Liebe Freunde, Jesus braucht keine Fans, sondern Nachfolger. Ein Nachfolger von Jesus benötigt drei Eigenschaften:
Erstens Illusionslosigkeit.
Zweitens Pietätlosigkeit.
Drittens Rücksichtslosigkeit.
Die Realität der Nachfolge: Illusionslosigkeit
Es geht los mit Eigenschaft Nummer eins: Illusionslosigkeit.
Im Lukas-Evangelium, Kapitel 9, Vers 7, kommt ein Mann zu Jesus und sagt: „Ich will dir folgen, wo du hingehst.“ Das ist ein herrlicher Satz, ein Traumsatz, der Satz, von dem Jesus träumt. Es ist die Situation, nach der er lechzt und die er am meisten liebt: Ein Mensch kommt freiwillig und will ihm nachfolgen.
Dieser Mann ist kein junger Spund, der sich jeden Tag ein anderes Idol aussucht, und keine alte, religiös überdrehte Frau, die jeden Tag zu einem anderen Pfarrer rennt. Nein, es ist ein Mann, ein richtiger Mann in den besten Jahren, voll ausgereift und gut abgehangen. Er kommt zu Jesus nicht aus Zwang oder Langeweile, sondern aus Begeisterung, als Verehrung, mit den allerbesten Absichten, freiwillig: „Ich will dir folgen, wo du hingehst.“
Die Bibel sagt nicht, wie der Mann zu diesem Entschluss gekommen ist. Ich vermute, er hat Jesus schon eine ganze Weile beobachtet. Er hat gesehen, wie Jesus Kranke geheilt hat, erlebt, wie Jesus Wunder tat, und gehört, wie Jesus gepredigt hat. Jesus hatte gesagt: Alle, die das Leben fertiggemacht hat, können zu mir kommen, ich mache euch wieder fit. Alle, die unter ihrer Schuld leiden, können zu mir kommen, ich mache euch frei. Alle, die lebenshungrig sind, können zu mir kommen, ich mache euch satt. Alle, die ihr altes Leben satt haben, können zu mir kommen, ich mache euch neu.
Die alten Regeln, nach denen ihr bisher gelebt habt – Auge um Auge, Zahn um Zahn, wie du mir, ich so wie dir –, kannst du vergessen. Ich sage euch etwas Neues: Liebt eure Feinde, vergebt denen, die euch verfolgen. Macht, was ich euch sage, und ihr werdet erleben, was wirklich Leben ist – ewiges Leben.
Das alles hat unser Mann gehört, und er ist von Jesus begeistert. Deshalb kommt er zu ihm mit leuchtenden Augen und sagt: „Jesus, dir will ich nachfolgen, wo du auch hingehst.“
Gleich im nächsten Moment wird Jesus ihm um den Hals fallen und sagen: „Das ist Musik in meinen Ohren, wunderbar, herzlich willkommen im Jesus-Fanclub, du kriegst Parteibuch Nummer dreizehn.“ Aber genau das sagt Jesus nicht. Stattdessen gibt er seinem Fan, der ihm so begeistert an die Brosche schwebt, einen gewaltigen Dämpfer vor den Bug und sagt zu ihm: „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel ihr Nest, ich aber habe keinen Platz, wo ich mich hinlegen und ausruhen kann.“
Mit anderen Worten sagt Jesus dem jungen Mann: Dort, wo ich hingehe, steht keine Hollywoodschaukel, sondern das Kreuz. Und bevor du mir folgst, bedenke die Folgen.
Um das klarzustellen: Jesus hat nichts gegen Begeisterung, im Gegenteil. Ohne Begeisterung läuft bei Jesus gar nichts. Die lahmen Schlaffis und lahmen Traditionschristen kann er überhaupt nicht gebrauchen. Aber nur Begeisterung ohne die Bereitschaft, den nüchternen Fakten ins Auge zu sehen, das geht auch noch hinten los.
Denn eine Tatsache ist: Jesus ist ein armer Hund, ärmer als Herr Fuchs und Frau Alster im Kinderfernsehen der DDR. Die haben ihren Bau, ihr Nest und ihre Fernsehshow – Jesus aber hat kein Haus und kein Bett. Er macht keine Show, er macht uns nichts vor. Sein Leben und seine Lehre decken sich.
Er hat nie gelogen, nie nach fünf Tagen das Gegenteil von dem erklärt, was er vorher gesagt hat. Er gehörte nicht zu denen, die soziale Gleichheit predigen und selbst in Palästen leben. Er hat es nicht so gemacht wie Mohammed, der Erfinder dieser antichristlichen Religion, des Islam. Mohammed erlaubte seinen Anhängern, mehrere Frauen zu haben. Er musste fünf Töchter mit nach Hause nehmen und genehmigte sich selbst noch ein paar mehr, begründet mit Allah.
Jesus hat nie irgendwelche Sonderrechte als Sohn Gottes in Anspruch genommen oder Vorrechte beansprucht. Er hatte keine eigene Yacht, kein eigenes Haus, kein eigenes Bett. Er wurde geboren in einer geborgten Futterkrippe, predigte in einem geborgten Boot, zog in Jerusalem auf einem geborgten Esel ein, hielt sein letztes Abendmahl in einem geborgten Saal und wurde begraben in einem geborgten Grab. Er war arm, einfach und ehrlich.
Er hat niemandem Illusionen gemacht. Niemand kann behaupten, dass Jesus Menschen durch Vorspielung falscher Tatsachen zur Nachfolge gerufen hätte. Stattdessen sagte Jesus: „Sie haben mich gehasst, und sie werden euch hassen. Sie haben mich verfolgt, und sie werden euch verfolgen.“
Im gleichen Kapitel, Lukas 9, ein paar Verse vorher, ab Vers 23, sagt er: „Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meines Willen, der wird es erhalten. Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst und nähme Schaden an seiner Seele?“
Es gibt Prediger, gerade in Evangelistenkreisen, die den Eindruck erwecken, wenn du zu Jesus kommst, ist alles in Butter und deine Probleme werden gelöst wie ein fertiges Kreuzworträtsel. Jesus selbst hat diesen Eindruck nie erweckt. Er hat die Leute lieber abgeschreckt: „Die Füchse haben ihren Bau, die Vögel haben ihr Nest, ich habe keinen Platz in dieser Welt, wo ich mich hinlegen und ausruhen kann.“
Das heißt, Jesus hat den Mut, nicht nur Forderungen zu stellen, sondern hohe Forderungen. In diesem Fall die Forderung der Selbstverleugnung. Das ist heute das Letzte, was man Menschen zumuten kann. Heute geht es ja um Selbstverwirklichung. Aber Selbstverwirklichung ohne Selbstverleugnung wird zur Selbstvergottung.
Jesus hat den Mut, hohe Forderungen zu stellen, und die Ehrlichkeit, von vornherein klipp und klar zu sagen: „Ich habe dir keine materiellen Vorteile zu bieten, wenn du bei mir einsteigen willst. Nachfolge bringt Nachteile.“
Das Wohlfühlchristentum, das verspricht, Jesus mache dich reich, gesund und erfolgreich, und du müsstest nur das tun, was dir Spaß macht, hat mit Jesus nichts zu tun. Jesus ist kein Kuscheltier.
Er nimmt dem Mann von vornherein die Illusion, dass das Leben mit Jesus und der Weg mit ihm leicht wäre. Niemals wirst du von ihm hören, dass der Weg mit ihm leicht sei – ganz im Gegenteil: Der Weg mit Jesus ist nicht leicht, er ist schwer. Aber er ist schön, und zwar deshalb, weil er richtig ist.
Das Wesen eines richtigen Weges besteht nicht darin, dass er gut gefliest ist, sondern dass er mich zum Ziel führt. Wenn du das Ziel hast, deine Schuld loszuwerden, Frieden mit Gott zu haben und einmal im Himmel zu landen, dann ist Jesus der einzige Weg.
Es ist schwer, immer bei Jesus zu bleiben und die Wahrheit zu sagen. Aber es ist schön, ein reines Gewissen zu haben. Es ist schwer zu vergeben, aber es ist schön, Frieden mit Gott zu haben. Es ist schwer, Jesus zu verstehen – manchmal können wir ihn überhaupt nicht verstehen.
Ich kannte ein junges Ehepaar mit drei Kindern. Eines Tages wurde die Frau krank, Krebs. Ihr könnt euch vorstellen, was in so einer Familie losgeht, wenn die Mutter Krebs bekommt. Viele in der Gemeinde haben für die Familie gebetet. Ich bin oft nachts, wenn ich vom Dienst um elf nach Hause kam, aufs Dorf gefahren, um für Dorothea zu beten und ihr die Hände aufzulegen, wie es uns als Knechte Gottes befohlen ist.
Dorothea wurde immer schwächer, und eines Tages war sie tot. Sie lag im Sarg aufgebahrt neben mir, und ich stand daneben. Jetzt schauten mich alle an – der Ehemann, die Kinder, die Eltern, die Gemeinde – und sagten: „Pfarrer, erklär uns mal. Warum lässt Gott das zu? Wie kann es sein, dass eine junge Mutter von drei Kindern, eine Christin, sterben muss?“
Ich konnte diese Frage nicht beantworten. Es gibt nämlich auf diese Frage keine Antwort. Aber ich konnte der Gemeinde sagen, dass Jesus keine Fehler macht. Nirgendwo in der Bibel wird uns versprochen, dass wir Jesus in jedem Fall verstehen können.
Wie kämen wir Menschen denn dazu, vom großen Gott zu verlangen, dass wir seine Weltregierung in allen Einzelheiten verstehen? Das wird uns nirgends in der Bibel versprochen. Aber überall wird uns gesagt: Du kannst Gott in jeder Situation völlig vertrauen.
Und das ist die Hauptsache. Wenn du Jesus vertraust und ihm nachfolgst, führt er dich durch alle Katastrophen, die es geben mag, in den Himmel. Dafür lohnt es sich, Unkosten und Nachteile in Kauf zu nehmen.
Wenn du jetzt sagst: „Ach, der Himmel ist weit weg. Vor mir liegt erst mal das Leben, zum Beispiel die kommende Woche. Ich muss einen neuen Lebenslauf abgeben bei der Bewerbung um eine Lehrstelle oder Arbeitsstelle. Wenn ich reinschreibe, dass ich Christ bin und in den Himmel kommen will, bekomme ich vielleicht die Lehrstelle nicht.“
Ich kann dir nicht garantieren, dass du die Arbeitsstelle bekommst. Aber wenn du dein Leben an Jesus auslieferst, kann ich dir garantieren, dass er dich genau an die Stelle bringt, an der er dich haben will.
Mein Berufsstil war Pfarrer. Ich konnte kein Abitur machen, wurde beim Abitur durchgefallen, am Ende aus der Uni rausgeworfen. Zweimal wurde meine Lebensplanung durcheinandergewirbelt, weil ich politisch unzuverlässig war. Aber ich hatte einen zuverlässigen Herrn. Und der hat mich am Ende genau dorthin gebracht, wo er mich haben wollte: als Prediger auf die Kanzel.
Du kannst bedenkenlos damit rechnen, dass Jesus dich richtig führen kann.
Damit hängt übrigens das Lied zusammen „Wer Gott folgt, riskiert seine Träume“, das wir nachher noch zusammen singen werden. Darauf wurde ich in den letzten Tagen öfter angesprochen, und ich möchte es erklären.
Das Lied habe ich zusammen mit Jörg Swoboda, einem Baptistenpastor, geschrieben – in finsterster DDR-Zeit. Es war das Jahr der Jahreslosung: „Vertraut auf den Herrn für immer, denn er ist der ewige Fels.“
Normalerweise schreibt man ein Lied für die Jahreslosung ein Jahr vorher, damit die Leute es im kommenden Jahr singen können. Im Februar oder März haben wir dieses Lied als Trostlied für die verfolgten und unterdrückten jungen Christen geschrieben. Es gab Tausende, denen es wie mir ging: Irgendwann im Leben wurde ihnen alles weggenommen, was sie geplant hatten, und sie mussten neu disponieren.
Zum Beispiel meine drei Töchter: Sie mussten alle im 10. Schuljahr die Schule verlassen, trotz guter Noten, weil sie einen „falschen“ Vater hatten – eben mich.
Genau für diese jungen Christen, die in der DDR Schwierigkeiten hatten und einen hohen Preis für die Nachfolge Jesu zahlten – manchmal ihre Karriere, ihr Studium, ihre Zukunftspläne –, haben wir das Lied geschrieben: „Wer Gott folgt, verliert seine Träume.“ Wie es weitergeht, werden wir nachher noch gemeinsam singen. Dieses Trostlied hat Menschen Mut gemacht, trotzdem bei Jesus zu bleiben.
Wir leben heute in einer ganz anderen Situation, aber was damals am Eisernen Vorhang stand, stimmt noch immer.
Liebe Leute, jährlich werden weltweit 160 Christen getötet, nur weil sie Christen sind – von Kommunisten oder Islamanhängern. Eine Verfolgungswelle gegen die Christenheit geht um die Welt, wie es sie bisher noch nie gab.
Glaubt ihr, das wird an uns vorbeigehen? Wir leben hier in Deutschland wie auf einer Insel der Seligen. Uns tut keiner etwas, wenn wir uns zu Jesus bekennen. Wir werden nicht an die Wand gestellt, niemand knallt uns ab. Wir riskieren noch gar nichts.
Aber immerhin sind es 160 Brüder und Schwestern, die Jahr für Jahr ihr Leben lassen, weil sie Jesus nachfolgen.
Vor zwölf Jahren habe ich diese Situation in einem Artikel beschrieben. Dabei fiel mir ein Lied von Wolf Biermann ein: „Das Land ist still.“ Er beschreibt, wie in der DDR alles gemütlich vor sich ging, obwohl es überall brodelte. Wir standen vor einer Revolution. Und dann nimmt er alle Kraft seiner Stimme zusammen und schreit: „Das Land ist still!“
Ja, liebe Freunde, noch ist das Land still. Noch haben wir hier unsere Ruhe. Noch tut uns keiner etwas, wenn wir Jesus nachfolgen. Wir können unsere harmlosen Jesusliedchen singen, vorwärts und rückwärts, und uns unsere Tanzgruppen anschauen, wenn die Mädchen auf der Bühne bauchnabelfrei bei Jugendtagen herumtanzen. Wir können unsere Aufkleberkultur ausüben, einen Fisch ans Auto kleben, den keiner versteht außer uns Christen.
Wir können das alles noch ruhig machen. Aber es kann auch ganz anders kommen. Und das sollten wir bedenken und uns darauf vorbereiten – besonders die junge Generation.
Ich habe den Artikel mit den Worten beendet: „Wir brauchen keine Luschen, sondern bibelfeste Christen und kz-fähige Christen.“ Das wurde später noch einmal veröffentlicht, und ich habe dafür eine Dresche bekommen wegen dieses Ausdrucks „kz-fähige Christen“. Aber Leute, das ist es, worauf wir uns vorbereiten müssen.
Unsere Brüder in der Welt leiden schon seit Jahren. Und irgendwann sind wir auch dran. Wir sind keine Insel, um die die Christenverfolgung herumgeht. Es wird uns noch viel kosten, Jesus nachzufolgen.
Es muss nicht so sein. Viele Christen leben gut, unbeschadet, materiell gut versorgt. Jesus gibt uns für das, was wir um seines Willens aufgeben, oft vielfach wieder zurück. Er beraubt uns nicht, sondern beschenkt uns.
Jesus verlangt nicht, dass wir sofort alle bürgerlichen Gewohnheiten und Sicherheiten aufgeben. Er verlangt nicht, dass du am nächsten Montag in den Secondhandladen gehst, deine ganzen Klamotten verhökerst und am Ende nackt in deiner leeren Wohnung sitzt.
Aber wenn du dich für Jesus entscheidest, musst du die Illusion eines leichten Lebens aufgeben. Du kannst nicht den Weg mit Jesus gehen und gleichzeitig am Ideal eines gesicherten, gutbürgerlichen Lebens festhalten.
Die Dringlichkeit der Entscheidung: Pietätlosigkeit
Das erste Merkmal eines Nachfolgers war die Illusionslosigkeit. Nun folgt das zweite Merkmal: Pietätlosigkeit.
Im nächsten Vers geht es um einen Mann, der nicht zu Jesus kommt, sondern von Jesus berufen wird. Jesus fordert ihn auf: „Folge mir nach!“ Die Bibel sagt uns nicht, wer dieser Mann ist oder was er von Jesus weiß. Jedenfalls weiß Jesus von ihm, dass er nun bereit ist, eine Entscheidung zu treffen. Deshalb sagt Jesus auch: „Du, folge mir nach!“
Der Mann ist willig, er will folgen, aber vorher möchte er noch etwas erledigen. Er bittet: „Erlaube mir erst noch, meinen Vater zu begraben.“ Nichts scheint dringlicher zu sein als das, und jeder normale Mensch würde annehmen, dass Jesus Verständnis für eine solche Situation hat. Außerdem ist es mit der Bekehrung ja nicht so eilig. Man könnte sich doch heute grundsätzlich bekehren und praktisch erst morgen anfangen. Ein paar Tage kann Jesus doch noch warten, denkt man.
Doch das kann Jesus nicht. Für Menschen, die ihre Bekehrung aufschieben, hat er nichts übrig. Den Antrag dieses Mannes, erst seinen Vater zu begraben, lehnt Jesus ab. Er sagt: „Lass die Toten ihre Toten begraben, aber du geh hin und verkündige das Reich Gottes.“
Das ist natürlich schockierend: Einen Mann, der die heilige Pflicht erfüllen will, seinen Vater zu begraben, so rüde abzufertigen, ist eine enorme Pietätlosigkeit. Doch wenn Jesus diesen harten Ton anschlägt, ist das ein wichtiges Alarmsignal. Hier ist höchste Aufmerksamkeit gefordert, denn hier besteht Lebensgefahr. Entweder man folgt Jesus nach und erhält das ewige Leben, oder man folgt ihm nicht und ist tot.
Jesus erklärt jeden, der ihm nicht sofort mit vollem Gehorsam nachfolgt, für tot. Wenn es um die wichtigste Frage des Lebens geht – die Frage: „Willst du mit Jesus leben?“ – gibt es nur ein Ja oder Nein, keine Zwischentöne, ganz oder gar nicht. In diesem Punkt ist Jesus radikal, da gibt es keine Verhandlung.
Viele Menschen antworten auf die Frage „Willst du mit Jesus gehen?“ ähnlich wie der Sender Jarawan alle Fragen beantwortet hat: Im Prinzip ja, aber... Zum Beispiel bei einer Anfrage an Radio Jarawan: „Ist es wahr, dass Jörg String und sein Mitarbeiter im Lotto einen Fiat gewonnen haben?“ Die Antwort lautet: „Im Prinzip ja. Aber es handelt sich nicht um Jörg String, sondern um Jörg Sobotta und Theo Lehmann. Zweitens, es handelt sich nicht um ein Auto, sondern um ein Fahrrad. Und drittens, sie haben es nicht im Lotto gewonnen, sondern es wurde ihnen vor der Kaufhalle gestohlen.“ Am Ende kommt also das Gegenteil von dem heraus, was am Anfang gesagt wurde.
So ist es auch bei der Bekehrung: „Ich will mich bekehren, ja, aber...“ Aber ich muss erst meinen Hausbau vollenden, mein Studium abschließen, die Ausbildung beenden, die Kinder aus dem Gröbsten herausbringen und die Enkel versorgen. Wenn das alles erledigt ist, dann kann ich bei Jesus voll einsteigen. Das ist völliger Unsinn.
Bei Jesus gibt es kein „Ich bekehre mich später“. Entweder man fährt voll auf Jesus ab oder man steigt aus. Man kann nicht mit einem Fuß auf dem Trittbrett des Busses mitfahren und mit dem anderen Fuß auf dem Bürgersteig stehen. Das führt unweigerlich zum Sturz.
Vor diesem Absturz will Gott diesen Mann, will Jesus diesen Mann und dich bewahren. Entweder du steigst ganz ein oder du lässt es ganz sein.
Wenn Jesus dich auffordert, ihm nachzufolgen, und du schiebst deine Bekehrung auf, gibt es keinen Grund auf der Welt, den Jesus als gültigen Grund anerkennen würde. Also Entschuldigung!
Wenn Jesus heute zu dir sagt: „Du, folge mir nach!“, dann will er deine Entscheidung nicht morgen oder übermorgen, sondern heute, jetzt, sofort.
Jesus ist ein guter Menschenkenner. Er weiß genau, dass der Mensch oft eine richtige Erkenntnis hat, aber wenn er sie nicht sofort in die Tat umsetzt, wird daraus nichts.
Zum Beispiel: Dir ist gestern eingefallen, dass du eigentlich mal wieder einem bestimmten Menschen einen Brief schreiben müsstest. Hast du es gemacht? Nein, natürlich nicht. Wenn man sich nicht gleich hinsetzt und die Sache erledigt, wird es nie passieren.
So ist es auch mit vielen anderen Dingen, zum Beispiel mit Besuchen bei Menschen. In unserer Gemeinde gab es eine alte Frau, die eines Tages ins Altersheim zog. Mir war klar, dass ich sie irgendwann besuchen muss. Aber es gab immer so viel zu tun: die Predigt, die Bibelstunde und vieles mehr für den Herrn. Man schiebt solche Dinge vor sich her.
Als ich mich endlich aufmachte, ins Altersheim ging und nach ihrem Zimmer fragte, erfuhr ich, dass sie bereits gestorben war. Da war es zu spät. Ich konnte sie nicht mehr besuchen, ihr nicht die Hände auflegen, nicht mit ihr beten und sie nicht auf das Sterben vorbereiten.
Auch in der Beziehung zwischen Gott und den Menschen gibt es Momente, die einmalig sind. Sie kommen so nicht wieder und dürfen nicht verpasst werden.
Du hörst vielleicht hundertmal dieselbe Botschaft. Du kommst jeden Monat hierher auf die Höhen und hörst immer wieder dieselbe Botschaft. Eines Tages fällt es dir wie Schuppen von den Augen. Du siehst dein Leben klar vor dir, mit all seiner Erbärmlichkeit. Du weißt, dass du verloren bist. Du ahnst, dass es bei Jesus eine Chance für dich gibt. Du glaubst, dass Jesus dich retten kann. Du merkst, dass er dich liebt. Du begreifst, dass du jetzt zugreifen musst.
Und dennoch verschiebst du die Bekehrung auf einen anderen Tag. Die Gelegenheit ist vorbei. Und genau deshalb bist du nun schon jahrelang ein unbekehrter Christ.
Heute hast du die Gelegenheit. Du hast gehört, dass Mitarbeiter da sind, die du ansprechen kannst. Mit denen kannst du beten und in deren Gegenwart dein Leben Jesus anvertrauen.
Jesus drängt auf eine sofortige Entscheidung. Er ruft dich heute, und er braucht dich heute.
Jesus braucht keine „Jesus-Schlümpfe“, die sich nur bedienen lassen. Er braucht Menschen, die dienen und bereit sind, nicht nur mitzulaufen, sondern bei ihm mitzuarbeiten.
Konsequente Hingabe: Rücksichtslosigkeit
Du aber gehe hin und verkündige das Reich Gottes.
Rücksichtslosigkeit – das ist das Dritte, was Jesus von seinen Nachfolgern verlangt. Das lernen wir von dem dritten Mann, der zu Jesus kommt und sagt: „Herr, ich will dir nachfolgen, aber erlaube mir vorher, mich noch von meiner Familie zu verabschieden.“ Natürlich fragen wir uns auch hier wieder: Warum eigentlich nicht?
In einem anderen Fall hat Jesus das nicht nur erlaubt, sondern er hat sogar die Abschiedsfehde der Familie mitgemacht. Doch in diesem Fall lehnt er schroff ab und sagt: „Wer die Hand an den Pflug legt und sie zurückzieht, ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“ Da ihr vermutlich noch nie einen Pflug in der Hand gehabt habt, nehmen wir ein anderes Beispiel: Wenn du dich auf dein Fahrrad setzt, musst du das Lenkrad richtig mit beiden Händen anfassen und nach vorne sehen, sonst geht es schief.
Wer die Hand an das Lenkrad legt und nach hinten sieht, ist nicht geschickt im Straßenverkehr. Wenn er mit dem Gesicht nach hinten fährt, fährt er eben gegen die Bäume. Deshalb ist es ja polizeilich verboten, mit dem Gesicht nach hinten zu fahren – eben wegen der Bäume. Manchmal muss man allerdings nach hinten schauen, dafür gibt es ja zum Beispiel einen Rückspiegel. Aber wenn man nur in den Rückspiegel guckt, ist das auch nicht richtig. Das kann man ja nur manchmal machen, um besser vorwärts zu kommen.
Und wenn du im Leben vorwärts kommen willst, wenn du willst, dass dein Leben nicht vor den Baum geht, dann halte dich an die Lebensregeln von Jesus und an seine Gebote – ohne Rücksicht darauf, was andere Menschen dazu zu bemerken haben.
Jesus wusste ganz genau, dass wenn er dem Mann erlaubt, noch einmal nach Hause zu gehen, um sich von der Familie zu verabschieden, er ihn vermutlich nie wiedersehen würde. Denn er wusste, welche Klebkraft die Familie hat. Wie der Kurte Holzig sagte: Das Wort „Familienbande“ hat einen üblen Beigeschmack von Wahrheit.
Jesus wusste: Wenn ich den jetzt noch mal nach Hause gehen lasse, sehe ich den nie wieder. Denn was bei dem zu Hause jetzt losgeht, das kann ich mir schon denken: „Was, du bist wohl verrückt geworden? Bist wohl fromm geworden? Willst du deine Zeit hier im frommen Club verbringen, statt nützlich zu arbeiten?“ und so weiter.
Ich habe junge Menschen kennengelernt, die Jesus nachfolgen wollten, und denen haben die Eltern das Leben zur Hölle gemacht. Sie haben die Bibel verbrannt. Wenn Jugendstunde war, durften sie nicht hingehen. Wenn ich in der Stadt gepredigt habe, haben sie die Kinder eingeschlossen. Manche haben das heldenhaft ertragen, bis sie religionsmündig wurden.
Aber ich kenne auch andere. Übrigens habe ich im Westen auch welche kennengelernt. Ich erzähle hier keine alten Geschichten aus dem Osten. Ich habe im Westen viele getroffen, die sagten: „Ich bin der Einzige in der Klasse.“ Und alle Schwierigkeiten, die sie ertragen mussten, bekamen sie ohne Unterstützung von ihren Eltern oder anderen.
Viele haben resigniert und dann eben aus Rücksicht dem Druck nachgegeben und die Nachfolge aufgegeben.
Da war zum Beispiel mal ein junges Mädchen nach einem Evangelisationsabend. Sie kam zu mir und sagte: „Ja, das habe ich alles eingesehen, ich verstehe das, ich möchte Jesus nachfolgen.“ Ich sagte: „Klasse, komm, setz dich mal her, erzähl mir ein bisschen was aus deinem Leben.“ Und dann erzählt sie mir.
Auf einmal rückt sie mit ihrem Problem heraus: „Ich muss aber sagen, ich habe ein Problem.“ Nämlich, sie ist befreundet mit einem Jungen, und der ist Atheist. Nun sagt sie zu mir: „Wenn ich jetzt Jesus nachfolge, dann muss ich mich von dem Jungen trennen.“ So, das war ihr Problem. Vor der Entscheidung stand sie jetzt.
Und sie entschied sich nicht für Jesus, sondern für den Jungen. Als sie den Mittelgang der Kirche hinausging, konnte ich an ihren herunterhängenden Schultern von hinten sehen, wie unglücklich sie über diese Fehlentscheidung ihres Lebens war. Aber ich konnte ihr nicht mehr helfen.
Ich weiß auch nicht, warum es Jesus manchen Menschen so schwer macht und warum manche sich für Jesus entscheiden müssen, indem sie sich von ihren allerbesten Freunden trennen. Ich finde es auch hart, dass Jesus sogar gegenüber unseren liebsten Menschen diese Rücksichtslosigkeit verlangt, wenn es um ihn geht.
Ja, Jesus ist manchmal sehr hart, aber er war auch hart zu sich selbst. Und er verlangt nichts, was er nicht selbst getan hat. Um den Weg zu gehen, den Gott ihm vorgeschrieben hat, hat er seine Familie verlassen.
Er hat es ausgehalten, dass seine Familie ihn für verrückt erklärt hat. Er hat es ausgehalten, dass man ihn zum Staatsfeind erklärt hat. Er hat es ausgehalten, dass man ihn ans Kreuz genagelt hat. Und das Kreuz war das allerhärteste.
Aber es ging nicht anders. Etwas anderes hat sich der große Gott, der das Universum geschaffen hat und lenkt, nicht ausdenken können, als seinen einzigen Sohn an unserer Stelle für uns sterben zu lassen. Denn einer muss ja mal seine Schuld bezahlen: Entweder bezahlst du ein Leben lang, eine Ewigkeit lang in der Hölle, oder Jesus bezahlt für dich am Kreuz. Und das hat er am Kreuz getan.
Es gab vor ein paar Jahren mal so ein berühmtes Musical „Jesus Christ Superstar.“ Da wurde das Leben von Jesus dargestellt. Der Hauptdarsteller, also der Schauspieler, der Jesus spielte – ein reiner Schönling, der nicht wirklich Jesus war – hat sich oft mit mir über diese Rolle unterhalten. Er sagte einmal: „Ich habe da zwei Probleme, ein inneres und ein äußeres.“
Das innere Problem sei: „Wie kann ich als Mensch überhaupt den Sohn Gottes darstellen? Wie kann man das machen?“ Dann sagte er, er habe ein äußerliches, physisches Problem: „Am Schluss muss ich nämlich als Schauspieler so am Ende mit ausgebreiteten Armen auf der Bühne stehen, so hier herum, mit dem Rücken zum Publikum. Zehn Minuten lang.“ Zehn Minuten müsse er so dastehen.
„Hast du das mal ausprobiert? Zehn Minuten lang die Arme nicht runterfallen lassen?“ Ja, liebe Freunde, der Allerschöne konnte nach zehn Minuten die Arme runterklappen, konnte in seine Garderobe gehen, sich duschen, noch ein Bier trinken – und hat es sogar noch bezahlt gekriegt.
So war das bei Jesus nicht. Er hat kein Theater gemacht, das war ja live. Er hatte kein Bier zu trinken bekommen, sondern Essig. Und er konnte seine Hände nicht nach zehn Minuten runternehmen, sondern hing Stunde um Stunde so lange am Kreuz, bis der letzte Tropfen Leben aus ihm gewichen war und er erstickte.
Das hat Jesus gemacht, damit du frei sein kannst. Welchen Beweis von der Liebe Gottes verlangst du eigentlich noch? Was brauchst du denn noch mehr, um überzeugt zu sein, dass es sich lohnt, diesem Herrn, der sein Leben für dich geopfert hat, nachzufolgen?
Der gekreuzigte Jesus hat keine halben Sachen gemacht. Jesus hat nicht lässig mit einem Arm am Kreuz gehangen und den anderen Arm unten gehabt. Nein, er war festgenagelt und hat es bis zum Schluss vollendet. Am Ende konnte er sagen: „Es ist vollbracht. Ich habe die Erlösung von dir, von der Menschheit vollbracht.“ Amen.
