Einführung: Gottes Methode im Gemeindebau
Ich möchte mit dem ersten Teil des Themas beginnen: Wer baut Gemeinde, und was für eine Gemeinde bauen wir?
Zunächst als kurze Einleitung: Wir wissen bereits, dass wir immer wieder nach Mitteln, Möglichkeiten und Methoden suchen, um Gemeinde zu bauen. Wir wollen es richtig tun und keine Zeit verlieren. Es ist gut, dass wir uns immer wieder daran erinnern lassen, dass wir Gottes Methode sind – seine Kinder.
Gott hat sich in seiner Größe an uns Menschen, die gerettet sind, begrenzt, um das Evangelium in der Welt zu verkündigen. Er hätte andere Geschöpfe erschaffen können, die durch die Straßen fliegen und allen Menschen das Evangelium verkünden, sodass alle schockiert wären und erkennen würden, dass es um Himmel oder Hölle geht. Alle würden auf die Knie fallen. Das hätte er alles tun können.
Doch in seiner Größe und in seiner großen Liebe hat er sich selbst begrenzt, um das Evangelium allen Menschen durch seine Kinder zu bringen, die er erlöst, berufen und wie wir gelesen haben, auserwählt hat. Jetzt arbeitet er mit einem wichtigen Mittel und einer Methode: seine Kinder.
Das unveränderte Wesen, das er durch die Wiedergeburt und durch seinen Heiligen Geist in uns geschaffen hat, ist Gottes Methode, das Evangelium in die ganze Welt zu tragen. Deshalb müssen wir immer wieder beides anschauen: unsere Person und unser Leben in der Beziehung mit ihm. Denn wir sind das Werkzeug.
Ihr wisst ja, wie schwierig es ist, wenn man in der Küche ein Messer nehmen will, um Fleisch zu schneiden, und das Messer schneidet überhaupt nicht. Dann kann man sich schon mal ärgern und kommt nicht voran. So ist es auch mit unserem Leben, wenn wir es nicht immer wieder bei ihm schleifen und reinigen lassen. Wir müssen unserem Leben untertan sein, damit es das tut, was er will. Uns muss ganz bewusst sein, dass wir diese Methode Gottes sind – du und ich. Wir sind die Werkzeuge, die er gebrauchen will, und zwar so, wie er will.
Ich glaube, wenn wir das zuerst als Grundlage nehmen, können wir später gut über Mittel und Methoden sprechen. Denn diese sind immer nur eine Nebenbranche des Wichtigsten: des Trägers. Das Leben des Trägers ist das, was Gott braucht und gebrauchen will. Durch unsere persönliche Schwachheit und das, was wir sind, will er seine Kraft in der Welt zeigen.
Darum gebührt ihm die Ehre.
Herausforderungen im Dienst und geistlicher Kampf
Und wenn wir diesen Dienst haben, miteinander das Evangelium weiterzutragen und Zeuge Jesu zu sein in dieser Welt, dann verstehen wir gut, was Paulus uns im 2. Korintherbrief, Kapitel 4, geschrieben hat.
Ich glaube, keiner von uns Ältesten hätte gerne in Korinth Ältester sein wollen, oder? Oder wie seht ihr das? Tolle Gemeinde, oder? Da hat man wenigstens etwas zu tun. Schwierige Situation in Korinth. Man muss sagen, wenn man in diese Situation hineinschaut, wie viele Sünden dort sind, dann ist das schon schwer. Aber das ist nicht einmal unbedingt das Schwerste.
Am schwierigsten ist es, wenn die Menschen alle falschen Argumente haben und auch diejenigen, die gerade auf dem richtigen Weg sind, anklagen – so wie es Paulus ergangen ist. Am Ende sind nur die wenigen Schuldigen verantwortlich, die gerade auf dem richtigen Weg sind. Und vielleicht kennst du das auch.
Im 2. Korintherbrief haben inzwischen verschiedene Menschen um Vergebung gebeten, einige Älteste der Gemeinden haben schon einiges geklärt. Trotzdem muss Paulus noch im 2. Korinther 2,11 oder so schreiben, dass die Ältesten, wenn verschiedene um Vergebung gebeten haben, diese nicht unbedingt Paulus persönlich um Vergebung bitten konnten. Aber wenn die Ältesten vergeben haben, hat auch Paulus vergeben.
Es war ja schwierig mit Paulus. Er hatte kein E-Mail, kein Internet, kein Telefon. Man wusste nie genau, wo er sich aufhielt. Schwierig, nicht wahr? Vielleicht hatte er deswegen auch mehr Ruhe, aber das ist ein anderes Problem. Eines war jedoch klar: Paulus sagte ihnen, wenn ihr vergeben habt, habe ich natürlich auch vergeben. Ihr müsst ihnen nicht noch eine Last auflegen, indem sie auf eure Vergebung warten müssen.
Denn wir wissen genau, was der Plan des Feindes ist: Er will die Vergebung in der Gemeinde kompliziert machen. Das hast du sicher auch schon gemerkt, dass es wirklich nicht einfach ist. Man muss jahrelang überlegen: Soll die Sünde vor drei Personen bekannt werden, vor der ganzen Gemeinde oder nur vor den Ältesten? Wie viel Zeit muss man warten, bis alles wieder klar ist? Und so weiter.
Klar wollen wir die Sünde ernst nehmen, wir sollen sie ernst nehmen. Aber in der Gemeinde ist die Vergebung ganz wichtig. Der Feind will immer alles, was Gott gegeben hat und einfach ist, kompliziert machen. Damit hat er schon viele Siege errungen. Er verwickelt die Christen in Probleme.
Im 2. Korinther 4 steht geschrieben – ich lese aus der Übersetzung „Hoffnung für alle“ –, ich habe immer Mühe, denn die deutschen Bibeln sind eben nicht meine Bibeln. Gott hat auf Französisch geschrieben, das wissen ja nicht alle. Oder weil Gott uns in seiner Barmherzigkeit die unvergleichliche Aufgabe übertragen hat, seine Botschaft überall zu verkündigen, verlieren wir nicht den Mut.
Wenn Paulus sagt, dass es möglich ist, den Mut zu verlieren, dann muss das auch so sein. Sonst bräuchte er es nicht zu sagen. Und er sagt es vier- oder fünfmal im 2. Korintherbrief. Mir scheint es wichtig, dass wir nicht denken, wir seien besonders negativ, wenn wir im Dienst den Mut verlieren. Mut zu verlieren gehört dazu, aber darin zu verharren, ist nicht obligatorisch.
Wir verzichten dabei auf alle möglichen Tricks und verfälschen auch nicht Gottes Wort. Wenn man den Mut verliert, besteht immer die Gefahr, dass man andere Methoden oder Mittel sucht. Dann kommt man in die Gefahr, Tricks zu brauchen, um die Botschaft weiterzugeben. So wie beim Fischen, wenn man eine Angel hat, die man nicht sieht, und dann plötzlich klack – da hat man wieder einen Fisch, und er merkt nichts davon.
Wir verfälschen Gottes Wort nicht. Wir leben in einer Zeit, in der wir immer wieder aufpassen müssen, dass wir Gottes Wort nicht verfälschen. Das war schon immer so in der Gemeindegründungsarbeit. Gottes Wort ist ja vor allem ein Liebesbrief Gottes an die Menschen. Die Liebe ist überall darin, auch dort, wo das Wort ganz scharf und hart ist, ist die Liebe da.
Denn das Herz führt den Menschen zu der Möglichkeit, Frieden zu finden. Das weißt du, das ist wie die Gemeindezucht: Gemeindezucht bedeutet nicht, dass das Problem draußen bleibt, sondern dass ein Mensch nicht allein ist, sondern mit Gott zusammen sein kann, Buße tun und zurückkommen kann.
Im Gegenteil, wir sind Gott verantwortlich und verkündigen frei und unverfälscht seine Wahrheit. Das ist unsere Selbstverpflichtung. Jeder gewissenhafte Mensch wird das bestätigen. In anderen Übersetzungen wird auch viel stärker betont, dass wir Gottes Wort an das Gewissen der Menschen richten.
In der Evangelisation, im Zeugnis, weißt du, gibt es eine Zeit, in der du deine Botschaft an das Verständnis und Wissen der Menschen richtest. Sie sollen verstehen, dass das Evangelium auch eine Logik hat. Dann kommt oft in der Botschaft die schwierige Kurve, wo du ans Gewissen gehst.
Da merkst du, dass Augen aufgehen, andere aber hart werden. Denn die Botschaft richtet sich nicht nur an das Wissen. Mit Wissen allein kann niemand gerettet werden. Es muss ans Gewissen gehen. Im Gewissen ist es wie auf der Festplatte eines Computers. Auf dieser Festplatte ist schon Verschiedenes gespeichert, was Gott dort eingegeben hat.
Zum Beispiel der Gedanke an die Ewigkeit. Das steht im Buch Prediger, Kapitel 3 oder 4, ich glaube, irgendwo dort. Gott hat diesen Gedanken in unser Herz hineingelegt. Das merkt man auch in allen Religionen. Es gibt immer etwas, das mit dem Tod zu tun hat. Wenn man nichts glaubt, tut man doch etwas wegen des Todes.
Denn auf der Festplatte ist eingekratzt, dass es etwas gibt, das nach dem Tod weitergeht, dass es eine Ewigkeit gibt. Und wir wissen, dass es nötig ist, dass auf dieser Festplatte, in diesem Menschenherz, bei der Evangelisation und beim Zeugnis etwas Neues eingegeben wird. Nicht nur im Wissen, sondern im Gewissen.
Das Gewissen muss wieder erkennen, dass es die Zehn Gebote gibt. Das Gewissen muss in sich tragen, dass es Wahrheit gibt, eine ganz bestimmte Wahrheit. Und das ist unsere Botschaft, das ist unser Dienst.
Dabei können wir den Mut verlieren, wenn wir uns nur auf das Wissen der Menschen konzentrieren. Dann können wir sogar überheblich werden, weil wir so viel wissen, dass wir nicht mehr wissen, dass wir nichts wissen. Und das ist die Tragödie.
Das ist das Drama. Blaise Pascal, der französische Mathematiker und Philosoph, der gläubig war, hat gesagt: Der größte Mensch ist der, der weiß, dass sein Wissen eine Grenze hat. Mir scheint das ganz wichtig zu sein.
Das Bewusstsein, dass das nicht das Niveau ist, das Menschen zum Glauben bringt. Das Gewissen muss eine Botschaft erhalten. Und das Gewissen empfängt die Botschaft der Wahrheit.
Im Text steht: Die Botschaft, dass Jesus Christus unsere Rettung ist, bleibt nur für die Dunklen, für die Verlorenen. Diese Ungläubigen hat Satan so verblendet, dass sie das helle Licht des Evangeliums und damit die Herrlichkeit Christi nicht sehen können.
Evangelisation als geistlicher Kampf
Zeugnis und Evangelisation haben immer mit geistlichem Kampf zu tun. Ich weiß das heute. Zum Thema geistlicher Kampf gibt es viele Extreme, doch das ist nicht mein Problem. Mein Problem ist vielmehr zu wissen, ob wir angesichts dieser Extreme überhaupt noch erkennen, dass es geistlichen Kampf gibt. Und ob uns ganz bewusst ist, dass Evangelisation niemals nur Information ist.
Die Botschaft Christi ist keine bloße Information. Sie ist die Wahrheit, die direkt in die Finsternis hineingeht und somit ein Kampf ist. Diesen Kampf kennen wir alle. In Epheser 6 wird beschrieben, welche Waffen wir haben. Darüber muss ich nicht weiter sprechen. Aber ich glaube, wir dürfen das nicht unterschätzen.
Ich treffe immer wieder einzelne Missionare in Frankreich, die allein sind, oder Brüder, die in sehr kleinen Gemeinden dienen. Vor etwa drei Wochen war ich wieder in einer Gemeinde in Vierson, ganz im Zentrum von Frankreich. Dort gibt es seit zwölf Jahren sechs Menschen, die zusammenkommen. Es gibt kein Wachstum, es ist mühsam, und es gibt keine besonderen Sünden, sodass man sie zum Glück nicht anklagen kann. Es sind Menschen, die den Herrn lieben und in einem Kampf stehen.
Ein Bruder steht einmal in der Woche mit seinem Bibelstand auf dem Marktplatz – schon zwölf Jahre lang. Praktisch hat er keine Gespräche mehr. Er verteilt Traktate, schon unzählige Male in der ganzen Stadt, aber nie hat er eine Antwort bekommen. Da können Fragen aufkommen, und manchmal auch ganz dumme Fragen im Leben. Dann sagen wir uns: „Da klappt etwas bei mir nicht.“ „Ich bin hier wohl nicht berufen.“ „Da geht etwas schief.“
Dann gerät man in die Frage der Auserwählung. Vielleicht ist in dieser Stadt niemand auserwählt, und ich verliere meine Zeit. Dann versucht man, die ganze Prädestination zu lösen, ein Thema, das seit zwanzig Jahrhunderten nicht gelöst wurde. Und man hat das Gefühl, das könne man auch noch lösen.
Dabei besteht immer wieder die Gefahr für uns Missionare, dass wir zu Büromenschen werden. Wir denken alles so weit aus, dass kein Mensch mehr weiß, dass wir da sind, weil wir den Mut verloren haben. Wenn die Botschaft immer wieder verkündet wird und kein Durchbruch geschieht, dann müssen wir wissen: Wir stehen in einem geistlichen Kampf.
Wir wollen nicht die Schuld auf uns nehmen, die nicht zu uns gehört. Wir sind in Jesus froh und frei. Er hat uns erlöst. Wir können unser Leben nicht an dem messen, was wir auf dem Terrain sehen. Gott ist da, um uns beizustehen, und wir wissen: Es ist ein Kampf.
Diener Christi im Dienst an der Gemeinde
Vers 5: Nicht wir sind der Mittelpunkt unserer Predigt, sondern Christus, der Herr. Wir sind nur eure Diener, und das aus Liebe zu Jesus.
Ich finde es mutig, dass Paulus das den Korinthern sagt. Man hat doch erst im 1. Korintherbrief gesehen, wie die Gemeinde ungefähr aussieht. Und dann sagt Paulus: Wir sind Gottes Diener, das hätten wir jetzt ja gut gestanden. Aber wir sind eure Diener – und das aus Liebe zu Jesus.
Er ist nicht Diener der Gemeinde aus Liebe zur Gemeinde. Sonst hört er früh oder spät auf. Sonst wird es ihm einfach zu schwierig. Irgendwann kommt der Moment, an dem er sich fragt, ob es wirklich so viel geben muss, wenn so wenig zurückkommt. Und dann hört er auf. Aber Paulus ist Diener der Menschen, Diener der Gläubigen, Diener der Gemeinden – und das aus Liebe zu Jesus.
Es gibt zwei Bibelstellen, die ich sehr gerne habe und die ich euch vielleicht bekannt sind: Matthäus 11,28 und 2. Korinther 11,28.
In 2. Korinther 11,28 sagt Paulus: „Und nicht nur das, sondern ich trage täglich die Sorge für alle Gemeinden.“ Wenn du in der Gemeindegründung arbeitest, wirst du weinen. Du wirst wirklich weinen. Aber mit 2. Korinther 11,28 musst du zurück zu Matthäus 11,28 gehen. Dort kann es weitergehen mit Freude.
Denn es gibt Situationen, in denen du dein Leben einsetzt und plötzlich drehen sich Menschen total gegen dich. Aber das ist ein normaler Weg. Der Herr will immer wieder den Beweis in unserem Leben sehen, dass wir ihm nachfolgen, ihm dienen und dass wir lernen, zu lieben, wie er geliebt hat. Er hat mich geliebt und dich auch, als wir noch gegen ihn waren.
Im Dienst ist es ganz wichtig, dass du in eine Haltung kommst, in der du den Menschen erlaubst, gegen dich zu sein. Es gibt Diener Gottes, die im Dienst nicht weiterkommen, weil sie den anderen nicht erlauben, etwas Negatives über sie zu sagen. Dann stehen sie immer in einem Kampf und versuchen sich zu rechtfertigen. Und dadurch wird alles nur schlimmer.
Gib den anderen die Freiheit, dass sie gegen dich sein dürfen. Das ist ganz wichtig im Dienst.
Persönliche Erfahrungen und Gemeindezucht
Ich hatte die Freude, verschiedene Menschen zum Glauben zu führen und sie dann als Älteste zu schulen. Doch eines Tages baute ein lieber Bruder, ebenfalls Ältester, einen Komplott gegen meine Frau und mich auf. Er suchte nach allem, was wir falsch gemacht haben könnten. Er behauptete, wir würden alles nur für Ehre, Geld oder um im Leben etwas zu sein, tun.
Plötzlich standen wir vor einem Gemeindegericht mit 15 Mitgliedern der Gemeinde, die sehr energisch vorgingen. Zum Glück war eine energische Schweizerin neben mir. Wenn bei mir der Kragen hochgeht – man sagt ja, der Kragen platzt – gibt sie mir einen kräftigen Schupser zur Seite. Sie weiß genau, dass das die alte Natur ist, die unten bleiben muss. Es ist wirklich toll, eine Frau zu haben, die den Dienst unterstützt.
Ich wollte sofort reagieren und sagen, dass ich keine Beweise für das habe, was ich erzähle. Doch das wäre der falsche Weg gewesen. Als sie mir diesen Schubser gab, gab mir der Heilige Geist Gedanken. Er wirkt auch dann, wenn ich keine Schläge bekomme. Ich musste den Brüdern und Schwestern sagen, sie müssten noch genauer beobachten, denn es gibt noch Sünden in meinem Leben, die sie nicht entdeckt hätten. Ich habe manches gesagt, das nicht stimmt, und darauf möchte ich nicht näher eingehen. Meine Motivation ist ganz anders, nicht die, die man mir vorwarf. Dennoch muss ich noch besser aufpassen.
Dann begann eine schwere Zeit in der Gemeinde. Ich gab keine Botschaften mehr, saß einfach nur beim Gottesdienst dabei und betete nicht mehr laut. Ich sagte ihnen: Wenn das, was ihr sagt, stimmt, dann bin ich dafür, dass ich unter Gemeindezucht stehe. Und dann müssen wir bis zum Ende gehen.
Nach etwa vier oder fünf Monaten, während eines Morgengottesdienstes, stand dieser Bruder auf und weinte. Er gestand, dass er einfach total neidisch auf unseren Dienst war und das alles weiterverbreitet hatte. Ich stand auf, umarmte ihn, wir weinten zusammen. Ich sagte ihm vor allem: „Ich lebe auch nur aus Gnade, alles ist okay.“ Danach musste ich die Gemeinschaft wieder aufbauen. Jedes Mal, wenn er mich sah, fing er an zu weinen, weil es ihm so leid tat. Ich nahm mir Zeit, um mit ihm zusammen zu sein und ihm zu zeigen, dass die Gnade genügt.
Heute ist er wieder ein fröhlicher Ältester in der Gemeinde. Aber jeder kann einmal in eine schwache Stunde fallen, in der der Feind ihn im geistlichen Kampf benutzt, um gegen die Brüder zu sein. Wenn wir uns dann selbst zu ernst nehmen und meinen, wir seien besser, geraten wir in einen falschen Krieg innerhalb der Gemeinde. Dieser falsche Krieg hat schon viele Gemeinden gespalten.
Wenn wir dem anderen jedoch die Freiheit lassen, gegen uns zu sein, können wir auch in solchen Kampfsituationen einen tiefen Frieden leben. Wir sind nicht der Mittelpunkt, sondern Christus, der Herr. Und der Herr stellt uns immer wieder auf die Probe. Er prüft, ob wir im Mittelpunkt stehen oder ob er es sein darf. Er testet uns, um zu sehen, ob wir bereit sind, ihn an die erste Stelle zu setzen. Das ist oft eine harte Probe, denn wenn er uns aus dem Mittelpunkt nimmt, wird es schwierig.
Wir sollten uns daran erinnern: Gottes Methode, Gemeinde zu bauen, sind Menschen wie du und ich, die er gerettet hat. Das ist sein Mittel und seine Methode. Wenn wir im Dienst stehen und über Gemeindebau nachdenken, müssen wir immer daran denken, dass wir in einem geistlichen Kampf stehen.
Du kennst sicher Lukas 14, ab Vers 25, wo Jesus sagt, wer sein Jünger sein will, muss ihn zuerst lieben – mehr als Frau, Kinder und alles andere. Die Liebespriorität ist das Erste. Zweitens muss man sein Kreuz auf sich nehmen. Das Kreuz ist nicht einfach eine kleine Unannehmlichkeit, sondern die Schmach, die man wegen des Zeugnisses für Christus erleidet, wenn man ausgegrenzt wird.
In diesem Kapitel vergleicht Jesus das mit jemandem, der einen Turm baut. Er setzt sich zuerst hin und überlegt, ob er das Bauwerk fertigstellen kann. So handeln wir auch heute, wenn wir überlegen, wie wir Gemeinde bauen. Doch alle Überlegungen sind sinnlos, wenn wir nicht mit der Liebe zu Jesus beginnen.
Der Text geht weiter und spricht von der Kriegsfrage: Wenn jemand weiß, dass der Feind stärker ist, versucht er, mit ihm zu verhandeln. Das bedeutet, dass wir in Kriegszeiten bauen. Gemeindebau ist wie ein Turmbau inmitten eines geistlichen Krieges. Wir setzen uns hin, überlegen, wie wir ans Ziel kommen. Doch wir wissen, dass wir in Kriegszeiten leben.
Du weißt ja, in Kriegszeiten baut man kein Komitee, um über die Farbe der Fensterläden oder das Stuhlmodell zu entscheiden. In Kriegszeiten sorgt man erst einmal für ein Dach, damit das Haus überhaupt geschlossen ist. Wenn kein Geld für Fenster da ist, klebt man eben Steine davor – so ist das in Kriegszeiten.
Gemeindebau bedeutet also: Liebe zu Gott, das Kreuz auf sich nehmen, wie beim Turmbau überlegen, wie man ans Ziel kommt, und dabei wissen, dass wir in Kriegszeiten leben.
Am Ende dieses Textes, etwa in Lukas 14,35, sagt Jesus: Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, ist es unbrauchbar und wird weggeworfen. Damit ist die Kraft gemeint, die wir in der Gemeinschaft mit dem Heiland haben, denn wir sind Salz in seiner Gemeinschaft. Jesus beginnt mit der Liebe und endet mit der Gemeinschaft. Dazwischen steht die Überlegung.
Das wollen wir so beibehalten: Wenn wir über Gemeindebau nachdenken, wissen wir, dass unsere Überlegungen zwischen diesen beiden Polen stehen – der ersten Liebe zu Jesus und der fortwährenden Gemeinschaft mit ihm.
Kontinuität und Einfachheit im Dienst
Ich finde, was im Leben eines Dieners der Gemeinde und Dieners Gottes schwierig ist, ist das ganz Einfache: von Anfang an immer wieder weitermachen. Ich finde das herausfordernd.
Weißt du, wie du dein einfaches Bibellesen und dein einfaches Gebet lebst? Wie ist das ganz einfache Evangelium in deinen Botschaften geworden? Sind sie komplexer oder einfacher geworden?
Du solltest mehr verstehen, auch im Büro, und so gut verstehen, dass es für das Volk immer einfacher wird. Denn das Schwierigste kannst du jetzt schon ganz einfach erklären.
Das brauchen wir und müssen wir miteinander lernen, damit wir weiterkommen. Unser Wert im Wissen besteht nicht darin, viel zu wissen, um es komplexer auszudrücken.
Der Wert unseres Wissens liegt darin, dass wir das, was schwierig ist, schließlich einfach dem Volk vermitteln können.
Vielfalt im Gemeindebau und praktische Erfahrungen
Wer baut Gemeinde, und was für eine Gemeinde bauen wir?
Wir haben gesehen, dass wir die Bibel kennen, wir kennen die Apostelgeschichte. Dort sehen wir, dass der Gemeindeanfang und der Gemeindebau in den verschiedenen Briefen thematisiert werden. Dabei merken wir, dass es nicht nur ein Schema gibt, wer Gemeinde baut.
Ich kenne natürlich gut Apostelgeschichte 13, wo die Brüder zusammen saßen, fasteten und beteten. Dann zeigte ihnen der Heilige Geist, welche Brüder sie für die Mission freistellen sollen, die Gott ihnen gegeben hat. Das ist einfach zu lesen.
Ich muss sagen, was am schwierigsten war in der Zeit, als ich in der Ältestenschulung war, war genügend Zeit mit den Ältesten zum Beten zu haben. Nach fünf Jahren hatten wir Kurse über Seelsorge, Exegese, Organisation der Gemeinde, Delegation und so weiter – solche Kurse für die Ältesten. Aber ich musste immer wieder mit ihnen ganze Samstagnachmittage im Wald wandern und beten, damit wir für alle in der Gemeinde beten konnten – vom kleinsten Baby bis zur Großmutter. Wir haben alle im Gebet durchgesehen.
Wie wollen wir eine Botschaft für die Gemeinde bringen, wenn wir die Situationen unserer Lieben nicht im Kopf tragen? Wir müssen sie mittragen, damit wir ihnen etwas Konkretes sagen können. Das braucht Mut und Gebetszeit. Wir sind ja alle Leute, die keine Zeit haben. Wenn du Zeit hast, dann bist du vom neunzehnten Jahrhundert. Du musst modern werden, und modern sein heißt, keine Zeit zu haben. Das ist ganz klar. Das ist es, was wir lernen und brauchen.
Wer baut Gemeinde? In Apostelgeschichte 13 waren die Brüder zusammen, fasteten und beteten. Sie waren nicht nur ein Komitee, das redete, sondern sie waren beim Fasten und Beten, als Gott ihnen den Weg zeigte.
In Apostelgeschichte 15,40 sehen wir, wie eine Gemeinde einverstanden ist, Silas auszusenden und weiterzugeben. Dort wird ganz klar gezeigt, wie die erste Gemeinde größer wird und wächst. Gott führt jeden Tag Menschen hinzu. Die Organisation der Gemeinde ist dabei wie ein Gerüst, das mitwächst.
Ihr wisst ja, wenn man ein Haus baut, baut man nicht ein Gerüst für vier Stockwerke, wenn man erst im Erdgeschoss ist. Sonst braucht man ein anderes Gerüst, um das Gerüst zu halten. So ist es auch mit der Strategie und Organisation einer Gemeinde. Wenn nur wenige Leute da sind, zehn oder fünfzehn, braucht es keine Organisation für hundert.
Aber wenn du an einem Bau arbeitest und schwere Steine hochheben musst, wäre es klug, das Gerüst höher zu bauen, damit du länger arbeiten kannst. Die Organisation und Struktur muss mitwachsen, weil der Bau weitergehen muss.
Es ist auch ganz verschieden, wie Menschen für den Gemeindebau ausgesandt werden. Wenn wir an Paulus und Timotheus denken, waren die Gemeinden einverstanden (Apostelgeschichte 16). Im Text sieht man nicht genau, wer wen ausgesandt hat. War es Paulus’ Idee oder die der Gemeinden? Es ist nicht alles schematisch dargestellt.
Man kann aus diesen Texten keine fertige Struktur herausnehmen. Man sieht, dass eine Gemeinschaft besteht und die Gemeinde akzeptiert, dass Paulus einen Dienst hat, der über die Gemeinde hinausgeht – übergemeindlich als Apostel in einer ganzen Gegend. Die Gemeinde bleibt nicht stur sitzen und sagt: „Timotheus muss noch drei Jahre hierbleiben, er ist nicht reif genug, wir brauchen ihn noch in der Kinderarbeit.“ Wer macht das sonst weiter? Wir haben so wenige treue junge Menschen, und jetzt haben wir endlich einen, der treu ist.
Ich weiß nicht, ob es solche Diskussionen gab, der Text sagt nichts darüber. Das heißt nicht, dass keine Diskussionen stattfanden, aber der Text berichtet nicht davon. Wir sehen jedenfalls, dass es eine Einigkeit gab.
Alles, was strategisch zwischen Gemeinde und missionarischer Arbeit ist, ist immer eine Sache der Gemeinschaft, des Redens, des Miteinanderverstehens und Miteinanderbetens. Jedes Schema wird an eine Situation kommen, in der es nicht passt.
Wir brauchen Schemen, sie helfen uns beim Arbeiten. Wir haben auch einen Plan oder ein Buch, wenn wir einen Automotor auseinandernehmen. Das hilft, sonst weiß man nicht mehr, was was macht. Aber es gibt verschiedene Situationen.
Wir müssen heute immer mehr aufpassen, das ist mein Gefühl, in welcher Gemeinde wir wirken, damit wir nicht in fertige Schemen verfallen. Es gibt heute ganze Tendenzen, die total gegen Missionswerke sind, andere sind total für Missionswerke, einige sind gegen Bibelschulen, andere total dafür – und so weiter.
Ich glaube, dieses totale Denken kostet viel Zeit und führt zu vielen unnötigen Gesprächen. Ich glaube, es gibt eine Vielfalt darin, wer Gemeinde baut und mit welcher Art. Diese Vielfalt besteht darin, dass wir alle verschiedene Menschen mit verschiedenen Gaben sind.
Es braucht Mut, Zeit und Verständnis, miteinander zu reden und zu verstehen, was Gott will. Das ist immer das Schöne. Wenn ich an meine zwanzig Jahre mit jungen Mitarbeitern denke: Wenn wir zum Beispiel einen Bibelstand auf dem Marktplatz machen, denken manche vielleicht, das passt nicht – der Tisch ist nicht gut, der Winkel stimmt nicht, die Bücher sieht man nicht richtig, die Traktate haben eine schlechte Farbe.
Dann sage ich immer: Geh erst mal in den Keller schauen. Dort gibt es schon zwanzig Modelle, denn jeder, der dort war, hat etwas geändert. Du kannst auch dein Modell machen. Ich bin nicht stur auf einer Form, denn das, was du und ich für unseren Dienst brauchen, muss uns liegen. Wir müssen es mit Freude und Überzeugung weitergeben können.
Wenn es nur etwas ist, was andere gesagt haben: „Du musst das so machen, so bleibt das, und so geht das schon vierzig Jahre. Der Herr hat das um fünf Uhr am Abend gesegnet, und jetzt ist es um fünf Uhr am Abend, also machst du so weiter“, dann hat das keine Zukunft. Da haben wir die Form mit dem Inhalt verwechselt.
Das Schönste in deinem Dienst in der Gemeinde ist, wenn du selbst etwas Schöpferisches machen kannst. Du bist geschaffen von Gott. Was die Gemeindeglieder am liebsten tun, ist das, wo sie etwas Schöpferisches für den Herrn tun können, etwas ganz Persönliches, wo ihre Spur mit den Gaben, die sie haben, sichtbar wird.
Das braucht Zeit, um andere zu verstehen. Es ist auch schön zu sehen, wie Paulus immer wieder ein freier Mensch war. Man sieht, dass er mal vollzeitlich sein kann, dann wieder in seinem Beruf Zelte macht, mal alleine ist, mal mit Aquila und Priscilla in ihrem Haus an verschiedenen Orten Gemeinden gründet.
Er hat mal ein Team von zwölf Leuten, dann ist er wieder alleine, schickt sie mit dem Schiff, geht zu Fuß, um Ruhe zu haben und mit dem Herrn zu sprechen – ein freier Mensch. Seine Freiheit kam von seiner Beziehung zu Gott.
Darum konnte er auch ein freier Mensch sein, als er im Gefängnis war. Man muss immer wieder staunen. Wenn man den Philipperbrief liest, denkt man: „Ja, aber er sitzt im Käfig und schreibt: Freut euch allezeit im Herrn.“ Größere Freiheit gibt es kaum.
Ich hätte an seiner Stelle wohl zwei Kapitel geschrieben, wie schwierig das ist – über die Ratten, die in die Richtung kommen, wie feucht es morgens ist, wie die Gelenkschmerzen kommen, dass er seine Brille nicht mehr putzen kann und so weiter. Die Brüder sollen besser beten, damit sie wissen, wie es ihm geht.
Aber dieser Mann hatte etwas in sich, das mir immer wieder Mut macht. Er erkannte seine Schwäche und wusste, dass Gott Schwache braucht. Immer wieder schöpfte er in der Nähe Gottes so viel Kraft, dass er andere damit stärkte.
Wenn du also überlegst, wer Gemeinde baut: Es kann eine Gemeinde sein, die eine Tochtergemeinde weiterführt, es kann ein Missionar sein, mit oder ohne Missionswerk. Ein Missionar, der weiß, schwarz oder gelb ist.
In den nächsten Monaten habe ich die Freude, dass ein Brasilianer nach Burgund kommt, um mit mir zu arbeiten. Ich freue mich sehr. Dieser Bruder und seine Frau haben seit 15 Jahren eine Last für Frankreich. Er ist Ingenieur in Brasilien, sie ist Advokatin und Ingenieurin. Sie haben Französisch gelernt, und jetzt sind die Papiere vom Staat gekommen – sie können kommen.
Ich bitte den Herrn, dass Alexander, so heißt der Bruder, ein wichtiges Gelenk wird, um neue Gemeinden zu gründen. Ich bin zu viel unterwegs. Ein Brasilianer muss erst die ganze Kultur wechseln und den Franzosen entdecken. Da wird es oft sehr heiß werden. Ich freue mich jetzt schon auf die lauten Gespräche.
Gemeinsam werden wir in dieser Gegend die Gnade Gottes weiterleben können. Der Herr wird Gemeinden bauen zu seiner Ehre, denn das ist sein Ziel.
Ich danke dem Herrn wirklich, dass er jetzt andere Kontinente motiviert, unsere Länder zu erreichen. Wir sind heidnische Länder geworden, säkularisiert – wie schön das klingt. Mit dem Postmodernismus, das sind große Worte. Aber eigentlich sind wir Heiden.
Jetzt kommen die anderen und bringen uns zurück, was wir ihnen früher gebracht haben, als wir noch geistlich lebten. Jetzt bringen sie uns das Leben zurück. Das ist ein großer Segen, dafür können wir nur dankbar sein.
Vision und Zielsetzung für die Gemeinde
Wenn du über Gemeindebau nachdenkst, musst du auch überlegen, was wir hier in der Gemeinde haben. Was für eine Gemeinde willst du bauen?
Es ist klar, dass der Heiland die Gemeinden baut. Das kann ich nicht oft genug betonen. Wir können niemanden bekehren und auch niemanden heiligen. Jeder Mensch kann die besten Botschaften hören und trotzdem leben, wie er will. Alle Menschen sind frei.
Wenn du aber eine Arbeit beginnst und eine kleine Gruppe von Menschen hast, die sich bekehrt haben, wie sieht diese Gemeinde dann in deinem Kopf aus, wenn sie größer wird? Was kannst du ihnen sagen? Welches Ziel verfolgst du?
Ich war am Wochenende in Südfrankreich, wo 200 junge Menschen zusammenkamen. Sie wollten einfach nicht aufhören, Fragen zu stellen. Immer wieder gab es Fragen zur Botschaft, bis tief in die Nacht.
Dann habe ich ihnen die Frage gestellt: „Jungs, ihr seid jetzt 16, 17, 18 Jahre alt. Wie siehst du dein Leben in zehn Jahren?“ Wenn du in zehn Jahren verheiratet sein möchtest, musst du heute lernen, deine Fehler in der Gemeinschaft mit anderen, mit den Eltern und den Menschen, die mit dir leben, zu erkennen. Sonst wird deine Ehe schwierig.
Es ist interessant, wenn wir ein wenig nach vorne schauen. Wir wissen ja nicht, was kommt. Ich weiß nicht, ob ich heute Abend noch lebe. Ewig schon, das weiß ich, aber ich meine jetzt irdisch.
Was kannst du dem ersten Bekehrten sagen? Wie sieht diese Gemeinde aus? Gibt es eine Gemeinde, die eine Brüdergemeinde ist, in der es Älteste gibt, aber keinen Vollzeitmitarbeiter? Oder gibt es Mitbrüder, die dann entscheiden können, ob sie einen Vollzeitmitarbeiter wollen? Gibt es eine Gemeinde, die mit Zellen funktioniert, also mit verschiedenen Hauskreisen, oder funktioniert sie mit einer großen Zahl? Wie siehst du das?
Das ist am Anfang wichtig. Sonst wissen die Leute nicht, wohin sie gehen sollen, und du willst sie ja auch auf das Ziel hin schulen. Wenn du einfach so vorwärtsgehst und jede Woche eine gute Botschaft gibst, dann müsstest du 400 Jahre leben, um wenigstens einmal durch die Bibel zu kommen.
Unterschiedliche Gemeindeformen und Leitungsverständnis
Zielsetzung
Es gibt verschiedene Arten von Gemeinden. Ich nenne einige davon Predigtposten. Predigtposten sind einfach Orte, an denen ein lieber Bruder kommt, man spielt Harmonium, heute vielleicht Klavier oder ein Synthesizer mit irgendwelchen Tönen – das ist egal. Ob Harmonium oder etwas anderes, wichtig ist, dass man unter das Wort kommt. Dann ist es gut, sogar sehr gut.
Aber das ist ein Predigtposten, keine Gemeinde im biblischen Sinn. Gemeinde sind nicht nur Stunden oder ein Saal. Gemeinde sind Menschen, die eine persönliche Beziehung mit Gott haben und auch untereinander eine Beziehung pflegen, um ein Ziel zu erreichen.
Dieses Ziel sollte dir immer klar vor Augen sein. Du solltest wissen, wohin du gehst, und es jedem erklären können. Wenn die kleine Gemeinde, in der du bist, einfach nur eine lebendige Zelle sein soll, musst du aufpassen, dass du es nicht so sehr als kleine Zelle magst, dass du es einfach behältst. Am Ende gibt es dann kein richtiges Ziel mehr, und Probleme tauchen auf.
Wenn Menschen zusammen sind, auch Gläubige, die kein Ziel vor Augen haben, dann fängt man an, interne Probleme zu suchen, zu finden oder sogar zu schaffen – ich hätte gesagt zu kreieren. Egal, ich habe nur eine Minute.
Wenn dein Bild von Gemeinde so ist, dass Älteste die Führung übernehmen, dann möchte ich dir sagen: Du musst auch aufpassen mit deinem Verständnis. Man kann das diskutieren, es gibt morgen Nachmittag eine ganze Fragezeit dazu. Aber die Gemeinde wird nicht von Ältesten geleitet, die überlegen und führen. Die Gemeinde besteht aus allen Heiligen.
Die Ältesten helfen den Heiligen, das Ziel zu erreichen. Sonst landen wir in ein paar Generationen wie bei den Katholiken, wo das Priestertum – in unserem Fall die Ältesten – überlegen und führen, und die anderen werden zu Arbeitstieren, die die Überlegungen der Ältesten praktisch umsetzen. Das ist die Gefahr.
Die Gemeinde besteht aus allen Heiligen. Man kann in der Gemeinde nicht größer sein als ein Heiliger. Das ist der höchste Titel, den man trägt, wegen der Wiedergeburt. Die Ältesten sind Diener in der Gemeinde, die den Heiligen helfen, das Ziel zu erreichen. Sie sagen praktisch: Weil wir miteinander unterwegs sind, wollen wir dies und das gemeinsam tun.
Es gibt auch Gemeinden, die von einem Missionar gegründet und dann von einem Pastor weitergeführt werden. Das gibt es sowohl in positiver als auch in negativer Form, wie bei jedem Gemeindebau. Aber in all diesen Situationen ist das Positive immer an die Beziehung des Einzelnen zu Gott gebunden.
Denke nicht, dass ein bestimmtes Schema von vornherein negativ ist. Denke nicht einfach, dass es falsch ist, wenn ein Missionar eine Gemeinde gründet und später ein Pastor die Leitung übernimmt. Es gibt viele verschiedene Arten, und sie sind positiv, wenn die einzelnen Menschen in einer Beziehung zu Gott stehen.
Hast du die Sicht, dass deine Gemeinde, die du gründest, mit anderen Gemeinden in der Gegend verbunden ist? Hast du das Ziel, dass Gläubige mit anderen Gemeinden in der Stadt Gemeinschaft haben, auch wenn diese nicht derselben Denomination angehören?
Das musst du von Anfang an wissen, ob du das willst oder nicht. Sonst holst du schon das Maschinengewehr raus, wenn einer deiner lieben Gläubigen mal einen anderen Gottesdienst besucht. Und am nächsten Sonntag? Was machst du dann beim Nachbarn?
Du musst wissen, was du willst und wie deine Beziehung zu anderen Gemeinden ist. Deshalb besuche ich in jeder Gegend zuerst alle Verantwortlichen der verschiedenen Gemeinden persönlich. Ich rede mit ihnen, bete mit ihnen und überlege mit ihnen.
Wir haben große Unterschiede, aber auch wenn wir große Unterschiede haben, gibt es viele Punkte, an denen wir uns im Himmel treffen. Dort werden wir ewig miteinander leben – und das ist lang, scheinbar ewig.
Das musst du am Anfang wissen. Wenn du weißt, dass es in der Gegend verschiedene Gemeinden gibt und du Gemeinschaft willst, dann musst du auch in der biblischen Lehre in manchen Punkten klar sein – nicht gegen die anderen, aber damit die Identität der Gemeinde, die du gründest, klar ist. Sie soll wissen, wie ihr Hausgeist aussieht.
Jede Gemeinde hat einen Hausgeist, also eine Art eigenen Stil und Umgang in der lokalen Gemeinde. Ich rede hier nicht von Okkultismus. Aber jede Gemeinde hat ihren eigenen Stil.
Ich höre jetzt für die Pause auf. Als ich die Jünger unterrichtete, um andere zu unterrichten, gab es für verschiedene Themen wie Taufe oder Abendmahl immer drei Seiten im Unterricht: Was die Bibel sagt, wie wir es machen und wie es andere machen.
Ich glaube, dass viele Vergessene, die wegen Arbeitsnot in anderen Gegenden Frankreichs sind, direkt in andere Gemeinden hineingehen konnten, wo vieles anders ist, aber derselbe Herr ist. Sie waren nicht schockiert, ob es ein großes Glas, ein kleines Glas oder ein mittleres Glas ist, ob Wein, Süßmost, frisches oder altes Brot.
Es ist im Grunde alles gleich, oder? Es gibt immer wieder Extreme, und wir müssen aufpassen, dass wir wegen unserer Überzeugungen nicht in Extreme geraten.
Ich helfe gerade einer Gemeinde, in die Leute kommen, die getauft wurden, wie ich es die normale Taufe nenne – also nach dem Glauben untergetaucht. In dieser Gemeinde gilt diese Taufe nicht als gültig, weil man dreimal untertauchen muss: Vater, Sohn, Heiliger Geist, plumps!
Jetzt muss ich den Liebesweg mit diesen Brüdern finden. Das ist nicht einfach. Wir können bei Kleinigkeiten so stur sein, dass wir nicht merken, wie schlimm es ist, dass Tausende Menschen verloren gehen, während wir wegen ein, zwei oder drei Mal Tauchen Probleme machen.
Das kann ganz schrecklich werden. So ist es auch in anderen Bereichen, wo wir wachsam sein müssen.
Was für eine Gemeinde hast du im Kopf, wenn Gott dir 50 Bekehrungen schenkt? Wie sieht die Gemeinde dann aus? Wie machst du weiter, wenn Gott dich plötzlich mit einer Erweckung überrascht und deine Gebete erhört?
Danke fürs Zuhören.