Einführung in die Bedeutung Jesu und seines himmlischen Ursprungs
Der Predigttext steht im Johannesevangelium, Kapitel 3, von Vers 31 bis Vers 36, auf Seite 100 in den ausgelegten Bibeln.
Er ist Teil einer Predigt, die Johannes der Täufer hält. Darin stellt er die Bedeutung Jesu heraus und zeigt noch einmal, was wir in ihm haben. Der, der von oben kommt, steht über allen.
Bezogen auf Jesus, der von oben herabkommt, bedeutet das, dass er über allen steht – vor allem über seinem eigenen Predigt- und Prophetenamt. Zuvor hat Johannes gesagt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“
Wer von der Erde ist, gehört zur Erde und spricht von der Erde. Wer vom Himmel kommt, steht über allen und bezeugt, was er gesehen und gehört hat. Doch sein Zeugnis nimmt niemand an.
Wer es aber annimmt, besiegelt damit, dass Gott wahrhaftig ist. Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Wort. Gott gibt den Geist in überreichlichem Maß.
Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern unter dem Zorn Gottes bleiben.
Herr, mach uns dein Weihnachtswunder noch einmal groß. Amen.
Die Weihnachtsgeschichte und die überraschende Reaktion der Hirten
Man wollte ja immer wieder solche Szenen der Weihnachtsgeschichte vor Augen führen, weil darin so viel sichtbar wird. Zum Beispiel, wie die Hirten schnellen Schrittes zur Krippe eilen, durch die dunkle Nacht den Stall finden, hineintreten und dann, wie es in der Weihnachtsgeschichte heißt, über die Erscheinung erfreut sind, als sie Maria, Joseph und das Kind finden.
Das überrascht mich etwas, denn ich hätte auch gedacht, dass die Hirten vielleicht etwas enttäuscht gewesen wären. Sie hätten hineinschauen und sagen können: „Ja, ist das alles? Nur ein Kind? Nichts vom Glanz der himmlischen Herrlichkeit?“ Paolo schreibt ja im Philipperbrief: „Er ward ein Mensch und an Gebärden als ein Mensch erkannt, nur ein Mensch.“
Es kommt manchmal vor bei jungen Vätern, wenn das erste Kind geboren wird. Sie haben das Baby auf dem Arm liegen und sind fast enttäuscht. Sie haben sich immer vorgestellt, wenn sie mal einen Sohn oder eine Tochter haben, könnten sie gleich eine Fußballmannschaft gründen oder sonst etwas machen. Doch jetzt ist das Kind noch so klein, da ist ja gar nicht viel dran, es sieht so kümmerlich aus.
Wenn ich mir die Hirten richtig vorstelle, dann waren das ja wilde Kerle, harte Männer, die draußen ihren Mann stehen mussten bei Wind und Wetter. Sie kämpften mit all den Gefahren, die da kommen. Sie mussten Tierarzt und Ernährer ihrer Herden sein, Beschützer und Bewacher. Dabei kam es auf Muskelkraft oder auf die Fäuste an. Sie wussten, wie man sich in dieser Welt durchsetzen muss, wenn man seine Herden einigermaßen heil durchbringen will.
Und diese Männer stehen nun da und beten das Kind an.
Die Bedeutung des Kindes in der Krippe für Männer
Jetzt haben sie einen Gegensatz, den uns die Weihnachtsgeschichte zeigen will, richtig im Auge. Die harten, starken Männer knien nieder und beten ein Kind an – schlicht, schwach, klein, arm.
Darüber möchte ich heute mit Ihnen sprechen und Ihnen etwas daran zeigen. Vor dem Kind in der Krippe erkennen Männer ihre Bedürftigkeit.
Wir Männer tun uns an dieser Stelle oft schwerer als die Frauen, obwohl die Frauen in den letzten Jahren uns tüchtig nachgezogen haben. Sie übernehmen vielfach das Muster der Männer, die sich immer für unsagbar stolz halten und sagen: „Ich brauche keine Hilfe. Ich bin der, der das Leben meistert.“
Das gehört zu den sogenannten männlichen Tugenden, nämlich mit allen Schwierigkeiten fertigzuwerden. Viele Männer empfinden es auch als unpassend für ihren Stolz, wenn andere wüssten, dass sie vielleicht beten. Manchmal gestehen sie zu, dass sie in vielen Bereichen ihres Lebens große Nöte haben. Doch es sind eben immer nur einzelne Partien ihres Lebens, in denen sie nicht weiterkommen.
Aber wer will schon verstehen, worum es an Weihnachten wirklich geht? Dass starke Männer vor einem Kind kapitulieren und sagen: „Ich bin ein Versager. Ich bin mit meinem Leben gescheitert.“ Und ausgerechnet ein Kind soll mich retten können.
Das Kind in der Krippe soll mein Heiland und mein Retter sein.
Die Suche nach Hilfe und die wahre Bedeutung des Glaubens
Also, alles, was recht ist. Wenn in unserem Leben etwas fehlt – vielleicht, sagen wir so, dann brauchen wir ein wenig mehr Stärke, vielleicht brauchen wir ein wenig mehr Erfolg – dann gibt es in unserer Zeit Millionen und Abermillionen Menschen, die, wenn sie etwas suchen in der Weihnachtsgeschichte, ein Stück Hilfe suchen. Eine kleine Verbesserung ihrer Probleme, die sie haben.
Doch sie sind bitter enttäuscht, dass das Kind in der Krippe ihnen diese Hilfe nicht gibt. Sie wenden sich rasch enttäuscht von der Krippe ab, weil sie sagen: „Ach, das hat mir doch gar nichts gegeben.“ Sie gehen aus diesen Festtagen leer hinaus, weil sie nicht verstanden haben.
Nur der wird in der Weihnachtsgeschichte beschenkt, der niederkniet und alles – aber auch alles – von diesem Kind will. Und das ist der schwerste Schritt und die schwerste Erkenntnis: dass stolze Männer ihre Knie beugen.
Frauen findet man häufiger unter den Glaubenden als Männer. Darum sei heute betont: Vom Männerstolz her, der das Leben selber meistern will und mit den Schwierigkeiten fertigwerden will, ist es wichtig, dass man dann eingesteht: „Ich bin so arm mit meinem Leben, und mein Leben ist vor Gott so verkehrt, dass bloß das Kind in der Krippe mich gerecht und heilig machen kann.“
Nur das Kind kann mich erneuern und verändern.
Die Notwendigkeit der Neugeburt durch Jesus
Ich bin sehr froh, dass uns heute dieser Predigttext zur Hilfe gegeben ist. Er zeigt uns noch einmal die Predigt Johannes des Täufers, der auf Jesus hinweist und betont, dass das Entscheidende ist, dass Jesus von oben kommt.
Du kannst in deinem Leben ringen, wie du willst – und das ist ja die Tugend, von der wir alle leben –, dass wir meinen, wir müssten uns in unserem Leben nur mühen. Dann könnten wir all die Fehlentwicklungen unseres Lebens steuern.
Doch Johannes sagt: Wenn nicht von oben her der lebendige Gott in dein Leben hineingreift, wird es keine Änderung und keine Erneuerung geben. Wir brauchen nicht nur ein Stück weit Hilfe, sondern die völlige Erneuerung durch den Sohn Gottes, der zu uns kommt – von oben her.
Johannes der Täufer sagt, dass das, was in dieser Welt gesprochen wird und an großen Dingen geschieht, alles auf der Ebene dieser Welt bleibt. Es muss von oben her ein neuer Anfang gesetzt werden.
Ich möchte diesen Einschnitt gern Neugeburt nennen, weil das Wort Wiedergeburt durch allerlei religiöse Umtriebe in unserer Tage ganz anders benutzt wird. Ein völlig neuer Anfang muss doch im Leben geschehen, wenn von oben her Jesus, der Sohn Gottes, Platz in unserem Leben greift.
Er schenkt den neuen Geist, den neuen Sinn, das neue Herz, die neue Liebe, das neue Verstehen und das neue Begreifen.
Beispiel eines Lebens, das durch Neugeburt verändert wird
Vielleicht kann ich es Ihnen an einem Beispiel deutlich machen. Mir fällt immer wieder auf, wie blind wir sind, wenn wir mit Menschen reden, deren Leben gescheitert ist und die ganz offenkundig an dunkle Mächte gebunden sind.
Vor vielen Jahren war ich Anfänger im Pfarramt und hatte in meinem Gemeindebezirk einen schweren Alkoholiker zu betreuen. Er war so sehr an seine Trunksucht gebunden, dass er spät abends nach Hause kam und selbst im bittersten Winter seine Kinder auf die Straße trieb – ganz gleich, ob Schnee lag und die Kinder barfuß waren. Er warf das Mobiliar zum Fenster hinaus, man konnte ihn nicht zähmen.
Dieser Mann hat alles Mögliche unternommen. Er ließ seinen Gehalt auf ein Sperrkonto überweisen, damit nur seine Frau an das Geld herankam. Aber es gab immer wieder Menschen, Kameraden im Geschäft, die ihm dann Alkohol spendierten, ohne zu merken, in welcher großen Not dieser Mann sich befand.
Nach einer so furchtbaren Nacht wurde ich am Morgen geholt. Das Mobiliar war wieder zertrümmert, und die Wohnung sah elend aus. Ich sprach mit dem Mann. Ich dachte bei mir: Ach, wenn ich ihm doch sagen könnte, dass es eine Neugeburt gibt, dass Jesus die Werke des Teufels zerstört hat.
Ich versuchte, es ihm mit ganz einfachen Worten zu erklären. Dann war ich so erschüttert, als er nur sagte: „Wissen Sie, ab jetzt wird es noch anders bei mir.“ Ich fragte: „Ja, wie denn?“ Er antwortete: „Ich werde jetzt keinen Alkohol mehr anrühren.“ Ich fragte weiter: „Woher wissen Sie, dass Sie das schaffen?“ Er sagte: „Ich will es noch mal probieren.“
Wissen Sie, so machen wir es ja dauernd mit dem Evangelium. Wir meinen, es sei unser eigenes Streben und Mühen. Aber nein, wir kommen kein Stück heraus aus den Bindungen. Da können wir uns noch so sehr bemühen und es uns dauernd vornehmen – wir kommen nicht heraus.
In diesem Abschnitt steht, dass die Worte, die Jesus redet, andere Worte sind. Seine Worte sind voller Geist und Leben. Es gibt eine Erneuerung durch Jesus, eine vollkommene Erneuerung, wenn von oben her das Wirken Gottes in unser Leben hinein geschieht.
Darum ist es gut, dass Gott das so verhüllt hat in ein Kind, sodass die Menschen daran vorübergehen, die nur auf Macht sehen, die die Kraft der Fäuste und der Muskelpakete sehen wollen. So nicht. Es geht nur durch das Niederknien vor dem Kind. Die ganze Kraft Jesu liegt in seinem Wort.
Später haben die Menschen gestaunt: Er predigte mit Vollmacht. In dem Wort Jesu steckt die Kraft, ein Leben zu ändern. Wenn er am Grab des Lazarus spricht, dann kommt der Tod heraus. Wenn er über den Unreinen und Aussätzigen sein lösendes Wort spricht, geschieht es, weil er Kraft hat als Heiland und Erlöser.
Du musst das Geheimnis dieses Kindes in der Krippe richtig verstehen. Wir können uns nicht aus den Bindungen unseres Lebens herausreißen. Aber er kann es durch sein Wort.
Die Ablehnung und Annahme des Zeugnisses Jesu
Aber nun, was ist die Antwort? Johannes der Täufer sagt: Wenn Gott von oben herab in Jesus kommt, dann weisen die Menschen dieses Zeugnis ab.
Warum lehnen sie das Zeugnis Jesu ab? Es ist ihnen nicht weltlich genug, es passt nicht in die Schlagzeilen der Zeitung. Sie sagen, sie verstehen das Wort Gnade nicht – um das geht es ja in dem ganzen Abschnitt. Wie ist das, wenn der ewige Gott sich über sündige Menschen erbarmt und zu ihnen kommt? Dann erscheint ihnen das alles unverständlich und unbegreiflich.
Das kann niemand ändern, wenn wir Menschen nicht offen werden für das Reden Gottes aus der Welt von oben, die viel höher ist als unser Verstehen. Es geht hier um mehr als nur um die Sorge meiner Krankheit, um die Lösung meiner wirtschaftlichen Nöte, um die Frage, ob ich Gottes Ehre wiederbekomme oder ob ich gerettet werde in Zeit und Ewigkeit.
Ach, sagen Leute, das bewegt doch den Menschen heute nicht mehr. Das ist nicht die Frage. Ob es die Menschen heute bewegt, ob sie offen sind für die Dinge, die von oben her für ihr Leben entscheidend wichtig sind.
Dann sagt Johannes in Vers 33: „Wer es aber annimmt, der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist.“ Da waren ein paar, die das Zeugnis Jesu angenommen haben, oft auf ganz schlichte Weise. Zum Beispiel diese Frau, die sich im Gedränge des Volkes an Jesus heranwagte. Sie war von ihrem Blutfluss so geschwächt, dass sie nur den Saum seines Gewandes berührte.
Und sie hat es besiegelt und an ihrem Leib erfahren, dass Jesus der Heiland und Retter ist. Äußerlich sah Jesus so unscheinbar aus. Sie müssen das durch das Johannes-Evangelium einmal verfolgen, wie er immer die Streitgespräche festgehalten hat. Selbst die Schriftgelehrten sagten: „Ja, du, ist das wirklich so? Ist das nicht?“
Man kann so lange skeptisch bleiben, im Zweifelnden fragen über Jesus und keine Gewissheit bekommen. Ich finde Gewissheit erst, wenn ich glaube. Aber sagt der Zweifler: „Ich kann doch nicht glauben, weil ich eben nicht sicher bin.“ – Dann muss ich diesen Schritt gehen und glauben.
Und das Schöne ist, dass Johannes hier sagt: Durch den Glauben setze ich etwas in Kraft. Sie wissen doch bei den Behörden, was heute ein Stempel wert ist. Da gilt das schönste Papier nichts, wenn der richtige Stempel nicht drauf ist.
Und nun sagt Johannes der Täufer hier: Der Glaube ist der Stempel, der die Heilungskraft Jesu ins Leben hineinzieht und in Kraft setzt. Mein Glaube macht das wirksam.
Da würden manche sich entsetzt abwenden und sagen: Das klingt ja so, als ob mein Glaube gleichsam hier das Heil schaffen würde. Nein, nein, das Heil schafft der Heiland, Jesus. Aber ich darf das mit meinem Glauben hereinziehen in mein Leben und darf das über meiner Not ausbreiten und sagen: „Da, Jesus, da ist mein Leben, ich glaube dir, ich will dich haben, ich will es versiegeln.“
Und dann steht da, dass dies den Gott, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte. Denn Gott gibt den Geist über alle Maßen, sodass in den Worten Jesu der Geist Gottes so überreich gegeben ist, dass der, der die ersten Schritte des Glaubens geht und Jesus so schlicht vertraut, im Geist Gottes und in großer Gewissheit das Wort lesen und verstehen kann.
Er durchblickt immer klarer. Der Herr erschließt ihm all das, was er wissen muss zu seinem Heil, und er erfährt die Nähe Gottes: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein.“
Es gibt keinen anderen Weg als durch Glauben, durch diesen Schritt des Glaubens hindurch, wo der Geist Gottes gegeben wird, durch die Worte hindurch.
Einladung zum Glauben und zur Anbetung des Kindes
Ich möchte Sie heute, an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag, einfach bitten, nicht am Rande der Krippe zu stehen und abseits zu bleiben. Sagen Sie nicht nur: „Aber meine Fragen, mein Leid, mein Schmerz, meine Traurigkeit…“ Gehen Sie den Schritt hin zur Krippe, legen Sie all das nieder beim Kind in der Krippe, beten Sie es an und erfahren Sie es.
Die Schrift spricht viel davon, wie der Geist Gottes erneuert. Der Geist, der in einem sündigen Menschen Wohnung nimmt – das kann man sich kaum vorstellen. Er hat zum Beispiel Prostituierte verwandelt, sodass sie Menschen der Liebe wurden. Er hat kalte Geldmenschen wie die Zöllner verwandelt in kraftvolle Ausdrucksträger der Liebe Gottes. Dieser Geist kann Menschenleben verändern.
Die Reihenfolge ist dabei wichtig: Wie geschieht die Erneuerung? Wie wird in unserem Leben die Traurigkeit überwunden? Durch den Geist Gottes, der durch die Worte Jesu in uns Wohnung nimmt. Unbegrenzt, ohne Maß, gibt Gott seinen Heiligen Geist in diese Welt. Die Liebe und die Freude finden Raum, ein neues Wesen entsteht und zerbricht die Schrecken des Todes.
So können Menschen ihren Weg fröhlich gehen, selbst unter einer harten und scheinbar hoffnungslosen Krankheit. Denn sie haben dieses Geschenk empfangen: das Reden Jesu durch den Geist. Dieser Geist Gottes nimmt in uns Raum ein und schafft Frucht.
Das wahre Glück und die Probe des Glaubens
Und noch einen letzten Gedanken möchte ich anfügen: Da liegt das ganze Glück drin.
Wir wollen noch einmal ganz deutlich unterscheiden, was wir heute an der Weihnachtsgeschichte lernen wollten. Diese Hirten, diese starken Männer, robuste Kerle, die niederfallen und ein Kind anbeten. Es bleibt auch heute die Probe aufs Exempel, ob wir das Christentum wirklich begriffen haben.
Nicht die paar Sprüche und die paar Kerzen, die wir anzünden, machen unser Christenleben aus, sondern die Tatsache, dass wir sagen: Wir haben das Heil gefunden. Wo liegt das Heil? In Jesus! Nirgendwo anders!
Ich möchte noch einmal bitten, bei den Hirten stehen zu bleiben. Wie sie hinausgehen aus dem Stall von Bethlehem – was haben sie eigentlich in der Hand? Nichts. Wenn man diese Männer kritisch betrachtet, fragt man sich: Hat sich wirklich etwas bei ihnen verändert? Sind sie nicht noch genauso hart wie vorher? Sind sie nicht dieselben Naturen geblieben? Was ist anders?
Es ist merkwürdig, dass wir unser Heil nur im Glauben haben – im Glauben. Es gibt immer wieder die Versuchung bei Christen, zu meinen, sie könnten das Heil irgendwie in sich darstellen. Sie sagen: „Seitdem ich bei Jesus bin, ist mir innerlich doch ganz anders geworden.“
Ich möchte dringend bitten: Suchen Sie das Heil nie in sich! Sagen Sie nie: „Ich bin jetzt frömmer, ich bin jetzt lieber geworden, ich bin jetzt heiliger geworden. Ich bete doch so schön, ich singe so schön, meine Treue ist doch jetzt so groß, wie ich den Gottesdienst besuche, oder ich arbeite sogar verbindlich mit in der Gemeinde.“
Das sind alles Dinge, an denen Ihr christliches Leben sichtbar wird. Halten Sie sich nicht daran auf, denn daran würden Sie nur auf einem falschen Grund Ihre Sicherheit suchen.
In unserem Innenleben schwankt es wie beim Wetter – auch im Leben eines Christen. Es gibt Stunden, in denen wir hoch erhaben sind, da strahlt über uns die Sonne, wir haben den Glaubensfrieden. Aber es gibt auch Stunden der Anfechtung und des Verzagtseins, wie Sturm, Nebel, Regen und Glatteis, in denen man nicht fröhlich glauben kann. Das gibt es auch bei Christen.
Wenn Sie meinen, das Heil sei in Ihnen, dann wird das bei Ihnen in rascher Folge zerbrechen, weil Sie wieder enttäuscht werden an sich. Das wäre, als wenn jemand im Frühling sagt: „Jetzt kommen die lauen Nächte, jetzt brauche ich keine Wohnung mehr.“ Und er verkauft seine Wohnung und legt sich im Freien unters Feld und sagt: „Das ist doch schön, warten, da kann man wunderbar leben.“
Er vergisst aber, dass auch der Winter kommt. Dann friert er, und wenn Hagel fällt oder es in Strömen regnet, hat er kein Dach über dem Kopf.
Es ist wunderbar, dass unser Glaube nicht abhängig ist von unseren inneren Stimmungen, nicht einmal von unserer perfekten Christenart, nicht einmal von unserer Güte, unserem Glaubenstreue oder unserer Hingabe.
Vom Kind in der Krippe ist alles abhängig. Der macht mich gerecht vor Gott. Er spricht für mich am Jüngsten Gericht. Nein, das ist mein Richter am Jüngsten Tag, der mir die Sünden vergeben hat. Das Blut Jesu Christi macht mich rein von aller Sünde, das macht mich frei. Darin liegt das Glück.
Und hier steht: Wer den Sohn Gottes hat, wer Jesus hat, der hat das ewige Leben. Daran liegt es.
Hoffentlich gibt es bei Ihnen auch schöne Gemütsfolgen Ihres Glaubens. Hoffentlich verändert er Ihr Leben. Aber daran hängt es nicht.
Wir wünschen uns, wie es vorhin in der Schriftlesung heißt, dass Ihr Leben voll wird von guten Werken. Aber an Ihrem Gutsein hängt doch Ihr Glück nicht, sondern das ruht viel tiefer.
Selbst dann, wenn in meinem Leben die Sünde mich anklagt, darf ich dorthin fliehen: Mein Heil ist Jesus, der für mich starb und mich gerecht macht.
Wer Jesus hat, den Sohn Gottes, der hat das ewige Leben.
Und es ist gut, dass noch beschrieben ist, wie dieses Haben gemeint ist: Wer ihm nicht gehorcht – aha! Dann ist Glauben doch mit dem Schwerpunkt und dem Betonen des Gehorsams hier zu uns gesprochen.
Wer ihm glaubt, wer sich ihm unterwirft, dass er allein gerecht wird durch das Kind in der Krippe, durch Jesus, der am Kreuz für mich starb – das macht mich fröhlich.
Die Freude und Sicherheit im Glauben trotz Anfechtungen
Verstehen Sie, wenn Sie durch Ihre Bekümmernis hindurchgehen, selbst wenn es in Ihrem Leben so wird, dass Sie sagen: „Ich weiß gar nicht, ob mein Glaube auch richtig treu durchhält.“ Dennoch rettet er mich.
Das macht uns froh. Wir können singen, selbst in den dunkelsten Stunden: Er rettet mich, er zieht mich durch, er ist mein Heil, er ist meine Hoffnung. Darum hat er das Leben.
Man kann voller Freude seinen Weg gehen, weil Jesus einen rettet und hält. Wir wollen nichts dazu tun, nichts, was noch nötig wäre, außer allein, dass ich Jesus, den Sohn Gottes, habe, vor ihm niederknie und ihn anbete. Ich will nichts davon wegnehmen.
Auch wenn die Anklagen in der Depression kommen könnten, wie zum Beispiel: „Du darfst nicht mehr dorthin gehen zu Jesus, du bist so schlecht!“ Nein, nein, keiner ist so schlecht. Dort darf ich niederknien, bei dem, der gekommen ist, um mich verlorenen und verdammten Menschen zu erlösen.
Er hat uns erlöst und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels – nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben.
Das geschah, damit ich sein Eigentum sei und heute ihm diene. Natürlich hat das Folgen. Aber der Grund meiner Freude liegt nicht in den Werken, die dann folgen, sondern im Heil, das mir Jesus, das Kind in der Krippe, schenkt: „Euch ist heute der Heiland geboren“, der Heiland, der sie rettet, der ihres Lebens Halt ist, heute und auch durch das Sterben hindurch.
Einen anderen Halt gibt es nicht. Amen.
