Das Ende der Siegel und die Spannung im Himmel
Und als er das siebte Siegel öffnete, trat im Himmel ein Schweigen ein, das etwa eine halbe Stunde dauerte. Dieses Schweigen fand nun im Himmel statt. Johannes hatte ja die Visionen gesehen, doch hier bricht alles ab.
Die Reihe der sieben Siegel ist jetzt abgeschlossen. Das siebte Siegel wird geöffnet, und es entsteht eine große Spannung. Alle warten darauf, was als Nächstes kommt. Eine halbe Minute Schweigen ist schon lang, aber eine halbe Stunde Schweigen ist sehr lang.
Eine große Spannung baut sich auf. Ich sah die sieben Boten, die sieben Engel, Himmelsboten, die sich aufgestellt hatten. Ihnen wurden sieben Posaunen gegeben. Nun wird klar, was das Schweigen brechen wird, wenn sie sich mit den sieben Posaunen bereitmachen. Doch sie blasen nicht.
Die Gebete der Heiligen und das Räucherwerk
Vers 3: Ein weiterer himmlischer Bote kam und stellte sich an den Altar. Er hatte ein goldenes, besonderes Räuchergefäß. Ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, damit er es zu den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar darbringe, der vor dem Thron steht.
Der Rauch des Räucherwerks, das zu den Gebeten der Heiligen getan wurde, stieg vor Gott aus der Hand des himmlischen Boten auf. Dies ist das, was das Schweigen bricht. Hier wird auf die Gebete der Heiligen hingewiesen. In dieser Vision, die in der Sprache des Opfers dargestellt wird, wird alles mit alttestamentlichen Bildern betrachtet. Der Räucheraltar war ein Bild für die Gebete; das Gebet steigt wie ein Rauchopfer zu Gott empor.
Wenn ich mich recht erinnere, wird das in Kapitel 8, Vers 1-4 beschrieben, wo das Gebet wie ein Rauchopfer aufsteigt. Hier sind es die Gebete aller Heiligen. Man kann sich vorstellen, wie viel gebetet wurde.
Wir haben ja ein solches Gebet bereits beim fünften Siegel gelesen: „Wie lange noch?“ Dieses Gebet stammt von denen, die schon am Ziel sind. In Kapitel 6, Verse 9-10 heißt es: „Bis wann richtest du nicht und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“ Viele Gebete sind zu Gott aufgestiegen.
Man sieht hier, dass das Gericht, das Gott schickt, eine Antwort auf das Gebet aller Heiligen ist. Hier zeigt sich auch der große Wert der Gebete. Die Heiligen beten, und der ganze Himmel horcht auf, wenn sie zu Gott rufen.
Zu den Gebeten wird also Räucherwerk hinzugefügt, als ob die Gebete durch dieses Räucherwerk verstärkt werden sollen. Vom Altar kommen die Gebete. Der Räucheraltar hat vier Hörner an den Ecken, und diese Hörner symbolisieren die Kraft der Gebete. Die Gebete bewirken etwas, wenn sie von diesem Altar zu Gott aufsteigen.
Im Namen Jesu haben unsere Gebete Kraft, durch ihn. Jedenfalls antwortet Gott auf die Gebete der Heiligen. Das ist ein Grund, warum es Gericht gibt – als Antwort auf die Gebete. Und...
Die Vorbereitung zum Gericht und der Beginn des Endgerichts
Die Himmelsboten haben sich bereits in Vers 2 bereitgemacht, um mit den Posaunen zu blasen. Sieben Posaunen wurden ihnen gegeben. Nun, in Vers 5, heißt es erneut: „Und der himmlische Bote nahm das Räuchergefäß, das spezielle Räuchergefäß, von dem Feuer auf dem Altar, füllte es und warf es zur Erde. Und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze und ein Beben.“
Hier haben wir sie wieder, diese Formel. Diese Formel hatten wir bereits in Kapitel 4, Vers 5. Dort wurde beschrieben, dass vom Thron aus Stimmen, Donner und Blitze ausgehen. Das Gericht geht von Gott aus, von der Regierung des Himmels. Gott wird einmal ein ganz schlimmes Gericht schicken. Er schickt auch Teilgerichte auf die Erde, aber es gibt auch ein Endgericht.
Hier ist die Rede von diesem schrecklichen Gericht. In Kapitel 4 wurde es angekündigt: Als das siebte Siegel geöffnet wird, ist auch das Buch offen. Was ist die Botschaft? Die Botschaft ist, dass Gott eingreifen wird – und zwar mit Blitzen, Stimmen, Donner und Beben. Jetzt geht es richtig los, jetzt kommt das Endgericht.
Diese sieben Posaunen, die jetzt ertönen, sind gleichsam als der Inhalt des siebten Siegels anzusehen. Sobald das siebte Siegel gebrochen ist, beginnt das Gericht. Das Gericht wird hier in Form von sieben Posaunenstößen oder Posaunentönen dargestellt. Sieben Engel stellen sich auf, und jeder bläst in seine Posaune.
Die sieben Boten, die die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit, damit sie posaunten. Diese Formel zeigt, dass nun das Endgericht anbricht. Allerdings lernen wir hier auch, dass es noch eine gewisse Verzögerung gibt. Es ist nicht so, dass mit dem Öffnen des siebten Siegels sofort das Endgericht vollständig beschrieben und abgeschlossen ist.
Das Buch der Offenbarung geht noch eine Zeit lang weiter. In den Kapiteln 8 und 9 lesen wir von diesen sieben Posaunen. Wenn die siebte Posaune dann ertönt, ist das Gericht endgültig abgeschlossen.
Das Ende der Verzögerung und die Vollendung des Geheimnisses Gottes
Kapitel 10, Vers 5: Der Bote, der weder auf dem Meer noch auf der Erde stehen durfte, erhob seine Hand zum Himmel und schwor bei dem, der in alle Ewigkeit lebt – der den Himmel und alles, was darin ist, geschaffen hat, ebenso die Erde und alles, was darin ist, sowie das Meer und alles, was darin ist.
Er sagte: Es wird keinen weiteren Zeitabschnitt geben, keine Verzögerung mehr. Mit den Tagen der Stimme des siebten Boten, wenn er sich anschickt zu posaunen, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein. Dieses Geheimnis hat er seinen eigenen Knechten, den Propheten, als gute Botschaft verkündet.
Hier erfahren wir, und ich habe es bereits vorausgenommen, dass mit der siebten Posaune alles vollendet ist. Wenn die siebte Posaune ertönt, wird das Geheimnis Gottes ausgeführt. Es ist ein Geheimnis, weil es bis dahin verborgen war. Doch dann wird das Gericht offenbar.
In Kapitel 11, Vers 15, wird die siebte Posaune geblasen. Dort heißt es: „Der Herr hat das Reich eingenommen.“ In Vers 18 lesen wir: „Die Völker waren zornig, doch dein Zorn ist gekommen, und die Zeit, die Toten zu richten.“
Weiter heißt es in Vers 19: „Das Tempelheiligtum im Himmel wurde geöffnet, und die Lade des Bundes wurde sichtbar in seinem Tempelheiligtum. Es geschahen Blitze, Stimmen, Donner, Erdbeben und ein großer Hagel.“
Hier begegnen wir erneut einer Formel, die das Endgewicht dieses Ereignisses kennzeichnet.
Gehen wir zurück zu Kapitel 8, Vers 7: Dort blasen Engel in die Posaunen. Dabei dürfen wir nicht den Fehler machen, den viele Ausleger begangen haben. Sie haben gemeint, das Blasen der Posaune sei ein historisches Ereignis in der Weltgeschichte – entweder im Verlauf der letzten zwei Jahrtausende oder vielleicht noch in der Zukunft.
Die sieben Posaunen als Bild für Gottes Gericht
Nein, so ist das Buch der Offenbarung nicht zu verstehen. Es handelt sich hier um Bilder, und das Thema ist das Gericht Gottes.
Wie handelt Gott im Gericht? Wie geht er vor, wenn er richtet? Hier erfahren wir, dass Gott jetzt, wo das Buch offen ist, das Gericht beginnt. Doch immer noch zögert er. Man fragt sich: Warum zögert er? Warum macht er nicht schneller und vollendet das Gericht? Nein, er zögert.
Gott geht in Stufen und Schritten vor. Der erste Engel posaunte, und es entstand Hagel und Feuer, vermischt mit Blut. Diese wurden zur Erde geworfen, und ein Drittel der Bäume wurde verbrannt, ebenso alles grüne Gras.
Jetzt achten wir darauf, welche Teile der Schöpfung betroffen sind. Hier haben wir die Erde: Sie wurde getroffen, ebenso die Bäume und das grüne Gras.
Der zweite Bote posaunte, und etwas wie ein großer Berg, der mit Feuer brannte, wurde ins Meer geworfen. Ein Drittel des Meeres wurde zu Blut, ein Drittel der Geschöpfe im Meer, die Seelen hatten, starb, und ein Drittel der Schiffe wurde zerstört.
Vorher hatten wir die Erde und das Grün auf der Erde, jetzt ist das Meer betroffen, mit den Schiffen und den Geschöpfen, die darin leben. Jedenfalls ein Drittel.
Der dritte Bote posaunte, und ein großer Stern fiel aus dem Himmel, der brannte wie eine Fackel. Er fiel auf ein Drittel der Flüsse und Wasserquellen. Nun kommt das Süßwasser dran. Der Name des Sterns lautet Wermut, und ein Drittel der Wasser wurde zu Wermut. Viele Menschen starben durch das Wasser, weil es bitter geworden war.
Bitte, das war nicht die Katastrophe von Tschernobyl. Nein, wirklich nicht. Das ist ein völliges Missverständnis, wenn man hier historische Ereignisse hineinliest. Worum geht es hier? Es geht darum, dass Gott die Lebensbereiche des Menschen antastet – und zwar nur ein Drittel.
Dieser Ausdruck "Drittel" kommt aus Hesekiel Kapitel 5. Dort hat Gott gesagt, er soll die Stadt dritteln. Hesekiel soll die Stadt in drei Teile teilen: Einen Teil wird Gott schlagen, einen anderen Teil anders bestrafen, und einen weiteren Teil wiederum anders. Zwei Teile werden verschont, ein Teil wird geschlagen.
Das heißt, der Lebensbereich des Menschen, dieser Schöpfung, umfasst vier Bereiche: die Erde, das Meer, die Süßwasserquellen und die Gestirne. Woher weiß ich das? Aus Kapitel 14, Vers 7: "Betet den an, der die Himmel und die Erde machte, das Meer und die Wasserquellen."
Diese vier Teile der Schöpfung werden angesprochen. Die Zahl vier wird immer mit der Schöpfung verbunden. Es gibt vier Himmelsrichtungen. Hier haben wir die vier Teile der Schöpfung: Himmel bzw. Himmelskörper, Erde (das Land), Meer (das Salzwasser) und die Wasserquellen (das Süßwasser).
Vier Bereiche werden getroffen: Erstens die Erde, zweitens das Meer, drittens die Flüsse und Wasserquellen, und viertens die Himmelskörper.
Der vierte Engel posaunte (Kapitel 8, Vers 12): "Und es wurde geschlagen ein Drittel der Sonne, ein Drittel des Mondes, ein Drittel der Sterne, damit ein Drittel von ihnen verfinstert würde, und der Tag zu einem Drittel nicht scheine, und die Nacht ebenso."
Auch hier wieder das Drittel. Drittel bedeutet, Gott schlägt einen Teil der Umwelt des Menschen, der Lebensbereiche des Menschen. Warum wartet er noch? Offensichtlich hat er noch etwas vor. Er schlägt nicht gleich voll zu.
Hier geht es also um Katastrophen, die den Lebensbereich des Menschen betreffen und die Gott nur teilweise wegnimmt. Der Mensch soll aufwachen.
Übrigens lesen wir das Gleiche in Kapitel 16, wo die Schalen beschrieben werden. Ich greife vor: Auch dort stehen die ersten vier Schalen zusammen, die nächsten zwei zusammen, und dann die letzte. Die sieben werden immer geteilt: sieben ist vier plus zwei plus eins.
Auch bei den Schalen haben wir wieder diese Aufteilung: vier plus zwei. Die ersten vier Schalen sind: die erste auf die Erde, die zweite auf das Meer, die dritte auf die Flüsse und Wasserquellen, und die vierte auf die Sonne.
Also haben wir wiederum diese vier Teile der Schöpfung. Der Unterschied ist, dass es dort ganz geschieht, während hier nur ein Drittel betroffen ist.
Man merkt, dass diese Gerichte wie eine Warnung sind. Gott schlägt nur einen Teil der Schöpfung, damit der Mensch aufwacht und gewarnt wird.
Die drei Wehe und die Warnung vor dem Gericht
Wehe, wehe, wehe! Kapitel 8, Vers 13: Und ich sah und hörte einen himmlischen Boten, der inmitten des Himmels flog. Mit großer lauter Stimme rief er: „Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen!“ – wegen der übrigen Posaunenstimmen der drei himmlischen Boten, die ihm bestimmt sind zu posaunen.
Hier erkennen wir, dass die sieben Posaunen aufgeteilt werden in vier plus drei. Das letzte wird wieder abgesondert, also vier plus zwei plus eins. Wir werden gleich sehen, dass im Kapitel 9 die fünfte Posaune erklingt. Der fünfte Engel, der Bote, posaunte, und ich sah einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war.
Man merkt sofort, dass dies alles Vision ist. Wenn das in der Wirklichkeit tatsächlich geschehen würde, wäre die Erde zerstört, sobald ein einziger Stern auf sie fällt. Ich sah also einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war, und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund des Abgrundes gegeben.
Der Stern erhielt also einen Schlüssel. Dann ging der Stern hin und öffnete den Schlund. In Vers 2 heißt es: „Und er, der Stern, öffnete den Schlund des Abgrunds.“ Aus dem Schlund stieg Rauch auf, wie der Rauch eines großen Ofens. Die Sonne und die Luft wurden durch den Rauch des Schlundes verfinstert.
Jetzt entsteht Finsternis – das ist das Fünfte. Aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor, und nun folgt eine schreckliche Heuschreckenplage. Wir denken natürlich sofort an Joel Kapitel 1 und 2, wo eine schreckliche Heuschreckenplage als Warnung an die Menschen beschrieben wird, damit sie Buße tun.
Hier erscheint ebenfalls eine Heuschreckenplage, aber diese Heuschrecken sind besonders schlimm. Aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde, und es wurde ihnen Vollmacht gegeben, wie die Skorpione der Erde Vollmacht haben. Es wurde ihnen gesagt, dass sie nicht das Gras der Erde schädigen sollten, noch alles Grüne oder irgendeinen Baum, sondern allein die Menschen, die nicht das Siegel Gottes auf ihrer Stirn haben.
Hier wird deutlich: Es gibt Menschen, die nicht versiegelt sind. Von den Versiegelten hatten wir in Kapitel 7 bereits gehört. Aber hier sind Menschen, die nicht versiegelt sind – das sind die Ungläubigen, die Verlorenen. Auf diese kommt das Gericht.
Es entsteht Schaden durch Heuschrecken, die aber besondere Heuschrecken sind. In Vers 5 heißt es: „Es wurde ihnen gegeben, dass sie die Menschen nicht töteten, sondern dass sie sie fünf Monate lang quälten.“ Ihre Qual war wie die Qual eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht.
Warum fünf Monate? Vielleicht, weil die Heuschrecken fünf Monate lang leben und dann sterben. Das ist eine Vermutung. Doch es geht hier um ein Bild. Wir dürfen die Vision nicht eins zu eins übertragen.
Jemand hat mir gesagt, diese Heuschrecken seien Hubschrauber oder andere militärische Mittel. Nein, das ist keine richtige Herangehensweise an das Buch der Offenbarung. Wir sollten immer an das Alte Testament denken und an den Eindruck, der hier geschaffen wird, sowie an die Botschaft, die verkündet werden soll.
Die Botschaft ist klar: Gottes Gericht kommt in Stufen, schrittweise, und nimmt dem Menschen Lebensraum weg. In den ersten vier Posaunen wird das Lebensumfeld getroffen, und jetzt im Fünften wird der Mensch selbst angetastet und gequält, aber nicht getötet.
Die Qual der Menschen wird mit der eines Skorpionstichs verglichen. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und ihn nicht finden; sie werden sterben wollen, doch der Tod wird von ihnen fliehen.
Das ist die Vision: Menschen, die so geplagt werden, dass sie am liebsten sterben möchten. Woran denken wir im Alten Testament, wenn wir das lesen? An das zweite Buch Mose und die Plagen in Ägypten. Dort stand der große Auszug der Israeliten bevor – die Befreiung des Volkes Gottes aus Ägypten, während die anderen gerichtet wurden.
Gott ging auch damals in zehn Schritten vor. Er hat nicht sofort die Ägypter vernichtet. Was wollte er damals bezwecken? Warum sandte er zehn Plagen und nicht nur eine, die alle vernichtet hätte? Er gab ihnen eine Chance, das Volk Gottes ziehen zu lassen, zur Umkehr zu kommen und etwas von dem Gott Israels kennenzulernen.
Auch hier sehen wir, dass das Ziel des Gerichts ist, dass die Menschen Buße tun.
Die Gestalten der Heuschrecken werden dann beschrieben: Sie gleichen Pferden. Diese Heuschrecken sind besonders und auf ihren Köpfen tragen sie Kronen, die wie Gold aussehen. Ihre Gesichter sind die von Menschen. Man merkt, dass das keine gewöhnlichen Heuschrecken sind, sondern dämonische Fratzen.
Sie hatten Haare wie Frauenhaar. Übrigens kann man hier erkennen, dass Haare von Frauen und Männern verschieden sind, sonst stünde das nicht im Text. Ihre Zähne waren wie die von Löwen. Sie trugen Brustpanzer, die wie eiserne Brustpanzer aussahen. Das Getöse ihrer Flügel klang wie das Getöse von Wagen vieler Pferde, die in den Krieg ziehen.
Wenn man Joel Kapitel 2 liest, erinnert man sich an diese schreckliche Heuschreckenplage. Hier wird sie noch viel grässlicher und dämonischer dargestellt. Die Heuschrecken haben Schwänze wie Skorpione, mit Stacheln, und ihre Vollmacht besteht darin, den Menschen fünf Monate lang Schaden zuzufügen.
Bitte verstehen Sie: Das sind keine Panzer oder andere Kriegsmaschinen. Nein, das ist eine möglichst grässliche Darstellung der Heuschrecken aus dem Buch Joel, die damals als Gericht galten und hier den Menschen Schaden zufügen.
Fünf Monate lang haben sie diese Macht, und sie haben über sich einen König, den Boten des Abgrunds. Diese Heuschrecken haben also einen König, und das ist Abaddon, der Verderber auf Hebräisch. Auf Griechisch heißt er Apollon, ebenfalls „der Verderber“.
Es scheint, als kämen sie aus dem Abgrund, dem Ort der Dämonen, aus einer tiefdämonischen Quelle, die Gott hier loslässt.
Jedenfalls sollen die Menschen geplagt werden. Nun werden die Menschen angetastet, aber nicht alle, und sie sterben nicht. Das Gericht wird intensiver, doch es dient weiterhin dem Zweck, dass sie Buße tun.
Die sechste Posaune und die Macht aus dem Osten
Der sechste Bote posaunte (Vers 13), und ich hörte eine Stimme, eine aus den vier Hörnern des goldenen Altars, genau dort, wo die Gebete waren. Erinnern wir uns daran: Bei den Hörnern des Altars symbolisieren die Hörner die Kraft der Gebete. Alles, was Gott hier tut, ist also eine Antwort auf Gebet. Wir werden nochmals daran erinnert: Die Heiligen haben gebetet, und Gott hört die Gebete. Welch ein Trost für die Gläubigen! Gott wird eingreifen als Antwort auf die Gebete.
In Vers 14 sagten sie zu dem sechsten Boten, der die Posaune hatte: „Löse die vier Boten, die am großen Fluss Euphrat gebunden sind.“ Um das zu verstehen, muss man sich ein wenig an die Situation der Leser erinnern. Wir haben gesagt, als wir die Offenbarung zu lesen begannen, sollen wir nie vergessen, an wen dieses Buch geschrieben ist. Diese Leute lebten in Kleinasien. Der Euphrat war ziemlich weit östlich von ihnen und bildete sozusagen die Grenze des Römischen Reiches.
Das Römische Reich erstreckte sich bis zum Fluss Euphrat, und dahinter lagen die Parther, fremde Völker, die den Römern Widerstand leisten konnten. Für die Römer war das, was jenseits des Euphrat lag, etwas Ungeheuerliches, eine große Macht. Nero behauptete sogar, er habe mit den Parthern paktiert und sei dort geflohen oder zumindest gewesen, um sich mit ihnen gutzustellen, damit von dort keine Gefahr für Rom ausgeht.
Die Gefahr für das Römische Reich wurde also vor allem aus dem Osten, jenseits des Euphrats, erwartet. Deshalb waren sie froh, dass der Euphrat ein so großer, breiter Fluss war, den man nur schwer überqueren konnte. Das machte ihn leichter zu verteidigen.
In der Vision sieht man nun, dass vier Boten am großen Fluss Euphrat gebunden sind, das heißt, sie dürfen noch nichts tun. Diese vier Boten werden gelöst und bereit gemacht für die Stunde, den Tag, den Monat und das Jahr, damit sie ein Drittel der Menschen töten. Hier haben wir es: Die furchtbare Gefahr kommt aus dem Osten und tötet ein Drittel der Menschen.
Die Zahl der Reitertruppen wird mit „zweimal Myriaden mal Myriaden“ angegeben, also eine gewaltige Zahl. Man hört die Zahl, aber man sollte vorsichtig sein: Das griechische Wort meint hier keine genaue numerische Zahl, die man ausrechnet, sondern eine riesige, mächtige Menge. Ein Myriade ist eine sehr große Zahl, also handelt es sich um ein mächtiges Heer, das sich hier bereitmacht.
Ich hörte ihre Zahl und sah in der Vision die Pferde und die, die auf ihnen saßen. Sie trugen feuerfarbene, zintenfarbene und schwefelfarbene Brustpanzer. Man merkt hier die Farben, die genannt werden: Gelb, Lila, Schwefelfarben – alles wie Feuer. Die Köpfe der Pferde waren wie Löwenköpfe, und aus ihrem Maul gingen Feuer, Rauch und Schwefel hervor.
Bitte beachten: Das sind keine Panzer, sondern diese schrecklichen Truppen. Es handelt sich hier um dämonische Wesen. Der Eindruck, der hier geschaffen wird, ist wichtig. Die Assoziationen, die hervorgerufen werden, sind sofort Feuer, Rauch und Schwefel. Woran denkt man im Alten Testament? Feuer, Rauch und Schwefel erinnern an das Gericht Gottes über Sodom und Gomorra, als Feuer und Schwefel vom Himmel kamen.
Durch diese drei – Feuer, Rauch und Schwefel, die aus ihrem Maul hervorgehen – wird ein Drittel der Menschen getötet. Ihre Vollmachten liegen in ihrem Maul, und ihre Schwänze sind wie Schlangen, die Köpfe haben, mit denen sie Schaden anrichten. Das sind also dämonische oder zumindest sehr schlimme Gerichtswesen.
Die übrigen Menschen, die nicht durch diese Plagen getötet wurden, taten auch nicht Buße für die Werke ihrer Hände. Sie huldigten nicht dem Dämonen und den goldenen, silbernen, ehrenden, steinernen und hölzernen Götzen, die weder sehen, noch hören, noch gehen können. Sie taten keine Buße für ihre Mordtaten, ihre Zaubereien, ihre Unzuchtstaten und ihre Diebstähle.
Hier werden eine Reihe von Sünden aufgezählt. Denken wir an die Zehn Gebote: „Du sollst keinen anderen Gott neben mir haben.“ Diese Menschen huldigen anderen Götzen aus Gold, Silber, Metall, Stein und Holz – auch heute noch. Sie tun keine Buße für ihre Mordtaten (das sechste Gebot: „Du sollst nicht töten“), ihre Zaubereien (Okkultismus), ihre Unzucht (das siebte Gebot) oder ihre Diebstähle (das achte Gebot). Die Gebote Gottes werden von den Menschen nicht geachtet, und sie tun keine Buße für ihre Werke.
Das zeigt uns, dass eigentlich Buße erwartet worden wäre. Doch hier lernen wir: Gericht allein bringt die Menschen nicht zur Buße. Diese Warnungsgerichte sind schrecklich, aber sie bewirken keine Umkehr. Die Gerichte werden immer härter und stärker, aber die Menschen tun nicht Buße.
Gericht allein bringt die Menschen nicht zur Umkehr. Aber Gott möchte, dass sie Buße tun. Die nächste Frage, die sich stellt, ist: Gibt es denn keine Möglichkeit, dass jemand umkehrt? Steht die letzte Chance schon auf dem Spiel?
Das war die sechste Posaune, aber wir erwarten die siebte Posaune – doch sie kommt nicht. Jetzt haben wir wieder eine Unterbrechung, wie in Kapitel 7. Nach der sechsten Siegelöffnung gab es ebenfalls eine Unterbrechung, in der die Frage behandelt wurde: Wer kann bestehen? Kapitel 7 war die Antwort darauf.
Hier folgt wieder eine Unterbrechung. Wenn wir weiterlesen und suchen, wann es weitergeht, lesen wir in Kapitel 11, Vers 14: „Das zweite Wehe ging vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt schnell.“ Da sind wir also. Bis Kapitel 11, Vers 13, ist ein Einschub, und wir werden ganz explizit daran erinnert: Das war das zweite Wehe, jetzt kommt noch das dritte.
Das bedeutet, der Autor will uns ganz bewusst darauf aufmerksam machen, dass das, was in Kapitel 10 und im ersten Teil von Kapitel 11 (bis Vers 13) steht, ein Einschub ist. Es ist eine ganz wichtige Botschaft, die er hier erhält, bevor er weitermacht.
Warum macht er das? Weil das dritte Wehe der Schluss ist. Gott zögert, und man fragt sich, warum er zögert. Denken wir daran, wie es bei den Siegeln war: Beim fünften Siegel hörten wir ein Gebet: „Wie lange noch?“ Wie lange müssen wir warten, bis du eingreifst und uns rächtest?
Dann kam das sechste Siegel mit dem Gericht: Die Erde wankt, die Sonne und der Mond werden schwarz, die Sterne fallen herunter. Jetzt ist der Tag des Zorns, das Ende naht. Es wurde gefragt, wer vor dem Tag des Zorns bestehen kann. Die Antwort war: Wartet noch! Den Engeln wurde gesagt, sie sollen mit dem Gericht warten, bis die Knechte Gottes versiegelt sind.
Diese Knechte werden versiegelt, wenn sie überwunden haben. Dann bekommen sie den Namen Gottes an die Stirn geschrieben – das ist das Siegel, das sie erhalten. Es wird also noch gewartet, weil Gott die Gläubigen noch nicht alle vollzählig hat, die Märtyrer, die Gläubigen. Sie werden alle versiegelt.
Wenn alle versiegelt sind, das heißt, wenn alle Erzürter tot gestorben sind, dann feiern sie den Sieg. Das haben wir in Kapitel 7 gesehen: Sie stehen mit Palmzweigen in den Händen und feiern den Sieg.
Jetzt haben wir das Gleiche: Sechs Engel haben mit den Posaunen geblasen. Die Frage lautet: Was ist der Zweck der wahren Gerichte? Der einzige Zweck ist, dass die Menschen Buße tun. Aber warum tun sie keine Buße? Das Gericht allein bringt sie nicht zur Umkehr.
Ist jetzt Schluss? Warte, sagt der Engel, ich muss dir etwas erklären. Jetzt kommt Kapitel 10, und wir schauen, was dort erklärt wird. Eine ganz wichtige Botschaft.
Ich sah einen anderen himmlischen Boten, einen starken, herabkommen. Wieso „ein anderer“? Wer ist dann der eine? Er sagt: Ich sah einen anderen starken Boten. Wo ist der erste? Hatten wir schon mal einen starken Boten? Ja, beim Lamm, in Kapitel 5, Vers 2: „Ich sah einen starken himmlischen Boten mit großer Stimme rufen: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen?“ Damals war die Frage: Wer kann das Buch öffnen?
Jetzt, in Kapitel 10, sehe ich einen anderen starken Boten herabkommen aus dem Himmel, umhüllt mit einer Wolke. Ein Regenbogen war auf seinem Kopf, sein Gesicht war wie die Sonne, und seine Füße wie Feuersäulen. Er hatte in seiner Hand ein offenes Büchlein.
Der andere hatte ein geschlossenes Büchlein. Das geschlossene Büchlein wurde zu einem offenen Büchlein, weil die sieben Siegel inzwischen geöffnet worden sind. Nun ist das Büchlein offen.
Aha, jetzt merken wir: Es geht um den Inhalt der Buchrolle aus Kapitel 5. Dort hatte Gott eine Buchrolle in der Hand, in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß. Wer nimmt die Buchrolle aus der Hand Gottes? Wer ist würdig?
Das Lamm ist würdig. Das Lamm nimmt die Buchrolle aus der Hand dessen, der auf dem Thron sitzt. Gott gibt die Buchrolle an das Lamm, und das Lamm öffnet sie. Was geschieht nun mit dem offenen Buch? Das bekommt der starke Engel im Himmel, der die Buchrolle in der Hand hält.
Was macht er mit dem Büchlein? Er gibt es dem Johannes. In Offenbarung 1, Vers 1 lesen wir: Von wem hat Johannes die Botschaft? Von Christus, der sie von Gott erhalten hat, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen soll. Christus hat sie durch seinen Engel an Johannes gesandt.
Hier haben wir vier Personen: Gott, Jesus Christus, den Engel und Johannes. Gott hat die Buchrolle in der Hand. Das Lamm nimmt sie aus der Hand, öffnet sie und gibt sie dem starken Engel. Der starke Engel gibt sie nun in Kapitel 10 an Johannes weiter.
Johannes hat ein geöffnetes Büchlein in der Hand. Er stellt seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde. Er ruft mit einer großen, lauten Stimme, wie ein Löwe brüllt. Übrigens kommt hier auch der Löwe vor, der schon in Kapitel 5 erwähnt wurde und dort den Herrn Jesus symbolisiert.
Als er gerufen hatte, redeten die sieben Donner mit ihren eigenen Stimmen. Als die sieben Donner gesprochen hatten, wollte Johannes schreiben, doch er hörte eine Stimme aus dem Himmel, die zu ihm sagte: „Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht auf.“
Der Bote, den Johannes auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, hob seine Hand zum Himmel und schwor bei dem, der in alle Ewigkeit lebt, der den Himmel geschaffen hat, was darin ist, die Erde, das Meer und was darin ist: Es wird keinen weiteren Zeitabschnitt mehr geben; es wird keine Verzögerung mehr geben.
Das heißt, mit den Tagen der Stimme des siebten Boten, wenn er sich anschickt zu posaunen, wird auch das Geheimnis Gottes zu Ende geführt sein, wie er es seinen Knechten, den Propheten, als gute Botschaft sagte.
Die Stimme aus dem Himmel sprach erneut zu Johannes: „Das ist die Stimme des Starken, des Herrn Jesus in Kapitel 1. Gehe hin, nimm das geöffnete Büchlein in der Hand des Boten, der auf dem Meer und auf der Erde steht.“
Johannes ging zu dem Boten und sagte: „Gib mir das Büchlein.“ Der Bote antwortete: „Nimm und iss es auf! Es wird deinen Bauch bitter machen, doch in deinem Mund wird es süß sein wie Honig.“
Johannes nahm das Büchlein aus der Hand des Boten und aß es auf. Es war in seinem Mund süß wie Honig, doch als er es aß, wurde es in seinem Bauch bitter. Der Bote sagte zu ihm: „Du musst wieder weissagen über Völkerscharen, Völker, Sprachen und viele Könige.“
Hier haben wir einen Beweis, dass man das nicht wortwörtlich nehmen kann, denn ein Buch zu essen ist schwierig. Johannes musste die Botschaft aufnehmen. Er nimmt sie auf und muss sie verkündigen.
Das Bild stammt aus Hesekiel 1, 2 und 3. Das Buch Hesekiel beginnt ähnlich wie Offenbarung Kapitel 4. Hesekiel sieht den Thronsaal Gottes, und in Kapitel 2 bekommt er eine Buchrolle, die er essen soll. Dann heißt es zu Hesekiel: „Geh zu dem Volk und warne es! Wenn du es nicht tust, werde ich deine Seele fordern.“
Das Aufessen des Büchleins symbolisiert also das Empfangen der Botschaft. Johannes erhält die Botschaft dieses Büchleins, das nun offen ist, und muss sie verkündigen.
Alles, was bisher gesagt wurde, war nur Vorbereitung und Einleitung. Jetzt wird der Inhalt des Büchleins offenbart. Vergessen wir nicht: Das Büchlein war das Buch, das in Kapitel 5 erwähnt wurde. Der, der würdig ist, das Buch zu öffnen, ist auch würdig, die Welt zu regieren. Ihm gebührt alle Macht, Herrlichkeit und Lob.
Es geht um die Weltregierung, um das Eingreifen Gottes in diese Welt und die Regierung Gottes über diese Welt. Jetzt ist das Büchlein offen, und Johannes muss wieder weissagen.
Interessant sind die sieben Donner. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht? Die sieben Donner wollen etwas sagen, oder sie sagen etwas. In Kapitel 10, Vers 4, heißt es: „Ich hörte eine Stimme aus dem Himmel: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht auf.“
Man denkt: Schade, dass Johannes es nicht aufgeschrieben hat. Was soll damit ausgedrückt werden? Alles hier ist wichtig. Wir haben die sieben Siegel gehört, die geöffnet wurden, und das Ende des siebten Siegels war das Endgericht.
Dann haben wir die sieben Posaunen, die in diesem siebten Siegel enthalten sind. Sie wurden geblasen, und bevor die siebte Posaune geblasen wird, hätten die sieben Donner gesprochen. Doch Johannes darf nicht aufschreiben, was sie gesagt haben.
Bei den Posaunen geht es darum, dass die Gerichte immer härter werden. Es wird von Dritteln gesprochen: Drittel der Menschen werden getroffen. Bei den Siegeln war es ein Viertel. Man könnte denken, die Donner kündigen die Hälfte an, doch Johannes soll es nicht aufschreiben.
Das heißt: Es hat keinen Sinn mehr, es gibt keinen Aufschub mehr. Die sieben Donner hätten die Zeit noch aufschieben können – vielleicht noch einmal warten, dann noch härtere Gerichte, vielleicht tun die Menschen jetzt Buße. Nein, das wird gestrichen. „Versiegle, was die sieben Donner gesagt haben, und schreibe es nicht auf.“
Es wird kein weiterer Zeitabschnitt mehr kommen (Vers 7). Wenn die siebte Posaune bläst, ist es Schluss. Doch was ist mit dem Büchlein? Wird noch etwas verkündet?
Wir sind gespannt, was im Büchlein steht. Wir müssen weiterlesen, denn Johannes hat den Auftrag bekommen, das, was im Büchlein steht, weiterzugeben. Also schauen wir, was im Büchlein steht.
Die Messung des Tempels und die zwei Zeugen
Kapitel 11, Vers 1: Und es wurde mir ein Rohr gegeben, das einem Stab glich. Jemand sagte zu mir: „Steh auf und miss das Tempelheiligtum Gottes und den Altar, und die, die darin anbeten.“
Jetzt wird etwas gemessen: ein Heiligtum Gottes wird vermessen. Dabei müssen wir aufpassen, dass wir das nicht wörtlich nehmen, denn es handelt sich offensichtlich um eine Vision, die hier beschrieben wird. Er soll etwas ausmessen: den Altar und die, die im Tempelheiligtum anbeten. Wörtlich genommen kann das gar nicht sein, denn nur der Hohepriester darf einmal im Jahr in das Tempelheiligtum eintreten. Da wäre nicht viel zu messen.
Aber warum misst man Menschen? Misst man das Heiligtum, den Altar und die Menschen? Was soll hier gemessen werden und warum? Das lässt sich nur verstehen, wenn wir ins Alte Testament zurückgehen. Dort wird an einer Stelle von einem großen, alten Tempel und Heiligtum berichtet, in dem ein Engel mit einer Messlatte eine Messrunde macht. Alles im Tempel wird gemessen und genau angegeben. In Hesekiel 40–48 wird ein vollkommener Tempel beschrieben, der vermessen wird.
Auch im Buch Sacharja, einem weiteren apokalyptischen Buch, wird Jerusalem vermessen – der ganze Staat wird dort gemessen. Dort sagt der Engel: „Miss Jerusalem, wir wollen sehen, wie groß es werden soll.“ Was bedeutet das? Jerusalem wird wieder aufgebaut und schön sein, und das Gericht wird nicht mehr über Jerusalem kommen. Das war die Botschaft in Sacharja.
Wenn hier etwas gemessen wird, dann ist das ein Blick in die Zukunft. Es zeigt, dass diejenigen, die gemessen werden, wichtig sind und verschont bleiben. Es kommt Gericht, aber diese werden verschont. Miss den Altar und die, die darin anbeten, und den Vorhof, der außerhalb des Tempelheiligtums liegt, schließe aus und miss ihn nicht. Der Vorhof wird nicht vermessen, denn er wird den Heidenvölkern gegeben. Die Heidenvölker werden kommen und den Tempelvorhof zertreten. Die heilige Stadt werden sie 42 Monate lang zertreten.
In dieser Vision sieht Johannes, wie die Stadt und der Tempel zertreten werden, aber nur die Gläubigen im inneren Teil des Tempels bleiben verschont. Das ist das Bild. Zu der Aussage „42 Monate“ kommen wir später noch. Diese Zeitangabe erscheint fünfmal in unterschiedlichen Formen – in Monaten, Jahren oder Tagen.
Vers 3: „Und ich werde meinen zwei Zeugen geben, und sie werden eintausendzweihundertsechzig Tage weissagen.“ Hier haben wir wieder diese Zeitangabe von 1.260 Tagen, das entspricht 42 Monaten. Nun erhält Johannes eine neue Vision. Denken wir daran: Das Büchlein wurde geöffnet und Johannes hat es gegessen. Jetzt gibt er die Botschaft weiter. Das muss sehr wichtig sein, denn es ist der Inhalt des Büchleins. Es kann kein kleines Detail sein, sondern eine entscheidende Botschaft.
Was ist diese Botschaft? Zuvor wurde gesagt, dass die Menschen nicht bereuen, was sie tun. Gerichte allein bringen die Menschen nicht zur Buße. Was könnte die Menschen zur Buße bringen? In Kapitel 11 heißt es: „Ich werde meinen zwei Zeugen geben, und sie werden eintausendzweihundertsechzig Tage weissagen, mit Sacktuch bekleidet.“ Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Gott der Erde stehen.
Wenn jemand ihnen Schaden zufügen will, geht Feuer aus ihrem Mund hervor und verzehrt ihre Feinde. Wer ihnen Schaden zufügt, muss auf diese Weise getötet werden. Sie haben Vollmacht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen fällt in den Tagen ihres Weissagens. Sie haben Vollmacht, die Gewässer in Blut zu verwandeln und die Erde mit jeder Plage zu schlagen, so oft sie wollen.
Wenn sie mit ihrem Zeugnis fertig sind, wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen Krieg führen, sie überwinden und töten. Ihre Leichname liegen auf der Straße der großen Stadt, die geistlich Sodom und Ägypten heißt, wo auch unser Herr gekreuzigt wurde. Menschen aus Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen sehen ihre Leichname drei Tage und einen halben Tag lang und lassen sie nicht begraben.
Die Bewohner der Erde freuen sich über sie, feiern fröhlich und schicken sich gegenseitig Geschenke, weil diese zwei Propheten sie gequält haben. Nach den drei Tagen und einem halben Tag haucht Gott den Geist des Lebens in sie, und sie stehen auf ihre Füße. Große Furcht fällt auf die, die sie sehen. Eine laute Stimme aus dem Himmel ruft: „Steigt hierher!“ Sie steigen in den Himmel auf, und ihre Feinde sehen es.
In jener Stunde geschieht ein großes Beben. Ein Zehntel der Stadt fällt, und 7.000 Menschen werden durch das Beben getötet. Die übrigen geraten in Furcht und geben dem Gott des Himmels Ehre.
Viele haben bereits über diese Passage gesprochen, und wir wollen auch etwas dazu sagen. Denken wir an das Thema: Warum tun die Menschen nicht Buße? Gerichte allein bewirken keine Buße, und selbst diese schrecklichen Gerichte bewirken keine Umkehr. Was könnte die Menschen zur Buße bringen?
Hier ist die Rede von zwei Zeugen. Sie werden als die zwei Ölbäume bezeichnet – ein Bild aus Sacharja. Dort waren zwei Führer des Volkes: Josua, der Hohepriester, und Serubbabel, der Fürst der aus Babylon zurückgekehrten Juden. Diese waren die zwei Ölbäume und zwei Leuchter. Das Bild stammt von einem Leuchter, der leuchtet und ständig mit Öl gespeist wird. Das bedeutet, er ist ständig mit Strom versorgt, mit einem Ölstrom.
Sie stehen vor dem Gott der Erde. Diese zwei Zeugen müssen wir alttestamentlich verstehen, denn aus zweier oder dreier Zeugen Mund soll jede Sache bestehen. Mindestens zwei Zeugen sind notwendig. Sie haben offensichtlich den Heiligen Geist, denn das Öl, das da fließt, symbolisiert den Heiligen Geist, wie wir aus Sacharja lernen. Es geschieht nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch den Geist Gottes.
Diese zwei Zeugen sind treu bis zum Tod, ähnlich wie der Herr Jesus. Sie leuchten, sind zuverlässig und Propheten. Der Herr bestätigt sie durch Wunder. Sie leben in der großen Stadt, in der ihr Herr gekreuzigt wurde. Sie sterben wie ihr Herr, und man will sie begraben. Doch die Menschen sagen: „Nein, wir wollen sie nicht begraben.“ Sie haben so viel von der Auferstehung des Herrn Jesus gepredigt, dass sie diese Pleite nicht noch einmal erleben wollen. Denn Jesus war drei Tage im Grab und dann verschwunden. Diese zwei sind ähnlich wie Jesus.
Damals hat man nicht gut aufgepasst. Doch diese beiden werden nicht begraben – mindestens dreieinhalb Tage bleiben sie liegen. Sie sind ihrem Herrn so ähnlich. Wie Jesus getötet wurde und auferstand, so stehen auch sie auf. Wie Jesus in den Himmel aufgefahren ist, so steigen auch sie in den Himmel auf.
Man merkt, dass das Bild hier dem ähnelt, das wir schon in Kapitel 7 hatten. Dort ging es um das Lamm und die 144.000, die dem Lamm nachfolgen. Diese 144.000 waren Märtyrer, die ihr Leben wie das Lamm hingegeben haben. Das Lamm war geschlachtet worden, und die 144.000 waren ebenfalls geschlachtet worden. Sie kommen aus der großen Drangsal.
Hier wird ein ähnliches Bild verwendet wie im Einschub in Kapitel 7. Auch in Kapitel 11 geht es um die Verzögerung des Gerichts Gottes. Zwischen dem sechsten und siebten Siegel wurde das Gericht verzögert, und das wurde erklärt. Warum? Weil es aufgehalten wurde.
Jetzt, zwischen der sechsten und siebten Posaune, wird das Gericht erneut verzögert. Hier sind zwei Zeugen, die einen treuen Zeugendienst bis zum Tod ausüben. Das ist eine Vision. Wir sollten nicht versuchen, die Zeugen zu identifizieren, sondern verstehen, was sie darstellen.
Warum sind es zwei Zeugen? Weil es immer mindestens zwei Zeugen geben muss. Sie sind Leuchter, weil sie das Licht des Evangeliums leuchten lassen. Sie sind Ölbäume, weil der Heilige Geist in ihnen wohnt und sie in der Kraft dieses Geistes Zeugnis geben.
Es wird gesagt, dass denen, die ihnen Schaden zufügen wollen, das nicht gelingt. Satan hätte sie längst vernichtet, doch es gelingt ihm nicht. Das Volk Gottes, die Gemeinde Jesu, wird nicht überwältigt. Die Pforten des Totenreichs können sie nicht überwältigen.
Aus ihrem Mund geht Feuer hervor. Das ist interessant. Diese Zeugen sind ähnlich wie Jesus, aber aus ihrem Mund kommt Feuer. Was ist das Feuer? Um das zu verstehen, müssen wir ins Alte Testament schauen, zum Beispiel Jeremia 5, Vers 14: „Darum spricht der Herr, der Gott Zebaoth: Weil ihr solche Rede treibt, siehe, so will ich meine Worte in deinen Mund zu Feuer machen, und dieses Volk zu Holz, und es soll sie verzehren.“
Auch damals gab es Propheten, deren Worte wie Feuer waren. Das Feuer symbolisiert eine Botschaft vom kommenden Gericht. Die Botschaft lautet: Ihr werdet verzehrt werden, wenn ihr nicht Buße tut. Es ist eine Gerichtsbotschaft, eine Bußpredigt, die vor dem kommenden Feuergericht Gottes warnt.
Hier haben wir zwei Propheten in der Offenbarung, die in Sacktuch gekleidet sind. Wer war in Sacktuch gekleidet? Elija, Johannes der Täufer und alle Bußpropheten. Ihre Botschaft war Buße – tut Buße!
Wie Mose damals von Gott durch Zeichen und Wunder bestätigt wurde und seine Botschaft von Plagen begleitet war, damit der Pharao Buße tut, so ist auch die Botschaft dieser zwei Zeugen von Zeichen und Plagen begleitet, damit die Menschen Buße tun.
Es geht immer noch um die Frage: Gibt es ein Mittel, damit Menschen Buße tun? Gott hat ein Mittel: seine Zeugen, die er mit dem Heiligen Geist ausstattet und zu denen er sich stellt. Aus ihrem Mund kommt die Botschaft, die Bußbotschaft, die vor Gericht warnt.
Vers 7: „Und wenn sie mit ihrem Zeugnis fertig sind, wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen Krieg führen, sie überwinden und töten.“ Gott hat also noch ein Zeugnis auf der Erde. Doch dieses Zeugnis wird eines Tages vom Tier aus dem Abgrund gestoppt.
Wenn wir Kapitel 13 vorwegnehmen würden, wäre uns klar, wer das Tier ist und wer diese zwei Zeugen sind. Dort wird erklärt, dass das Tier die Weltmacht ist. Ich will hier nicht vorgreifen, aber in Kapitel 13 erscheint ein Tier, das 42 Monate lang wirken darf. In dieser Zeit bringt es die Heiligen um.
Wer sind die Heiligen? Das sind die, die das Zeugnis Jesu Christi haben und die Gebote Gottes halten. Nun wissen wir, wer die Zeugen sind: Sie haben das Zeugnis Jesu Christi und halten Gottes Gebote. Sie verkündigen das Evangelium und sind dem Lamm ähnlich. Sie sind bereit, wie das Lamm zu sterben, und ihre Geschichte und Zukunft sind mit dem Lamm verbunden.
Es sind zwei Zeugen – das Bild ist symbolisch. Zwei bedeutet etwas, genauso wie 144.000 oder eine unzählbare Schar etwas bedeuten. Diese Hinweise stammen immer wieder aus dem Alten Testament.
Die Botschaft hier ist eindeutig: Gott hat seine Zeugen, die bis zum Tod treu sind. Er bestätigt sie und sie können nicht überwältigt werden – bis zum Schluss nicht. Die Gemeinde Jesu wird nicht überwältigt. Sie sind dem Herrn Jesus ähnlich und folgen dem Lamm bis zum Tod.
Wozu dient dieser Einsatz bis zum Tod? Um Menschen zur Buße zu bringen. Was ist das Ergebnis? Große Furcht fällt auf die Menschen. Hier steht nicht, dass die Menschen Buße tun. Aber sie bekommen große Furcht. Dann geschieht ein schreckliches Erdbeben in der Stadt: Ein Zehntel der Stadt fällt, 7.000 Menschen sterben.
Die übrigen geraten in Ehrfurcht und geben dem Gott des Himmels Ehre. Gibt es noch eine Möglichkeit, dass Menschen Gott die Ehre geben? Ja, es gibt eine Botschaft, die verkündet wird. In Kapitel 14 fährt ein Engel durch die Luft und ruft: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! Betet den an, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und die Wasserquellen!“
Diese Botschaft ist das ewige Evangelium, das allen auf der Erde verkündet wird – jedem Volk, Stamm, jeder Sprache und Nation. Mit großer lauter Stimme sagt der Engel: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen. Betet den an, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und die Wasserquellen.“
Gott hat also diese kleine Schar von Zeugen – ein Minimum, denn zwei sind es – ausgewählt. Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen. Diese zwei Zeugen sind eine kleine Gruppe Gläubiger, aber wenn sie ihr Zeugnis ablegen, stärkt Gott sie. Er bestätigt ihre Botschaft und ihren Märtyrertod. Er stellt sich zu ihnen.
Gerade diese Hingabe ihres Lebens und die Bereitschaft, für Christus zu sterben, bringt einige Menschen zur Ehrfurcht. Sie hören auf die Stimme des Evangeliums, fürchten Gott und geben ihm die Ehre.
Es gibt also noch eine Möglichkeit, Menschen zur Buße zu bringen. Denken wir an die Christen, an die dieses Buch geschrieben ist. Sie leben mitten im römischen Reich, das Tier herrscht und wütet, und die Gläubigen werden verfolgt. Da könnte man verzweifeln: Wie kann man Menschen zur Buße bringen?
Gott schickt Gerichte, aber Gerichte allein bewirken keine Buße. Es braucht Gerichte, das stimmt, aber es braucht auch die Stimme der Zeugen. Sie müssen ihre Stimme erheben und bereit sein, bis zum Tod Zeugnis abzulegen.
In der Offenbarung gibt es nur zwei Gruppen: Märtyrer oder Verlorene. Entweder stirbt man hier oder man geht ewig verloren dort. Es gibt nur dieses Schwarz-Weiß. Damit wird die Brisanz und Ernsthaftigkeit dieser Botschaft deutlich.
Wir müssen hier schließen.
