Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir! Andachten über das Gebet von Martin Luther.
Die heutige Andacht trägt den Titel „Verachtet“. Er war der allerverachtetste und unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg. Darum haben wir ihn für nichts geachtet (Jesaja 53,3).
Ist es nicht eine schreckliche Sache, dass in der Kirche öffentlich gelehrt wird, man könne durch Tun oder Unterlassen selig werden?
An dieser Stelle sollte man vielmehr die Stimme Christi hören, die sagt, dass es keine Gesundheit, keinen Frieden und kein Hinwegnehmen der Sünde gibt – außer durch die von Christus erlittenen Schläge, Wunden und Strafen.
Doch all das wurde völlig verschwiegen. Stattdessen stellte man unsere Gottesdienste, unsere Werke und Gefühle in den Vordergrund.
Vom Glauben an Christus, von der Kraft und Frucht seines Leidens sowie von Abendmahl und Taufe wird überhaupt nichts gelehrt.
Ich bemühte mich mit höchstem Eifer, durch meine Werke gerecht zu werden. Ich aß nicht, ich trank nicht, ich schlief nicht.
Andere hatten kein böses Gewissen. Sie wurden nicht von solchen Schrecken geplagt. Ich aber fürchtete mich vor dem letzten Tag des göttlichen Zorns und vor der Hölle.
Ich suchte überall Hilfe. Ich rief Maria, den heiligen Christophorus und andere Heilige an.
Je mehr ich mich mühte, desto mehr Abgötterei häufte ich jedoch an.
Ich konnte Christus nicht sehen, weil die Scholastiker mich gelehrt hatten, dass wir aufgrund guter Werke auf Vergebung der Sünden und ewige Seligkeit hoffen müssten.
So habe ich den verwundeten Christus verloren. Und wenn ich sein Angesicht sah, graute mir davor.
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