieht, nur viel größer!“
„Nee, das hast du dir nur eingebildet.“
„Ja, jetzt geh schon wieder, such dir Pantnüsse.“
„Hier oben auf dem Dach?“
„Mir egal.“
„Oh, die sind ja völlig durch.“
„Hey, du da, Alda, oder? Nicht erschrecken, du hast mich doch schon gesehen. Aber ohne Sprechen.“
„Oh nein, jetzt habe ich schon Halluzinationen, das muss am Hunger liegen.“
„Bitte bleib ruhig, du bist ganz normal wach.“
„Okay. Ich habe Fischers Fenrier am Horizont gesehen, also ich glaube jedenfalls, dass es das war.“
„Ehrlich? Wo genau?“
„Du musst da zum Horizont schauen.“
„Das blendet viel zu stark.“
„Wie soll ich denn da was sehen? Bitte versuch’s.“
„Na gut.“
Fest kneift Alda ihre Augen zusammen und blinzelt ins helle Licht der Morgensonne.
„Ja wirklich, ich seh’s auch. Da kommt was auf uns zu. Ein Boot!“
„Bitte hilf mir, allen Bescheid zu sagen.“
„Das ist jetzt wirklich nicht meine Art, aber ... Hey Leute, alle aufwachen, Rettung naht!“
„Was ist denn los?“
„Endlich bist du wach, guck da, guck da hinten!“
„Schrei bitte nicht so, Sammy.“
„Hey Moment, siehst du das auch?“
„Hm?“
„Wie weit sind sie noch weg?“
„Schwer zu sagen, aber nicht mehr weit.“
Marie und Philipp trauen ihren Augen nicht: Im hellen Sonnenlicht sind nicht nur Fenriers Fischerboot oder das größere Boot seines Vaters zu sehen, sondern gleich drei Boote. Und wie groß sie sind!
Da ist Toni. "Hallo Toni!" ruft Philipp. "Toni Maccheroni!"
Marie und Philipp fallen sich vor Freude in die Arme. Ungeduldig beobachten sie, wie die Boote langsam auf sie zusteuern.
„Hey, was machen die denn da?“ fragt Marie.
„Sie fahren zuerst ins Dorf. Bestimmt schauen sie, ob dort noch Leute sind“, antwortet Philipp.
Plötzlich ruft jemand: „Hallo, wir sind hier, um alle Bewohner von Grimsey zu evakuieren. Sie können zu uns an Bord kommen.“
Ein Mann antwortet: „Ich habe dir schon mal gesagt, Junge, ich gehe nicht weg. Mein Haus ist trocken, und ich kann jederzeit einsteigen.“
„Und warum sitzen Sie dann auf dem Dach?“ fragt einer der Bootsführer.
„Weil es sicher ist“, sagt der Mann.
„Sicher? Seien Sie nicht albern! Vom Dorf ist nichts mehr übrig. Sobald die anderen mitgekommen sind, sind Sie hier allein.“
„Das hat mir noch nie etwas ausgemacht. Mein Haus verlasse ich nicht.“
„Boah, wie kann man nur so stur sein?“
„Lass ihn, Fenrier, es ist seine Entscheidung. Wir holen jetzt die anderen.“
„Machen Sie auf sich aufmerksam, wenn Sie doch mitwollen. Sie sind willkommen an Bord.“
„Vielen Dank, ich komme zurecht.“
„Schnell weiter! Da sind ganz viele auf dem Kirchendach. Ich vermute mal, alle außer unserem Sturkopf hier.“
„Ich funke kurz die beiden anderen Bootsführer an.“
Endlich können sie Marie und Philipp helfen. Marie schleppt sich mit Samy auf der Schulter ins Boot. Überglücklich sieht sie Fenrir und Toni wieder.
Vielen fällt es schwer, über Leitern nach unten in die Boote zu steigen, weil sie übermüdet, durchgefroren und entkräftet sind.
Doch der Arzt, Doktor Jonasson, ist wieder dabei und kümmert sich um alle, die medizinische Hilfe brauchen.
Bis zum Abend ist nicht nur die Überfahrt geschafft, sondern jeder hat auch eine Unterkunft gefunden.
Die Crew bleibt mit Fenrir und seinem Vater im Haus von Fenrirs Oma. Alle essen sich satt und sitzen zusammen am warmen Kamin.
Du hast uns alle gerettet, Fenrir! Nachdem du zwei Tage lang weg warst, hatten wir schon alle die Hoffnung aufgegeben.
Ich hatte euch doch versprochen, dass ich zurückkomme. Ein bisschen wie Jesus.
Ja, genau das habe ich auch gedacht.
Wie ist das denn bitte gemeint?
Du bist weggegangen, und alle dachten, du könntest sie nicht mehr retten. Und dann kamst du wieder. Und dein Papa hat dir geholfen. So abwegig ist das ja gar nicht.
Schon, das ist irgendwie ähnlich. Ich war mit dem Boot weg und kam nach drei Tagen zurück.
Okay, aber Jesus ist für uns Menschen gestorben. Er kam vom Tod wieder zurück. Sein Vater, Gott, hat ihn wieder auferstehen lassen. Da kann ich natürlich auch nicht mithalten.
Ihr habt eine Menge Leute aus dem Meer gerettet. Dafür bin ich sehr dankbar. Und Jesus kann jeden für immer aus dem Tod retten, man muss es nur annehmen.
Echt krass! Das war’s, was ich euch gern noch erzählen wollte. Weil Gott versprochen hat, dass keiner von ihm getrennt bleiben muss, kam Jesus zu uns.
Für uns hat er die Trennung auf sich genommen und ist für uns gestorben. Dann hat Gott ihn wieder auferweckt und so den Tod besiegt. Das ist echt der Hammer!
Schöner hätte ich es nicht zusammenfassen können. Ich finde es sehr beeindruckend, was Fenrir und sein Vater in der Geschichte geschafft haben.
Aber was wurde aus dem Mann, der keine Hilfe wollte? Auch hier zeigt sich eine Parallele zur Geschichte und zu Jesus. Gott zwingt niemanden, sein Rettungsboot anzunehmen.
In diesem Fall wurde der Mann einsichtig, als am Horizont ein neuer Sturm aufzog. Die Boote waren bereits abgelegt, doch er rief ihnen laut hinterher. Natürlich nahmen sie ihn noch mit. Ein Glück – besser spät als nie.
Hey, Papa! Gudrun und Thorsten haben ihren Tee ausgetrunken, und Thorsten wird ungeduldig.
Danke, Amy. Bittest du die beiden wieder herein?
Mach ich.
Hallo, da sind wir wieder. Jetzt kann ich endlich mit meiner Geschichte anfangen. Du hast mich lange warten lassen.
Mir reicht es jetzt mit deinen Spielchen, Thorsten. Oder möchtest du es lieber ganz höflich: Ernst Thorsten Krautwurm?
So nenne ich mich seit dem Knast nicht mehr. Du warst im Gefängnis? Soll das ein Witz sein? Ich habe jahrelang gesessen. Mach hier bloß nicht den Unwissenden.
Woher hätte ich das denn wissen sollen? Ja, ja, schön die alten Freunde vergessen. Macht ihr Christen das öfter?
Nein, aber wir wenden uns von Kriminellen ab, die niemals etwas bereuen und einsehen wollen.
Jetzt erzähl nur wieder, Jesus verzeiht mir alles. Dann tanze ich über eine bunte Blumenwiese und vergesse alles.
So etwas habe ich noch nie gesagt.
Ja klar, an eins wirst du dich aber wohl noch erinnern.
So, und das wäre?
An meinen rechten, rechten Platz, der im Gefängnis frei war. Da hätte ich mir den Mike herbeigewünscht, damit er auch seine gerechte Strafe absitzt.
Strafe? Also, aber Mike hat doch nichts Kriminelles gemacht.
Nun, Papa, sag doch was, Onkel Mike.
Ich kann nichts sagen.
So kenne ich dich ja gar nicht, Thorsten.
Wie, fröhlich? Liebste Gudrun, so glücklich war ich schon lange nicht mehr. Dieses Gesicht!
Er dachte, er könne es vergessen.
Was vergessen, Papa?
Zeit für das große Finale.
Nein, du hast genug angerichtet.
Es geht um meine Vergangenheit. Ich erzähle, was passiert ist.
Na gut, aber nicht die Details vergessen.
Was ist passiert, Onkel Mike?
Es ist sehr lange her. Da haben Thorsten und ich...
Los, erzähl schon!
Eine Bank ausgeraubt.
Was?
Unsere Familie war völlig pleite. Ich hatte meinen wichtigsten Dokufilmauftrag verloren. Unser Baby war auf dem Weg. In einer langen Kette von Ereignissen kam dann eins zum anderen. Irgendwann habe ich Thorsten nachgegeben und mich darauf eingelassen.
Tu nicht so, als wäre das alles meine Schuld.
Ist es nicht. Ich trage die volle Verantwortung für mich. Und was deine Frage mit Jesus angeht: Nächtelang habe ich gebetet, geweint und ihn um Vergebung angefleht. Für mich gab es keine andere Möglichkeit, als dich, den sogenannten Freund, zu verlassen. Ich bin heute ein anderer.
Aber warum hast du uns das nie erzählt?
Weil ich das alles am liebsten vergessen hätte.
Aber wir haben dir doch auch immer alles erzählt und dir vertraut, Mike.
Ich kann nicht glauben, was ich da höre.
Das siehst du für wen du schon die ganze Zeit hältst?
Du bist mal ganz ruhig, du bist doch kein Doofkopf.
Ich muss mich jetzt erst mal sortieren, Gudrun.
Nein, jetzt nicht.
Ich fasse es nicht, dass du mir das nie gesagt hast.
Wäre dadurch irgendetwas besser geworden?
Zumindest wüsste ich jetzt, dass du ehrlich mit mir bist.
Das bin ich doch.
Er sagte was von Gefängnis.
Bist du nicht bestraft worden?
Nein, ist er nicht. Dein Papi wurde freigesprochen.
Freigesprochen? Wie kommst du denn darauf?
Ich musste eine hohe Geldbuße zahlen und bekam außerdem eine Bewährungsstrafe. Wir haben uns seitdem nicht mehr gesehen.
Ich dachte, dein Urteil wäre ähnlich.
Tja, falsch gedacht. Dabei hast du doch alles angezettelt.
Stimmt das, was er sagt?
Leider ja. Aber dass er im Gefängnis war, wusste ich wirklich nicht.
Jetzt bist du hier, um dich zu rächen, hm?
Was, du bist derjenige, der den Doppeldecker sabotiert hat?
Goldrichtig. Und meinen Nachbarn dazu bewegt hat, diesen absurden Rechtsstreit mit mir anzufangen? Cool, oder? Und sogar den Gutachter erpresst hat. Und das Gericht betrogen.
Eine Meisterleistung, nicht wahr?
War gar nicht so leicht, das alles einzufädeln.
Sie sind ein widerlicher Mensch.
Danke, die Schmeichelei kannst du dir sparen.
Nun, du hast dich gerecht benommen, du hast mir das Leben schwer gemacht. Und meine Güte, du hast auf dich aufmerksam gemacht. Was willst du jetzt noch?
Ist das nicht offensichtlich?
Wollen Sie, dass Mike jetzt auch ins Gefängnis muss?
Das ist mir ganz egal. Wobei, verdient hätte er es.
Nein, ich will gefälligst meinen Anteil an der Woite, das Grundstück, das Haus und die Scheune hier.
Das hat er doch alles von dem geklauten Geld gekauft.
Stimmt das wirklich?
Ich glaube, mir wird schlecht.
Ja, das stimmt.
Ich glaube es nicht. Mein Vater ist ein Krimineller.
Du hast allen Grund, wütend zu sein.
Wütend? Wenn es nur das wäre.
Warte, Amy, ich komme mit.
Wohin gehst du, Tony?
Weg von dir.
Du machst mir hier Hoffnung und erzählst, wie ein Leben mit Jesus sein soll. Und dann das...
Wartet, das ist nicht das Ende der Geschichte!
Meine Arbeit ist hier getan, ihr seht mich wieder.
Hä, was war das denn jetzt für ein Abgang?
Keine Ahnung.
Was ist denn jetzt das Ende der Geschichte, Mike? Das werde ich euch erzählen. Aber erst, wenn Toni, Gudrun und Amy mir wieder zuhören. Sie sollen das auch wissen.
Erst mal nur so viel: Es war furchtbar, was ich gemacht habe. Aber meine Schuld ist beglichen. Hätte Gott so etwas auch getan? Nein. Was ich euch über Gott erzählt habe, ist wahr. Er ist treu und gerecht – im Gegensatz zu mir.
Jesus hat den Tod besiegt und meine schwere Schuld getragen. Ich weiß, dass das gerade schwer zu verstehen ist. Wollt ihr auch lieber gehen? Ich weiß nicht, Mike, ich weiß es ehrlich nicht.
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