Die Schuldenkrise als Bild für menschliche Schuld
Laut einer alljährlichen, repräsentativen Umfrage zu den größten Ängsten der Deutschen steht auch im Jahr 2013, wie bereits im Vorjahr, die Schuldenkrise auf Platz eins. Die Schlagzeile "Die Schuldenkrise macht den Deutschen Angst" erschien vor einiger Zeit. Darunter war ein hübsches Bildchen mit dem Aufruf "Entschärft die Schuldenkrise" zu sehen.
Ja, die Schuldenkrise hat die Deutschen fest im Griff – im Jahr 2013, 2012. Dieses Phänomen ist jedoch gar nicht so neu. Das Problem einer Schuldenkrise ist fast so alt wie die Menschheit selbst.
Als Gott die Menschen schuf, gab es noch keine Schuldenkrise, denn es gab keine Schuld. Alles war gut. Die Menschen wurden geschaffen, um in enger Beziehung, in Liebe und Gemeinschaft mit Gott zu leben. Alles war harmonisch und wunderbar.
Doch schon die allerersten Menschen wurden verführt. Sie ließen sich verführen, rebellierten gegen Gott und luden Schuld auf sich. So konnten sie vor Gott nicht mehr bestehen. Gott hatte ihnen gesagt, dass sie ihm vertrauen sollten. Stattdessen stellten sie sich gegen ihn. Deshalb mussten sie aus seiner Gegenwart verschwinden und den Garten Eden, das Paradies, verlassen.
Die ersten Menschen hatten Schuld auf sich geladen, und diese Krise war immens. Die Konsequenz war ein Leben in einer gefallenen Welt, einer Welt, in der es Leid, Schmerzen, Krankheit und Tod gibt. Alles erschien hoffnungslos. Wir Menschen hatten es vermasselt – wir hatten es verbockt.
Doch dann offenbart sich Gott in seiner unvergleichlichen Gnade und Barmherzigkeit. Er tritt in seine Schöpfung hinein und spricht zu einem Mann, der kein besonderer Mann war: Abraham. Er gab ihm einen neuen Namen. Diesem Mann gab er ein großes Versprechen, eine große Verheißung.
Eines Tages würde Gott wieder ein Volk sammeln, das in seiner Gegenwart leben könnte. Dieses Volk würde unter seiner guten Herrschaft leben und seinen Segen in Fülle erleben. Da war Hoffnung.
Gottes Führung und das Gesetz am Sinai
Und genau so kam es: Aus Abraham stammt Isaak, und nach ihm Jakob. Einige hundert Jahre später hatte sich ein großes Volk herausgebildet. Dieses Volk geriet zunächst in die Sklaverei in Ägypten. Doch Gott führte es heraus, brachte es in die Befreiung und leitete es in Richtung eines gelobten Landes.
Auf dem Weg dorthin führte Gott sein Volk zu einem Berg, dem Berg Sinai. Dort gab er seinem Volk ein gutes Gesetz, damit die Menschen wieder unter seiner guten Herrschaft leben konnten. Er richtete seine Herrschaft neu auf. Außerdem versprach er seinem Volk: Wenn ihr tut, was ich euch sage, werdet ihr Segen erben.
Doch es gab ein Problem: die Schuldenkrise. Die Menschen waren nicht anders als zuvor. Auch diese Israeliten, die das große Wirken Gottes erlebt hatten, rebellierten immer wieder gegen ihn. Sie widersetzten sich seinem perfekten, göttlichen Gesetz und luden Schuld auf sich.
Direkt dort am Berg Sinai begann das Problem erneut. Kaum hatte Gott sie befreit, kam es zur Götzenanbetung mit dem goldenen Kalb. Es zeigte sich Misstrauen gegen Gott.
Doch in seiner großen Gnade schuf Gott einen Weg. Er entschärfte die Schuldenkrise. Gott gab seinem Volk ein System, durch das sie ihre Schuld loswerden und ihre Sünden aus dem Weg schaffen konnten. So war es ihnen möglich, wieder zu Gott zu kommen – immer wieder.
Wir haben uns mit diesem System beschäftigt. Es sind die Opfer, die im Alten Testament beschrieben werden.
Einführung in das Schuldopfer
In diesem Herbst haben wir bereits vier Predigten zu verschiedenen Opfern gehalten, die im dritten Buch Mose beschrieben werden. Gott gibt seinem Volk dort insgesamt fünf Opfer vor. Heute kommen wir nun zum letzten dieser Opfer. Nachdem wir bereits das Brandopfer, das Speisopfer, das Dankopfer und letzte Woche das Sündopfer betrachtet haben, widmen wir uns heute dem Schuldopfer.
Dieses Opfer wird beschrieben im dritten Buch Mose, Kapitel 5, ab Vers 14. Es findet sich auf Seite 106 im Alten Testament, falls jemand mitlesen möchte. Ich werde zu Beginn nur die Verse 14 bis 16 vorlesen, als Hinführung zum Schuldopfer. Wer keine Bibel zur Hand hat, kann oben auf die Leinwand schauen.
Es wird deutlich, dass es sich um ein neues Opfer handelt. Es ist nicht mehr die Beschreibung des Sündopfers, denn es heißt dort: „Und der Herr redete mit Mose und sprach.“ Diese einleitende Phrase zeigt uns, dass jetzt ein neuer Abschnitt beginnt.
Der Herr redete mit Mose und sprach: „Wenn jemand sich vergreift und aus Versehen sich versündigt an dem, was dem Herrn geweiht ist, so soll er für seine Schuld dem Herrn einen Widder ohne Fehler von der Herde bringen, nach deiner Schätzung zwei Silberstöcke wert, nach dem Gewicht des Heiligtums, als Schuldopfer. Dazu soll er, was er gesündigt hat an dem Geweihten, erstatten und den fünften Teil hinzufügen und es dem Priester geben. Der soll die Sühnung für ihn vollziehen mit dem Widder des Schuldopfers, so wird ihm vergeben.“
Wir sehen hier also gleich zu Beginn, dass das Schuldopfer letztlich ganz ähnlich ist wie das Sündopfer. Wer letzte Woche dabei war, wird sich erinnern, dass das Sündopfer sich schon von den anderen drei Opfern dadurch unterschied, dass es – ebenso wie das Schuldopfer – ein zwingend vorgeschriebenes Opfer ist.
Die ersten drei Opfer mussten oder sollten zwar gebracht werden, aber es gab keinen ganz konkreten Anlass, bei dem dies zwingend vorgeschrieben war, zumindest nicht hier im dritten Buch Mose. Später werden dann verschiedene Anlässe genannt, bei denen bestimmte Opfer vorgeschrieben sind. Die ersten drei Opfer waren jedoch zunächst freiwillige Opfer.
Das Sündopfer und nun auch das Schuldopfer sind hingegen zwingend vorgeschrieben, und zwar in Fällen von versehentlich begangener Sünde. Beide Opfer stellen ein Bekenntnis der Sünde dar. Die versehentlich begangene Sünde wird bekannt, und dann wird ein Opfer gebracht.
Beim Schuldopfer sehen wir jedoch noch ein weiteres Element: Es muss eine Wiedergutmachung geleistet werden. Wir haben gerade davon gelesen. Eine Wiedergutmachung wird fällig, und deshalb wird dieses Opfer häufig auch als Wiedergutmachungsopfer bezeichnet.
Das Schuldopfer im alttestamentlichen Kontext
Wir wollen uns nun das Schuldopfer etwas genauer anschauen und den Text dazu betrachten. Wenn ihr heute zum ersten Mal eine Predigt aus dieser Serie hört, werdet ihr euch vielleicht fragen: Ist das nicht etwas seltsam? Was hat das mit uns zu tun?
Ich möchte euch ermutigen, gut zuzuhören, denn Gott hat uns sein Wort gegeben, um uns auf Christus hinzuweisen und uns für jedes gute Werk auszurüsten. Ich bin überzeugt, dass auch das Schuldopfer uns dabei helfen kann.
Zuerst wollen wir das Schuldopfer im eigentlichen Kontext betrachten. Wir wenden uns dem Text zu und fragen anschließend: Was hat das heute mit uns zu tun? Was können wir vom Schuldopfer lernen?
Zuerst also der Blick auf das Schuldopfer. Es wird als ein Opfer für zwei etwas unterschiedliche Anlässe beschrieben. Der erste Anlass ist eine versehentliche Sünde gegen etwas Gottgeweihtes, also eine Sünde gegen Gott.
Oder es handelt sich um eine Sünde, von der man gar nicht genau weiß, ob man sie begangen hat – der Eindruck ist, wahrscheinlich habe ich eine Sünde gegen Gott begangen. Das ist der erste Aspekt. Die Verse 14 bis 19 beschreiben diese Sünden gegen Gott.
Die Verse 20 bis 26 zeigen uns dann Sünden gegen Menschen. Diese sind ebenfalls immer Sünden gegen Gott, gehen aber zunächst damit einher, dass einem anderen Menschen Leid zugefügt wird.
Das sind die beiden Abschnitte, denen wir uns zuwenden wollen.
Verse 14–19: Sünde gegen Gott und Wiedergutmachung
Zuerst also Sünde gegen Gott, Verse 14 bis 19. In den Versen 14 bis 16, die ich gerade gelesen habe, sehen wir, dass dieses Opfer vorgeschrieben ist, wenn sich jemand an etwas vergreift, das Gott geweiht ist. Das klingt ein bisschen seltsam. Machen wir das mal etwas praktischer.
Wie kann das gewesen sein? Ein Israelit hat etwas angepflanzt und wartet auf eine gute Ernte. Dann kommt eine Unwetterfront, und er fürchtet um seine Ernte. In seiner Verzweiflung schreit er zu Gott und sagt: Herr, wenn du meine Ernte bewahrst, dann will ich dir zum Beispiel eine Kuh opfern. Oder er erlebt eine Dürre und bittet: Herr, sende Regen, lass meine Ernte nicht verdorren. Wenn du das tust, will ich dir auch etwas geben. Er macht also ein Versprechen gegenüber Gott und weiht ihm etwas.
Dann greift Gott tatsächlich ein. Die Ernte ist hervorragend, das Unwetter zieht vorbei, der Regen kommt, und die Ernte geht auf. Der Bauer ist beschäftigt und muss die Ernte einbringen. Dabei vergisst er einfach, dass er noch etwas vorhatte. Er bringt die Ernte ein, und später, vielleicht im nächsten Jahr, wenn die Ernte kurz bevorsteht und wieder ein Unwetter naht, denkt er: Oh, ich sollte beten. In dem Moment fällt ihm ein: Oh weh! Letztes Jahr hatte ich Gott doch eine Kuh versprochen. Ich habe nichts dargebracht. Was soll ich tun? Ich habe ein Versprechen gegenüber Gott nicht gehalten.
Da gibt Gott nun in seiner großen Gnade diesem Menschen, der ein Versprechen gemacht und es nicht gehalten hat, aus Versehen einen Ausweg, um seine Schuld loszuwerden. So sagt Gott ihm: Bringe einen Widder ohne Fehler. Und dann bringe noch 20 Prozent mehr – also, was auch immer der Wert des Widders ist, noch 20 Prozent drauflegen. Dann eben ein Widder. Das heißt, der Widder selbst ist das Eingeständnis, dass er gesündigt hat. So ist das also im ersten Fall ein Vergehen gegen etwas, das Gott geweiht war.
Manchmal war es auch so, dass Menschen einfach vergaßen, das zu geben, was ihnen vorgeschrieben war – zum Beispiel den Zehnten. Der war damals vorgeschrieben, wie das heute ist, da gibt es ja unterschiedliche Positionen, auf die wir hier nicht weiter eingehen wollen. Aber damals war der Zehnte unzweifelhaft vorgeschrieben. Ich denke, das gilt heute noch, aber damals auf jeden Fall.
Wie dem auch sei: Der Israelit hat so viel zu tun gehabt, dass er nicht mehr genau weiß, ob er seinen Zehnten schon gegeben hat. Er hat keinen Bankauszug, auf dem er das überprüfen kann – so war das damals. Er denkt: Ich weiß nicht genau, wahrscheinlich habe ich es getan. Später wird ihm jedoch bewusst: Ich habe es nicht getan. Also hat er aus Versehen gesündigt.
Er muss den Zehnten bringen, aber nicht nur den Zehnten. Er muss noch 20 Prozent mehr bringen. Also bringt er zwölf Prozent, bekennt seine Schuld und bringt noch einen Widder. Das sind die Fälle, die wir gesehen haben: das Geweihte plus 20 Prozent und ein Widder, und dann ist ihm die Schuld vergeben. Er kann wieder vor Gott bestehen.
Ab Vers 17 sehen wir einen zweiten Aspekt. Es gibt auch die Situation, in der jemand den Eindruck hat: Wahrscheinlich habe ich etwas nicht getan. Wahrscheinlich drückt mich mein Gewissen. Dann denkt er nach: Habe ich vielleicht den Zehnten nicht gebracht? Doch, den habe ich gebracht. Habe ich Gott irgendetwas versprochen und es nicht getan? Die Kuh habe ich gebracht, aber irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen.
Gott ist so barmherzig, dass er die Menschen nicht in diesem Zustand belässt. Er will keinen Menschen darin belassen, sich schuldig zu fühlen oder nicht zu wissen, ob er vielleicht unter Gottes Zorn steht. Er sagt: Pass auf, wenn dein Gewissen dich drückt und du meinst, dass da etwas ist, aber du nicht weißt, was es ist, dann bring einfach ein Schuldopfer. Dir ist vergeben, egal was es war.
Weil du nicht weißt, worum es ging, ist jetzt keine Wiedergutmachung fällig. Es geht einfach darum, dass Gott den Menschen einen Weg schafft, wie sie ihr Gewissen beruhigen und wieder vor Gott treten können. So gibt Gott also das Schuldopfer als einen Weg, damit Menschen vor ihm wieder bestehen, ihre Schuld loswerden, das, was sie getan haben, wiedergutmachen oder auch einfach ihr Gewissen beruhigen können.
Das ist der erste Aspekt des Schuldopfers.
Verse 20–26: Sünde gegen Menschen und Wiedergutmachung
Der zweite Aspekt ist die Sünde gegen Menschen und Gott. Das sehen wir ab Vers 20. Dieser Aspekt des Schuldopfers ist etwas anders, denn hier handelt es sich nicht um eine versehentliche Sünde. Es geht vielmehr um Taten von Menschen, die ganz bewusst gegen andere gerichtet sind und einem anderen Schaden zufügen.
Ab Vers 21 bekommen wir eine Auflistung von Fällen, die als Beispiele dienen. Ich lese diese Beispiele vor, in denen jemand sich so versündigt:
Wenn jemand sündigt und sich damit an dem Herrn vergreift – das heißt, die Sünde ist immer eine Sünde gegen Gott – indem er seinem Nächsten ableugnet, was ihm anvertraut wurde oder was ihm zu treuer Hand gegeben ist, oder was er mit Gewalt genommen oder unrechtmäßig an sich gebracht hat. Auch wenn jemand etwas Verlorenes findet und es ableugnet oder einen falschen Eid schwört, tut er Sünde gegen seinen Nächsten.
Das klingt zunächst kompliziert. Bringen wir es mal in unsere Sprache: Worum geht es?
Das Erste ist, jemandem ist etwas anvertraut worden. Zum Beispiel gibt mir Christina ihr Portemonnaie und sagt: „Kannst du mal kurz darauf aufpassen? Ich muss mal kurz da vorne hin.“ Ich nehme das Portemonnaie, stecke es ein. Christina kommt zurück und fragt: „Kann ich bitte mein Portemonnaie wiederhaben?“ Ich sage: „Dein Portemonnaie ist meins, ich weiß gar nicht, wovon du redest.“ Das wäre der erste Fall.
Der zweite Fall: Ich sage zu Christina: „Kannst du mir mal 50 Euro leihen?“ Sie gibt mir 50 Euro, ich stecke sie ein. Später fragt sie: „Wann kriege ich die eigentlich wieder?“ Ich antworte: „Du hast mir nie was geliehen.“ Das sind Fälle, in denen jemandem etwas anvertraut oder geliehen wurde, und der andere behauptet dann einfach, es gehöre ihm.
Oder jemand beraubt jemanden einfach. Zum Beispiel: Ich sehe eine schöne Tasche und nehme sie einfach an mich. Die Tasche ist jetzt meine. Oder ich erpresse jemanden, weil ich etwas weiß, das Christian mir gestanden hat, und ich spiele es gegen ihn aus, um mich dadurch zu bereichern.
Oder ich finde etwas, zum Beispiel eine hübsche Tasche bei Katie. Ich nehme sie an mich und denke: „Toll, schöne Tasche gefunden.“ Dann kommt Katie und sagt: „Ich glaube, das ist meine Tasche.“ Ich schwöre aber: „Das ist meine.“ Also jemand findet etwas und schwört dann einen Meineid.
Das sind die Fälle, von denen hier die Rede ist. Uns ist klar: Das ist keine versehentliche Sünde, sondern ganz bewusst bösartig gegen jemand anderen gehandelt.
Gott sagt nun: Wenn du so etwas getan hast, dann kehr um, tu Buße und bekenne deine Schuld. Das Schuldopfer ist eine Möglichkeit, in einer solchen Situation umzukehren – und zwar, wenn jemand das freiwillig tun will.
Wenn jemand überführt wird, zum Beispiel wenn Stars und andere daneben sitzen und sagen: „Das ist Katies Tasche, Matthias, da kannst du so viel schwören, wie du willst, gib das Ding her“, dann hat man ein Problem.
Das Alte Testament macht hier ganz deutlich: Es gibt Fälle, da muss man sogar zweihundert Prozent zurückzahlen. Es gibt Fälle, da geht es nicht mehr weiter mit dem Leben, weil die Sünde zu groß ist.
Es geht also darum, ganz bewusst seine Schuld einzugestehen. Man merkt: „Das Böse hätte ich nicht tun sollen.“ So gibt man Katie ihre Tasche zurück und zahlt ihr noch zwanzig Prozent extra – also was auch immer die Tasche wert ist.
Damit alle wissen, dass Katie Recht hatte und ich gelogen habe, bringe ich als öffentliches Bekenntnis meiner Schuld noch ein Widderopfer als Schuldopfer.
So ist das gemeint: öffentlich eingestehen, schuldig sein, den Schaden gutmachen und eine Wiedergutmachungsleistung zahlen.
Den Widder bringt man Gott, nicht Katie. Das Schuldopfer bringt man Gott, weil jede Sünde eben auch eine Sünde gegen Gott ist.
Wir erinnern uns an die Zehn Gebote, die Gott nicht lange zuvor gegeben hatte: „Du sollst nicht stehlen“, heißt es dort zum Beispiel. „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Haus, Acker, Knecht, Magd, Rind, Esel oder auch Handtasche, was es auch sei.“
Jede Sünde ist eine Sünde gegen Gott. Gott hat aber hier ganz besonders auch ein Interesse daran, dass die Beziehung unter den Menschen wiederhergestellt wird und die Gemeinschaft funktioniert.
Deshalb sagt Gott: Wenn du so etwas getan hast, warte nicht auf den Gerichtsprozess. Warte nicht, bis du überführt wirst oder dich mit deinem schlechten Gewissen plagst. Geh zurück, gib es zurück, zahle eine Wiedergutmachung obendrauf und bring das Opfer.
Gott ist daran interessiert, dass sein Volk immer wieder den Weg zueinander findet, damit es in Gemeinschaft und Harmonie leben kann.
Darum geht es hier. Das sind also die Anwendungsfälle für das Schuldopfer: Zum einen versehentliche Sünde gegen Gott, bei der man nicht das getan hat, was man versprochen hatte, und zum anderen Fälle, in denen einem anderen Menschen bewusst Böses getan wurde.
Gott schafft so einen Weg, damit dieser Unfrieden und Zwist ausgeräumt werden kann.
Das Schuldopfer und seine Bedeutung für uns heute
So viel zum Schuldopfer. In den letzten Wochen haben wir in dieser Predigtserie immer wieder darüber nachgedacht, dass uns das Neue Testament durch das Alte Testament lehrt, dass die ganze Schrift uns gegeben wurde, um uns einerseits zur Seligkeit durch den Glauben an Jesus Christus zu führen. Jesus selbst sagt, die ganze Schrift zeugt von mir. Das heißt, wir haben bereits gesehen, wie diese Opfer auf Jesus hinweisen.
Zum Zweiten haben wir immer wieder bedacht, dass die ganze Schrift eingegeben ist und nützlich, damit der Mensch Gottes zu jedem guten Werk geschickt sei, so schreibt Paulus an Timotheus. So wollen wir nun darüber nachdenken, was das Schuldopfer mit uns zu tun hat.
Die Ausgangssituation für dieses Schuldopfer ist heute nicht so ganz anders. Auch wir haben heute noch eine Schuldenkrise. Immer wieder gibt es Dinge in unserem Leben, die Gott nicht gefallen. Wir tun nicht das, was wir hätten tun sollen, und fügen anderen Menschen Schaden zu.
Schauen wir auf den ersten Punkt und denken über den ersten Aspekt nach. Uns allen ist klar, dass wir Gott nicht immer das geben, was wir ihm versprechen. Es wäre interessant, einfach noch einmal die Lieder von vorhin durchzugehen. Haben wir Gott etwas zugesungen, von dem wir vielleicht morgen sagen müssten, dass wir das Versprechen schon nicht mehr eingehalten haben? Ich glaube, wir alle haben dieses Problem. Wir nehmen uns Dinge ernsthaft vor, aber manches Versprechen ist schnell gemacht und vielleicht etwas leichtfertig. So geben wir Gott dann nicht, was ihm eigentlich gebührt.
Das will Gott aber nicht. Gott will keine leichtfertigen Versprechen. Er möchte, dass wir wirklich in liebevoller Beziehung mit ihm leben, dass er sich auf uns verlassen kann, so wie wir uns auf ihn verlassen können. Wir sollen so treu werden, wie er treu ist. Doch wir laden Schuld auf uns.
Zum Zweiten stellt sich die Frage: Was gebührt Gott denn eigentlich grundsätzlich? Beim Zehnten, wie gesagt, kann man darüber streiten oder es auch sein lassen. Aber was gebührt Gott grundsätzlich?
Jesus hat das einmal ganz interessant illustriert. Eine ungewöhnliche Allianz kam zu ihm: Pharisäer und Anhänger des Herodes – zum einen ganz fromme Juden, zum anderen solche, die mit der römischen Besatzungsmacht zusammenarbeiteten. Sie kamen zu Jesus, um ihm eine Fangfrage zu stellen. Sie fragten: „Soll man als Jude eigentlich Steuern zahlen?“
Die Pharisäer dachten: Wenn Jesus Ja sagt, dann wissen wir, er ist ein Scheinheiliger, und die Juden werden ihn hassen, weil er mit der Besatzungsmacht unter einer Decke steckt. Sagt er Nein, dann sind die Anhänger des Herodes sofort da und nennen ihn einen Rebell gegen die römische Besatzungsmacht – dann muss er gerichtet werden.
Sie kommen also mit dieser Fangfrage. Was macht Jesus? Er sagt: „Gib mir meine Münze!“ Er nimmt den Steuergroschen und fragt die Leute: „Wessen Bildnis ist da eigentlich drauf?“ „Das des Kaisers.“ „Ja, stimmt.“
Wenn das Bild des Kaisers drauf ist, dann sollte man es wohl dem Kaiser geben. So sagt Jesus: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ Die Leute wundern sich über ihn.
Okay, die Steuern hat er also gezahlt. Aber was kriegt jetzt Gott? Die Münze trägt das Bildnis des Kaisers. Was trägt eigentlich das Bildnis Gottes? Jesus hatte klar vor Augen, was Gott gebührt. Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.
Gott hat uns in seinem Abbild geschaffen, damit wir zum Lobe seiner Herrlichkeit sind. Das ist der Grund für deine Existenz. Gott hat uns für sich gemacht, für Gemeinschaft mit ihm, damit wir ganz hingegeben für ihn leben. Und tun wir das? Unser ganzes Leben sollte Gott geweiht sein.
Aber ohne jeden Einzelnen hier zu kennen, weiß ich, dass daran alle scheitern. So brauchen wir alle ein Schuldopfer, ohne jede Frage. Jeder von uns braucht ein Schuldopfer. Aber wer von uns hat schon einmal so ein Wiedergutmachungsopfer gebracht, fehlerfrei? Keiner, oder?
Das wäre auch problematisch, denn die Wiedergutmachungsleistung wäre dann unser ganzes Leben plus zwanzig Prozent. Das schaffen wir nicht. Unsere geistliche Kreditkarte bei Gott wird immer im Minus sein. Es gibt keinen Weg, dieses Problem jemals selbst zu lösen.
Gott weiß das. In seiner großen Liebe hat er deshalb das Schuldopfer gegeben, um uns darauf hinzuweisen, dass wir etwas Besseres brauchen. Das Schuldopfer wird unser Problem nicht lösen. Wir müssten wieder etwas zurückgeben, und es würde nie genug sein. Deshalb hat Gott selbst das Schuldopfer gebracht.
Tatsächlich hat er es den Israeliten damals schon angekündigt, damit sie wissen, worauf sie hoffen dürfen. Der Prophet Jesaja spricht in Kapitel 53 von einem Gottesknecht, der kommen wird. Über ihn heißt es dort: „Um unserer Missetat willen wird er verwundet werden, um unserer Sünde willen zerschlagen, unsere Sünde liegt auf ihm.“
In Vers 10 wird er als jemand beschrieben, der sein Leben zum Schuldopfer geben würde. Das ist das, was Jesus für uns getan hat. Er wurde für uns zum Schuldopfer. Er ist dieser Gottesknecht, von dem Jesaja spricht.
Das Schuldopfer ist also gebracht worden. Aber was ist jetzt mit dem Rest? Was ist mit der Wiedergutmachungsleistung?
Jesus sagt, er ist gekommen, um das Problem zu lösen. Er ist nicht nur das Schuldopfer, sondern er ist gekommen, um Leben zu geben und uns freizukaufen. Das ist der Grund, warum er Mensch geworden ist, erklärt Jesus in Markus 10, Vers 45.
Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, obwohl das sein gutes Recht gewesen wäre, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele. Jesus zahlt das Lösegeld, das wir niemals hätten zahlen können.
Wir hätten niemals das perfekte Leben bringen können, das wir hätten bringen sollen. Deshalb hätten wir niemals diese Wiedergutmachung leisten können. Und genau das tut Jesus für uns.
In der Rückschau beschreibt der Apostel Paulus den Christen in Kolossä, was Jesus getan hat. Er sagt, Jesus hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und ans Kreuz geheftet. Alle Schuld ist weg!
Die alles entscheidende Frage für uns lautet: Haben wir unseren Schuldbrief, hast du deinen Schuldbrief zu Jesus gebracht, damit er ihn ans Kreuz nagelt?
Das beginnt damit, dass wir das tun, was auch beim Schuldopfer zwingend nötig ist: dass wir eingestehen, dass wir Schuld haben. Wir müssen einen persönlichen geistlichen Offenbarungseid vor Gott leisten, unseren Bankrott erklären. Wir müssen Gott eingestehen: „Herr, ich habe Schuld, und ich kann sie nicht lösen. Ich kann mich anstrengen, so sehr ich will, ich werde es nie schaffen.“
Unser Schuldbekenntnis ist die Grundlage dafür, dass wir unsere Schuld Jesus geben können. Er sagt: „Gib sie mir, du musst aber zugeben, dass du welche hast, und dann nehme ich sie dir ab.“
Jesus hat am Kreuz von Golgatha diese Schuldenkrise beendet. Der Schuldbrief ist ans Kreuz genagelt. Wer Jesus Christus als seinen Retter und Herrn erkennt, darf wissen: Meine Schuld ist getilgt.
Umgang mit schlechtem Gewissen und die Rolle des Heiligen Geistes
Vielleicht bist du dir nicht bewusst, dass du Schuld hast. Aber ich glaube, wenn du ehrlich in dich gehst und darüber nachdenkst, ob du dein Leben hundertprozentig für Gott lebst – immer so, wie es sein sollte – dann musst du eingestehen, und das muss jeder von uns, dass wir das nicht tun.
Jetzt kannst du versuchen, deinen Schuldbrief zu verstecken. Aber früher oder später kommt es heraus. Deshalb nimm deinen Schuldbrief nicht mit nach Hause, sondern lass ihn hier. Du darfst ihn sofort loswerden. Gib ihn Jesus, bitte ihn um Vergebung. Ich kann dir versprechen, er hört dein Gebet, er wird dir deinen Schuldbrief abnehmen und dich freisetzen. Das ist genau das, was Jesus versprochen hat.
Du wirst von ihm das empfangen, was du niemals für dich selbst schaffen kannst, nämlich ein komplett perfektes Leben. Das hat Jesus gelebt. Er hätte nie ein Schuldopfer bringen müssen, denn er hat immer den Willen des Vaters getan. Sein Leben war hundertprozentig hingegeben an seinen himmlischen Vater. Er hatte eine Gerechtigkeit, die wir nicht haben.
Jesus sagt, dass er deine Schuld auf sich nimmt und dafür am Kreuz stirbt. Wenn wir im Glauben zu ihm kommen, rechnet er uns seine Gerechtigkeit zu. Wir sind umkleidet mit christlicher Gerechtigkeit, wenn wir ihm unsere Schuld bringen und ihn und seinen Herrn sein lassen. Dann ist unsere Schuldenkrise ein für allemal gelöst.
Nun haben wir bedacht, dass es trotzdem Fälle gibt, in denen Menschen ein schlechtes Gewissen haben. Sie haben das Gefühl, da ist vielleicht doch noch irgendetwas, das sie von Gott trennt. Vielleicht kennst du das. Vielleicht hast du den Eindruck, Gott kann mich nicht wirklich lieben. Es gibt Dinge in meinem Leben, die Gott einfach nicht akzeptieren kann, dass ich so unwürdig bin und er mich deshalb nicht lieben wird.
Gerade Christen leiden noch häufiger darunter. Ich führe immer wieder Gespräche mit Menschen, die sagen: „Ich bin so alt.“ Und manchmal, wenn ich mich selbst ganz intensiv anschaue, komme auch ich ein bisschen in diese Richtung. Ich sehe meine eigene Schuld und dann kriecht ein schlechtes Gewissen in mir hoch.
Aber eins weiß ich: Dieser Impuls kommt niemals von Gott. Das ist das Werk des Anklägers, der uns einreden will, dass unsere Annahme bei Gott etwas ist, das wir uns verdienen müssen und vielleicht auch verdienen können. Er will uns dahin bringen, dass wir uns nicht mehr allein auf das verlassen, was Christus am Kreuz von Golgatha getan hat, sondern dass wir selbst aktiv werden wollen, um bei Gott Annahme zu finden.
Das ist eine Lüge Satans, die in Depressionen und Hoffnungslosigkeit führt. Unsere Erlösung beruht niemals auf dem, was wir tun. Wir werden es niemals schaffen, gut genug zu leben, damit unser schlechtes Gewissen bereinigt ist, weil wir jetzt perfekt leben.
Deshalb ist es so wichtig, immer wieder anzuerkennen, dass unsere Erlösung allein auf Christus beruht.
Im Alten Testament, beim Schuldopfer, hatte Gott den Israeliten gesagt: Wenn dich dein Gewissen drückt, dann bringe ein Schuldopfer. Heute, wenn dich dein Gewissen drückt, dann sieh auf das Schuldopfer – es ist nämlich schon gebracht worden. Du brauchst kein schlechtes Gewissen mehr zu haben.
Ja, genau das offenbart uns Gott in seiner Barmherzigkeit in seinem Wort. Dein Gewissen ist reingewaschen.
Der Hebräerbrief, Kapitel 9 und 10, ist eine neutestamentliche Predigt über die alttestamentlichen Opfer. Er zeigt uns, wie wir die Opfer zu verstehen haben. In Kapitel 9, Vers 13 lesen wir:
„Wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von einer Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt, so dass sie äußerlich rein sind, um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gottes dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!“
Unser Gewissen ist reingewaschen. Keine toten Werke mehr, mit denen wir versuchen, noch irgendetwas bei Gott zu verdienen oder unser Gewissen ein bisschen in den Griff zu bekommen. Nein! Wir dürfen dem lebendigen Gott dienen.
In Kapitel 10 fährt der Schreiber des Hebräerbriefs fort und ruft die Christen dazu auf:
„Weil wir nun, liebe Brüder, durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heiligtum, das er uns aufgetan hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang – das ist durch das Opfer seines Leibes – und einen Hohepriester, Jesus Christus, über das Haus Gottes haben, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in vollkommenem Glauben, besprengt in unserem Herzen, los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser.“
Ihr Lieben, wenn Jesus Christus unser Schuldopfer ist, wenn Jesus dein Schuldopfer ist, dann bist du frei – frei von aller Schuld! Du brauchst kein schlechtes Gewissen mehr zu haben.
Nimm diesen Vers aus Römer 8, Vers 1:
„Es gibt nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“
Christus hat alle unsere Schuld getilgt – die von gestern, die von heute und die von morgen. Er hat die Schuld getilgt, die uns bewusst ist und die wir vielleicht schon bekannt haben, aber auch die, die uns vielleicht noch nicht ganz klar ist, die wir noch nicht vor Gott gebracht haben.
In der Tat wird Gott uns nicht immer sofort alle unsere Schuld zeigen. Ich bin mir sicher, als Conny erlebte, wie Gott in ihr Leben kam, war ihr einige Schuld sofort klar, und sie konnte sie offen aussprechen. Aber ich bin mir sicher, es hat Jahre gedauert und dauert bis heute an, dass Gott dir immer wieder neue Dinge zeigt.
Ich weiß, das ist in meinem Leben so, und das ist das Barmherzige an Gott: Er zeigt uns nicht gleich die ganze Schuld, alle unsere Sünden, und sagt: „So, jetzt fangt mal an und sortiert das alles aus.“ Nein, er bringt uns eine Sache nach der anderen ins Bewusstsein.
Das ist das Wirken des Heiligen Geistes, der uns immer wieder zeigt, wo wir uns versündigt haben. Aber nicht, damit wir ein schlechtes Gewissen haben oder denken müssen: „Oh, jetzt muss ich aber etwas tun, sonst hasst mich Gott, sonst bin ich unter seinem Zorn!“
Nein, das ist kein Akt eines zornigen Gottes, der uns jetzt noch einmal zeigen will, dass da immer noch etwas ist. Das ist ein Akt des liebenden, barmherzigen Gottes, der uns immer wieder neue Dinge zeigt und sagt: „Schau mal, hier ist noch etwas. Dort kannst du mir noch ähnlicher werden, dort kannst du noch mehr so leben, wie du es sollst, wo du wirklich Segen empfangen kannst.“
Diese Veränderung ist zu deinem Besten! So wirkt der Heilige Geist als heiligender Geist in uns. Er befähigt uns, so zu leben, wie es Gott gefällt und wie es gut für uns ist – ein Leben nicht als Schuldopfer, sondern als freiwilliges Opfer.
Ein Opfer, von dem wir im Römerbrief lesen: Wir sollen Gott voll und ganz hingegeben leben als ein Opfer, das lebendig, heilig und gottwohlgefällig ist.
Aber das ist ein freiwilliges Opfer, das wir bringen können, wenn wir die Barmherzigkeit Gottes erlebt haben. Wir brauchen kein Schuldopfer mehr, wir müssen Gott gegenüber nichts mehr gutmachen, denn er hat alles gut gemacht.
Das Schuldopfer weist uns auf das viel bessere Schuldopfer hin: auf Jesus Christus.
Die Bedeutung des Schuldopfers für das Miteinander
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Schuldopfer für Sünde gegen Menschen. Obwohl wir wissen dürfen, dass uns bei Gott Vergebung zuteilwird, lehrt uns das Schuldopfer, dass Gott ein Interesse daran hat, dass wir in herzlicher Gemeinschaft miteinander leben.
Jesus greift dieses Thema in der Bergpredigt auf. Er sagt, dass die Beziehung zu Gott wichtig ist, sie aber immer mit einer liebevollen, versöhnten Beziehung untereinander einhergehen soll. So lesen wir die Worte aus der Bergpredigt:
„Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat“ – und damit meint Jesus, dass wirklich etwas zwischen euch steht, nicht nur eine Einbildung –, „dann lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen. Geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm zurück und opfere deine Gabe.“
Heute gehen wir nicht mehr zum Altar und opfern keine Gaben mehr. Doch dieses Prinzip gilt auch heute noch. Wenn dir bewusst wird, dass du dich gegen jemanden versündigt hast, dass ein Bruder oder eine Schwester zu Recht ein Problem mit dir hat und dass ein Schaden zwischen euch entstanden ist, dann geh hin. Du musst kein Schuldopfer mehr bringen, denn das ist durch Jesus Christus bereits geschehen. Darauf darfst du vertrauen.
Aber du solltest dich fragen: Gibt es Dinge, die ich wieder gutmachen muss? Was kann ich tun, damit die Beziehung untereinander wieder so wird, wie sie sein soll? Warte nicht darauf, von außen überführt zu werden. Das hilft nicht wirklich. Wenn ich zum Beispiel eine Tasche nur zurückgebe, weil jemand anderes es bemerkt hat, wird die Person trotzdem noch sauer sein und die Beziehung nicht wiederhergestellt sein.
Wenn ich aber ehrlich zu der Person gehe und sage: „Ich habe Mist gebaut, es tut mir leid. Hier ist deine Tasche, und ich lege noch etwas obendrauf“, dann ist die Chance groß, dass die Person sagt: „Na gut, du bist zwar ein Idiot, aber so bist du halt. Ich habe dich trotzdem lieb.“
Wir alle wissen: Wenn jemand kommt und sich entschuldigt, wenn jemand seinen Fehler eingesteht, dann ist Versöhnung meist schnell wieder möglich. Wenn etwas gezwungen geschieht, dann eher nicht.
Deshalb sollten wir freiwillig aufeinander zugehen und Vergebung suchen. Und wenn jemand zu uns kommt und Vergebung sucht, dann denken wir daran, wie viel uns Gott vergeben hat – so viel mehr, als wir jemals jemandem vergeben müssten. Darum lasst uns schnell sein, jemandem zu vergeben, der Vergebung sucht.
So dürfen wir erkennen, welche Schuld wir wirklich aneinander haben. Wir sollen sicherstellen, dass wir einander nichts schulden. Paulus schreibt das der Gemeinde in Rom:
„Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.“ (Römer 13,8)
So sollten wir leben. Lasst uns das zu unserer großen Ambition machen: immer mehr darum bemüht zu sein, versöhnt miteinander zu leben – in Liebe, in Harmonie, in herzlicher Gemeinschaft.
Das ist der Auftrag unseres Herrn an uns. Das neue Gebot, von dem Jesus spricht, ist übrigens gar nicht neu. Es steht schon im dritten Buch Mose, Kapitel 19, Vers 18. Jesus greift es auf und sagt:
„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Johannes 13,34-35)
Das Schuldopfer weist uns darauf hin, wie wir als Gemeinde unser evangelistisches Zeugnis stärken können – hin zur Vergebung, hin zur Versöhnung, hin zu einer liebevollen, herzlichen Gemeinschaft.
Abschluss der Predigtserie und Ermahnung zum Leben in Hingabe
Damit bin ich am Ende dieser Predigtserie durch das dritte Buch Mose angelangt. Vielleicht sind andere froh, dass wir demnächst wieder normalere Predigten haben. Aber ich hoffe, ihr habt ein bisschen ein Gefühl dafür bekommen, wie auch diese scheinbar erst einmal etwas obskuren Passagen im Alten Testament uns lehren können, uns hinweisen können und uns neue Dimensionen zeigen können – darüber, wer Christus ist.
Er ist unser ein für allemal dargebrachtes Opfer. In ihm finden all die alttestamentlichen Opfer ihre Erfüllung. Er ist unser Brandopfer, ein stellvertretendes Sühneopfer, ein kostbares Opfer, durch das wir Sünder wieder Zugang zum heiligen Gott haben können.
Er ist unser Speisopfer – dieses mit so vielen Anweisungen gegebene Opfer, das uns zeigt, dass Gott Perfektion, vollkommenen Gehorsam und vollkommene Hingabe verlangt. Christus hat für uns so gelebt, damit wir zu Gott kommen können.
Er ist unser Dankopfer – dieses Opfer, das uns letztendlich auf das Abendmahl hinweist und uns zeigt, dass Beziehung zu Gott immer auch Beziehung zueinander stiften soll. Christus hat das getan: Er hat unsere Beziehung zu Gott in Ordnung gebracht und uns in Beziehung miteinander gestellt.
Er ist unser Sündopfer und befreit uns von unseren Sünden. Er bringt uns dahin, dass wir erkennen dürfen, dass wir unsere Sünden bekennen können im Wissen darum, dass wir einen Erlöser haben.
Und er ist unser Schuldopfer. Er hat die Wiedergutmachung für alle unsere Schuld geleistet, die wir je auf uns geladen haben. Egal, was die größte Angst der Deutschen 2012, 2013 oder 2014 war – die größte Schuldenkrise, die wir je haben könnten und die wir alle hatten – sie ist entschärft. Dies ist gelöst in Jesus Christus.
Unsere Schuld ist getilgt, und wir sind freigesetzt. Freigesetzt zu einem Leben, einem Leben, das geprägt sein sollte von Liebe, Vergebung, Gemeinschaft mit Gott und Miteinander.
So möchte ich enden noch einmal mit dem neutestamentlichen Opfer, dem Opfer, das wir bringen dürfen.
Ich ermahne euch nun, liebe Brüder: Durch die Barmherzigkeit Gottes, im Angesicht der Gnade und Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und gottwohlgefällig ist – das sei euer vernünftiger Gottesdienst.
Ich bete:
Lieber himmlischer Vater, wir wollen dir danken dafür, dass du unser Schuldopfer bist. Danke, dass du unsere Schuld auf dich genommen hast, und danke, dass du uns ein reines Gewissen gegeben hast.
Ich bete für die, die davon gedrückt werden. Mach sie frei, hilf ihnen zu erkennen, dass wir bei dir kein schlechtes Gewissen haben müssen, weil du uns reingewaschen hast und umkleidet hast mit christlicher Gerechtigkeit.
Danke dafür, danke, dass du uns liebst, danke für deine Barmherzigkeit und danke, dass du uns hineinrufst auch in die Vergebung untereinander.
So bitten wir dich um deine Gnade in unserem Leben. Amen!