
Jeremia 33 ist ein wunderbar stärkendes und erquickendes Wort, das Ihnen beim Bibellesen sicherlich schon aufgefallen ist. Bevor wir diesen Abschnitt lesen, blättern Sie bitte einmal zurück zu Kapitel 31. Dort finden Sie im Buch Jeremia eine große Zusage des neuen Bundes.
Kapitel 31 ist Ihnen bestimmt beim Bibellesen aufgefallen. Wir haben es auch in letzter Zeit immer wieder in unserer Bibelstunde zitiert, weil dort beschrieben wird, wie Gott im neuen Bund das Herz verwandelt. In den Versen 33 und 34 wird deutlich, wie Gott uns zu Menschen macht, die eine ganz neue Art bekommen: mit Freude das Gebot Gottes befolgen und durch Vergebung eine Veränderung des Lebens erfahren.
Dort finden sich auch große Zusagen zur Rückkehr der Juden nach Israel. Sie kommen auf den Zion und freuen sich, die jungen Mädchen und jungen Männer tanzen miteinander in Freude, und die ganze Trauer verwandelt sich in große Freude. So wie Rahel, die noch um ihre verlorenen Kinder weint, wendet der Herr den ganzen Schaden Israels.
In Kapitel 30 wird angekündigt, wie Gott Israel befreit. Jeremia ist ansonsten ein Prophet, der sehr ernst das Gericht Gottes ankündigt. Manche sind darüber immer wieder erschrocken, weil das Alte Testament uns so ernst warnt. Das ist wichtig: Gott ist ein Gott, der Recht richtet.
Mir hat besonders gefallen, wie Herr Doktor Schwarzmahl, vom Landgericht, von seinem Dienst als Richter, sagte, dass es manchmal schwer ist, Menschen zu verurteilen. Man muss es aber um der Gerechtigkeit willen tun. Ähnlich wie in unserem irdischen Gericht muss Jeremia den Untergang ankündigen. Das Volk versteht das nicht und lügt sich die Wahrheit schön. Sie sagen, es sei nicht so schlimm, und sie begreifen nicht, dass Gottes Gericht bevorsteht.
Darauf wollen wir uns jetzt aber nicht weiter konzentrieren, sondern gleich zu Kapitel 33 gehen und dort die Verse 1 bis 9 lesen.
Und das Wort des Herrn geschah zu Jeremia zum zweiten Mal, als er noch im Wachthof gefangen war. So spricht der Herr, der alles macht, schafft und ausrichtet: Herr ist sein Name. Rufe mich an, so will ich dir antworten und will dir kundtun große und unfassbare Dinge, von denen du nichts weißt.
Denn so spricht der Herr, der Gott Israels, von den Häusern dieser Stadt und von den Häusern der Könige Judas, die abgebrochen wurden, um Bollwerke zu machen zur Abwehr im Kampf gegen die Chaldäer. Diese Bollwerke sollen mit den Leichnamen der Menschen gefüllt werden, die ich in meinem Zorn und Grimm erschlagen habe, als ich mein Angesicht vor dieser Stadt verbarg – um all ihrer Bosheit willen.
Siehe, ich will sie heilen und gesund machen und will ihnen dauernden Frieden gewähren. Denn ich will das Geschick Judas und das Geschick Israels wenden. Ich will sie bauen wie am Anfang und sie reinigen von aller Missetat, womit sie wieder gegen mich gesündigt haben. Ich will ihnen vergeben alle Missetaten, womit sie wieder gegen mich gesündigt und gefrevelt haben. Das soll mein Ruhm und meine Wonne sein.
Mein Preis und meine Ehre seien unter allen Völkern auf Erden, wenn sie all das Gute hören, das ich Jerusalem tue. Sie werden sich verwundern und entsetzen über all das Gute und über all das Heil, das ich der Stadt geben will.
Ich gehe immer gern einfach der Reihenfolge entlang, und dann wird uns das Wort lebendig. Es geht um die Gefangenschaft Jeremias. Sie wissen, dass der König in Jerusalem, der judäische König, die Botschaft Jeremias nicht hören wollte. Er verdächtigte Jeremia, den Feinden, die die Stadt belagerten, in die Hand zu arbeiten.
Jeremia war hinausgegangen, weil er einen Acker gekauft hatte. Er war aus der belagerten Stadt hinausgegangen, und der König dachte sofort, er habe sie draußen nur verraten bei den Feinden. Deshalb wurde er gefangen genommen.
Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis man in Jerusalem nicht nur das Gefängnis, diesen Wachthof, zeigt. Später war Jeremia ja noch in eine Zisterne geworfen worden. Die Zisterne hat der katholische Archäologe Pixner in Jerusalem gefunden, und zwar im jüdischen Viertel. Er hat deutliche Beweise dafür geliefert, dass es die Wachhöhle von Jeremia war.
Es ist ganz interessant, wie sie in vielen Details alles entdecken können, was biblisch ist. Leider ist die Zisterne nicht zugänglich und auch für Besucher nicht zu sehen. Aber etwa in dem Gebiet nahe der Klagemauer im jüdischen Viertel war der Wachthof, wo Jeremia gefangen war.
Es ist schwer, wenn man gefangen ist. Wir haben noch Schilderungen von unseren Eltern gehört, im Kriegsgefangenenlager, wie das war: diese ausgemergelten, verhungerten Männer, wie sie Tag für Tag saßen, schlecht versorgt. So war es auch hier im Krieg, als Jeremia als Volksfeind festgehalten wurde.
In dieser trostlosen Zeit redet Gott mit ihm. Das wollte ich Ihnen heute Abend sagen. Wissen Sie, wenn unsere Stimmung ganz am Ende ist und wenn wir nicht mehr weiterwissen, dann kommt auf einmal Gott und tröstet.
Wir haben es ganz ähnlich bei Paulus. Gerade die Gefangenschaftszeiten von Paulus sind die Zeiten, in denen er die schönsten Briefe geschrieben hat. Das kann nur Gott machen. Der Philipperbrief, der Brief der großen Freude – das kann man sich nicht einfach einreden.
Manche sagen ja immer wieder, man könne sich das einreden: „Na, reden Sie sich doch mal ein, fröhlich zu sein, wenn Sie eine unheilbare Krankheit haben.“ Das kann man eben nicht. Und im Umgang mit Schwermütigen wissen wir, wie hilflos wir sind, wie unsere Worte abprallen.
Aber Gott kann Menschen besuchen, sie aufrichten und ihnen Freude geben. Und was ist die Freude, die in diesem Augenblick bloß noch zählt? Wir würden sagen, dass die Gefangenschaft ein Ende hat. Doch hier war das gar nicht so – die Gefangenschaft blieb.
Was ist die Freude, wenn jemand im Leiden bleibt, wenn er seine Mauern um sich herum hat, wie am Sonntagabend gesagt wurde: er ist eingesperrt und kommt nicht weiter? Dass er erkennt: Gott, der Herr, ist da.
Für uns ist Gott oft ein ganz blasses, farbloses Wort. „Gott, wer ist Gott?“ fragt man sich. Doch das ist schön beschrieben: Gott ist der Herr, die Autorität!
Als Kind habe ich mich immer für Zigarettenbildchen begeistert, auf denen Geschichtsdaten standen. Ein Bild hat mir besonders gefallen: die Huldigung in Versailles bei der Ausrufung des deutschen Kaisers Wilhelm I. Es war ein so schönes Bild. Sie kennen es sicher – dort stehen sie, ich glaube, der Erzherzog von Baden, der feierlich seine Hand auf das historische Gemälde legt.
So stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn wir am Morgen eines Tages Gott huldigen: „Reich des Herrn, Herr, du hast jetzt deine Herrschaft.“ An diesem Tag geschieht nur, was du erlaubst und genehmigst. Du bist der absolute Chef!
Huldigen Sie einmal Gott und freuen Sie sich daran, dass Sie sagen können: Alles, was heute passiert, geschieht unter den Augen Gottes. Gott hat alle Macht. Er ist der Herr, der Chef, der oberste Feldherr und Befehlshaber. Ich darf mit ihm reden, ihm vertrauen und ihm meinen Schutz anvertrauen. Das ist herrlich, so spricht der Herr.
Ich weiß nicht, ob Sie am Sonntag den Film von Terra X im Fernsehen gesehen haben, den Auszug aus Ägypten. Da war manches Interessante dabei. Die Nachstellung des biblischen Auszugs hat mich sehr angesprochen.
Was mich jedoch immer stört, ist diese Theologenmanie, immer „für Gott Yahweh“ sagen zu wollen. Das nützt gar nichts. Dieser Name war ja nur an der Stelle in 2. Mose 3 erwähnt. Eigentlich ist es nicht mehr als eine Zusammenstellung von Buchstaben – so wie wir alle unsere Namen haben.
Gott sagt: „Ich werde der sein, der ich sein werde.“ Schaut mich an! Ich werde mich euch in Taten offenbaren. Darum ist es albern und bringt nichts, nur einen Namen zu sagen. Der Name Gottes ist viel wichtiger, so wie ihn die Juden immer gelesen haben: der Herr.
So steht es auch in unserer Bibel. Die Juden sagten, man kann diesen Namen gar nicht aussprechen. Gott ist der, der sich uns offenbart in seiner ganzen wunderbaren Gestaltung: das Herrlichste, das große, machtvolle Regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Und das können Sie sehen, wenn Sie betrachten, wie Gott Geschichte macht. Es ist heute unvorstellbar, wie Gott es überhaupt geschafft hat, dass die Juden wieder siedeln konnten. Wer das versteht, versteht es wirklich nicht, dass es in Hebron überhaupt wieder eine Siedlung gab.
Verstehen Sie, wie das alles wieder möglich wurde, nachdem die ganze jüdische Präsenz 1929 ausgerottet war? Wie es möglich ist, dass sie heute den Tempelberg wieder haben? Ich verstehe es nicht, wie Gott Geschichte macht und wie er Dinge in dieser Welt fügt.
Auch in Ihrem Leben können Sie oft nur staunen, wie machtvoll Gott wirkt. Gerhard Ellermann hat uns vorhin die unendliche Geschichte ihrer evangelischen Schule erzählt. Man meint manchmal, alle Behörden blockieren, und plötzlich öffnet Gott wieder eine Tür.
Ich bin immer wieder sprachlos, wie das bis heute ging und wie es weitergeht. Manchmal sieht man das so unmittelbar und direkt, dass man nur noch staunen kann: Er ist der Herr. Das hat auch Jeremia aufgerichtet.
Ich möchte Ihnen das mitgeben, dass Sie das in Ihrem Glaubensleben ganz neu wahrnehmen. In der Nacht, wenn Sie nicht schlafen können: Du bist der Herr. Du hast jetzt alles in deiner Hand. Dein Auge wacht auch in der Nacht, es schläft und schlummert nicht.
Ich darf jetzt hier liegen und meine Sorgen, die mich bekümmern, Gott hinlegen. Sogar die Bitte: „Wirf deine Sorge auf den Herrn.“ Wälze die Last deines Weges auf den Herrn, der alles macht, schafft und ausrichtet. Alles.
Wissen Sie, dass er die Welt geschaffen hat? Dass er die Natur, die Schöpfung, die Sterne erschaffen hat? Die Weiten des Weltalls, wohin bis heute kein Forscher blicken konnte? Es würde mich interessieren, wo das Weltall aufhört. Irgendwo muss es doch ein Ende geben – oder geht es immer weiter? Manche sagen, es würde wieder an den Ausgangsort zurückkehren. Das ist für mich genauso schwer zu verstehen.
Was Gott alles gemacht hat, können wir kaum erfassen. Wir verstehen nicht einmal, wie lange die Ewigkeit dauert, was dann kommt und wie das alles geschieht. Der Herr, der alles so wunderbar konstruiert hat – die Geheimnisse meines Körpers –, der alles schafft und erhält.
Wenn Sie zum Arzt gehen, müssen Sie doch wissen, dass Gott noch viel mehr weiß als der beste Spezialist. Er kennt Ihren Körper, Ihr Wesen, Ihre Seele. Er schafft, wirkt und richtet alles aus.
Im Deutschen gibt es das Wort „Macher“. Im Englischen heißt es „Maker“. Der „Maker“ ist nicht negativ gemeint, sondern der Schöpfer. So ist es auch hier: Der Herr hat alles geschaffen und kann das auch heute noch tun.
In der Bibel steht immer wieder, dass er nur sprechen muss, und es geschieht. Gott wird alles nach seinem Wort tun. Sein Wort erfüllt sich. Das ist besonders im Alten Testament faszinierend: Alles geschah, wie der Prophet es gesagt hatte. Gott muss nur reden, denn sein Wort ist so kraftvoll, dass die ganze Wirklichkeit daraus entsteht.
Er ist der, der alles schafft und ausrichtet. Sein Name ist Herr. Blumhard hat einmal gesagt: „Gott muss man erleben, und wer ihn erlebt, wird stumm, weil er überwältigt ist.“ Unsere Zweifel und Fragen entstehen oft nur, weil wir nicht mehr wissen, wer Gott wirklich ist.
Manchmal ist es fast kindisch, wenn wir über Gott reden und so tun, als könnten wir ihn mit unseren Gedanken erfassen. Doch der Gott, der sich so machtvoll zeigt, das erlebt man wieder im Sturm, im Blitz, im Gewitter, im Regen, im Meer, wenn die Wellen toben. Wie groß ist mein Gott! Viel größer, als ich denken kann.
Wenn es immer heißt, dass er der ist, der alles macht, dann wurde das schon in den Propheten gesagt. Und jetzt schauen wir noch einmal: Er macht Neues, er wirkt heute Neues. Er hat seinen Sohn auferweckt – das sind seine Taten. Er zerbricht die Werke des Teufels. Das tut er.
Wenn Sie vorangehen, lesen Sie Jeremia 31, Vers 22: „Denn der Herr wird ein Neues im Lande schaffen.“ Sicherlich haben Sie heute Abend in Ihrem Leben viele Schwierigkeiten. Vielleicht sagen Sie: „Ich weiß nicht, wie das bei mir noch ausgeht. Ich fühle mich unter der Last begraben und schaffe es nicht mehr.“
Sie werden sich wundern, wie der Herr Ihr Gebet erhört, wenn er anfängt, das wegzuheben, was Sie nicht lösen können. Wenn er es schafft, werden Sie erleben, dass er ein wirkender Herr ist.
In Israel hat man sich immer wieder an den großen Wunderzeichen Gottes gefreut. Das größte Wunderzeichen, das Israel erlebt hat, war die Befreiung aus der Sklaverei bei Pharao, der Durchzug durchs Rote Meer. Vorher war das Meer unüberwindbar und kein Weg. Doch Gott teilte die Fluten – ein Wunder, das bis heute bleibt. Es war das größte Wunder.
Dann aber kommt Jesaja und sagt: „Jetzt macht Gott Neues, und das ist noch viel, viel größer als das, was er damals im Meer getan hat.“ Dieses Neue wurde erfüllt durch das Kommen Jesu, der den Tod besiegt hat – in der Auferstehung Jesu.
Das müssen Sie wissen: Jedes Mal, wenn Sie vor einem Grab stehen, das zerbrochen ist, ist der Tod besiegt, der letzte Tod überwunden.
Jesaja 43, Verse 18 und 19 sagen: „Gedenkt nicht an das Frühere, achtet nicht auf das, was vergangen ist! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf. Erkennt ihr es denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“
Gott wird uns überraschen und überwältigen. Das sagt Gott zu einem Volk, das gegen ihn gesündigt hat, wo die Schuld kaum noch zu überblicken war. Jeremia seufzt und sagt: Lieber wäre ich nicht geboren, als diesen Dienst ausrichten zu müssen – das Gericht zu verkünden. Doch dann lässt Gott durchblicken: „Mein Herz ist doch entbrannt, ich will sie segnen.“
Obwohl Gott in unserem Leben manches hart unter die Augen stellen muss und uns zeigt, wo wir gegen ihn gesündigt haben, bleibt er ein Gott der Hoffnung.
Jesaja 65, Vers 17 sagt: „Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Man wird an die früheren Dinge nicht mehr denken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen. Freut euch und seid fröhlich über das, was ich schaffe! Denn ich will Jerusalem zur Wonne machen und mein Volk zur Freude.“
Dieser Gott ist ein lebendiger Gott, der Geschichte prägt. Wir wissen, wem wir dienen, und darum blicken wir fröhlich in die Zukunft und haben Hoffnung. Das gilt auch für Sie.
Diese Hoffnung wird über die ganze Welt sichtbar werden, wenn Jesus wiederkommt. Dann wird er eine neue Erde schaffen. Es ist nicht wahr, dass am Ende die Lüge triumphiert, oder Zerstörung und Vergiftung der Umwelt das letzte Wort haben.
Stattdessen freuen wir uns, dass unser Gott etwas Neues schafft. Er fängt jetzt schon an, sein Reich zu bauen, dort, wo Menschen ihm die Ehre geben. Wir wollen ganz schlicht an unserem Platz weitermachen und mit ihm Wunder erleben.
Im Hebräerbrief Kapitel 11, dem großen Glaubenskapitel, steht in den Versen 10 und 16, dass Abraham auf die Stadt wartete, die Gott baut. Abraham wusste, dass er die Stadt nicht bauen konnte. Gott wird das tun, und so wird es auch sein.
Das ist ja der Irrtum bei manchen Terroristen, aber auch im jüdischen Volk, wenn sie meinen, sie könnten mit ihrem Eifer alles selbst schaffen. Nein, das muss der Herr tun.
Der Herr muss auch eine Gemeinde bauen. Er sucht nur Menschen, die glauben. Abraham war so ein Glaubender, der wusste: Gott wird das machen.
Wenn Sie diese Ausdauer haben, werden Sie in Ihrem Leben den schaffenden Gott erleben, der machtvoll wirkt.
Wir dürfen Gott zuarbeiten, aber er ist es, der handelt.
Vers 3 sagt: „Rufe mich an, so will ich dir antworten und will dir große und unfassbare Dinge kundtun, von denen du nichts weißt.“ Das Gebet wird von vielen so behandelt, als wäre es eine lästige Pflicht. Manche meinen, sie müssten gar nicht beten. Doch wir sind töricht, wenn wir nicht beten. Gott sagt: „Ruf mich doch an!“ Dann wirst du Dinge hören, die dich aufrichten.
Gab es in Ihrem Leben einmal eine Zeit, in der ein Gebet Ihnen nichts gebracht hat? Wir haben immer zu wenig gebetet. „Rufe mich doch an!“ So drängt Jesus und sagt: „Betet, betet ohne Unterlass, betet doch!“ Ich meine, Jesus hätte auch sagen können: „Macht es euch nicht zu bequem, ihr müsst natürlich auch etwas selbst tun, sonst wird Gott euch nicht erhören.“ Aber nein, es ist genau umgekehrt: „Betet doch!“ Er freut sich, wenn wir ihn drängen.
Und auch hier wieder: „Rufe mich an, so will ich dir antworten und will dir große und unfassbare Dinge kundtun.“ Dann wird Gott dir zeigen, wie er dich in Liebe unterstützt, dir beisteht und dich nicht loslässt.
Sie kennen sicher die schöne Stelle aus dem Psalm. Die Kinder lernen meist die „Telefonnummer Gottes“: Psalm 50,15: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich retten, und du sollst mich preisen.“ Auch Jeremia 29 ist wichtig, besonders Vers 12: „Ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören.“
Wir könnten unseren Dienst überhaupt nicht tun ohne die Menschen, die Gott uns in unserem Dienst von den christlichen Fachkräften zuführt. Unser Lebensmitteltechniker schrieb gerade vorhin einen Brief aus China. Dort ist ein ganz vornehmer Mann, der zwei Jahre Chinesisch gelernt hat und nun einen Arbeitsplatz sucht. Er war in einer Provinz, wo er gern für Jesus wirken würde – ganz verborgen und still. Das ist für Beter wichtig. Er möchte dort missionieren, natürlich findet er keine Stille, höchstens als Englischlehrer.
Das wäre doch eine Sache, für die man beten kann: „Herr, das ist doch für dich ein kleines Anliegen, diesen Menschen dorthin zu bringen, wo er für dich dienen kann.“ Das klappt ja, der Herr kann die Brücke schließen – so geht es doch dauernd. In all diesen Dingen: Was können wir allein tun ohne den Herrn? Es ist jedes Mal überwältigend, wie Gott uns versorgt und uns seine Hilfe erfahren lässt.
„Rufe mich doch an!“ Aber das Schöne ist, dass er uns auch erst dann das öffnet, was wir an Trost bekommen. Sind Sie bereit, wenn Sie zum Bibellesen hingehen, dass Gott Ihnen jetzt etwas ganz Neues aufschließt?
5. Mose 4,29 sagt: „Wenn du dort den Herrn, deinen Gott, suchen wirst“ – das ist im verheißenden Land – „so wirst du ihn finden, wenn du ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchst.“ Das heißt echt, von ganzem Herzen, wirklich. Du wirst ihn finden.
Ganz ähnlich klingt es im Tempelweihgebet Salomos, 1. Könige 8, Verse 47 und 50. Egal, was es ist – vielleicht eine Hungersnot oder anderes –, wir schlagen doch auf. In 1. Könige 8 heißt es: Wenn sie gefangen sind, kommt das Gericht. Wenn das in Jerusalem geschieht, die ganze Katastrophe, und sie sich bekehren und zu dir flehen im Land ihrer Gefangenschaft, sprechen: „Wir haben gesündigt, übel getan und sind gottlos gewesen.“ Sie bekehren sich zu dir von ganzem Herzen und ganzer Seele, im Land ihrer Feinde, die sie weggeführt haben, und beten zu dir nach ihrem Land hin, das du ihren Vätern gegeben hast, nach der Stadt, die du erwählt hast.
So willst du ihr Gebet erhören und vergeben, Vers 50, deinem Volk, das gegen dich gesündigt hat. Du wirst Erbarmen finden lassen bei denen, die sie gefangen halten.
Ich bin froh, dass ich Ihnen das in der Bibelbotschaft sagen darf, bei allem Ernst, wie Jeremia Schuld ins Licht zieht. Und das wollen wir immer so halten: Schuld darf nie bagatellisiert werden. Jede Sache tut uns weh, wo wir Gott untreu waren, wo wir sein Wort verdreht oder gesündigt haben – was es auch war.
Aber der Herr will von uns gefunden werden. Er will vergeben und zudecken, und das ist so groß. Bei dem Herrn ist viel Vergebung. Das ist sein Ziel, und das will er uns kundtun und zeigen.
Nur eine letzte Stelle in diesem Zusammenhang: Jesaja 55. Dort heißt es: „Suchet den Herrn, solange er zu finden ist, ruft ihn an, solange er nahe ist! Der Gottlose lasse von seinem Weg und der Übeltäter von seinen Gedanken, bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen.“
Es ist so groß, dass Gott in dem Moment, in dem jemand Schuld bekennt, diese wegtut. Nichts anderes gibt es bei uns Menschen. Gott will es so, und das ist hier zugesagt – über die ganze schreckliche Katastrophe hinweg. Jeremia blickt schon durch das ganze schreckliche Gericht hindurch.
Vers 4 ist für uns auch immer eine wichtige Stelle, besonders wenn man in Israel die Mauern der alten Stadt sieht. Dann wird diese Stelle wieder besonders bedeutsam. Bei Ihnen gibt es dazu eine Verweisstelle, Jesaja 22,10. Dort heißt es: „Ihr zähltet auch die Häuser Jerusalams und brachtet sie ab, um die Mauer zu befestigen.“
Im jüdischen Viertel wurde eine breite Mauer ausgegraben, und diese gehört offenbar genau dort hin. Man hat diese Mauer verbreitert und befestigt, in der Annahme, dass man sich dadurch sichern könnte. Doch Jeremia sagt: Nein, das war bloß ein großes Grab. Dort sind Löcher, in die man die Leichen der Erschlagenen geworfen hat.
Die Rettung aber liegt allein bei Gott, der mit seinem Erbarmen heilen kann. „Siehe, ich will sie heilen und gesund machen und will ihnen dauernden Frieden gewähren.“ Der Herr hat noch einen Plan für Jerusalem. Er wendet das Gericht nicht ab; manchmal müssen wir hindurch, weil wir erst durch das Gericht die Schuld erkennen können.
Darum ist es auch in unseren Tagen sehr schwer, mit Menschen über Gott zu reden, über seine Heiligkeit und seine Ehre. Die Menschen sind so sicher und satt. Das steckt uns alle an. Man muss heute sehr aufpassen, sich nicht von der frivolen Lebensart um sich herum anstecken zu lassen, obwohl unser Leben doch so begrenzt ist. Wir alle sehen, dass wir nur eine kurze Zeit haben.
Aber Gott will nicht zerschlagen, sondern er will seine Heilsgeschichte am Ende zum Sieg bringen. „Ich will sie heilen und gesund machen“ – das bezieht sich auf das neue Jerusalem und den dauernden Frieden, den Gott schenken will.
Bei den Propheten gibt es die schöne Weissagung vom neuen Jerusalem, zu dem alle Völker wandern, zum Beispiel in Jesaja 2 oder Micha 4. Dort heißt es, dass die Völker alle hinwandern und die Weisung Gottes suchen werden. Dieses neue Jerusalem steht noch aus; es ist noch nicht erfüllt. Die Völker wandern noch nicht nach Jerusalem, um Gottes Weisung zu suchen.
Manche Ausleger sagen, das werde erst in der Vollendung geschehen. Früher sprach man oft vom tausendjährigen Reich, der Friedensherrschaft Jesu auf Erden. Wir wollen aber nicht zu sehr darüber spekulieren, wann genau das sein wird, sondern darauf vertrauen, dass es erfüllt wird.
„Ich will sie heilen und gesund machen und will ihnen dauernden Frieden gewähren, denn ich will das Geschick Judas und das Geschick Israels wenden und will sie bauen wie am Anfang.“
Bei Jeremia war die Klage groß über das Volk, das Gott verlassen hatte. Nicht die lebendige Quelle haben sie verlassen, sondern sie machen „hier und da löchrige Brunnen“, die kein Wasser geben. Jeremia 8 bringt die Klage: „Es gibt denn keine Salbe, wo man den Schaden Israels heilen kann.“
Doch es gibt eine Salbe – wenn Gott sein Volk heilt. Die Antwort liegt dort, wo die Vergebung in Jesus ist. Übrigens gibt es keine andere Möglichkeit, Schuld zu vergeben. Gott hat nicht einfach gesagt: Ab heute gilt Schuld nicht mehr. Er nimmt Schuld sehr genau. Sie ist nur in seinem Blut aufgehoben. Manche verstehen das nicht, aber es steht wirklich so in der Bibel. Es gibt keine andere Lösung für meine Schuld als das Opfer Jesu für mich.
Das gibt mir allein Frieden, befreit mich und erlöst mich aus meiner Schuld. Es gibt dazu ein Negro Spiritual mit dem Text: „There is a balm in Gilead.“ Dort heißt es plötzlich: „Da gibt es eine Salbe.“ Die Schwarzen sangen das in ihrer großen Not. Es gibt eine Rettung. Das war ihre Freude in Jesus, der ihnen auch in der Not ihrer Sklavenzeit Hoffnung und Rettung war.
Es ist ganz herrlich, wie das hier besungen wird.
Ich kann nur sagen: Dieser Abschnitt aus Jeremia 33 erinnert mich immer wieder an die drei Geschichten aus Lukas 15, besonders an den verlorenen Sohn, der zum Vater heimkehrt. Wie der Sohn nur herumirrt – ich würde sagen, ich hätte ihn mal zur Rede gestellt und gesagt: Lieber Freund, wenn du das noch einmal machst, schade um das Geld, das du verprasst hast. Das tut mir als Schwabe weh, wenn man das sieht. Das ganze Vermögen vom Vater vertrieben – das ist schon heftig.
Da müsste ich erst einmal wissen, ob das noch einmal vorkommt. Und dann müsste sich der Sohn bewähren. Ich hätte ihm gesagt: Freund, wir wollen es mal miteinander probieren. In zwei Jahren sprechen wir wieder. So wäre unsere Methode gewesen. Ich weiß nicht, wie sie das mit ihren Kindern gemacht haben, aber Gott ist ganz anders.
Wenn jemand seine Schuld bekennt, ist der Vater so groß, dass er sofort vergibt. Er vergibt in dem Moment und nimmt den Sohn neu auf. So ist es hier: „Ich will sie heilen und gesund machen.“ Gott will in ihrem Leben nur heilen – nur heilen.
Wenn sie an dem Punkt sind, an dem sie erleben, dass sie immer wieder auch Seelsorge machen, zum Beispiel bei Eheproblemen oder Schwierigkeiten mit Kindern, und da erzählt jemand etwas, dann bricht etwas auf. In dieser Not können sie Vergebung zusprechen. Jetzt nur noch die Dinge im Licht Gottes bereinigen, Vergebung zusprechen – weg damit! Gott will heilen.
Es passiert oft, wenn jemand gläubig geworden ist, dass alte Erinnerungen auftauchen. Dann leidet er unter der alten Schuld und sagt: „Ich habe doch so böse Sachen gemacht.“ Aber weg damit, das ist vergeben. Denn Gott will heilen. Es ist der Teufel, der uns daran erinnert, aber Gott will nur heilen und gesund machen.
Das Schlimme ist, dass heute auch in christlichen Kreisen oft gedacht wird, man müsse Schuld immer zum Thema machen, um darüber hinwegzukommen. Das geht aber nicht, denn alle Menschen sind so voll von Schuld. Das ist offenkundig, und darum wird das Zusammenleben schwierig, wenn wir es nicht aussprechen können und vor Gott keine Vergebung empfangen.
Gott will uns heilen, und das gilt auch für unser Leben. Er will dauerhaften Frieden geben. Das Herrliche ist, dass auch die Folgen der Sünde gestoppt werden. Wir haben so viel mit unserer Sünde in Gang gesetzt. Manchmal sind auch unsere Worte so, dass sie vergiftet haben. Da bin ich froh, dass auch die Folgen unseres bösen Tuns aufgehoben werden, wenn der Herr sein Heil bringt.
Das ist das Thema: Das Reich des Herrn bricht in unserer Welt an. „Ich will das Geschick wenden und will sie bauen, wie ich es will. Ich will sie reinigen von aller Missetat, womit sie wieder gegen mich gesündigt haben. Ich will sie heiligen.“
Wir leiden ja, solange wir noch in dieser Welt sind, an unserer alten Art. Manchmal könnten wir uns ohrfeigen und grün und blau ärgern über uns selbst. Aber der Herr ist so groß und sagt: „Ich will doch erneuern.“ Er kann das tun. Er wird so kräftig in uns wirken, womit wir gefräffelt haben.
Ich war mal in Hülben beim Automechaniker, weil ich kein Öl mehr im Motor hatte und Öl nachfüllen ließ. Der Ölstab wurde herausgezogen, und der alte Schmied von Hülben sagte: „Das ist aber gefräffelt.“ So sagen die Hülbener, wenn man so wenig Öl im Motor hat. Die fromme Sprache dort oben in Hülben: „Das ist gefräffelt.“ Wenn man so wenig Öl im Motor hat, macht man den Motor kaputt.
Aber noch viel mehr ist gefräffelt, wenn man Gott mit Füßen tritt und sein Wort bricht. Das ist nicht nur das Öl im Motor, sondern es geht um ganz andere Dinge: dass ich mich nicht an ihm versündige.
Und nun kommt das Letzte: Das soll mein Ruhm sein, unsere Zeit ist um. Das soll mein Ruhm, meine Wonne, mein Preis, meine Ehre sein. Gott will nichts anderes von uns und auch keine Lobworte haben.
Kommen wir manchmal so vor, als müssten Menschen Gott mit ihren Liedern noch erquicken, dann sagt Gott: „Gehen wir weg mit dem Geblär deiner Lieder.“ Gott aber hat am meisten Freude, wenn Sünder sich bekehren. Das ist der schönste Lobpreis Gottes, wenn der verlorene Sohn heimkehrt. Das ist Ehre Gottes. Und das ist sein Markenzeichen, dass er Leute hat, an denen die Erbarmung Gottes mit Händen zu greifen ist.
Solche Leute hat Gott geholt, die ihn nicht liebten, die seine Ordnungen zerbrochen haben. Und dann werden die Völker auf Erden, das ist das Demonstrationsobjekt.
Liebe Freunde, es ist ein ganz gefährliches Ding, ich will das immer wieder sagen, und das zieht sich heute durch: Ich will Gottes Güte widerspiegeln. Wir wollen alle für Gott so eine Demonstration machen. Ich möchte den Leuten zeigen, wie lieb ich bin, damit sie über meine Liebe nicht Gott sehen.
Ich glaube es gar nicht, dass sie es hinbringen, obwohl sie so gut sind. Ich weiß ja, aber diese Idee immer: Ich möchte mit meinem Leben für Gott Zeugnis ablegen. Wir können vor Gott nur Zeugnis ablegen von einem solchen Armen, dem alles fehlt. Den hat er zum seligen Eigentum erwählt.
Wir können den Leuten nur erzählen, dass er mich geholt hat – mich mit meinem schmutzigen Leben, mich, der ich so viel gesündigt habe. Das ist biblisches Zeugnis. Und ich glaube, es ist gar nie anders. Es ist keiner unter den Geretteten, der nicht sagen muss: Ich war es nicht, der Herr war es mit seiner Vergebung, und ich bin es nicht wert, dass er mich geholt hat.
Und das wollen wir den Leuten sagen, und das soll unser Zeugnis sein. Denn das ist das, was die Völker hören müssen. Das ist der Ruhm Gottes, dass er Sünder, Räuber, Aufrührer, Böse holt und rettet. Und sie werden sich verwundern und entsetzen über all das Gute, über all das Heil, das ich der Stadt geben will.
Da staunt man nur, dass der Herr so ist – ein Herr, der nicht bloß mit Knechten tut, sondern mit Menschen, die es gar nie wert machen. Sie werden staunen, was Gott in ihr Leben noch für Segen hineinlegen will, für Freude, wie er sie überschütten will mit Gutem. Aber wenden Sie sich ihm ganz zu, und dann sollen Sie es erfahren.
Ich hoffe, dass Sie sich heute Abend ein bisschen erquickt haben, dass Sie neue Freude haben und dass Sie diesen Abschnitt nie vergessen. Dass Sie ihn anstreichen und Ihre Bemerkungen an den Rand Ihrer Bibel schreiben.